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Vorlage-Sammeldokument

                                    
                                        Die Oberbürgermeisterin

Vorlage
Federführende Dienststelle:
FB 62 - Fachbereich Geoinformation und
Bodenordnung
Beteiligte Dienststelle/n:

Vorlage-Nr:

FB 62/0008/WP18

Status:

öffentlich

Datum:
Verfasser/in:

06.08.2021
Dez. III - FB 62/220

Kritische Überprüfung des Straßennamens - Arthur-Kampf-Straße in Aachen-Burtscheid
Ziele:

Klimarelevanz
keine

Beratungsfolge:
Datum
25.08.2021

Gremium
Bezirksvertretung Aachen-Mitte

Zuständigkeit
Entscheidung

Beschlussvorschlag:

Die Bezirksvertretung Aachen-Mitte beschließt die Straße Arthur-Kampf-Straße umzubenennen.
Die Verwaltung wird beauftragt die Anwohner/Eigentümer bei der Findung des neuen Straßennamens zu
beteiligen. Es sollen folgende Namen vorgeschlagen werden:
Benennungsvorschläge:






Auf dem Kaulprierfeld
Kaulprierfeld
Auf Steinebrück
Steinebrück
Sariyerstraße

Vorlage FB 62/0008/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 09.08.2021

Seite: 1/8

Finanzielle Auswirkungen
JA

NEIN
X

Investive

Ansatz

Auswirkungen

20xx

Fortgeschrieb
ener Ansatz
20xx

Fortgeschrieb

Ansatz

ener Ansatz

20xx ff.

20xx ff.

Gesamtbedarf (alt)

Gesamtbedarf
(neu)

Einzahlungen

0

0

0

0

0

0

Auszahlungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

+ Verbesserung /

0

0

Deckung ist gegeben/ keine

Deckung ist gegeben/ keine

ausreichende Deckung

ausreichende Deckung

vorhanden

vorhanden

- Verschlechterung

konsumtive

Ansatz

Auswirkungen

20xx

Ertrag

Fortgeschrieb
ener Ansatz
20xx

Fortgeschrieb

Ansatz

ener Ansatz

20xx ff.

20xx ff.

Folge-

Folgekosten (alt)

kosten
(neu)

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

0

Abschreibungen

0

0

0

0

0

0

Ergebnis

0

0

0

0

0

0

Personal-/
Sachaufwand

+ Verbesserung /
- Verschlechterung

0

0

Deckung ist gegeben/ keine

Deckung ist gegeben/ keine

ausreichende Deckung

ausreichende Deckung

vorhanden

vorhanden

Weitere Erläuterungen (bei Bedarf):

Vorlage FB 62/0008/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 09.08.2021

Seite: 2/8

Klimarelevanz
Bedeutung der Maßnahme für den Klimaschutz/Bedeutung der Maßnahme für die
Klimafolgenanpassung (in den freien Feldern ankreuzen)
Zur Relevanz der Maßnahme für den Klimaschutz
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
Keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

groß

nicht ermittelbar

X
Der Effekt auf die CO2-Emissionen ist:
gering

mittel

X

Zur Relevanz der Maßnahme für die Klimafolgenanpassung
Die Maßnahme hat folgende Relevanz:
keine

positiv

negativ

nicht eindeutig

X
Größenordnung der Effekte
Wenn quantitative Auswirkungen ermittelbar sind, sind die Felder entsprechend anzukreuzen.
Die CO2-Einsparung durch die Maßnahme ist (bei positiven Maßnahmen):
gering
mittel
groß

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)
80 t bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)
mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels)

Die Erhöhung der CO2-Emissionen durch die Maßnahme ist (bei negativen Maßnahmen):
gering
mittel
groß

unter 80 t / Jahr (0,1% des jährl. Einsparziels)
80 bis ca. 770 t / Jahr (0,1% bis 1% des jährl. Einsparziels)
mehr als 770 t / Jahr (über 1% des jährl. Einsparziels)

Eine Kompensation der zusätzlich entstehenden CO2-Emissionen erfolgt:
vollständig
überwiegend (50% - 99%)
teilweise (1% - 49 %)

Vorlage FB 62/0008/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 09.08.2021

Seite: 3/8

nicht
nicht bekannt

Vorlage FB 62/0008/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 09.08.2021

Seite: 4/8

Erläuterungen:

Benennungsgrundsätze:
Für die Benennung von öffentlichen Straßen und Plätzen sind in der Stadt Aachen die Bezirksvertretungen
zuständig.
Die Benennungen werden entsprechend der Empfehlungen des Deutschen Städtetages durchgeführt. Es werden
bei Neubenennungen grundsätzlich Flurnamen oder andere lokal gebräuchliche Namen bevorzugt, dies können
Flur- oder Gewannbezeichnungen oder andere überlieferte Geländebezeichnungen sein, die durch
städtebauliche Entwicklungen wegfallen ( z.B.: An der alten Tuchfabrik, Am Guten Hirten, An der Birk, Am
Sandhäuschen u.v.m.).
Wenn Namen, die an Personen erinnern, verwendet werden, so geschieht dies mit großer Vorsicht und
Zurückhaltung. Es wird darauf geachtet, dass es sich um Persönlichkeiten handelt, die würdig sind, geehrt zu
werden, an denen ein gesamtstädtisches Interesse besteht, die prägend für die Orts- und Stadtgeschichte sind
und die sich um das Gemeinwohl verdient gemacht haben.
Umbenennungen können notwendig werden, wenn die Forschung gravierende Verstöße einer Person gegen die
Verfassung oder gegen den Geist der Charta der europäischen Menschenrechte belegt. Dies gilt im Besonderen,
wenn der bisherige Namensgeber an Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder Kriegsverbrechen beteiligt war
und/ oder durch eine rassistische oder militant-autoritäre Haltung zu Volksverhetzung und Gewaltbereitschaft
beigetragen hat.
Umbenennungen sollten mit Blick auf die Abwägung öffentlicher Interessen und die Interessen der Anwohner
nach strengen Maßstäben erfolgen.
Der Hauptausschuss der Stadt Aachen hat in einem Beschluss vom 06.09.2006 im Kontext zur Überprüfung von
Straßennamen folgende Kriterien aus der damaligen Verwaltungsvorlage als Maßstab genommen (aus
Beschlussvorlage zur Umbenennung der Agnes-Miegel-Straße, Bürgerforum 05.05.2015):
„Der Name einer Straße ist Zeugnis der städtischen Geschichte. Er dokumentiert, welche Ereignisse oder welche
Personen die Stadt in früherer Zeit eines Gedenkens oder einer Ehrung für würdig befunden hat. Insofern lässt
sich auch an den Straßennamen Stadtgeschichte ablesen. Umbenennungen sind stets Tilgungen des
Gedenkens und könnten, wenn sie vorschnell vorgenommen werden, den Eindruck einer Verdrängung der
geschichtlichen Zusammenhänge und Tatsachen hervorrufen.
Eine nachträgliche Umbenennung einer Straße sollte nur unter der Voraussetzung erfolgen, dass es vorwerfbare
Handlungen oder Äußerungen einer Person, nach der die Straße benannt ist, gibt, die so erheblich waren, dass
die Aufrechterhaltung des historisch überlieferten Namens heute politisch und moralisch unvertretbar erscheinen.
Bloße Zweifel sollten für eine Umbenennung nicht ausreichen. Zudem ist das Interesse von Anliegern und Dritten
an dem Fortbestand des bestehenden Namens zu berücksichtigen. Allerdings kann die Achtung vor den Opfern
von Gewalttaten in der Zeit des Kolonialismus, des Nationalsozialismus oder in sonstigen Zeiten verlangen, ein
klares Bekenntnis für die Opfer durch Umbenennung einer Straße abzulegen.“

Benennung der Arthur-Kampf-Straße
Die Arthur-Kampf-Straße wurde am 29.04.1954 durch Ratsbeschluss (öffentliche Bekanntmachung vom
25.05.1954) so benannt. In einem Schreiben des Stadtarchivs vom 28.01.1954 wird erwähnt: „ Da die Stadt
Aachen nach Mitteilung von Museumsdirektor Dr. Kuetgens beim Tode des Malers Arthur von Kampf
(†08.02.1950 in Castrop-Rauxel) der Familie zugesagt hat, eine Straße nach dem Maler zu benennen, könnte
man dieser Verpflichtung durch Benennung der Straße jetzt nachkommen…..“
Vorlage FB 62/0008/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 09.08.2021

Seite: 5/8

Im Erläuterungsbericht zum Ratsbeschluss ist folgendes vermerkt: „Die Stadt hat nach dem Tode des Malers
Arthur von Kampf der Familie zugesagt, eine Straße nach dem bekannten Maler zu benennen. Professor von
Kampf wurde in Aachen geboren und hat auch hier lange Jahre gelebt. Die Lage der Straße ist für die
Benennung günstig“.
Kritik an der Benennung einer Straße nach Arthur Kampf kam in den letzten 30 Jahren wiederholt auf, zuletzt
2018.

Bürgeranregung zur Überprüfung des Straßennamens „Arthur-Kampf-Straße“ im Bürgerforum
Ende 2018 hat ein Aachener Bürger eine Anregung gem. § 24 Gemeindeordnung an das Bürgerforum folgenden
Inhalts gerichtet: „… als Bürger der Stadt Aachen bitte ich um kritische Überprüfung des Straßennamens „ArthurKampf-Straße“ in 52066 Aachen mit dem Ziel der Umbenennung der Straße.“
Bei der Bearbeitung der Anregung durch die Verwaltung wurde bekannt, dass die Stadt Düsseldorf unter
anderem auch den Straßennamen Arthur Kampf untersucht. Die Verwaltung wollte diese Untersuchung
berücksichtigen. Die Veröffentlichung der Düsseldorfer Ergebnisse erfolgte Anfang 2020.
Ergebnis der Düsseldorfer Untersuchung ist, dass Arthur Kampf eine herausragende Stellung im Dritten Reich
hatte.
Die Verwaltung brachte im Mai 2020 einen Beschlussvorschlag in das Bürgerforum mit dem Tenor, dass das
Düsseldorfer Gutachten nicht aussagekräftig genug ist und daher ein wissenschaftliches Gutachten zur Person
Arthur Kampf von der Stadt Aachen selbst in Auftrag zu geben sei.
Das Bürgerforum verwies in seinem Beschluss die Überprüfung der Person Arthur Kampf zur weiteren Beratung,
an die Bezirksvertretung Aachen-Mitte. Die Hinzuziehung eines wissenschaftlichen Gutachtens zur Person
Arthur-Kampf wurde empfohlen. Bereits in der Beratung im Bürgerforum wurde die Notwendigkeit eines weiteren
Gutachtens allerdings kontrovers diskutiert.

Weitere Befassung in der Verwaltung
Nach der Beratung im Bürgerforum wurde vom Fachbereich Geoinformation und Bodenordnung erneut mit
Historikern der Verwaltung (Stadtarchiv und Route Charlemagne) die Notwendigkeit eines weiteren Gutachtens
verwaltungsintern diskutiert. Ergebnis dieser Beratung war, dass zwar ein ausführliches Gutachten im Detail ein
noch differenzierteres Bild von Kampfs Schaffen und seiner Biografie bringen würde, dies aber nicht bei der
Grundsatzfrage helfen kann, ob Aachen einen Künstler von Hitlers Gottbegnadetenliste ehren will oder nicht und
dass daher auch das Düsseldorfer Gutachten als Grundlage für die Entscheidung über eine Umbenennung der
Arthur-Kampf-Straße genutzt werden kann.
Das Düsseldorfer Gutachten weist Arthur Kampf eine „herausragende Stellung im Dritten Reich“ zu. Diese
Einschätzung ergibt sich unter anderem aus folgender gutachterlich festgehaltenen Erkenntnis:
„1944 wurde Kampf als „unersetzlicher Künstler“ in die Sonderliste der sogenannten Gottbegnadeten-Liste“
aufgenommen. (Schryen 2000, S. 123)“1

1

Abschlussbericht des Beirates zur Überprüfung Düsseldorfer Straßen- und Platzbenennungen,

Düsseldorf 2019/2020.

Vorlage FB 62/0008/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 09.08.2021

Seite: 6/8

Das Gutachten beschreibt zwar auch, dass Kampfs Stil und Werke sich nicht originär aus der Ideologie des
Nationalsozialismus heraus entwickelte und dass die von Arthur Kampf dargestellte Körperlichkeit „bereits lange
vor den Nationalsozialisten bildwürdig wurde“, aber auch, dass Werke, die der Maler nachweislich während der
NS-Zeit angefertigt hat, Szenen beinhalten „die an Menschenverachtung ihresgleichen suchen.“ (Schroyen 1977,
2000).“ 1 Darüber hinaus förderte Arthur Kampf durch seine Schriften und Reden die nationalsozialistische
Ideologie.

Vorschlag der Verwaltung und Benennungsvorschläge
Arthur Kampf hatte dadurch einen direkten Anteil an der Förderung und Verbreitung und Durchsetzung der
nationalsozialistischen Ideologie. Damit ist die Voraussetzung für eine nachträgliche Umbenennung im Sinne des
Hauptausschussbeschlusses von 2006 gegeben. Die Verwaltung schlägt vor, die Straße umzubenennen.
Entsprechend der Empfehlungen des Deutschen Städtetages zur Benennung von Straßen und der bisherigen
Handhabung der Stadt Aachen werden bei der Benennung historische Flur-, Lage- und
Gewannenbezeichnungen vorrangig als Straßennamen verwendet.
Die Grundstücke der heutigen Arthur-Kampf-Straße sind in den Jahren 1953 bis 1955 entstanden. Vor der
Grundstücksbildung wurde im Liegenschaftskataster der Flurname „Kaulprierfeld“ geführt. Weitere unmittelbare
Ortsbezeichnungen waren „Steinebrücke“ und „Kaulprie“.
Der Name „Steinebrücke“ ist im Laufe der Jahre zur Ortsteilbezeichnung des gesamten Bereiches an der
Eupener Straße zu „Steinebrück“ geworden.
Darüber hinaus hat die Stadt Aachen Straßennamen nach ihren Städtepartnerstädten benannt. Nach der zuletzt
hinzugekommenen Partnerstadt Sarıyer (Türkei), im Jahr 2013, ist bisher noch keine Straße benannt worden.
Allerdings gibt es bei der Schreibweise der Stadt Sarıyer eine Schwierigkeit. In der türkischen Sprache wird die
Stadt mit einem „i“ ohne I-Punkt geschrieben. Dafür gibt es im deutschen bzw. im lateinischen Alphabet keinen
entsprechenden Buchstaben. Die korrekte Schreibweise dürfte in der deutschen digitalen Welt allerdings zur
Unauffindbarkeit führen. Daher wird auf sämtlichen Seiten der Stadt Aachen die Stadt Sarıyer - Sariyer
geschrieben. Diese Schreibweise sollte auch für die Straßenbenennung verwendet werden.
Benennungsvorschläge der Verwaltung:
•
•




Auf dem Kaulprierfeld
Kaulprierfeld
Auf Steinebrück
Steinebrück
Sariyerstraße

Von der Umbenennung sind 13 Hausnummern und 34 gemeldete Personen betroffen.
Die Verwaltung schlägt darüber hinaus vor, die Anwohner und Eigentümer bei der Festlegung des neuen
Straßennamens zu beteiligen. Sie sollen auf dem Postweg informiert werden und um die Abgabe eines
Namenswunsches entsprechend der o.a. Liste gebeten werden.

Vorlage FB 62/0008/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 09.08.2021

Seite: 7/8

Anlage/n:

Abschlussbericht des Beirates zur Überprüfung Düsseldorfer Straßen- und Platzbenennungen 2019/2020,
(Kurzgutachten, Arthur Kampf S. 122-123)
Aktuelle Liegenschaftskatasterkarte
Katasterergänzungskarten (1911, 1915-1941, 1953)
Plan der Stadt Aachen und Umgebung von 1881 (Stübben Karte)

Vorlage FB 62/0008/WP18 der Stadt Aachen

Ausdruck vom: 09.08.2021

Seite: 8/8

Abschluss
bericht

des Beirats zur Überprüfung Düsseldorfer
Straßen- und Platzbenennungen

Inhaltsverzeichnis

1. Kurzversion und Ergebnisüberblick
2. Politische Beschlusslage
3. Rückblick auf die Arbeit und Vorgehensweise des
Beirats 2018/2019
4. Ergebnisse des Verfahrens
5. Anhang
A: Kurzgutachten
B: Prüflisten
C: Liste der Personen, die nicht begutachtet wurden
D: Liste alternativer Straßennamen (Vorschläge)
E: Text für zukünftige Straßenbenennungen (Vorschlag)

2

1. Kurzversion und Ergebnisüberblick
Der wissenschaftliche Beirat empfiehlt die Umbenennung folgender Straßen:

•

Pfitznerstraße

•

Lüderitzstraße

•

Petersstraße

•

Wissmannstraße

•

Woermannstraße

•

Leutweinstraße

•

Porschestraße

•

Münchhausenweg

•

Schlieffenstraße

•

Hans-Christoph-Seebohm-Straße

•

Wilhelm-Schmidtbonn-Straße

•

Heinz-Ingenstau-Straße

3

2. Politische Beschlusslage
Ein Antrag der Fraktion DIE LINKE unter der Vorlagennummer 41/77/2017 vom 30.05.2017
(„Vorstellung des Freiburger Projekts zur Überprüfung von Straßennamen“) wurde im
Kulturausschuss am 22.06.2017 eingebracht. Der Antrag lautete: „Die Verwaltung wird
aufgefordert, in einer der nächsten Sitzungen des Kulturausschusses das Freiburger Projekt
zur Überprüfung von Straßennamen vorzustellen.“ In der Sachdarstellung des Antrags hieß
es:
„Im Oktober 2016 legte die ‚Kommission zur Überprüfung der Straßennamen in
Freiburg/Breisgau‘ einen 96 Seiten umfassenden Bericht zur Überprüfung der rund 1.300
Freiburger Straßennamen vor. Damit ist Freiburg die erste deutsche Stadt, die eine derartige,
vollumfängliche Untersuchung aller Straßennamen initiiert hat. Die vom Gemeinderat 2012
berufene Kommission aus Expertinnen und Experten (Universitätsprofessoren, Historiker,
Archivare) untersuchte, welche Würdigungen von Personen und Ereignissen durch die
Benennung einer Straße aus heutiger Sicht nicht mehr angemessen erscheinen. Die
Kommission tagte insgesamt 18 Mal und legte 27 Einzelgutachten vor. Für zwölf Straßen
empfahl die Kommission abschließend eine Umbenennung. Die Mehrheit des Gemeinderates
folgte am 15.11.2016 der Empfehlung der Kommission.“
Der Kulturausschuss hat in seiner Sitzung am 22.06.2017 nach eingehender Diskussion unter
der Vorlagennummer 41/77/2017 einstimmig folgenden Beschluss gefasst:
„Die Verwaltung wird dazu aufgefordert, in einer der nächsten Sitzungen des
Kulturausschusses ein eigenes Konzept vorzulegen, mit dem diejenigen Düsseldorfer
Straßennamen überprüft werden könnten, die sich auf historische Persönlichkeiten beziehen.
Dabei sollen insbesondere Personennamen im Fokus stehen, deren Träger/innen mit
biografischen Belastungen verknüpft sind, etwa durch Verbrechen während der Zeit des
Nationalsozialismus (1933-1945) oder durch Verbrechen während der Kolonialzeit (18801918).
Konkret beauftragt werden mit der Erstellung dieses ersten Konzeptes die Mahn- und
Gedenkstätte (Dr. Bastian Fleermann) und das Stadtarchiv (Dr. Benedikt Mauer).“
4

In seiner Sitzung am 08.03.2018 stimmte der Kulturausschuss unter der Vorlagennummer
41/127/2107 einstimmig folgendem Beschluss zu:
„Die Namen von Düsseldorfer Straßen, Plätzen und Wegen sind Ausdruck der wechselvollen
Stadtgeschichte der vergangenen Jahrhunderte. Die Benennungen finden oder fanden immer
in einem gesellschaftlich-historischen Kontext statt. Mentalitäten, politische Strömungen,
zentrale Ereignisse (positiv wie negativ), große gesellschaftspolitische Themenfelder,
ökonomische Konjunkturen sowie kulturelle, literarische oder künstlerische „hypes“ spielen
und spielten hierbei entscheidende Rollen.
Im Falle von Personennamen werden Straßennamen unter folgendem Grundsatz verliehen:
Die betreffende Person sollte Vorbildcharakter in einem positiven Bezugsrahmen haben; ihr
Name soll moralisch-ethische Orientierung bieten und auf eine politische, soziale, kulturellkünstlerische oder ökonomische Leistung verweisen, die es rechtfertigt, die Person mit einer
Straßenbenennung zu würdigen. Neben Auszeichnungen (Ehrenbürgerwürde, Jan-WellemRing, Martinstaler usw.) stellen Straßenbenennungen für die kommunale Selbstverwaltung
ein wichtiges Instrument der öffentlichen Würdigung dar, das alle demokratischen oder semi/vordemokratischen

Gremien

der

Stadt

Düsseldorf

(Magistrat,

Stadtverordnetenversammlung, Stadtrat) genutzt haben. In den meisten Fällen wurden
Straßennamen postum verliehen.
Wie viele Straßen(namen) gibt es in Düsseldorf?
Insgesamt 3.439 benannte Straßen, darunter auch Privatstraßen, gibt es auf dem
Stadtgebiet. (Stand: 11.08.2016)
Der mit ca. 70% überwiegende Anteil der Straßen, Wege und Plätze in der Landeshauptstadt
Düsseldorf ist personenunabhängig, beispielsweise nach historischen Ortsbezügen, Städten,
Pflanzen, Baumarten etc., benannt. Dann folgen die Benennungen nach Männern mit einem
Anteil von ca. 27% und danach die Namensgebungen nach Frauen mit ca. 3%.

5

Welche Straßennamen fallen aus der Prüfung heraus?

Personen, die vor 1870 gestorben sind

(Beispiel: Fabriciusstraße, Heresbachstraße;
Maximilian-Weye-Allee)

sowie vormoderne Herrscher/innen

Beispiel: Merowingerstraße, Stephanienstraße,
Kaiserstraße, Graf-Adolf-Platz, Carlsplatz

werden nicht überprüft, da hier die Bewertungskriterien einer parlamentarischdemokratischen, aufgeklärten Gesellschaft des 21. Jahrhunderts nicht angelegt werden
können.
Selbstverständlich werden Funktionsnamen (etwa Marktplatz, Zollstraße), Tier- und
Planzennamen (Fichtenstraße; Dachsweg), Topographie- und Flurnamen (Auf‘m Hennekamp)
nicht überprüft.
Toponyme (Ortsnamen wie Berliner Allee, Kölner Straße) werden ebenfalls i.d.R. nicht
überprüft.

Ausnahmen

sind

Bezeichnungen

mit

kolonialgeschichtlichen

oder

militärhistorischen Bezügen (Beispiel: Sedanstraße; Spichernplatz).
Welche Kriterien sollen bei einer kritischen Prüfung besondere Beachtung finden?
Im besonderen Fokus der Prüfung sollen historisch belastende Faktoren stehen, die eine
Straßenbenennung problematisch machen. Hierzu zählen:
Verbrechen im Kontext des Kolonialismus, Verbindung der Personen mit Rassismus,
Antisemitismus, Minderheitenverfolgung, Chauvinismus oder Militarismus sowie biografische
Bezüge zur NS-Diktatur, zur NSDAP oder ihrer Gliederungen bzw. angeschlossenen Verbände.
Zudem ist zu eruieren, welche zeitgenössischen Benennungen aus dem Nationalsozialismus
nach wie vor gültig sind.

6

Wer ist an der Prüfung beteiligt?
Der Beschluss des Kulturausschusses geht davon aus, dass die städtischen Institute
Stadtarchiv und Mahn- und Gedenkstätte die Prüfung durchführen. Vorgeschlagen wird
zudem die Einberufung eines wissenschaftlichen Beirates, der den Prüfungsprozess
konstruktiv begleitet und vier bis fünf Mal tagen sollte. Für die Zusammensetzung werden
folgende Personen vorgeschlagen:
•

Dr. Bastian Fleermann (Mahn- und Gedenkstätte, alternierender Vorsitz)

•

Dr. Benedikt Mauer (Stadtarchiv, alternierender Vorsitz)

•

Prof. Dr. Volker Ackermann (Heinrich-Heine-Universität, Vorstandsvorsitzender des
Düsseldorfer Geschichtsvereins)

•

Dr. Peter Henkel (Mahn- und Gedenkstätte)

•

Dr. Julia Lederle-Wintgens (Stadtarchiv)

•

Sigrid Kleinbongartz M.A. (Stadtmuseum)

•

Rajiv Strauß (Referent im Büro 01 für Kultur)

•

sowie jeweils ein/e Vertreter/in der im Kulturausschuss vertretenen Ratsfraktionen als
Beisitzer/innen (ohne Stimmrecht).

Ablauf der Untersuchung
Jedes

Beiratsmitglied

ist

berechtigt,

Straßenüberprüfungen

vorzuschlagen.

Die

Straßenbezeichnungen müssen mit mindestens einem der o.g. genannten Kriterien in
Verbindung zu bringen sein. Ob eine Überprüfung durchgeführt werden soll, wird im Falle
fehlender

Einstimmigkeit

per

Mehrheitsbeschluss

entschieden.

Im

Falle

einer

Stimmengleichheit zählt das Votum des Vorsitzenden doppelt.
Eine Werkvertragskraft (Mindestqualifikation: M.A. Geschichtswissenschaften/Neuere
Geschichte) wird im nächsten Schritt damit beauftragt, zu den vom Beirat vorgeschlagenen
„Problemstraßen“

Quellenmaterial

und

Literatur

zusammenzustellen

sowie

ein

Kurzgutachten im Umfang von i.d.R. einer Seite zu erarbeiten. Sollte der Beirat mehrheitlich
die Vertiefung eines Kurzgutachtens verlangen, so kann er ein Kommissionsmitglied damit

7

beauftragen. Zudem ist jedes Kommissionsmitglied dazu berechtigt, ein Gegengutachten
vorzulegen.
Es existiert kein Automatismus zur Umbenennung, falls eines oder auch mehrere der o.g.
Kriterien zutreffen sollten. Die betreffende Person / Bezeichnung ist selbstverständlich in
ihrem historischen Kontext zu sehen, eine einzelne Kategorien isoliert betrachtende
Bewertung bzw. eine solche nach ausschließlich rezenten Moralvorstellungen wäre
unwissenschaftlich und nicht angängig. Zudem findet ein Abwägungsprozess statt, der das
Spannungsverhältnis von zeitgenössischer Ehrung und notwendiger, auch unbequemer,
gegenwärtiger Erinnerung in den Blick zu nehmen hat. Eine einfache „Reinigung“ des
städtischen Raums von vermeintlich unliebsamen Personen oder historischen Bezügen würde
zu kurz greifen und auch die Stadtgeschichte in unzulässiger Weise simplifizieren. Der Beirat
ist sich der Tatsache bewusst, dass auch seine eigene Arbeit eine zeitgebundene ist und dass
die Bewertung den Kenntnisstand sowie moralische Maßstäbe unserer Gegenwart spiegelt.
Im nächsten Schritt werden drei durch den Beirat bestimmte Beiratsmitglieder damit
beauftragt, Vorschläge zur Kategorisierung zu machen. Dem „Freiburger Modell“ folgend,
sollen die untersuchten Fälle drei Kategorien zugeordnet werden:

A: schwer belastet / nicht haltbar
B: diskussionswürdig, teilweise belastet, Abwägungsprozess notwendig (hier wären auch
erläuternde Informationen im öffentlichen Raum denkbar)
C: unbelastet (unter C fallen sowohl völlig unbedenkliche Benennungen als auch solche, die
heutzutage nicht mehr durchgeführt würden)
Diese Ergebnisse sind vom Beirat zu diskutieren. Abschließend stimmt der Beirat
(Mehrheitsbeschluss) bei jeder der in den drei Kategorien genannten Fällen abschließend
darüber ab, welcher Kategorie die jeweilige Bezeichnung tatsächlich zuzuordnen ist. Bei
Stimmengleichheit zählt die Stimme des Vorsitzenden doppelt.

8

Wie soll es nach der Prüfung weitergehen?
Diese Vorschläge werden dem Kulturausschuss übermittelt, zudem wird die Öffentlichkeit im
Rahmen einer Informations- und Diskussionsveranstaltung über die Ergebnisse in Kenntnis
gesetzt.
Wie transparent ist der Prozess?
Alle Sitzungen des Beirats werden protokolliert.
Wer entscheidet über eventuelle Umbenennungen?
Die abschließende Entscheidung über eine Umbenennung bleibt dem Stadtrat vorbehalten.
Die Frage nach der durch eine Umbenennung auf die Anwohner gegebenenfalls
zukommenden Härten darf bei der wissenschaftlichen Beurteilung keine Rolle spielen; eine
abschließende Entscheidung steht dem zu bildenden Beirat ohnehin nicht zu. […]

9

3. Rückblick auf die Arbeit und Vorgehensweise des
Beirats 2018/2019
Dem Beschluss des Kulturausschusses vom 08.03.2018 folgend, konstituierte sich der „Beirat
zur Überprüfung Düsseldorfer Straßen- und Platzbenennungen“ am 28.05.2019 im
Stadtarchiv Düsseldorf. Grundlage seiner Arbeit war das durch den Kulturausschuss
beschlossene „Konzept zur Überprüfung Düsseldorfer Straßen- und Platzbenennungen“.
Dem wissenschaftlichen Beirat gehörten – der eingebrachten und verabschiedeten Vorlage
entsprechend – an:
•

Dr. Bastian Fleermann (Mahn- und Gedenkstätte) und Dr. Benedikt Mauer
(Stadtarchiv)  alternierender Vorsitz

•

Prof. Dr. Volker Ackermann (Heinrich-Heine-Universität, Vorsitzender des
Düsseldorfer Geschichtsvereins)

•

Dr. Peter Henkel (Mahn- und Gedenkstätte, seit 1.11.2018 Projektgruppe Haus der
Landesgeschichte NRW)

•

Dr. Julia Lederle-Wintgens (Stadtarchiv)

•

Sigrid Kleinbongartz M.A. (Stadtmuseum)

•

Rajiv Strauß (Referent im Büro 01 für Kultur)

•

sowie jeweils ein/e Vertreter/in der im Kulturausschuss vertretenen Ratsfraktionen
als Beisitzer/innen (ohne Stimmrecht).

Die Beiratsmitglieder der Fraktionen wurden namentlich nicht bestimmt; sie konnten sich im
Falle einer Verhinderung durch andere Personen vertreten lassen.
Die Beiratssitzungen fanden statt
am 28.05.2018,
am 02.09.2018,
am 05.02.2019,
am 05.06.2019 sowie
abschließend am 21.11.2019.

10

Zu sämtlichen Sitzungen wurde durch die beiden Vorsitzenden recht- und frühzeitig
eingeladen. Sämtliche Sitzungen wurden protokolliert, die Niederschriften anschließend
verschickt und bei der jeweils folgenden Sitzung geändert und/oder beschlossen.
Am 18.10.2018 haben die Vorsitzenden des Beirats auf Wunsch der Beiratsmitglieder das
Konzept und die Vorgehensweise in einer Pressekonferenz gemeinsam mit Amt 13
vorgestellt und erläutert.

Gesamtliste (645 Straßen)
Zunächst wurden dem vom Kulturausschuss beschlossenen Konzept folgend alle
Straßennamen identifiziert, deren Namensträger nach 1870 verstorben sind oder einen
historischen Hintergrund besitzen. Die Zusammenstellung bildete die sogenannte
„Gesamtliste“.
„Schnellcheck-Liste“ (47 Straßen)
Darüber hinaus wurde eine sogenannte „Schnellcheck-Liste“ generiert. Sie enthielt Namen
jener Persönlichkeiten, die aufgrund ihrer Lebenszeit möglicherweise mit den oben
genannten Überprüfungskriterien in Verbindung zu bringen wären. Es handelte sich dabei
größtenteils um lokale Größen, zu denen wenig bzw. gar keine Literatur und kaum
archivarische Quellen vorhanden waren. Bestätigten sich diese Bezüge, wurden sie in die
„Prüfliste“ aufgenommen.
Der Beirat einigte sich letztendlich darauf, Militärs der Kaiserzeit, nach denen Straßen
benannt wurden, nicht in die Untersuchung einzubeziehen, sofern eine fundierte Recherche
mit einem unverhältnismäßig großen Zeitaufwand verbunden wäre. Allein die Teilnahme an
Kriegen innerhalb Europas würde keine Umbenennung rechtfertigen. Dasselbe gilt für
Personen mit Bezügen zum regionalen Kolonialismus, der wiederum Teil der Stadtgeschichte
ist. Eine bloße Mitgliedschaft in Kolonialvereinen rechtfertigt keine Umbenennung. Zudem
ist die Geschichte der regionalen Kolonialvereine bisher wissenschaftlich nur wenig
erforscht.
11

Eine Liste der Personen, die aufgrund dieser Entscheidung nicht näher untersucht wurden,
ist als Anlage C beigefügt.
Prüfliste (99 Straßen)
Im nächsten Schritt wurde untersucht, welche in den Listen aufgeführten Persönlichkeiten
Verbindungen zu den festgelegten Überprüfungskriterien aufwiesen (Nationalsozialismus;
Militarismus;

Rassismus;

Antisemitismus;

Chauvinismus;

Kolonialismus;

Minderheitenverfolgung). Die Namen dieser Personen wurden in die sogenannte „Prüfliste“
aufgenommen. Zu jedem / jeder der dort Genannten wurde recherchiert und gegebenfalls in
Abstimmung mit dem Beirat ein Gutachten angefertigt.
Begutachtung (79 Straßen)
Die „Prüfliste“ war zunächst eine reine Negativliste. Bezüge zu den o.g. kritischen
Überprüfungskriterien führten unabhängig von der Prominenz oder dem „Ansehen“ einer
Persönlichkeit automatisch zur Begutachtung. Hier war natürlich die Lebensleistung
insgesamt in den Blick zu nehmen. Es war darzustellen, inwiefern eine Person sich persönlich
schuldig gemacht hat – sei es als Täter im engeren oder als geistiger Vordenker im weiteren
Sinne, als Mitglied in einer verbrecherischen Organisation -, ob es gleichzeitig
widerständische Verhaltensweisen gab, eine kritische Auseinandersetzung mit der eigenen
Biographie stattfand, ob ein Sinneswandel erkennbar war oder Unbelehrbarkeit vorlag etc.
Keine Rolle spielte der Zeitpunkt der Benennung – es geht immer nur um die entsprechende
Persönlichkeit – und auch nicht die Lage oder Länge der zu überprüfenden Straße.
Bezüglich der Begutachtung wurde immer auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit
geachtet, was durch den Beirat mehrfach gut geheißen wurde. Konkret bedeutet dies, dass
sich die Gutachten nicht zu umfangreichen wissenschaftlichen Biographien auswachsen
sollten, sondern in knapper Form auf einen biographischen Abriss das Für und Wider einer
Straßenbenennung folgte. Häufig konnte auf exzellente Forschungsarbeiten zurückgegriffen
werden. Selbstverständlich wurde die hinter jedem Gutachten stehende, teils sehr
umfangreiche Recherchearbeit inkl. zahlreicher Archivreisen dokumentiert. Zudem enthält

12

jedes Gutachten selbstredend ein Verzeichnis der benutzen Literatur sowie der ggf.
eingesehenen Originalquellen.
Quellenrecherchen wurden schwerpunktmäßig im Stadtarchiv Düsseldorf, im Katasteramt
Düsseldorf, im Landesarchiv NRW und im Bundesarchiv (Standorte Koblenz und Berlin)
durchgeführt. Hinzu kamen in Einzelfällen Recherchen in weiteren Archiven im gesamten
Bundesgebiet. Insgesamt wurden 21 Archive besucht oder angefragt.
Wertung / Kategorisierung
Der Beirat war sich in zahlreichen Fällen darin einig, dass eine schwarz-weiß-Kategorisierung
nicht möglich war. Sehr oft waren die Personen in historischen „Grauzonen“ anzusiedeln.
Zudem war sich der Beirat darin einig, Straßenbenennungen auch als Zeugnisse der
Stadtgeschichte zu sehen. Folglich wäre es nicht angängig, in einem einfachen Verfahren
allein heute gültige parlamentarisch-demokratische Maßstäbe anzulegen. Diese Wertung
fand daher auch Eingang in die Kategorisierung:
A: schwer belastet / nicht haltbar
B: teilweise belastet / diskussionswürdig
C: unbelastet
Bei Kategorie C wurde allerdings ergänzt, dass auch zahlreiche unbelastete Persönlichkeiten
heute nicht mehr für eine Straßenbenennung gewählt würden, weil sie den gegenwärtigen
Anforderungen hinsichtlich eines Vorbildcharakters häufig nicht mehr entsprechen können.
Fertiggestellte Gutachten wurden dem Beirat ab der Sitzung vom 5.2.2019 ca. zwei Wochen
vor einer jeden Beiratssitzung zugestellt. Jedes Gutachten wurde diskutiert.
Insgesamt wurden 79 Gutachten erstellt. Davon wurden durch die stimmberechtigten
Mitglieder des Beirats 12 Straßen der Kategorie A zugewiesen, 25 der Kategorie B und 42 der
Kategorie C.

13

Daraus folgt, dass der wissenschaftliche Beirat alle in die Kategorie A eingereihten
Straßenbenennungen dem Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf zur Umbenennung
vorschlägt. Die Gesamtbiographie lässt sich in diesen Fällen mit einer Ehrung – und das ist
eine Straßenbenennung - nicht vereinbaren.
Alle in die Kategorie B eingereihten Straßenbenennungen werden vom wissenschaftlichen
Beirat nicht zur Umbenennung vorgeschlagen, obgleich die Lebensläufe dieser
Persönlichkeiten Anlass zu Kritik geben und durchaus diskussionswürdig waren, sind und
vermutlich bleiben werden. Hier allerdings sprach nach jetzigem Kenntnisstand die
Gesamtlebensleistung für eine Beibehaltung des Straßennamens.
Alle in die Kategorie C eingereihten Straßenbenennungen werden vom wissenschaftlichen
Beirat ebenfalls nicht zur Umbenennung vorgeschlagen. Entweder sind die dahinter
stehenden Persönlichkeiten wenig belastet oder gar unbelastet. Gleichwohl gibt es auch in
dieser Kategorie Straßenbenennungen, die heute keine Mehrheit mehr finden würden.
Der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf ist bei Fragen der Umbenennung Herr des
Verfahrens. Somit hat der Beirat nur Vorschläge zur Kategorisierung gemacht, denen der Rat
folgen oder die er verwerfen kann.

14

4. Ergebnisse des Verfahrens
Der wissenschaftliche Beirat empfiehlt dem Rat der Landeshauptstadt folgendes:
1.
Der Beirat schlägt vor, bei allen in die Kategorie B eingereihten Straßenbezeichnungen
erklärende Schilder / Texte anzubringen.
Ob dies bei einigen in C eingereihten Straßenbezeichnungen ebenfalls geschehen sollte,
wäre durch die Bezirksvertretungen im Einzelfall zu regeln. Auf jeden Fall wäre eine
Textquantität zu wählen, die deutlich von der gegenwärtig praktizierten, extrem knappen
Erläuterung abweicht. Derzeit können auf den Zusatzschildern aus Platzgründen kaum mehr
als der Name, die Lebensdaten und einige wenige Begriffe aufgeführt werden. Die Mahnund Gedenkstätte und das Stadtarchiv könnten Textvorschläge erarbeiten.
2.
Weder die GO NRW, noch das Düsseldorfer Stadtrecht geben eine Handreichung dazu ab,
welchen inhaltlichen Kriterien eine Straßenbenennung zu folgen hat. Die Mahn- und
Gedenkstätte und das Stadtarchiv bieten daher an, eine entsprechende „Düsseldorfer
Präambel“ zu erarbeiten, die ggfs. In die Hauptsatzung der Landeshauptstadt Düsseldorf
übernommen werden kann.
3.
Sollten Straßenumbenennungen erfolgen (Kategorisierung A), müssten neue Straßennamen
gefunden werden. Die Mahn- und Gedenkstätte und das Stadtarchiv haben Vorschläge des
wissenschaftlichen Beirats und solche aus der Bevölkerung gesammelt und stellen sie
hiermit zur Diskussion (Anlage D)

15

4.
Auf Wunsch des Kulturausschusses könnte die Öffentlichkeit im Rahmen eines
Pressegesprächs und/oder einer Informations- und Diskussionsveranstaltung über die
Ergebnisse informiert werden. Zudem sollten die Gutachten an geeigneter Stelle online
gestellt werden.
5.
Nach Diskussion und Abwägung aller Gutachten und aller Argumente schlägt der Beirat dem
Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf vor, folgende Straßennamen zu ändern:
•

Pfitznerstraße

•

Lüderitzstraße

•

Petersstraße

•

Wissmannstraße

•

Woermannstraße

•

Leutweinstraße

•

Porschestraße

•

Münchhausenweg

•

Schlieffenstraße

•

Hans-Christoph-Seebohm-Straße

•

Wilhelm-Schmidtbonn-Straße

•

Heinz-Ingenstau-Straße

16

Anhang

17

Anhang A: Kurzgutachten

18

Ludwig-Beck-Straße
Bergiusstraße
Robert-Bernardis-Straße
Joseph-Beuys-Ufer
Bismarckstraße / Bismarckweg / Kanzlerstraße
Paul-Bonatz-Straße
Rolf-Bongs-Straße
Boschstraße
Max-Clarenbach-Weg
Diedenhofener Straße
Wolfgang-Döring-Straße
Gerhard-Domagk-Straße
Eckenerstraße
Eitelstraße
Finschstraße
Freytagstraße
Kaiser-Friedrich-Ring/Kaiser-Friedrich-Straße/Kronprinzenstraße
Füsilierstraße
Ganghoferstraße
Carl-Friedrich-Goerdeler-Straße
Gravelottestraße
Gustaf-Gründgens-Platz
Gurlittstraße
Haberstraße
Albrecht-von-Hagen-Platz
Otto-Hahn-Straße
Max-Halbe-Straße
Paul-von-Hase-Straße
Gerhart-Hauptmann-Straße
Helmut-Hentrich-Platz
Erich-Hoepner-Straße
Hördtweg
Heinz-Ingenstau-Straße
Franz-Jürgens-Straße/Jürgensplatz
Arthur-Kampf-Straße
Klausingstraße
Jakob-Kneip-Straße
Wilhelm-Kreis-Straße
Kriegestraße
Robert-Lehr-Ufer
Heinrich-Lersch-Straße
Leutweinstraße
Lönsstraße
Lüderitzstraße
Lubarschstraße
Moltkestraße / Helmutstraße

Münchhausenweg
Nernstweg
Petersstraße
Otto-Petersen-Straße

19

Pfitznerstraße
Harry-Piel-Platz
Max-Planck-Straße
Ernst-Poensgen-Allee
Josef-Ponten-Straße
Porschestraße
Erwin-Rommel-Straße
Roseggerstraße
Schlieffenstraße
Wilhelm-Schmidtbonn-Straße
Sedanstraße
Hans-Christoph-SeebohmStraße
Speckmannweg
Oswald-Spengler-Straße
Spichernplatz/Spichernstraße
Sodenstraße
Solfstraße
Graf-von-Stauffenberg-Straße
Helmut-Stieff-Straße
Richard-Strauss-Platz
Wilhelm-Suter-Pfad
Ulanenstraße/An der
Ulanenkaserne
Virchowstraße
Wagnerstraße
Weißenburgstraße
Kaiser-Wilhelm-Ring
Wissmanstraße
Erwin-von-Witzleben-Straße
Woermannstraße

Straßen-/Platzname: Ludwig-Beck-Straße
Datum der Benennung: 01. 10. 1957
Begründung der Benennung
„Er bekämpfte, allerdings erfolglos, die Kriegspläne Hitlers und trat während der
Sudetenkrise 1938 von seinem Posten zurück. Er wurde dann das Haupt der
Widerstandsbewegung gegen Hitler und nahm sich nach deren Scheitern das Leben.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Ludwig August Theodor Beck (1880-1944), Generaloberst der Wehrmacht und
Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach seinem Abitur trat Ludwig Beck als Fahnenjunker in die preußische Armee ein und
wurde nach dem Besuch der Kriegsschule zum Leutnant befördert. Den Ersten Weltkrieg
erlebte er als Generalstabsoffizier an der Westfront, bevor er 1918 in den Rang eines Majors
aufstieg und unter anderem die Leitung der Generalstabsausbildung in Münster übernahm;
1931 und 1932 erfolgten die Beförderungen zum Generalmajor und Generalleutnant der
Reichswehr. Im Dritten Reich wurde Beck zunächst Leiter des Truppenamtes, bevor er 1935
zum Generalstabschef des Heeres ernannt wurde. Angesichts der Kriegspläne Hitlers trat er
1938 von seinem Amt zurück und schloss sich dem militärisch-bürgerlichen Widerstand an;
für den Fall eines erfolgreichen Umsturzes war er als provisorisches Staatsoberhaupt
vorgesehen. Nach dem gescheiterten Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Ludwig Beck in Haft
genommen und im Zuge eines misslungenen Selbstmordversuchs hingerichtet. Seit 2004
vergibt seine Geburtsstadt Wiesbaden den „Ludwig-Beck-Preis für Zivilcourage“.
Nationalsozialismus
Ludwig Beck gilt in der historischen Forschung als „zentrale Persönlichkeit des nationalkonservativen Widerstandes“ (Müller 2015, S. 9) im Dritten Reich. Während er als Mitglied
der militärischen Führungselite das NS-Regime zunächst mittrug und in seiner Funktion als
Leiter des Truppenamtes maßgeblich an dessen Aufrüstung beteiligt war, stellte er sich noch
vor Beginn des Zweiten Weltkriegs gegen die Kriegspläne Adolf Hitlers und wurde nach
seinem Rücktritt zum Mittelsmann zwischen ziviler und militärischer Opposition.
Wie viele Militaristen altpreußischer Tradition hatte auch Ludwig Beck die
Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 begrüßt, stimmte doch Hitlers „klares
Bekenntnis zur Aufrüstung, zur Abschüttelung des Versailler Jochs und zur
Wiederherstellung der deutschen Großmachtposition“ (Schmidt, S. 178) grundsätzlich mit
seinen eigenen Vorstellungen überein. Dementsprechend widmete sich Beck intensiv den
nationalsozialistischen Rüstungsbestrebungen und störte sich zunächst nicht an den
gesellschaftspolitischen Auswirkungen der Diktatur. Darüber hinaus unterstützte er sowohl
die Ausbreitung des deutschen Lebensraums als auch den Einsatz militärischer Maßnahmen;
20

„Rücksichten auf die völkerrechtliche Souveränität kleiner Staaten waren ihm wohl fremd.“
(Heinemann, S. 112)
Dennoch lehnte Ludwig Beck die Angriffspläne Hitlers auf die Tschechoslowakai im Jahr
1938 als unverantwortlich ab, da er den Kriegseintritt Großbritanniens und in der Folge
einen nicht zu gewinnenden globalen Konflikt mit den Westmächten befürchtete. Auch die
innenpolitischen Zustände des Dritten Reiches missfielen ihm zunehmend; „im Zuge der
Entwicklung verband sich die politische Kritik mit wachsendem moralischem Abscheu und
ethischem Engagement.“ (Mommsen, S. 89) Seine Appelle an die Generalität der Wehrmacht
blieben allerdings ungehört, sodass er im August 1938 aus dem aktiven Dienst ausschied.
Als Generaloberst im Ruhestand knüpfte Ludwig Beck den Kontakt zum konservativen
Widerstandskreis um Carl Friedrich Goerdeler, hielt jedoch auch weiterhin die Verbindung zu
regimekritisch eingestellten Wehrmachtsangehörigen und beteiligte sich nach dem Überfall
auf Polen an Umsturz- und Attentatsplänen. Die von Beck mitverantworteten
Verfassungsentwürfe für eine staatliche Neuordnung sahen unter anderem die
unverzügliche Wiederherstellung der Rechtssicherheit und Meinungsfreiheit sowie eine
europäische Verständigung vor, unterstützten allerdings die Beibehaltung eines
übergeordneten „Reichsführers“ und räumten der Volksvertretung nur eine marginale
Position ein. „Unübersehbar waren nationalkonservative Sehnsüchte, die sich an dem von
Bismarck geprägten Deutschen Kaiserreich orientierten.“ (Benz, S. 383) In den
ausgearbeiteten Regierungslisten des Goerdeler-Kreises (Schattenkabinett Beck/Goerdeler)
war der ehemalige Generalstabschef als ziviles Staatsoberhaupt („Reichsverweser“) für die
politische Übergangszeit vorgesehen.
Als einer der Beteiligten am Unternehmen „Walküre“ wurde Ludwig Beck in den
Abendstunden des 20. Juli 1944 im Bendlerblock verhaftet und nach dem Scheitern der von
ihm erbetenen Selbsttötung hingerichtet. Sein oppositionelles Denken resultierte
ursprünglich aus militärischen Vorbehalten, entwickelte sich allerdings konsequent weiter
und führte ihn schließlich in den aktiven Widerstand. Angesichts seiner eigenen
Verantwortung „brachte [Ludwig Beck] die sittliche Kraft, den Mut und die Selbstachtung
auf, sein Gewissen und die Verpflichtung des Soldaten gegenüber höheren Werten nicht
hinter der simplen Form von Befehl und Gehorsam zu verstecken.“ (Schmidt, S. 188)

Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion / selbstreflektierendes Handeln / persönliche Entwicklung

21

Literatur
Benz, Wolfgang: Im Widerstand. Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler, München 2018.
Benz, Wolfgang/Pehle, Walter H. (Hrsg.): Lexikon des deutschen Widerstandes. Frankfurt am Main
2008.
Heinemann, Winfried: Unternehmen „Walküre“. Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944, Berlin 2019.
Hoffmann, Peter: Ludwig Beck – Oberhaupt der Verschwörer. In: Klemperer, Klemens von/Syring,
Enrico/Zitelmann, Rainer (Hrsg.): „Für Deutschland“. Die Männer des 20. Juli, Frankfurt am Main
1994, S. 26-43.
Mommsen, Hans: Ludwig Beck und Carl Goerdeler – Führer des zivilen Widerstandes gegen Hitler. In:
Brakelmann, Günter/Keller, Manfred (Hrsg.): Der 20. Juli und das Erbe des deutschen Widerstandes.
Münster 2005, S. 89-102.
Müller, Klaus-Jürgen: Generaloberst Ludwig Beck. In: Ueberschär, Gerd R. (Hrsg.): Hitlers militärische
Elite. 68 Lebensläufe, Darmstadt 2015, S. 9-19.
Müller, Klaus-Jürgen: Generaloberst Ludwig Beck. Eine Biographie, Paderborn 2008.
Müller, Klaus-Jürgen: Generaloberst Ludwig Beck. Studien und Dokumente zur politisch-militärischen
Vorstellungswelt und Tätigkeit des Generalstabschefs des deutschen Heeres 1933-1938, Boppard am
Rhein 1980.
Schmidt, Rainer F.: Generaloberst Ludwig Beck. Wehrhaftmachung und Widerstand, In: Stickler,
Matthias (Hrsg.): Portraits zur Geschichte des deutschen Widerstands. Rahen 2005, S. 175-188.

