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Vorlage-Sammeldokument

                                    
                                        Die Oberbürgermeisterin

Vorlage

Vorlage-Nr:

FB 56/0153/WP18

Federführende Dienststelle:
FB 56 - Fachbereich Wohnen, Soziales und Integration
Beteiligte Dienststelle/n:

Status:

öffentlich

Datum:
Verfasser/in:

12.01.2022
FB 56/200

Projekt "Perspektive und Bildung"- Gruppenmaßnahme für
geflüchtete Frauen (Stadt Aachen/Picco Bella gGmbH)
Ziele:

Klimarelevanz
keine

Beratungsfolge:
Datum
02.02.2022

Gremium
Integrationsrat

Zuständigkeit
Kenntnisnahme

Beschlussvorschlag:

Der Integrationsrat nimmt die Ausführungen der Picco Bella gGmbH zur Umsetzung des
Projekts "Perspektive und Bildung"- Gruppenmaßnahme für geflüchtete Frauen zur Kenntnis.

Prof. Dr. Sicking
(Beigeordneter)

Vorlage FB 56/0153/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 19.01.2022

Seite: 1/7

Finanzielle Auswirkungen
JA

NEIN
x

Investive

Ansatz

Auswirkungen

20xx

Fortgeschrieb
ener Ansatz
20xx

Fortgeschrieb

Ansatz

ener Ansatz

20xx ff.

20xx ff.

Gesamtbedarf (alt)

Gesamtbedarf
(neu)

Einzahlungen

0

0

0

0

0

0

Auszahlungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

+ Verbesserung /

0

0

Deckung ist gegeben/ keine

Deckung ist gegeben/ keine

ausreichende Deckung

ausreichende Deckung

vorhanden

vorhanden

- Verschlechterung

konsumtive

Ansatz

Auswirkungen

20xx

Ertrag

Fortgeschrieb
ener Ansatz
20xx

Fortgeschrieb

Ansatz

ener Ansatz

20xx ff.

20xx ff.

Folge-

Folgekosten (alt)

kosten
(neu)

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

Abschreibungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

Personal-/
Sachaufwand

+ Verbesserung /
- Verschlechterung

0

0

Deckung ist gegeben/ keine

Deckung ist gegeben/ keine

ausreichende Deckung

ausreichende Deckung

vorhanden

vorhanden

Vorlage FB 56/0153/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 19.01.2022

Seite: 2/7

Klimarelevanz
Bedeutung der Maßnahme für den Klimaschutz/Bedeutung der Maßnahme für die
Klimafolgenanpassung (in den freien Feldern ankreuzen)
Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

groß

nicht ermittelbar

x
Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:
gering

mittel

x

Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

x
Größenordnung der Effekte
Wenn quantitative Auswirkungen ermittelbar sind, sind die Felder entsprechend anzukreuzen.
Die CO2-Einsparung durch die Maßnahme ist (bei positiven Maßnahmen):
gering
mittel
groß

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)
80 t bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)
mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels)

Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Maßnahme ist (bei negativen Maßnahmen):
gering
mittel
groß

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)
80 bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)
mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels)

Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:
vollständig
überwiegend (50% - 99%)
teilweise (1% - 49 %)

Vorlage FB 56/0153/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 19.01.2022

Seite: 3/7

nicht
nicht bekannt

Vorlage FB 56/0153/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 19.01.2022

Seite: 4/7

Erläuterungen:

Situationsbeschreibung
In der Stadt Aachen erhalten derzeit ca. 1400 Personen Leistungen nach dem
Asylbewerberleistungsgesetz

(AsylbLG).

