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Vorlage-Sammeldokument

                                    
                                        Die Oberbürgermeisterin

Vorlage
Federführende Dienststelle:
FB 61 - Fachbereich Stadtentwicklung, -planung und
Mobilitätsinfrastruktur
Beteiligte Dienststelle/n:

Vorlage-Nr:

FB 61/0163/WP18

Status:

öffentlich

Datum:
Verfasser/in:

18.05.2021
Dez. III / FB 61/300

"Deklaration Verkehrssicherheit" - Ergebnis der 1. Aachener
Verkehrssicherheitskonferenz und Selbstverpflichtung der Stadt
Aachen
Ziele:
Beratungsfolge:
Datum
17.06.2021

Gremium
Mobilitätsausschuss

Zuständigkeit
Kenntnisnahme

Beschlussvorschlag:
Der Mobilitätsausschuss nimmt die "Deklaration Verkehrssicherheit" zur Kenntnis. Er unterstützt die in
der Deklaration festgehaltenen Inhalte.

Vorlage FB 61/0163/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 21.05.2021

Seite: 1/6

Finanzielle Auswirkungen
JA

NEIN
x

Investive

Ansatz

Auswirkungen

20xx

Fortgeschrieb
ener Ansatz
20xx

Fortgeschrieb

Ansatz

ener Ansatz

20xx ff.

20xx ff.

Gesamtbedarf (alt)

Gesamtbedarf
(neu)

Einzahlungen

0

0

0

0

0

0

Auszahlungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

+ Verbesserung /

0

0

Deckung ist gegeben/ keine

Deckung ist gegeben/ keine

ausreichende Deckung

ausreichende Deckung

vorhanden

vorhanden

- Verschlechterung

konsumtive

Ansatz

Auswirkungen

20xx

Ertrag

Fortgeschrieb
ener Ansatz
20xx

Fortgeschrieb

Ansatz

ener Ansatz

20xx ff.

20xx ff.

Folge-

Folgekosten (alt)

kosten
(neu)

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

Abschreibungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

Personal-/
Sachaufwand

+ Verbesserung /
- Verschlechterung

0

0

Deckung ist gegeben/ keine

Deckung ist gegeben/ keine

ausreichende Deckung

ausreichende Deckung

vorhanden

vorhanden

Weitere Erläuterungen (bei Bedarf):

Vorlage FB 61/0163/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 21.05.2021

Seite: 2/6

Klimarelevanz
Bedeutung der Maßnahme für den Klimaschutz/Bedeutung der Maßnahme für die
Klimafolgenanpassung (in den freien Feldern ankreuzen)
Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

groß

nicht ermittelbar

x
Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:
gering

mittel

x

Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

x
Größenordnung der Effekte
Wenn quantitative Auswirkungen ermittelbar sind, sind die Felder entsprechend anzukreuzen.
Die CO2-Einsparung durch die Maßnahme ist (bei positiven Maßnahmen):
gering
mittel
groß

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)
80 t bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)
mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels)

Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Maßnahme ist (bei negativen Maßnahmen):
gering
mittel
groß

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)
80 bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)
mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels)

Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:
vollständig
überwiegend (50% - 99%)
teilweise (1% - 49 %)

Vorlage FB 61/0163/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 21.05.2021

Seite: 3/6

x

nicht
nicht bekannt

Vorlage FB 61/0163/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 21.05.2021