Quellen
Beck, Ludwig/Goerdeler, Carl Friedrich/Schramm, Wilhelm Ritter von (Hrsg.): Beck und Goerdeler.
Gemeinschaftsdokumente für den Frieden, München 1965.
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1940.0000 / Blatt 462

22

Straßen-/Platzname: Bergiusstraße
Datum der Benennung: 13. 11. 1958
Begründung der Benennung
„Er erfand das nach ihm benannte Verfahren zur Herstellung von flüssigen
Kohlenwasserstoffen aus Kohle und erhielt 1931 gemeinsam mit C. Bosch den Nobelpreis für
Chemie.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Friedrich Carl Rudolf Bergius (1884-1949), deutscher Chemiker und Unternehmer.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Abschluss des Studiums und der Promotion arbeitete Friedrich Bergius zunächst
als Assistent unter den Chemikern Walther Nernst und Fritz Haber, bevor er sich mit einer
Arbeit über Hochdruckreaktionen habilitierte. Als Privatdozent für Physikalische Chemie
entwickelte er ein Verfahren zur direkten Kohlehydrierung, das später die Erzeugung von
flüssigen Kohlewasserstoffen und die Herstellung von Treibstoffen ermöglichte (Bergius-PierVerfahren). Im Jahr 1913 trat er als wissenschaftlicher Leiter in das Chemieunternehmen
Theodor Goldschmidt AG ein und stieg bis zum Vorstand auf, bevor er 1920 die
Generaldirektion der Deutschen Bergin AG für Kohle und Erdölchemie in Heidelberg
übernahm. 1931 erhielt er zusammen mit Carl Bosch den Nobelpreis für Chemie und
widmete sich in den Folgejahren der Holzverzuckerung.
Nationalsozialismus
Als einer der Protagonisten der Hochdrucksynthese zählt Friedrich Bergius zu den
herausragenden deutschen Chemikern; das von ihm entwickelte Verfahren zur
Kohlehydrierung ermöglichte die industrielle Herstellung von Benzin und hatte in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts einen entscheidenden Anteil an der zunehmenden
Automobilisierung. Im Dritten Reich profitierte der Wissenschaftler von der
Wirtschaftspolitik des NS-Regimes.
Nachdem Friedrich Bergius aufgrund finanzieller Schwierigkeiten im Jahr 1925 sämtliche
Patentrechte für die Kohlehydrierung auf die Badische Anilin- & Soda-Fabrik (BASF)
übertragen hatte, investierte er das neue Kapital in Versuchsanlagen in Mannheim-Rheinau,
um seine Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der Futtermittelherstellung durch
Holzverzuckerung fortsetzen zu können. Im Zuge der Weltwirtschaftskrise musste Bergius
sein privates Vermögen einsetzen und geriet zu Beginn der 1930er Jahre erneut in finanzielle
Nöte. Dementsprechend begrüßte der Chemiker die Autarkiebestrebungen der
Nationalsozialisten, die „sofort die große Bedeutung der Bergius’schen Arbeiten für die
Unabhängigmachung der Viehwirtschaft […] erkannten“ (Beck, S. 31) und ihm Staatsgelder
zur Verfügung stellten. Das im Jahr 1934 geschaffene „Gesetz zur Förderung der
Viehwirtschaft und der inländischen Futtererzeugung“ ermöglichte die Bewilligung von 2
Millionen Reichsmark für den Ausbau der Mannheimer Anlagen.
23

Obwohl Friedrich Bergius an der synthetischen Herstellung von Benzin im Dritten Reich
nicht mehr direkt beteiligt war, wurden auch „seine Bemühungen um die Gewinnung des
wichtigsten Rohstoffes […] als patriotische Taten im hohem Sinne gewertet.“ (Schmidt-Pauli,
S. 148) In der Öffentlichkeit und in Parteikreisen galt der Chemiker als angesehener
Wissenschaftler; er trat in die NSDAP ein und „lernte deren führende Repräsentanten
persönlich kennen“. (Kipnis, S. 13) 1938 gehörte er zur deutschen Delegation beim X.
Internationalen Kongress für Chemie in Rom. Angesichts seiner Einkünfte aus der
internationalen Vergabe von Lizenzen wurde 1939 allerdings ein Ermittlungsverfahren
„wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung und des Devisenverbrechens“ gegen ihn
eingeleitet, dessen Ausgang bisher nicht bekannt ist.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm Friedrich Bergius die österreichische
Staatsbürgerschaft an, bevor er als wissenschaftlicher Berater nach Argentinien ging und
1949 dort verstarb.

Kategorie: C
Begründung: keine herausragende Stellung im Dritten Reich

24

Literatur
Beck, Harald: Friedrich Bergius. Ein Erfinderschicksal, München 1982.
Haul, Robert: Friedrich Bergius (1884–1949). In: Chemie in unserer Zeit, 19. Jg., Nr. 2, 1985, S. 59-67.
Kazemi, Marion: Nobelpreisträger in der Kaiser-Wilhelm-/Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der
Wissenschaften. Berlin 2006.
Kipnis, Alexander: Bergius, Friedrich Carl Rudolf. In: Sepaintner, Fred L. (Hrsg.): Badische Biographien.
Neue Folge, Band 5, 2005, S. 11-14.
Lessing, Hans-Erhard: Mannheimer Pioniere. Mannheim 2007.
Meinicke, Klaus-Peter/Krug, Klaus: Friedrich Bergius (1884-1949). In: Buchheim, Gisela/Hartmann,
Wolf D. (Hrsg.): Biographien bedeutender Unternehmer. Berlin 1991, S. 166-172.
Stoltzenberg, Dietrich: Fritz Haber, Carl Bosch und Friedrich Bergius – Protagonisten der
Hochdrucksynthese. In: Chemie in unserer Zeit, 33. Jg., Nr. 6, 1999, S. 359-364.

Quellen
Schmidt-Pauli, Edgar von: Friedrich Bergius. Ein deutscher Erfinder kämpft gegen die englische
Blockade, Berlin 1943.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054 / Band 7
0-1-7-1941.0000 / Blatt 512
0-1-7-1937.0000 / Blatt 408
Bundesarchiv Berlin
BArch R 3 / 1572 / Blatt 114
BArch R 3101 / 15331
BArch R 8034-III / 31

25

Straßen-/Platzname: Robert-Bernardis-Straße
Datum der Benennung: 14. 07. 1945
Begründung der Benennung
Robert Bernardis gehörte zu den Männern, „welche im Zusammenhang mit dem Attentat auf
Hitler am 20. Juli 1944 den Tod gefunden haben.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Robert Bernardis (1908-1944), Oberstleutnant der Wehrmacht und Widerstandskämpfer im
Nationalsozialismus.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach der Ausbildung zum Bautechniker arbeitete Robert Bernardis zunächst als Maurer,
bevor er in das österreichische Bundesheer eintrat und eine Offiziersakademie besuchte.
Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich nahm er zwischen 1938 und 1942
an den Feldzügen in Polen, Frankreich und der Sowjetunion teil; für seine Verdienste erhielt
Bernardis das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse. Als Oberstleutnant im Generalstab schloss er
sich 1943 der Widerstandsgruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an und
übermittelte im Zuge der „Operation Walküre“ am 20. Juli 1944 Befehle an die
Wehrkreiskommandos. Nach dem Scheitern des Attentats wurde Robert Bernardis vor dem
Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Nationalsozialismus
Robert Bernardis gehört zu den ganz wenigen österreichischen Wehrmachtsangehörigen, die
sich aktiv im Widerstand engagiert haben. Obwohl der Oberstleutnant „im Rahmen der
Ereignisse des 20. Juli 1944 in einer Schlüsselstellung eine bedeutsame Rolle
spielte“ (Jedlicka, S. 37), hat sein Einsatz sowohl in der einschlägigen Literatur als auch im
öffentlichen Diskurs seiner Heimat bisher nur wenig Beachtung gefunden. Während
Bernardis in Deutschland bereits kurz nach Kriegsende posthume Anerkennung erfuhr und in
Düsseldorf mit einer Straßenbenennung geehrt wurde, wird seiner Person in Österreich erst
seit den 1980er Jahren gedacht.
Als „typischer Vertreter des deutsch-nationalen bürgerlichen Spektrums der ausgehenden
Habsburgermonarchie und der Zwischenkriegszeit“ (Trauner 2008, S. 81) ist Robert Bernardis
politisch
nur
schwer
einzuordnen.
Obwohl
er
mit
der
sogenannten
„Heimwehrbewegung“ sympathisierte, die nach dem Ersten Weltkrieg zum Schutz der
Grenzen entstanden war und im Zuge ihrer Radikalisierung schließlich ein autoritäres
Staatsverständnis propagierte, wird der spätere Widerstandskämpfer in der historischen
Forschung
eher
dem
österreichisch-konservativen
Lager
zugerechnet.
Im
austrofaschistischen Ständestaat (1933-1938) bekämpfte Bernardis in seiner Funktion als
Leutnant des Bundesheeres sozialdemokratische Unruhen, war 1934 aber auch an der
Niederschlagung des nationalsozialistischen „Juliputsches“ beteiligt.
26

Nach dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurde Bernardis
in die Wehrmacht übernommen und an die Kriegsakademie nach Berlin versetzt. In welchem
Umfang er sich in den folgenden Jahren der NS-Ideologie annäherte, bleibt unklar. Fest steht
allerdings, dass er eine militärische Neuordnung Europas zur Sicherung des großdeutschen
Lebensraums durchaus befürwortete. Bis 1941 nahm Bernardis als Hauptmann sowohl am
Überfall auf Polen als auch an der „Westoffensive“ teil. Während seines Einsatzes in
Russland wurde er Zeuge von Massakern an der Zivilbevölkerung und erkannte schließlich
„an der Realität der Kriegsführung die Pervertierung des von ihm vertretenen Menschenund v.a. [sic] Soldatenbildes.“ (Trauner 2008, S. 117)
Aufgrund einer Erkrankung erfolgte 1942 die Versetzung ins Allgemeine Heeresamt nach
Berlin, wo Robert Bernardis bis zum Oberstleutnant aufstieg und auf Claus Schenk Graf von
Stauffenberg trat, der ihn für den Widerstand gewinnen konnte. Spätestens ab Ende des
Jahres 1943 plante der Wehrmachtsangehörige die militärische Durchführung der
„Operation Walküre“ und entwarf entsprechende Befehle für verschiedene
Wehrkreiskommandos, die er am 20. Juli 1944 selbst übermittelte. Nach dem Scheitern des
Staatsstreichs wurde Robert Bernardis vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in
Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion / selbstreflektierendes Handeln / persönliche Entwicklung

27

Literatur
Dvorak, Helge: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band 1: Politiker, Teilband 7:
A-K, Heidelberg 2013.
Glaubauf, Karl: Robert Bernardis – Österreichs Stauffenberg. Wien 1994.
Heinemann, Winfried: Unternehmen „Walküre“. Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944, Berlin 2019.
Jedlicka, Ludwig: Der 20. Juli 1944 in Österreich. Wien 1966.
Steinbach, Peter/ Tuchel, Johannes: Lexikon des Widerstands 1933-1945. München 1994.
Trauner, Karl-Reinhart: Oberstleutnant I. G. Robert Bernardis und seine Zeit. In: Jahrbuch für die
Geschichte des Protestantismus in Österreich. Band 124, 2008, S. 197-219.
Trauner, Karl-Reinhart: Mit Stauffenberg gegen Hitler. Oberstleutnant I.G. Robert Bernardis (19081944), Szentendre 2008.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1937.0000 / Blatt 516

28

Straßen-/Platzname: Joseph-Beuys-Ufer
Datum der Benennung: 29. 11. 1997
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Joseph Heinrich Beuys, (1921-1986), deutscher Künstler.
Kurzbiographie / Verdienste
Joseph Beuys zeigte bereits während seiner Schulzeit künstlerisches Interesse, verpflichtete
sich 1941 aber zunächst als Berufssoldat und wurde in der Luftwaffe zum Bordfunker und
Bordschützen ausgebildet; kurz vor Kriegsende verunglückte er bei einem Flugzeugabsturz.
Nach einem Studium der Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf bezog Beuys 1954
sein erstes eigenes Atelier und wurde 1961 an seine ehemalige Ausbildungsstätte zum
Professor berufen. Ab 1964 war er mit seinen Werken, die sich mit humanistischen,
sozialphilosophischen und anthroposophischen Themen auseinandersetzten, regelmäßig auf
der Kunstausstellung „documenta“ vertreten. Darüber engagierte sich Joseph Beuys in den
1970er Jahren für die direkte Demokratie, veranstaltete als erster deutscher
Nachkriegskünstler eine Ausstellung im New Yorker Guggenheim Museum und prägte zudem
das Konzept des „Erweiterten Kunstbegriffs“.
Nationalsozialismus
Joseph Beuys zählt zu den bekanntesten Aktionskünstlern des 20. Jahrhunderts; seine
zahlreichen Installationen, Skulpturen, Zeichnungen und Schriften repräsentierten
„Erneuerungspulse der Moderne“ (Schneede, S. 237) und machten den Künstler
international bekannt. Während sich eine nahezu unübersichtliche Anzahl an Publikationen
weitestgehend unkritisch mit dem Leben und Werk von Joseph Beuys auseinandersetzt, wird
ihm in einer jüngeren Studie eine vermeintliche Nähe zu ehemaligen Nationalsozialisten und
völkischem Gedankengut vorgeworfen.
Die „Machtergreifung“ Adolf Hitlers im Jahr 1933 erlebte Joseph Beuys als Schüler eines
Klever Gymnasiums. Über seine Erlebnisse in der „Hitlerjugend“ (HJ) und die Auswirkungen
der nationalsozialistischen Ideologie auf den Schulalltag äußerte sich der Künstler später
wenig kritisch: „Skrupel dagegen gab es bei mir auch nicht, höchsten bei meinen Eltern. Man
muss ja zugeben, dass – etwa im Gegensatz zu heute – damals die Situation für die
Jugendlichen ideal war, um sich auszuleben.“
Ohne das Abitur abgelegt zu haben meldete sich Beuys 1941 freiwillig zum Dienst in der
Luftwaffe und verpflichtete sich für zwölf Jahre als Berufssoldat; seine flugpraktische
Ausbildung zum Bordfunker, Navigator und Fliegerschützen erhielt er in Posen, Erfurt und
Königgrätz. Die von zahlreichen Biographien übernommene Darstellung einer
Kampfteilnahme an der deutsch-sowjetischen Front im Jahr 1942 konnte indes nicht
nachgewiesen werden. Nach Stationierungen in Süditalien und Kroatien wurde Beuys ab
1943 als Mitglied eines Kampfgeschwaders an der Ostfront eingesetzt und stürzte im März
29

1944 während eines Einsatzes auf der Krim ab. Die Umstände dieses Ereignisses und seiner
Bergung dienten dem Künstler nach Kriegsende als Stoff einer Legende, die „in der BeuysLiteratur eine ausgesprochene Eigendynamik entwickelte“ (Ermen, S. 20) und von der
Forschung mittlerweile widerlegt werden konnte. Bevor er im Mai 1945 in britische
Kriegsgefangenschaft geriet, wurde Beuys als Fallschirmjäger nach Frankreich
abkommandiert. Noch in den 1970er Jahren besuchte der Künstler, der sich nie von seinem
freiwilligen Einsatz in der Wehrmacht distanziert hat, Veteranentreffen seiner Einheit.
Zudem umgab er sich später mit ehemaligen Mitgliedern der NSDAP und der SS - darunter
sein persönlicher Sekretär Karl Fastabend. Darüber hinaus kandidierte Beuys anlässlich der
Bundestagswahl 1976 für die nationalistisch-neutralistische „Aktionsgemeinschaft
Unabhängiger Deutscher“ (AUD), die „von Altnazis durchsetzt“ war (Riegel, Bd. 3, S. 390) und
vom Verfassungsschutz beobachtet wurde.
Während neueste Untersuchungen Joseph Beuys nicht als überzeugten
Nationalsozialisten charakterisieren und ihm auch keine antisemitischen oder rassistischen
Ressentiments zuschreiben, verweisen sie dennoch auf seine Begeisterung für die
anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners, die aufgrund ihrer völkischen Elemente nach
wie vor kontrovers diskutiert werden. Fest steht, dass der Künstler „wie Steiner von einer
deutschen Volksseele ausging“, eine Art „Blut-und-Boden-Philosophie“ vertrat (Famulla, S.
163f.) und sein vermeintlicher „Germanenkult“ in den 1960er Jahre Proteste an der
Düsseldorfer Kunstakademie auslöste; in Anlehnung an Steiners Schriften forderte Beuys
1985 gar die spirituelle Erneuerung des deutschen Volkes: „Das deutsche Volk, in ihm steckt,
wie schon gesagt, die Auferstehungskraft, die selbstverständlich auch in anderen Völkern
steckt, aber die unsere wird sich durch radikal erneuerte Grundlagen des Sozialen hindurch
ereignen, muss sich so ereignen. Denn das wäre wohl zuerst unsere Pflicht und dann erst die
der anderen Völker.“
Kategorie: C
Begründung: keine herausragende Stellung im Dritten Reich / historisch minderbelastet

30

Literatur
Adriani, Götz/Konnertz, Winfried/Thomas, Karin: Joseph Beuys. Köln 1973.
Ermen, Reinhard: Joseph Beuys. Hamburg 2007.
Famulla, Rolf: Joseph Beuys. Künstler, Krieger und Schamane, Gießen 2009.
Riegel, Hans: Beuys. Die Biographie, Band 1, Zürich 2017.
Riegel, Hans: Beuys. Die Biographie, Band 2, Zürich 2018.
Schneede, Uwe: Die Geschichte der Kunst im 20. Jahrhundert. Von den Avantgarden bis zur
Gegenwart, München 2001.

Quellen
Riegel, Hans: Beuys. Die Biographie, Band 3, Dokumente, Zürich 2017.

31

Straßen-/Platznamen: Bismarckstraße / Bismarckweg / Kanzlerstraße
Datum der Benennungen: 10. 08. 1875 / unbekannt / 17. 08. 1909
Begründung der Benennungen: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Otto Eduard Leopold Fürst von Bismarck (1815-1898), deutscher Politiker und Staatsmann;
preußischer Ministerpräsident (1862-1890), Bundeskanzler des Norddeutschen Bundes
(1867-1871) und erster Reichskanzler des Deutschen Reiches (1871-1890).
Kurzbiographie/Verdienste
Nach seinem Eintritt in den Preußischen Landtag im Jahr 1847 machte der konservative
Jurist im Revolutionsjahr 1848/49 als Verfechter der Monarchie auf sich aufmerksam und
wurde unter anderem als Gesandter in Frankreich und Russland eingesetzt; 1862 folgte die
Ernennung zum preußischen Ministerpräsidenten und Außenminister. In dieser Funktion
initiierte Bismarck die Deutschen Einigungskriege und errichtete einen geeinten deutschen
Staat unter preußischer Führung; die Reichsgründung erfolgte 1871. Als erster deutscher
Reichskanzler führte er im Zuge der Sozialgesetzgebung die Kranken- und Unfallversicherung
ein und schuf so die Grundlage des modernen Sozialstaats. Ferner etablierte er infolge des
sogenannten „Kulturkampfes“ zwischen Kirche und Staat sowohl die Zivilehe als auch die
staatliche Schulaufsicht.
Militarismus / Umgang mit Minderheiten / Kolonialismus
Otto von Bismarck zählt zu den besonders prägenden Persönlichkeiten des 19. Jahrhunderts.
Die Diskussionen um sein Wirken und seine Person haben bereits zu seinen Lebzeiten
eingesetzt und sind im 20. Jahrhundert politisch und ideologisch instrumentalisiert worden.
Eine nahezu unüberschaubare Anzahl an wissenschaftlichen Publikationen hat zusätzlich
dazu beigetragen, dass der „Eiserne Kanzler“ in der deutschen Erinnerungskultur lange Zeit
polarisierte; Otto von Bismarck schwankte zwischen nationaler Kultsymbolik und radikaler
Dämonisierung.
Diese Entwicklung resultierte nicht zuletzt aus den historischen Umbrüchen und
Katastrophen des 20. Jahrhunderts. Das Bild des „Reichsgründers“ wurde nach dessen Tod
im Jahr 1898 zunehmend von rechten Kreisen vereinnahmt, die im Schatten des Ersten
Weltkriegs und der scheiternden Weimarer Republik die Popularisierung des Führerprinzips
vorantrieben; Otto von Bismarck avancierte „zur Leitfigur eines überhitzten Nationalismus,
in welche die wilhelminische Generation ihre imperialistischen Sehnsüchte
hineinprojizierte“ (Ullrich, S. 18). Nach 1945 setzte dann eine geschichtswissenschaftliche
Distanzierung ein, die sich kritisch mit vermeintlichen Kontinuitätslinien zwischen Bismarck
und Hitler auseinandersetzte und dem Reichskanzler eine politische Mitschuld am Aufstieg
des Nationalsozialismus unterstellte.
Anders als von den nationalistischen Strömungen des frühen 20. Jahrhunderts propagiert,
strebte Otto von Bismarck kein germanisches Weltreich an. Um sein Ziel einer Preußischen
32

Vorherrschaft in Europa zu realisieren, nutzte er politische Divergenzen und initiierte die
sogenannten Einigungskriege. Nach der Reichsgründung im Jahr 1871 fokussierten sich seine
außenpolitischen Ambitionen allerdings auf die Bewahrung des europäischen Friedens; zu
diesem Zweck erklärte er den deutschen Nationalstaat für saturiert und band diesen in ein
internationales Bündnissystem ein. Um Konfrontationen mit den Kolonialmächten zu
vermeiden, stand Bismarck den Plänen zum Erwerb von deutschen Kolonien lange Zeit
ablehnend gegenüber, beugte sich jedoch schließlich dem Druck der deutschen
Kolonialbewegung und erwarb sogenannte „Schutzgebiete“ in Afrika und im Pazifik. Eine
expansivere und auf Weltgeltung ausgelegte Kolonialpolitik setzte allerdings erst nach der
Entlassung des Reichskanzlers ein.
Im Gegensatz zu seiner friedensorientierten Außenpolitik versuchte Otto von Bismarck,
innenpolitische Konflikte mit autoritären Maßnahmen zu unterdrücken und ging rigoros
gegen Andersdenkende und Minderheiten vor. In der als „Kulturkampf“ bekanntgewordenen
Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche führte er zahlreiche Gesetze ein (u.a. Verbot
geistlicher Orden, staatliche Kontrolle der priesterlichen Ausbildung), um den Einfluss des
Katholizismus und insbesondere der katholischen Zentrumspartei auf Politik und
Gesellschaft zurückzudrängen. Als Anhänger der Monarchie empfand der Reichskanzler auch
die aufkommende Arbeiterbewegung der 1870er Jahre als Bedrohung; mit der
Verabschiedung des sogenannten „Sozialistengesetzes“ im Jahr 1878 wurden sämtliche
kommunistischen und sozialdemokratischen Aktivitäten (Parteien, Versammlungen,
Schriften) verboten. Darüber hinaus wahrte Bismarck eine ambivalente Haltung gegenüber
der antisemitischen Bewegung und nutzte diese je nach Bedarf für seine eigenen politischen
Ziele.
Die in der Vergangenheit kontrovers diskutierte machtpolitische Verbindung zwischen
dem Kaiserreich unter Bismarck und dem NS-Regime ist von der Forschung mittlerweile
widerlegt worden. Jüngere Studien zur Biographie des Reichskanzlers regen eine
unvoreingenommene Betrachtung seiner Person an und empfehlen eine „konsequente
Historisierung“ (Kolb, S. 180) fernab jeglicher Polemik, um die Bedeutung der „Ära
Bismarck“ für Deutschland und Europa untersuchen zu können.

Kategorie: C
Begründung: keiner Kategorie zuzuordnen

33

Literatur
Gerwarth, Robert: Der Bismarck-Mythos. Die Deutschen und der Eiserne Kanzler, München 2007.
Kolb, Eberhard: Otto von Bismarck. Eine Biographie, München 2014.
Kraus, Hans-Christof: Bismarck. Größe – Grenzen – Leistungen, Stuttgart 2015.
Lappenküper, Ulrich: Das Bismarck-Problem in der Geschichtsschreibung. Biographische Perspektiven
seit 1970, Paderborn 2017.
Mayer, Tilman: Was bleibt von Bismarck? In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 65. Jg., Nr. 13, 2015, S.
28-33.
Nonn, Christoph: Bismarck. Ein Preuße und sein Jahrhundert, München 2015.
Ullrich, Volker: Der Mythos Bismarck und die Deutschen. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 65. Jg., Nr.
13, 2015, S. 15-22.
Wirsching, Andreas: Bismarck und das Problem eines deutschen „Sonderwegs“. In: Aus Politik und
Zeitgeschichte. 65. Jg., Nr. 13, 2015, S. 9-15.
Wyrwa, Ulrich: Otto von Bismarck. In: Benz, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Band 1/2, Berlin 2009, S. 86-89.
Zimmerer, Jürgen: Bismarck und der Kolonialismus. In: Aus Politik und Zeitgeschichte. 65. Jg., Nr. 13,
2015, S. 33-38.

34

Straßen-/Platzname: Paul-Bonatz-Straße
Datum der Benennung: 19. 07. 1961
Begründung der Benennung
Paul Bonatz gehörte zu den „Architekten, die in Düsseldorf bekannte und bedeutende Bauten
erstellt haben.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Paul Michael Nikolaus Bonatz (1877-1956), deutscher Architekt und Hochschullehrer.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Studium der Architektur arbeitete der gebürtige Elsässer zunächst im
Stadtbauamt München, bevor er an die Technische Hochschule in Stuttgart wechselte und
dort 1908 eine Professur übernahm. Mit dem Entwurf des Stuttgarter Hauptbahnhofs
erlangte der Architekt internationale Bekanntheit und verantwortete in den 1920er und 30er
Jahren zahlreiche Brücken-, Monumental- und Großbauten (u.a. Kunstmuseum Basel,
Verwaltungsgebäude des Stumm-Konzerns in Düsseldorf). 1943 ging Paul Bonatz in die
Türkei, wo er als Berater des Kultusministeriums in Ankara und als Professor an der
Technischen Universität Istanbul tätig war. Nach Kriegsende lieferte der Architekt
Aufbaupläne für deutsche Städte und realisierte unter anderem den Wiederaufbau des
Düsseldorfer Opernhauses.
Nationalsozialismus
Paul Bonatz zählt zu den bekanntesten Architekten Deutschlands und hat als einflussreicher
Vertreter der traditionalistischen „Stuttgarter Schule“ zahlreiche Bauten im In- und Ausland
entworfen. Da sich „sein Werk einer klaren Kategorisierung verweigert“ und „bis heute ein
Problem für die Architekturgeschichtsschreibung darstellt“ (May 2011, S. 14), hat eine
wissenschaftliche Beschäftigung mit seiner Person und seinem Wirken erst in jüngerer Zeit
eingesetzt. In diesem Zusammenhang wird insbesondere seine Bautätigkeit im Dritten Reich
kontrovers diskutiert.
Als Anhänger der Sozialdemokratie und kurzzeitiges Mitglied der SPD hatte Paul Bonatz
nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die Etablierung einer parlamentarischen Ordnung
begrüßt und sich aktiv für diese engagiert. Gleichzeitig stand er der Architektur-Avantgarde
der Weimarer Republik kritisch gegenüber; 1928 gründete er zusammen mit anderen
deutschen Architekten - darunter der spätere NSDAP-Reichstagsabgeordnete Paul SchultzeNaumburg - die konservative Vereinigung „Der Block“, die sich für den sogenannten
„Heimatschutzstil“
einsetzte,
verließ
die
Gruppierung
angesichts
rechter
Radikalisierungstendenzen allerdings drei Jahre später.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten geriet Paul Bonatz aufgrund seiner
sozialdemokratischen Vergangenheit, seiner demonstrativen Unterstützung für seinen
jüdischen Assistenten sowie seiner Kritik an Hitlers „Lieblingsarchitekten“ Paul Ludwig Troost
zunächst in „einen länger andauernden Zustand der Isolierung“ (Voigt, S. 26). Darüber hinaus
35

führte eine abfällige Äußerung über die politische Lage zur Denunziation des Architekten,
der die Vorwürfe im Verhör durch die Gestapo entkräften und so einen Gerichtsprozess
abwenden konnte.
Dennoch arrangierte sich Paul Bonatz mit den politischen Rahmenbedingungen und
wurde ab Mitte der 1930er Jahre als „Vertrauensarchitekt“ und künstlerischer Berater von
Fritz Todt, dem Generalbauinspekteur für das deutsche Straßenwesen, mit
Brückenentwürfen für die „Reichsautobahnen“ beauftragt. In dieser Funktion übernahm er
die Aufsicht über mehrere Oberbaudirektionen und realisierte unter anderem in KölnRodenkirchen die größte Hängebrücke Europas. Im Zuge der nationalsozialistischen
Umgestaltung deutscher „Führerstädte“ plante der Architekt zusammen mit Albert Speer
zahlreiche Groß- und Monumentalbauten, darunter den neuen Hauptbahnhof in München
sowie das Oberkommando der Kriegsmarine in Berlin. Außerdem publizierte Bonatz in
führenden NS-Architekturzeitschriften und wurde 1942 für seine „besonders hervorragende
Leistung auf dem Gebiete der Technik und des Verkehrs sowie der Gemeinschaftsbauten“ mit
der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnet. Ungeachtet seines
zunehmend systemkonformen Verhaltens übernahm der Architekt allerdings zu keiner Zeit
die antisemitische Rhetorik der Nationalsozialisten.
Angesichts des ausufernden architektonischen Größenwahns entschied sich Paul Bonatz
1943 zur „Flucht vor diesem Wahnsinn“ und emigrierte in Zuge einer Arbeitsreise in die
Türkei; erst Mitte der 1950er Jahre kehrte er nach Deutschland zurück. Obwohl sich der
Architekt nach Ende des Zweiten Weltkriegs vom NS-Regime distanzierte, blieb eine
Auseinandersetzung mit seiner persönlichen Verantwortung aus: „Wenn einer ein guter
Architekt ist, dann baut er vor, während und nach dem Dritten Reich gleich gut, und hat keine
Ursache sich dessen zu schämen, was er während des 3. Reiches [sic] tat.“

Kategorie: B
Begründung: exponierte Stellung im Dritten Reich

36

Literatur
Durth, Werner: Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900-1970, München 1992.
Höfchen, H.: Paul Bonatz. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und
Völker, Band 12, München/Leipzig 1996, S. 475-476.
Kaldewei, Gerhard: Paul Bonatz (1877-1956). Bauen und Leben in einem <Zeitalter der Übergänge>,
In: Kaldewei, Gerhard (Hrsg.): Paul Bonatz. Bauten und Projekte im Norden, Delmenhorst 2006, S. 1139.
May, Roland: Ordnung und Spannung. Paul Bonatz und die Stuttgarter Stadtplanung, In: Jessen,
Johannes/Philipp, Klaus Jan (Hrsg.): Der Städtebau der Stuttgarter Schule. Berlin 2015, S. 59-83.
May, Roland: Pontifex maximus. der Architekt Paul Bonatz und die Brücken, Münster 2011.
Nicolai, Bernd: Paul Bonatz. Baumeister für Krieg und Frieden, In: Kuder, Ulrich (Hrsg.): Architektur
und Ingenieurwesen zur Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933-45. Berlin 1997, S. 96123.
Turtenwald, Claudia: „…straffer im Ausdruck (…), knapper in den Mitteln…“. Bonatz und das NSProjekt der Elbuferbebauung in Hamburg 1938, In: Kaldewei, Gerhard (Hrsg.): Paul Bonatz. Bauten
und Projekte im Norden, Delmenhorst 2006, S. 109-126.
Voigt, Wolfgang: Paul Bonatz, Kosmopolit in den Unwettern der Zeit. In: Voigt, Wolfgang/Bresan, Uwe
(Hrsg.): Paul Bonatz (1877-1956). Leben und Bauen zwischen Neckar und Bosporus, Tübingen 2010, S.
11-37.

Quellen
Bonatz, Paul: Leben und Bauen. Stuttgart 1950.
Böckler, Erich (Hrsg.): Erich Böckler. Briefwechsel aus später Zeit, Bad Homburg 1988.
Tamms, Friedrich (Hrsg.): Paul Bonatz. Arbeiten aus den Jahren 1907 bis 1937, Stuttgart 1937.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054 / Band 6
0-1-7-1937.0000 / Blatt 537d
Bundesarchiv Berlin
BArch NS 15 / 109

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Straßen-/Platzname: Rolf-Bongs-Straße
Datum der Benennung: 17. 05. 1997
Begründung der Benennung:
„Wegen seiner klaren Sprache rühmte man ihn als ‚begnadeten Lyriker‘“.
Kurzbiographie / Verdienste
Der gebürtige Düsseldorfer publizierte während seines Studiums der Germanistik und
Kunstgeschichte seine ersten lyrischen Werke, die sich am Stil der „Neuen
Sachlichkeit“ orientierten und sowohl naturalistische als auch antike griechische Motive
aufgriffen; 1932 gehörte er zu den Mitbegründern des Verlags der „Marburger Flugblätter“.
Im Dritten Reich war Rolf Bongs in unterschiedlichen Bereichen tätig und nahm als
Kriegsberichterstatter der Waffen-SS am Zweiten Weltkrieg teil. Nach 1945 arbeitete er als
Journalist und freier Schriftsteller in Düsseldorf; 1971 erhielt er eine Gastprofessur in den
Vereinigten Staaten. In seinen Romanen, Erzählungen und Hörspielen setzte er sich unter
anderem mit seinen Erfahrungen im Nationalsozialismus auseinander.
Nationalsozialismus
Der literarische Einfluss von Rolf Bongs blieb trotz einzelner überregionaler
Veröffentlichungen Zeit seines Lebens auf den Raum Düsseldorf beschränkt; die Werke des
Schriftstellers sind bisher lediglich im Zusammenhang mit seiner Rolle im Dritten Reich in
den Blick der Forschung gerückt. Bongs Vergangenheit als Kriegsberichterstatter der WaffenSS, die er verdrängt und verschwiegen hatte, führte in den 1970er Jahren zu einer
öffentlichen Auseinandersetzung zwischen ihm und anderen Repräsentanten des
Literaturbetriebs. Gleichzeitig gehörte er zu jenen Künstlern, die sich nach 1945 reflektierend
mit dem Nationalsozialismus auseinandersetzten.
Um seine schriftstellerische Tätigkeit nicht zu gefährden, trat Rolf Bongs bereits als
Student im Jahr der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers sowohl in die „Sturmabteilung“ (SA) als
auch in den „Reichsverband Deutscher Schriftsteller“ (RDS) ein, der später als
Zwangsorganisation in die „Reichsschriftumskammer“ überführt wurde. Diese frühe
Anpassung machte sich in den folgenden zwölf Jahren auch in seiner Literatur bemerkbar, in
der er sich zwar nicht direkt zum NS-Regime bekannte, aber sprachsymbolisch anbiederte.
Obwohl der Schriftsteller in dieser Zeit einige Werke veröffentlichte und sein klassisches
Festspiel „Olympischer Frühling“ beispielsweise anlässlich der Olympischen Spiele 1936 als
Reichssendung ausgestrahlt wurde, schränkte man ihn wiederholt in seiner Arbeit ein; so
wurde sein Lyrikband „Gedichte“ 1935 auf eine Liste „nicht zu empfehlender Bücher“ gesetzt
und später auch die Erscheinung seines Romans „Der Feuerkern“ unterbunden. Da sich
Bongs nur schwer eine gesicherte Existenz aufbauen konnte, beantragte er 1937 eine
Mitgliedschaft in der NSDAP und bat seinen ehemaligen Kommilitonen, den SSStandartenführer Gunter d’Alquen, um Unterstützung; dieser verhalf dem Schriftsteller zu
einem Schiller-Stipendium.
38

Im selben Zeitraum verfasste er auch sein einziges bekanntes politisch gefärbtes Werk,
das den Versailler Vertrag als „Schande“ bezeichnete und die nationalsozialistische
Bewegung symbolisch mit einem „Adler“ gleichsetzte, der „seine Flügel ausbreitet“. Auf
Vermittlung seines Vaters nahm Bongs 1938 zusätzlich eine Tätigkeit beim „Volksbund für
das Deutschtum im Ausland“ (VDA) in Düsseldorf auf, der die Interessen der
Auslandsdeutschen vertrat und Ende der 1930er Jahre durch einen geheimen Erlass der SS
unterstellt wurde. „Für Rolf Bongs – wie für alle Mitarbeiter des VDA – bedeutete dies, dass
er nun Angestellter einer SS-Organisation war, ohne davon zu wissen.“ (Rajewska-Perzynska
2009, S. 24)
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stellte sich Rolf Bongs für die Umsiedlung der
Volksdeutschen in den besetzten polnischen Gebieten zur Verfügung, die von Einheiten der
Waffen-SS durchgeführt wurde. Seine Eindrücke hielt der zum Ortsbevollmächtigten
ernannte Schriftsteller in seinem 1942 veröffentlichten Tagebuch fest, das sowohl
verherrlichende Passagen („Dieser winterliche Zug wird eine Sage der Geschichte werden, ich
fühle es.“) als auch negative Darstellungen der polnischen Bevölkerung enthält („ewig
neugierige Menge zerlumpter Menschen“), darüber hinaus aber keine rassenideologische
Polemik aufweist. Dass er den eigentlichen Zweck seines Einsatzes erst spät durchschaute,
zeigt ein Eintrag aus dem November 1940: „Ich bin Kriegsberichter ‚geworden‘ und wusste es
nicht.“
Nach seiner Rückkehr arbeitete Bongs bis 1942 in der Rheinischen Provinzialverwaltung,
wo er sich um den Aufbau des „Rheinischen Dichterarchivs“ kümmerte. Im Herbst desselben
Jahres wurde der Schriftsteller erneut als Kriegsberichterstatter zur Waffen-SS eingezogen
und zunächst der „Leibstandarte Adolf Hitler“, ab 1943 der SS-Standarte „Kurt
Eggers“ zugeteilt. Damit gehörte er zu einer Gruppe von Repräsentanten des kulturellen
Lebens (Autoren, Maler, Journalisten, etc.), die „produzierte Heldengeschichten möglichst
weit in den damaligen Medien verbreiten“ sollten. (Lehnhardt, S. 545) Neben den
propagandistischen Aufgaben an West- und Ostfront nahm Bongs auch als Schütze an
Abwehrkämpfen in der Normandie und den Ardennen teil, wofür er sowohl mit dem
Verwundetenabzeichen als auch mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse und dem
Panzersturmabzeichen in Bronze ausgezeichnet wurde; 1944 erfolgte die Beförderung zum
Unterscharführer. Ob und inwieweit der Schriftsteller in Kriegsverbrechen involviert war, ist
nicht bekannt. Im Frühjahr 1945 geriet Rolf Bongs in amerikanische und britische
Gefangenschaft, wurde allerdings wenige Monate später entlassen.
In seinem Entnazifizierungsverfahren wurde Rolf Bongs trotz seiner Mitgliedschaften in
verschiedenen NS-Organisationen vollständig entlastet (Kategorie V); zudem hatten sich
zahlreiche Weggefährten für ihn eingesetzt. Es fällt auf, dass der Schriftsteller das Ende
seiner Angehörigkeit zur NSDAP, zum VDA und zur „Reichsschrifttumskammer“ auf das Jahr
seiner Einberufung zum Kriegsdienst datierte (1942); fest steht, dass er der
Reichskulturkammer noch 1943 Auskunft über seine schriftstellerischen Einnahmen erteilte.
In den Nachkriegsjahren verarbeitete Rolf Bongs seine Erinnerungen an Diktatur und Krieg
in literarischen Texten, die durchaus reflektierende und selbstkritische Komponenten
aufweisen. Seine „aus taktischen Gründen erfolgte Anbiederung an die Nationalsozialisten
39

konnte in mehreren Werken der 1930er und 40er Jahre nachgewiesen werden; zugleich aber
auch, dass er kein überzeugter Nationalsozialist war.“ (Rajewska-Perzynska 2009, S. 261)
Kategorie: B
Begründung: Mitgliedschaft in verbrecherischer Organisation

Literatur
Lehnhardt, Jochen: Die Waffen-SS. Geburt einer Legende, Himmlers Krieger in der NS-Propaganda,
Paderborn 2017.
Meidinger-Geise, Inge: Einzelgänger, Zeitgenosse. In: Kirchhof, Peter K. (Hrsg.): Literarische Porträts.
163 Autoren aus Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf 1991, S. 84-87.
Rajewska-Perzynska, Agnieszka: Rolf Bongs. Dissoziation eines Schriftstellers im Spannungsfeld
zwischen Selbststilisierung und Anpassung, Frankfurt am Main 2009.
Rajewska-Perzynska, Agnieszka: Rolf Bongs als ein untypischer Vertreter der „inneren Emigration“ –
sein Werdegang nach 1945. In: Pelka, Artur (Hrsg.): Das Drama nach dem Drama. Verwandlungen
dramatischer Formen in Deutschland seit 1945, Bielefeld 2011, S. 55-67.
Seidel, Ingo: Die SS-Standarte Kurt Eggers. Psychologische Kriegsführung 1943-45, Norderstedt 2012.
40

Quellen
Bongs, Rolf: Harte herrliche Straße nach Westen. Berlin 1942.
Bongs, Rolf: Rechenschaft. Drei Gedichte, Emsdetten 1964.
Bongs, Rolf: Monolog eines Betroffenen.
Bongs, Rolf: Hymne von der Wende der Zeit. In: Zeitschrift der Reichsfachschaft Mittelschule im
Nationalsozialistischen Lehrerbund. 52. Jg., Ausgabe Nr. 11, März 1938.
Katasteramt Düsseldorf
Akte „Rolf-Bongs-Straße“
Landesarchiv NRW – Abteilung Westfalen
NW 1002-G / 63367
Bundesarchiv Berlin
R 55 / 20231a
R 9361-V / 4261
Heinrich-Heine-Institut
HHI.90.5023TG.238
HHI.90.5023TG.277
HHI.90.5023TG.20
HHI.90.5023TG.21
HHI.90.5023TG.2034
HHI.90.5023TG.1890
HHI.90.5023TG.487

41

Straßen-/Platzname: Boschstraße
Datum der Benennung: 13. 11. 1958
Begründung der Benennung
„Er erhielt für die technische Ausgestaltung der Ammoniak-Synthese und die Entwicklung der
Kohlehydrierung 1931 zusammen mit F. Bergius den Nobelpreis für Chemie.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Carl Bosch (1874-1940), deutscher Chemiker und Industrieller.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach Abschluss des Studiums und der Promotion arbeitete Carl Bosch zunächst als Chemiker
bei der Badischen Anilin- und Sodafabrik (BASF) und entwickelte die von Fritz Haber
entdeckte Ammoniaksynthese zu einem großtechnischen Verfahren weiter (Haber-BoschVerfahren). In diesem Zusammenhang schloss er 1914 als stellvertretender Direktor der
BASF mit der Obersten Heeresleitung des Deutschen Reiches einen Vertrag zur
synthetischen Herstellung von Salpeter („Salpeterversprechen“), um die Produktion von
Sprengstoffen zu gewährleisten. 1925 wechselte Bosch als Vorstandsmitglied zur I.G.
Farbenindustrie und saß später dem Aufsichtsrat vor; 1931 erhielt er den Nobelpreis für
Chemie. Als Nachfolger von Max Planck wurde Carl Bosch 1937 zum Präsidenten der
„Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft“ ernannt.
Militarismus / Nationalsozialismus
Carl Bosch hat als Vorstandsvorsitzender der BASF und der I.G. Farbenindustrie innovativen
Neuerungen und Fortschritten den Weg geebnet und zählt deshalb zu den wichtigsten
Förderern der deutschen Chemieindustrie. Obwohl eine umfassende aktuelle Studie seines
Lebens nach wie vor aussteht, ist das Wirken des Industriellen im Ersten Weltkrieg und seine
widersprüchliche Rolle im Dritten Reich wissenschaftlich gut dokumentiert.
Zum Ende des Jahres 1914 war es den Alliierten gelungen, das Deutsche Reich von der
Versorgung mit natürlichem Salpeter abzuschneiden; das Nitrat wurde für die Herstellung
von Sprengstoff und Schießpulver benötigt. Um die ausbleibenden Importe aus Chile zu
kompensieren, beauftragte das Kriegsministerium die BASF mit der großtechnischen
Durchführung der von Fritz Haber und Carl Bosch entwickelten industriellen
Ammoniaksynthese zur künstlichen Gewinnung von Salpetersäure. Das von Bosch in seiner
Funktion als Unternehmensdirektor abgegebene „Salpeterversprechen“ sah die monatliche
Produktion von mehreren tausend Tonnen Natronsalpeter vor und etablierte die BASF als
feste Größe in der Rüstungswirtschaft; unter der Leitung des Chemikers entstanden 1916
unter anderem die Leunawerke bei Merseburg. Für seine Verdienste erhielt er im selben Jahr
das Eiserne Kreuz und wurde in den Vorstand des Konzerns berufen.
Nach Kriegsende setzte sich Carl Bosch mit seiner persönlichen Verantwortung
auseinander und warf sich selbst vor, durch die Bereitstellung von Synthesestoffen zur
Verlängerung des Konflikts beigetragen zu haben, stellte aber schließlich fest, dass „sich der
42

Fortschritt in Wissenschaft und Technik nicht aufhalten“ ließe. Bei den
Friedensverhandlungen von Versailles, an denen der Industrielle als Sachverständiger
teilnahm, avancierte er „zum Verhandlungsführer auf deutscher Seite“ (Kühlem, S. 214) und
verhinderte mit Hilfe seines diplomatischen Geschicks die Zerschlagung der deutschen
chemischen Industrie.
Dem Aufstieg der Nationalsozialisten zu Beginn der 1930er Jahre stand Bosch skeptisch
gegenüber; als Vorstandsvorsitzender der Interessengemeinschaft Farbenindustrie AG (I.G.
Farben), die 1925 aus einem Zusammenschluss mehrerer Chemiefirmen hervorgegangen
war, unterstützte er sowohl internationale Handelsbeziehungen als auch ein geeintes
Europa und lehnte die von Hitler propagierte wirtschaftliche Autarkie strikt ab. Aufgrund von
Fehlinvestitionen im Zusammenhang mit einem Großprojekt zur synthetischen Herstellung
von Treibstoffen fürchtete Bosch allerdings um den Erhalt des Konzerns und entschied sich
schließlich zur Kontaktaufnahme mit der NSDAP, die ihre finanzielle Unterstützung
zusicherte. Infolgedessen gab der Chemiker seine Vorbehalte gegenüber der
nationalsozialistischen Bewegung zunächst auf und zeigte sich den Plänen zu
Steuersenkungen und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen gegenüber aufgeschlossen; im
Vorfeld der Reichstagswahlen 1933 segnete Carl Bosch im Namen der I.G. Farben eine
Wahlspende von 400.000 Reichsmark an die NSDAP und die Deutschnationalen Volkspartei
(DNVP) ab. Das Ende 1933 mit den neuen Machthabern geschlossene „Feder-BoschAbkommen“ über die Subvention von synthetischem Benzin ebnete schließlich den Aufstieg
der I.G. Farben zum „Kriegskartell“.
Bis zu seinem Ausstieg aus dem Vorstand im Jahr 1935 förderte Carl Bosch als
„Wehrwirtschaftsführer“ die Verbindungen zum Regime und unterstützte als Präsident der
„Lilienthal-Gesellschaft für Luftfahrtforschung“ den Aufbau einer starken Luftwaffe, setzte
sich gleichzeitig jedoch für jüdische Wissenschaftler und Mitarbeiter der I.G. Farben ein. In
einem persönlichen Gespräch mit Adolf Hitler versuchte der Industrielle vergeblich, diesen
mit wirtschaftspolitischen Argumenten von der Sinnlosigkeit der nationalsozialistischen
Judenpolitik zu überzeugen; zur Gedächtnisfeier für den im Exil verstorbenen Fritz Haber
erschien Bosch demonstrativ in Begleitung sämtlicher Direktoren des Konzerns.
Nach seinem Wechsel in den Aufsichtsrat gab Bosch das operative Geschäft auf und
widmete sich als Präsident der „Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft“ vor allem dem internationalen
wissenschaftlichen Austausch, verzweifelte angesichts der von der I.G. Farben
mitgetragenen Aufrüstung jedoch zusehends. In einer skandalträchtigen Rede vor der
Hauptversammlung des Deutschen Museums im Jahr 1939 übte er schließlich scharfe Kritik
an der NS-Führung und zog sich daraufhin ins Privatleben zurück.
„Die Tragik der historischen Persönlichkeit Bosch liegt darin, dass er sich [lange] nicht zum
Bruch mit den Nationalsozialisten entschließen konnte, da er ihnen ‚seine Firma‘ nicht
überlassen wollte.“ (Kohl, S. 120)

43

Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

Literatur
Diarmuid, Jeffreys: Weltkonzern und Kriegskartell . Das zerstörerische Werk der IG Farben, München
2011.
Hachtmann, Rüdiger: Wissenschaftsmanagement im <Dritten Reich>. Geschichte
Generalverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Band 1 und 2, Göttingen 2007.

der

Johnson, Jeffrey Allan: Die Macht der Synthese (1900-1925). In: Abelshauser, Werner (Hrsg.): Die
BASF. Eine Unternehmensgeschichte, München 2002, S. 117-214.
Joseph Borkin: Die unheilige Allianz der I.G.-Farben. Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich,
Frankfurt am Main 1990.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am
Main 2003.
Kohl, Ulrike: Die Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus: Max Planck,
Carl Bosch und Albert Vögler zwischen Wissenschaft und Macht, Stuttgart 2002.
Kühlem, Kordula: Carl Bosch (1874-1940). Zwischen Höhen und Tiefen, In: Bormann, Patrick (Hrsg.):
Unternehmer in der Weimarer Republik. Stuttgart 2016, S. 211-225.
Schmaltz, Florian: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus. Zur Kooperation von KaiserWilhelm-Instituten, Militär und Industrie, Göttingen 2017.
Teltschik, Walter: Geschichte der deutschen Großchemie. Entwicklung und Einfluss in Staat und
Gesellschaft, Weinheim 1992.