Die

geflüchteten

Menschen

stammen

aus

unterschiedlichen Herkunftsländern – primär aus nichteuropäischen Staaten und darunter
insbesondere aus Krisenländern im Nahen Osten und Afrika. Zu den Hauptherkunftsländern
gehören Syrien, Afghanistan, Irak, Eritrea, Iran, Somalia, Nigeria und die Türkei. Während
sich gestattete Personen noch in einem Asylverfahren befinden, sind geduldete Personen
Menschen, die aus rechtlichen oder tatsächlichen Gründen ihrer Ausreisepflicht nicht
nachkommen können. Viele werden voraussichtlich dauerhaft in Aachen bleiben.
Eine besonders förderbedürftige Gruppe sind geflüchtete Frauen. In der Altersgruppe der 17
bis 40jährigen leistungsbeziehenden Personen liegt der Anteil der Frauen bei ca. 32 Prozent.
Die 200 Frauen stammen aus 43 verschiedenen Ländern, u.a. aus dem Irak (25), Syrien
(16), Mazedonien (15), Iran (14), Serbien (12), Nigeria (12) und Ghana (8). Mehr als 50% der
Frauen (102) kommen aus den o.g. Herkunftsländern. Das Durchschnittsalter liegt bei 30
Jahren (29,6). Der Anteil der Frauen wird voraussichtlich weiter ansteigen, nicht zuletzt
wegen des Familiennachzugs. Aufgrund ihres Alters (> 27 Jahre) können sie nicht von
Qualifizierungen im Rahmen des Landesprojekts "Durchstarten in Ausbildung und Arbeit"
profitieren.
Geflüchtete

Frauen

bilden

keine

homogene

Gruppe.

Die

Lebenssituation-

und

Bildungssituation unterscheidet sich deutlich. Das Bildungsniveau variiert: Es gibt einerseits
Analphabetinnen und Frauen mit geringer oder keiner Schulbildung. Gleichzeitig verfügen
die Frauen häufiger als geflüchtete Männer über einen berufsbildenden oder universitären
Abschluss. Unterschiede gibt es hinsichtlich ihrer Wohnsituation: Einige Frauen leben mit
ihren Familien in Gemeinschaftsunterkünften, andere in separaten Wohnungen in Aachen.
Insbesondere in den ersten Monaten bzw. Jahren bestimmt das Leben im Familienverband
überwiegend die persönliche Orientierung der Frauen. Zwei Drittel haben junge Kinder.
Häufig verzichten sie aufgrund des Haushalts und der Kinderbetreuung darauf, einem Beruf
nachzugehen bzw. sich generell zu orientieren und in sich selbst zu investieren. Hinzu
kommt, dass entsprechend ihres Aufenthaltsstatus der Besuch von Sprach- und
Integrationskursen oder anderen Integrationsangeboten kaum möglich ist. Andererseits
gelingt einigen Frauen schon nach relativ kurzer Zeit die Möglichkeit einer Arbeitsaufnahme.
Erfahrungen des Teams Arbeitsmarkintegration
Mit Erfassung der Zielgruppe der 18-27jährigen geduldeten und gestatteten Frauen im
Rahmen der Durchführung des Landesprojektes „Durchstarten in Ausbildung und Arbeit“
wurde festgestellt, dass ein erheblicher Teil älterer Jahrgänge leistungsbeziehender
Vorlage FB 56/0153/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 19.01.2022

Seite: 5/7

asylsuchender Frauen und junger Mütter bisher kaum in Hinblick auf ihre Potentiale
bezüglich beruflicher Qualifikationen für eine mögliche Arbeitsmarktintegration erfasst
wurden. Festgestellt wurde jedoch, dass es bei vielen Frauen erklärter Wunsch ist, die
deutsche Sprache zu lernen und arbeiten zu gehen. Unbestritten ist, dass nicht nur
gestattete, sondern auch geduldete Menschen Sprachkurse besuchen müssen, nicht nur um
einen beruflichen Einstieg zu schaffen, sondern auch um z.B. Behördengänge meistern zu
können.