Seite: 4/6

Erläuterungen:
Hintergrund
Der Aktionsplan Verkehrssicherheit der Stadt Aachen basiert auf den drei gleichbedeutenden Säulen
Organisation/Struktur, Infrastruktur und Öffentlichkeitsarbeit. Es werden sowohl die Verbesserung der
objektiven, tatsächlichen Verkehrssicherheit als auch des subjektiven Sicherheitsempfindens
angestrebt.
Die Stadt Aachen hatte sich mit dem Start des Aktionsplans unter Federführung des FB 61/300 Ende
2019 um die Teilnahme an der Verkehrssicherheitskampagne "Liebe braucht Abstand" des Landes
beworben. Als eine von insgesamt sechs Kommunen erhielt sie den Zuschlag für 2020.
Mit der Kampagne „Liebe braucht Abstand" unterstützt das Land NRW seit 2019 interessierte und
engagierte Kommunen in ihrer Verkehrssicherheitsarbeit. Die Mitgliedschaft in der
"Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte, Gemeinden und Kreise in NordrheinWestfalen" (AGFS NRW) ist Voraussetzung für eine Teilnahme.
Aachen wurde in Folge dessen bei der Umsetzung der drei Kampagnenmodule
"Verkehrssicherheitskonferenz", "Medienoffensive" und "Aktionen vor Ort" in der
Verkehrssicherheitsarbeit durch externes Know-How und personelle Ressourcen seitens der Agentur
P3/Ingenieurgesellschaft Stolz und des Zukunftsnetz Mobilität NRW unterstützt. Darüber hinaus
wurden Aktionsmaterialien im Design der Kampagne zur Ausgabe an die Bürger*innen zur Verfügung
gestellt.
Das vorliegende Dokument ist das zusammengefasste und verdichtete Ergebnis des 1. Moduls, der
"1. Aachener Verkehrssicherheitskonferenz". Sie fand am 10. März 2020 von 17-20 Uhr im GeneraliSaal des SuperC der RWTH Aachen statt. Pandemiebedingt haben sich Erstellung und Abstimmung
der Deklaration verzögert.
An der Konferenz nahmen 45 Vertreter*innen aus den Bereichen Bürgerschaft, Einzelhandel,
Interessenverbände, Kammern, Fahrschulen, Bildung, Verkehrsdienstleistung (ASEAG), Güterlogistik,
Politik, Polizei und Verwaltung teil.
Ziel der Konferenz war es, gemeinsam mit den Teilnehmenden und unter Berücksichtigung ihrer
individuellen Perspektive Anforderungen und Ziele der Verkehrssicherheitsarbeit in Aachen zu
ermitteln und sie in einer „Deklaration Verkehrssicherheit der Stadt Aachen“ zusammenzuführen.
Das Dokument leistet einen wichtigen fachlichen und kommunikativen Beitrag zur zukünftigen
strategischen Vorgehensweise im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit der Stadt Aachen. Mit seiner
Erarbeitung wurde ein Netzwerk gebildet, das Verantwortliche aus den verschiedenen Bereichen, die
beruflich und/oder ehrenamtlich motiviert mit Mobilität in Aachen befasst sind, zusammen bringt. Sie
multiplizieren Verkehrssicherheitsarbeit und machen sie erfolgreich.
Der Leitsatz
"Das zukünftige Verkehrsverhalten der Aachener*innen ist rücksichtsvoll und geprägt von einer
aufmerksamen Gelassenheit."
wurde für das perspektivische Zukunftsbild zur Verkehrssicherheit in Aachen erarbeitet und
gemeinsam formuliert.
Hierzu gilt es, die erforderlichen Grundlagen zu schaffen, indem regelkonformes Verhalten,
wohlwollendes Verständnis füreinander, Offenheit in der Kommunikation und Gleichberechtigung der
Verkehrsteilnehmenden selbstverständliche Grundsätze werden.
Vorlage FB 61/0163/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 21.05.2021

Seite: 5/6

Folgende Leitwerte wurden hierzu als zielführend ermittelt: Rücksichtnahme, Respekt, Regelkunde,
Empathie/Verständnis, vorausschauendes und verantwortungsvolles Fahren und Bewegen,
Eindeutigkeit/Kommunikation/Geste und Gemeinschaft.
Weiteres Vorgehen
Anknüpfend an die Konferenz und aufbauend auf die gemeinsame Vereinbarung strebt Aachen an, in
Ergänzung zu infrastrukturellen Maßnahmen gemeinsam mit dem Netzwerk themenspezifische
öffentlichkeitswirksame Aktionen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit zu planen und umzusetzen.
Die Perspektivwechsel-Fahrt am 22.09.2020 von Stadtbaurätin Frauke Burgdorff gemeinsam mit Ralf
Dovermann (Fahrschule Dovermann) auf dem Fahrrad fahrend bzw. einen 40 t-Lkw führend war die
erste dieser angestrebten öffentlichkeitswirksamen und Bewusstsein schaffenden Aktionen. Weitere
sollen folgen.