Quellen
Baumgärtner, Franz-Josef: Ich war dabei! Eine Erinnerung an die C.-Bosch-Rede von 1939, In: Kultur
und Technik. 8. Jg. Heft 4, 1984, S. 270.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054 / Band 7
0-1-7-1941.0000 / Blatt 514
0-1-7-1937.0000 / Blatt 408
44

Straßen-/Platzname: Max-Clarenbach-Weg
Datum der Benennung: 1977
Begründung der Benennung
Bereits im Jahr 1960 regte die Düsseldorfer Bürgerschaft an, eine Straße nach dem Maler
Max Clarenbach zu benennen. Zum damaligen Zeitpunkt existierten im Stadtgebiet zwei
Straßen, die den evangelischen Prediger Adolf Clarenbach ehrten: die „Adolf-KlarenbachStraße“ in Holthausen und die „Clarenbach-Straße“ in Bilk. Letztere sollte dementsprechend
umgewidmet werden, um die Doppelbenennung aufzuheben und Verwechslungen zu
vermeiden.
Max Clarenbach „ist eng mit der Geschichte der Landschaftsmalerei in Düsseldorf, wo er
lange Zeit Professor der Kunstakademie war, verbunden.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Maximilien „Max“ Clarenbach (1880-1952), deutscher Landschaftsmaler; Landesleiter in der
Reichskammer der bildenden Künste (1939).
Kurzbiographie / Verdienste
Der aus einfachen Verhältnissen stammende Max Clarenbach wurde aufgrund seines Talents
bereits im Alter von 13 Jahren an der Kunstakademie Düsseldorf angenommen und wandte
sich schon früh der Landschaftsmalerei zu. Nach dem Abschluss seines Studiums gelang ihm
1902 mit seiner Arbeit „Stiller Tag“ der Durchbruch; Winterlandschaften sowie die
Darstellung des Niederrheins wurden zu zentralen Motiven seiner Arbeiten. 1909 gehörte
Clarenbach zu den Gründungsmitgliedern des „Sonderbunds Westdeutscher Kunstfreunde
und Künstler“ und übernahm 1917 als Nachfolger von Eugen Dücker eine Lehrtätigkeit an
der Düsseldorfer Kunstakademie, die er bis 1945 ausübte. Im Dritten Reich wurde er
1939/40 zum Landesleiter in der Reichskammer der bildenden Künstler ernannt.
Nationalsozialismus
Max Clarenbach zählt zu den bekanntesten Vertretern der rheinischen Kunstszene im 20.
Jahrhundert und hat mit seinem Engagement im Ausstellungsbetrieb wesentlich zur
Förderung der modernen und internationalen Kunst beigetragen; er gilt „nicht nur als
Künstler, sondern auch auf kunstpolitischem Gebiet als Vorkämpfer des Impressionismus in
Düsseldorf.“ (Moeller, S. 61) Im Dritten Reich gehörte Clarenbach einerseits zu den gefragten
Künstlern, wurde andererseits jedoch teilweise abgelehnt.
Im Zuge der Gleichschaltung der Düsseldorfer Kunstakademie war Max Clarenbach 1933
aufgrund „charakterlicher Bedenken“ zunächst für eine Entlassung vorgeschlagen worden,
konnte seine Lehrtätigkeit letztendlich aber ungehindert fortsetzen und trat im selben Jahr
in die NSDAP ein. Ab 1937 war er regelmäßig auf den „Großen Deutschen
Kunstausstellungen“ im Münchener Haus der Deutschen Kunst vertreten und fertigte im
Auftrag des NS-Regimes Wandgemälde und Bildteppiche für die Wehrmacht und das
45

Reichsluftfahrtministerium an. 1938 erhielt Clarenbach als Mitarbeiter des öffentlichen
Dienstes das von Adolf Hitler gestiftete „Treuedienst-Ehrenabzeichen“ für seine 25jährige
Arbeit; ein Jahr später übernahm der Künstler das Amt eines Landesleiters in der
„Reichskammer der bildenden Künste“. Während seine „auf dem Impressionismus
fußenden“ Bilder von der Düsseldorfer Ausstellung „Schaffendes Volk“ ausgeschlossen
wurden, präsentierte Clarenbach diese regelmäßig in der Städtischen Kunsthalle, so
beispielsweise auf der von der NS-Organisation „Kraft durch Freude“ (KdF) im Jahr 1942
veranstalteten „Kunstaustellung für deutsche Soldaten“. 1944 erfolgte die Aufnahme in die
sogenannte „Gottbegnadeten-Liste“ des Dritten Reiches.
Nach Kriegsende wurde Max Clarenbach im Zuge seines Entnazifizierungsverfahrens
vollständig entlastet; die Kommission kam zu dem Schluss, dass er „nur sein ganzes Leben
der Malerei gewidmet“, die Parteimitgliedschaft „auf Anregung von Kollegen“ erworben und
sich am politischen System des NS-Regimes nicht beteiligt habe; Zeugenaussagen von
„anerkannt nichtnationalsozialistischen Männern“ stützten diese Ansicht. Darüber hinaus
entlastete ihn die Ehefrau eines jüdischen Rechtsanwalts, der sich angesichts der
Entwicklungen im Dritten Reich das Leben genommen hatte.
„Wie so viele Künstler glaubte wohl auch Clarenbach, sich mit dem nationalsozialistischen
Regime arrangieren zu können; in seiner Arbeit blieb er jedoch seiner künstlerischen
Auffassung treu.“ (Weiß, S. 87)
Kategorie: C
Begründung: keine herausragende Stellung im Dritten Reich

46

Literatur
Clarenbach, Dietrich: Max Clarenbach (1880-1952). In: Lebensbilder aus dem Kreis Neuss. Band 2,
Neuss 1995, S. 94-110.
Hartwich, Viola: Max Clarenbach. Ein rheinischer Landschaftsmaler, 1880-1952, Münster 1992.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Moeller, Magdalena M.: Der Sonderbund. Seine Voraussetzungen und Anfänge in Düsseldorf, Köln
1984.
Paffrath, Hans (Hrsg.): Max Clarenbach. Neuss (1880) – Köln (1952), Düsseldorf 2001.
Rischer, Walter: Die nationalsozialistische Kulturpolitik in Düsseldorf 1933-1945. Düsseldorf 1972.
Roth, C.: Clarenbach, Max. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und
Völker, Band 19, München/Leipzig 1998, S. 373-375.
Thoms, Robert: Große Deutsche Kunstaustellung München 1937-1944. Band 1: Maler und Graphiker,
Berlin 2010.
Weiß, Siegried: Max Clarenbach 1880-1952. Der Maler niederrheinischer Landschaften, Zeiten und
Orte, Düsseldorf 2012.

Quellen
NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“: Kunstausstellung für deutsche Soldaten. Zeitgenössische
Künstler stellen aus, Düsseldorf 1942.
Stadt Düsseldorf: Düsseldorfer Künstler im Haus der Deutschen Kunst 1943. Düsseldorf 1943.
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1937.0000 / Blatt 522
IV 18024 / Band 1
Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland
NW 1003-48 / 2266
Bundesarchiv Berlin
BArch R 4901 / 12248

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Straßen-/Platzname: Diedenhofener Straße
Datum der Benennung: 27. 08. 1927
Begründung der Benennung: unbekannt
Historischer Hintergrund
Die französische Stadt Thionville (Diedenhofen) wurde im Deutsch-Französischen Krieg von
preußischen Truppen eingenommen und 1871 im Zuge des „Frankfurter Friedens“ als Teil
Elsass-Lothringens in das neu gegründete Deutsche Reich eingegliedert.
Militarismus
Mit dem Sieg der preußischen Truppen in der Schlacht von Sedan im September 1870 war
der Ausgang des Deutsch-Französischen Krieges zugunsten der Deutschen entschieden
worden; nach der Gefangennahme Kaiser Napoleons III. und der Ausrufung der Republik
Frankreich folgte die Einschließung von Paris und die Kapitulation der französischen
Rheinarmee. Dennoch leisteten Teile des französischen Militärs weiterhin Widerstand.
Kleinere Festungen an der Grenze zu Luxemburg und Belgien „bildeten Stützpunkte für
französische Truppensammlungen“ und „boten Freischärlern wertvolle Basen, von denen
aus sie die deutschen Versorgungslinien immer wieder bedrohten.“ (Haselhorst, S. 115) Vor
allem die an der Mosel gelegene Stadt Thionville galt als wichtiger Sperrpunkt für die
Eisenbahnstrecken.
Aufgrund ihrer militärstrategischen Bedeutung hatte die Festung bereits seit August 1870
unter deutscher Beobachtung gestanden und wurde im Oktober von der 1. KavallerieDivision sukzessive eingeschlossen. Mit dem Eintreffen der 14. Division erfolgte die
vollständige Absperrung, sodass im November mit einer mehrtägigen Bombardierung
Thionvilles begonnen werden konnte. Der Einsatz von Geschützen richtete erhebliche
Schäden an: „Rauchende Brandstätten und grosse [sic] Trümmerhaufen sperrten die Strassen
[sic], die meisten Kasernen und öffentlichen Gebäude waren bis auf die Umfassungsmauern,
manche bis auf die Grundmauern zerstört. […] Ganz unverletzt war kein Haus in der Stadt
geblieben.“ Während die Zivilbevölkerung laut eines Augenzeugenberichts keine Opfer zu
beklagen hatte, waren mehrere hundert französische Soldaten verwundet worden und über
ein Dutzend gefallen.
Nach der Besetzung der Festung durch die preußische Armee wurde Thionville im
Friedenschluss von Frankfurt 1871 unter dem deutschen Namen Diedenhofen in das
Deutsche Reich eingegliedert.

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Kategorie: C
Begründung: historischer Hintergrund verlangt weiterführende Erläuterungen

Literatur
Haselhorst, Olaf: Operationen der deutschen Heere im Krieg gegen Frankreich 1870/71. In: Ganschow,
Jan/Haselhorst, Olaf/Ohnezeit, Maik (Hrsg.): Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71. Vorgeschichte
– Verlauf – Folgen, Graz 2009, S. 83-120.
Geoffrey Wawro: The Franco-Prussian War. The German conquest of France in 1870–1871. New York
2003.
Tümmler, Holger: Großer Atlas des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. Wolfenbüttel 2010.

Quellen
Spohr, Peter: Die Cernirung, Belagerung und Beschiessung von Thionville im deutsch-französischen
Kriege 1870/71. Berlin 1875.

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Straßen-/Platzname: Wolfgang-Döring-Straße
Datum der Benennung: 04. 11. 1965
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Wolfgang Rudolf Paul Döring (1919-1963), deutscher Politiker.
Kurzbiographie / Verdienste
Der gebürtige Leipziger diente im Zweiten Weltkrieg als Berufsoffizier in der Wehrmacht,
bekleidete bis 1943 den Rang eines Panzer-Hauptmanns im deutschen Afrikakorps und
wurde anschließend bei einer Grenadier-Division in Brandenburg eingesetzt. Nach 1945
leitete Wolfgang Döring einen britischen Reparaturbetrieb für Kraftfahrzeuge und trat dem
FDP-Landesverband Nordrhein-Westfalen bei, dessen Geschäftsführung er 1950 übernahm;
vier Jahre später zog er in den westfälischen Landtag ein. Ursprünglich dem rechtsnationalen
Parteiflügel zugeneigt, unterstützte Döring nach den Ereignissen der sogenannten
„Naumann-Affäre“ die Öffnung seiner Partei zur politischen Mitte. 1962 zum
stellvertretenden Bundesvorsitzenden der FDP gewählt, kritisierte er im Zuge der
sogenannten „Spiegel-Affäre“ die von der Regierung Adenauer angestrebten Eingriffe in die
Pressefreiheit. Darüber hinaus engagierte sich Wolfgang Döring für eine aktive deutsche
Wiedervereinigungspolitik.
Nationalsozialismus
Wolfgang Döring gehörte in der jungen Bundesrepublik zu den führenden Vertretern des
Liberalismus, die sich nicht nur für die Demokratie und den Rechtsstaat einsetzten, sondern
darüber hinaus auch entscheidend zur politischen Etablierung der Freien Demokraten
beitrugen. Dennoch unterstützte der Politiker zu Beginn der 1950er Jahre rechtsnationale
Sammlungsbewegungen innerhalb der FDP und geriet damit in den Dunstkreis ehemaliger
NS-Funktionäre, die unter der Führung von Werner Naumann (letzter Staatssekretär von
Joseph Goebbels) eine Unterwanderung des nordrhein-westfälischen Landesverbands
anstrebten.
Nach ihrer Gründung im Jahr 1947 wandte sich die FDP in Nordrhein-Westfalen unter der
Führung ihres Vorsitzenden Friedrich Middelhauve verstärkt nationalistischen Positionen zu,
um jene „deklassierten Zielgruppen“ (Papke, S. 126) politisch zu integrieren, die sich
angesichts der alliierten Entnazifizierungspraxis stigmatisiert und im parlamentarischen
Spektrum der Nachkriegszeit nicht repräsentiert fühlten; zu diesem Zweck plädierte der
Landesverband für eine Generalamnestie. Neben Repräsentanten des NS-Regimes zog die
Partei auch ehemalige Wehrmachtsangehörige wie Wolfgang Döring an, der nach wie vor
mit Mitgliedern des „Deutschen Afrikakorps“ (DAK) in Verbindung stand und zur „Pflege der
Tradition des ehemaligen DAK“ eine Düsseldorfer Ortskameradschaft gegründet hatte.
Nachdem Döring im Jahr 1950 die Geschäftsführung des FDP-Landesverbands
übernommen hatte, etablierte er einen „hocheffizienten, zentralgesteuerten
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Parteiapparat“ und baute die Düsseldorfer Landesgeschäftsstelle zu einem „gewichtigen
Machtfaktor“ auf. (Papke, S. 161) Gleichzeitig befürwortete er die von Friedrich Middelhauve
entwickelte Strategie der „Nationalen Sammlung“ sowie die damit verbundene Aufnahme
von nationalsozialistisch belasteten Personenkreisen, die zunehmend einflussreiche
Positionen innerhalb der Partei besetzten; so sprach sich Döring beispielsweise dafür aus,
den ehemaligen NS-Propagandisten Wolfgang Diewerge mit Rednerschulungen zu betrauen.
Darüber hinaus verfasste er einen „Situationsbericht“, in dem er über die Zustimmung der
anderen FDP-Landesverbände zur „Nationalen Sammlung“ informierte und eine mögliche
Zusammenarbeit mit nationalen Gruppierungen im gesamten Bundesgebiet sondierte.
Bis 1952 vergrößerte sich auf diese Weise auch der Einfluss des Netzwerks von Werner
Naumann, das „die Restauration eines autoritären völkischen Staates auf der Basis der
nationalsozialistischen Ideologie“ anstrebte. (Lausberg, S. 245) Während für die Zeit bis Ende
1951 nur wenige Informationen über die Kontakte zwischen Naumann und Mitgliedern der
FDP existieren, sind zumindest für das Jahr 1952 mehrere Zusammentreffen nachgewiesen,
darunter auch mit Wolfgang Döring. Im Januar 1953 schritten schließlich die britischen
Behörden ein und machten die Verschwörung öffentlich; Naumann und andere Beteiligte
wurden in Untersuchungshaft genommen.
Im Zuge der innerparteilichen Aufarbeitung der „Naumann-Affäre“ stritt Wolfgang Döring
trotz der von ihm mitgetragenen Personalpolitik jegliche Verantwortung ab und setzte sich
gegen einen Parteiausschluss zur Wehr. Darüber hinaus belastete ihn die eidesstaatliche
Erklärung einer Parteisekretärin, die ihm eine abfällige Äußerung über die jüdische Ehefrau
des FDP-Vorsitzenden Thomas Dehler vorwarf. Dennoch wurde der FDP-Politiker in einem
abschließenden Untersuchungsbericht vollständig entlastet und rehabilitiert.
In der darauffolgenden Phase der Neuorientierung der FDP positionierte sich Wolfgang
Döring zunehmend in der politischen Mitte und gehörte 1956 zu jenen treibenden Kräften,
die in Nordrhein-Westfalen den Koalitionsbruch mit der Union zugunsten einer
sozialliberalen Regierung durchsetzten.
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet / persönliche Entwicklung

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Literatur
Baldow, Beate: Episode oder Gefahr? Die Naumannaffäre, Dissertation Freie Universität Berlin 2012.
Buchna, Kristian: Nationale Sammlung an Rhein und Ruhr. Friedrich Middelhauve und die nordrheinwestfälische FDP 1945-1953, München 2010.
Dorn, Wolfram, Wiedner, Wolfgang: Der Freiheit gehört die Zukunft. Wolfgang Döring, eine politische
Biographie, Bonn 1974.
Lausberg, Michael: Die extreme Rechte in Nordrhein-Westfalen 1946 – 1971, Aachen 2012.
Papke, Gerhard: Liberale Ordnungskraft, nationale Sammlungsbewegung oder Mittelstandspartei?
Die FDP-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen 1946 – 1966, Düsseldorf 1998.
Papke, Gerhard: Unser Ziel ist die unabhängige FDP. Die Liberalen und der Machtwechsel in
Nordrhein-Westfalen 1956, Baden-Baden 1992.

Quellen
Archiv des Liberalismus
Nachlass Döring / N77-32
Nachlass Döring / N77-34
Nachlass Döring / N77-35
Nachlass Döring / N77-71

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Straßen-/Platzname: Gerhard-Domagk-Straße
Datum der Benennung: 22. 01. 1970
Begründung der Benennung
Im Jahr 1966 wandte sich Staatssekretär Leo Brandt mit der Bitte an den Oberbürgermeister,
eine Straßenbenennung nach dem „so bedeutenden Gelehrten“ Gerhard Domagk in
Erwägung zu ziehen. Als Entdecker der Sulfonamide habe dieser einen herausragenden
Beitrag zur Krebsforschung geleistet und auf diese Weise zahlreiche Menschenleben gerettet.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Gerhard Johannes Paul Domagk (1895-1964), deutscher Pathologe und Bakteriologe.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Studium der Medizin und der anschließenden Promotion arbeitete Gerhard
Domagk zunächst in verschiedenen pathologischen Instituten und habilitierte sich über
Abwehrmechanismen des menschlichen Zellensystems. 1927 übernahm er die Leitung der
Abteilung für experimentelle Pathologie und Bakteriologie der I.G. Farbenindustrie in
Wuppertal, bevor er ein Jahr später auch als Privatdozent an der Universität Münster tätig
wurde. Für seine Verdienste auf dem Gebiet der Bekämpfung bakterieller
Infektionskrankheiten erhielt Domagk 1939 den Nobelpreis für Medizin. Nach Kriegsende
widmete er sich der Krebsforschung und entwickelte Tuberkulose-Mittel.
Nationalsozialismus
Gerhard Domagk hat mit seiner Forschung auf dem Gebiet der Sulfonamide
Medizingeschichte geschrieben; er gilt bis heute als „Wegbereiter der modernen
Chemotherapie“. (Bayer, S. 10) Wie viele deutsche Wissenschaftler arrangierte sich auch der
Bakteriologe mit den politischen Rahmenbedingungen des Dritten Reiches und ließ sich vom
NS-Regime zumindest instrumentalisieren.
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 konnte Gerhard Domagk
seine Arbeit als Leiter der Abteilung für experimentelle Pathologie und Bakteriologie im
Stammwerk der Bayer AG innerhalb der I.G. Farbenindustrie ungehindert fortführen. Er
untersuchte hauptsächlich Sulfonamid-Verbindungen auf ihre antibakterielle Wirksamkeit
und entwickelte Arzneistoffe zur Behandlung von Infektionskrankheiten. Der Erfolg dieser
Medikamente verhalf Domagk zu internationalem Ansehen, sodass er regelmäßig für
Vorträge und Kongresse ins Ausland reiste und auch in der Heimat zahlreiche
Auszeichnungen erhielt. So wurde der Mediziner beispielsweise 1943 zum Ehrensenator der
Universität Greifswald ernannt und im selben Jahr mit einem Preis für seine Verdienste um
die Verhütung der Säuglingssterblichkeit ausgezeichnet; der anschließende Empfang wurde
von NSDAP-Gauleiter Ernst Koch ausgerichtet. In Parteikreisen galt Domagk als politisch
unauffällig: „[…] ein immer national gesinnter Mann […]. Er betätigt sich ausschließlich nur
als Wissenschaftler.“ Im Zusammenhang mit der Verleihung des Nobelpreises wurde er 1939
53

von der Gestapo verhaftet und musste auf Druck des Regimes seinen Verzicht erklären; erst
1947 konnte Domagk die Auszeichnung entgegennehmen. Im Zweiten Weltkrieg war der
Bakteriologe vom Wehrdienst befreit („Unabkömmlichstellung“) und widmete sich der
Behandlung von Gasödemen, leistete jedoch kurzzeitig seinen Sanitätsdienst als Stabsarzt
der Reserve in Münster und Köln. 1944 erhielt er das von der NS-Führung gestiftete
„Ritterkreuz des Kriegsverdienstkreuzes“ und wurde in den wissenschaftlichen Beirat des
Bevollmächtigten für das Gesundheitswesen - Karl Brandt - berufen.
Im Zuge seines Entnazifizierungsverfahrens wurde Gerhard Domagk vollständig entlastet;
die Kommission kam zu dem Schluss, dass er „weder der Partei noch einer ihrer Gliederungen
angehört und den Nationalsozialismus in keiner Weise gefördert“ habe. Darüber hinaus
erfuhr der Mediziner wohl erst nach Kriegsende von den Machenschaften seines
Arbeitgebers: die I.G. Farbenindustrie hatte Sulfonamid-Präparate für grausame
Experimente im Konzentrationslager Ravensbrück zur Verfügung gestellt. Die im Nürnberger
Ärzteprozess angeklagten Verantwortlichen – darunter Domagks Vorgesetzter Heinrich
Hörlein – wurden schließlich freigesprochen, weil sie die Präparat-Lieferungen bei
Bekanntwerden der Verwendung unverzüglich eingestellt hatten. Bis heute gibt es keine
Hinweise auf eine Mitwisserschaft oder gar Beteiligung Gerhard Domagks an
Menschenversuchen.
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

54

Literatur
Gerabek, Werner E.: Domagk, Gerhard. In: Gerabek, Werner E./Haage, Bernhard D./Keil, Gundolf/
Wegner, Wolfgang (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Berlin/ New York 2005, S. 320-321.
Grundmann, Ekkehard: Gerhard Domagk. Der erste Sieger über die Infektionskrankheiten, Münster
2001.
Hulvescheidt, Marion: Die klinische Prüfung des Sontochin. Arzneimittelforschung im Krieg, In:
Eschenbruch, Nicholas/Balz, Viola/Klöppel, Ulrike/Hulverscheidt, Marion (Hrsg.): Arzneimittel des 20.
Jahrhunderts. Historische Skizzen von Lebertran bis Contergan, Bielefeld 2009, S. 143-166.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt 2007.
Neubauer, Alfred: Bittere Nobelpreise. Norderstedt 2005.

Quellen
Bayer AG, Geschäftsbereich Pharma: Gerhard Domagk 1895–1964. Lebenserinnerungen in Bildern
und Texten, Köln 1995.

Stadtarchiv Düsseldorf

IV 43552
0-1-7-1942.0000 / Blatt 726
Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland
NW 1022-D / Nr. 8351
Bundesarchiv Berlin
BArch R 4901/ 13261
BArch R 9361-II / 175101
BArch R 9361-VI / 497
Universitätsarchiv Münster
UArch Münster / Bestand 10 / 1454

55

Straßen-/Platzname: Eckenerstraße
Datum der Benennung: 06. 11. 1961
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Hugo Eckener (1868-1954), deutscher Unternehmer und Luftschiffpionier.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Studium der Psychologie, Volkswirtschaft und Geschichte sowie der
anschließenden Promotion arbeitete Hugo Eckener zunächst als freier Schriftsteller und
Zeitungskorrespondent. In dieser Funktion berichtete er wiederholt über die Luftschiffe des
Unternehmers Ferdinand Graf von Zeppelin, der ihn 1906 als Mitarbeiter anstellte und zum
Luftschiffkapitän ausbildete; in den folgenden Jahren stieg Eckener bis in den Vorstand der
„Zeppelin-Gesellschaft“ auf und übernahm die Leitung der „Deutschen LuftschifffahrtsAktiengesellschaft“ (DELAG). Als Nachfolger des Grafen Zeppelin widmete er sich nach dem
Ende des Ersten Weltkriegs der Weiterentwicklung der zivilen Luftschifffahrt und ließ
zahlreiche interkontinentale Passagierfahrten durchführen. 1952 wurde Hugo Eckener mit
dem großen Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Nationalsozialismus
Hugo Eckener zählt zu den bedeutenden Protagonisten der Luftfahrtgeschichte; die von ihm
entwickelten Zeppeline gehörten zu den „spektakulärsten technischen und fliegerischen
Errungenschaften ihrer Zeit“ (Botting, S. 12) und schufen die Grundlagen des
interkontinentalen Luftverkehrs. Im Dritten Reich stellte sich der Unternehmer öffentlich
gegen die Nationalsozialisten, die ihn unter Druck setzten und in seiner Arbeit
einschränkten.
Als Anhänger des parlamentarischen Systems der Weimarer Republik und Repräsentant
der politischen Mitte hatte Hugo Eckener die Propaganda der NSDAP zu Beginn der 1930er
Jahre scharf kritisiert und sich für die Politik von Reichskanzler Heinrich Brüning
ausgesprochen; im Vorfeld der Reichstagswahlen 1933 war der Unternehmer gar als
potentieller Gegenkandidat zu Adolf Hitler gehandelt worden. Obwohl er sich auch nach der
„Machtergreifung“ abfällig über die NS-Führung äußerte und seine Abneigung offen zeigte,
gehörte Eckener im Dritten Reich nur bedingt zu den verfolgten Personenkreisen. Während
ihn anfangs noch die persönliche Verbindung zu Reichspräsident Paul von Hindenburg
geschützt hatte, bewahrten ihn später sein internationales Ansehen und seine zahlreichen
Auslandsaufenthalte vor der Verhaftung. Da das NS-Regime mit dem Entzug der staatlichen
Mittel für den Luftschiffbau drohte, verfasste Eckener 1934 eine Rundfunkansprache, in der
widerwillig die Wahl Hitlers zum Reichskanzler empfahl.
Darüber hinaus erkannten die Nationalsozialisten den propagandistischen Nutzen der
Zeppeline und ließen diese mit entsprechender Symbolik ausstatten. Mit der Gründung der
„Deutschen Zeppelin-Reederei“ (DZR) unter dem Vorsitz von Hermann Göring verlor Hugo
56

Eckener 1935 seinen Einfluss auf das aktive Geschäft und wurde als
Aufsichtsratsvorsitzender „formal kaltgestellt“. (Braun, S. 632) Nachdem er den Missbrauch
seiner Luftschiffe in Anwesenheit von Vertretern des Propagandaministeriums angeprangert
hatte, wurde sein Name 1936 aus der medialen Berichterstattung verbannt; ferner rieten
kulturpolitische Stellen davon ab, Eckener für Vortragstätigkeiten im Ausland einzusetzen:
„Er hat als Redner sehr enttäuscht, weil er sich von allen deutschen und besonders
nationalsozialistischen Belangen distanziert hat […].“ Ungeachtet seiner politischen
Gegnerschaft wurde Hugo Eckener 1938 für eine Fachpublikation von der Mitgliedschaft in
der „Reichsschrifttumskammer“ befreit und erhielt ein Jahr später den Titel eines
„Wehrwirtschaftsführers“; anlässlich seines 75. Geburtstags wurde ihm 1943 der
Professorentitel verliehen.
Nach der Explosion des Zeppelins „Hindenburg“ im Jahr 1937 und dem Verbot der
Wasserstoffbetankung kam die zivile Verkehrsluftschifffahrt weitestgehend zum Erliegen.
Angesichts der aggressiven deutschen Außenpolitik hatten die Vereinigten Staaten bereits
zugesagte Heliumexporte eingestellt, sodass die Luftschiffe nach dem Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs außer Dienst gestellt und schließlich abgewrackt wurden. In seinem späteren
Entnazifizierungsverfahren wurde Hugo Eckener zunächst als „belastet“ eingestuft und mit
einer Geldstrafe sowie der fünfjährigen Aberkennung seiner bürgerlichen Rechte belegt,
bevor die Militärregierung das Urteil nach öffentlichen Protesten 1949 aufhob.
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

57

Literatur
Botting, Douglas: Der große Zeppelin. Hugo Eckener und die Geschichte des Luftschiffs, München
2002.
Braun, Helmut: Aufstieg und Niedergang der Luftschifffahrt. Eine wirtschaftshistorische Analyse,
Regensburg 2007.
Ebner, Martin: Die Entnazifizierung von Zeppelin, Maybach, Dornier & Co. Wie Friedrichshafen
„gesäubert“ wurde, Kindle Ausgabe 2013.
Italiaander, Rolf: Hugo Eckener – Ein moderner Columbus. Die Weltgeltung der Zeppelin-Luftfahrt in
Bildern und Dokumenten, Konstanz 1979.
Italiaander, Rolf: Ein Deutscher namens Eckener. Luftfahrtpionier und Friedenspolitiker, Konstanz
1981.
Meyer, Henry Conrad: Airshipmen, Businessmen and Politics 1890-1940. Washington/London 1991.
Provan, John: Ferdinand Graf Zeppelin. Der Luftfahrtpionier und sein Konzern, Bielefeld 2009.

Quellen
Eckener, Hugo: Im Zeppelin über Länder und Meere. Flensburg 1949.
Italiaander, Rolf (Hrsg.): Hugo Eckener. Die Weltschau eines Luftschiffers, Husum 1980.
Bundesarchiv Berlin
BArch R 9361-V / 4972
BArch NS 15 / 120
BArch NS 15 / 135

58

Straßen-/Platzname: Eitelstraße
Datum der Benennung: 17. 08. 1909
Begründung der Benennung: unbekannt
Die Evangelische Gemeinde Düsseldorf-Rath wandte sich 1951 mit der Bitte an die
Stadtverordneten, die Eitelstraße umzubenennen. Als Gründe wurden neben der
Verwechslungsgefahr mit der „Eifelstraße“ vor allem die fehlende Popularität des
Namensgebers genannt: „Auch alte Rather Bürger vermögen nicht anzugeben, nach wem die
Straße ihren Namen eigentlich erhalten hat.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Wilhelm Eitel Friedrich Christian Karl von Preußen (1883-1942), preußischer Prinz.
Kurzbiographie / Verdienste
Der zweite Sohn Kaiser Wilhelms II. trat während seines Studiums in den Militärdienst ein
und nahm als Generalmajor und Kommandeur des „Ersten Garde-Regiments zu Fuß“ am
Ersten Weltkrieg teil; für seine Verdienste erhielt er das Eiserne Kreuz I. und II. Klasse sowie
den höchsten Tapferkeitsorden „Pour le Mérite“. Nach Kriegsende engagierte sich Eitel
Friedrich von Preußen im Wehrverband „Stahlhelm“ und wurde Mitglied im
monarchistischen „Bund der Aufrechten“; bis 1926 war er Herrenmeister des
Johanniterordens. 1931 gehörte der Prinz zu den Mitbegründern der „Harzburger Front“,
einem Bündnis antidemokratischer Nationalisten und Rechtsextremisten.
Nationalismus / Militarismus
Als Mitglied des Hauses Hohenzollern und zweitältester Sohn des letzten deutschen Kaisers
gehörte Eitel Friedrich von Preußen zu den wichtigsten Repräsentanten der Monarchie.
Aufgrund seines Einsatzes an den vordersten Fronten des Ersten Weltkriegs galt der
hochdekorierte Prinz in der Öffentlichkeit als zuverlässiger und pflichtbewusster
Kommandeur; sein Engagement in nationalistischen und demokratiefeindlichen
Organisationen rückte Eitel Friedrich schließlich in die Nähe der Nationalsozialisten, denen er
allerdings ablehnend gegenüberstand.
Nach der Abdankung Kaiser Wilhelms II. und dem Thronverzicht des Kronprinzen im Jahr
1918 hatte Eitel Friedrich von Preußen auf den Gang ins Exil verzichtet und war als
Stellvertreter der Familie in der Weimarer Republik verblieben. Der Prinz unterstützte
Bestrebungen zur Restauration der Hohenzollern-Monarchie und „wusste sich eins mit den
konservativen Kräften in Deutschland, die politisch bei der Deutschnationalen Volkspartei
(DNVP) und im ‚Stahlhelm‘ beheimatet waren.“ (Preußen, S. 360) Der paramilitärisch
organisierte Wehrverband trat für die Interessen ehemaliger Kriegsteilnehmer ein und war
„als Zugpferd des bürgerlichen Militarismus“ (Hoffstadt, S. 192) streng antiparlamentarisch
und nationalistisch ausgerichtet. Im Oktober 1931 schloss sich der „Stahlhelm“ mit den
Rechtsparteien und anderen demokratiefeindlichen Vereinigungen zur sogenannten
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„Harzburger Front“ zusammen, um die Regierung unter Reichskanzler Heinrich Brüning zu
stürzen. Ungeachtet seiner gesellschaftlichen Stellung bekleidete Eitel Friedrich von Preußen
innerhalb dieser Allianz keine Führungsposition, sondern widmete sich der militärischen
Traditionspflege und entwarf Pläne für die Neuorganisation der Reichswehr.
Ferner war der Prinz nach dem Ersten Weltkrieg dem sogenannten „Bund der
Aufrechten“ beigetreten, der die Wiederherstellung der konstitutionellen Monarchie
propagierte und zu diesem Zweck ebenfalls den Zusammenschluss mit rechten Kräften
suchte. Dieses „vorwiegend aus gemeinsamem Radikalismus gespeiste Bündnis“ sollte „das
völkische Gedankengut nach Möglichkeit mit dem Monarchismus aussöhnen.“ (Hofmann, S.
89)
Obwohl der Hohenzoller die Einheitsfront der nationalen Kräfte begrüßte, beobachtete er
die zunehmende Machterweiterung der Nationalsozialisten mit Argwohn und lehnte die
sukzessive Gleichschaltung seiner Verbände ab. Mit dem Verbot aller monarchistischen
Vereinigungen und der Auflösung des „Stahlhelms“ im Jahr 1935 zog sich Eitel Friedrich von
Preußen endgültig ins Privatleben zurück. Nach seinem Tod verweigerte ihm Adolf Hitler ein
Begräbnis mit militärischen Ehren und untersagte Gästen der Trauerfeier das Erscheinen in
Uniform.

Kategorie: B
Begründung: Mitgliedschaft in rechtsextremen Vereinigungen

60

Literatur
Hoffstadt, Anke: Frontgemeinschaft? Der Stahlhelm. Bund der Frontsoldaten
und der
Nationalsozialismus, In: Krumeich, Gerd (Hrsg.): Nationalsozialismus und Erster Weltkrieg. Essen
2010, S. 191-206.
Hofmann, Arne: „Wir sind das alte Deutschland, das Deutschland, wie es war …“ Der „Bund der
Aufrechten“ und der Monarchismus in der Weimarer Republik, Frankfurt am Main 1998.
Massenbach, Heinrich von: Die Hohenzollern einst und jetzt. Die königliche Linie in Preußen, die
fürstliche Linie in Hohenzollern, Bonn 2004.
Preußen, Friedrich Wilhelm von: Die Hohenzollern und der Nationalsozialismus. München 1983.
Stribrny, Wolfgang: Der Johanniterorden zwischen den zwei Weltkriegen. In: Stribrny, Wolfgang.: Der
Johanniter-Orden und das Haus Hohenzollern. Nieder-Weisel 2004, S.
Neumann, Kurt: Was vor 75 Jahren geschah. Erinnerungen an die Harzburger Front, In: Spurensuche
Harzregion e.V. (Hrsg.): Harzburger Front von 1931. Fanal zur Zerstörung einer demokratischen
Republik, Clausthal-Zellerfeld 2009, S. 9-18.
Kittel, Manfred: Provinz zwischen Reich und Republik. Politische Mentalitäten in Deutschland und
Frankreich 1918-1933/36, München 2000.

Quellen
Preußen, Eitel Friedrich: Erstes Garde-Regiment zu Fuß. Nach den amtlichen Kriegstagebüchern und
persönlichen Aufzeichnungen, Oldenburg /Berlin 1922.
Das Manifest der Harzburger Front vom 11. Oktober 1931. In: Müller, Rainer A. (Hrsg.): Deutsche
Geschichte in Quellen und Darstellung. Nr. 9: Weimarer Republik und Drittes Reich 1918 – 1945,
Stuttgart 2007, S. 130-132.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054 / Band 1
Bundesarchiv Berlin
BArch R 8034 / 108

61

Straßen-/Platzname: Finschstraße
Datum der Benennung: 14. 03. 1952
Begründung der Benennung
Otto Finsch „hat 1884 die Besitzergreifung der Kolonien Bismarckarchipel und Neuguinea
vorbereitet. Nach ihm ist der Ort Finschhafen benannt.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Otto Friedrich Hermann Finsch (1839-1917), deutscher Zoologe, Ethnologe und
Forschungsreisender.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach einer abgebrochenen Schulausbildung und ersten privaten Forschungsreisen durch
Osteuropa arbeitete Otto Finsch als Assistent am Reichsmuseum für Naturgeschichte in
Leiden, wo er sich der Ornithologie zuwandte. 1864 erhielt er eine Anstellung als
Konservator der „Gesellschaft Museum“ in Bremen, bevor er die Leitung des städtischen
Völkerkunde-Museums übernahm. In den 1880er Jahren unternahm Finsch Expeditionen im
Südpazifik und bereitete im Auftrag der Berliner „Neuguinea-Kompagnie“ die
Besitzergreifung jener Gebiete vor, die den Kern der späteren Kolonie Deutsch-Neuguinea
bildeten; bis heute erinnert die Hafenstadt Finschhafen an der Nordküste von PapuaNeuguinea an den Forschungsreisenden. Darüber hinaus sind mehrere Papageienarten nach
Otto Finsch benannt.
Kolonialismus / Rassismus
Obwohl Otto Finsch zu den „Kolonialpionieren“ des Kaiserreichs gehörte, galt sein
Augenmerk weniger den deutschen Handelsinteressen als vielmehr der Erforschung des
pazifischen Lebensraums. Der „Globetrotter- und Amateur-Wissenschaftler“ (Hiery, S. 98)
befasste sich nicht nur mit der Vogelwelt der Südsee, sondern studierte auf seinen Reisen
auch die indigene Bevölkerung und veröffentlichte seine Beobachtungen in zahlreichen
Fachbeiträgen. Der persönliche Kontakt mit den Völkern des Westpazifiks korrigierte sein
vorgefertigtes Bild einer unterentwickelten Zivilisation und führte in späteren Jahren zu
einer teils kritischen Auseinandersetzung mit den Folgen des Kolonialismus.
1879 war Otto Finsch mit Unterstützung der Humboldt-Stiftung erstmals zu einer
mehrjährigen Expeditionsreise in die Südsee aufgebrochen, auf der er sich neben seinen
Studien auch der Sammlung zoologischer und ethnologischer Exponate für deutsche Museen
widmete. Aufgrund seiner regionalen Kenntnisse und Erfahrungen wurde der Ornithologe
1884 von der Berliner „Neuguinea-Kompagnie“ mit der Erschließung von Territorien im
Westpazifik beauftragt; seine Hauptaufgabe bestand darin, in Begleitung zweier Kriegsschiffe
„natürliche Häfen auszumachen, Karten anzulegen und die Bewohner der Küsten möglichst
günstig für fremden Besuch zu stimmen." (Minden, S. 70) Die durch Vertragsabschlüsse und
Flaggenhissung gesicherten Inseln erhielten den Namen „Bismarck-Archipel“, der
nordöstliche Teil Neuguineas wurde als „Kaiser-Wilhelms-Land“ unter Schutz gestellt. Nach
62

dem Abschluss der Auftragsreise war Otto Finsch noch zwei Jahre in beratender Funktion für
die „Neuguinea-Kompagnie“ tätig, fühlte sich von der Handelsgesellschaft allerdings nicht
hinreichend gewürdigt und lehnte ein Stellenangebot ab. In der Folgezeit konnte er zunächst
nicht an seine frühere berufliche Laufbahn anknüpfen und kehrte erst 1897 als
Abteilungsleiter an das Reichsmuseum in Leiden zurück.
Obwohl der Forschungsreisende den europäischen Kolonialismus durchaus befürwortete,
bemängelte er dessen Herrschaftspraktiken und widerlegte die in Kolonialkreisen gängigen
Vorurteile gegenüber den Völkern der Südsee; seine Expeditionsberichte und Fachbeiträge
schwanken „zwischen Kolonialapologetik und -kritik, Dienstbarkeit und Dissidenz,
Mitmachen und Melancholie.“ (Joch, S. 132) So bescheinigte Finsch den Indigenen
beispielsweise eine „musterhafte Wirtschaft“ sowie eine moralische Integrität, die noch
nicht durch negative europäische Einflüsse (Alkoholismus, Spielsucht) geprägt sei: „Ich muss
immer wieder über das Bedauern der civilisierten [sic] Welt lächeln, welche alle Menschen
durch unsere Civilisation [sic] glücklich zu machen meint.“ In diesem Zusammenhang
kritisierte er den zum Teil rücksichtslosen Umgang der „Neuguinea-Kompagnie“ mit der
indigenen Bevölkerung und forderte die Entmachtung des Unternehmens durch das
Deutsche Reich. Darüber hinaus hatte der Zoologe im Hinblick auf die sogenannte
„Rassenfrage“ bereits 1882 die Existenz wesentlicher Unterschiede zwischen Europäern und
Nicht-Europäern angezweifelt: „Ich muss auf Grund [sic] meiner Erfahrungen (ich will nicht
Studien sagen) annehmen, dass es nur eine einzige Menschen-Species [sic] giebt [sic]!“
Ungeachtet seines Einsatzes für die Völker des Westpazifiks begrüßte Otto Finsch
dennoch die Einführung der deutschen Gerichtsbarkeit in den vom ihm erschlossenen
Kolonialgebieten und sondierte wirtschaftlich verwertbare Landstriche.

Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet / persönliche Entwicklung

63

Literatur
Abel, Herbert: Finsch, Otto Friedrich Hermann. In: Historische Gesellschaft Bremen, Staatsarchiv
Bremen (Hrsg.): Bremische Biographie 1912–1962. Bremen 1969, S. 150-151.
Demhardt, Imre Josef: Aufbruch ins Unbekannte. Legendäre Forschungsreisen von Humboldt bis
Hedin, Darmstadt 2011.
Hiery, Hermann: Die deutschen Kolonien in der Südsee. In: Gründer, Horst/Hiery, Hermann (Hrsg.):
Die Deutschen und ihre Kolonien. Ein Überblick, Berlin 2017, S. 89-122.
Howes, Hilary Susan: The Race Question in Oceania. A. B. Meyer and Otto Finsch between
metropolitan theory and field experience 1865–1914, Frankfurt am Main 2013.
Joch, Markus: Völkerkunde in Neuguinea. Herbst 1988 – Otto Finsch rettet die Ehre der
Menschenfresser, In: Honold, Arnold/Scherpe, Klaus R. (Hrsg.): Mit Deutschland um die Welt. Eine
Kulturgeschichte des Fremden in der Kolonialzeit, Stuttgart 2004, S. 127-135.
Minden, Peter: Die „zwei Seelen“ in der Brust des Ethnographen. Otto Finschs Reise nach Neuguinea
1884/85, In: Harms, Volker (Hrsg.): Andenken an den Kolonialismus. Tübingen 1984, S. 66-81.

Quellen
Finsch, Otto: Samoafahrten. Reisen in Kaiser Wilhelms-Land und Englisch-Neu-Guinea in den Jahren
1884 und 1885 an Bord des deutschen Dampfers "Samoa", Leipzig 1888.
Finsch, Otto: Die Rassenfrage in Oceanien. In: Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und
Urgeschichte (Hrsg.): Zeitschrift für Ethnologie. Band 14, 1882, S. 163-166.
Finsch, Otto: Die Deutsche Kolonialausstellung. Zur Ethnologie unserer Südsee-Besitzungen, In:
Deutsche Kolonialzeitung, 9. Jg., 1896, Hefte 26-28.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054/ Band 1
Bundesarchiv Berlin
R 8023 / 823

64

Straßen-/Platzname: Freytagstraße
Datum der Benennung: 11. 08. 1903
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Gustav Freytag (1816-1895), deutscher Schriftsteller, Journalist und Kulturhistoriker.
Kurzbiographie/Verdienste
Der studierte Philologe arbeitete nach seiner Promotion und Habilitation zunächst als
Privatdozent, bevor er sich hauptsächlich der schriftstellerischen Tätigkeit widmete. Als
Herausgeber der nationalliberalen Zeitschrift „Die Grenzboten“ unterstützte er die Idee
einer deutschen Einheit unter preußischer Führung und saß zwischenzeitlich als
Abgeordneter der Nationalliberalen Partei im Reichstag; 1870/71 nahm er als
Berichterstatter am Deutsch-Französischen Krieg teil. In seinen Dramen und Romanen
(darunter das heute umstrittene Werk „Soll und Haben“) befasste sich Freytag mit den
Werten der bürgerlichen Lebenswelt und avancierte so zu einem der bedeutendsten
Schriftsteller des 19. Jahrhunderts.
Antisemitismus
Obwohl Gustav Freytag zu den populärsten Literaten seiner Zeit gehörte und im
ausgehenden 19. Jahrhundert auf dem Lehrplan deutscher Gymnasien stand, hat ihn die
Literaturwissenschaft des 20. Jahrhunderts weitestgehend vergessen. Diese Entwicklung
basierte nicht zuletzt auf dem Vorwurf des Antisemitismus; Freytags einst gefeierter Roman
<Soll und Haben> bediente die antijüdischen Klischees des damaligen Bildungsbürgertums
und trug zur Verbreitung antisemitischer Stereotype bei.
Die Darstellung der jüdischen Figuren im 1855 erschienenen Werk fußt auf gängigen
Vorurteilen, die sich auf Sprache, Auftreten und Verhaltensweise beziehen. So verkörpern
der Händler Veitel Itzig („keine auffallend schöne Erscheinung“) und die Kaufmannsfamilie
Ehrenthal („das kriechende Wesen des Vaters“) das Bild des hinterlistigen und habsüchtigen
jüdischen Kapitals. Darüber hinaus werden diese in einen ständigen Kontrast zum deutschen
Idealbild des Autors gesetzt; der Protagonist Anton Wolfahrt und die Kaufmannsfamilie
Schröter
repräsentieren
die
bürgerlichen
Tugenden
(Ordnung,
Anstand,
Leistungsbereitschaft) des 19. Jahrhunderts. Ferner greift Freytag in seinem Roman
antipolnische Ressentiments auf, um eine moralische und wirtschaftliche Überlegenheit des
deutschen Volkes zu demonstrieren.
Dass der Schriftsteller auch außerhalb der Literaturwelt antisemitische Vorurteile pflegte,
beweist der von ihm verfasste Artikel „Die Juden in Breslau“ aus dem Jahr 1849, in dem er
die deutsche Bürgerkultur bedroht sah: „Die Lage Schlesiens an der Grenze von Posen, Polen
und Galizien, begünstigt ein fortwährendes Eindringen der polnischen Schacherjuden in die
Provinz […]. Da hier die Destillation anfängt, bleibt auch der meiste Schmutz bei uns sitzen.“
65

Allerdings betrachten jüngere Untersuchungen zu Gustav Freytags Biographie diesen
ausdrücklich nicht als überzeugten Antisemiten und verweisen in diesem Zusammenhang auf
dessen Unterstützung für die Judenemanzipation ab den 1860er Jahren. Anlässlich der
Wiederveröffentlichung von Richard Wagners antisemitischer Schrift „Das Judentum in der
Musik“ distanzierte sich der Schriftsteller: „Wir halten aber gegenwärtig einen ernsten
Angriff auf das jüdische Wesen unter uns nach keiner Richtung für zeitgemäß, nicht in Politik,
nicht in Gesellschaft, nicht in Wissenschaft und Kunst.“ 1890 gehörte er zu den
Unterzeichnern der sogenannten „Notabeln-Erklärung“, die sich gegen die antisemitische
Bewegung aussprach; später trat er in den „Verband zur Abwehr des Antisemitismus“ ein. In
einem Aufsatz, der 1893 in einer Wiener Zeitung veröffentlicht wurde, bezog Gustav Freytag
abermals Stellung und griff die judenfeindlichen Propagandisten direkt an: „Was jetzt mit
aufgebauschtem Namen die "antisemitische Bewegung" genannt wird, ist in Wahrheit noch
das alte Leiden, die Judenhetze […]. Das Getöse ist so heftig, daß [sic] auch verständige
Männer fragen, was daraus werden solle. Es giebt [sic] darauf nur eine runde Antwort: Nichts
wird daraus. Für den Eifer und den Haß [sic] der Feindseligen durchaus nichts.“

Kategorie: C
Begründung: persönliche Entwicklung

66

Literatur
Achinger, Christine: Gespaltene Moderne. Gustav Freytags <Soll und Haben> – Nation, Geschlecht
und Judenbild, Würzburg 2007.
Burdekin, Hannah: Kontinuität oder Veränderung? Freytags Judenbild vor und nach <Soll und Haben>,
In: Krobb, Florian (Hrsg.): 150 Jahre <Soll und Haben>. Studien zu Gustav Freytags kontroversem
Roman, Würzburg 2005, S. 269-284.
Gubser, Martin: Literarischer Antisemitismus. Untersuchungen zu Gustav Freytag und anderen
bürgerlichen Schriftstellern des 19. Jahrhunderts, Göttingen 1998.
Hopp, Andrea: „Gustav Freytag und die Juden“, In: Hahn, Hans Werner/Oschmann, Dirk (Hrsg.):
Gustav Freytag (1816-1895). Literat, Publizist, Historiker, Köln/Weimar/Wien 2016, S. 233-247.
Hubrich, Peter Heinz: Gustav Freytags „Deutsche Ideologie“ in <Soll und Haben>. Kronberg 1974.
Mühlen, Brent Ture von zur: Gustav Freytag. Biographie, Göttingen 2016.
Wyrwa, Ulrich: Gustav Freytag, In: Benz, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Band 2, Berlin 2009, S. 253-255.

