Navigation überspringen

Vorlage-Sammeldokument

                                    
                                        Der Oberbürgermeister

Vorlage
Federführende Dienststelle:
Fachbereich Verwaltungsleitung
Beteiligte Dienststelle/n:

Vorlage-Nr:
Status:
AZ:
Datum:
Verfasser:

FB 01/0040/WP17
öffentlich
13.05.2015

Bürgerantrag zum Beitritt der Stadt Aachen in den "Europäischen
Verbund der Napoleonstädte" vom 09.01.2015
Beratungsfolge:

TOP:__

Datum

Gremium

Kompetenz

16.06.2015

BüFo

Entscheidung

Beschlussvorschlag:
Das Bürgerforum nimmt die Ausführungen der Verwaltung zustimmend zur Kenntnis.

Philipp
Oberbürgermeister

Vorlage FB 01/0040/WP17 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 25.09.2015

Seite: 1/3

Erläuterungen:
Mit dem Bürgerantrag wird eine Mitgliedschaft der Stadt Aachen im Europäischen Verbund der
Napoleonstädte angestrebt. Dieser Verbund ist in einem Verein französischen Rechts organisiert, der
den Zweck verfolgt, Vertreter europäischer Städte, Stätten, Gemeinden und Gemeindeverbänden,
deren Geschichte unter besonderem napoleonischen Einfluss stand, zu versammeln, um folgende
Ziele zu verwirklichen:
-

Initiierung eines länderübergreifenden Dialoges durch die Organisation von gemeinsamen

Treffen und Tagungen sowie der Veröffentlichung gemeinsamer Publikationen in Zusammenarbeit mit
Universitäten, kulturellen Institutionen und geschichtsbezogenen Vereinen,
-

Förderung des Erhalts und der Restaurierung des kulturellen Erbes der napoleonischen Zeit,

unter anderem durch die Restaurierung und Sanierung von Baudenkmalen, Denkmälern, Objekten,
Kunstwerken und historischen Orten,
-

Aufwertung und Präsentation des napoleonischen Erbes in der breiten Öffentlichkeit durch

Ausstellungen, Kunst- und Kulturveranstaltungen sowie durch themenbezogene Bildungsreisen im
Rahmen touristischer Konzepte und schulischer und universitärer Austauschprogramme.
Der Europäische Verbund der Napoleonstädte hat darüber hinaus eine Vorteilskarte für EuropaReisende geschaffen, die direkt den Bürgern der Mitgliedsstädte des Verbundes zugute kommt. Mit
diesem „Napoleon-Pass“, den die Einwohner der Mitgliedsstädte kostenlos erhalten können, sind
reduzierte Eintrittspreise für Museen, Vorteilspreise in Hotels und Restaurants, Preisreduzierungen bei
Stadtführungen, Willkommensgeschenke, Reiseinformationen und Veranstaltungsinformationen
verbunden.
Bereits im Jahr 2011 hat die Verwaltung geprüft, ob eine Mitgliedschaft der Stadt Aachen im
Europäischen Verbund der Napoleonstädte sinnvoll sein könnte. Das Ergebnis der Prüfung war, dass
seitens der Fachkräfte aus dem Bereich der Stadthistorie und des touristischen Marketings von einer
Mitgliedschaft und einem Mitwirken in diesem Verbund Abstand genommen wurde. An dieser
Einschätzung hält die Verwaltung auch derzeit fest.
Hintergrund hierfür ist, dass dem Verbund aus touristischer Sicht keine besondere Bedeutung
beizumessen ist, wobei touristisches Marketing auch nicht seine primäre Zielsetzung ist. Sinn des
Zusammenschlusses ist es vor allem, das napoleonische Erbe in den einzelnen Städten besser
bekannt zu machen und zu erschließen.
Für Aachen ist die napoleonische Zeit zwar hoch relevant, nicht aber eine im Sinne der
Napoleonstädte prägende Epoche der Stadtgeschichte gewesen. Auch in Bezug auf die
Baudenkmäler unserer Stadt und die touristische Vermarktung steht die napoleonische Epoche nicht
im Vordergrund. Es wäre sogar historisch fragwürdig und touristisch vermutlich kontraproduktiv, wollte
man die „Europastadt“ und die „Stadt Karls des Großen“ nun auch noch als „Napoleonstadt“
vermarkten. Die Schwerpunktsetzungen von Kultur und touristischem Marketing würden undeutlich
werden, die Konturen der Positionierung Aachens mit seinen Stärken würden verwischt.
Allerdings wird die napoleonische Epoche durchaus auch im Centre Charlemagne thematisiert. Dies
geschieht an prominenter Stelle und in kontextualisierender Form, bei der auch auf die
Selbstinszenierung Napoleons I. als neuer Charlemagne eingegangen wird. Ungeachtet dessen gibt
es natürlich immer wieder Anlässe, das kulturelle, politische und wirtschaftliche Erbe der

Vorlage FB 01/0040/WP17 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 25.09.2015

Seite: 2/3

napoleonischen Zeit wieder stärker in den Blick zu nehmen und im Centre Charlemagne zu
präsentieren. Hierbei sind Kooperationsmöglichkeiten mit den Napoleonstädten nicht ausgeschlossen.
Die Verwaltung ist zudem der Auffassung, dass die Ziele des Europäischen Verbundes der
Napoleonstädte in Aachen durch andere Methoden als einer Mitgliedschaft in diesem Verbund erreicht
werden können. So gibt es bereits länderübergreifende Dialoge verschiedenster Institutionen und
Organisationen zur Aufarbeitung auch der napoleonischen Epoche und punktuell eine
Zusammenarbeit mit Universitäten, kulturellen Institutionen und Geschichtsvereinen hierzu. Die
Förderung des Erhalts und der Restaurierung von Kulturgut und Baudenkmälern ist über die
Einrichtungen der Denkmalpflege gewährleistet.
Aus haushalterischer Sicht dürften die Aufwendungen einer Mitgliedschaft mit der Entrichtung des
Mitgliedsbeitrages nicht erschöpft sein. Personal- und Sachressourcen müssten zusätzlich eingesetzt
werden, um der reinen Mitgliedschaft einen Rahmen zu geben. Darüber hinaus besteht gewiss im
Falle einer Mitgliedschaft die Erwartung, sich mit Vergünstigungen bei städtischen Einrichtungen und
der Organisation von Preisreduzierungen und anderen Vorteilen in Verbindung mit dem NapoleonPass zu beteiligen, was ohne weiteren Ressourceneinsatz nicht zu gewährleisten wäre.
In der Gesamtbewertung kommt die Verwaltung zum Ergebnis, dass einer Mitgliedschaft zu wenige
für die Stadt Aachen zu erreichende Nutzen gegenüberstehen und eine kontraproduktive
Mehrdeutigkeit in den thematischen Schwerpunktsetzungen des Stadtmarketings zu befürchten ist.
Von daher wird vorgeschlagen, die napoleonische Epoche durch die Kultureinrichtungen der Stadt
regelmäßig zu thematisieren und somit ihre Bedeutung für die Stadtgeschichte nachvollziehbar zu
machen.

Anlage/n:
Bürgerantrag vom 09.01.2015

Vorlage FB 01/0040/WP17 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 25.09.2015

Seite: 3/3