Anlage/n:
Anlage 1: Dokumentation 1. Aachener Verkehrssicherheitskonferenz mit Deklaration
Verkehrssicherheit der Stadt Aachen

Vorlage FB 61/0163/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 21.05.2021

Seite: 6/6

1. Aachener Verkehrssicherheitskonferenz
10.03.2020

Seite 1

Juni 2020

1. Anlass
„Liebe braucht Abstand“ ist Slogan und Programm der gleichnamigen Verkehrssicherheitskampagne
des Landes NRW. Mit ihr unterstützt das Land NRW interessierte und engagierte Kommunen in ihrer
Verkehrssicherheitsarbeit.
Unzureichendes Abstandsverhalten im Verkehr ist nicht nur eine viel zitierte Quelle zunehmender
Aggressivität, sondern auch relevant im Unfallgeschehen. Eine Verkehrsuntersuchung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt, dass mangelnder Abstand innerorts
eine der führenden Unfallursachen ist. Dies hat nicht nur großen Einfluss auf das Verkehrsklima einer
Stadt, sondern stellt auch einen wichtigen Ansatzpunkt zur Vermeidung von Unfällen dar.
Diese Erkenntnis und weitere lokalspezifische Gründe waren auch Anlass für die Stadt Aachen, sich
um die Verkehrssicherheitskampagne „Liebe braucht Abstand“ zu bewerben bzw. sich zu beteiligen.
Initiator*innen sowie Inhalte, Ablauf und Arbeitsweise der Kampagne werden im Folgenden erläutert.

2. Die Verkehrssicherheitskonferenz - Ablauf und Arbeitsweise
Die 1. Aachener Verkehrssicherheitskonferenz fand am 10. März 2020 von 17-20 Uhr im GeneraliSaal des SuperC der RWTH Aachen statt. Teilgenommen haben 45 Vertreter*innen aus den Bereichen
Bürgerschaft, Einzelhandel, Interessenverbände, Kammern, Fahrschulen, Bildung, Verkehrsdienstleistung, Güterlogistik, Politik, Polizei und Verwaltung.
Die Begrüßung seitens der Stadt Aachen erfolgte durch Stadtbaurätin Frauke Burgdorff.
Vertreter*innen der Agentur P3 führten in die Verkehrssicherheitskonferenz ein und moderierten im
Anschluss die Arbeitsgruppen. Sie wurden unterstützt durch das Zukunftsnetz Mobilität NRW und die
Ingenieurgesellschaft Stolz (IGS).
Ziel der Konferenz war es, gemeinsam mit den Teilnehmenden Bausteine für die Verkehrssicherheitsarbeit in Aachen zu ermitteln und sie am Ende in einer Vereinbarung zusammenzuführen.
Im Laufe der Veranstaltung sollten die Anwesenden aus ihren unterschiedlichen Perspektiven auf
Mobilität wichtige Eckpfeiler für eine sichere Teilnahme am Verkehr in Aachen benennen. Sie sollten
Aachen-spezifische Grundsätze, Leitwerte, Parameter und zentrale Verhaltensregeln beinhalten.
Wie in allen an der Kampagne teilnehmenden Kommunen werden die Ergebnisse der Verkehrssicherheitskonferenz dem jeweils zuständigen Ausschuss mit Bitte um Bestätigung vorgelegt und sollen so auch über die Laufzeit der Kampagne hinaus verbindliche Grundlage für die Verkehrssicherheitsarbeit sowie die allgemeine Verkehrsplanung der Kommune bleiben. Das in Aachen zuständigen
Gremium ist der Mobilitätsausschuss.