Bisher

haben

geduldete

Personen

keinen

Anspruch

zur

Teilnahme

an

Integrationskursen.
Trotz der Motivation vieler Frauen ist eine berufliche Orientierung bzw. ein Einstieg in den
hiesigen Arbeitsmarkt generell schwierig. Benötigt werden eine qualifizierte Unterstützung
und aktive Beratung, um sich zu orientieren und über mögliche Beratungs- und
Bildungsangebote zu informieren. Geflüchtete Frauen brauchen allerdings nicht nur Sprachund Bildungsangebote. Primär brauchen sie Wissen darüber, dass es diese Angebote gibt
und sie sollten ermutigt werden, sie wahrzunehmen. Diese Erfahrungen waren letztendlich
ausschlaggebend, in Kooperation mit dem Fallmanagement im Fachbereich Wohnen,
Soziales, Integration ein niederschwelliges Konzept für einen Frauenkurs zu entwickeln.
Gruppenmaßnahme für geflüchtete Frauen
Die konzeptionellen Überlegungen bezogen sich auf die Entwicklung eines gendersensiblen
Kursangebots. Der Kurs sollte, mit verbundener Unterstützung einer fachkompetenten
Beratung und Betreuung, partizipativ und ergebnisoffen gestaltet werden und individuelle
Fähigkeiten und Orientierungen der Frauen unterstützen. Günstig für einen Einstieg wurde
ein niedrigschwelliges Angebot mit einer Kombination aus Sprachtraining- Vermittlung
grundlegender Deutschkenntnisse (Schreib- Lese -und Sprechfähigkeit) als Voraussetzung
zur Alltagsbewältigung- sowie die persönliche Stärkung und eine individuelle berufliche
Orientierung anvisiert. (Details: Siehe Anlage Bericht Picco Bella gGmbH)
Wichtig war es bei den konzeptionellen Überlegungen, die Rahmenbedingungen
entsprechend zu gestalten und zum Beispiel Betreuungsangebote für Kinder mitzudenken.
Nach Vorlage eines konkretisierten Kurskonzepts durch den beauftragten Träger wurden mit
dem Fallmanagement und den Sozialdiensten der städtischen Übergangseinrichtungen
potentielle Frauen identifiziert und zur freiwilligen Teilnahme an einem Frauenkurs motiviert.
Finanzierung Frauenkurs
Im Rahmen des Teilhabe- und Integrationsgesetzes (TIntG) standen der Stadt Aachen bis
30.11.2021 finanzielle Mittel zur Unterstützung von Integrationsmaßnahmen nach § 14c
Absatz 1 TIntG zur Verfügung. Die Flüchtlings- und Integrationsprojekte sollten sich
insbesondere an „Asylbegehrende, anerkannte Schutzberechtigte und Geduldete unter
Berücksichtigung ihrer Bleibeperspektive richten“. Die Fördermittel ermöglichten mit einer
100%ige Landesförderung zwei Gruppenmaßnahmen in Höhe von jeweils 12.000,- Euro.
Vorlage FB 56/0153/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 19.01.2022

Seite: 6/7

Unter Berücksichtigung eines Vergabeverfahrens wurde mit der Durchführung die Picco
Bella gGmbH beauftragt.
Resümee
Niederschwellige Frauenkurse zur Integration ausländischer Frauen werden über das
Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) angeboten. Allerdings bleibt der Zugang in
der Regel nur Frauen „mit einem auf Dauer angelegten Aufenthaltsstatus“ vorbehalten. Mit
Nutzung der Fördermittel konnte die Stadt Aachen erstmalig 22 geduldeten und gestatteten
Frauen

und

Müttern

ein

niederschwelliges

Bildungsangebot

in

Form

einer

Gruppenmaßnahme anbieten. Der Erfolg der Maßnahme liegt vor allem in der Stärkung des
Selbstwertgefühls und der Motivation der Teilnehmerinnen zur beruflichen Orientierung. Die
im Bericht der Projektleitung der Picco Bella gGmbH dokumentierten erfolgreichen
Ergebnisse bestätigen den Bedarf entsprechender niederschwelliger Angebote.
Angesichts

des

bisherigen

Erfolgs

dieses

spezifischen

Integrationsangebotes

für

Asylbewerberinnen besteht großes Interesse seitens der Verwaltung an einer Fortführung
des Kursangebotes in 2022.