Quellen
Freytag, Gustav: Soll und Haben. München 1953.
Freytag, Gustav: Die Juden in Breslau, In: Elster, Ernst (Hrsg.): Vermischte Aufsätze aus den Jahren
1848 bis 1894, Band 2, Leipzig 1903, S. 339-347.
Freytag, Gustav: Der Streit über das Judenthum in der Musik. In: Die Grenzboten, Jg. 28, 1869, Nr. 22,
S. 333–336.
Freytag, Gustav: Über den Antisemitismus. Eine Pfingstbetrachtung, In: Neue Freie Presse, 21. Mai
1893.

67

Straßen-/Platzname: Kaiser-Friedrich-Ring / Kaiser-Friedrich-Straße / Kronprinzenstraße
Datum der Benennung: vor 1909 / vor 1929 / 03. 07. 1854
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Friedrich III. / Friedrich Wilhelm Nikolaus Karl von Preußen (1831-1888), deutscher Kaiser
und König von Preußen.
Kurzbiographie / Verdienste
Der älteste Sohn Kaiser Wilhelms I. erhielt eine militärische Ausbildung und absolvierte
zusätzlich ein rechtswissenschaftliches Studium an der Universität Bonn; 1849 wurde er zum
Generalgouverneur der Rheinprovinz ernannt. Als preußischer Kronprinz stellte sich Friedrich
Wilhelm gegen die Innenpolitik Otto von Bismarcks und avancierte so zur Hoffnungsfigur der
Liberalen. In den sogenannten „Einigungskriegen“ führte er als General der Infanterie die II.
und III. Armee an; 1870 erhielt er für seine Verdienste den Titel eines Generalfeldmarschalls.
Nach der deutschen Reichsgründung förderte Friedrich Wilhelm die königlichen Museen und
trat im März 1888 schließlich die Nachfolge seines Vaters an, erlag allerdings nur drei
Monate später einem Krebsleiden. Aufgrund seiner kurzen Regentschaft ist Friedrich III. als
„99-Tage-Kaiser“ in die Geschichte eingegangen.
Militarismus
Kaiser Friedrich III. gehörte seiner Zeit zu den beliebtesten und angesehensten Mitgliedern
des Hauses Hohenzollern. Der frühe Tod des Monarchen nur knapp 100 Tage nach der
Übernahme der Kaiserwürde bedeutete nicht nur machtpolitische Veränderungen, sondern
begründete auch den Mythos des vermeintlich liberalen und aufgeklärten Regenten, der das
Deutsche Reich vor den Katastrophen des 20. Jahrhunderts hätte bewahren können. Diese
Auffassung wird von der historischen Forschung mittlerweile angezweifelt.
Der einzige Sohn Kaiser Wilhelms I. war bereits in Kindheit und Ausbildung mit
freiheitlich-nationalen Strömungen in Kontakt gekommen, wurde in seiner politischen
Willensbildung aber vor allem durch die familiäre Verbindung zum englischen Königshaus
beeinflusst; 1858 hatte Friedrich Wilhelm eine Tochter Queen Victorias geheiratet, die aus
ihren „am großen Vorbild Englands geschulten liberalen Überzeugungen“ (Kraus, S. 271)
keinen Hehl machte. Dementsprechend vertrat er durchaus fortschrittliche Positionen und
unterstützte beispielsweise die Forderung nach der Durchsetzung des Rechts- und
Verfassungsstaats. Darüber hinaus engagierte sich der Hohenzoller gegen die aufkommende
antisemitische Bewegung, kritisierte den gesellschaftlichen Einfluss der katholischen Kirche
und missbilligte die Todesstrafe.
Ungeachtet seiner Sympathien für liberale Werte und Ideen war Friedrich Wilhelm
dennoch ein überzeugter Monarchist und in der Tradition des Militärs verhaftet; als solcher
lehnte er den Parlamentarismus und das allgemeine Wahlrecht ab. Obwohl er sich im Jahr
68

1863 öffentlich von der repressiven Pressepolitik Otto von Bismarcks distanziert hatte,
unterstützte er 1878 die Verabschiedung des sogenannten „Sozialistengesetzes“, das
sämtliche sozialdemokratische Aktivitäten untersagte. Angesichts dieser „Spannung
zwischen den westeuropäisch-liberalen und den preußisch-autoritären Zügen [seines]
Lebenskonzepts“ wird eine hypothetische Entwicklung Friedrichs III. zum „Bürger-Kaiser“
(Seier, S. 417) von Historikern angezweifelt.
Ferner gilt Friedrich Wilhelm als zögernd und wenig durchsetzungsfähig; Wilhelm I.
missfielen die Einmischungen seines Sohnes in die Regierungsangelegenheiten, sodass der
sich in den 1860er Jahren weitestgehend aus der Politik zurückzog und vermehrt
repräsentativen Pflichten nachging. Durch seine Verdienste als Befehlshaber avancierte er
im Zuge der deutschen „Einigungskriege“ in der Öffentlichkeit zum Nationalhelden, konnte
sich bis zum Ableben seines Vaters politisch allerdings nicht behaupten. „Friedrich Wilhelm
mag für die Zeit nach seiner Thronbesteigung Veränderungen geplant haben; […] alles in
allem war die direkte Wirkung des Kronprinzen und Kaisers auf seine Umwelt und den Gang
der deutschen Geschichte [jedoch] ausgesprochen begrenzt.“ (Müller, S. 355)
Kategorie: C
Begründung: keiner Kategorie zuzuordnen

Literatur
Herre, Franz: Kaiser Friedrich III. Deutschlands liberale Hoffnung, Eine Biographie, Stuttgart 1987.
Kraus, Hans-Christof: Friedrich III. In: Kroll, Frank-Lothar (Hrsg.): Preußens Herrscher. Von den ersten
Hohenzollern bis Wilhelm II., München 2000, S. 265-289.
Müller, Frank Lorenz: Der 99-Tage-Kaiser. Friedrich III. von Preußen – Prinz, Monarch, Mythos,
München 2013.
Seier, Helmut: Friedrich III. – Deutscher Kaiser 1888. In: Schindling, Anton/Ziegler, Walter (Hrsg.): Die
Kaiser der Neuzeit 1519-1918. Heiliges Römisches Reich – Österreich – Deutschland, München 1990,
S. 410-418.
Treue, Wilhelm: Kaiser Friedrich III. In: Treue, Wilhelm (Hrsg.): Ploetz. Drei deutsche Kaiser, Wilhelm
I. - Friedrich III. - Wilhelm II., Ihr Leben und ihre Zeit 1858 – 1918, Freiburg im Breisgau 2003, S. 81140.

Quellen
Baumgart, Winfried (Hrsg.): Kaiser Friedrich III. Tagebücher 1866 – 1888, Paderborn 2012.
69

Straßen-/Platzname: Füsilierstraße
Datum der Benennung: 30. 09. 1902
Begründung der Benennung: unbekannt
Historischer Hintergrund
Das Niederrheinische Füsilier-Regiment Nr. 39 wurde im Jahr 1818 gegründet und nach der
Teilnahme am Deutsch-Deutschen Krieg 1866 in Düsseldorf stationiert. Seine Mannschaften
kämpften sowohl im Feldzug gegen Frankreich 1870/71 als auch im Ersten Weltkrieg, nach
dessen Ende der Infanterieverband aufgelöst wurde. 1936 erfolgte im Rheinland die
Reaktivierung des Regiments; von 1886-2005 bestand die „Kameradschaft ehemaliger 39er“.
Während ein erstes im Jahr 1928 errichtete Ehrenmal von den Nationalsozialisten entfernt
wurde, erinnert bis heute das im Jahr 1939 eingeweihte Kriegerdenkmal in Golzheim an die
verschollenen und gefallenen Mitglieder.
Militarismus
Das Niederrheinische Füsilier-Regiment Nr. 39 nahm im 19. und frühen 20. Jahrhundert
einen festen Platz in der militärischen Tradition Düsseldorfs ein und genoss in der
ehemaligen Garnisonsstadt zu Friedens- und Kriegszeiten hohes Ansehen. Von König
Friedrich Wilhelm III. im Jahr 1818 zur Belagerung von Festungen gegründet, wurde der
Infanterieverband zunächst in Luxemburg, Mainz und Koblenz stationiert.
Im Deutsch-Deutschen Krieg war das Regiment 1866 sowohl an der Besetzung Kurhessens
als auch an den Kämpfen gegen die hannoverschen und bayrischen Streitkräfte beteiligt.
Nach Beendigung des Feldzugs bezogen die Bataillone ihr Quartier in Düsseldorf, wo sie „von
den Vertretern der Stadt begrüßt und unter freudiger Teilnahme der Einwohner durch die
festlich erleuchteten Straßen nach der Kaserne geleitet“ wurden. Im Krieg gegen Frankreich
kämpfte der Verband zunächst in den Schlachten von Spichern und Gravelotte, bevor er die
Einschließung der französischen Festung Metz unterstützte und auch an der Belagerung
kleinerer Städte mitwirkte. Bei der Rückkehr nach Düsseldorf wurden die Mannschaften mit
„Kränzen und Blumen überschüttet“ und „mit fliegenden Fahnen“ begrüßt.
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs rückte das Niederrheinische Füsilier-Regiment
Nr. 39 im Zusammenschluss mit weiteren Verbänden in das neutrale Belgien ein, wo es an
der Einnahme der Festung Lüttich teilnahm. Auch im weiteren Verlauf des Konflikts blieben
die Bataillone an der Westfront eingesetzt, so zum Beispiel in der Schlacht von Verdun, die
angesichts des massiven Einsatzes von Geschützen hohe Verluste auf beiden Seiten forderte.
Anlässlich der Entlassung Erich Ludendorffs aus dem Dienst der Obersten Heeresleitung
erhielt das Regiment nach Kriegsende den Beinamen „General Ludendorff“, wurde im Jahr
1919 allerdings demobilisiert und aufgelöst.
Auf Initiative der seit 1886 bestehenden „Kameradschaft ehemaliger 39er“ war bereits
nach dem Ende des Deutsch-Französischen Kriegs ein Denkmal im Aaper Wald errichtet
worden. 1928 folgte die Einweihung eines zentralen Ehrenmals an der Düsseldorfer
Tonhalle, das durchaus auch an die Schrecken des Krieges erinnern sollte; „von Heldenmut,
70

Todesverachtung, Opferbereitschaft war keine Rede.“ (Brandt, S. 258) Die
Nationalsozialisten diffamierten das Monument und seine Gestaltung daraufhin als Produkt
einer jüdischen Verschwörung und ließen es nach der „Machtergreifung“ 1933 entfernen;
erst 1976 wurden die noch existierenden Fragmente an ihrem ursprünglichen
Bestimmungsort wieder aufgestellt. Indem das NS-Regime das Niederrheinische FüsilierRegiment Nr. 39 im Jahr 1936 reaktivierte, „knüpfte es ganz bewusst an die alte
Garnisonstradition der Stadt an.“ (Looz-Corswarem, S. 63) Drei Jahre später wurde als
Erinnerung an die verschollenen und gefallenen Regimentsmitglieder ein neues
Kriegerdenkmal am Reeser Platz eingeweiht, dessen martialische und revanchistische
Symbolik nach wie vor kontrovers diskutiert wird.
Kategorie: C
Begründung: Teil der militärischen Stadtgeschichte

Literatur
Brandt, Susanne: Trauer und fortgesetzter Krieg. Totengedenken zwischen Trauer und
Kriegsverherrlichung in Düsseldorf nach dem Ersten Weltkrieg, In: Dülffer, Jost/Krumeich, Gerd
(Hrsg.): Der verlorene Frieden. Politik und Kriegskultur nach 1918, Essen 2002, S. 243-260.
Krumeich,Gerd: Denkmäler zwischen Mahnmal und Schande. Engelbrecht, Jörg/Looz-Corswarem,
Clemens von: Krieg und Frieden in Düsseldorf. Sichtbare Zeichen der Vergangenheit, Düsseldorf
2004, S. 219-230.
Looz-Corswarem, Clemens von: Düsseldorf als Garnisonsstadt. In: Engelbrecht, Jörg/Looz-Corswarem,
Clemens von: Krieg und Frieden in Düsseldorf. Sichtbare Zeichen der Vergangenheit, Düsseldorf
2004, S. 35-88.
Moll, Jakob: Geschichte der Kameradschaft ehemaliger 39er in Düsseldorf. In: 100 Jahre
Kameradschaft ehemaliger 39er (1886) Düsseldorf. Festschrift zum 12. Großen Wiedersehen aller
ehemaligen 39er vom 12.-14.09.1986 in Düsseldorf, Düsseldorf 1986. S. 19-36.

Quellen
Rintelen, W.: Geschichte des Niederrheinischen Füsilier-Regiments Nr. 39. Berlin 1911.
Rudorff, Franz von: Das Füsilier-Regiment General Ludendorff (Niederrheinisches) Nr. 39 im
Weltkriege 1914–1918. Berlin 1925.
Moll, Jakob: Regimentsgeschichte des Infanterie-Füsilier-Regiment 39 für die Zeit von 1936 bis 1945.
Herzogenrath 1968.

71

Straßen-/Platzname: Ganghoferstraße
Datum der Benennung: 16. 10. 1936
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Ludwig Albert Ganghofer (1855-1920), deutscher Heimatschriftsteller.
Kurzbiographie/Verdienste
Nach einem Studium der Literaturgeschichte und Philosophie sowie der anschließenden
Promotion arbeitete Ludwig Ganghofer als Dramaturg und Feuilletonredakteur, bevor er sich
ganz der Schriftstellerei widmete. In seinen Heimatromanen (z.B. „Das Schweigen im
Walde“), die größtenteils Geschichten und Sagen des Berchtesgadener Landes aufgreifen,
stehen die Erlebnisse und Schicksale der einfachen Menschen im Vordergrund. Darüber
hinaus thematisierte der Volksschriftsteller auch gesellschaftliche Konflikte – insbesondere
in Bezug auf die konträren Lebensbedingungen der städtischen und ländlichen Bevölkerung.
Zwischen 1915 und 1917 betätigte sich Ganghofer als Kriegsberichterstatter und
veröffentlichte eine Vielzahl an Kriegsgedichten.
Militarismus
Von seinen zeitgenössischen Kritikern mitunter als „Heile-Welt-Schreiber“ charakterisiert,
zählt Ludwig Ganghofer nach wie vor zu den bekanntesten deutschen Schriftstellern. Dieser
Umstand resultiert nicht zuletzt aus den zahlreichen Verfilmungen seiner Werke, die
insbesondere in der jungen Bundesrepublik das Bild der bayrischen Alpenidylle geprägt
haben. Auch den Nationalsozialisten dienten Ganghofers unverfängliche Geschichten zur
Unterhaltung. Dennoch ist der Schriftsteller von der Literaturwissenschaft des 20.
Jahrhunderts weitestgehend ignoriert worden; eine ideologische Einordnung seiner Person
erweist sich als schwierig und ist bisher nur vereinzelt versucht worden.
Anders als es seine Literatur vermuten lässt, beschäftigte sich Ludwig Ganghofer
eingehend mit den gesellschaftspolitischen Themen seiner Zeit. Als Mitbegründer und
Vorsitzender der „Literarischen Gesellschaft“ wehrte sich der kulturpolitisch eher liberal
eingestellte Heimatschriftsteller gegen Zensurmaßnahmen und setzte sich für verfolgte
Autoren ein; im Fall der für ihre satirischen Beiträge berüchtigten Wochenzeitschrift
„Simplicissimus“ trat Ganghofer als Sachverständiger in Erscheinung, um die Einstellung der
Gerichtsverfahren zu erreichen. Darüber hinaus weisen seine Werke keine antisemitischen
Tendenzen auf, und auch privat äußerte sich der mit einer Frau jüdischer Abstammung
verheiratete Literat in keiner Weise abwertend: „Ich habe gefunden, daß [sic] in jüdischen
Familien alle Wichtigkeiten der Menschwerdung […] viel natürlicher und verständiger
genommen und besprochen werden, als die verkrüppelte Sittlichkeit unserer „christlicharischen Kultur“ das zuläßt [sic].“
Allerdings stimmte auch Ludwig Ganghofer in die allgemeine Kriegsbegeisterung des
Jahres 1914 ein. Da er als kriegsuntauglich eingestuft worden war, verfasste er zunächst
72

propagandistische Lyrik: „Sie [die Soldaten] ziehen vorüber und sind verschwunden, ich sehe
den Sieg, nicht Tod und Wunden, und sehe Tränen in jedem Blick – So weint nicht die Sorge,
so weint das Glück.“ Neben seiner Vaterlandsliebe dürfte auch die persönliche Beziehung zu
Wilhelm II. Ganghofers Patriotismus verstärkt haben; der Kaiser schätzte die Heimatliteratur
des Schriftstellers und sandte ihn 1915 als Berichterstatter an die Front. Seine in hoher
Auflage publizierten „Kriegsbücher“ enthalten sowohl neutrale Beobachtungen als auch
nationalistische und teils martialische Passagen: „Wenn die Deutschen kommen, wird erst
einmal Ordnung geschaffen. Singend, lachend, fröhlich und zufrieden befreien sie die Umwelt
<vom üblichen französischen Schmutz>.“ Angesichts der sich abzeichnenden deutschen
Niederlage trat Ganghofer 1917 in die rechtsradikale „Deutsche Vaterlandspartei“ (DVLP) ein,
die einen „Siegfrieden“ propagierte und sich für weitreichende Annexionen einsetzte; die
Bewegung löste sich nach Kriegsende wieder auf.
Der in der Vergangenheit geäußerte Vorwurf, Ludwig Ganghofer habe mit seiner
Kriegspropaganda „die Gesinnungs- und Gesundungsvorstellungen des Dritten Reiches
geradezu vorweggenommen“ (Koch, Akzente S. 430), ist wissenschaftlich allerdings nicht
haltbar; gleiches gilt für die Abwertung seiner Heimatliteratur als „terroristische
Volksverbesserung“ (Schwerte, S. 208). Für die Nationalsozialisten gehörten Ganghofers
Werke, die größtenteils das einfache Gut-Böse-Schema vor der Kulisse des bayrischen
Hochlands präsentieren, in die Kategorie der klassischen Unterhaltungsliteratur und ließen
sich dementsprechend unproblematisch zu Propagandazwecken einsetzen. „Die Leser
konnten etwas in die Hand nehmen, das vermeintlich nach <Blut und Boden> roch, in
Wirklichkeit aber vor allem die Bilder der guten alten Zeit transportierte.“ (Adam, S. 201)
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

73

Literatur
Adam, Christian: Lesen unter Hitler. Autoren, Beststeller, Leser im Dritten Reich, Berlin 2010.
Braito, Karl Emil: Ludwig Ganghofer und seine Zeit. Innsbruck 2005.
Hagenlücke, Heinz: Deutsche Vaterlandspartei. Die nationale Rechte am Ende des Kaiserreichs,
Düsseldorf 1997.
Koch, Werner: Der Kriegsberichterstatter Ludwig Ganghofer. In: Akzente. Zeitschrift für Literatur,
Band 1, München 1954-1974, S. 425-430.
Koch, Werner: Ganghofers Haltung. Referat in zwei Teilen, Steiner Verlag, Wiesbaden 1979.
Pecher, Claudia Maria/Stegherr, Marc: Das „Hochland“ im Weltbild Ganghofers und seiner Zeit. Eine
kulturgeschichtliche Untersuchung, In: Pellengahr, Astrid/Kraus, Jürgen (Hrsg.): Kehrseite eines
Klischees. Der Schriftsteller Ludiwig Ganghofer, Thalhofen 2005, S. 70-83.
Scheichl, Sigurd Paul: Humor in der Kriegsberichterstattung. Roda Roda und Ludwig Ganghofer im
Ersten Weltkrieg, In: Korte, Barbara/Tonn, Horst (Hrsg.): Kriegskorrespondenten. Deutungsinstanzen
in der Mediengesellschaft, Wiesbaden 2007, S.237-253.
Schwerte, Hans: Ganghofers Gesundung. Ein Versuch über sendungsbewusste Trivialliteratur, In:
Burger, H.O. (Hrsg.): Studien zur Trivialliteratur. Frankfurt am Main 1968, S. 154-208.
Thumser, Gerd: Ludwig Ganghofer. Alpenkönig und Kinofreund, München 2005.

Quellen
Ganghofer, Ludwig: Eiserne Zither. Kriegslieder, Stuttgart 1915.
Ganghofer, Ludwig: Reise zur deutschen Front. Berlin 1915.
Ganghofer, Ludwig: Lebenslauf eines Optimisten. Band 1: Buch der Kindheit, Stuttgart 1920.

74

Straßen-/Platzname: Carl-Friedrich-Goerdeler-Straße
Datum der Benennung: 1964
Begründung der Benennung
„Er war der Führer der Widerstandsbewegung gegen Hitler und für den Fall von Hitlers Sturz
als Reichskanzler vorgesehen. Nach dem Fehlschlag des Attentats vom 20. 7. 1944 wurde er
verhaftet und hingerichtet. “
Name, Titel, Beruf oder Amt
Carl Friedrich Goerdeler (1884-1944), deutscher Jurist, Politiker und Widerstandskämpfer im
Nationalsozialismus; Oberbürgermeister von Leipzig (1930-1937) und Reichskommissar für
Preisüberwachung (1931-1935).
Kurzbiographie / Verdienste
Nach seinem Jurastudium war Carl Friedrich Goerdeler zunächst in der
Kommunalverwaltung von Solingen tätig, bevor er nach seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg
in die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) eintrat und zweiter Bürgermeister von
Königsberg wurde. 1930 erfolgte die Wahl zum Oberbürgermeister der Stadt Leipzig, ein Jahr
später erhielt Goerdeler unter Reichskanzler Heinrich Brüning das Amt des
Reichspreiskommissars. Aus Protest gegen das NS-Regime trat er 1937 als
Oberbürgermeister zurück und avancierte zu einem der führenden Widerständler gegen
Hitler; für den Fall eines erfolgreichen Umsturzes war der Jurist als neuer Regierungschef
vorgesehen. Nach seiner Verhaftung wurde Carl Friedrich Goerdeler vor dem
Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Nationalsozialismus / Antisemitismus
Carl Friedrich Goerdeler gehörte zu den führenden Köpfen des politisch-militärischen
Widerstands im Dritten Reich und hat „entscheidend dazu beigetragen, dass sich eine
eindrucksvolle Oppositionsbewegung gegen Hitler formieren konnte.“ (Mommsen 2005, S.
102) Während dieser Verdienst sowohl im wissenschaftlichen als auch im öffentlichen
Diskurs hinreichend gewürdigt wird, repräsentieren Goerdelers gesellschaftspolitische
Ansichten und seine Haltung zur sogenannten „Judenfrage“ nach wie vor Streitpunkte der
historischen Forschung.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs war der nationalkonservative Jurist als
entschiedener Gegner des Versailler Vertrags in die rechtsgerichtete Deutschnationale
Volkspartei (DNVP) eingetreten, die sich für die Restauration der Monarchie einsetzte und
die Rückgabe der deutschen Ostgebiete forderte; in diesem Zusammenhang unterstützte
Goerdeler Bestrebungen zur Wiederaufnahme des militärischen Kampfes gegen Polen und
wurde Mitglied im „Deutschen Ostbund“, der die Errichtung eines Großdeutschlands
propagierte. Darüber hinaus entwickelte er in den 1920er Jahren „autoritäre
Verfassungskonzeptionen“, die „im bürgerlichen Lager [allerdings] verbreitet waren“. (Reich,
S. 103)
75

Carl Friedrich Goerdeler lehnte das parlamentarische System der Weimarer Republik ab,
passte sich jedoch den politischen Gegebenheiten an und befürwortete als Reichskommissar
für Preisüberwachung die Wirtschaftspolitik von Reichskanzler Heinrich Brüning, was 1931
zu seinem Austritt aus der DNVP führte. Der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten stand
er zunächst aufgeschlossen gegenüber, entsprach doch deren revanchistische und totalitäre
Propaganda durchaus seinen eigenen rechtskonservativen Vorstellungen; das sogenannte
„Ermächtigungsgesetz“ zur Aufhebung der Gewaltenteilung „betrachtete [der Jurist] als
befreiende Maßnahme, die es endlich möglich machte, überfällige Reformen
durchzuführen.“ (Mommsen 2003, S. xli) Dementsprechend war Goerdeler als
Oberbürgermeister von Leipzig an der Gleichschaltung der Stadtverwaltung beteiligt und
befasste sich in den Anfangsjahren des Dritten Reiches vor allem mit wirtschafts-, finanzund kommunalpolitischen Fragen. Gleichzeitig unterband er 1933 die nationalsozialistische
Beflaggung des Leipziger Rathauses und entschied sich gegen eine Mitgliedschaft in der
NSDAP.
Obwohl sich Carl Friedrich Goerdeler nachweislich wiederholt von den antijüdischen
Willkür- und Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes distanziert hat und sich bereits zu
Beginn des Dritten Reiches für jüdische Mitbürger einsetzte, werden ihm von Vertretern der
historischen Forschung antisemitische Ressentiments zugeschrieben. Diese verweisen auf
sein Engagement in der rechtsextremen DNVP, führen aber insbesondere seine im Jahr 1941
verfasste Denkschrift "Das Ziel“ an, in der Goerdeler nicht nur die Beibehaltung eines
übergeordneten „Reichsführers“ propagierte und deutschen Kolonialbesitz befürwortete,
sondern auch die Gründung eines jüdischen Staates zur Lösung der „Judenfrage“ vorschlug.
Während einige Historiker dieses Konzept als Beleg für „antijüdische Vorbehalte“ (Held, S.
310) werten, sehen andere darin „das Bestreben, die Verfolgten der Verfolgung zu
entziehen.“ (Hoffmann, S. 245)
Die Machterweiterung der NSDAP und der Verlust von Rechtsstaatlichkeit und Ordnung
stießen bei Goerdeler zunehmend auf Kritik. Nachdem die Nationalsozialisten während
seiner Abwesenheit das Leipziger Mendelssohn-Denkmal entfernt hatten, trat er 1937 aus
Protest von seinem Amt zurück. Als Berater der Firma Bosch unternahm Goerdeler in der
Folgezeit zahlreiche Auslandsreisen, auf denen er Industrielle und Politiker vor Adolf Hitler
warnte; gleichzeitig versuchte er, hochrangige NS-Funktionäre wie Hermann Göring von der
Sinnlosigkeit der aggressiven deutschen Außenpolitik zu überzeugen. Mit dem Überfall auf
Polen im September 1939 entschied sich der ehemalige Oberbürgermeister schließlich für
den aktiven Widerstand, sammelte bürgerliche und militärische Mittstreiter um sich
(Goerdeler-Kreis) und beteiligte sich an zahlreichen Umsturzplänen – ein Attentat auf Hitler
lehnte er allerdings aus religiösen Gründen ab. Nach seiner Verhaftung durch die Gestapo im
August 1944 wurde er vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und Anfang 1945
hingerichtet.

76

Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion / selbstreflektierendes Handeln / persönliche Entwicklung

Literatur
Hehl, Ulrich von: Der Leipziger Oberbürgermeister Carl Friedrich Goerdeler im Streit der Meinungen.
In: Historisch-Politische Mitteilungen. Archiv für Christlich-Demokratische Politik, Band 20, 2013, S.
17-35.
Held, Steffen: Carl Goerdeler, der Antisemitismus und die Leipziger Stadtverwaltung 1933-1936. In:
Leipziger Blätter, Heft 39, 2001, S. 39-41.
Hoffmann, Peter: Carl Goerdeler gegen die Verfolgung der Juden. Köln/Weimar/Wien, 2013.
Meyer-Krahmer, Frieder: Carl Friedrich Goerdeler und sein gesellschaftlich-geistiges Umfeld in Leipzig.
In: Blecher, Jens (Hrsg.): Leipziger offene Stadtgesellschaft und Widerstand 1933 bis 1944. Leipzig
2015, 55-70.
Mommsen, Hans: Ludwig Beck und Carl Goerdeler – Führer des zivilen Widerstandes gegen Hitler. In:
Brakelmann, Günter/Keller, Manfred (Hrsg.): Der 20. Juli und das Erbe des deutschen Widerstandes.
Münster 2005, S. 89-102.
Mommsen, Hans: Carl Friedrich Goerdeler im Widerstand gegen Hitler. In: Gillmann, Sabine/
Mommsen, Hans (Hrsg.): Politische Schriften und Briefe Carl Friedrich Goerdelers. Band 1, München
2003, S. xxxvii-lxvii.
Reich, Ines: Carl Friedrich Goerdeler. Ein Oberbürgermeister gegen den NS-Staat. Köln 1997.
Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. Stuttgart 1984.
Sassin, Horst R.: Carl Goerdeler. Hitlers Widersacher in der Solinger Kommunalpolitik 1911 bis 1920,
Göttingen 2013.
Wilms, Beke: Die europarechtlichen und europapolitischen Vorstellungen Carl Friedrich Goerdelers
für ein Deutschland nach dem Nationalsozialismus. Hamburg 2008.

Quellen

IV 52054 / Band 7
0-1-7-1942.0000 Blatt 687
Gillmann, Sabine/ Mommsen, Hans (Hrsg.): Politische Schriften und Briefe Carl Friedrich Goerdelers.
Band 1 und 2, München 2003.
Beck, Ludwig/Goerdeler, Carl Friedrich/Schramm, Wilhelm Ritter von (Hrsg.): Beck und Goerdeler.
Gemeinschaftsdokumente für den Frieden, München 1965.
77

Straßen-/Platzname: Gravelottestraße
Datum der Benennung: 01. 03. 1906
Begründung der Benennung: unbekannt
Historischer Hintergrund
Die Schlacht von Gravelotte-St. Privat am 18. August 1870 bildete den Abschluss der
Gefechte um die lothringische Festungsstadt Metz und markierte gleichzeitig das größte und
verlustreichste Aufeinandertreffen der gegnerischen Streitmächte im Deutsch-Französischen
Krieg. Der Sieg der preußischen Truppen führte zu einer mehrwöchigen Belagerung der
französischen Rheinarmee, sodass diese die napoleonischen Streitkräfte in der Schlacht von
Sedan Anfang September 1870 nicht mehr unterstützen konnte. Im Jahr 2014 wurde in
Gravelotte das „Museum des Deutsch-Französischen Krieges und der deutschen
Annexion“ eröffnet.
Militarismus
Nach dem deutschen Sieg über die Franzosen in den Grenzschlachten bei Weißenburg,
Wörth und Spichern Anfang August 1870 hatte sich die französische Rheinarmee unter
Marschall Francois-Achille Bazaines in Richtung der Festungsstadt Metz zurückgezogen.
Generalstabschef Helmuth von Moltke ließ die 1. und 2. Armee direkt gegen Metz
marschieren, was am 14. und 16. August 1870 zu den Gefechten bei Colombey-Nouilly und
Vionville-Mars-la-Tour führte, die die preußischen Truppen ebenfalls für sich entscheiden
konnten.
Am 18. August 1870 trafen die gegnerischen Streitkräfte zwischen den Ortschaften
Gravelotte und St. Privat aufeinander; es entwickelte sich „die blutigste Frontalschlacht des
Krieges“. (Haselhorst, S. 98) Die bis in die Abendstunden andauernden Kämpfe waren durch
den Einsatz neuentwickelter Infanteriewaffen geprägt (Granaten, Chassepot-Gewehre) und
forderten tausende Opfer auf beiden Seiten. In diesem Zusammenhang erinnern
zeitgenössische Berichte „an Bilder von Trümmerlandschaften des Ersten Weltkriegs, an die
völlig verwüsteten Gegenden an der Somme oder in Flandern“. (Steinbach, S. 41)
Nach der Besetzung von Gravelotte und der Einnahme kleinerer Stellungen konnten
preußische Truppen schließlich das Dorf St. Privat stürmen, sodass sich die französische
Rheinarmee hinter die Forts von Metz zurückziehen musste. Es folgte eine mehrwöchige
Belagerung, die erst im Oktober 1870 mit der Kapitulation und Gefangennahme der
Franzosen endete. In der Zwischenzeit war das deutsche Heer bis auf Paris vorgerückt.
Kategorie: B
Begründung: historischer Hintergrund verlangt weiterführende Erläuterungen

78

Literatur
Haselhorst, Olaf: Operationen der deutschen Heere im Krieg gegen Frankreich 1870/71. In: Ganschow,
Jan/Haselhorst, Olaf/Ohnezeit, Maik (Hrsg.): Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71. Vorgeschichte
– Verlauf – Folgen. Ares-Verlag, Graz 2009, S. 83-120.
Tümmler, Holger: Großer Atlas des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. Wolfenbüttel 2010.
Steinbach, Matthias: Abgrund Metz. Kriegserfahrung, Belagerungsalltag und nationale Erziehung im
Schatten einer Festung 1870/71, München 2002.
Markov, Walter/Helmert, Heinz: Schlachten der Weltgeschichte. Gütersloh 1983.
Elliot-Wright, Philipp: Gravelotte – St. Privat 1870. End oft he Second Empire, Oxford 1993.

Quellen
Bleibtreu, Carl: Gravelotte. Die Kämpfe um Metz, Stuttgart 1899.

79

Straßen-/Platzname: Gustaf-Gründgens-Platz
Datum der Benennung: 29. 10. 1976
Begründung der Benennung
Die Straßenbenennung erfolgte, „um das Wirken des Schauspielers, Regisseurs und
Theaterleiters Gustaf Gründgens in seiner Geburtsstadt zu würdigen, da er insbesondere die
Theatergeschichte Düsseldorfs nach 1945 in entscheidender Weise geprägt und Maßstäbe
gesetzt hat, die auch in der internationalen Theaterwelt anerkannt werden.“
Name, Beruf, Funktion oder Amt
Gustav „Gustaf“ Heinrich Arnold Gründgens (1899-1963), deutscher Schauspieler und
Intendant; Senator der Reichskulturkammer (1935), Preußischer Staatsrat (1936) und
Generalintendant des Preußischen Staatstheaters (1935-1945).
Kurzbiographie / Verdienste
Der gebürtige Düsseldorfer entdeckte sein schauspielerisches Interesse in einem der
Fronttheater des Ersten Weltkriegs und erhielt anschließend eine Ausbildung an der
Schauspielschule Düsseldorf. Neben seinen zahlreichen Engagements als Darsteller
sammelte Gustaf Gründgens auch Regie-Erfahrung, sodass er ab 1928 an Berliner Bühnen
inszenierte. Seine herausragende Darstellung des Teufels „Mephisto“ in Goethes Werk
„Faust“ verhalf ihm schließlich zum Durchbruch und schrieb Theatergeschichte. Gleichzeitig
machte sich Gründgens als Charakterdarsteller in der Filmwelt einen Namen. 1934
übernahm er die Intendanz des Preußischen Staatstheaters. Nach Kriegsende konnte
Gründgens als Leiter der Städtischen Bühnen in Düsseldorf an seine früheren Erfolge
anknüpfen und gründete 1952 das Düsseldorfer Schauspielhaus. Seit 2012 werden Vertreter
der darstellenden Künste in Hamburg mit dem „Gustaf-Gründgens-Preis“ ausgezeichnet.
Nationalsozialismus
Gustaf Gründgens zählt zu den wohl bedeutendsten deutschen Schauspielern des 20.
Jahrhunderts und hat als Darsteller und Intendant Theatergeschichte geschrieben. Während
seine Verdienste um das kulturelle Leben Deutschlands und insbesondere der Stadt
Düsseldorf unbestritten sind, ist sein Wirken im Dritten Reich nach wie vor Gegenstand
zahlreicher Spekulationen. Die „jahrzehntelange Diskussion um Recht und Unrecht, Schuld
oder Unschuld des von Hermann Göring protegierten Künstlers“ (Blubacher 2011, S. 10) hat
einen Mythos geschaffen, der eine historische Einordnung seiner Person zusätzlich
erschwert.
Obwohl Gustaf Gründgens in der Weimarer Republik zu den Repräsentanten eines
modernen, experimentellen und politisch linksorientierten Schauspiels gehört hatte,
entschied er sich 1933 gegen die Emigration. Während zahlreiche jüdische und politisch
unliebsame Ensemblemitglieder des Preußischen Staatstheaters entlassen und mit einem
Berufsverbot belegt wurden, konnte Gründgens mit seiner Darstellung des
„Mephisto“ Reichsminister Hermann Göring beeindrucken. Darüber hinaus dürfte die
80

freundschaftliche Beziehung zu seiner Schauspielkollegin Emmy Sonnemann (ab 1935 Emmy
Göring) seine Stellung zusätzlich gestärkt haben; über das Ausmaß ihrer Unterstützung wird
allerdings bis heute spekuliert. Fest steht, dass Sonnemann „ihren späteren Gatten auf die
Qualitäten von Gründgens hingewiesen“ hat (Michalzik, S. 81).
Noch im Jahr der Machtergreifung wurde Gründgens mit der kommissarischen Leitung
des Staatsschauspiels beauftragt, übernahm 1934 die Intendanz des Staatstheaters und
erhielt im selben Jahr den Titel eines Preußischen Staatsschauspielers. Ferner wurde ihm
1935 das – lediglich repräsentative – Amt eines Senators der Reichskulturkammer
angetragen. Als einer der „begünstigten Vorzeigekünstler“ (Walach, S. 85) des Dritten
Reiches stand Gründgens trotz seiner Homosexualität, die ein offenes Geheimnis darstellte,
unter dem persönlichen Schutz Hermann Görings. Angesichts der Verschärfung des
berüchtigten Paragraphen 175 und der öffentlichen Angriffe gegen Gründgens Person
machte der Reichsminister seinen Intendanten 1936 zum Preußischen Staatsrat und
garantierte ihm auf diese Weise „quasi Immunität“. (Blubacher 2011, S. 76)
Durch seine herausragende Stellung verfügte Gustaf Gründgens sowohl in finanzieller als
auch in künstlerischer Hinsicht über große Handlungsspielräume und nutzte diese, um sich
für verfolgte Theaterleute einzusetzen; so engagierte er „jüdisch versippte“ Kollegen, verhalf
einigen von ihnen zur Flucht ins Ausland und bewahrte 1943 den kommunistischen
Schauspieler Ernst Busch vor der Todesstrafe. Darüber hinaus war er als Anhänger einer
unpolitischen Kunstästhetik darum bemüht, den Einfluss der Nationalsozialisten auf den
Spielplan des Staatstheaters zu begrenzen. Das nach 1945 verbreitete Bild einer
„inselartigen“ und von den politischen Verhältnissen losgelösten Bühne ist allerdings von der
jüngeren Forschung widerlegt worden; „durch die Illusion, das Theater könne sich auf sich
selbst, seine eigene Wirklichkeit und Schönheit, zurückziehen, entging [Gustaf Gründgens]
die weitgehende Integration seiner künstlerischen Arbeit in die Kulturfassade des
nationalsozialistischen Staates.“ (Jammerthal, S. 230) Darüber hinaus ließ sich der
Generalintendant für NS-Propaganda instrumentalisieren und übernahm – wenn auch nur
widerwillig – eine Rolle in dem anglophoben Film „Ohm Krüger“. 1943 meldete er sich zum
freiwilligen Dienst in der Wehrmacht, den er als Unteroffizier und Wachtmeister in einer
Flakstellung in den Niederlanden ableistete, bevor er ein Jahr später von Hermann Göring
zurück nach Berlin beordert und in die sogenannte „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen
wurde.
Nach Kriegsende verbrachte Gustaf Gründgens mehrere Monate in sowjetischer
Gefangenschaft und wurde im Zuge seines Entnazifizierungsverfahrens von zahlreichen
Theaterkollegen entlastet, sagte allerdings auch selbst zugunsten anderer Kulturschaffender
aus, so zum Beispiel für Emmy Göring und Veit Harlan, den Regisseur des antisemitischen
Werks „Jud Süß“. Neben Gründgens Wirken als Generalintendant beschäftigte sich die
Entnazifizierungskommission mit seinem Anwesen in Zeesen, das er im Jahr 1934 mit Hilfe
eines SA-Juristen aus jüdischem Besitz und unter Wert erworben hatte. Da Gründgens laut
eigenen Angaben weder über den politischen Hintergrund des Rechtsanwalts noch über den
Kaufwert der Immobilie informiert gewesen war und auch der ursprüngliche Eigentümer an
seiner Schuld zweifelte, wurde diese Angelegenheit nicht weiterverfolgt; erst 1998 wurde
81

der Landsitz im Rahmen eines Gerichtsverfahrens rückübertragen. Während die
Entnazifizierungskommission in Berlin den Künstler „nicht als Nutznießer des
Systems“ betrachtete (Meiszies, S. 245) und ihm ab 1946 die Tätigkeit als Schauspieler und
Regisseur bewilligte, stufte ihn die britische Militärregierung in Düsseldorf aufgrund seiner
Ämter im Dritten Reich als „Mitläufer“ ein. Aus Sorge um den neuen Intendanten der
Städtischen Bühnen bemühte sich Oberstadtdirektor Walther Hensel um eine Revision; 1948
wurde Gründgens endgültig entnazifiziert.
Obwohl Gustaf Gründgens zu den populärsten Künstlern des Dritten Reiches avancierte
und finanziell erheblich profitierte, gehörte er doch gleichzeitig einer Bevölkerungsgruppe an,
die nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt war. Dementsprechend
erschwert die Widersprüchlichkeit seines Handelns eine historische Einordnung seiner
Person: „Er war – je nach Perspektive – der skrupellose, erfolgssüchtige Karrierist […] oder
der menschlich integre und dabei persönlich gefährdete Intendant, der mit seinem Theater
einen Freiraum innerhalb des totalitären Staates schuf und couragiert bedrohte Kollegen
schützte.“ (Blubacher 2013, S. 7)
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

82

Literatur
Berger, Renate: Tanz auf dem Vulkan. Gustaf Gründgens und Klaus Mann, Darmstadt 2016.
Blubacher, Thomas: Gustaf Gründgens. Biografie, Leipzig 2013.
Blubacher, Thomas: Gustaf Gründgens. Hamburg 2011.
Goertz, Heinrich: Gustaf Gründgens. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 1982.
Jammerthal, Peter: Die „erste Bühne des Reiches“. Gustaf Gründgens und das Berliner Staatstheater,
In: Benz, Wolfgang/Eckel, Peter/Nachama, Andreas (Hrsg.): Kunst im NS-Staat. Ideologie, Ästhetik,
Protagonisten, Berlin 2015, S. 219-232.
Lindeiner-Stráský, Karina: „Görings glorreichste Günstlinge“. The Portrayal of Wilhelm Furtwängler
and Gustaf Gründgens as Good Germans in the West German Media since 1945, In: O Dochartaigh,
Pól/Schönfeld, Christiane (Hrsg.): Representing the „Good German“ in Literature and Culture after
1945. Altruism and Moral Ambiguity, Rochester 2013, S. 29-49.
Meiszies, Winrich: Gustav Gründgens (1899–1963). In: Rheinische Lebensbilder, Band 16, Köln 1997,
S. 239–254.
Michalzik, Peter: Gustaf Gründgens. Der Schauspieler und die Macht, Berlin 1999.
Petropoulos, Jonathan: Artists under Hitler. Collaboration and Survival in Nazi Germany, Yale 2014.
Schrader, Bärbel: „Jederzeit widerruflich“. Die Reichskulturkammer und die Sondergenehmigungen in
Theater und Film des NS-Staates, Berlin 2008.
Stern, Carola: Auf den Wassern des Lebens. Gustaf Gründgens und Marianne Hoppe, Köln 2005.
Walach, Dagmar: Aber ich habe nicht mein Gesicht. Gustaf Gründgens, eine deutsche Karriere, Berlin
1999.

Quellen
Katasteramt Düsseldorf
Akte „Gustaf-Gründgens-Platz“
Carl Zuckmayer: Geheimreport. Dossiers über deutsche Künstler, Journalisten und Verleger im
„Dritten Reich“. Hrsg. von Gunther Nickel und Johanna Schrön. Wallstein, Göttingen 2002
Badenhausen, Rolf/Gründgens-Gorski, Peter (Hrsg.): Gustaf Gründgens. Briefe – Aufsätze – Reden,
Hamburg 1967.