Seite 2

Juni 2020

3. Generelle Anmerkungen zur Verkehrssicherheit in Aachen
In der Stadt Aachen ereigneten sich im Jahr 2019 insgesamt 1.210 Unfälle. Das sind zwar 79 Unfälle
(6,1%) weniger als im Jahr 2018 (2018: 1.289 Unfälle), aber immer noch zu viele zum Erreichen der
selbstgesteckten Vision Zero.
Der ADFC Fahrradklima-Test ist ein Indikator dafür, wie die Bevölkerung Qualität und Rahmenbedingungen für das Radfahren in der eigenen Stadt einschätzt. Hier wurde die Situation in Aachen im Jahr
2018, zum Zeitpunkt der Bewerbung, mit der Schulnote 4,3 bewertet. In diese Bewertung fließt auch
das subjektive Sicherheitsempfinden ein.
Vor diesem Hintergrund strebt die Stadt Aachen eine deutliche Verbesserung der objektiven Verkehrssicherheit und des subjektiven Sicherheitsempfindens an. Es wurden bereits eine Reihe wichtiger Aktivitäten erfolgreich eingeleitet, wie z.B.
•

Ratsbeschluss, einen Aktionsplan für mehr Verkehrssicherheit aufzustellen,

•

Einrichtung einer neuen Personalstelle zur "Umsetzung des Aktionsplans Verkehrssicherheit",
die seit 08/2018 besetzt ist,

•

Aktionen im öffentlichen Raum zum Abstandsverhalten,

•

Ausrüstung von 800 städtischen Fahrzeugen, ASEAG-Bussen und Leihrädern mit Aufklebern zur
Sensibilisierung für das Thema "Abstand",

• Ausbildung von zwei Straßen-Sicherheitsauditor*innen.
Die Durchführung der Kampagne „Liebe braucht Abstand“ ergänzt das Engagement der Stadt Aachen
daher hervorragend.

4. Ergebnisse der Verkehrssicherheitskonferenz
Im Rahmen der Konferenz wurden von den Teilnehmenden in den Arbeitsgruppen Fußverkehr, Radverkehr und motorisierter Verkehr (Kfz/Lkw/ÖPNV) verschiedene Konfliktpunkte konkret benannt.
Konfliktpunkte aus Sicht Zu-Fuß-Gehender
... mit anderen Zu-Fuß-Gehenden
•

mangelhafte Rücksichtnahme untereinander,

•

Nutzung und Ablenkung durch Mobiltelefone und Kopfhörer,

•

Menschentrauben, die den Bewegungsraum einengen.

... mit Radfahrenden
•

regelwidrige Nutzung von Gehwegen,

•

unangemessener Überholabstand,

•

plötzliche Änderungen in der Bewegung, z.B. abruptes Stehenbleiben,

•

unangepasste Fahrgeschwindigkeit,

Seite 3

Juni 2020

•

mangelnde Vor-Sicht bzw. die fehlende Berücksichtigung der Raumansprüche Zu-FußGehender,

•

Parken auf Gehwegen zu Lasten des Bewegungsfreiraums des Fußverkehrs,

•

fehlende Wahrnehmung/Akzeptanz des Fußverkehrs als eigenständige und gleichberechtigte
Verkehrsart.

... mit motorisierten Verkehrsteilnehmenden (Kfz-/Lkw-/Bus-Führende)
•

zugestaute Kreuzungen,

•

Missachtung des punktuellen Vorrangs Zu-Fuß-Gehender,

•

fehlendes Blinken beim Abbiegevorgang,

•

der Situation nicht angepasste Geschwindigkeit,

•

auf Gehwegen regelwidrig haltender/parkender Pkw- und Lieferverkehr,

•

auf Fußgängerüberwegen haltende Busse.

Konfliktpunkte aus Sicht Radfahrender
... mit Zu-Fuß-Gehenden
•

mangelhafte Beachtung durch Zu-Fuß-Gehende,

•

mangelhafte partnerschaftliche Akzeptanz in für den Radverkehr frei gegebenen Fußgängerzonen,

... mit anderen Radfahrenden
•

Geisterradelnde (unerwartetes Kreuzen),

•

fehlende Beleuchtung der Fahrräder (mangelhafte Sichtbarkeit).

... mit motorisierten Verkehrsteilnehmenden (Kfz-/Lkw-/Bus-Führende)
•

mangelhaftes Abstandsverhalten bei Überholvorgängen,

•

Abdrängen auf schmalen Straßen,

•

fehlende Rücksichtnahme beim Abbiegen,

•

als zu hoch empfundenes Kfz-Geschwindigkeitsniveau des motorisierten Verkehrs,

•

plötzliches Öffnen von Türen des ruhenden Verkehrs (Dooring).