Über die Kursinhalte und die Ergebnisse der Gruppenmaßnahme berichten Vertreterinnen
der Picco Bella gGmBH.

Anlage:

Sachbericht Frauenprojekt „PB-Perspektive und Bildung" (Picco Bella gGmbH)

Vorlage FB 56/0153/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 19.01.2022

Seite: 7/7

Sachbericht des Frauenprojektes "PB – Perspektive & Bildung“
im Zeitraum 02.08.2020 – 30.11.2021

Einleitung
Laut der UNO sind mindestens fünfzig Prozent aller Flüchtlinge Frauen und Mädchen. Insgesamt ist
ein Drittel der seit 2015 nach Deutschland Geflüchteten weiblich. Es werden zwar viele Projekte zur
Arbeitsmarktintegration initiiert, jedoch beträgt der Frauenanteil in diesen Angeboten gegenwärtig
meist unter 30 Prozent (und häufig nur rund 10 Prozent) – obwohl geflüchtete Frauen eine hohe Erwerbsmotivation aufweisen (Geflüchtete Frauen in Deutschland, Bundeszentrale für politische Bildung, 2018).
Alleine diese Zahl zeigt, wie groß der Unterstützungsbedarf für diese Zielgruppe ist. Der Förderbedarf wird zweifach größer, wenn es um Flüchtlingsfrauen mit Duldung und Gestattung geht. Die Bedarfslage wurde von der Stadt Aachen, Fachbereich Wohnen, Soziales, Integration/ Arbeitsmarktintegration, ebenfalls erkannt und ein passendes Projekt entwickelt. Für die Umsetzung wurde Picco
Bella als anerkanntes Qualifizierungs- und Dienstleitungsunternehmen beauftragt.
Auftrag
Als Projektumfang wurden zwei dreimonatige Kurse, inklusive Einzelcoaching, anberaumt. Da die
Mehrzahl der Frauen Mütter waren, wurde parallel zu den Kurszeiten Kinderbetreuung mit eingeplant
und angeboten. Die Kinderbetreuung vor Ort bot somit für die Frauen eine zeitliche Flexibilisierung
zur Teilnahme an der Berufs- bzw. Bildungsorientierung.
Die Kurse waren auf einen ressourcenorientierten Ansatz ausgerichtet. Die Frauen konnten ihre mitgebrachten Erfahrungen, Fähigkeiten und Wissensbestände mit Unterstützung und Begleitung selbst
aktivieren und einsetzen.
Ziele des Projektes
Das Projekt hatte das Ziel, Frauen mit Flucht- und Migrationshintergrund zu stabilisieren und ihnen
berufliche Orientierung zu ermöglichen.
Seitens der Auftraggeberin– der Stadt Aachen – wurden folgende Oberziele definiert:
➢ Persönliche Stärkung der Frauen
➢ Berufliche Orientierung
➢ Individuelle Berufswegeplanung
➢ Kommunikation im alltäglichen Umfeld
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Sachbericht ALZ Kap Anna zum ZN 2018: ESF-500929

➢ Analyse individueller Schlüsselkompetenzen
➢ Entwicklung von Bewerbungsstrategien
Akquise der Kursteilnehmerinnen
Die Kontaktaufnahme zu einem Erstgespräch erfolgte über das Team der Arbeitsmarktintegration der
Stadt Aachen. Insgesamt wurden 42 Frauen mit Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz
und dem Status Duldung oder Gestattung eingeladen. Davon erschienen 26 Frauen. 18 Frauen unterschrieben vor Ort eine verbindliche Interessensbekundung. Die Teilnahme am Orientierungskurs war
freiwillig. Vier Frauen haben uns über Mundpropaganda erreicht. Aufgrund der unerwartet hohen
Anzahl und des großen Interesses der Frauen wurde ein 2. Kurs bewilligt. Die Aufteilung erfolgte in
zwei Gruppen – vormittags und nachmittags.
Durchführung Frauenkurs-1 02.08.2021 bis 31.10.2021
Frauenkurs-2 01.09.2021 bis 30.11.2021