83

Straßen-/Platzname: Gurlittstraße
Datum der Benennung: 25. 02. 1965
Begründung der Benennung
„Unter seiner Leitung wurde der Kunstverein zum größten seiner Art in Deutschland und
durch die von ihm gepflegte Ausweitung des Programms auch auf literarische und
musikalische Veranstaltungen zu einem Sammelpunkt des kulturellen Lebens in Düsseldorf.“
Hildebrand Gurlitt „hat in den Jahren nach dem Zweiten Weltkriege dem Wiederaufbau des
kulturellen Lebens in Düsseldorf sowohl durch seine Ausstellungstätigkeit wie durch seine
kulturelle Arbeit überhaupt wesentliche Akzente gegeben. […] Darüber hinaus war er eine
derart profilierte Persönlichkeit, dass sie aus dem kulturellen Leben Düsseldorfs nicht
wegzudenken ist.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Hildebrand Gurlitt (1895-1956), deutscher Kunsthistoriker und Kunsthändler.
Kurzbiographie / Verdienste
Der Enkel des Landschaftsmalers Louis Gurlitt studierte nach seinem Militärdienst im Ersten
Weltkrieg zunächst Kunstgeschichte, bevor er die Leitungen des König-Albert-Museums in
Zwickau (1925-1930) und des Hamburger Kunstvereins (1931-1933) übernahm. Im Dritten
Reich arbeitete Gurlitt als Kunsthändler und wurde als Haupteinkäufer für das geplante
Führermuseum in Linz mit der Zusammentragung von Kunstwerken beauftragt. Als
Geschäftsführer des renommierten Düsseldorfer „Kunstvereins für die Rheinlande und
Westfalen“ widmete er sich nach Kriegsende der Rehabilitierung der von den
Nationalsozialisten
diffamierten
„entarteten
Kunst“,
realisierte
moderne
Ausstellungskonzepte und baute den Verein zu einer der führenden deutschen
Kunstinstitutionen auf.
Nationalsozialismus
Mit der Bekanntgabe des sogenannten „Schwabinger Kunstfundes“ im Jahr 2013 sind der
Kunsthistoriker Hildebrand Gurlitt und dessen Wirken im Nationalsozialismus schlagartig in
den Mittelpunkt des öffentlichen und wissenschaftlichen Interesses gerückt. Die ungeklärte
Herkunft seiner etwa 1600 Gemälde und Graphiken umfassenden Kunstsammlung –
zahlreiche dieser Werke hatten seit dem Dritten Reich als verschollen gegolten – löste eine
in der deutschen Nachkriegsgeschichte beispiellose Diskussion über NS-Raubkunst aus,
deren „hoher Grad an Skandalisierung“ (Meier u.a., S. 21) Hildebrand Gurlitt als
gewissenlosen Nutznießer der nationalsozialistischen Kulturpolitik erscheinen ließ.
Mittlerweile ist die Zahl der verdächtigen Bilder allerdings „wie ein Schneemann in der
Sonne zusammengeschmolzen“ (Remy, S. 24); bis heute (Stand März 2019) konnten lediglich
fünf Werke eindeutig als Raubkunst identifiziert und an die Nachfahren ihrer ursprünglichen
Eigentümer zurückgegeben werden. Aktuelle Studien zu Gurlitts Biographie zeichnen die
84

widersprüchliche und komplexe Rolle des Kunsthändlers nach, der „im Nationalsozialismus
unter Druck geriet, mitmischte und sich [schließlich] verstrickte“. (Hoffmann/Kuhn, S. 11)
Bereits vor der Machtergreifung Adolf Hitlers im Jahr 1933 hatte sich der von den
Nationalsozialisten propagierte Begriff der „entarteten Kunst“ zunehmend in der
Kulturlandschaft der Weimarer Republik etabliert. Aufgrund seines Engagements für eben
jene künstlerische Avantgarde verlor Hildebrand Gurlitt 1930 zunächst sein Amt als Direktor
des König-Albert-Museums in Zwickau, bevor er drei Jahre später auch die Leitung des
Hamburger Kunstvereins abgeben musste; der Kunsthistoriker hatte demonstrativ die
angeordnete nationalsozialistische Beflaggung des Kunstvereinsgebäudes verweigert. Da ihm
als sogenannter „Vierteljude“ – seine Großmutter war Jüdin – fortan eine leitende Stellung
in Kulturinstitutionen verwehrt wurde, aber zunächst keine systematische Verfolgung drohte,
machte sich Gurlitt als Kunsthändler selbstständig und gründete eine Galerie. Zu diesem
Zweck meldete er 1934 seine Mitgliedschaft in der „Reichskammer der bildenden Künste“ an,
die eine Voraussetzung für den Handel mit Kulturgut darstellte. In den folgenden Jahren
organisierte er eigene Ausstellungen mit Werken der geächteten modernen Kunst und
unterstützte zahlreiche verfolgte Künstler, Mäzene und Sammler, „profitierte [allerdings]
immer mehr von der antisemitischen Politik des Dritten Reiches, gegen das er gleichzeitig
Widerstand leistete“. (Hickley, S. 64) Im Zuge seiner Geschäfte mit Kunstwerken aus
jüdischem Besitz erwarb er einige Bilder zunächst unter Wert und verkaufte diese später
gewinnbringend weiter.
Angesichts der sogenannten „Zwangsarisierung“ der deutschen Wirtschaft, der
staatlichen Beschlagnahmung „entarteter Kunst“ und der wiederholten Aufforderung, einen
Abstammungsnachweis zu erbringen, fürchtete Hildebrand Gurlitt 1938 um seine berufliche
und private Existenz. In dieser Situation empfahl er sich dem Propagandaministerium, das
mit der devisenbringenden Veräußerung der enteigneten Kunstwerke beauftragt worden
war, als Verkäufer. Bis 1941 übernahm der Kunsthändler von den Nationalsozialisten knapp
4000 Gemälde, Aquarelle und Graphiken, die er entgegen der Bestimmungen auch im Inland
vermittelte; dabei brachte ihm jeder Umsatz eine Provision ein, die bis zu 25% der
Verkaufssumme ausmachen konnte. Darüber hinaus schloss Gurlitt lukrative
Tauschgeschäfte ab. Nach dem Abschluss dieser „Verwertungsaktion“ wurde Hildebrand
Gurlitt als Haupteinkäufer für das geplante Führermuseum an der Donau akquiriert. Für den
„Sonderauftrag Linz“ erwarb er ab 1943 mehrere hundert Kunstwerke im besetzten Ausland,
darunter geraubte Bilder und Skulpturen aus öffentlichem und privatem Besitz. Ferner
vermittelte er beschlagnahmtes Kulturgut auch an andere deutsche Museen.
In seinem Entnazifizierungsverfahren rechtfertigte Hildebrand Gurlitt seine Tätigkeit mit
seiner jüdischen Abstammung und der Angst vor Zwangsarbeit; zahlreiche
Entlastungszeugen verhalfen ihm schließlich zum Freispruch. Über den Grad seiner
Verstrickung herrscht in der Forschung weitestgehend Konsens: Gurlitt gilt als „einer der
bedeutendsten und umtriebigsten Kunsthändler“ (Terlau, S. 19) des Dritten Reiches.
Allerdings ist die Frage nach der moralischen Bewertung seines Handelns nicht abschließend
zu beantworten. Während Hildebrand Gurlitt von den Geschäften mit „entarteter
Kunst“ finanziell erheblich profitierte, gehörte er doch gleichzeitig zu jener
85

Bevölkerungsgruppe, die nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen ausgesetzt war.
Darüber hinaus hat er durch die eigenmächtige Vermittlung von Raubkunst an deutsche
Sammler und Museen deren großangelegte Verbannung aus Deutschland „am
nachhaltigsten sabotiert“. (Hoffmann, „Saboteur und Profiteur“, S. 160)
Kategorie: B
Begründung: herausragende Stellung im Dritten Reich

Literatur
Gramlich, Johannes/Hopp, Meike: „Gelegentlich wird Geist zu Geld gemacht.“ Hildebrand Gurlitt als
Kunsthändler im Nationalsozialismus, In: Kunstmuseum Bern/Kunst- und Ausstellungshalle der
Bundesrepublik Deutschland GmbH (Hrsg.): Bestandsaufnahme Gurlitt. München 2017, S. 32-47.
Hoffmann, Meike/Kuhn, Nicola: Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt 1895–1956. Die Biographie,
München 2016.
Hoffmann, Meike: Saboteur und Profiteur. Hildebrand Gurlitt als Händler „entarteter“ Kunst, In:
Fleckner, Uwe/Gaehtgens, Thomas/Huemer, Thomas (Hrsg.): Markt und Macht. Der Kunsthandel im
Dritten Reich, Berlin 2017, S. 141-165.
Hoffmann, Meike: Der lange Schatten der Vergangenheit. Eine kritische Betrachtung von Hildebrand
Gurlitts Lebensweg, In: Kunstmuseum Bern/Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik
Deutschland GmbH (Hrsg.): Bestandsaufnahme Gurlitt. München 2017, S. 16-27.
Hickley, Catherine: Gurlitts Schatz. Hitlers Kunsthändler und sein geheimes Erbe, Wien 2016.
Kracht, Isgard: Im Einsatz für die deutsche Kunst. Hildebrand Gurlitt und Ernst Barlach, In: Steinkamp,
Maike/Haug, Ute (Hrsg.): Werke und Werte. Über das Handeln und Sammeln von Kunst im
Nationalsozialismus, Berlin 2010, S. 41-60.
Meier, Oliver/Feller, Michael/Christ, Stefanie: Der Gurlitt-Komplex. Bern und die Raubkunst, Zürich
2017.
Remy, Maurice Philip: Der Fall Gurlitt. Die wahre Geschichte über Deutschlands größten
Kunstskandal, Berlin/München/Zürich/Wien 2017.
Schwarz, Birgit: Hildebrand Gurlitt und der „Sonderauftrag Linz“. In: Kunstmuseum Bern/Kunst- und
Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland GmbH (Hrsg.): Bestandsaufnahme Gurlitt.
München 2017, S. 48-55.
Terlau, Katja: Hildebrand Gurlitt (1895-1956) und sein Wirkungskreis in der NS-Zeit. In: Heil,
Johannes/Weber, Annette (Hrsg.): Ersessene Kunst. Der Fall Gurlitt, Berlin 2015, S. 19-36.
86

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 18025 / Band 2
IV 52054 / Band 7
0-1-7-1942.0000 / Blatt 655
0-1-7-1937.0000 / Blatt 543c

87

Straßen-/Platzname: Haberstraße
Datum der Benennung: 13. 11. 1958
Begründung der Benennung
Mit der Straßenbenennung sollte „einer der bedeutendsten Vertreter der modernen
Chemie“ geehrt werden.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Fritz Haber (1868-1934), deutscher Chemiker.
Kurzbiographie/Verdienste
Nach Studium und Promotion betätigte sich Fritz Haber zunächst im Bereich der
Brennstoffchemie und habilitierte sich über die Verbrennung von Kohlewasserstoffen. Das
von ihm entdeckte Verfahren zur Ammoniaksynthese wurde in Zusammenarbeit mit dem
Chemiker Carl Bosch für die industrielle Ammoniakgewinnung weiterentwickelt (HaberBosch-Verfahren), um die Produktion von Kunstdünger und Sprengstoff zu ermöglichen.
1918 erhielt Haber den Nobelpreis für Chemie und gründete zwei Jahre später die Deutsche
Forschungsgemeinschaft (DFG). Als Leiter des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische
Chemie wurde er zu Beginn des Ersten Weltkriegs mit der Entwicklung von Gaskampfstoffen
betraut und überwachte 1915 den deutschen Gasangriff bei Ypern. Nach der
Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 emigrierte der Wissenschaftler
jüdischer Abstammung nach Großbritannien.
Militarismus
Fritz Haber zählt zu den bedeutendsten Wissenschaftlern des 20. Jahrhunderts und leistet
mit seinen Entwicklungen zur Kunstdüngerproduktion nach wie vor einen entscheidenden
Beitrag zur Ernährung der Weltbevölkerung. Über dessen Einsatz in der KampfstoffForschung des Ersten Weltkriegs ist allerdings lange Zeit hinweggesehen worden; eine
ausführliche Auseinandersetzung mit der Biographie des Chemikers begann erst in den
1990er Jahren. Die gegenwärtige Forschung zeichnet ein zwiespältiges Bild des
Nobelpreisträgers, der für seine Verdienste um die Wissenschaft ebenso gewürdigt wie
verachtet wird.
Wie viele Deutsche jüdischer Abstammung stellte sich auch der „überdurchschnittlich
assimilationsbereite“ (Szöllösi-Janze, Biographie S. 63) und bereits im Jahr 1892 zum
Protestantismus übergetretene Fritz Haber bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs in den Dienst
des Deutschen Kaiserreiches. Zusammen mit zahlreichen Vertretern der intellektuellen Elite
unterzeichnete er im Herbst 1914 das Propaganda-Manifest „An die Kulturwelt!“, in dem
jegliche Kriegsschuld Deutschlands abgestritten und der Einsatz militärischer Gewalt zum
Schutz der deutschen Kultur legitimiert wurde. Dementsprechend bot sich der
Wissenschaftler dem Kriegsministerium als Berater an und befasste sich als chemischer
Leiter der neu eingerichteten Kriegsrohstoffbehörde zunächst mit der Versorgungskrise an
der Front; ungenügende Munitions- und Sprengstoffvorräte bedrohten den deutschen
88

Vormarsch. Haber koordinierte die großtechnische Durchführung des von ihm selbst
entwickelten Verfahrens zur Ammoniaksynthese, um die Sprengstoffherstellung zu
gewährleisten, und arbeitete an der Verbesserung von Explosivstoffen.
Angesichts des erstarrten Stellungskriegs an der Westfront wurden Pläne für den
strategischen Einsatz von Giftstoffen entworfen, die den Gegner gezielt schädigen und
kampfunfähig machen sollten. Am 22. April 1915 organisierte und überwachte Fritz Haber an
einem Frontabschnitt bei Ypern in Belgien den ersten deutschen Gasangriff der Geschichte;
das aus Stahlflaschen abgelassene Chlorgas tötete tausende alliierte Soldaten und leitete ein
Wettrüsten unter allen kriegsbeteiligten Staaten ein. Unter Habers Führung entwickelte sich
das Kaiser-Wilhelm-Institut für physikalische Chemie daraufhin „zur zentralen Einrichtung für
die Erforschung und Entwicklung von chemischen Kampfstoffen“ (Rürup, S. 213) und er
selbst avancierte „zum einem der wichtigsten Wissenschaftsorganisatoren des Ersten
Weltkriegs“ (Schmaltz, S. 18).
Obwohl der Chemiker nach Kriegsende von den Alliierten zeitweise als Kriegsverbrecher
gesucht wurde, verteidigte er den Einsatz chemischer Kampfstoffe als „größte technische
Neuerung des Landkrieges“. In der Weimarer Republik setzte er seine Forschung auf dem
Gebiet der Schädlingsbekämpfung fort, was ihn unfreiwillig und unwissentlich zu einem
Wegbereiter des Holocausts werden ließ; das unter seiner Leitung von der Deutschen
Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch) entwickelte Mittel Zyklon B ermöglichte
später den industriell organisierten Massenmord in den Konzentrationslagern des Dritten
Reiches, dem auch seine eigenen Verwandten zum Opfer fielen. Anfang der 1920er Jahre
hatte Haber die Wirkung des Giftgases fatalerweise noch verharmlost: „Die Einatmung der
Blausäure belästigt in keiner Weise. Man kann nicht angenehmer sterben.“

Kategorie: B
Begründung: herausragender Militarismus

89

Literatur
Charles, Daniel: Between Genius and Genocide. The Tragedy of Fritz Haber, Father of Chemical
Warfare, London 2005.
Deichmann, Ute: Flüchten, Mitmachen, Vergessen. Chemiker und Biochemiker in der NS-Zeit, Köln
2001.
Kaiser, Gerhard: Wie die Kultur einbrach. Giftgas und Wissenschaftsethos im Ersten Weltkrieg, In:
Merkur, Nr. 56 (2002), H. 635, S. 210-222.
Orth, Karin: Vertreibung aus dem Wissenschaftssystem. Gedenkbuch für die im Nationalsozialismus
vertriebenen Gremienmitglieder der DFG, Stuttgart 2018.
Rürup, Reinhard: Schicksale und Karrieren. Gedenkbuch für die von den Nationalsozialisten aus der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vertriebenen Forscherinnen und Forscher, Göttingen 2008.
Szöllösi-Janze, Margit: Fritz Haber 1868–1934. Eine Biographie, München 1998.
Szöllösi-Janze, Margit: Der Wissenschaftler als Experte. Kooperationsverhältnisse von Staat, Militär,
Wirtschaft und Wissenschaft 1914-1933, In: Kaufmann, Doris (Hrsg.): Geschichte der Kaiser-WilhelmGesellschaft im Nationalsozialismus. Bestandsaufnahme und Perspektiven der Forschung, Band 1,
Göttingen 2000, S. 46-64.
Schmaltz, Florian: Chemie als Waffe. Fritz Haber und Richard Willstätter im Ersten Weltkrieg, In:
Crouthamel, Jason/Heikaus, Ulrike (Hrsg.): Krieg! Juden zwischen den Fronten 1914-1918, Berlin
2014, S. 185-214.
Schmaltz, Florian: Kampfstoff-Forschung im Nationalsozialismus. Zur Kooperation von KaiserWilhelm-Instituten, Militär und Industrie, Göttingen 2017.
Stoltzenberg, Dietrich: Fritz Haber. Chemiker, Nobelpreisträger, Deutscher Jude, Eine Biographie,
Weinheim 1998.

Quellen
Haber, Fritz: Zur Geschichte des Gaskrieges. In: Haber, Fritz (Hrsg.): Fünf Vorträge aus den Jahren
1920–1923. Berlin 1924, S. 76-91.
Haber, Fritz: Die Chemie im Kriege. In: Haber, Fritz (Hrsg.): Fünf Vorträge aus den Jahren 1920–1923.
Berlin 1924, S. 25-41.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054 / Band 7
0-1-7-1941.0000 / Blatt 513
0-1-7-1937.0000 / Blatt 408

90

Straßen-/Platzname: Albrecht-von-Hagen-Platz
Datum der Benennung: 14. 07. 1945
Begründung der Benennung:
Albrecht von Hagen gehörte zu den Männern, „welche im Zusammenhang mit dem Attentat
auf Hitler am 20. Juli 1944 den Tod gefunden haben.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Albrecht von Hagen (1904-1944), deutscher Jurist, Leutnant der Wehrmacht und
Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach seinem Jurastudium arbeitete Albrecht von Hagen zunächst als Amtsrichter, bevor er
1931 eine Anstellung als Syndikus bei einem Kreditinstitut erhielt. Mitte der 1930er Jahre
absolvierte er freiwillige Lehrgänge der Wehrmacht, sodass er bei Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs als Leutnant der Reserve eingezogen wurde; zwischen 1940 und 1943 nahm von
Hagen sowohl am Frankreichfeldzug als auch am Angriff auf die Sowjetunion teil. Während
seiner Stationierung in Afrika machte er Bekanntschaft mit Claus Schenk Graf von
Stauffenberg, der ihn für den Widerstand gewinnen konnte. Nach seiner Versetzung in die
Organisationsabteilung des Oberkommandos des Heeres verwahrte der Oberleutnant das
für einen Anschlag bestimmte Sprengmaterial und wurde nach den Ereignissen des 20. Juli
1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Nationalsozialismus
Obwohl Albrecht von Hagen maßgeblich an der Organisation des Sprengstoffs für mehre
geplante Hitler-Attentate beteiligt war und damit zu den wichtigsten Mitgliedern der
Widerstandsgruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg zählt, hat sich die historische
Forschung bislang nicht ausführlich mit seiner Person befasst. Der Jurist hatte dem
Nationalsozialismus anfangs durchaus aufgeschlossen gegenübergestanden, bevor er
angesichts der gesellschaftspolitischen Entwicklungen auf Distanz ging und sich schließlich
dem aktiven Widerstand anschloss.
Wie viele Angehörige seiner Generation, die die politische Instabilität der Weimarer
Republik mit Sorge betrachteten, befürwortete Albrecht von Hagen Bestrebungen zur
„Erneuerung Deutschlands“ und hielt diese „von Politikern, die sich national und zugleich
sozial verstanden, am ehesten realisierbar.“ (Albrecht. S. 27) Gleichzeitig verweigerte er
nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten den Eintritt in die NSDAP, was zu einer
dauerhaften Beobachtung durch die Gestapo und zu einer Denunziation bei seinem
Arbeitgeber führte. Obwohl der junge Syndikus die Vorwürfe entkräften konnte und ihn die
Stettiner „Bank für Industrieobligationen“ nach Berlin versetzte, wo er zum
Handlungsbevollmächtigen aufstieg, wurde er weiterhin überwacht.
Angesichts der Aufrüstung des NS-Regimes und der Einführung der allgemeinen
Wehrpflicht absolvierte Albrecht von Hagen Mitte der 1930er Jahre militärische Lehrgänge,
91

um sich auf einen möglichen Dienst in der Wehrmacht vorzubereiten; Hitlers aggressive
Außenpolitik lehnte er allerdings entschieden ab. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde
der Jurist als Leutnant der Reserve zur 10. Panzerdivision einberufen und sowohl im
Frankreich- als auch im Russlandfeldzug eingesetzt, wo er mit den Verbrechen an der
Zivilbevölkerung konfrontiert wurde. Während seiner Stationierung in Tunesien traf von
Hagen 1943 auf Claus Schenk Graf von Stauffenberg, der ihn für den Widerstand gewinnen
konnte.
Nach seiner Beförderung zum Oberleutnant und der Versetzung in die
Organisationsabteilung des Oberkommandos des Heeres wurde der Jurist unter seinem
Vorgesetzten und Mitverschwörer Hellmuth Stief mit der Problematik der
Kriegsspitzengliederung betraut. Darüber hinaus übernahm er den Kurierdienst zwischen
dem „Führerhauptquartier“ in Ostpreußen und dem Allgemeinen Heeresamt in Berlin.
Zusammen mit Major Joachim Kuhn organisierte und verwahrte Albrecht von Hagen
mehrere Sprengstoffpakete, die jedoch nicht zum Einsatz kamen. Im Mai 1944 übergab er
Sprengmaterial an Hellmuth Stieff, das dieser an Stauffenberg weiterleitete. Nach dem
Scheitern des Umsturzes vom 20. Juli 1944 wurde Albrecht von Hagen vor dem
Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion / selbstreflektierendes Handeln / persönliche Entwicklung

Literatur
Albrecht, Dagmar: „Mit meinem Schicksal kann ich nicht hadern“. Sippenhaft in der Familie Albrecht
von Hagen, Berlin 2001.
Hofmann, Peter: Stauffenbergs Freund. Die tragische Geschichte des Widerstandskämpfers Joachim
Kuhn. München 2007.
Hoffmann, Peter: Widerstand – Staatsstreich - Attentat. Der Kampf der Opposition gegen Hitler,
München 1985.
Steinbach, Peter/Tuchel, Johannes (Hrsg.): Lexikon des Widerstandes 1933-145. München 1994.

Quellen
Jacobsen, Hans-Adolf (Hrsg.): "Spiegelbild einer Verschwörung". Die Opposition gegen Hitler und der
Staatsstreich vom 20. Juli 1944 in der SD-Berichtserstattung, Geheime Dokumente aus dem
ehemaligen Reichssicherheitshauptamt, Band 1 und 2, Stuttgart 1984.
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1937.0000 / Blatt 516
92

Straßen-/Platzname: Otto-Hahn-Straße
Datum der Benennung: 29. 08. 1980
Begründung der Benennung
Otto Hahn „entdeckte mit Fritz Straßmann 1938 die Kernspaltung des Urans.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Otto Emil Hahn (1879-1968), deutscher Chemiker.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach der Promotion und verschiedenen Forschungstätigkeiten im In- und Ausland arbeitete
Otto Hahn auf dem Gebiet der Radiochemie; 1910 erhielt er seine Berufung zum Professor.
Im Ersten Weltkrieg war der Chemiker für die militärische Giftgas-Einheit unter Fritz Haber
tätig. Als Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Chemie erforschte Otto Hahn zusammen
mit der Physikerin Lise Meitner und dem Chemiker Fritz Straßmann radioaktive Elemente;
1938 gelang ihnen die Entdeckung der Kernspaltung. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs
und einer kurzen Internierung in Großbritannien wurde Hahn zum Präsidenten des MaxPlanck-Instituts ernannt und erhielt den Nobelpreis für Chemie. Sein Einsatz für ein
Atomwaffenverbot wurde 1954 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt; 1959 erfolgte die
Gründung des Hahn-Meitner-Instituts für Kernforschung in Berlin.
Militarismus / Nationalsozialismus
Obwohl Otto Hahn durch die Entdeckung der Atomkernspaltung zu den bedeutendsten
Persönlichkeiten der deutschen Wissenschaftsgeschichte zählt und in der Bundesrepublik
parteiübergreifend hochgeschätzt wurde, ist das öffentliche Bild des Radiochemikers
mittlerweile Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Diese Entwicklung ist zum einen mit der
allgemeinen Ablehnung der Kernkraft verbunden, basiert jedoch hauptsächlich auf Hahns
Engagement für den Giftgaskrieg und seiner komplexen Rolle im Wissenschaftsbetrieb des
Dritten Reiches. Darüber hinaus wird die Einordnung seiner Person in den historischen
Kontext durch die konträren Einschätzungen der Fachhistoriker erschwert; während die
einen den Wissenschaftler als Kollaborateur des NS-Regimes betrachten, lehnen andere
dieses „Pauschalurteil“ (Trömel, S. 236) ausdrücklich ab und empfehlen eine differenziertere
Betrachtung.
Zu Beginn des Ersten Weltkriegs diente der einberufene Otto Hahn zunächst als Leutnant
an der Westfront, bevor er im Jahr 1915 der von Fritz Haber geleiteten Spezialeinheit für
chemische Kriegsführung zugeteilt wurde. Als sogenannter „Gaspionier“ erkundete er
geeignete Stellungen für den Giftgasangriff an der Front, entwickelte Gasgranaten und
arbeitete an der Verbesserung von Schutzmasken. Wie der Großteil der deutschen
Bevölkerung hatte der Chemiker bei Kriegsausbruch an ein „siegreiches Ende“ geglaubt und
sich „durchaus mit Überzeugung“ an der Giftgasforschung beteiligt, setzte sich später
allerdings kritisch mit seiner Verantwortung auseinander: „Der ständige Umgang mit diesen
starken Giftstoffen hatte uns so weit abgestumpft, daß [sic] wir beim Einsatz an der Front
93

keinerlei Skrupel hatten.“ Beim Anblick der sterbenden Soldaten sei er „tief beschämt und
innerlich sehr erregt“ gewesen.
Es gilt als unbestritten, dass sich Otto Hahn mit den wissenschaftspolitischen
Rahmenbedingungen des Dritten Reiches arrangierte und sich von der unverhofften
Entdeckung der Kernspaltung im Jahr 1938 eine „Festigung seiner Position“ (Keiser, S. 290)
versprach. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs stellte er das Kaiser-Wilhelm-Institut für
Chemie in den Dienst des Heereswaffenamts (HWA), das mit Hilfe seines Uranprogramms
den Bau eines Kernreaktors sowie die Entwicklung einer Kernwaffe anstrebte. Dieses
Vorhaben scheiterte letztendlich an den fehlenden technologischen Voraussetzungen, und
nach dem Zusammenbruch des Dritten Reiches versuchte Otto Hahn, seine eigene
Beteiligung als reine Grundlagenforschung abzutun. Auch wenn diese Darstellung wohl als
Schutzbehauptung gelten kann, wird der in der Vergangenheit geäußerte Vorwurf der
kriegsbegeisterten „Selbstmobilisierung“ (Sime, S. 303) in jüngeren Studien angezweifelt.
Fest steht allerdings, dass Hahns Institut unter dessen Leitung keinen Beitrag zu den
deutschen Kriegsanstrengungen geleistet hat. Darüber hinaus setzte sich das Ehepaar Hahn
als Gegner der nationalsozialistischen Weltanschauung nachweislich für zahlreiche jüdische
Mitarbeiter und Bekannte ein.
Nach wie vor streitet sich die Forschung auch über die Rechtmäßigkeit des Hahnschen
Nobelpreises, mit dem der Chemiker 1944 für die Entdeckung der Kernspaltung
ausgezeichnet wurde. Diese resultierte nachweislich aus gemeinschaftlichen Experimenten
sowie - im Fall Lise Meitners – einer jahrzehntelangen Zusammenarbeit; die jüdische
Physikerin hatte auch nach ihrer Emigration wesentliche Beiträge geliefert. Während Kritiker
Otto Hahn vorwerfen, seine Arbeitskollegin vorsätzlich „aus der Geschichte der Entdeckung
herausgeschrieben zu haben“ (Walker, S. 51), steht diese Anschuldigung für seine
Befürworter „in krassem Gegensatz“ (Trömel, S. 175) zu den historischen Quellen.
Nach Kriegsende wurde Otto Hahn zusammen mit anderen führenden deutschen
Wissenschaftlern zunächst in Großbritannien interniert, bevor er sich in Göttingen niederließ.
Unter dem Eindruck der US-amerikanischen Atombombenangriffe auf Hiroshima lehnte der
Chemiker den militärischen Einsatz der Kernenergie entschieden ab und engagierte sich bis
zu seinem Lebensende für die atomare Abrüstung.
Kategorie: C
Begründung: persönliche Entwicklung

94

Literatur
Deichmann, Ute: Flüchten, Mitmachen, Vergessen. Chemiker und Biochemiker in der NS-Zeit,
Weinheim 2001.
Hoffmann, Klaus: Otto Hahn. Schuld und Verantwortung, Konflikte eines Wissenschaftlers, Berlin
1993.
Keiser, Vera: Hat Otto Hahn mit den Nazis kollaboriert? Eine Analyse des Aufsatzes „Die Uranspaltung
hat da die ganze Situation gerettet.“ Otto Hahn und das Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie im
Zweiten Weltkriegs von Ruth Lewin Sime, In: Keiser, Vera (Hrsg.): Radiochemie, Fleiß und Intuition.
Neue Forschungen zu Otto Hahn, Berlin 2018, S. 271-348.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am
Main 2003.
Lorenz, Robert: Otto Hahn. Der atomare Fluch und Segen, In: Marg, Stine/ Walter, Franz (Hrsg.):
Göttinger Köpfe und ihr Wirken in die Welt. Göttingen 2012, S. 89–93.
Sime, Ruth Lewin: „Die Uranspaltung hat da die ganze Situation gerettet.“ Otto Hahn und das KaiserWilhelm-Institut für Chemie im Zweiten Weltkrieg, In: Maier, Helmut (Hrsg.): Gemeinschaftsforschung,
Bevollmächtigte und der Wissenstransfer. Die Rolle der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im System
kriegsrelevanter Forschung im Nationalsozialismus. Göttingen 2007, S. 268-304.
Trömel, Martin: Otto Hahn und die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Zerrspiegel neuerer Kritik. In:
Keiser, Vera (Hrsg.): Radiochemie, Fleiß und Intuition. Neue Forschungen zu Otto Hahn, Berlin 2018, S.
167-244.
Walker, Mark: Otto Hahn. Verantwortung und Verdrängung, (Hrsg.): Max-Planck-Gesellschaft,
Vorabdrucke aus dem Forschungsprogramm „Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im
Nationalsozialismus“, Berlin 2003.

Quellen
Hahn, Otto: Mein Leben. München 1968.
Hahn, Otto: Beziehung zu Nichtariern 1933-1945. In: Keiser, Vera (Hrsg.): Radiochemie, Fleiß und
Intuition. Neue Forschungen zu Otto Hahn, Berlin 2018, S. 249-267.

95

Straßen-/Platzname: Max-Halbe-Straße
Datum der Benennung: 23. 04. 1956
Begründung der Benennung
Anlässlich der Danziger Tagung im Jahr 1955 suchte Anneliese Halbe - die Tochter Max
Halbes - das Düsseldorfer Kulturamt auf und bat darum, eine Straßenbenennung nach ihrem
Vater in Erwägung zu ziehen. Dieses Anliegen wurde mit der Düsseldorfer Patenschaft für die
Stadt Danzig begründet, die 1925 eine Ehrenbürgerschaft an Max Halbe verliehen hatte. Auf
der Gedenkfeier zu Halbes 90. Geburtstag im Oktober 1955 ließ der Oberbürgermeister
verkünden, dass ein entsprechender Antrag an den Stadtrat weitergeleitet werde. Da zu
diesem Zeitpunkt keine Neuanlegung von Straßen in den sogenannten
„Dichtervierteln“ vorgesehen war, wurde die Einrichtung einer „Max-HalbeStraße“ „dringend vorgemerkt“; die Straßenbenennung erfolgte schließlich im April 1956 in
Düsseldorf-Mörsenbroich.
Name, Beruf, Amt oder Funktion
Maximilian Halbe (1865-1944), deutscher Schriftsteller und Dichter.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Studium der Rechtswissenschaft, Geschichte und Philologie widmete sich der aus
der Nähe von Danzig stammende Max Halbe der Schriftstellerei und näherte sich in seinen
Werken zunächst dem Naturalismus an. Mit seinem Liebesdrama „Jugend“, das sich mit den
moralischen Werten des Bürgertums auseinandersetzt, feierte er 1893 seinen größten Erfolg.
Später wandte sich Halbe der mystischen und impressionistischen Dichtung zu und ließ dabei
Erinnerungen und Motive aus seiner westpreußischen Heimat einfließen. Ab 1895 lebte
Halbe als freier Schriftsteller in München, wo er das „Intime Theater für dramatische
Experimente“ gründete; 1899 war er Mitbegründer der „Münchener Volksbühne“.
Rassismus / Chauvinismus / Nationalsozialismus
Obwohl Max Halbe zur den bekanntesten Schriftstellern des frühen 20. Jahrhunderts zählt,
ist er in der Literaturwissenschaft weitestgehend in Vergessenheit geraten. Diese
Entwicklung basierte nicht zuletzt auf seiner opportunistischen Haltung im Dritten Reich; der
Schriftsteller ließ sich bereitwillig vereinnahmen, sodass „sein Werk hinter der politischen
Verwertbarkeit seines Namens schon zu Lebzeiten zurücktrat“. (Loew 2009, S. 117)
Der auf dem Gebiet des ehemaligen Westpreußen aufgewachsene Schriftsteller
übernahm schon früh die antipolnischen Ressentiments seiner Umgebung. Ungeachtet
seiner eigenen polnischen Vorfahren beanspruchte Max Halbe die Zugehörigkeit zur
„deutschen Herren- und Erobererrasse“, sprach abfällig von der „devoten, kriecherischen,
slawischen Masse“ und ließ dieses Weltbild auch in seine Werke einfließen, um die
moralische und kulturelle Überlegenheit der Deutschen zu demonstrieren. So gehören die
polnischen Figuren in seinen Dramen zumeist den unteren Gesellschaftsschichten an und
werden durchgängig negativ dargestellt. In diesem Zusammenhang kann Halbes historisches
96

Festspiel „Heinrich von Plauen“ aus dem Jahr 1933 „als Höhepunkt rassistischer
Diskriminierung und als Lehrstück faschistischer Weltanschauung gelesen werden“. (Günter,
S. 140) Im Mittelpunkt des Dramas steht die Auseinandersetzung zwischen deutschen und
slawischen Truppen in der „Schlacht bei Tannenberg“; die polemische Darstellung der
slawischen Anführer („Schweinekerl“, „Höllenfürst“) wird nicht nur in einen extremen
Kontrast zum deutschen Protagonisten („Erwählter des Herrn“) gesetzt, sondern beinhaltet
darüber hinaus volksverhetzende Aussagen: „Der Pole, der Litauer, der Russe, der Tatar, sie
alle sengen und brennen und rauben und morden und schänden.“
Max Halbes ausgeprägte Polenfeindlichkeit ermöglichte es den Nationalsozialisten, „ihn
als einen dazugehörigen zu betrachten und seine Werke für propagandistische Zwecke
auszunutzen“. (Zalubska, S. 58) Nach der Machtergreifung unterschrieb „der um
Anerkennung und Absicherung ringende Dichter“ (Erdmann, S. 146) sowohl eine
Loyalitätserklärung der Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste als auch
das „Gelöbnis treuester Gefolgschaft“ für Adolf Hitler und begrüßte darüber hinaus den
Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund sowie den völkerrechtswidrigen Anschluss der
Freien Stadt Danzig an das Deutsche Reich. Anlässlich seines Geburtstags wurde der Literat
mit Ausstellungen und Lesungen geehrt, erhielt 1939 den Kunstpreis der NSDAP (Gau Danzig)
und wurde ein Jahr später mit dem „Danzigkreuz I. Klasse“ ausgezeichnet. Ferner profitierte
Max Halbe von seiner Stellung im Dritten Reich auch finanziell; ab 1938 erhielt er monatliche
Zahlungen von 500 Reichsmark aus der sogenannten „Spende Künstlerdank“. 1944 wurde er
in die „Gottbegnadeten-Liste“ der wichtigsten deutschen Schriftsteller aufgenommen.
Obwohl sich der chauvinistisch-rassistische Tenor in Halbes Werken mit der „Blut-undBoden-Literatur“ der Nationalsozialisten in Einklang bringen ließ und er sich selbst
wiederholt „als deutsch-konservativer Dichter mit patriotischer Gesinnung empfahl“ (Günter,
S. 12), lehnte er die antisemitische Politik des Regimes strikt ab, bekannte sich zu jüdischen
Freunden und äußerte sich positiv über jüdische Schriftsteller. Darüber hinaus musste der
Schriftsteller seine älteren Dramen gegen seinen Willen umschreiben, konnte mit den
Aufführungen und Verfilmungen allerdings keine großen Erfolge mehr feiern.
„Auch wenn Halbe nicht als NS-Autor im ideologischen Sinne gelten kann, so ließ er sich
doch von der nationalsozialistischen Propaganda instrumentalisieren und stimmte bis zu
seinem Tod im Jahr 1944 mit gewissen rassistischen Elementen der NS-Ideologie
überein.“ (Sarkowicz/Mentzer, S. 297)

Kategorie: B
Begründung: latenter Rassismus

97

Literatur
Erdmann, Ulrich: Vom Naturalismus zum Nationalsozialismus? Zeitgeschichtlich-biographische
Studien zu Max Halbe, Gerhart Hauptmann, Johannes Schlaf und Hermann Stehr. Mit unbekannten
Selbstzeugnissen, Frankfurt am Main 1997.
Günter, Andreas Lothar: Präfaschistische Weltanschauung im Werk Max Halbes. Frankfurt am Main
2002.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Loew, Peter Oliver.: Die Heimat sucht den Dichter – der Dichter sucht die Heimat. Max Halbe in
Danzig, In: Katny, Andrzej (Hrsg.): Das literarische und kulturelle Erbe von Danzig und Gdansk.
Frankfurt am Main 2004, S. 79-97.
Loew, Peter Oliver: Das literarische Danzig 1793-1945. Bausteine für eine lokale Kulturgeschichte,
Frankfurt am Main 2009.
Sarkowicz, Hans/Mentzer, Alf (Hrsg.): Schriftsteller im Nationalsozialismus. Ein Lexikon, Berlin 2011.
Stegemann, Thorsten: Literatur im Abseits. Studien zu ausgewählten Werken von Rainer Maria Rilke,
Hermann Sudermann, Max Halbe, Gottfried Benn und Erich Kästner, Stuttgart 2000.
Zalubska, Cecylia: Der Fall Max Halbe. In: Studia Germanica Posnaniensia, Nr. 20, 1993, S. 47-58.

Quellen
Halbe, Max: Scholle und Schicksal. Die Geschichte meiner Jugend, München 1933.
Halbe, Max: Heinrich von Plauen. Schauspiel in fünf Akten, Marienburg 1933.
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1936-0000 / Blatt 205
0-1-7-1940.0000 / Blatt 321
IV 52054 / Band 7
Bundesarchiv Berlin
BArch R 9361-V / 5860
Sonstige
„Bald Max-Halbe-Straße“, In: Rheinische Post vom 10.Oktober 1955.

98

Straßen-/Platzname: Paul-von-Hase-Straße
Datum der Benennung: 14. 07. 1945
Begründung der Benennung
Paul von Hase gehörte zu den Männern, „welche im Zusammenhang mit dem Attentat auf Hitler
am 20. Juli 1944 den Tod gefunden haben.“

Name, Titel, Beruf oder Amt
Karl Paul Immanuel von Hase (1885-1944), deutscher Offizier, Stadtkommandant von Berlin
(1940-1944) und Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus.
Kurzbiographie / Verdienste
Der Sohn eines Oberstabsarztes nahm nach seinem Abitur zunächst ein
rechtswissenschaftliches Studium auf, bevor er 1905 in die preußische Armee eintrat und
sich um eine aktive Offizierslaufbahn bewarb. Im Ersten Weltkrieg diente Hase als Zugführer
und Hauptmann im Generalstab; 1916 erhielt er das Eisernen Kreuz I. Klasse. Nach seiner
Übernahme in die Reichswehr wurde der Kompanieführer 1931 als Adjutant des
Wehrkreises III nach Berlin versetzt, wo er in den Rang eines Oberstleutnants aufstieg. Bis
zum Beginn des Zweiten Weltkrieg war von Hase als Kommandeur von Infanterie-Einheiten
eingesetzt und nahm sowohl am Polen- als auch am Frankreichfeldzug teil, bevor er 1940
zum Stadtkommandanten von Berlin ernannt wurde. Bereits 1938 in Umsturzpläne des
militärischen Widerstands eingeweiht, wurde Paul von Hase für seine Beteiligung am
Unternehmen „Walküre“ 1944 vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in BerlinPlötzensee hingerichtet.
Nationalsozialismus
Obwohl Paul von Hase zu den wichtigsten Akteuren des 20. Juli 1944 gezählt werden kann,
befasst sich die historische Forschung erst seit den 1990er Jahren mit seiner Rolle im
militärischen Widerstand des Dritten Reiches. Während sich der Berufsoffizier zunächst mit
dem NS-Regime arrangierte und maßgeblich von dessen Aufrüstung profitierte, stellte er
sich noch vor Beginn des Zweiten Weltkriegs erstmals für Umsturzpläne zur Verfügung.
Wie viele der im Werte- und Gesellschaftssystem der Monarchie sozialisierten
Militärangehörigen hatte auch Paul von Hase die deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg
und deren Folgen nur schwer akzeptieren können. Dementsprechend begrüßte er die
Revisionspolitik Adolf Hitlers und dessen propagierte Einheit von Partei und Armee (ZweiSäulen-Theorie); das unter deutschen Streitkräften weit verbreitete Selbstverständnis eines
unpolitischen Militärs preußischer Tradition trug zusätzlich zu seiner Anpassung bei.
Innerhalb weniger Jahre stieg von Hase in den Rang eines Generalmajors auf, beobachtete
die nationalsozialistische Bewegung aber dennoch mit Skepsis und missbilligte als
theologisch geprägter Mensch insbesondere das Vorgehen des NS-Staates gegen die Kirchen
(Kirchenkampf).
99

Die Entlassung seines ehemaligen Vorgesetzten Werner Freiherr von Fritsch, der sich als
Oberbefehlshaber des Heeres kritisch über Hitlers Kriegspläne geäußert hatte, bestärkte
Paul von Hase schließlich in seiner Abneigung, sodass er sich 1938 erstmals gedanklich mit
dem Szenario eines Putsches beschäftigte. Angesichts der Vorbereitungen eines
Militärschlags gegen die Tschechoslowakai war der Generalmajor zusammen mit anderen
Wehrmachtsangehörigen
an
der
Planung
eines
Staatsstreichs
beteiligt
(„Septemberverschwörung“), der letztendlich durch die im Zuge des „Münchener
Abkommens“ beschlossene Abtretung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich nicht
durchgeführt werden konnte.
Trotz seiner Bedenken ließ sich Paul von Hase zu Beginn des Zweiten Weltkriegs dennoch
von der nationalsozialistischen Propaganda beeinflussen und stimmte in die allgemeine
Euphorie der Jahre 1939/40 ein; als Kommandeur der 46. Infanterie-Division hatte er
maßgeblich zum Sieg der deutschen Truppen in Polen und Frankreich beigetragen. Aufgrund
einer Herzerkrankung wurde von Hase 1940 zum Stadtkommandanten von Berlin ernannt
und übernahm in dieser Funktion sowohl die öffentliche Repräsentation der Wehrmacht als
auch die Gerichtsherrschaft am Gericht der Wehrmachtkommandantur. Seine juristischen
Einflussmöglichkeiten waren allerdings begrenzt; eine Aufhebung von Urteilen insbesondere bei Todes- oder Zuchthausstrafen - konnte von ihm nicht veranlasst werden.
1943 und 1944 übte von Hase das Amt des Gerichtsherrn auch zeitweise am
Reichskriegsgericht aus, wo er über größere Kompetenzen verfügte. Die fragmentarisch
überlieferten Akten aus dieser Zeit enthalten zwar von ihm bestätigte Todesurteile, können
aufgrund ihrer Unvollständigkeit und der zum Teil drastischen Verschärfungen des NSMilitärstrafrechts aber keinen Aufschluss über die genauen Vorgänge geben.
Unter dem Eindruck des Kriegsgeschehens, der Luftangriffe auf Berlin und der Anklage
seines Neffen Dietrich Bonhoeffer wegen Landes- und Hochverrats festigte Paul von Hase
den Kontakt zur Militäropposition; seine Regimegegnerschaft „bedeutete ein permanentes
Rollenspiel nach außen hin, die Spaltung in eine öffentliche und eine private Person.“ (Kopp,
S. 268) Über seine Rolle im Vorfeld der Operation „Walküre“ ist bisher wenig bekannt; fest
steht jedoch, dass er „für den inneren Kreis des Widerstands als feste und sichere Größe
gegolten hat“ (Kopp, S. 269) und dementsprechend eine Schlüsselposition besetzte. Am 20.
Juli 1944 befahl der Stadtkommandant die Abriegelung des Regierungsviertels und die
Festsetzung von Joseph Goebbels, was jedoch an der Dienstverweigerung des Kommandeurs
des Wachbataillons scheiterte. Nach dem misslungenen Umsturzversuch wurde Paul von
Hase vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion / selbstreflektierendes Handeln / persönliche Entwicklung

100

Literatur
Bücheler, Heinrich: Paul von Hase. Der Wehrmachtkommandant von Groß-Berlin 1940–1944. In:
Damals. Juli 1984, S. 611-629.
Heinemann, Winfried: Unternehmen „Walküre“. Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944, Berlin 2019.
Kopp, Roland: Paul von Hase. Von der Alexander-Kaserne nach Plötzensee, Eine deutsche
Soldatenbiographie 1885–1944, Münster 2001.
Mlynek, Klaus: Hase, Paul von. In: Böttcher, Dirk/Mlynek, Klaus/Röhrbein, Waldemar R./Thielen,
Hugo (Hrsg.): Hannoversches Biographisches Lexikon. Von den Anfängen bis in die Gegenwart,
Hannover 2002, S. 154.
Reich, Ines: Potsdam und der 20. Juli 1944. Auf den Spuren des Widerstandes gegen den
Nationalsozialismus, Begleitschrift zur Ausstellung des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes und
des Potsdam-Museums, Freiburg im Breisgau 1994.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1937.0000 / Blatt 516

101

Straßen-/Platzname: Gerhart-Hauptmann-Straße
Datum der Benennung: 19. 07. 1961
Begründung der Benennung
„Er war einer der bedeutendsten deutschen Dichter des 20. Jahrhunderts. Seine Dramen,
besonders ‚Die Weber‘, bedeuten den Höhepunkt des naturalistischen Dramas in
Deutschland.“
Name, Beruf, Amt oder Funktion:
Gerhart Johann Robert Hauptmann (1862-1946), deutscher Schriftsteller, Dichter und
Dramatiker.
Kurzbiographie/Verdienste:
Nach dem Abbruch mehrerer Ausbildungen wandte sich Gerhart Hauptmann in den 1880er
Jahren der Literatur zu und feierte mit seinen gesellschaftskritischen Theaterstücken
(„Bahnwärter Thiel“, „Vor Sonnenaufgang“) erste Erfolge. Als Anhänger und Vertreter des
Naturalismus thematisierte Hauptmann die Missstände der urbanen Gesellschaft, kritisierte
die infolge der Industrialisierung zunehmende soziale Ungleichheit und wies auch auf deren
politische Dimension hin. Mit seinem Sozialdrama „Die Weber“ erlangte Hauptmann 1892
internationale Bekanntheit und avancierte zu einem der führenden Dramatiker der Moderne;
1912 wurde er mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
Militarismus / Nationalsozialismus:
Die bisher veröffentlichten Untersuchungen zu Gerhart Hauptmanns Biographie lassen eine
gewisse Ambivalenz im Umgang mit den gesellschaftspolitischen Entwicklungen seiner Zeit
erkennen. Der ausgeprägte Patriotismus des Literaten förderte sowohl dessen
Kriegsbegeisterung zu Beginn des 20. Jahrhunderts als auch dessen Naivität angesichts des
sich entwickelnden Nationalsozialismus.
Wie viele seiner literarischen Zeitgenossen stimmte auch Gerhart Hauptmann in die
nationalistische Euphorie des Jahres 1914 ein und engagierte sich publizistisch. Mit seiner
Kriegslyrik, die den Heldengeist glorifizierte und vor Siegesgewissheit strotzte, stand er „im
Propagandakrieg an vorderster Front“. Anlässlich der Einziehung seines ältesten Sohnes
dichtete der Schriftsteller: „Diesen Leib, den halt‘ ich hin - Flintenkugeln und Granaten:
eh‘ ich nicht durchlöchert bin, kann der Feldzug nicht geraten.“ Darüber hinaus gehörte er im
Herbst 1914 zu den Unterzeichnern des Manifests „Aufruf an die Kulturwelt!“, in dem
Vertreter der intellektuellen Elite die Übergriffe der deutschen Streitkräfte auf die
Zivilbevölkerung im neutralen Belgien rechtfertigten und als Selbstverteidigung darstellten.
Am Ende des Ersten Weltkriegs war Hauptmanns einstige Hochstimmung einer tiefen
Ernüchterung gewichen; er bekannte sich zur neuen Republik und setzte sich aktiv für diese
ein. Als sich der Niedergang des parlamentarischen Systems abzeichnete, begrüßte der
Dichter die nationalsozialistische Bewegung und hoffte auf eine deutsche Vormachtstellung
innerhalb Europas. Um seine eigene Stellung zu festigen, bekundete der Schriftsteller vor
102

allem in der Gründungsphase des Dritten Reiches seine Solidarität. So unterschrieb er eine
Loyalitätserklärung der Deutschen Akademie der Dichtung, unterstützte den Volksentscheid
über den Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund und beantragte eine Mitgliedschaft in
der NSDAP, die jedoch aufgrund eines Aufnahmestopps nicht gewährt wurde. Die neuen
Machthaber wiederum hofierten den alternden Hauptmann mit landesweiten Ehrungen und
nutzten dessen Ansehen in der Bevölkerung für ihre eigenen Zwecke. 1944 wurde dieser in
die „Sonderliste der sechs wichtigsten Schriftsteller“ aufgenommen.
Allerdings offenbaren Gerhart Hauptmanns private Aufzeichnungen jene Vorbehalte, die
dieser in der Öffentlichkeit nicht zu äußern wagte; neben der Zensur des Kulturwesens
kritisierte er vor allem die NS-Rassenideologie. Durch sein Interesse an der Vererbungslehre
war er bereits 1905 in die „Gesellschaft für Rassenhygiene“ aufgenommen worden, lehnte
jedoch die vom Regime propagierte Blutideologie strikt ab.
Als widersprüchlich muss auch Hauptmanns Verhältnis zum Judentum gelten. Während er
Zeit seines Lebens einen engen Kontakt zu jüdischen Freunden und Förderern pflegte,
entwickelte er im Nationalsozialismus einen latenten Antisemitismus: „Es giebt [sic] einzelne
Juden, und einzelne Eigenschaften bei Juden, die mich zum wildesten Antisemiten ihnen
gegenüber machen.“ Darüber hinaus setzte er sich mit dem Schicksal der jüdischen
Bevölkerung zwar auseinander, entschied sich ob seiner Untätig- und Machtlosigkeit aber für
die Verdrängung: „Ich muss endlich diese sentimentale Judenfrage für mich ganz und gar
abtun: es stehen wichtigere, höhere Dinge auf dem Spiel […].“

Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

103

Literatur:
Erdmann, Ulrich: Vom Naturalismus zum Nationalsozialismus? Zeitgeschichtlich-biographische
Studien zu Max Halbe, Gerhart Hauptmann, Johannes Schlaf und Hermann Stehr, Frankfurt am Main
1997.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Piper, Ernst: Nacht über Europa. Kulturgeschichte des Ersten Weltkriegs, Berlin 2013.
Sarkowicz, Hans/Mentzer, Alf: Schriftsteller im Nationalsozialismus. Ein Lexikon, Berlin 2011.
Scharfen, Klaus: Gerhart Hauptmann im Spannungsfeld von Kultur und Politik 1880 bis 1918. Berlin
2005.
Sprengel, Peter: Gerhart Hauptmann. Bürgerlichkeit und großer Traum, München 2012.
Sprengel, Peter: Der Dichter stand auf hoher Küste. Gerhart Hauptmann im Dritten Reich, Berlin 2009.