... an ÖPNV-Haltestellenbereichen,
•

streckenweise als unzureichend empfundene Trennung zwischen den Fahrflächen des motorisierten und des Radverkehrs,

•

zugeparkte Radverkehrsanlagen,

• Ausparken aus Schrägparkplätzen
Insgesamt wünschen sich Radfahrende von den anderen Verkehrsteilnehmergruppen ein vorausschauendes und fehlertoleranteres Verhalten im Begegnungsfall.
Konfliktpunkte aus Sicht der motorisierten Verkehrsteilnehmenden (Kfz-/Lkw-/Bus-Führende)
... mit Radfahrenden

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Juni 2020

•

Fahren im Mischverkehr aufgrund unattraktiver oder mangelhafter oder nicht vorhandener
Radverkehrsanlagen,

•

Beeinträchtigung des ÖPNV durch Freigabe des Radverkehrs auf Bussonderfahrstreifen,

•

unzureichende Sichtbarkeit von Radfahrenden aufgrund fehlender oder mangelhafter Beleuchtung,

•

mangelhafte Wahrnehmbarkeit bei Rechtsabbiegevorgängen von Großfahrzeugen/Lkw.

... mit anderen motorisierten Verkehrsteilnehmenden (Kfz-/Lkw-/Bus-Führende)
•

mangelhafte Rücksichtnahme,

•

zu dichtes Auffahren,

•

Einfahren in Kreuzungen unter Inkaufnahme des Risikos, andere Verkehrsteilnehmende zu
blockieren,

•

überhöhte Geschwindigkeit und zugestellte Flächen des fließenden Verkehrs,

•

Behinderung bei der Wieder-Ausfahrt des ÖPNV aus Haltestellen,

•

Parken in Haltestellenbereichen.

... mit allen Verkehrsteilnehmenden
•

Regelmissachtung,

•

mangelhafte Berücksichtigung der Flächenbedürfnisse der Logistikbranche im Zuge von Straßenraumneuaufteilungen. Dies erschwert die notwendige verkehrssichere innerstädtische Logistik und belastet das Verhältnis und die Wahrnehmung der Logistikbranche im Kontext zu
den übrigen Verkehrsteilnehmenden.

•

mangelhafte Berücksichtigung der Belange Bus-Führender in Haltestellenbereichen des ÖPNV.
Hier überlagern sich besonders konzentriert die unterschiedlichen Belange der Verkehrsarten
(Fuß-, Rad-, Kfz- und öffentlicher Verkehr).

... grundsätzlich befinden sich motorisierte Verkehrsteilnehmende oft selbstgewählt oder aufgrund
der Rahmenbedingungen in sehr komplexen Situationen durch die
•

umfangreiche im Kfz zu bedienende Technik,

•

mitunter vielfältigen Verhaltensabläufe,

•

Interaktion mit anderen Verkehrsteilnehmenden,

•

als überfrachtet wahrgenommene Ausstattung der Straßen mit StVO-Beschilderung, Hinweiszeichen und Wegweisern,

•

Ablenkung durch Multimedia-Systeme.

5. Aachener Deklaration zur Verkehrssicherheit
In den im Rahmen der Konferenz gebildeten Arbeitsgruppen und dem abschließenden Plenum wurden die Inhalte der nachfolgenden Deklaration erarbeitet.

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5.1 Vision eines „idealen“ Miteinanders
Das zukünftige Verkehrsverhalten der Aachener*innen ist rücksichtsvoll und geprägt von einer aufmerksamen Gelassenheit.
•

Aufmerksamkeit steht für Konzentration auf die Verkehrsabläufe, die Beachtung der Regeln
sowie die Kommunikation, sich z.B. über Blinken oder Gesten mitzuteilen.

•

Unter Gelassenheit verstehen die Aachener*innen, sich situativ in andere Verkehrsteilnehmende zu versetzen, sich verständnisvoll und präventiv zu verhalten und fehlertolerant zu
sein.