Teilnehmerinnen
Die Einzelgespräche zur Entscheidung über die Aufnahme in den Frauenkurs PB Perspektive &
Bildung wurden durch zwei Sozial-Coaches der Picco Bella durchgeführt. In den Gesprächen wurde
der Schwerpunkt auf Vertrauensaufbau und Interessensklärung gelegt. Die Notwendigkeit bestand,
die Bedürfnisse, Erwartungen, Motive und Erfahrungen der Frauen zu erkennen, zu verstehen und
darauf aufbauend geeignete Instrumente zu entwickeln.
Nach den Erstgesprächen konnten folgende Beobachtungen konstatiert werden:
➢ Die 22 Kursteilnehmerinnen kamen aus 18 Ländern.
➢ Ein Großteil der Frauen ist bereits über 5 Jahre bis zu 18 Jahren in Deutschland.
➢ Die Frauen waren zwischen 25 – 50 Jahre alt.
➢ 7 Frauen haben ein Studium bzw. eine Ausbildung abgeschlossen bevor sie nach Deutschland
kamen. 16 Frauen hatten bereits Arbeitserfahrung.
➢ Insgesamt gibt es 45 Kinder (2 Frauen sind noch schwanger)
➢ Die Frauen haben verschiedene soziale Hintergründe.
➢ Alle Frauen verfügen über sehr geringe Deutschkenntnisse. Geäußert wurde von allen der besondere Bedarf und das außerordentliche Interesse an der Verbesserung ihrer Deutschkenntnisse. Der

2

Sachbericht Frauenprojekt PB – Perspektive & Bildung

anfänglichen Einschätzung nach waren bei den Frauen Deutschkenntnisse von Niveau A0 bis B1
vorhanden. Die meisten Frauen verfügten über Kenntnisse im Bereich A1-A2.
➢ Das berufliche Profil der Frauen war sehr heterogen. Viele haben bereits in ihren Heimatländern
gearbeitet und brachten Erfahrungen mit. So haben sie zum Beispiel in folgenden Berufen gearbeitet oder ihre Ausbildung gemacht: Krankenschwester, Apothekerin, Köchin, Bäckerin, Altenpflegerin, Hauswirtschafterin, Tagesmutter, Erzieherin, Restaurantfachfrau, Veranstaltungskauffrau, Kauffrau, Schauspielerin und Sängerin.
➢ Großes Interesse gab es zum Thema „Arbeiten“, gefolgt von dem Wunsch Informationen über
mögliche Ausbildungen/Weiterbildungen zu erhalten.
➢ Im Gegensatz zu Arbeits- und Weiterbildungsstellen, bestand der Anschluss an Schule, Kindergarten, Krankenkassen und Ärzte bereits mehrheitlich.
➢ Bei der Entwicklung einer Arbeits- und Weiterbildungsperspektive bestand ein großer Unterstützungsbedarf.
➢ Die Mehrheit der Frauen hat angegeben, dass sie kein soziales Leben außerhalb des eigenen Haushalts haben.
Methodik und Didaktik der Kurse
Es wurde ein ganzheitliches zwölfwöchiges Kursprogramm erstellt. Die Aufteilung des Programmes
erfolgte in drei Bereiche mit einer Zuteilung entsprechend der Wochentage.
➢ Netzwerktag
➢ Sprachtag
➢ Aktionstag
Diese Aufteilung gab den Kursinhalten eine Struktur und Rahmen, die den Teilnehmerinnen die Arbeit mit komplexen Zusammenhängen erleichterte und den Umgang mit Themen einfacher machte.
Die Kursinhalte orientierten sich an den Bedürfnissen, Bedarfen und Ressourcen der Teilnehmerinnen. Frauen, die wenig Eigeninitiative zeigten, wurden aktiv mit einbezogen. Grundsätzlich war das
Angebot sehr vielseitig, um der heterogenen Gruppe gerecht zu werden. Die Unterrichtsformen variierten wie z.B. Gruppengespräche, Frontalunterricht, individuelles Arbeiten, Partnerinnenarbeit, Exkursion und Rollenspiel. Es wurde mit unterschiedlichen Materialien gearbeitet wie visueller Darstellung, Texten, Hörtexten, Collagen, Übersichten, Informationstexten. Für die Wortschatzarbeit wurde
die Karteikasten-Lerntechnik genutzt. In der Zielbesprechung wurde methodisch vorwiegend mit
Bildkarten gearbeitet.