Quellen:
Brescius, Hans von: Gerhart Hauptmann. Zeitgeschehen und Bewusstsein in unbekannten
Selbstzeugnissen, Bonn 1976.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054/ Band 6
0-1-7-1941.0000/ Blatt 620

104

Straßen-/Platzname: Helmut-Hentrich-Platz
Datum der Benennung: 29. 11. 2003
Begründung der Benennung
„Mit dem Dreischeibenhochhaus, der Sanierung der Tonhalle und weiteren herausragenden
Bauten in Düsseldorf hat Professor Hentrich bedeutende architektonische Leistungen
vollbracht“ und sich „in ganz besonderem Maße als Mäzen verdient gemacht“.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Helmut Hentrich (1905-2001), deutscher Architekt.
Kurzbiographie / Verdienste
Der gebürtige Krefelder bildete sich nach dem Abschluss seines Architekturstudiums
zunächst einige Zeit im Ausland weiter, bevor er 1933 seine zweite Staatsprüfung zum
Regierungsbaumeister ablegte. Im Dritten Reich gehörte Helmut Hentrich als selbstständiger
Architekt zum Arbeitsstab von Albert Speer und nahm darüber hinaus an NSArchitekturwettbewerben teil. Nach Kriegsende war er als selbstständiger Architekt am
Wiederaufbau der Stadt Düsseldorf beteiligt; insbesondere das Ende der 1950er Jahre
errichtete „Dreischeibenhaus“ erlangte internationale Bekanntheit. Ferner widmete sich
Hentrich der Erneuerung historischer Bauten und unterstützte zahlreiche
Kultureinrichtungen; 1985 wurde ihm die Düsseldorfer Ehrenbürgerschaft verliehen.
Nationalsozialismus
Helmut Hentrich hat als einer der führenden Architekten Deutschlands nicht nur das
Düsseldorfer Stadtbild geprägt, sondern sich darüber hinaus auch als Kunstsammler und
großzügiger Mäzen um die Förderung lokaler Kulturinstitutionen verdient gemacht. Im
Dritten Reich stellte sich der selbstständige Baumeister in den Dienst der Nationalsozialisten
und gehörte trotz seines jungen Alters zu den angesehenen Experten; seine fragwürdige
Stellung innerhalb des NS-Regimes führte nach 1945 im Zuge des „Düsseldorfer
Architektenstreits“ zu einer kritischen Auseinandersetzung mit seiner Person.
Helmut Hentrichs „erste Schaffensjahre fielen in eine Zeit des politischen Umbruchs in
Deutschland.“ (Tünkers, S. 15) Im Jahr der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten
bestand der Architekt sein zweites Staatsexamen, lehnte aber den Eintritt in die NSDAP
sowie die ihm angebotene Stelle in einem Preußischen Staatshochbauamt ab und eröffnete
im selben Jahr ein eigenes Architekturbüro in Düsseldorf; 1935 gründete Hentrich mit
seinem Kollegen Hans Heuser eine Partnerschaft. Die Architekten erhielten zunächst
Aufträge aus der Industrie- und Privatwirtschaft und arbeiteten auch mit jüdischen
Auftraggebern und Maklern zusammen, was wiederholt zu Auseinandersetzungen mit der
NSDAP-Ortsgruppe Oberkassel führte. Anlässlich der Reichsausstellung „Schaffendes
Volk“ entwarf das Büro Hentrich/Heuser ein Modell des Düsseldorfer Rathauses, das aber
nach einigen Tagen aufgrund der „befremdlichen Nichtparteizugehörigkeit“ aus der
Exposition entfernt wurde. Trotz der erfolgreichen Teilnahme an zahlreichen öffentlichen
105

und internationalen Wettbewerben erhielten Helmut Hentrich und sein Partner bis zum
Ende des Zweiten Weltkriegs keine städtischen Aufträge.
Während die Düsseldorfer Behörden ihr Architekturbüro systematisch benachteiligten,
konnten sich Hentrich und Heuser dennoch im Deutschen Reich etablieren; ab Mitte der
1930er Jahre nahmen sie vermehrt an offiziellen Ausschreibungen von staatlichen NSOrganisationen teil und entwarfen neben dem Deichtor im niederrheinischen Orsoy
beispielsweise Heime für die „Hitler-Jugend“ (HJ). 1938 wurde das Büro auf Empfehlung des
Architekten und künstlerischer Beraters von Fritz Todt –– Paul Bonatz –– für den Entwurf
eines Rasthofes der Reichsautobahn verpflichtet; dieses Projekt zog nicht nur zahlreiche
weitere Großaufträge (z.B. Senderanlagen für die „Deutsche Reichspost“) nach sich, sondern
wurde von Helmut Hentrich auch im selben Jahr auf der zweiten „Deutschen
Architekturausstellung“ im Münchener „Haus der Deutschen Kunst“ vorgestellt
Nachdem der Architekt als Mitglied in die nationalsozialistische „Akademie für Städtebau,
Reichs- und Landesplanung“ aufgenommen worden war, gehörte er ab 1938 zum
sogenannten
„Arbeitsstab
Speer“,
der
sich
unter
der
Leitung
des
„Generalbauinspektors“ Albert Speer mit der Umgestaltung der „Reichshauptstadt
Berlin“ befasste. In dieser Funktion widmete sich Hentrich unter anderem der Neugestaltung
des Reichsversicherungsamtes und machte sich auf diese Weise „mit den Formeln der
Darstellung staatlicher Macht vertraut.“ (Durth, S. 225) Ferner zählte er 1941 zu den
Unterzeichnern einer Urkunde für Adolf Hitler, in der sich der Arbeitsstab um die Teilnahme
am Neuaufbau der geplanten „Führerstadt“ Linz bewarb. Da die Düsseldorfer NSDAP nach
eigenen Angaben mit der Schließung des Architekturbüros drohte, trat Helmut Hentrich
1941 schließlich als Anwärter in die Partei ein.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Architekt zur Durchführung von Bauaufgaben
vom Militärdienst freigestellt und entwarf zahlreiche Bunker und Barackenlager. Im Zuge der
„Aktion Brandt“ übernahmen Hentrich und Heuser die Planung und Bauleitung einer
Krankenhaus-Sonderanlage in Dahlheim, die allerdings nicht mehr in Betrieb genommen
wurde; um Bettenplätze für Kriegsverletzte in vor Luftangriffen geschützten Krankenhäusern
zu schaffen, hatte der „Bevollmächtigte für das Gesundheitswesen“ - Karl Brandt - ab 1943
Patienten aus Pflege- und Heilanstalten verlegen oder ermorden lassen. Ob Hentrich von der
Bedeutung der Aktion wusste, ist unklar - dass dieser und andere Aufträge mit dem Einsatz
von Zwangsarbeitern verbunden war, wurde von Hentrich erst Jahrzehnte später in seiner
Autobiographie thematisiert. Darüber hinaus gehörte er zu den Beauftragten des von Albert
Speer organisierten „Arbeitsstabes für den Wiederaufbau bombenzerstörter Städte“; für
seine Verdienste wurde Hentrich 1944 in die sogenannte „GottbegnadetenListe“ aufgenommen.
Nach Kriegsende betonte Helmut Hentrich seine rein fachliche Arbeit für das NS-Regime
und erklärte, an politischen Vorgängen nicht sonderlich interessiert gewesen zu sein: „Meine
eigene, die Partei stets ablehnende Haltung, war und ist meinen zahlreichen Düsseldorfer
und auswärtigen Freunden immer bekannt gewesen.“ Die zuständige Spruchkammer stufte
den Architekten als „unbelastet“ (Kategorie V) ein. Zusammen mit dem Stadtplaner Friedrich
Tamms, der ebenfalls im Dritten Reich Karriere gemacht hatte, beteiligte sich der Architekt
106

an den Planungen zum Wiederaufbau Düsseldorfs. Im Zuge des „Düsseldorfer
Architektenstreits“ geriet Hentrich Ende der 1940er Jahre allerdings in die öffentliche Kritik;
der antifaschistische „Architektenring Düsseldorf“ prangerte die Weiterbeschäftigung
führender NS-Baumeister in der Rheinmetropole an und forderte die Absetzung der
„germanischen Kulturritter“. Der Protest blieb letztlich wirkungslos; trotz seiner
Verstrickungen im Dritten Reich stand Helmut Hentrich „eine glänzende Zukunft in den
Düsseldorfer Wiederaufbaujahren bevor.“ (Englert, S. 51) Bis in die 1950er Jahre gehörte er
zu den finanziellen Unterstützern der Familie des inhaftierten Albert Speer.
Kategorie: B
Begründung: herausragende Stellung im Dritten Reich

107

Literatur
Deschan, André: Im Schatten von Albert Speer. Der Architekt Rudolf Wolters, Berlin 2016.
Durth, Werner: Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900–1970, München 1992.
Durth, Werner/Gutschow, Niels: Träume in Trümmern. Planungen zum Wiederaufbau zerstörter
Städte im Westen Deutschlands 1940-1950, Band 2: Städte, Braunschweig 1988.
Englert, Klaus: Albert Speers Architekten und der Wiederaufbau Düsseldorfs. In: Anna, Susanne:
Architektenstreit . Wiederaufbau zwischen Kontinuität und Neubeginn, Düsseldorf 2009, S. 43-54.
Muscheler, Ursula: Wer liefert die Pläne? Der Düsseldorfer Architektenstreit, In: Anna, Susanne:
Architektenstreit . Wiederaufbau zwischen Kontinuität und Neubeginn, Düsseldorf 2009, S. 117-129.
Klee, Ernst: Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Tünkers, Sabine: Hentrich, Heuser, Petschnigg 1927–1955. Weimar 2000.
Wolf, Agnes: Helmut Hentrich. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten
und Völker , Band 72, Berlin 2012, S. 81-82.

Quellen
Hentrich, Helmut: Bauzeit. Aufzeichnungen aus dem Leben eines Architekten, Düsseldorf, 1995.
(Stadtarchiv)
Hentrich, Helmut: 70 Jahre Gestalten in Düsseldorf. In: Spohr, Edmund/Küffner, Hatto (Hrsg.):
Düsseldorfer Persönlichkeiten. Düsseldorf 2004, S. 72-87.
Katasteramt Düsseldorf
Akte „Helmut-Hentrich-Platz“
Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland
NW 1002-T / 39456
Akademie der Künste - Baukunstarchiv
Hentrich 2152
Hentrich 1410
Hentrich 721
Hentrich 1385
Hentrich 1382
Hentrich 1531

108

Straßen-/Platzname: Erich-Hoepner-Straße
Datum der Benennung: 14. 07. 1945
Begründung der Benennung
Erich Hoepner gehörte zu den Männern, „welche im Zusammenhang mit dem Attentat auf
Hitler am 20. Juli 1944 den Tod gefunden haben.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Erich Hoepner (1886-1944), Generaloberst der Wehrmacht und Widerstandskämpfer im
Nationalsozialismus.
Kurzbiographie / Verdienste
Der Sohn eines Sanitätsoffiziers trat nach dem Abitur als Fahnenjunker in das preußische
Militär ein und wurde 1906 zum Leutnant ernannt. Nach seiner Teilnahme am Ersten
Weltkrieg als Kompanieführer stieg Hoepner innerhalb der Reichswehr bis zum Oberst auf,
übernahm die Leitung mehrerer Truppen- und Stabskommandos und wurde 1935 in den
Generalstab des Heeres nach Berlin versetzt. Im Zweiten Weltkrieg nahm Hoepner als
Kommandeur und Befehlshaber an allen militärischen Operationen des Dritten Reiches teil;
er gehörte zu den erfolgreichen Panzerstrategen der Wehrmacht. Nach seiner
unehrenhaften Entlassung im Jahr 1942 schloss sich der Generaloberst der Militäropposition
an und war im Zusammenhang mit der „Operation Walküre“ als „Oberbefehlshaber im
Heimatkriegsgebiet“ vorgesehen. In der Folge des gescheiterten Attentats vom 20. Juli 1944
wurde Erich Hoepner vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee
hingerichtet.
Nationalsozialismus / Militarismus
Obwohl Erich Hoepner zu den wohl kontroversesten Persönlichkeiten des Widerstands im
Dritten Reich zählt, hat sich die historische Forschung bislang nur oberflächlich mit seinem
Wirken auseinandergesetzt. Diese Zurückhaltung resultiert vor allem aus der
Widersprüchlichkeit des Generalobersts, der sich trotz seiner regimekritischen Einstellung
zuverlässig in den Dienst Adolf Hitlers stellte und „den Erfolg der Panzertruppen im Zweiten
Weltkrieg verkörperte“. (Mitcham/Mueller, S. 364)
Über Erich Hoepners Nähe zum Nationalsozialismus existieren unterschiedliche Aussagen
und Meinungen; während die frühe Widerstandsliteratur noch das Bild des entschiedenen
NS-Gegners verbreitete, wird diese Darstellung in jüngeren Studien mittlerweile kritisch
hinterfragt. Dabei stehen insbesondere Hoepners Verhalten im Zweiten Weltkrieg und seine
berüchtigten Tagesbefehle beim Überfall auf die Sowjetunion im Mittelpunkt der Diskussion.
Obwohl die Beteiligung des Generalobersts am Umsturzversuch des 20. Juli 1944
hinreichend dokumentiert ist, sind auch seine Beweggründe nicht abschließend geklärt und
bieten dementsprechend Anlass für Spekulationen.
Als Vertreter eines unpolitischen Militärs preußischer Tradition hat Erich Hoepner der
„Machtergreifung“ der Nationalsozialisten zunächst wohl skeptisch gegenübergestanden,
109

sich im Zuge seines Aufstiegs innerhalb der Wehrmacht allerdings mit dem NS-Regime
arrangiert. Die ihm in der einschlägigen Literatur nachgesagte aktive Mitwirkung an
Staatsstreichplänen der Opposition um Generalstabschef Ludwig Beck im Jahr 1938 konnte
bislang nicht eindeutig belegt werden; fest steht lediglich, dass Hoepners Truppenverband in
die Überlegungen einbezogen wurde. Zwischen 1939 und 1940 führte er seine Panzer- und
Infanteriedivisionen erfolgreich gegen Polen und Frankreich und avancierte in der
Öffentlichkeit zum Aushängeschild der mobilen Kriegsführung. Für seine Verdienste wurde
der General mit dem „Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes“ ausgezeichnet und zum Oberst
befördert.
Besonders kritisch beurteilen Historiker Erich Hoepners antibolschewistische
Geisteshaltung und seine Rolle beim Angriff der Wehrmacht auf die Sowjetunion, den er
entschieden befürwortete. In seiner „Aufmarsch- und Kampfanweisung“ aus dem Mai 1941
heißt es: „Der Krieg gegen Rußland [sic] ist ein wesentlicher Abschnitt im Daseinskampf des
deutschen Volkes. Es ist der alte Kampf der Germanen gegen das Slawentum, die
Verteidigung europäischer Kultur gegen moskowitisch-asiatische Überschwemmung, die
Abwehr des jüdischen Bolschewismus.“ Dementsprechend setzte er als Befehlshaber der
Panzergruppe 4 „Hitlers Vorgaben eines rücksichtslosen Weltanschauungskrieges gegen
Armee und Bevölkerung“ um (Steinkamp, S. 58) und ordnete die Liquidierung russischer
Kommissare und Partisanen an.
Nachdem Erich Hoepner im Winter 1942 den von der NS-Führung ausgegebenen
Durchhaltebefehl ignoriert und den Rückzug seiner Truppen veranlasst hatte, um das
Überleben der Soldaten zu sichern, wurde er unehrenhaft aus der Wehrmacht entlassen. In
der Folge stieß der Generaloberst Ende 1943 zu der Widerstandsgruppe um Claus Schenk
Graf von Stauffenberg und war für den Fall eines erfolgreichen Umsturzes als
„Oberbefehlshaber im Heimatkriegsgebiet“ vorgesehen. Nach dem Scheitern des Attentats
wurde Erich Hoepner in den Abendstunden des 20. Juli 1944 im Bendlerblock verhaftet und
nach seiner Verurteilung vor dem Volksgerichtshof in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
„Erich Hoepner war kein Nationalsozialist, aber er war per se auch kein
Widerstandskämpfer. Er gehört weder in die Schublade der fanatischen Kriegsverbrecher,
noch in die Gruppe der von Beginn an vorbehaltlos gegen das NS-Regime kämpfenden
Akteure. […] Man kann und darf dem General, ganz unabhängig von seinem Verhalten zuvor,
seinen Verdienst am 20. Juli 1944 nicht streitig machen.“ (Gemser, S. 240f.)

Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion / selbstreflektierendes Handeln / persönliche Entwicklung

110

Literatur
Bücheler, Heinrich: Generaloberst Erich Hoepner und die Militäropposition gegen Hitler. Beiträge
zum Widerstand 1933-1945, Heft 9, Berlin 1985.
Bücheler, Heinrich: Hoepner. Ein deutsches Soldatenschicksal des 20. Jahrhunderts, Herford 1980.
Gemser, Geralf: Darf eine Schule diesen Namen tragen? Zur Vorbildwirkung des Wehrmachtsgenerals
Erich Hoepner, Marburg 2005.
Heinemann, Winfried: Unternehmen „Walküre“. Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944, Berlin 2019.
Heuer, Gerd F.: Die Generalobersten des Heeres. Inhaber höchster Kommandostellen 1933-1945,
Raststatt 1988.
Hürter, Johannes: Hitlers Heerführer. Die deutschen Oberbefehlshaber im Krieg gegen die
Sowjetunion 1941/42, München 2007.
Mitcham, Samuel W./Mueller, Gene: Generaloberst Erich Hoepner. In: Ueberschär, Gerd R. (Hrsg.):
Hitlers militärische Elite. 68 Lebensläufe, Darmstadt 2015, S. 364-370.
Reuther, Thomas: Widerstand und Wehrmacht. Freiburg im Breisgau/Berlin/Wien 2013.
Steinkamp, Peter: Die Haltung der Hitlergegner Generalfeldmarschall Wilhelm Ritter von Leeb und
Generaloberst Erich Hoepner zur verbrecherischen Kriegführung bei der Heeresgruppe Nord in der
Sowjetunion 1941. In: Ueberschär, Gerd R. (Hsrg.): NS-Verbrechen und der militärische Widerstand
gegen Hitler. Darmstadt 2000, S. 47-61.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf

IV 52054 / Band 1
0-1-7-1937.0000 / Blatt 516

111

Straßen-/Platzname: Hördtweg
Datum der Benennung: 02. 08. 1940
Begründung der Benennung
Im Dritten Reich galt Philipp Hördt als „Bahnbrecher der nationalsozialistischen
Weltanschauung in der pädagogischen Welt“.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Philipp Hördt (1891-1933), deutscher Pädagoge.
Kurzbiographie
Der Schüler des späteren NS-Erziehungstheoretikers Ernst Krieck arbeitete zunächst als
Volksschullehrer, bevor er das Amt eines Studienrats an der Lehrerbildungsanstalt in
Heidelberg übernahm. Seine didaktischen Konzeptionen, die die übergeordnete Rolle der
Volksgemeinschaft herausstellen und die Geschichte der deutschen Nation als
lebensorientierende Grundlage
propagieren,
gehörten zu den populärsten
erziehungswissenschaftlichen Theorien des Dritten Reiches.
Völkischer Nationalismus
Obwohl Philipp Hördt der völkischen Bewegung nahestand und zu den „führenden
erziehungswissenschaftlichen Theoretikern“ (Peters, S. 60) des NS-Regimes zählte, erweist
sich eine historische Einordnung seiner Person als schwierig. Während seine Vorstellungen
von Bildung und Geschichtsbewusstsein durchaus totalitäre Züge aufweisen und
dementsprechend
Ansätze
für
die
sogenannte
„Formationserziehung“
der
Nationalsozialisten boten, lehnte der Didaktiker die Einteilung der Bevölkerung nach
rassebiologischen Kriterien ab.
Philipp Hördts „Grundformen volkhafter Bildung“ (Gespräch, Spiel, Arbeit, Feier)
erweitern das schulische Lernen durch Lernprozesse innerhalb der Volksgemeinschaft und
favorisieren die „praktische Gestaltung des menschenformenden Gemeinschaftslebens“.
Dabei wird „der Erziehung in, durch und für Gemeinschaft die Priorität vor der
Individualerziehung eingeräumt.“ (Olberg, S. 92); das affektive Lernen wird dem kognitiven
vorgezogen.
In diesem Zusammenhang maß Hördt dem „Bild vom Werden der deutschen Nation“ eine
große Bedeutung bei und definierte die „Erziehung zur Deutschheit“ als zentrale Aufgabe des
Geschichtsunterrichts. Dieser sollte sich nicht mit der reinen Vermittlung historischer
Ereignisse beschäftigen, sondern die Geschichte als „lebendige Einheit“ und
Lebensorientierung begreiflich machen, um das völkische Bewusstsein der Schüler zu
vertiefen und ihre „Gliedwerdung im Volkskörper“ zu unterstützen. Für den Pädagogen
repräsentierte die Geschichte der Volksgemeinschaft „die Bestimmung und das Schicksal des
Einzelnen, denen er sich unterzuordnen und zu dienen hat.“ (Norden, S. 44).
Dementsprechend plädierte er nicht nur für eine nationalgeschichtliche
112

Unterrichtsperspektive, sondern befürwortete auch eine „Anknüpfung an Heimat und
Gegenwart“ unter Einbeziehung von politik- und kulturgeschichtlichen Inhalten.
Obwohl Philipp Hördt die „Schicksalsbedeutung des Blutes“ durchaus berücksichtigte,
warnte er vor einer „materialistischen Auffassung des Rassebegriffs“ und sah die „Erhaltung
und Fortpflanzung eines Volkes“ weniger biologisch als vielmehr kulturell begründet: „Das
Deutschtum ist nicht einfach pflanzenhaft aus dem Germanischen erwachsen, sondern ist
das Ergebnis einer schöpferischen geschichtlichen Tat: der Gründung eines deutschen
Staates.“ Dementsprechend ermögliche erst der geistige und kulturelle Zusammenschluss
verschiedener Völker die Herausbildung eines echten Volkstums. Darüber hinaus betonte
Philipp Hördt die „allmenschliche Einheit und Gemeinschaft“ zwischen den Völkern und
kritisierte die in völkischen Kreisen propagierte aggressive Ausbreitung des deutschen
Lebensraums: „Gerade der echte Volksbegriff muß [sic] zur Ablehnung einer imperialistischen
Eroberungs- und Ausdehnungspolitik führen. Die Achtung vor dem eigenen Volkstum lehrt
Achtung vor jedem fremden Volkstum […].“
Aufgrund seiner Kritik am liberalen System der Weimarer Republik wird Philipp Hördt in
der historischen Wissenschaft zur konservativen Bewegung gezählt. „Politisch optierte er wie
sein Lehrer Ernst Krieck für die Nationalsozialisten, auch wenn er die Machtübernahme nicht
mehr erlebte und so die Frage nach seiner Stellung zur tatsächlichen NS-Herrschaft
unbeantwortet bleiben muss.“ (Baumgärtner, S. 113)

Kategorie: B
Begründung: ideologische Nähe zum Nationalsozialismus

113

Literatur
Baumgärtner, Ulrich: Völkische Geschichtsdidaktik(er) in der Weimarer Republik: Philipp Hördt –
Georg Adolf Otto Collischonn – Max Maurenbrecher. In: Hasberg, Wolfgang/Seidenfuß, Manfred
(Hrsg.): Geschichtsdidaktik(er) im Griff des Nationalsozialismus? Münster 2005, S. 107-120.
Döpp, Robert: Jenaplan-Pädagogik im Nationalsozialismus. Ein Beitrag zum Ende der Eindeutigkeit,
Hannover 2002.
Genschel, Helmut: Politische Erziehung durch Geschichtsunterricht. Der Beitrag der
Geschichtsdidaktik und des Geschichtsunterrichts zur politischen Erziehung im Nationalsozialismus,
Frankfurt am Main 1980.
Giesecke, Hermann: Hitlers Pädagogen. Theorie und Praxis nationalsozialistischer Erziehung,
Weinheim 1999.
Norden, Jörg van: Geschichte ist Bewusstsein.
Fundamentalkategorie, Frankfurt am Main 2018.

Historie

einer

geschichtsdidaktischen

Olberg, Hans-Joachim von: Etappen didaktischen Denkens von der Aufklärung bis 1945. In: Porsch,
Raphaela (Hrsg.): Einführung in die Allgemeine Didaktik. Ein Lehr- und Arbeitsbuch für
Lehramtsstudierende, Münster 2016, S. 73-100.
Omland, Sabine: NS-Propaganda im Unterricht deutscher Schulen 1933-1943. Teilband 1, Münster
2014.
Peters, Otto: Meine Lehrer im Dritten Reich. Versuch einer autobiographischen Konstruktion,
Münster 2007.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 15919 (5)
Hördt, Philipp: Der Durchbruch der Volkheit in der Schule. Leipzig 1933.
Hördt, Philipp: Geschichte und Geschichtsunterricht. 1926.
Hördt, Philipp: Ernst Krieck. Volk als Schicksal und Aufgabe, Heidelberg 1932.
Hördt, Philipp: Grundformen volkhafter Bildung. Frankfurt am Main 1932.
Lüdtke, Gerhard: Kürschners Deutscher Gelehrtenkalender 1931. Berlin/Leipzig 1931.

114

Straßen-/Platzname: Heinz-Ingenstau-Straße
Datum der Benennung: 24. 04. 2004
Begründung der Benennung
„Ende der sechsziger Jahre wurde durch seine Aktivitäten im Düsseldorfer Norden
(unmittelbar neben dem Rheinstadion und in der Nähe des Flughafens) das Messegelände
angesiedelt.“
Name, Titel, Beruf oder Amt:
Heinz Ingenstau (1910-1971), deutscher Jurist; Stadtdirektor von Düsseldorf (1964-1971).
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Studium der Rechtswissenschaften absolvierte Heinz Ingenstau von 1933 bis 1936
sein Referendariat am Oberlandesgericht Düsseldorf und engagierte sich während seiner
praktischen Ausbildung in verschiedenen NS-Organisationen. Ab 1937 arbeitete der Jurist als
Gerichtsassessor an Land- und Amtsgerichten, bevor er 1941 zum Landgerichtsrat ernannt
wurde. Nach seinem Einsatz in Zweiten Weltkrieg übernahm Ingenstau 1953 die Leitung des
Düsseldorfer Landgerichts sowie den Vorsitz der Umlegungsbehörde und widmete sich der
städtebaulichen Neuordnung. Als Beigeordneter und späterer Stadtdirektor machte sich
Heinz Ingenstau darüber hinaus vor allem um das Düsseldorfer Messewesen und den
Ausbau des Flughafens verdient.
Nationalsozialismus
Heinz Ingenstau ist als „einer der fähigsten leitenden Beamten der Nachkriegszeit“ (Houben)
in die Düsseldorfer Stadtgeschichte eingegangen; der Landgerichtsdirektor und
Kommunalpolitiker engagierte sich in besonderem Maße für die Wirtschaftsförderung und
realisierte unter anderem das Messegelände in Stockum, dessen Einweihung er allerdings
nicht mehr erlebte. Während des Dritten Reiches passte er sich berufsbedingt an, um seine
juristische Laufbahn nicht zu gefährden.
Im Jahr der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten hatte Ingenstau sein Jurastudium
an der Universität Köln abgeschlossen und war unmittelbar in den Staatsdienst
übernommen worden. Während seines Referendariats betätigte er sich ehrenamtlich in
verschiedenen NS-Organisationen; so trat der angehende Jurist 1933 beispielsweise für
einige Monate als Anwärter in die paramilitärische „Sturmabteilung“ (SA) ein. Von 1934 bis
1937 beriet Ingenstau als Rechtsreferent die Mitglieder der örtlichen „Hitlerjugend“ (HJ) in
rechtlichen Fragen und stieg in diesem Zusammenhang in den Rang eines „Scharführers“ auf,
durfte aufgrund seiner „rein fürsorglichen Aufgaben“ allerdings keine leitende Funktion
übernehmen. Laut eigener Aussage deckte sich diese Tätigkeit mit der Arbeit im Kreisamt
der „Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt“ (NSV), in der er als Unterabteilungsleiter in der
Jugendhilfe aushalf. Darüber hinaus betätigte sich Ingenstau für kurze Zeit als
Bezirksgruppenleiter im „Nationalsozialistischen Rechtswahrerbund“ (NSRB) und war für die
Weitergabe von Anordnungen und Mitteilungen der Berufsorganisation an andere
115

Referendare verantwortlich. Dieses Amt beinhaltete auch die Position des Kreisstellenleiters
beim Kreisrechtsamt sowie den Beisitz im Gau-Ehrengericht (disziplinarrechtliches
Berufsgericht); Ingenstau selbst behauptete, aufgrund seiner fehlenden Parteimitgliedschaft
nicht in diese Ämter eingewiesen worden zu sein und überdies auch keine politischen
Gutachten verfasst zu haben.
Nach seiner Übernahme in den richterlichen Probedienst trat der Gerichtsassessor 1937
schließlich in die NSDAP ein und wurde in der Folge ehrenamtlich im Gauschatzamt
Düsseldorf (Verwaltung von Staatsvermögen) eingesetzt, wo er Mietverträge für Büroräume
der Partei überprüfte und Versicherungen für Kraftfahrzeuge überwachte. Gegen Ingenstaus
„politische Zuverlässigkeit“ wurde seitens seiner Ausbilder „keine Bedenken“ erhoben; die
beruflichen Zeugnisse fielen durchweg positiv aus: „Er ist ein überzeugter Nationalsozialist.“
1940 erfolgte der Einzug zum Wehrdienst, den Heinz Ingenstau als Unteroffizier bei der
Nachrichtentruppe ableistete. Auf Betreiben des Düsseldorfer Gauleiters Friedrich Karl
Florian wurde dem Juristen während seiner Abwesenheit 1941 vom Staatssekretär des
Reichsjustizministeriums – Roland Freisler – eine Stelle als Landgerichtsrat übertragen; 1944
erhielt er das Kriegsverdienstkreuz II. Klasse.
Nach seiner Rückkehr aus russischer Kriegsgefangenschaft wurde Heinz Ingenstau ohne
Überprüfung zunächst an der Berufsausübung gehindert und bat den zuständigen
Landgerichtspräsidenten im Jahr 1946 um dessen Intervention bei der Militärregierung.
Seine Ehrenämter in NS-Organisationen sowie die positiven Beurteilungen seiner Person
rechtfertigte er als notwendige Übel, die seine berufliche Zukunft sichern sollten. In seinem
Entnazifizierungsverfahren wurde Ingenstau schließlich durch mehrere Zeugen – darunter
eine angeheiratete jüdische Verwandte – entlastet. Auch die Entnazifizierungsausschüsse
seiner ehemaligen Arbeitsstellen empfahlen die Wiedereinstellung des Juristen: „Er hat sich
zu keiner Zeit propagandistisch oder aktivistisch für die Partei betätigt, auch den NatSoz. [sic]
nicht gefördert.“ Die Spruchkammer stufte Heinz Ingenstau daraufhin als „minderbelastet“
ein (Kategorie IV) und hob die Berufsbeschränkung auf. 1950 wurde dessen Antrag auf
Wiederaufnahme des Verfahrens und die von ihm angestrebte Einstufung in Kategorie V
(„unbelastet“) allerdings abgelehnt.
Kategorie: A
Begründung: exponierte Stellung im Dritten Reich / SA-Mitgliedschaft

116

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-5-81564.0000
3-1996-25-10.0000
Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland
NW 1008 KAT ¾ / 107
NW 1037-RS / 886
NW-Pe / 2597
Bundesarchiv Berlin
BArch 9361-VIII / 13171240
Houben, Alfons: Stadtdirektor erlag einem Herzinfarkt – Trauer um Heinz Ingenstau. In: Düsseldorfer
Nachrichten, 13. April 1971.
Beschlussvorlage Nr. 175 39/2004 der Bezirksvertretung 5.

117

Straßen-/Platzname: Franz-Jürgens-Straße / Jürgensplatz
Datum der Benennung: 14. 07. 1945 / 23. 03. 1949
Begründung der Benennung
Franz Jürgens gehörte zu den „heldenmutigen Männern“, die die Stadt Düsseldorf bei
Kriegsende an die Alliierten übergaben und auf diese Weise „viel Unheil und unnötiges
Blutvergießen“ verhinderten. Als Mitglied der „Widerstandsgruppe der Düsseldorfer
Bürger“ wurde er „wegen Konspiration mit dem Feinde am Vorabend des Einmarsches
amerikanischer Truppen am 16. April 1945 erschossen.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Franz Jürgens (1895-1945), deutscher Polizeibeamter; Kommandant der Schutzpolizei und
Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus.
Kurzbiographie / Verdienste
Der gebürtige Hamburger meldete sich zu Beginn des Ersten Weltkriegs als Freiwilliger zum
Wehrdienst, kämpfte als Angehöriger eines Infanterie-Regiments sowohl an der West- als
auch an der Ostfront und wurde mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse ausgezeichnet. Nach
Kriegsende bewarb sich Franz Jürgens als Polizeioffizier bei der Ordnungspolizei seiner
Heimatstadt und stieg dort bis in den Rang eines Majors auf. 1941 erfolgte zunächst seine
Versetzung nach Darmstadt, wo er das Kommando über die Schutzpolizei erhielt, bevor er
drei Jahre später dasselbe Amt in Düsseldorf übernahm. Im April 1945 beteiligte sich Jürgens
an der „Aktion Rheinland“, die die kampflose Übergabe der Stadt Düsseldorf an die Alliierten
zum Ziel hatte, wurde allerdings kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Streitkräfte
von einem NS-Standgericht zum Tode verurteilt und hingerichtet; posthum erhielt er ein
Ehrengrab auf dem Düsseldorfer Nordfriedhof.
Nationalsozialismus
Obwohl sich Franz Jürgens erst in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs gegen das NSRegime stellte und dementsprechend nur bedingt dem konventionellen Widerstand im
Dritten Reich zugerechnet werden kann, ist er dennoch als „moralisches
Gewissen“ (Wintgens, S. 101) in die Düsseldorfer Stadtgeschichte eingegangen. Während die
Beteiligung des Polizeikommandanten an der „Aktion Rheinland“ im April 1945 hinreichend
dokumentiert ist, lassen sich sein Wirken in Hamburg und Darmstadt sowie seine
persönliche Haltung zum Nationalsozialismus nur schwer nachvollziehen.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs trat Franz Jürgens als Polizeileutnant in den Dienst
der Hamburger Ordnungspolizei ein, deren Mitglieder „zum großen Teil antirepublikanisch
und rechtsradikal eingestellt“ waren und „in der Tradition der militärischen Niederschlagung
sozialistisch-kommunistischer Volksbewegungen standen.“ (Diercks, S. 17) Ob und inwieweit
Jürgens diese Einstellungen teilte, ist nicht bekannt. 1923 folgte seine Beförderung zum
Oberleutnant, 1932 wurde er zum Polizeihauptmann ernannt und mit der Führung eines
größeren Wachkreises betraut. Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten trat
118

Jürgens 1933 der NSDAP bei. Zwischenzeitlich mit der kasernierten Landespolizei in die
Wehrmacht eingegliedert, kehrte er 1937 zur Hamburger Polizei zurück und war zunächst als
Verkehrsoffizier eingesetzt, bevor im selben Jahr in den Rang eines Majors der Schutzpolizei
aufstieg.
1941 wurde Franz Jürgens „im Dienstinteresse“ als Kommandeur zur staatlichen
Polizeiverwaltung in Darmstadt versetzt, wo er die Leitung der Schutzpolizei übernahm und
offensichtlich Beamte zur Unterstützung der Gestapo bei der Deportation von Juden
abstellte; in seinem Tagesbefehl aus dem November 1942 heißt es: „Der Leiter der Geheimen
Staatspolizeistelle Darmstadt übermittelte mir für die erwiesene Unterstützung bei der
Durchführung der Judenevakuierungen seinen Dank. Für den vollen Einsatz spreche ich allen
beteiligten Offizieren, Unterführern und Männern meine Anerkennung aus.“ Ob und
Inwieweit sich Jürgens an weiteren antisemitischen Maßnahmen beteiligt hat, bleibt unklar.
Fest steht, dass er während des Zweiten Weltkriegs nicht in die Vernichtungsaktionen der
„Schutzstaffel“ (SS) und der Polizei in den besetzten Gebieten involviert war, obwohl seine
Position einen solchen „Werdegang“ durchaus hätte begünstigen können.
Auch die überlieferten Tagesbefehle lassen aufgrund ihrer rein informativen und
zweckdienlichen Sprache nur bedingt Rückschlüsse auf Jürgens persönliche Gesinnung zu.
Darüber hinaus existiert eine „Sippenakte“ der SS aus dem Jahr 1944, die eine vermeintliche
Aufnahme von Franz Jürgens suggeriert; ein entsprechender Antrag oder eine
Mitgliedsnummer konnten indes nicht ausfindig gemacht werden. Es ist daher nicht
auszuschließen, dass das Ehepaar Jürgens lediglich im Zuge der sukzessiven Angliederung der
Polizei an die SS erbgesundheitlich überprüft worden ist.
Nachdem der Polizeikommandant 1943 zum Oberstleutnant der Schutzpolizei ernannt
worden war, erfolgte „aus politischen Gründen“ seine Versetzung nach Düsseldorf, wo er
erneut die Führung der Schutzpolizei übernahm; laut Aussage eines Personalsachbearbeiters
der Darmstädter Polizeiverwaltung hatte sich Jürgens gegen die Einmischung der NSDAP in
Anordnungen des örtlichen Luftschutzes zur Wehr gesetzt. Auf die Frage nach den Motiven,
die ihn schlussendlich zur Beteiligung an der „Aktion Rheinland“ bewogen haben, „ist eine
zweifelsfreie Antwort mangels näherer schriftlicher oder mündlicher Äußerungen von [ihm]
selbst posthum kaum mehr möglich.“ (Düwell, S. 305) Spätere Zeugenaussagen betonten
Jürgens regimekritische Haltung, die vor allem aus den Konflikten mit der Partei in
Darmstadt resultiert habe. Darüber hinaus mag ihn auch der Anblick der durch
Bombenangriffe bereits schwer beschädigten Stadt Düsseldorf in seiner Entscheidung
bestärkt haben. Fest steht, dass der Polizeikommandant die von NSDAP-Gauleiter Friedrich
Karl Florian im Frühjahr 1945 angeordnete Zerstörung der Infrastruktur und
Versorgungsbetriebe entschieden ablehnte und stattdessen die von der Widerstandsgruppe
um den Juristen Karl August Wiedenhofen angestrebte kampflose Übergabe der Stadt an die
vorrückenden Alliierten unterstützte.
Am 16. April 1945 ließ Franz Jürgens zunächst den Düsseldorfer Polizeipräsidenten August
Korreng festsetzen, bevor er das Kommando über die Polizei übernahm und mittels
Passierschein August Wiedenhofen als städtischen Unterhändler legitimierte. Während
dieser zusammen mit Aloys Odenthal erfolgreiche Verhandlungen mit den Amerikanern
119

aufnehmen konnte, wurden Jürgens und einige seiner Mitstreiter auf Befehl Karl
Brumshagens – Oberstleutnant der Schutzpolizei – festgenommen. Nachdem ihn ein
Standgericht noch in der Nacht zum Tode verurteilt hatte, wurde er in einem Hof an der
Färberstraße hingerichtet.

Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion / selbstreflektierendes Handeln / persönliche Entwicklung

120

Literatur
Danner, Lothar: Ordnungspolizei Hamburg. Betrachtungen zu ihrer Geschichte 1918 bis 1933,
Hamburg 1958.
Diercks, Herbert: Dokumentation Stadthaus. Die Hamburger Polizei im Nationalsozialismus, Hamburg
2012.
Dönecke, Klaus: Die Ereignisse des 16. Und 17. April 1945 in Düsseldorf. „Aktion Rheinland“.
Düwell, Kurt: Franz Jürgens – Der lange Weg des Düsseldorfer Schutzpolizeikommandanten zur
Dienstverweigerung. In: Dahms, Carsten/Dönecke, Klaus/Köhler, Thomas (Hrsg.): „Dienst am
Volk?“ Düsseldorfer Polizisten zwischen Demokratie und Diktatur, Frankfurt am Main 2007, S. 301319.
Dybowski, Michael: Ein Polizeioffizier im Widerstreit. Erinnerungen an Franz Jürgens, In: Polizei in
Düsseldorf. Ausgabe 1985, S. 76-82.
Lichtenstein, Heiner: Himmlers grüne Helfer. Die Schutz- und Ordnungspolizei im „Dritten Reich“,
Köln 2003.
Wintgens, Frank: Mit der Vergangenheit leben. Feiern und Feste in Düsseldorf 1945-1955, Düsseldorf
1996.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1937.0000 / Blatt 516
0-1-4-18022.0000
Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland
BR 2073 / 64
NW 293 / 184
Gerichtsakten Rep. 0017 / 849
Gerichtsakten Rep. 0017 / 850
Gerichtsakten Rep. 0017 / 852
Gerichtsakten Rep. 0017 / 853
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
HStAD G 12 C / 3799
HStAD R 12 P / 2719
HStAD G 12 A / 42-3
HStAD G 12 A / 42-4
HStAD G 12 A / 42-5
HStAD G 12 A / 42-6
Bundesarchiv Berlin
BArch R 9361-III / 235224
Staatsarchiv Hamburg
113-5_BV 20 UA 35
331-1 II_620
121

Straßen-/Platzname: Arthur-Kampf-Straße
Datum der Benennung: vor 1975
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Egbert Paul Arthur Kampf (1864-1950), deutscher Historienmaler und Hochschullehrer;
Vorsitzender der Abteilung der bildenden Künste an der Preußischen Akademie der Künste
(1937-1945).
Kurzbiographie/Verdienste
Der gebürtige Aachener machte bereits während seines Studiums an der Düsseldorfer
Kunstakademie auf sich aufmerksam und erlangte mit seinen Monumentalwerken (z.B. „Der
Choral von Leuthen“, „Aufbahrung der Leiche Kaiser Wilhelms I.“) große Bekanntheit. 1893
erhielt Kampf eine Professur an seiner ehemaligen Lehranstalt, bevor er Mitglied der
Preußischen Akademie der Künste und 1907 zum Präsidenten der Institution ernannt wurde;
von 1915 bis 1924 leitete er die Hochschule für bildende Künste in Charlottenburg. Im
Dritten Reich gehörte Arthur Kampf zu den angesehenen deutschen Malern.
Nationalsozialismus
Obwohl Arthur Kampf zu den bekanntesten Historien- und Genremalern seiner Zeit gehörte
und sich bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert als Vertreter des Wilhelminismus mit
Werken zur Geschichte der Freiheitskriege hervorgetan hat, fokussiert die historische
Kunstwissenschaft fast ausschließlich sein Wirken im Dritten Reich. Nach 1933 ließ sich der
Künstler kulturpolitisch vereinnahmen, entsprachen doch vor allem seine naturalistischen
Darstellungen der „Blut-und-Boden-Ideologie“ der Nationalsozialisten.
Von der avantgardistischen Kunstbewegung des frühen 20. Jahrhunderts zunehmend aus
dem Blick der Öffentlichkeit verdrängt, konnte Arthur Kampf als Vertreter einer
konservativen Stilrichtung nach der „Machtübernahme“ Adolf Hitlers an seine frühere
Popularität anknüpfen. Im Mai 1933 trat der fast Siebzigjährige in die NSDAP ein und zählte
damit zu jenen Parteimitgliedern, die sich erst kurz vor dem Inkrafttreten der
Aufnahmesperre für einen Beitritt entschieden; zwei Jahre später wurde er in das „Deutsche
Führerlexikon“ aufgenommen. In einer Denkschrift bezeichnete der Künstler das aus seiner
Sicht zu lasche Vorgehen gegen „Kulturentartungen“ als eine „fortgesetzte Sabotage des
Führerwillens“ und forderte den konsequenten Ausschluss von Repräsentanten der
„marxistischen Verfallskunst“ aus dem deutschen Kulturleben.
Zu Propagandazwecken griff das NS-Regime nicht nur auf Kampfs kriegerische Bildmotive
aus der Weimarer Republik zurück, sondern nutzte auch seine körperbetonten
Arbeiterdarstellungen aus der Weimarer Republik, um die Stellung des Arbeiters im Dritten
Reich hervorzuheben. Ungeachtet ihrer Entstehungszeit wurden diese nach 1945 als
vermeintliche Produkte der faschistischen Malerei qualifiziert; in diesem Zusammenhang
weisen Kritiker zurecht daraufhin, dass die von Arthur Kampf dargestellte Körperlichkeit
122

„bereits lange vor den Nationalsozialisten bildwürdig wurde.“ (Schroyen 1997, S. 114)
Gleiches gilt für jene Werke, die der Maler nachweislich während der NS-Zeit angefertigt hat
– darunter Szenen, „die an Menschenverachtung ihresgleichen suchen.“ (Schroyen 2000, S.
105)
1937 übernahm Arthur Kampf den Vorsitz der Abteilung der bildenden Künste an der
Preußischen Akademie der Künste und trat in dieser Funktion auch öffentlich in Erscheinung;
bei der Eröffnung der Frühjahrsausstellung 1939 begrüßte er die „Schöpfung
Großdeutschlands“ durch Adolf Hitler. Im selben Jahr wurde der Künstler mit dem
„Adlerschild des Deutschen Reiches“ ausgezeichnet und nahm mit über 15 Werken an der
„Großen Deutschen Kunstausstellung“ im Münchener Haus der Kunst teil. 1944 wurde
Kampf als „unersetzlicher Künstler“ in die Sonderliste der sogenannten „GottbegnadetenListe“ aufgenommen.
Infolge der Berliner Bombenangriffe zog er 1944 zunächst nach Oberlangenau (heute
Polen), wo er zu seinem 80. Geburtstag noch Glückwünsche der NS-Führung entgegennahm,
bevor er kurz vor Kriegsende mit seiner Familie nach Berchtesgaden übersiedelte; sein
Spätwerk bestimmten religiöse Themen. Obwohl sich Arthur Kampf im hohen Alter den
Nationalsozialisten angedient hat und zu den angesehensten Malern des Dritten Reiches
gehörte, blieb sein Einfluss auf die Kunst dieser Zeit begrenzt. Bei der gestalterischen
Umsetzung der ideologischen Vorstellungen „schöpfte er aus einem Formenrepertoire, das
sich lange vor 1933 etablierte.“ (Schroyen 2000, S. 105) Darüber hinaus darf nicht außer Acht
gelassen werden, dass sein Ruf als faschistischer Vorzeige-Künstler maßgeblich durch
fachliche Fehleinschätzungen der Kunstwissenschaft gefördert wurde.
Kategorie: B
Begründung: herausragende Stellung im Dritten Reich

123

Literatur
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Petsch, Joachim: „Unersetzliche Künstler“. Malerei und Plastik im Dritten Reich, In: Sarkowicz, Hans
(Hrsg.): Hitlers Künstler. Die Kultur im Dienst des Nationalsozialismus, Frankfurt am Main/Leipzig
2004, S. 245-277.
Schroyen, Andreas: Kampf, Arthur. In: Beyer, Andreas/Savoy, Bénédicte/Tegethoff, Wolf (Hrsg.):
Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker, Band 79, Berlin 2013, S.
237-238.
Schroyen, Andreas: „<NS> ist nur drin, wenn <NS> draufsteht?“ Die Rezeption der
Arbeitsdarstellungen von Arthur Kampf im 3. Reich und ihre Aufarbeitung durch die Kunstgeschichte
nach 1945, In: Türk, Klaus (Hrsg.): Arbeit und Industrie in der bildenden Kunst. Beiträge eines
interdisziplinären Symposiums, Stuttgart 1997, S. 110-118.
Schroyen, Andreas: Der Künstler Arthur Kampf und sein Aufenthalt in Angermund. In: Jahrbuch des
Angermunder Kulturkreises. Band 21, 2000, S. 102-109.
Thoms, Robert: Große Deutsche Kunstausstellung München 1937–1944. Verzeichnis der Künstler in
zwei Bänden, Band I: Maler und Graphiker, Berlin 2010.

Quellen
Das Deutsche Führerlexikon 1934/35. Berlin 1934.
Kampf, Arthur: Aus meinem Leben. Aachen 1950.
Bundesarchiv Berlin
BArch R 43-II / 1225
BArch R3 / 1585
BArch R 3961-I / 1533
Landesarchiv Berlin
A Rep. 243-04-4058
Akademie der Künste
PrAdK 0746
PrAdK 1109
PrAdK I.0211

124

Straßen-/Platzname: Klausingstraße
Datum der Benennung: 14. 07. 1945
Begründung der Benennung
Friedrich Karl Klausing gehörte zu den Männern, „welche im Zusammenhang mit dem Attentat
auf Hitler am 20. Juli 1944 den Tod gefunden haben.“

Name, Titel, Beruf oder Amt
Friedrich Karl Klausing (1920-1944), Offizier der Wehrmacht und Widerstandskämpfer im
Nationalsozialismus.
Kurzbiographie / Verdienste
Der Sohn eines Juristen gehörte einer christlichen Pfadfinderschaft an, die 1933 in die
Hitlerjugend eingegliedert wurde. Nach seinem Abitur und dem Einzug zum
Reichsarbeitsdienst trat Klausing 1938 als Fahnenjunker in das Potsdamer InfanterieRegiment Nr. 9 ein und nahm als Offiziersanwärter während des Zweiten Weltkriegs an
Kämpfen in Polen, Frankreich und der Sowjetunion teil; für seine Verdienste erhielt er das
Eiserne Kreuz I. Klasse sowie die Beförderung zum Hauptmann. Aufgrund von
Kriegsverletzungen wurde der Wehrmachtsangehörige 1943 in den Innendienst beim
Oberkommando des Heeres versetzt, wo er sich der Widerstandsgruppe um Claus Schenk
Graf von Stauffenberg anschloss. Nach dem Scheitern der „Operation Walküre“ wurde
Friedrich Karl Klausing vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in BerlinPlötzensee hingerichtet.
Nationalsozialismus
„Die Erinnerung an den bedeutenden Beitrag Friedrich Karl Klausings zum Geschehen des 20.
Juli ist in der einschlägigen Literatur fast verlorengegangen, obwohl er bei der Vorbereitung
wie bei der Durchführung des Anschlags eine maßgebliche Rolle gespielt hat.“ (Rüthers 2007,
S. 308) Während die Namen seiner Mitverschwörer Teil des öffentlichen Diskurses sind, wird
dem jungen Wehrmachtsoffizier nach wie vor nur wenig Beachtung geschenkt.
Als Sohn eines überzeugten Nationalsozialisten hatte Friedrich Karl Klausing der Ideologie
des Dritten Reiches zunächst bedenkenlos gegenübergestanden und die von der NS-Führung
propagierte Notwendigkeit einer totalen Kriegsführung nicht hinterfragt. Sein soldatisches
Selbstverständnis beinhaltete zwar die traditionelle Pflichterfüllung, schloss aber auch ein
gewisses Maß an Verantwortungsbewusstsein und moralischem Mut ein; den unbedingten
militärischen Gehorsam lehnte er dementsprechend ab: „Befehle, die sich gegen die Ehre des
Einzelnen wie der Gesamtheit richten, brauche und darf ich nicht ausführen.“
Im Zweiten Weltkrieg nahm Friedrich Karl Klausing sowohl am Polen- als auch am
Frankreichfeldzug teil und wurde 1942 schließlich in der Schlacht bei Stalingrad eingesetzt.
Durch die Erlebnisse an der Front bereits desillusioniert, setzte sich der mittlerweile zum
Hauptmann beförderte Wehrmachtsangehörige zunehmend kritisch mit dem
Nationalsozialismus und dessen Folgen auseinander. Nach seiner verletzungsbedingten
125

Versetzung zum Oberkommando des Heeres kam Klausing über Fritz-Dietlof von der
Schulenburg in Kontakt mit Claus Schenk Graf von Stauffenberg und schloss sich 1944 dem
militärischen Widerstand an. Dieser Schritt bedeutete nicht nur die Gefährdung des eigenen
Lebens, sondern auch die innere Abkehr von der Lebenswelt und den Wertvorstellungen des
Elternhauses.
Als Stauffenbergs Adjutant begleitete Friedrich Karl Klausing seinen Vorgesetzten bei zwei
geplanten Attentatsversuchen am 11. und 15. Juli 1944 in das „Führerhauptquartier“ und
führte dabei den Sprengstoff mit sich; der Plan wurde jedoch aufgrund der Abwesenheit
Heinrich Himmlers nicht umgesetzt. Am 20. Juli 1944 blieb der Offizier im Bendlerblock und
übermittelte telefonisch die Befehle der „Operation Walküre“. Nach dem Scheitern des
Umsturzes und dem vergeblichen Versuch, seinen Mitverschwörern zur Flucht zu verhelfen,
konnte Klausing zunächst einer Verhaftung entgehen, stellte sich jedoch einen Tag später
freiwillig der Gestapo. Im August 1944 wurde Friedrich Karl Klausing vor dem
Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet.

Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion / selbstreflektierendes Handeln / persönliche Entwicklung

Literatur
Leber, Annedore: Das Gewissen steht auf. 64 Lebensbilder aus dem deutschen Widerstand 19331945, Berlin 1954.
Ramm, Arnim: Der 20. Juli vor dem Volksgerichtshof. Berlin 2007.
Rüthers, Bernd: Verräter, Zufallshelden oder Gewissen der Nation? Facetten des Widerstandes in
Deutschland, Tübingen 2008.
Schwerin, Detlef Graf von: Die Jungen des 20. Juli 1944. Berlin 1991.
Steinbach, Peter/Tuchel, Johannes: Lexikon des Widerstands 1933-1945. München 1994.
Vollmer, Antja/Keil, Lars-Broder: Stauffenbergs Gefährten. Das Schicksal der unbekannten
Verschwörer, München 2015.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1937.0000 / Blatt 516
126

Straßen-/Platzname: Jakob-Kneip-Straße
Datum der Benennung: 11. 06. 1963
Begründung der Benennung
„Jakob Kneip war ein natur- und volksnaher Lyriker, Erzähler und Essayist, dem es um die
Wahrung und Erweckung religiöser und heimatlicher Kräfte ging.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Jakob Kneip (1881-1958), deutscher Schriftsteller und Pädagoge.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Besuch des Priesterseminars in Trier und dem Studium der Germanistik und
Philologie trat Jakob Kneip 1909 in den Schuldienst ein; im Ersten Weltkrieg meldete er sich
für ein Jahr zum freiwilligen Militärdienst. Danach arbeitete der nebenberufliche
Schriftsteller als Dolmetscher im Preußischen Kriegsministerium und war bis 1920 in der
Zentrale des „Heimatdienstes der Sozialdemokratischen Partei“ in Frankfurt tätig, bevor er
als Studienrat nach Köln wechselte. Darüber hinaus gehörte Kneip sowohl zu den
Mitbegründern des „Rheinischen Dichterbundes“ als auch des „Rheinischen Kulturinstituts“;
1956 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. In seiner konfessionell
geprägten Literatur steht das dörfliche und bäuerliche Leben im Vordergrund.
Militarismus / Nationalsozialismus
Jakob Kneips literarischer Einfluss konzentrierte sich weitestgehend auf das Rheinland; seine
Werke „blieben seit den 1920er Jahren konfessionell auf die katholische Dichtung, regional
auf die Hunsrücker Dorfidylle und personell auf die Glorifizierung des Bauernstands
beschränkt.“ (Delseit, S. 188) Im Dritten Reich gehörte der Schriftsteller trotz seiner
christlichen Prägung zu den angesehenen Autoren, ließen sich doch seine volks- und
naturnahen Erzählungen sowie seine Lyrik aus der Zeit des Ersten Weltkriegs im Sinne der
nationalsozialistischen „Blut-und-Boden-Ideologie“ vereinnahmen.
Nachdem Jakob Kneip bereits 1916 ohne Fronteinsatz aus dem Dienst des deutschen
Heeres entlassen worden war, reihte er sich in die lange Liste der Kriegslyriker ein; seine
Gedichte aus dieser Zeit implizieren „eine religiöse Überhöhung des Kampfes und der
Gemeinschaft.“ (Delseit 1997, S. 186) Durch die Konfrontation mit den Kriegserlebnissen
seines privaten Umfelds sensibilisiert, distanzierte sich der Schriftsteller schließlich von
seinem propagandistischen Engagement und bekannte Ende 1917: „In bin in diesem Krieg
radikaler Demokrat geworden.“
Der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten stand Jakob Kneip zwiespältig gegenüber.
Während er 1932 noch Adolf Hitlers „jugendlich schwunghafte Kraft und seine glänzende
Rednergabe“ bewundert und diesen getrennt von der nationalsozialistischen Bewegung
wahrgenommen hatte („Man darf ihn wohl nicht für alles Geschwätz seiner Mitläufer
verantwortlich machen.“), erkannte er zu Beginn des Dritten Reiches die
127

gesellschaftspolitischen Auswirkungen der NS-Propaganda: „Die Macht Hitlers hat auch hier
alle Köpfe verwirrt, alles freie Urteil ausgeschaltet.“ Trotz seiner Abneigung beantragte Kneip
eine Mitgliedschaft in der „Reichsschrifttumskammer“, die eine Voraussetzung für jeden
Literaturschaffenden darstellte, und gehörte in den folgenden Jahren zu den „vielen
anpassungsbereiten Schriftstellern, die als kleines Rädchen das Getriebe bewegten.“ (Delseit
1997, S. 190) Obwohl seine christlich-religiöse Prägung nicht den ideologischen
Vorstellungen des NS-Regimes entsprach, ermöglichte die „echte und tiefe Verwurzelung
[des Schriftstellers] mit dem Volkstum und Heimatboden“ bis zu Beginn der 1940er Jahre
zahlreiche Veröffentlichungen, die sich trotz fehlender antisemitischer und rassistischer
Elemente in das Kulturverständnis des Dritten Reiches einfügten. Darüber hinaus war Kneip
auf regionalen Kulturtagungen zugegen, nahm allerdings nicht an offiziellen
Propagandaveranstaltungen teil.
Ungeachtet seiner „Blut-und-Boden-Literatur“ wurde Jakob Kneip wiederholt in seiner
Arbeit eingeschränkt; so lehnte beispielsweise die Zeitung „Junge Front“ 1934 die
Publikation von Auszügen seines Bekenntnisbuchs „Das Reich Christi“ ab. Die zunehmende
Hinwendung des Schriftstellers zu christlichen Heilsgeschichten führte 1936 auch zum
Verbot seines Werks „Feuer am Himmel“, in dem die Entwicklung eines jungen Rheinländers
zum katholischen Priester thematisiert wird. Darüber hinaus untersagte das NS-Regime
anlässlich des 60. Geburtstags des Schriftstellers öffentliche Ehrungen, sodass Jakob Kneip
lediglich im Ausland Erwähnung fand. Nachdem er sich bereits ab 1939 schrittweise aus dem
Literaturbetrieb zurückgezogen hatte, stellte er 1943 die Zahlungen seiner Mitgliedsbeiträge
für die „Reichsschrifttumskammer“ ein; kurz vor Kriegsende wurde der Schriftsteller
„notdienstverpflichtet“ und zum Baueinsatz an der Westgrenze eingezogen.
Nach 1945 konnte Jakob Kneip nicht mehr an seine literarischen Erfolge anknüpfen,
beteiligte sich allerdings am kulturellen Wiederaufbau Deutschlandsund wurde für sein
Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Kategorie: C
Begründung: keine herausragende Stellung im Dritten Reich

128

Literatur
Delseit, Wolfgang: Jakob Kneip (1881-1958). In: Rheinische Lebensbilder. Band 16, Köln 1997, S. 181195.
Delseit, Wolfgang: Jakob Kneip (1881-1958). In: Kortländer, Bernd (Hrsg.): 60 Portraits von Autoren
aus dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen. Bielefeld 1995, S. 186-193.

Quellen
Winckler, Josef/Kneip, Jakob/Vershofen, Wilhelm (Hrsg.): Das Brennende Volk. Kriegsgabe der
Werkleute auf Haus Nyland, Jena 1916.
„Köpfe des nationalen deutschen Schrifttums - Jakob Kneip“. In: Leipziger Neueste Nachrichten. 5.
Mai 1935.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 50254 / Band 7
Bundesarchiv
BArch NS 5-VI / 17634
BArch NS 15 / 30
Landesarchiv Koblenz – Außenstelle Rommersdorf/ Stadtarchiv Neuwied
700, 193 / 5
700, 193 / 6
700, 193 / 57
700, 193 / 423
700, 193 / 427
700, 193 / 431
700, 193 / 448
700, 193 / 449
700, 193 / 1146
700, 193 / 1150

129

Straßen-/Platzname: Wilhelm-Kreis-Straße
Datum der Benennung: 19. 07. 1961
Begründung der Benennung
Wilhelm Kreis gehörte zu den „Architekten, die in Düsseldorf bekannte und bedeutende
Bauten erstellt haben.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Wilhelm Heinrich Kreis (1873-1955), deutscher Architekt; Präsident des Bundes Deutscher
Architekten (1926-1933), Senator der Reichskammer der bildenden Künste (1938),
Generalbaurat (1941) und Präsident der Reichskammer der bildenden Künste (1943-1945).
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Studium der Architektur arbeitete Wilhelm Kreis zunächst an der KunstgewerbeAkademie in Dresden, bevor er 1909 die Leitung der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule
übernahm; im Ersten Weltkrieg bekleidete der Architekt den Rang eines Offiziers. Um die
Jahrhundertwende erlangte er durch seine Denkmäler für Otto von Bismarck
(Bismarcktürme) internationale Bekanntheit. 1920 erhielt Kreis eine Professur an der
Kunstakademie Düsseldorf und entwarf zahlreiche Pläne für Groß- und Monumentalbauten;
ebenso geht das „Ehrenhofensemble“ (Museen, Tonhalle, Rheinterassen) auf ihn zurück. Im
Jahr 1926 wurde er Professor an der Kunstakademie Dresden, wo er sich dem Bau des
städtischen Hygiene-Museums widmete. Im Dritten Reich leitete der Architekt als
Generalbaurat unter anderem die Ausgestaltung der Kriegerfriedhöfe.
Nationalsozialismus
Wilhelm Kreis gehörte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu den führenden Vertretern
der deutschen Architektur und konnte trotz der historischen und gesellschaftspolitischen
Umwälzungen von der Kaiserzeit bis zur Demokratie der Bundesrepublik gestalterisch tätig
werden. Im Dritten Reich stellte sich der Baumeister in den Dienst der Nationalsozialisten,
übernahm ihre ideologischen Vorstellungen und stieg zu den „Spitzenarchitekten im NSStaat“ auf. (Nerdinger, S. 26)
Nach der „Machtergreifung“ war Wilhelm Kreis als „Angehöriger des Weimarer
Establishments“ (Preiß, S. 19) zunächst ins berufliche Abseits geraten; er musste von der
Leitung des „Bundes Deutscher Architekten“ (BDA) zurücktreten, erhielt aufgrund seiner
Arbeiten für jüdische Bauherren keine Großaufträge mehr und wurde für die jüdische
Abstammung seiner Frau angefeindet. Dennoch beantragte er im Oktober 1933 eine
Mitgliedschaft in der NSDAP. Ob der Architekt zusätzlich als „Förderndes Mitglied“ in die SS
eintrat, konnte nicht geklärt werden; diese Information findet sich ohne Quellenangabe in
einem wissenschaftlichen Aufsatz. Eine entsprechende Anfrage an das Bundesarchiv sowie
die Sichtung der Entnazifizierungsakte brachte diesbezüglich keine Ergebnisse.
Angesichts des „Bedarfs ausgewiesener, erfahrener und ‚klassisch‘ gestimmter
Architekten für die gewaltigen Berliner Umbau- und Erneuerungspläne“ (Mai, S. 162f.)
130

wurde Kreis ab Mitte der 1930er Jahre schließlich mit der Planung von Monumentalanlagen
beauftragt und entwarf unter anderem das Luftgaukommando in Dresden sowie Neubauten
für das Oberkommando des Heeres (OKW) und das Reichsverkehrsministerium, um Hitlers
Vorstellung einer „Reichshauptstadt Germania“ zu realisieren. 1938 erfolgte die Ernennung
zum Reichskultursenator; ein Jahr später gehörte Kreis zu den Mitbegründern des
„Großdeutschen Architektenordens“, der das nationalsozialistische Bauen fördern sollte.
Auf Veranlassung Adolf Hitlers wurde Wilhelm Kreis 1941 zum „Generalbaurat für die
Bearbeitung der künstlerischen Aufgaben bei der Errichtung von Kriegerfriedhöfen“ berufen
und mit der Planung von Heldengedenkstätten und Ehrenmalen verpflichtet, darunter
zahlreiche „Totenburgen“, die „in gigantischen Dimensionen entscheidende Schlachtfelder
des Zweiten Weltkriegs und damit vor allem auch die erstrebten Grenzen des
‚Großgermanischen Reiches‘ markieren sollten.“ (Arndt, S. 169) Sein Entwurf für das
Grabmal des verstorbenen SS-Obergruppenführers Reinhard Heydrich wurde 1942 allerdings
abgelehnt.
Mit der Übernahme der Präsidentschaft der Reichskammer der bildenden Künste als
Nachfolger von Adolf Ziegler avancierte Wilhelm Kreis 1943 endgültig zum „mächtigsten
Kulturrepräsentanten des Dritten Reiches“. (Preiß, S. 19) In öffentlichen Reden und
Zeitschriftenbeiträgen argumentierte der Architekt im Sinne des NS-Regimes und äußerte
sich deutlich antisemitisch und rassistisch; so ereiferte er sich über „deutschfremde und
jüdische Elemente“ und forderte das „Ausschalten solcher Schädlinge“. Dieses
systemkonforme Verhalten wurde mit zahlreichen Würdigungen, Auszeichnungen und
Publikationen belohnt. Neben der „Goethemedaille für Kunst und Wissenschaft“ erhielt
Wilhelm Kreis den „Adlerschild des Deutschen Reiches“ für außerordentliche Verdienste
und wurde 1944 in die Sonderliste der wichtigsten bildenden Künstler der sogenannten
„Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen. Zu seinem 70. Geburtstag erschien eine von Albert
Speer autorisierte Biographie, in der er den Baumeister als Wegbereiter der
nationalsozialistischen Architektur verherrlichte: „Der Weg von seinen Frühwerken bis zu den
reifen Leistungen des Siebzigjährigen ist zugleich der Weg des Reiches von Bismarck bis zu
Adolf Hitler.“ Ab 1943 gehörte Kreis zu den Beauftragten des von Speer organisierten
„Arbeitsstabes für den Wideraufbau bombenzerstörter Städte“.
Ungeachtet seiner Stellung im Dritten Reich konnte Wilhelm Kreis seine Arbeit nach
Kriegsende nahezu ungehindert fortsetzen. Im Entnazifizierungsverfahren als
„Mitläufer“ eingestuft, stritt der Architekt jegliche Sympathie für den Nationalsozialismus
entschieden ab und rechtfertigte seine Tätigkeit mit der Sorge um die Ehefrau. Seine
„chamäleonhafte
Anpassung
bei
gleichzeitiger
Ausblendung
der
NSVergangenheit“ (Nerdinger, S. 27) ermöglichte Kreis den beruflichen Neustart in der jungen
Bundesrepublik.
Kategorie: B
Begründung: herausragende Stellung im Dritten Reich
131

Literatur
Arndt, Karl: Problematischer Ruhm – die Großaufträge in Berlin 1937-1943. In: Nerdinger,
Winfried/Mai, Ekkehard (Hrsg.): Wilhelm Kreis. Architekt zwischen Kaiserreich und Demokratie.
München 1994, S. 169-188.
Weber, Stephan: Die Gleichschaltung der Kunstakademie. In: Die Ausstellung „Entartete Kunst“ und
der Beginn der NS-Kulturbarbarei in Dresden. Dresdener Hefte, Band 77, 2004, S. 26-35.
Deschan, André: Im Schatten von Albert Speer. Der Architekt Rudolf Wolters, Berlin 2016.
Durth, Werner: Deutsche Architekten. Biographische Verflechtungen 1900–1970. München 1992.
Englert, Klaus: Albert Speers Architekten und der Wiederaufbau Düsseldorfs. In: Anna, Susanna (Hrsg.):
Architektenstreit. Wiederaufbau zwischen Kontinuität und Neubeginn, Düsseldorf 2009, S. 43-70.
Franken, Friedrich: Kontinuität und Wandel im Leben und Werk des Architekten Wilhelm H. Kreis.
Aachen 1996.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Nerdinger, Winfried: Wilhelm Kreis – Repräsentant der deutschen Architektur des 20. Jahrhunderts. In:
Nerdinger, Winfried/Mai, Ekkehard (Hrsg.): Wilhelm Kreis. Architekt zwischen Kaiserreich und
Demokratie. München 1994, S. 9-27.
Nüßlein, Timo: Kreis, Wilhelm. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten
und Völker, Band 81, Berlin 2014, S. 522-523.
Preiß, Achim: Das Museum und seine Architektur. Wilhelm Kreis und der Museumsbau in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts, Alfter 1993.

Quellen
Stephan, Hans/Speer, Albert: Deutsche Künstler unserer Zeit - Wilhelm Kreis. Oldenburg 1944.
Kreis, Wilhelm: Die Großbauten der Partei und des Staates im Bilde der Stadt und der Landschaft. In:
Deutsche Bauzeitung. Heft 43, 26. Oktober 1938.
Arntz, Helmut: Der Patenonkel. In: Nerdinger, Winfried/Mai, Ekkehard (Hrsg.): Wilhelm Kreis.
Architekt zwischen Kaiserreich und Demokratie. München 1994, S. 204-222.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054 / Band 6
0-1-7-1937.0000/ Blätter 537c und 537d
Staatsarchiv München
SpkA K 959
Bundesarchiv Berlin
BArch R 9361-V / 102258
BArch NS 6 / 346 / Blatt 24
BArch R 9361-VI / 1643
BArch NS 19 / 3454 / Blätter 26-28
132

Straßen-/Platzname: Kriegestraße
Datum der Benennung: 23. 06. 1953
Begründung der Benennung:
Im Februar 1953 stellte die Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen den Antrag, eine Straße
in Lohausen nach ihrem verstorbenen Präsidenten Walter Kriege zu benennen; dieser habe
„im öffentlichen Leben vielfache und große Verantwortung getragen“. In der Gemeinde
Lohausen errichtete die Landeszentralbank zum damaligen Zeitpunkt ein Wohngebiet für
ihre Angestellten, das Walter Kriege noch zu Lebzeiten initiiert hatte.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Walter Adolf Florens Hermann Kriege (1891-1952), deutscher Jurist; Ministerialdirigent im
Reichsjustizministerium (1940-1944) und Präsident des Oberprisenhofes (1939-1944).
Kurzbiographie / Verdienste
Der in Paraguay geborene Walter Kriege arbeitete nach dem Studium der
Rechtswissenschaften und seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg zunächst bei der Reichsbank,
bevor er in die preußische Justizverwaltung wechselte. Im Dritten Reich war er als
Ministerialdirigent im Reichsjustizministerium tätig; 1939 wurde der Jurist zum Präsidenten
des Oberprisenhofes (Seekriegsrecht) ernannt. Im Zusammenhang mit den Umsturzplänen
der Widerstandskreise um Carl Friedrich Goerdeler war er als Justizminister vorgesehen.
Nach Kriegsende übernahm Kriege den stellvertretenden Vorsitz des Deutschen Finanzrates
und arbeitete unter Staatssekretär Walter Strauß im Bundesjustizministerium. Ab 1950
leitete er die Landeszentralbank Nordrhein-Westfalen.
Nationalsozialismus
Obwohl Walter Kriege von den Widerstandskreisen im Nationalsozialismus als potentielles
Regierungsmitglied gehandelt wurde und in den ausgearbeiteten Kabinettslisten für das Amt
des Justizministers vorgesehen war, herrscht über das Ausmaß seiner Beteiligung nach wie
vor Unklarheit. Bis 1944 gehörte er zu den höheren Juristen des Dritten Reiches und fügte
sich in das Rechtssystem des NS-Regimes ein.
Walter Kriege war bereits 1922 der nationalliberalen Deutschen Volkspartei (DVP)
beigetreten und hatte sich sowohl 1932 als auch 1933 im Wahlkreis Ostpreußen um einen
Sitz im Berliner Landtag beworben. Ungeachtet seiner politischen Einstellung behielt er nach
der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten sein Amt als Ministerialrat und wurde
Mitglied im „Reichsbund Deutscher Beamter“ (RDB), der als berufsständiger Verband der
NSDAP
angeschlossen
war.
Den
Eintritt
in
den
„Nationalsozialistischen
Rechtswahrerbund“ (NSRB) zögerte der Jurist allerdings hinaus und berief sich auf mögliche
Konflikte im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit in der internationalen „Gemischten
Kommission für Oberschlesien“, strebten doch auch ausländische Kollegen die Aufnahme in
die Organisation an.
133

1939 wurde Walter Kriege zum Präsidenten des Oberprisenhofes ernannt und befasste
sich in dieser Funktion mit einem Teil des Seekriegs- und Völkerrechts; diese
Amtsübernahme begründete er später mit der weitgehenden Unabhängigkeit gegenüber der
Partei und der SS, die ihm eine „Reinhaltung der Prisenrechtsprechung“ ermöglicht habe. Im
selben Jahr war er kurzzeitig als Justizreferent beim damaligen Militärbefehlshaber in Prag
tätig und erhielt 1940 sowohl die „Medaille zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938“ als auch
die dazugehörige „Spange“; beide Abzeichen ehrten Verdienste um die
„Wiedervereinigung“ des Sudetenlandes mit dem Deutschen Reich und die Schaffung des
Protektorats Böhmen und Mähren. Darüber hinaus wurde der Jurist mit osteuropäischen
Verdienstorden ausgezeichnet, so zum Beispiel für seine Mitwirkung am Abschluss des
Deutsch-Ungarischen Beglaubigungsabkommens vom 27. Mai 1940.
Obwohl Walter Krieges antifaschistische Haltung durchaus bekannt war, erfolgte 1940 die
Beförderung zum Ministerialdirigenten. Sein Antrag auf Aufnahme in die NSDAP wurde
aufgrund „seiner stark konfessionellen Einstellung“ und seines „politischen
Verhaltens“ allerdings abgelehnt; der verantwortliche NS-Stabsleiter stellte fest:
„Gesinnungsgemäß gilt er nicht als Nationalsozialist.“ Laut Aussage des nach Kriegsende im
Nürnberger Juristenprozess verurteilten Ministerialrats Wilhelm von Ammon soll Walter
Kriege im April 1941 jener Arbeitstagung des Reichsjustizministeriums beigewohnt haben,
auf der die Pläne zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ vorgestellt wurden. Da das
entsprechende Sitzungsprotokoll keine Anwesenheitsliste enthält, kann seine Teilnahme
bislang nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden.
Nach dem gescheiterten Umsturzversuch des 20. Juli 1944 wurde Walter Kriege von der
Gestapo verhaftet und trotz fehlender Beweise für seine Mittäterschaft aus dem Dienst des
Reichsjustizministeriums entlassen. Die ihm angebotene Stelle als Amtsgerichtsrat lehnte er
ab, da seine „Anschauungen über die Pflichten eines Strafrichters in erheblichem Gegensatz
zu denen des Regimes standen.“ Stattdessen bat der Jurist um die Aufhebung seiner
„Unabkömmlichstellung“ und trat seinen aktiven Wehrdienst bei der Kraftfahr-ErsatzAbteilung in Rathenow an, bevor er im Mai 1945 in amerikanische Kriegsgefangenschaft
geriet.
Im Zuge seines Entnazifizierungsverfahrens wurde Walter Kriege vollständig entlastet;
prominente Fürsprecher – darunter der ehemalige sozialdemokratische Innenminister Carl
Severing sowie der vom NS-Regime verfolgte Theologe Martin Niemöller – beschrieben ihn
als „aufrechten und entschiedenen Gegner des Nationalsozialismus“, der sich mit Hilfe seiner
internationalen Rechtsbeziehungen für Minderheiten und Einzelpersonen eingesetzt habe.
Krieges Kontakte zum Widerstand resultierten nach bisherigen Erkenntnissen aus dem
dienstlichen Verhältnis zum Juristen Berthold Schenk Graf von Stauffenberg; ob und
inwieweit der Ministerialdirigent in Umsturzpläne eingeweiht war, bleibt indes unklar. Als
Mitarbeiter im Bundesjustizministerium wurde Walter Kriege aufgrund seines Einblicks in die
NS-Justiz zum einem wichtigen Berater in Personalfragen.

134

Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion

Literatur
Görtemaker, Manfred/Safferling, Christoph: Die Akte Rosenburg. Das Bundesministerium der Justiz
und die NS-Zeit, München 2016.
Gruchmann, Lothar: Justiz im Dritten Reich 1933-1940. Anpassung und Unterwerfung in der Ära
Gürtner, Oldenburg 2001.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon im Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am
Main 2003.
Kramer, Helmut: „Gerichtstag halten über uns selbst.“ Das Verfahren Fritz Bauers zur Beteiligung der
Justiz am Anstaltsmord, In: Loewy, Hanno/Winter, Bettina: NS-Euthanasie vor Gericht. Fritz Bauer
und die Grenzen juristischer Bewältigung, Frankfurt am Main 1996, S. 81-131.
Ritter, Gerhard: Carl Goerdeler und die deutsche Widerstandsbewegung. Stuttgart 1984.
Ottinger, Johannes: Orden und Ehrenzeichen in der Bundesrepublik Deutschland, Hamburg 1977.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1939.0000 / Blatt 21
0-1-7-1936.0000 / Blatt 34
Bundesarchiv Berlin
BArch R 3001 / 64775
BArch R 3001 / 64776
BArch R 3001 / 64777
BArch R 3001 / 20245
BArch R 9631-II / 583032
Staatsarchiv Hamburg
221-11 / F 16430
135

Straßen-/Platzname: Robert-Lehr-Ufer
Datum der Benennung: 03. 06. 1957
Begründung der Benennung
Die Benennung des Robert-Lehr-Ufers erfolgte auf Wunsch des Ältestenrates sowie des
Oberstadtdirektors zum Gedenken an den ehemaligen Düsseldorfer Oberbürgermeister.
Darüber hinaus plante man die Einweihung eines Robert-Lehr-Gedenksteins in unmittelbarer
Nähe der Rheinpromenade.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Robert Lehr (1883-1956), deutscher Politiker und Jurist; Oberbürgermeister von Düsseldorf
(1924-1933), Oberpräsident der Provinz Nordrhein (1945-1946), Präsident des Landtages
Nordrhein-Westfalen (1946-1947) und Bundesinnenminister (1950-1953).
Kurzbiographie / Verdienste
Der aus Celle stammende Jurist Robert Lehr trat 1913 in den Dienst der Stadt Düsseldorf ein;
als Polizei- und Finanzdezernent setzte er sich während des Ersten Weltkriegs und in den
darauffolgenden Jahren für den Schutz der öffentlichen Ordnung und die wirtschaftliche
Sanierung ein. Nach seiner Wahl zum Oberbürgermeister im Jahr 1924 förderte Lehr unter
anderem die Ansiedlung von Industrieunternehmen sowie den städtischen Wohnungsbau.
1929 trat er in die „Deutschnationale Volkspartei“ (DNVP) ein, wurde allerdings zu Beginn
des Dritten Reiches seines Amtes enthoben und unterhielt bis 1945 Kontakte zum zivilen
Widerstand. Nach Kriegsende machte sich Robert Lehr als Oberpräsident der
Nordrheinprovinz um den staatlichen Wiederaufbau in Westdeutschland verdient; so
gehörte er beispielsweise zu den Gründungsmitgliedern der CDU im Rheinland. Über seine
Mitgliedschaft im Parlamentarischen Rat zog der Jurist 1948 in den ersten deutschen
Bundestag ein und befasste sich als Bundesinnenminister mit sicherheitspolitischen Themen.
Nationalsozialismus
Robert Lehr zählt zu den bedeutenden Oberbürgermeistern der Stadt Düsseldorf; durch sein
kommunalpolitisches Engagement in der Zeit der Weimarer Republik und seine Beteiligung
am Aufbau einer freiheitlich-demokratische Grundordnung nach 1945 ist der Jurist weit über
die Grenzen des Rheinlands hinaus bekannt geworden. Während die Verdienste um seine
Heimat und die Bundesrepublik nie angezweifelt worden sind, haben Lehrs Mitgliedschaft in
der rechtsgerichteten „Deutschnationalen Volkspartei“ (DNVP) und seine Rolle im Vorfeld
der nationalsozialistischen „Machtergreifung“ in der Vergangenheit durchaus Anlass zu
kritischen Spekulationen gegeben.
Obwohl Robert Lehr bereits 1914 als Beigeordneter in der Politik aktiv wurde, blieb er bis
zum Ende der 1920er Jahre parteipolitisch ungebunden und trat auch in den ersten Jahren
seiner Oberbürgermeisterschaft als unabhängiger Kommunalbeamter auf; einen
ausschweifenden Parlamentarismus, der sich „aus wahltechnischen Gründen dem Geschrei
der Masse opfert“, lehnte er ab. Mit den von ihm initiierten Eingemeindungen und der
136

daraus resultierenden Gebietsneuordnung kam es im Jahr 1929 zu Konflikten im preußischen
Landtag, sodass der nationalkonservative Lehr zur Stärkung seiner Position „Anschluss an
die ihm politisch nahestehende deutschnationale Fraktion suchte“. (Sent, S. 100) Sein Eintritt
in die DNVP, die auch in Düsseldorf mit nationalistischen und antisemitischen Ressentiments
auf sich aufmerksam machte, wurde von der Ortsgruppe allerdings zurückhaltend
aufgenommen, da man Einschränkungen für die Kommunalpolitik der Partei befürchtete.
Dementsprechend entwickelte sich kein engeres Verhältnis; Lehr selbst fühlte sich dem
gemäßigten Flügel zugehörig und empfand die Verpflichtungen der Parteimitgliedschaft als
lästig.
In seiner Rede zur Einweihung des „Schlageter-Denkmals“ im Jahr 1931 lobte der
Oberbürgermeister zwar den Mut des im Ruhrkampf ums Leben gekommenen Märtyrers der
nationalen Rechten, zweifelte gleichzeitig jedoch den Nutzen seines Einsatzes an. Der
rechtsextreme Flügel der DNVP-Fraktion kritisierte diese Äußerungen als mit der
Parteizugehörigkeit nicht vereinbar, prangerte Lehrs mangelndes Engagement für das
antidemokratische Volksbegehren zur Auflösung des preußischen Landtags an und versuchte,
den Oberbürgermeister „über die Entziehung seiner Parteiämter aus der Partei zu drücken“.
(Gemein, S. 188) Dieser nahm die Anschuldigungen allerdings nicht widerspruchslos hin: „Ich
bin keiner Partei darüber Rechenschaft schuldig, was ich als Oberbürgermeister der Stadt
Düsseldorf zu tun für richtig halte.“
Obwohl Robert Lehr die Radikalität der nationalsozialistischen Bewegung in den Wochen
vor der Reichstagswahl 1933 mit Sorge betrachtete und diese beispielsweise gegenüber dem
Düsseldorfer Rabbiner Max Eschelbacher zum Ausdruck brachte („Entfesselte
Volksleidenschaften, ganz gleich aus welcher Richtung sie kommen, sind immer bedenklich
und letzten Endes eine Gefahr für den Staat.“), hegte er dennoch die Hoffnung, die NSDAP
politisch integrieren und das Amt des Oberbürgermeisters behalten zu können. Kurz nach
der „Machtergreifung“ wurde Lehr während einer Ratssitzung unter dem Vorwurf der
Beamtenbestechung festgenommen; die „Schutzhaft“ in Düsseldorf-Derendorf wirkte sich
verheerend auf seinen Gesundheitszustand aus. Nachdem das Dienststrafverfahren im Zuge
einer allgemeinen Amnestie 1934 eingestellt worden war, zog sich das ehemalige
Stadtoberhaupt ins Privatleben zurück, stand aufgrund seiner Kontakte zu Regimekritikern
aber weiterhin unter Beobachtung der Gestapo.
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet / Vorbildfunktion

137

Literatur
Först, Walter: Robert Lehr als Oberbürgermeister. Ein Kapitel deutscher Kommunalpolitik, Düsseldorf
1962.
Gemein, Jörg Gisbert: Die DNVP in Düsseldorf 1918-1933. Köln 1969.
Kaff, Brigitte: Robert Lehr(1883-1956) - Bundesinnenminister. In: Buchstab, Günter/Kaff, Brigitte/
Kleinmann, Hans-Otto (Hrsg.): Christliche Demokraten gegen Hitler. Aus Verfolgung und Widerstand
zur Union, Freiburg 2008, S. 337-343.
Marx, Stefan: Robert Lehr (1883-1956). In: Buchstab, Günter/Kleinmann, Hans-Otto (Hrsg.): In
Verantwortung vor Gott und den Menschen. Christliche Demokraten im Parlamentarischen Rat
1948/49, Freiburg 2008, S. 245-260.
Sent, Eleonore: Dr. Robert Lehr (20.8.1883–13.10.1956). Düsseldorfer Oberbürgermeister,
Oberpräsident der Nord-Rheinprovinz und Bundesinnenminister, In: Düsseldorfer Jahrbuch. Beiträge
zur Geschichte des Niederrheins, Jg. 78, 2008, S. 88–115.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1940.0000 / Blätter 417-427 und 440
0-1-7-1937.0000 / Blatt 501
0-1-5-54796.0002
0-1-3-18093.0000
4-27-3-10.0000
4-27-3-18.0000
4-27-3-26.0001
Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland
RW 0058 / 10739
Bundesarchiv Berlin
R 53 / 168

138

Straßen-/Platzname: Heinrich-Lersch-Straße
Datum der Benennung: 11. 06. 1963
Begründung der Benennung
„Er war dort bedeutend, wo er in seinen Gedichten und Erzählungen die Welt des Arbeiters,
so wie er sie selbst erlebt hatte, darstellte.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Heinrich Karl Lersch (1889-1936), deutscher Arbeiterdichter und Kesselschmied.
Kurzbiographie/Verdienste
Nach einer Lehre im väterlichen Betrieb und einer mehrjährigen Tätigkeit als Fabrikarbeiter
im In- und Ausland veröffentlichte Lersch 1914 seinen ersten Gedichtband. Als Vertreter des
Arbeitermilieus thematisierte er das Alltagsleben der Proletarier und die damit verbundenen
sozialen Probleme, sah in ihrer Aufopferung jedoch die Grundlage des Fortschrittsgedankens.
Anlässlich des ersten Weltkriegs, an dem der Dichter selbst teilnahm, verfasste er sein wohl
bekanntestes Werk „Soldatenabschied“; dessen Parole „Deutschland muss leben, und wenn
wir sterben müssen!“ findet sich noch heute auf zahlreichen Kriegerdenkmälern und
Soldatenfriedhöfen.
Militarismus / Nationalsozialismus
Obwohl sich der Großteil von Heinrich Lerschs Werken der Arbeiterliteratur des frühen 20.
Jahrhunderts zuordnen lässt, fokussieren sich die Diskussionen um seine Person nach wie
vor auf dessen Kriegslyrik und Wirken im Nationalsozialismus. Jüngere Untersuchungen
zeichnen darüber hinaus das Bild eines Literaten, der sich im Laufe seines Lebens
unterschiedlichen Weltanschauungen zuwandte und „in wechselnden Abständen die Nähe
zu verschiedenen politischen und ideologischen Lagern suchte“. (Elbing 2014, S. 8)
Im August 1914 reihte sich Heinrich Lersch mit seinem patriotischen Bekenntnis
„Soldatenabschied“ in die lange Liste der Militärpropagandisten ein; dessen Schlachtruf
„Deutschland muss leben, und wenn wir sterben müssen!“ avancierte zum Leitspruch des
Ersten Weltkriegs und der Dichter selbst zu „Deutschlands bekanntestem Kriegslyriker“. In
zahlreichen weiteren Gedichten hielt Lersch zunächst an dieser Kriegsbegeisterung fest und
mystifizierte seine Fronterlebnisse, wofür er 1916 mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet wurde.
Angesichts des unbarmherzigen Kriegsalltags ließ er im späteren Verlauf des Konflikts jedoch
auch zweifelnde Gedanken in seine Werke einfließen.
Mit der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten erhoffte sich Heinrich Lersch einen
gerechten deutschen Sozialismus, der sich in der Weimarer Republik nicht hatte entwickeln
können. Ferner litt er unter der ausbleibenden Anerkennung seiner schriftstellerischen
Arbeit und der damit verbundenen prekären Finanzlage. Dementsprechend ließ er sich und
seine Literatur von den neuen Machthabern, die sein Engagement für Krieg und Proletariat
für ihre eigenen Zwecke nutzten, bereitwillig instrumentalisieren. Durch seine Berufung in
die „gesäuberte“ Deutsche Akademie der Dichtung im Juni 1933 bekannte sich Lersch
139

öffentlich zum Nationalsozialismus und unterzeichnete vier Monate später das „Gelöbnis
treuester Gefolgschaft“ für Adolf Hitler. Als „Dichter der Arbeitsfront“ trat er bei
Großkundgebungen auf, warb für die Vereinigung des Reichspräsidenten- und
Reichskanzleramtes und engagierte sich mit Vorträgen und Schulungskursen in
verschiedenen NS-Organisationen. In seiner „Rede zu Ehren des Führers“ aus dem Jahr 1934
propagierte Heinrich Lersch die herausragende Bedeutung Hitlers für die Arbeiterschaft:
„Wir […] feiern das Gigantenwerk unseres Führers! Ehe Adolf Hitler kam, […] da waren wir
Sklaven und Knechte im Eisen. […] Seine Führerhände weisen uns in das Land des
Nationalsozialismus.“ Werke, die der Dichter vor der Machtergreifung veröffentlicht hatte,
formulierte er im Sinne der NS-Ideologie kurzerhand um. 1935 trat er in die NSDAP ein und
erhielt den Rheinischen Literaturpreis.
Ungeachtet seiner Dienste für das Dritte Reich kann Heinrich Lersch dennoch nur bedingt
als überzeugter Nationalsozialist gelten. Als Mitglied der Deutschen Akademie der Dichtung
setzte er sich für verfolgte Schriftsteller ein. Auch existieren keine Belege für eine
antisemitische oder rassistische Einstellung des Dichters. Darüber hinaus konnte Lersch aus
seiner Popularität keinen finanziellen Vorteil ziehen.
Sein früher Tod im Jahr 1936 und die anschließende Vereinnahmung seiner Person durch
die NS-Führung haben zusätzlich dazu beigetragen, dass das Andenken des Dichters nach
1945 in Verruf geriet; in der Sowjetischen Besatzungszone wurden seine Werke nach
Kriegsende auf die „Liste der auszusondernden Literatur“ gesetzt.
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

140

Literatur
Czapla: Ralf Georg: Katholizismus, Nationalismus, Sozialismus. Zur Interferenz weltanschaulicher
Formationen im Werk des Arbeiterdichters Heinrich Lersch, In: Kühlmann, Wilhelm/Luckscheiter,
Roman (Hrsg.): Moderne und Antimoderne. Der »Renouveau catholique« und die deutsche Literatur.
Beiträge des Heidelberger Colloquiums vom 12. bis 16. September 2006, Freiburg im Breisgau 2008, S.
325–359
Elbing, Steffen: Heinrich Lersch. Eine literaturpolitische Biographie, Bielefeld 2014.
Elbing, Steffen: Heinrich Lersch - Der Arbeiterdichter, In: Düsterberg, Rolf (Hrsg.): Dichter für das
Dritte Reich. Biographische Studien zum Verhältnis von Literatur und Ideologie, Bielefeld 2009.
Elbing, Steffen: Heinrich Lersch im Bund rheinischer Dichter. Zur ideologischen Verortung des
"Arbeiterdichters", In: Barbian, Jan-Pieter/ Cepl-Kaufmann, Gertrude/ Palm, Hanneliese (Hrsg.): Von
Flussidyllen und Fördertürmen. Literatur an der Nahtstelle zwischen Ruhr und Rhein, Essen 2011, S.
117-141.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Sarkowicz, Hans/Mentzer, Alf: Schriftsteller im Nationalsozialismus. Ein Lexikon, Berlin 2011.

Quellen:
Klein, Johannes (Hrsg.): Heinrich Lersch. Ausgewählte Werke, Band 1: Gedichte, Düsseldorf/Köln
1965.
Klein, Johannes (Hrsg.): Heinrich Lersch. Ausgewählte Werke, Band 2: Briefe und Erzählungen,
Düsseldorf/Köln 1966.
Lersch, Heinrich: Rede zu Ehren des Führers. In: Die Büchergilde, Nr. 8, 1934, S. 11-13.

Stadtarchiv Düsseldorf
IV 18025/2

141

Straßen-/Platzname: Leutweinstraße
Datum der Benennung: 16. 12. 1937
Begründung der Benennung
Im Zusammenhang mit der für die NS-Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ geplanten
Mustersiedlung in Düsseldorf-Stockum schlug der damalige Direktor der Landes- und
Stadtbibliothek - Hermann Reuter - 1936 vor, die Straßen dieses Geländes „nach verdienten
Männern der deutschen Kolonialgeschichte zu benennen.“ Ein halbes Jahr später wurden die
Mustersiedlung auf Betreiben des damaligen Gauleiters Florian in „SchlageterStadt“ benannt und ihre Straßen umgewidmet. Als Ausgleich schufen die Nationalsozialisten
kurze Zeit später ein neues Kolonialviertel in Urdenbach, in dem die ursprünglichen
Straßennamen wieder zum Tragen kamen.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Theodor Gotthilf Leutwein (1849-1921), deutscher Kolonialpolitiker; Kommandeur der
Kaiserlichen Schutztruppe (1895-1905) und Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika (18961905).
Kurzbiographie/Verdienste
Theodor Leutwein schlug 1868 als Fahnenjunker des 5. Badischen Infanterie-Regiments eine
militärische Laufbahn ein und stieg nach kurzer Zeit in den Rang eines Leutnants auf. Nach
der Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg, der Lehrtätigkeit an Kriegsschulen und der
Beförderung zum Major ging Leutwein 1893 nach Deutsch-Südwestafrika, wo er als
Kommandeur der Kaiserlichen Schutztruppe die Unterwerfung der indigenen Bevölkerung
vorantrieb und ein deutsches Herrschaftssystem installierte; später wurde er zum ersten
Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika ernannt. Nach Beginn des Aufstands der Herero im
Jahr 1904 ließ sich Leutwein in den Ruhestand versetzen und widmete sich unter anderem
seinen Memoiren.
Kolonialismus
In der Geschichte des deutschen Kolonialismus zählt Theodor Leutwein zu den
„gemäßigteren“ Kolonialpolitikern, die bei der Durchsetzung des staatlichen
Gewaltmonopols diplomatisch und verhandlungsorientiert agierten. Seine Machtbildung
folgte dem Prinzip „divide et imperia“ und strebte „eine deutsche Oberherrschaft auf der
Basis eines allgemeinen Landfriedens“ (Gründer, S. 122) an.
Theodor Leutwein war 1893 nach Deutsch-Südwestafrika entsandt worden, um den
Aufständen und Konflikten der indigenen Bevölkerung Einhalt zu gebieten und einen
Kolonialkrieg zu vermeiden. Dementsprechend machte er sich die Spannungen zwischen den
Völkerstämmen zunutze und suchte den Kontakt zu ihren Anführern, mit denen er
sogenannte „Schutzverträge“ aushandelte. Im Gegenzug für die Anerkennung des deutschen
Hoheitsanspruchs sowie des Landfriedens verpflichtete sich das Deutsche Reich zur
militärischen und rechtlichen Unterstützung und erkannte die Autorität der lokalen
142

Oberhäupter an. Auf diese Weise spielte Leutwein die Stämme gegeneinander aus und
stabilisierte gleichzeitig die deutsche Vormachtstellung; Vertragsbrüche wurden streng
sanktioniert und teilweise mit dem Tod bestraft.
Während sich zahlreiche Anführer wie beispielsweise Samuel Maharero vom Stamm der
Herero freiwillig unterordneten und mit den Deutschen zusammenarbeiteten, leisteten
andere erbitterten Widerstand. Im Fall des Nama-Führers Hendrik Witbooi schritt Leutwein
militärisch ein und konnte diesen nach mehrwöchigen Kämpfen schließlich zur Kapitulation
bewegen. Darüber hinaus mischte sich der Kolonialpolitiker massiv in die inneren
Angelegenheiten der Einheimischen ein; um die Position Samuel Mahareros zu stärken und
ihn als obersten Anführer der Herero durchzusetzen, ließ er dessen Konkurrenten "durch
eine militärische Machtdemonstration vor den Augen ihrer Gefolgsleute demütigen und zur
Unterwerfung zwingen“ (Zimmerer, S. 25). Ferner war die indigene Bevölkerung im „System
Leutwein“ gegenüber den europäischen Siedlern einer straf- und zivilrechtlichen
Benachteiligung ausgesetzt, wurde doch „das Leben des Weißen höher eingeschätzt, als
dasjenige des Eingeborenen“.
Mit dem Fortschreiten der Kolonisierung und dem Ausbruch von Infektionskrankheiten
(Rinderpest) wurden die Herero zunehmend aus ihren Gebieten verdrängt und in die
wirtschaftliche Abhängigkeit der Siedler getrieben. Daraufhin stellte Theodor Leutwein
Reservate zur Verfügung, die allerdings die ursprünglichen Gebietsgrenzen nicht
berücksichtigen und neue Konflikte auslösten. Diese Gemengelage führte 1904 schließlich
zum Aufstand der Herero, den Leutwein durch Friedensverhandlungen vergeblich zu
beruhigen versuchte. Um den Widerstand gewaltsam aufzulösen, übertrug die
Reichsregierung das Kommando schließlich an Lothar von Trotha, der mit seinem
„Vernichtungsbefehl“ den ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts auslöste. Theodor
Leutwein lehnte dieses brutale Vorgehen entschieden ab und wurde auf eigenen Wunsch in
den Ruhestand versetzt.

Kategorie: A
Begründung: aggressiver Kolonialismus

143

Literatur
Dvorak, Helge: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band 1: Politiker, Teilband 3:
I–L, Heidelberg 1999, S. 280-281.
Eicker, Steffen: Der Deutsch-Herero-Krieg und das Völkerrecht. Die völkerrechtliche Haftung der
Bundesrepublik Deutschland für das Vorgehen des Deutschen Reiches gegen die Herero in DeutschSüdwestafrika im Jahre 1904 und ihre Durchsetzung vor einem nationalen Gericht, Frankfurt am
Main 2009.
Gründer, Horst: Geschichte der deutschen Kolonien. Paderborn 2012.
Helbig, Helga/Helbig, Ludwig: Mythos Deutsch-Südwest. Namibia und die Deutschen, Weinheim 1983.
Kaulich, Udo: Geschichte der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Eine Gesamtdarstellung,
Frankfurt 2003.
Poser, Alexis Themo von/Baumann, Bianca: Heikles Erbe. Koloniale Spuren bis in die Gegenwart,
Dresden 2016.
Sudholt, Gerd: Die deutsche Eingeborenenpolitik in Südwestafrika von den Anfängen bis 1904.
München 1975.
Zimmerer, Jürgen: Deutsche Herrschaft über Afrikaner. Staatlicher Machtanspruch und Wirklichkeit
im kolonialen Namibia, Hamburg 2002.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 15919 (4)
0-1-7-1937.0000 / Blatt 421
IV 52054 / Band 1
Leutwein, Theodor: Elf Jahre Gouverneur in Deutsch-Südwestafrika. Berlin 1906.
Leutwein, Theodor: Die Kämpfe der Kaiserlichen Schutztruppe in Deutsch-Südwestafrika in den
Jahren 1894 - 1896, sowie die sich hieraus für uns ergebenden Lehren. Berlin 1899.