5.2 Grundsätze
Die Vision wird Realität durch das aktive Leben der Grundhaltungen
•

regelkonformes Verhalten
Vermittlung, Kenntnis und eigenverantwortliche Aneignung der StVO-Regeln und ihrer Neuerungen sind Grundlegend wichtig für eine sichere Mobilität. Dies schließt auch die Kenntnis
von und die Offenheit für neue Infrastrukturelemente, wie z.B. Protected Bike Lanes, Buffered
Lanes, Fahrradstraßen/-zonen, ein.

•

offene und aktive Kommunikation
Das eigene Verkehrsverhalten klar zu kommunizieren ist Bestandteil einer verantwortungsvollen Teilnahme am Verkehr. Beispielsweise das frühzeitige Anzeigen von Richtungswechseln
durch Blinken oder Handbewegungen ermöglicht ein vorausschauendes Fahren/Sich-Bewegen
aller am Verkehr Teilnehmenden und fördert das sichere Miteinander.

•

praktizierte Gleichberechtigung
Nur die gegenseitige Anerkennung und Wertschätzung aller am Verkehr Teilnehmenden ermöglicht ein respektvolles Miteinander.

5.3 Leitwerte
"Werte" oder "Wertvorstellungen" sind allgemein als erstrebenswert, für gut befundene, spezifische
Wesensmerkmale einer Person, einer Gemeinschaft oder eines Projektes.
Für die zukünftige Verkehrssicherheit in Aachen gilt folgende Werte-Hierarchie:
1. aufmerksame Gelassenheit,
2. Rücksichtnahme,
3. Respekt,
4. regelkonformes Verhalten,
5. Empathie/Verständnis,

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6. vorausschauendes und verantwortungsbewusstes Fahren und Sich-Bewegen,
7. Eindeutigkeit/Kommunikation/Geste,
8. Gemeinschaft und Gleichberechtigung.
Diese Leitwerte bilden die Eckpunkte für die im Rahmen der 1. Aachener Verkehrssicherheitskonferenz als erstrebenswert definierten Mobilitätskultur. Gleichzeitig geben sie die Themen für die zukünftige kommunikative Ausrichtung der Verkehrssicherheitsarbeit in Aachen.
5.4 AChtsam unterwegs
Als erste konkrete Ansatzpunkte für eine respektvolle, gleichberechtigte und partnerschaftliche Mobilität in Aachen wurden insbesondere die folgenden Ansatzpunkte definiert:
•

Verbindliche Regelkunde - Kenntnis und Einhaltung der Regeln der StVO.

•

Verhalten - Klare und eindeutige Verhaltensweisen.

•

Abstand - Die Einhaltung von Abstand
o zwischen motorisiertem (Kfz-/Lkw-/Bus-) und Radverkehr ≥ 1,50 m.
o zwischen Zu-Fuß-Gehenden und Radfahrenden in Abhängigkeit von der Art der Verkehrsanlage, des Verkehrsraums und der Fahrgeschwindigkeit des Radverkehrs.

•

Sicht – Sicherstellung intakter Sichtbeziehungen an Knotenpunkten/(privaten) Zufahrten, Fußgängerüberwegen, Querungsstellen.
Geschwindigkeit – Situativ angepasste Fahrgeschwindigkeit in der Interaktion mit anderen
(schutzbedürftigen) Verkehrsteilnehmenden.

•

6. Aachen - Projektstadt "Liebe braucht Abstand"
Im Einklang mit allen anderen „Liebe braucht Abstand“-Projektstädten wurde auch in Aachen von
den Konferenzteilnehmenden auf gravierende Wissens- und daraus resultierende Verhaltensdefizite
durch alle Gruppen Verkehrsteilnehmender hingewiesen. Diese betreffen die einschlägigen Regeln
der StVO, z.B.
•

Interaktion zwischen motorisiertem (Kfz/Lkw) und Busverkehr (Ausfahrt Haltestelle),

•

Abstandsverhalten zwischen motorisiertem (Kfz/Lkw/Bus) und Radverkehr),

•

Abstandsverhalten zwischen Rad- und Fußverkehr,

•

regelwidriges Halten/Parken auf Flächen des Fuß- und Radverkehrs,

• Vorrang des Fußverkehrs an Fußgängerüberwegen.
Es wird vermutet, dass dies seine Ursachen hat
•

in einem Informationsdefizit, da Aktualisierungen der Straßenverkehrsordnung (StVO) nicht
vermittelt bzw. mit Abschluss der Führerscheinprüfung nicht mehr aktualisiert werden.