3

Sachbericht Frauenprojekt PB – Perspektive & Bildung

An den Sprachtagen wurde, bezogen auf alltägliche Themenfelder, am Wortschatz gearbeitet als
auch wichtige Grundlagen der deutschen Grammatik vermittelt. Dabei wurden die vier Fertigkeiten
Sprechen, Hören, Lesen und Schreiben trainiert. Es wurden vielfältige Sprechgelegenheiten geschaffen, z.B. indem die Teilnehmerinnen gebeten wurden von ihren Herkunftsländern zu erzählen, ihr
Bild von Deutschland wiederzugeben.
An den Netzwerktagen wurden NetzwerkpartnerInnen in den Kurs eingeladen oder Angebote aus
der Region vorgestellt: Café Zuflucht, Agentur für Arbeit, Projekt „Start with a friend“, Sozialamt, Schreibbüro der Beratungsstelle Arbeit und Wäscherei von Picco Bella haben sich vor Ort
persönlich vorgestellt und die Fragen der Frauen beantwortet. Zudem wurde Organisationen aus der
Region bzgl. der Themen, wie zum Beispiel Sprachkurs, Erziehung, Sport, Freizeitaktivität, Ehrenamt, Migrationsberatung und Digitalisierung kontaktiert und die Informationen mit den Teilnehmerinnen geteilt.
An dem Aktionstag wurde zum Beispiel der „Berufe-Tag“ der Berufsbildungswoche des Netzwerk
W in der Citykirche in Aachen besucht. Ebenfalls gab es einen gemeinsamen Besuch in der Stadtbibliothek.
Coaching
Parallel zum Gruppenangebot erfolgte ein individuelles Coaching (einzeln oder in der Kleingruppe).
Die individuelle Beratung bezog sich sowohl auf Eröffnung von Perspektiven – hinsichtlich unterschiedlicher Themenfelder wie Aufenthaltsstatus und Zugang zum Arbeitsmarkt. Aber auch alltägliche Herausforderungen wurden gemeinsam besprochen und Lösungsstrategien erarbeitet. So wurden
Kontakte zur Berufsberatung der Agentur für Arbeit sowie zu den Stadtteilbüros hergestellt, um die
Anbindung der Frauen nachhaltig aufrecht zu erhalten.
Zusammenfassung
Sowohl die Kursangebote als auch die Coachingstunden wurden unter Beachtung der folgenden
Handlungsstrategien durchgeführt:
-

Individuelle Perspektiven entwickeln bzw. erweitern.

-

Wissensbestände vergrößern (Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und in der Weiterbildung,
Rechte, Erziehung, Schul- und Ausbildungssystem, Rolle der Frau, Möglichkeiten der Kinder,
Gesundheit, Kommunikation etc.)

-

4

Heranführen und Einbinden der Frauen an institutionelle Organisationen und Anlaufstellen

Sachbericht Frauenprojekt PB – Perspektive & Bildung

-

Sprachförderung lebenspraktisch gestalten (z.B. durch Sprachspiele, Stadtführung, Rollenspiele etc.)