•

in einem Konkurrenzverhalten zwischen den Gruppen Verkehrsteilnehmender, indem die unterschiedlichen Verkehrsarten Raum für die eigene Mobilität und ihre Bedürfnisse einfordern.

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•

in allgemein zu beobachtender, gesamtgesellschaftlich abnehmender Sensibilität und dem
fehlenden Blick für andere, weshalb diese Aspekte im wahrsten Sinne des Wortes „auf der
Strecke“ bleiben.

7. Fazit
Die Summe der o.g. Themen führte im Rahmen der Konferenz zur Aussage eines Teilnehmers: „Bei
der Enge des Verkehrsraums kann es keiner mehr richtig machen“.
Es herrschte Einvernehmen, dass aufgrund der infrastrukturellen Situation in Aachen eine entspannte Grundhaltung für ein partnerschaftliches sowie verantwortungsvolles Miteinander grundlegend
wichtig ist. Hierzu sind ein aufmerksames, vorausschauendes Denken und (Re)Agieren im Straßenverkehr erforderlich. Die Teilnehmenden haben beide Verhaltenskomponenten auf die einprägsame
Formel „Aufmerksame Gelassenheit“ gebracht.

8. Ausblick
Mit den o.g. Ergebnissen der 1. Aachener Verkehrssicherheitskonferenz sind Schwerpunktthemen für
die Ausrichtung der Kommunikation im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit in Aachen ermittelt. In
die weiteren Aktivitäten sollen die mit Verkehrssicherheitsarbeit befassten Akteure (Bürgerschaft,
Einzelhandel, Interessenverbände, Kammern, Fahrschulen, Bildung, Verkehrsdienstleistung, Güterlogistik, Politik, Polizei und Verwaltung) aktiv eingebunden werden.
Das vorliegende Dokument leistet einen wichtigen fachlichen und kommunikativen Beitrag zur zukünftigen strategischen Vorgehensweise im Rahmen der Verkehrssicherheitsarbeit der Stadt Aachen.
Im Rahmen seiner Entstehung wurde ein Netzwerk gebildet, das Verantwortliche aus den verschiedenen Bereichen, die beruflich und/oder ehrenamtlich motiviert mit Mobilität in Aachen befasst
sind, zusammen bringt. Sie multiplizieren Verkehrssicherheitsarbeit und machen sie erfolgreich.
Die Aachener Verkehrssicherheitskonferenz hat sich – entsprechend ihrer Intention – mit Ideen und
Lösungsvorschlägen für die lokale Verkehrssicherheitsarbeit auf der Verhaltens- und Einstellungsebene befasst. Die Wirksamkeit einer Verkehrssicherheits- bzw. Kommunikationskampagne findet
jedoch dort ihre Grenzen, wo funktionale Mängel und Defizite in der Verkehrsinfrastruktur zu Fehlverhalten führen bzw. dieses begünstigen. Es ist deshalb ebenfalls Ziel von „Liebe braucht Abstand“,
parallel zur Kampagnenlaufzeit eine Debatte in Verwaltung, Politik und Bürgerschaft anzustoßen. Es
sind Fragen nach der zukünftigen Ausgestaltung einer nachhaltigen, sozialverträglichen und zukunftsfähigen Verkehrsinfrastruktur zu stellen und zu beantworten.
Im Rahmen der 1. Aachener Verkehrssicherheitskonferenz hat diese Diskussion unter den Stichworten „Neuaufteilung des Straßenraums“, „adäquate Bemessung von Fuß- und Radverkehrsanlagen“,
„Kfz-Parken im Straßenraum“, „Überfrachtung des Straßenraums“ bereits begonnen. Aachen ist
diesbezüglich auf dem richtigen Weg!

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Die personelle Untermauerung der Wichtigkeit der Verkehrssicherheit im Fachbereich Stadtentwicklung, Stadtplanung und Mobilitätsinfrastruktur, die Ausbildung von Sicherheitsauditor*innen, die
Gründung einer VEP-Fachkommission, die Neudefinition für Radverkehrsanlagen und viele andere
Aktivitäten sind wichtige Schritte, um den angestrebten Dialog und eine Transformation der Verkehrsinfrastruktur einzuleiten.
Die Stadtverwaltung Aachen strebt an, gemeinsam mit den Teilnehmenden der Konferenz weitere,
themenspezifische Aktionen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit in Aachen zu planen und umzusetzen. Dies geschieht anknüpfend an die Konferenz und aufbauend auf die gemeinsam verabschiedeten Grundsätze.

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9. Anhang
Kurzdarstellung der Kampagne „Liebe braucht Abstand“
Die Verkehrssicherheitskampagne „Liebe braucht Abstand“ thematisiert das häufig problematische
Abstandsverhalten zwischen den mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln am Verkehr Teilnehmenden
– speziell zwischen Kfz, Kfz und Radverkehr und auch Rad- und Fußverkehr. Ziel ist, die Verkehrssicherheit zu erhöhen, indem die Verkehrsteilnehmenden über die aus ihrem Verhalten resultierenden
Gefahren informiert, für einen sicheren Abstand sensibilisiert und zu einer Verhaltensänderung motiviert werden.
„Liebe braucht Abstand“ ist eine kommunale Verkehrssicherheitskampagne, die sich an alle Städte
und Gemeinden in NRW richtet, die proaktiv Unfallgefahren ermitteln und reduzieren wollen.
Strategischer Aufbau und Module
Die Durchführung verläuft in mehreren aufeinander aufbauenden Stufen:
1. Stufe: Dialog mit Agierenden: Verkehrssicherheitskonferenz
Den Beginn der Kampagne markiert eine kommunale Verkehrssicherheitskonferenz. Hier wird in einem moderierten Prozess im Rahmen eines Workshops mit relevanten Fachämtern der Kommune
sowie ausgesuchten Vertreter*innen der Verkehrsmittel Kfz-/Lkw-/Bus, Rad und Fußverkehr ein konsensualer Verhaltenskodex erarbeitet. Es werden Problemstellen in der Kommune benannt und Lösungsansätze vorgeschlagen. Dies ist Grundlage für eine vom zuständigen kommunalen Gremium zu
beschließende „Deklaration Verkehrssicherheit“ als Baustein der zukünftigen kommunalen Verkehrsplanung bzw. Verkehrssicherheitsarbeit.
2. Stufe: Medienoffensive
Im Anschluss an einen positiven Beschluss werden die Ergebnisse der Verkehrssicherheitskonferenz
der Öffentlichkeit vorgestellt. Weitere Bestandteile der Öffentlichkeitsarbeit sind aufmerksamkeitsstarke Plakate, eine Informationsbroschüre, Give-Aways, Postkarten, Einbindung in die Website und
ein zum Thema produzierter Film.
3. Stufe: Aktionen vor Ort
In einer weiteren Stufe verdichten Aktionen die Kampagne. Diese können von der Kommune individuell gestaltet werden. Als Kampagnenmodule stehen u.a. ein mobiler Aktionsstand, Glücksrad und
ansprechende Give-Aways zur Verfügung. Die Kommune kann aus verschiedenen Aktionsformaten
(Flashmob, Plakat Walker etc.) wählen.
4. Stufe: Folgegespräch
In einem anschließenden Gespräch mit den Projektleitenden wird konstruktives Feedback gesammelt, um Handlungsschwerpunkte für die zukünftige Verkehrssicherheitsarbeit abzuleiten.

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Ein Projekt von

Dez. I, Dez. III, E18 GB5, FB13, FB56/110,
FB61/300, FB61/400, FB61/700

A.A.V. Taxivereinigung

FDP

Interessensgemeinschaft
Aachener Fahrschulen

Mit freundlicher Unterstützung

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Impressionen der Konferenz

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