-

Unterstützungssysteme aktivieren (z.B. Anbindung an Beratungsstellen, Vereine, Quartiersund Stadtteilbüros etc.).

Projektergebnisse
22 Frauen haben an beiden Kursen teilgenommen und insgesamt 19 Frauen den Kurs erfolgreich
abgeschlossen. Alle Frauen haben ihre Deutschkenntnisse in unterschiedlichem Maße erweitert. Die
Frauen haben die gemeinsame Zeit als stärkend erlebt. Die Frauen haben an Selbstbewusstsein gewonnen.
Die Kurse haben den Teilnehmerinnen neue Perspektiven eröffnet:
-

Eine Frau wurde früh in die Arbeit vermittelt, später konnten zwei weitere Frauen in Arbeit
vermittelt werden. Zwei Frauen wurden in ein Praktikum vermittelt.

-

Eine Frau erhielt eine Gestattung und konnte bereits zu Beginn des Frauenkurses einen Integrationskurs bekommen.

-

In Kooperation mit dem Fallmanagement des Fachbereichs Wohnen, Soziales, Integration
konnten fünf Frauen eine Verpflichtung zum Integrationskurs erhalten (2 Frauen haben bereits
mit einem Integrationskurs angefangen, die anderen beginnen die Integrationskurse ab Januar
2022).

-

Eine Frau wurde in einen Jugendintegrationskurs vermittelt.

-

Alle Frauen haben sich bei der Agentur für Arbeit als arbeitssuchend angemeldet.

-

13 Frauen haben Anschluss an das Schreib- und Bewerbungsbüro von Picco Bella.

-

Eine Frau musste aus gesundheitlichen Gründen aussteigen.

-

Drei Frauen haben den Aachen-Pass bekommen (sie hatten bis jetzt keinen).

-

Viele haben einen Bibliothekausweis bei der Stadt Bibliothek ausgestellt bekommen.

-

Es wurde in den Räumlichkeiten der Picco Bella von einer Expertin für die Frauen Bewerbungsfotos gemacht.

-

In Begleitung des Coaches wurden Steckbriefe und Bewerbungsschreiben für geplante ehrenamtlichen Tätigkeiten vorbereitet.

5

Sachbericht Frauenprojekt PB – Perspektive & Bildung

Ausblick
Dieser Kurs hat uns gezeigt, dass die Frauen sich erst dann öffnen, wenn sie sich verstanden, geschätzt und sicher fühlen. In diesem Kurs konnten wir den Frauen dieses Gefühl vermitteln. Von
diesem Ansatz haben wir während unserer Arbeit sehr viel profitiert. Außerdem zeigte sich, dass die
Nachfrage an Deutschkursen unter dieser Zielgruppe sehr hoch ist. Die zentrale Verortung des Kurses in den Picco Bella Räumlichkeiten (Nähe Bushof) hat ebenfalls dazu beigetragen, dass die Erreichbarkeit des Kurses der Frauen leichtfiel und unkompliziert war.
Es ist sehr wichtig, diese Zielgruppe rechtzeitig aus ihrer Komfortzone herauszuholen und ihr Potenzial herauszuschöpfen. Anderweitig werden sie passiv, demotiviert und je nach ihrem familiären
Stand und persönlicher Konstitution auch krank.
In der ganzen Arbeit ging es schlussendlich darum, dass die Frauen handlungssicher und selbstbewusster in ihrem Lebensraum in der Stadt Aachen werden.
Im Weiteren wird die Frauengruppe im Rahmen des eines regelmäßigen Treffen (Stammtisch) in
Kontakt gehalten.

Anlage:
Foto - Dokumentation
Die Arbeit der Frauen wurde auf Plakate übertragen und im Kursraum aufgehängt. Die angehängten
Bilder werden von beiden Kursen einen ganzheitlichen Eindruck vermitteln.
6

Sachbericht Frauenprojekt PB – Perspektive & Bildung

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Sachbericht Frauenprojekt PB – Perspektive & Bildung