144

Straßen-/Platzname: Lönsstraße
Datum der Benennung: 16. 01. 1937
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Hermann Löns (1866-1914), deutscher Schriftsteller, Journalist und Heimatdichter.
Kurzbiographie/Verdienste
Der bereits seit seiner Kindheit naturverbundene Hermann Löns arbeitete nach einem
abgebrochenen Zoologie-Studium als Redakteur in Hannover. Zeitgleich veröffentlichte er
seine ersten Gedichte und machte sich als Tier- und Naturschriftsteller einen Namen. Dabei
ließ sich Löns von der Landschaft der Lüneburger Heide inspirieren und avancierte mit seinen
Heimatromanen, Wanderbeschreibungen und Tiererzählungen (z.B. „Mümmelmann“, „Mein
braunes Buch“) zum bekanntesten deutschen Heidedichter. Darüber hinaus gilt der
Schriftsteller als Vordenker des Naturschutzgedankens; 1911 trat er für die Gründung des
ersten deutschen Naturparks ein.
Rassismus/Chauvinismus/Antisemitismus
Nach seinem Tod an der Front von Reims im September 1914 ist Hermann Löns von der
Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts fortwährend vereinnahmt und unterschiedlich
interpretiert worden. In der Weimarer Republik wurde er als Vorbild der Jugend- und
Wandervogelbewegung gefeiert, im Nationalsozialismus als Vertreter der „Blut-und-BodenIdeologie“ glorifiziert, und die Umweltbewegung der 1980er Jahre erklärte den Schriftsteller
zu ihrem Vorkämpfer. Die Debatte um den „Mythos Löns“ setzte erst im letzten Jahrzehnt
des 20. Jahrhunderts ein und wird bis heute kontrovers geführt.
Kritiker des Heidedichters stoßen sich vor allem an dessen völkisch-nationalistischen
Untertönen. Durch die Rassentheorien und Germanenlegenden des 19. Jahrhunderts
beeinflusst, bezeichnete sich Löns als „Teutone hoch vier“ und hielt „eine ganz gehörige
Portion Chauvinismus sogar für unbedingt nötig“. Dementsprechend begrüßte er den
Ausbruch des Ersten Weltkriegs und entschied sich begeistert für den
Kriegsfreiwilligendienst; sein Tagebuch aus dieser Zeit enthält allerdings keine
kriegsverherrlichenden Passagen.
Obwohl sich Hermann Löns für den Erhalt der unberührten Natur engagierte und auf die
durch den gesellschaftlichen Wandel bedrohte Tierwelt aufmerksam machte, streitet die
Forschung über dessen Motive. Während seine Anhänger den Schriftsteller zu den
bedeutendsten Vertretern des Umweltschutzes zählen, verweisen Kritiker auf die völkischen
Tendenzen in seinen Schriften: „[Die Naturschutzbewegung] ist ein Kampf für die
Gesunderhaltung des gesamten Volkes, ein Kampf für die Kraft der Nation, für das Gedeihen
der Rasse. […] Wir wissen, daß [sic] Naturschutz gleichbedeutend ist mit Rassenschutz.“
Die „Überbetonung des Nationalen“ (Anger, S. 11) findet sich auch im bekannten Werk
„Der Wehrwolf“; der vor detaillierten Gewaltszenen strotzende Roman thematisiert die
145

Geschichte einer Gruppe von Bauern, die sich während des Dreißigjährigen Krieges mit
gnadenloser Brutalität gegen ihre Feinde zur Wehr setzt. Im Mittelpunkt stehen die
fortwährende Auseinandersetzung zwischen den Einheimischen („blanke Gesichter, gelbes
Haar“) und den Fremden („schwarzbraune Leute“) und der damit verbundene Kampf um das
Überleben der eigenen Gemeinschaft: „Jeder ist sich selbst der Nächste. Besser fremdes Blut
am Messer, als ein fremdes Messer im eigenen Blut!“
Für die Nationalsozialisten repräsentierten dieser Gegensatz von Bauern- und
Nomadentum sowie die Idealisierung der Selbstjustiz ein willkommenes
Propagandainstrument; Hermann Löns avancierte zum Aushängeschild der „Blut-und-BodenLiteratur“. Die Pflichtlektüre des „Wehrwolfs“ diente an der Front des Zweiten Weltkriegs
der psychologischen Motivation, und das im Jahr 1911 verfasste „Matrosenlied“ („Wir fahren
gegen Engelland“) begleitete die deutschen Luftangriffe auf Großbritannien. Darüber hinaus
dürften die vom Heimatdichter gebrauchten antisemitischen Stereotype in seinem Roman
„Das zweite Gesicht“ zu seiner Vereinnahmung beigetragen haben.
Angesichts der Tatsache, dass Hermann Löns zwei Jahrzehnte vor der
„Machtergreifung“ Adolf Hitlers verstorben ist und dessen Werke bereits im wilhelminischen
Kaiserreich politisch instrumentalisiert worden sind, ist sein in den 1930er und 40er Jahren
geförderter Ruf als nationalsozialistischer Vordenker wissenschaftlich nicht haltbar. Dennoch
empfiehlt sich ein kritischer Umgang mit seiner „völkisch-national-konservativen
Literatur“ (Dupke, Mythos, S. 133), die im historischen Kontext ihrer Entstehungszeit zu
beurteilen ist.

Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

146

Literatur
Adam, Christian: Lesen unter Hitler. Autoren, Bestseller, Leser im Dritten Reich, Berlin 2010.
Anger, Martin: Hermann Löns. Schicksal und Werk aus heutiger Sicht, Braunschweig 1986.
Brunk, Rolf: Anmerkungen zu Hermann Löns. Hermannsburg 2006.
Dupke, Thomas: Hermann Löns. Mythos und Wirklichkeit, Hildesheim 1994.
Dupke, Thomas: Mythos Löns. Heimat, Volk und Natur im Werk von Hermann Löns, Wiesbaden 1993.
Hille, Almut: Identitätskonstruktionen. Die „Zigeunerin in der deutschsprachigen Literatur des 20.
Jahrhunderts, Würzburg 2005.
Jensen, Uffa: Blut und Boden. In: Benz, Wolfgang/ Graml, Hermann/ Weiß, Hermann (Hrsg.):
Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Stuttgart 1998, S. 399-400.
Klee, Ernst; Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Schmoll, Friedemann: Die Verteidigung organischer Ordnung: Naturschutz und Antisemitismus
zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. In: Radkau, Joachim (Hrsg.): Naturschutz und
Nationalsozialismus. Frankfurt 2003; S. 169-182.

Quellen
Deimann, Wilhelm (Hrsg.): Der Künstler und Kämpfer. Eine Lönsbiographie und Briefausgabe,
Hannover 1935.
Löns, Hermann/Janßen, Karl-Heinz/Stein, Georg (Hrsg.): Leben ist Sterben, Werden, Verderben. Das
verschollene Kriegstagebuch, Kiel 1986.
Löns, Hermann: Naturschutz und Rassenschutz. In: Löns, Hermann/Deimann, Wilhelm (Hrsg.):
Nachgelassene Schriften. Band 1, Leipzig/Hannover 1928, S.486-491.
Löns, Hermann: Der Wehrwolf. Eine Bauernchronik, Hannover 1942.
Löns, Hermann: Matrosenlied. Hrsg. von Konrad Kamrath, Köln 1914.

147

Straßen-/Platzname: Lüderitzstraße
Datum der Benennung: 16. 12. 1937
Begründung der Benennung
Im Zusammenhang mit der für die NS-Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ geplanten
Mustersiedlung in Düsseldorf-Stockum schlug der damalige Direktor der Landes- und
Stadtbibliothek – Hermann Reuter – 1936 vor, die Straßen dieses Geländes „nach verdienten
Männern der deutschen Kolonialgeschichte zu benennen.“ Ein halbes Jahr später wurden die
Mustersiedlung auf Betreiben des damaligen Gauleiters Florian in „SchlageterStadt“ benannt und ihre Straßen umgewidmet. Als Ausgleich schufen die Nationalsozialisten
kurze Zeit später ein neues Kolonialviertel in Urdenbach, in dem die ursprünglichen
Straßennamen wieder zum Tragen kamen.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Franz Adolf Eduard von Lüderitz (1834-1886), deutscher Kaufmann.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Abschluss einer Handelslehre arbeitete der Sohn eines Bremer Tabakhändlers
zunächst in einem Handelshaus in Mexiko, bevor er in das väterliche Unternehmen eintrat
und 1878 dessen Leitung übernahm. Auf der Suche nach Bodenschätzen und
Niederlassungsmöglichkeiten erwarb er ab 1883 Gebiete im heutigen Namibia, die sowohl
den Kern der späteren Kolonie Deutsch-Südwestafrika als auch die Grundlage für den
deutschen Kolonialismus bildeten. Adolf Lüderitz kam 1886 auf einer Expedition in
Südostafrika ums Leben; bis heute erinnert die namibische Hafenstadt Lüderitz in der
Lüderitzbucht an ihn.
Kolonialismus
Adolf Lüderitz zählt zu den frühen Wegbereitern des deutschen Kolonialismus; sein
privatwirtschaftliches Engagement in Übersee ermöglichte dem Deutschen Reich den
„Eintritt in den Kreis der Kolonialmächte“ (Zimmerer, S. 16). Bei dem Erwerb von
Landstrichen in Südwestafrika schloss der Bremer Großhändler dubiose Kaufverträge mit
lokalen Autoritäten und betrog diese um ein Vielfaches ihres Besitzes.
Um seine „Vision eines südafrikanischen Großreiches“ (Gründer, S. 112) zu verwirklichen,
sandte Lüderitz 1883 seinen Bevollmächtigten Heinrich Vogelsang nach Südwestafrika, der
dem Nama-Führer Joseph Fredericks zunächst die Bucht von Angra Pequena und kurze Zeit
später den ganzen Küstenstreifen abkaufte. Dieses Abkommen ging als sogenannter
„Meilenschwindel“ in die Geschichte ein: da Fredricks lediglich die englische Meile (1,6 km)
kannte, wurde im Vertrag vorsätzlich die geographische Meile (7,5 km) festgehalten. Auf
diese Weise trat der Nama-Führer unfreiwillig ein fünfmal größeres Gebiet unter Wert an
Adolf Lüderitz ab, der dessen Unwissenheit ohne schlechtes Gewissen ausnutzte: „Da in
unserem Contracte steht 20 geogr. Meilen Inland, so wollen wir diese auch beanspruchen.“
148

Um seine Besitzungen vor dem Zugriff anderer Kolonialmächte zu schützen, bat der
Kaufmann 1884 die deutsche Regierung erfolgreich um militärischen Schutz; mit der
offiziellen Inbesitznahme erhielt das Kaiserreich seine erste Kolonie in Afrika. In der Folgezeit
weitete Adolf Lüderitz seine Unternehmungen aus, bemühte sich um weitere
Landerwerbungen und sicherte sich Rechte an Minen, in denen er wertvolle Rohstoffe
vermutete. Da diese Vorhaben seine finanziellen Möglichkeiten schnell überstiegen, musste
er seine Ländereien 1885 an die „Deutsche Kolonialgesellschaft für Südwestafrika“ abtreten.
Mit neuem Kapital ausgestattet, brach Lüderitz 1886 zu einer Expedition nach Südostafrika
auf, von der er nicht zurückkehrte.
Der ungeklärte Tod des Kolonialisten trug zusätzlich zu seiner posthumen Verehrung bei;
zum Andenken an den Begründer von Deutsch-Südwestafrika erhielt die Bucht Angra
Pequena den Namen Lüderitzbucht. Im Dritten Reich gehörte Adolf Lüderitz zu den
gefeierten „Kolonialpionieren“ und galt als „wichtigste Symbolfigur für die heroischen Taten
von Kaufleuten beim Erwerb von Kolonien“ (Schleier, S. 233). Dementsprechend wurde sein
Lebenswerk in Ausstellungen, Zeitungsbeiträgen und Monographien regelmäßig
hervorgehoben und glorifiziert: „Es gibt Naturen, die nur geschaffen scheinen, um auf
stürmischem Meere zu fahren; Sie umwittert ein Hauch von Abenteuer und
Schicksalhaftigkeit. Zu ihnen gehörte Lüderitz.“

Kategorie: A
Begründung: aggressiver Kolonialismus

149

Literatur
Bade, Klaus J.: Friedrich Fabri und der Imperialismus in der Bismarckzeit. Revolution – Depression –
Expansion, Freiburg im Breisgau 1975.
Graichen, Gisela/Gründer, Horst: Deutsche Kolonien. Traum und Trauma. Berlin 2005.
Gründer, Horst: Geschichte der Deutschen Kolonien. Paderborn 2012.
Helbig, Helga/Helbig, Ludwig: Mythos Deutsch-Südwest. Namibia und die Deutschen, Weinheim 1983.
Kaulich, Udo: Die Geschichte der ehemaligen Kolonie Deutsch-Südwestafrika. Eine Gesamtdarstellung,
Frankfurt 2003.
Petschull, Jürgen: Der Wahn vom Weltreich. Hamburg 1986.
Schleier, Bettina: Carl Adolf Lüderitz, Ludwig Roselius und Bremen als Stadt der Kolonien. In:
Bremisches Jahrbuch. Nr. 84, 2005, S. 233-240.
Zimmerer, Jürgen: Deutsche Herrschaft über Afrikaner. Staatlicher Machtanspruch und Wirklichkeit
im kolonialen Namibia. Hamburg 2004.

Quellen
Lüderitz, C.A.: Die Erschließung von Deutsch-Südwest-Afrika durch Adolf Lüderitz. Akten, Briefe und
Denkschriften, Oldenburg 1945.
Schüßler, Wilhelm: Adolf Lüderitz. Ein deutscher Kampf um Südafrika 1883-1886, Geschichte des
ersten Kolonialpioniers im Zeitalter Bismarcks, Bremen 1936.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 15919 (4)
0-1-7-1937.0000 / Blatt 421
IV 52054 / Band 1

150

Straßen-/Platzname: Lubarschstraße
Datum der Benennung: 30. 11. 1956
Begründung der Benennung
Otto Lubarsch „hat sich um die [Medizinische] Akademie und die Städtischen
Krankenanstalten, deren ärztlicher Direktor er war, außerordentliche Verdienste erworben. Er
gehörte zu den bedeutenden Pathologen seiner Zeit.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Otto Lubarsch (1860-1933), deutscher Pathologe.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach einem Studium der Medizin, Naturwissenschaften und Philosophie und der
anschließenden Promotion arbeitete der Sohn einer deutsch-jüdischen Familie zunächst als
Dozent an verschiedenen Pathologischen Instituten, bevor er 1907 eine Professur an der
Medizinischen Akademie zu Düsseldorf und zwei Jahre später deren Leitung übernahm. Nach
einem Wechsel an die Universität Kiel übernahm Lubarsch 1917 die Leitung des
Pathologischen Instituts an der Berliner Charité; bis 1933 war er für die Publikation der
medizinischen Fachzeitschrift „Virchows Archiv“ verantwortlich. Der Mediziner befasste sich
mit den Fragen der allgemeinen Pathologie, widmete sich aber vor allem der Erforschung
von Geschwüren und Tumoren; nach ihm sind die sogenannten „Lubarsch-Inseln“ (Lipoide
der Magenschleimhaut) und das „Lubarsch-Pick-Syndrom“ (Amyloideinlagerungen der Zunge)
benannt.
Antisemitismus / Rassismus
Otto Lubarsch zählt zu den renommiertesten Pathologen seiner Zeit und hat mit seinen
Studien über Infektionskrankheiten, Entzündungen und Geschwulstproblemen einen
entscheidenden Beitrag zur medizinischen Forschung geleistet. Gleichzeitig gilt er aufgrund
seiner politischen und „antisemitisch getönten Haltung“ (Prüll 2005, S. 868) als einer der
umstrittensten Wissenschaftler der Weimarer Republik.
Der Sohn einer deutsch-jüdischen Familie hatte schon früh seine eigene Herkunft
abgelehnt und war zu Beginn seines Studiums zum Protestantismus übergetreten. Als
Anhänger eines starken Deutschnationalismus favorisierte er die vollständige Assimilation
der Juden, denen er „Unduldsamkeit, Überheblichkeit , Prahlsucht und [die] Verachtung des
arbeitssamen christlich-deutschen Mittelstandes“ vorwarf. In diesem Zusammenhang
kritisierte Otto Lubarsch insbesondere die jüdische Zuwanderung aus dem Osten und
brachte diese mit kriminellen Machenschaften in Verbindung. Von der Existenz einer
„jüdischen Rasse“ überzeugt, „sah er es als selbstverständlich an, dass ihre Eigenschaften
überwiegend
negativ
zu
bewerten
seien
und
den
Vererbungsgesetzen
unterlägen.“ (Lipphardt, S. 234) Gleichzeitig vertrat der Pathologe die Ansicht, dass das
Erbgut durch Umwelteinflüsse und äußere Prägung (Erziehung, Bildung, Lebensweise) aktiv
verändert werden und er sich selbst von seiner jüdischen Herkunft „befreien“ könne; das
151

„Ziel der vollkommenen Eindeutschung“ sah Lubarsch in der Heirat mit einer Christin und der
Gründung eines „von jüdischen Einflüssen ganz freien Stammes“ realisiert. 1891 gehörte er
zu den Gründungsmitgliedern des „Allgemeinen Deutschen Verbandes“, in dem sich
Vertreter des völkischen Spektrums für eine Stärkung des Deutschtums im In- und Ausland
einsetzten und gegen nationale Minderheiten agitierten. Darüber hinaus trat der Pathologe
im Jahr 1918 in die „Deutsche Vaterlandspartei“ (DVLP) ein, die einen
„Siegfrieden“ propagierte und für weitreichende Annexionen eintrat. Nach einem
gescheiterten Umsturzversuch der radikalen Rechten im März 1920 (Kapp-Lüttwitz-Putsch)
verhalf Lubarsch dem Anführer Wolfgang Kapp zur Flucht ins Ausland.
Als Inhaber des Lehrstuhls für Pathologie avancierte Otto Lubarsch „zum wichtigsten
Repräsentanten des deutschnationalen-republikfeindlichen Lagers“ (Grüttner, S. 151) an der
Berliner Charité. Wie viele Altkonservative, die den Zusammenbruch des Kaiserreichs nicht
verwinden konnten, lehnte er das parlamentarische System strikt ab und bezeichnete dieses
als „Parteiengewaltherrschaft“. Dementsprechend widmete sich der Vorsitzende des
„Ausschusses deutschnationaler Hochschullehrer“ der „Bekämpfung sämtlicher
demokratischen Einmischungen in seinen Institutionsbetrieb“ (Prüll 1997, S. 198. Ferner
brachte der von seinen Studenten als „fanatischer Monarchist und Nationalist alldeutscher
Prägung“ (Forßmann, S. 47) beschriebene Mediziner seine antisemitische Geisteshaltung
auch im Unterricht zum Ausdruck: nachdem er bei der Sektion eines verstorbenen Häftlings
dessen jüdische Herkunft öffentlich diffamiert hatte, wurde Lubarsch 1927 von seinen
Vorlesungen entpflichtet.

Kategorie: B
Begründung: latenter Antisemitismus

152

Literatur
Grüttner, Michael: Der Lehrkörper 1918-1932. In: Vom Bruch, Rüdiger/Tenorth, Heinz-Elmar (Hsrg.):
Geschichte der Universität unter den Linden 1810-2010. Band 2, Biographie einer Institution: Die
Berliner Universität zwischen den Weltkriegen 1918-1945, Berlin 2012, S. 153-186.
Lipphardt, Veronika: Biologie der Juden. jüdische Wissenschaftler über „Rasse und“ Vererbung, 1900
– 1935, Göttingen 2008.
Puschner, Uwe: Die völkische Bewegung im wilhelminischen Kaiserreich. Sprache – Rasse – Religion,
Darmstadt 2001.
Prüll, Cay-Rüdiger: Otto Lubarsch. In: In: Gerabek, Werner E./Haage, Bernhard D./Keil, Gundolf/
Wegner, Wolfgang (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Berlin/ New York 2005, S. 868.
Prüll, Cay-Rüdiger: Otto Lubarsch (1860-1933) und die Pathologie an der Berliner Charieté von 1917
bis 1928. Vom Trauma der Kriegsniederlage zum Alltag eines deutschnationalen Hochschullehrers in
der Weimarer Republik, In: Sudhoffs Archiv. Band 81, Heft 2, Stuttgart 1997, S. 193-210.
Walk, Joseph: Kurzbiographien zur Geschichte der Juden 1918–1945. Jerusalem/München 1988.
Winau, Rolf: Medizin in Berlin. Berlin/New York 1987.

Quellen
Forßmann ,Werner: Selbstversuch. Erinnerungen eines Chirurgen, Düsseldorf 1972.
Lubarsch, Otto: Ein bewegtes Gelehrtenleben. Erinnerungen und Erlebnisse, Kämpfe und Gedanken,
Berlin 1931.
Lubarsch, Otto: Zur Frage der Hochschulreform. Wiesbaden 1919.
Rössle, Robert: Otto Lubarsch. In: Virchows Archiv für pathologische Anatomie und Physiologie und
für klinische Medizin. Band 290, Heft 1, Heidelberg 1933, S. 1-2.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 43551
0-1-7-1940.0000 / Blatt 369

153

Straßen-/Platznamen: Moltkestraße / Helmutstraße
Datum der Benennungen: 23. 10. 1888 / 17. 08. 1909
Begründung der Benennungen: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Helmuth Karl Bernhard Graf von Moltke (1800-1891), preußischer Generalfeldmarschall.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach seiner Ausbildung an der Kadettenakademie in Kopenhagen diente Moltke zunächst im
dänischen Infanterieregiment, bevor er 1822 als Leutnant in die preußische Armee
aufgenommen und 1933 in den Großen Generalstab berufen wurde. Im Zuge der deutschen
„Einigungskriege“ war der Generalstabschef ab den 1860er Jahren maßgeblich an der
Entwicklung militärischer Strategien beteiligt und führte 1866 die preußischen Truppen in
der „Schlacht bei Königgrätz“ persönlich an; für seine Verdienste erhielt Moltke 1871 den
Titel eines Generalfeldmarschalls. Als Mitglied der Konservativen Partei wurde er 1881
Alterspräsident des Deutschen Reichstags.
Militarismus / Kolonialismus
Helmuth von Moltke der Ältere gilt bis heute als einer der bedeutendsten Befehlshaber der
preußisch-deutschen Geschichte und verkörpert „wie kein anderer die militärischen
Tugenden und Triumphe des Deutschen Kaiserreiches.“ (Meier, S. 269) Die von ihm
entwickelten Strategien entschieden nicht nur maßgeblich die sogenannten
„Einigungskriege“, sondern begründeten im 19. Jahrhundert auch eine neue Tradition
militärischen Führungsdenkens.
Als Befürworter europäischer Nationalstaaten hielt Helmuth von Moltke die „Erhebung
der deutschen Nation“ (Salewski, S. 72) nur durch kriegerische Auseinandersetzungen für
realisierbar. Den Theorien des berühmten Militärwissenschaftlers Carl von Clausewitz
folgend, betrachtete er den Krieg als legitimes politisches Mittel und widmete sich
dementsprechend der Neuorganisation des Heeres. Neben der Umstrukturierung des
Generalstabs und der Reformierung der militärischen Ausbildung unter Einbeziehung
wissenschaftlicher Kriterien (Statistik, Geographie, Topographie. etc.) machte sich Moltke die
technischen Entwicklungen seiner Zeit zunutze und avancierte auf diese Weise zum
„Wegbereiter des industrialisierten Volkskriegs“ (Thies, S. 94); der Ausbau des Eisenbahnund Telegraphennetzes bildete die logistische Voraussetzung für seine Aufmarschpläne.
Moltkes operatives Denken war maßgeblich durch die geostrategische Lage Preußens in
Mitteleuropa beeinflusst und sah die schnelle Vernichtung des Gegners durch Umfassung
vor. Die Durchführung dieser Militärmanöver setzte die Beweglichkeit des Heeres voraus,
sodass der Chef des Generalstabs die Praxis der sogenannten „Auftragstaktik“ etablierte, die
bis heute zur Führungsphilosophie der Bundeswehr gehört. Die Delegation von Weisungen
bis auf die unterste Befehlsebene führte dazu, „dass vom General bis zum Unteroffizier ein
eigenständiges Führungsdenken einzog und jeder, auch ohne Befehl, den Kampf von sich aus
154

fortsetzte.“ (Schobeß, S. 300) Diese Strategie fand sowohl in der „Schlacht bei
Königgrätz“ (Deutsch-Deutscher Krieg) als auch im Deutsch-Französischen Krieg Anwendung
und trug entscheidend zum Sieg der preußischen Truppen bei.
Wie viele Angehörige seiner Generation zeigte sich Helmuth von Moltke der Expansion
des deutschen Lebensraums gegenüber aufgeschlossen. Nach seiner Zeit als Militärberater in
der Türkei hatte er bereits in den 1840er Jahren öffentlich für die Errichtung eines
christlichen Staates unter deutscher Führung in Palästina geworben. Im Zuge der
Inbesitzname deutscher Kolonien in den 1880er Jahren äußerte er seine Bewunderung für
das Vorgehen des „Kolonialpioniers“ Hermann von Wissmann, der Aufstände der indigenen
Bevölkerung brutal niederschlug: „Der Mann macht mir Freude. So einen habe ich gern. Der
geht doch feste da unten vor und hängt die Schufte auf, da wo sie es verdienen.“
Obwohl Helmuth von Moltke den Krieg als „Glied in Gottes Weltordnung“ betrachtete und
durchaus von dessen Notwendigkeit überzeugt war, beobachtete er „die Fortentwicklung
der Staaten, der Völker, ihrer Machtmittel und Mentalitäten“ (Salewski, S. 81) am Ende des
19. Jahrhunderts mit Sorge. In seiner letzten Reichstagsrede im Jahr 1890 warnte er
schließlich vor dem Ausbruch eines totalen Volkskriegs: „Es sind die größten Mächte Europas,
welche, gerüstet wie nie zuvor, gegeneinander in den Kampf treten […]. Wehe dem, der
Europa in Brand steckt, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß [sic] schleudert!“
„Organisation und Professionalität, ein hohes Maß an politischer Unabhängigkeit und vor
allem der Mut zu originärem Denken und eigenständigem Handeln zeichnete [Helmuth von
Moltkes] Tradition über viele Jahre und Jahrzehnte aus, ehe der Generalstab im Ersten
Weltkrieg erstmals in Verruf geriet und danach im Nationalsozialismus ebenso unterging wie
das Reich, das zu schaffen er mitgeholfen hatte.“ (Görtemaker, S. 38)

Kategorie: B
Begründung: militärischer Hintergrund verlangt weiterführende Erläuterungen / latenter
Kolonialismus

155

Literatur
Jessen, Olaf: Die Moltkes. Biographie einer Familie, München 2010.
Groß, Gerhard P.: Mythos und Wirklichkeit. Geschichte des operativen Denkens im deutschen Heer
von Moltke d.Ä. bis Heusinger, Paderborn 2012.
Kolb, Eberhard: Helmuth von Moltke in seiner Zeit. Aspekte und Probleme, In: Foerster, Roland G.
(Hrsg.): Generalfeldmarschall von Moltke. Bedeutung und Wirkung, München 1991, S. 1-18.
Schobeß, Volker: Das Kriegshandwerk der Deutschen. Preußen und Potsdam 1717–1945, Berlin 2015.
Thies, Jochen: Die Moltkes. Von Königgrätz nach Kreisau, Eine deutsche Familiengeschichte,
München 2010.
Meier, Niklaus: Warum Krieg? Die Sinndeutung des Krieges in der deutschen Militärelite 1871-1945,
Paderborn 2012.
Venohr, Wolfgang: Helmuth von Moltke. In: Haffner, Sebastian/Venohr, Wolfgang (Hrsg.): Preußische
Profile. München 2008, S. 117-139.
Salewski, Michael: Krieg und Frieden im Denken Bismarcks und Moltkes. In: Foerster, Roland G.
(Hrsg.): Generalfeldmarschall von Moltke. Bedeutung und Wirkung, München 1991, S. 67-88.

Quellen
Moltke, Helmuth von: Deutschland und Palästina. In: Moltke, Helmuth von (Hrsg.): Gesammelte
Schriften und Denkwürdigkeiten des General-Feldmarschalls Grafen Helmuth von Moltke. Band 2,
Vermischte Schriften, 1892, S. 279-288.
Becker, Alexander: Hermann von Wissmann - Deutschlands größter Afrikaner. Sein Leben und Wirken
unter Benutzung des Nachlasses, Berlin 1907.

156

Straßen-/Platzname: Münchhausenweg
Datum der Benennung: März 1947
Begründung der Benennung
Die Straßenbenennung erfolgte auf Vorschlag des Leiters der Stadt- und Landesbibliothek, Dr.
Hermann Reuter.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Börries Albrecht Conon August Heinrich Freiherr von Münchhausen (1974-1945), deutscher
Lyriker; Senator der Deutschen Akademie der Dichtung (1934).
Kurzbiographie/Verdienste
Der Nachfahre des berühmten „Lügenbarons“ verfasste bereits während seines Studiums
eigene Balladen und Gedichte, in denen er die Legenden und Mythen vergangener Epochen
aufgriff. Mit seiner lyrischen Glorifizierung des Rittertums und der germanischen Sagenwelt
entwickelte sich Münchhausen zu einem der bedeutendsten Vertreter der Balladendichtung;
zahlreiche seiner Werke wurden vertont und trugen so zu seiner Popularität bei. Darüber
hinaus rief er 1898 den „Göttinger Musenalmanach“ ins Leben. Im Dritten Reich unterstützte
der Baron die Nationalsozialisten und wurde als Senator in die Deutsche Akademie der
Dichtung berufen. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs beging Börries von Münchhausen
Suizid.
Antisemitismus / Rassismus / Nationalsozialismus
Börries Freiherr von Münchhausen zählt zu den „erfolgreichsten deutschsprachigen Lyrikern
der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ (Schneider, S. 550); seine Balladen haben die
deutsche Literaturlandschaft bis in die 1950er Jahre geprägt und gehörten zum festen
Repertoire der Schullesebücher. Während die Werke seit den 1960er Jahren kaum mehr
Beachtung finden, beschäftigt sich die jüngere Forschung mit der Biographie des Barons,
seinem widersprüchlichen Antisemitismus und seiner Stellung im Dritten Reich.
Obwohl Börries von Münchhausen als junger Literat in jüdischen Kreisen verkehrte,
jüdische Motive in seine Lyrik aufnahm und im Jahr 1900 zusammen mit dem Graphiker
Ephraim Moses Lilien die Balladensammlung „Juda“ publizierte, die „als Plädoyer für die
zionistische Bewegung“ (Sarkowicz/Mentzer, S. 482) gewertet wurde, näherte er sich nach
der Jahrhundertwende der antisemitischen Bewegung an. Diese Entwicklung basierte vor
allem auf Münchhausens völkischer Geisteshaltung, die das Judentum zwar nicht als
minderwertig ansah, aber von der Notwendigkeit der deutschen „Rassereinheit“ überzeugt
war und den jüdischen Einfluss im Kulturleben kritisierte: „Jedesmal [sic], wenn ich Berlin
wiedersehe, erschreckt mich die Verjudung unseres Volkes aufs höchste [sic] […]. Es ist eine
fürchterliche Rasse!“ Ungeachtet seiner judenfeindlichen Haltung und Äußerungen pflegte
der Lyriker allerdings weiterhin Kontakte zu jüdischen Freunden und wehrte sich noch zu
Beginn des Dritten Reiches gegen den Vorwurf des Antisemitismus: „Überdies bin ich heute
noch kein Nationalsozialist […]. Ich bin es vor allem deshalb nicht, weil ich anders zum
157

Judentum stehe, als dem furchtbaren Feind unserer deutschen Kultur, und anders zum
einzelnen Juden, der wie Heine ein recht wesentlicher Bestandteil dieser Kultur sein kann.“
Im Verlauf des Ersten Welkriegs wurde Börries von Münchhausen zunächst als
Oberleutnant eingesetzt, bevor er in die Propagandaabteilung der Obersten Heeresleitung
berufen wurde und unter anderem mit Vorträgen an das Durchhaltevermögen der Soldaten
appellierte. Darüber hinaus erfreuten sich seine nationalistischen Werke großer Beliebtheit
an der Front, sodass die Auflagen sprunghaft anstiegen und seinen Bekanntheitsgrad
steigerten. In der Weimarer Republik verbreitete Münchhausen seine rassistische Ideologie
in zahlreichen Zeitungsbeiträgen, übernahm 1925 die Schriftleitung einer Beilage der
Zeitschrift „Volk und Rasse“ und sprach sich im „Deutschen Adelsblatt“ gegen deutschjüdische Beziehungen aus: „Eine Ehe zwischen Ariern und Juden ergibt immer einen Bastard,
der den Sprung, den Riß [sic] im Äußeren und Inneren, in Sprache und Bewegung, in Geist und
Seele, in Sittlichkeit und Denken nie los wird.“ Darüber hinaus setzte sich Münchhausen für
einen Zusammenschluss nationalkonservativer und nationalsozialistischer Lyriker in der
Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste ein und war „maßgeblich daran
beteiligt, die Institution in den NS-Faschismus zu überführen“ (Ditfurth, S. 247).
Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 wurde der Baron als
Senator in die Deutsche Akademie der Dichtung der „gesäuberten“ Preußischen Akademie
der Künste berufen, gehörte zu den Unterzeichnern des „Treuegelöbnisses“ der deutschen
Schriftsteller für Adolf Hitler und warb im „Aufruf der Kulturschaffenden“ für die Vereinigung
des Reichskanzler- und Reichspräsidentenamtes. Darüber hinaus agitierte er gegen den
literarischen Expressionismus und dessen Vertreter und entfernte nach öffentlichen
Angriffen auf seine Person sämtliche jüdischen Motive aus seinen eigenen Werken. Obwohl
Münchhausen diesem Eingriff in die geistige Freiheit durchaus nicht unkritisch
gegenüberstand und sich in einzelnen Fällen für verfolgte Kulturschaffende einsetzte,
engagierte er sich bis Ende der 1930er Jahre in der Deutschen Akademie der Dichtung; seine
Bewunderung für die NS-Führung ist in zahlreichen privaten Dokumenten überliefert. Im
Jahr 1936 beschwerte sich Münchhausen bei SS-Oberführer und Ministerialdirektor Arthur
Julius Gütt gar über die deutschen Nachnamen der jüdischen Bevölkerung und schlug eine
Regelung vor, um „in Zukunft das Erkennen der Juden leichter zu machen“; diese Anregung
trug 1938 zur sogenannten „Namensänderungsverordnung“ bei.
Zu Beginn der 1940er Jahre zog sich Börries von Münchhausen aus dem Literaturbetrieb
zurück, erhielt jedoch noch 1944 die Ehrenbürgerschaft der Stadt Altenburg und wurde von
Adolf Hitler auf die sogenannte „Gottbegnadeten-Liste“ der wichtigsten deutschen
Schriftsteller gesetzt. „Trotz der Ehrungen war dem Baron klar, dass hinter den Fassaden das
geliebte Dritte Reich bröckelte und dass er mit ihm untergehen würde.“ (Gans, Zweiter Band,
S. 211) Im März 1945 nahm sich der Lyriker auf seinem Schloss Windischleuba das Leben.

158

Kategorie: A
Begründung: aggressiver Antisemitismus / Unterstützung des NS-Regimes

Literatur:
Alter, Reinhard: Gottfried Benn und Börries von Münchhausen. Ein Briefwechsel aus den Jahren
1933/34, In: Martini, Fritz/Müller-Seidel, Walter/Zeller, Bernhard (Hrsg.): Jahrbuch der
Schillergesellschaft. 25. Jg., 1981, S. 139-170.
Ditfurth, Jutta: Der Baron, die Juden und die Nazis. Eine Reise in eine Familiengeschichte, Hamburg
2015.
Gans, Henning: „Ich lass hier alles gehn und stehn“. Börries von Münchhausen, ein Psychopath unter
drei Lobbyismokratien, Erster und Zweiter Band, Leipzig 2015.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Mittenzwei, Werner: Die Mentalität des ewigen Deutschen. Nationalkonservative Dichter 1918 bis
1947 und der Untergang einer Akademie, Berlin 2003.
Sarkowicz, Hans: Münchhausen, Börries Freiherr von. In: Benz, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch des
Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Band 8, Nachträge und Register,
Berlin 2015, S. 95-97.
Sarkowicz, Hans/Mentzer, Alf: Schriftsteller im Nationalsozialismus. Ein Lexikon, Berlin 2011.
Schneider, Thomas: „Heldisches Geschehen“ und „reiner blaublonder Stamm“. Die Erneuerung der
Ballade und ihre Instrumentalisierung durch Börries von Münchhausen seit 1898. In: Białek, Edward/
Durzak, Manfred/ Zybura, Marek (Hrsg.): Literatur im Zeugenstand. Beiträge zur deutschsprachigen
Literatur- und Kulturgeschichte, Festschrift zum 65. Geburtstag von Hubert Orłowski, Frankfurt am
Main 2002, S. S. 541–561.

Quellen
Schücking, Beate (Hrsg.): "Deine Augen über jedem Verse, den ich schrieb". Levin Ludwig Schücking Börries von Münchhausen, Briefwechsel 1897 – 1945, Oldenburg 2001.
Münchhausen, Börries von: Adel und Rasse. In: Deutsches Adelsblatt. Nr. 42, 1924, S. 63-65.
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-4-18022.0000
159

Straßen-/Platzname: Nernstweg
Datum der Benennung: 16. 01. 1934
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Walther Hermann Nernst (1864-1941), deutscher Physiker und Chemiker.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Studium der Physik, Chemie und Mathematik und der anschließenden Promotion
über physikalische Effekte (Ettinghausen-Nernst-Effekt) habilitierte sich Walther Nernst auf
dem Gebiet der Thermodynamik; 1895 erhielt er eine ordentliche Professur für physikalische
Chemie an der Universität Göttingen, wechselte jedoch kurze Zeit später an die Universität
Berlin und erfand die nach ihm benannte Nernstsche Glühlampe. 1905 formulierte Nernst
den dritten Hauptsatz der Thermodynamik (Nernst-Theorem). Im Ersten Weltkrieg gehörte
er zu den wissenschaftlich-technischen Beratern der Obersten Heeresleitung und beteiligte
sich an der Forschung zur Kriegstechnik. Bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1933 war Walther
Nernst als Lehrstuhlinhaber an der Universität Berlin im Bereich der Experimentalphysik tätig.
Militarismus / Nationalsozialismus
Obwohl Walther Nernst aufgrund seiner Verdienste auf dem Gebiet der Thermodynamik in
Fachkreisen zu den renommiertesten deutschen Physikern zählt und als großer Förderer der
Wissenschaften zu Lebzeiten hochgeschätzt wurde, ist sein Name der Allgemeinheit
mittlerweile relativ unbekannt. Studien zu seiner Biographie zeichnen das Bild eines politisch
interessierten Gelehrten, der sich ebenso für die Kriegsforschung wie für den Frieden
einsetzte.
Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs gehörte Walther Nernst zu den Unterzeichnern des
Propaganda-Manifests „An die Kulturwelt!“, in dem die intellektuelle Elite jegliche
Kriegsschuld Deutschlands abstritt und den Einsatz militärischer Gewalt zum Schutz der
deutschen Kultur legitimierte. Nachdem bereits seine Söhne einberufen worden waren,
meldete sich der Physiker im Alter von fünfzig Jahren zum Militärdienst und transportierte
als Mitglied des „Kaiserlichen Freiwilligen Automobilkorps“ Dokumente an die Westfront. In
Dieser Funktion erlebte er im September 1914 sowohl den deutschen Vormarsch auf Paris
als auch die anschließende erste Schlacht an der Marne, die mit dem Rückzug der deutschen
Truppen endete. Obwohl Walther Nernst bereits zu diesem Zeitpunkt nicht mehr an einen
deutschen Sieg glaubte, stellte er sich dennoch in den Dienst der militärischen Forschung,
um zumindest einen „erkämpften Frieden“ zu erreichen.
Angesichts des erstarrten Stellungskriegs setzte die Oberste Heeresleitung ihre Hoffnung
in neuartige Kampfstoffe, um den Gegner gezielt schädigen und außer Gefecht setzen zu
können. In Zusammenarbeit mit dem Chemiker Carl Duisberg („Nernst-DuisbergKommission“) widmete sich Nernst der Entwicklung von chemischen Artilleriegeschossen
und experimentierte sowohl mit Reiz- als auch mit gefährlichen Lungenkampfstoffen
160

(Niespulver, Tränengas, Phosgen, Chlorgas), die mittels Granaten und Minenwerfern an den
Feind gebracht werden sollten. Als wissenschaftlicher Beirat des „Minenwerferbataillons
I“ testete er deren Wirkung persönlich an der Front; für seine Verdienste in der
Kriegsforschung erhielt der Physiochemiker das Eiserne Kreuz I. Klasse. Bis Kriegsende leitete
er den Fachausschuss Physik der 1916 gegründeten „Kaiser-Wilhelm-Stiftung für
kriegstechnische Wissenschaft“ und arbeitete an der Entwicklung neuer KampfstoffGeschosse sowie entsprechender Geschütze. Nach der Kapitulation des Kaiserreichs stand
Nernst zeitweilig auf der Liste der gesuchten Kriegsverbrecher. Obwohl er im Gegensatz zu
Fritz Haber nicht direkt an tödlichen Gasangriffen beteiligt war, „steht seine Bedeutung bei
der Etablierung chemischer Waffen außer Zweifel“ (Bartel 2014, S. 53).
Trotz seines wissenschaftlichen Engagements im Ersten Weltkrieg setzte sich der Physiker
wiederholt für Friedensverhandlungen mit den Entente-Ländern ein, um eine endgültige
Niederlage des Deutschen Reiches zu verhindern. Darüber hinaus warnte er die Oberste
Heeresleitung 1917 vergeblich vor dem Kriegseintritt der technisch überlegenen Vereinigten
Staaten.
Nach dem Zusammenbruch der politischen Ordnung und dem Sturz der Monarchie
bekannte sich Walther Nernst öffentlich zur neuen Republik und wandte sich gegen den
aufkommenden gesellschaftlichen Antisemitismus. Angesichts der Ermordung des
Reichsaußenministers Walther Rathenau zu Beginn der 1920er Jahre durch die
rechtsradikale „Organisation Consul“ rief er die liberalen Kräfte zum Zusammenhalt auf:
„Möge der Abscheu vor der Freveltat und zugleich die Verurteilung roher Gewalt, ja selbst,
wenn es sich nur um die gewaltsame Mißachtung [sic] der Meinung Andersdenkender
handelt, die Gutgesinnten zu gemeinsamer Arbeit vereinen […].“ Im Jahr der
nationalsozialistischen Machtergreifung zog sich Walther Nernst weitestgehend aus dem
Wissenschaftsbetrieb zurück und ging auf Distanz zum NS-Regime. Dennoch stellte sich er
sich 1940 in bereits schlechtem Gesundheitszustand ein letztes Mal für militärische
Aufgaben zur Verfügung und wurde mit der Verbesserung von Torpedoantrieben der Marine
betraut, scheiterte jedoch an den unzureichenden Arbeitsbedingungen und starb ein Jahr
später.
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

161

Literatur
Bartel, Hans-Georg: Walther Nernst. Leipzig 1989.
Bartel, Hans-Georg/Huebener, Rudolf P.: Walther Nernst. Pioneer of Physics and of Chemistry, New
Jersey u.a. 2007.
Bartel, Hans-Georg: Ein Geheimrat im Militärdienst. Walther Nernst im Spannungsfeld zwischen
Kriegsforschung und Friedensbemühungen, In: Physik Journal, Nr. 7, 2014, S. 49-53.
Mendelssohn, Kurt: Walther Nernst und seine Zeit. Aufstieg und Niedergang der deutschen
Naturwissenschaft, Weinheim 1976.
Beyerchen, Alan D.: Wissenschaftler unter Hitler. Physiker im Dritten Reich, Köln 1980.
Baumann, Timo: Giftgas und Salpeter. Chemische Industrie, Naturwissenschaft und Militär von 1906
bis zum ersten Munitionsprogramm 1914/15, Düsseldorf 2011.
Coffey, Patrick: Cathedrals of Science. The Personalities and Rivalries that made Modern Chemistry,
Oxford 2008.
Huebner, Rudolf/Lüddig, Heinz: Die Physikalisch-Technische Reichsanstalt. Ihre Bedeutung beim
Aufbau der modernen Physik, Wiesbaden 2011.

Quellen
Nernst, Walther: Der Krieg und die deutsche Industrie. In: Bund deutscher Gelehrter und Künstler
(Hrsg.): Deutsche Volkskraft nach zwei Kriegsjahren. Vier Vorträge, Leipzig 1916, S. 12-23.
Nernst, Walther: Über das Auftreten neuer Sterne. Rede zur Gedächtnisfeier des Stifters der Berliner
Universität, König Wilhelm Friedrich III., Berlin 1922.

162

Straßen-/Platzname: Petersstraße
Datum der Benennung: 16. 12. 1937
Begründung der Benennung
Im Zusammenhang mit der für die NS-Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ geplanten
Mustersiedlung in Düsseldorf-Stockum schlug der damalige Direktor der Landes- und
Stadtbibliothek – Hermann Reuter – 1936 vor, die Straßen dieses Geländes „nach verdienten
Männern der deutschen Kolonialgeschichte zu benennen.“ Ein halbes Jahr später wurden die
Mustersiedlung auf Betreiben des damaligen Gauleiters Florian in „SchlageterStadt“ benannt und ihre Straßen umgewidmet. Als Ausgleich schufen die Nationalsozialisten
kurze Zeit später ein neues Kolonialviertel in Urdenbach, in dem die ursprünglichen
Straßennamen wieder zum Tragen kamen.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Carl Peters (1856-1918), deutscher Kolonialpolitiker und Afrikaforscher; Reichskommissar für
das Kilimandscharo-Gebiet (1891-1893).
Kurzbiographie
Als Bewunderer der britischen Kolonialpolitik beteiligte sich Peters 1884 an der Gründung
der „Gesellschaft für Deutsche Kolonisation“ und erwarb in ihrem Auftrag das Kernland des
späteren Deutsch-Ostafrika; die Übernahme der Schutzherrschaft durch das Deutsche Reich
im Jahr 1885 ermöglichte weitere Expeditionen. Aufgrund seiner brutalen Amtsführung im
Kilimandscharo-Gebiet wurde der als „Hänge-Peters“ bekannt gewordene Reichskommissar
abgesetzt und zurück nach Deutschland beordert, wo er im Kolonialministerium arbeitete.
Nach seiner Suspendierung vom Reichsdienst im Jahr 1897 gründete Peters eine Gesellschaft
zur Finanzierung des Goldbergbaus in Südafrika und betätigte sich als Publizist und
Forschungsreisender.
Kolonialismus/Rassismus
Carl Peters galt bereits zu Lebzeiten als eine der umstrittensten Schlüsselfiguren der
deutschen Kolonialbewegung und steht heute im Fokus der Aufarbeitung deutscher
Kolonialgeschichte. Während sich die ältere Forschungsliteratur zumeist auf die
pathologische Auffälligkeit des Kolonialisten konzentriert hat („gerichtsnotorisch krimineller
Psychopath“, Wehler S. 338), befassen sich jüngere Studien auch mit dessen politischem
Werdegang und den Auswirkungen seiner aggressiven Expansionsunternehmungen.
Mit der Gründung der „Gesellschaft für Deutsche Kolonisation“ im Jahr 1884 setzte sich
Carl Peters von der in Kolonialfragen eher zurückhaltend agierenden Regierung Bismarcks ab,
um „in entschlossener und durchgreifender Weise die Ausführung von […]
Kolonisationsprojekten selbst in die Hand zu nehmen.“ Die sich anschließenden Expeditionen
wurden mit dem Ziel der „rücksichtslosen Bereicherung des eigenen Volkes auf anderer,
schwächerer Völker Unkosten“ durchgeführt. Dementsprechend schloss Peters mit lokalen
Autoritäten unter Anwendung von fragwürdigen Methoden (Alkohol, Androhung und
163

Demonstration von Gewalt) sogenannte „Schutzverträge“ ab, die insbesondere ihm selbst
„das alleinige und ausschließliche Recht völliger und uneingeschränkter Ausnutzung“ der
entsprechenden Gebiete einräumten. Um seine Machtposition zu stärken und das
Territorium vergrößern zu können, erzwang Peters 1885 einen kaiserlichen Schutzbrief,
indem er mit der Abtretung der erworbenen Länder an Belgien drohte. Zeitgleich gründete
er die „Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft“ (DOAG), auf die sämtliche Rechte übergingen.
Der Aufstand der ostafrikanischen Küstenbevölkerung („Araberaufstand“) in den Jahren
1888 bis 1890 ermöglichte der Reichsregierung die Übernahme der administrativen und
militärischen Kontrolle über die Kolonie; Carl Peters wurde als Reichskommissar im
Kilimandscharo-Gebiet eingesetzt. Dort errichtete er eine Willkürherrschaft, die „selbst für
die damaligen kolonialen Verhältnisse als extrem gelten muss“. (Bear, S. 32) Nachdem er
seine afrikanische Geliebte und seinen Diener aus persönlichen Gründen hatte hinrichten
lassen, wurde der Kolonialpolitiker schließlich seines Amtes enthoben und in einem
Disziplinarverfahren 1897 unehrenhaft aus dem Staatsdienst entlassen.
Der Fall des „Hänge-Peters“ erhielt durch eine Debatte im Reichstag überregionale
Aufmerksamkeit; für die Sozialdemokraten unter August Bebel repräsentierte dieser das Bild
eines „grimmigen Ariers, der alle Juden vertilgen will und in Ermangelung von Juden drüben
[sic] in Afrika Neger totschießt [sic] wie Spatzen und Negermädchen zum Vergnügen
aufhängt […].“ Peters selbst machte aus seinen Überzeugungen keinen Hehl und offenbarte
ungeniert sein rassistisch und sozialdarwinistisch geprägtes Menschenbild: „Der Neger ist
der geborene Sklave, dem ein Despot nötig ist wie dem Opiumraucher die Pfeife.“ 1891
wurde unter seiner Mitwirkung der „Allgemeine Deutsche Verband“ gegründet, in dem sich
Vertreter des völkischen Spektrums für die aggressive Ausbreitung des deutschen
Lebensraums einsetzten.
Im Dritten Reich entwickelte sich ein regelrechter Kult um den „Kolonialpionier“;
zahlreiche Biographien und Propagandafilme feierten Carl Peters als „Vorbild und Vorläufer
des nationalsozialistischen Helden“ (Maß, S. 244). In diesem Zusammenhang honorierte das
NS-Regime vor allem die konsequente und rücksichtslose Umsetzung seiner ideologischen
Ziele und glorifizierte das brutale Vorgehen gegen die indigene Bevölkerung Afrikas als
Beispiel herausragender Männlichkeit. Um Peters vollständig zu rehabilitieren, hob Adolf
Hitler 1937 dessen Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs posthum auf.

Kategorie: A
Begründung aggressiver Kolonialismus

164

Literatur
Baer, Martin/Schröter, Olaf: Eine Kopfjagd - Deutsche in Ostafrika. Spuren kolonialer Herrschaft,
Berlin 2001.
Bückendorf, Jutta: „Schwarz-Weiß-Rot über Ostafrika“! Deutsche Kolonialpläne und afrikanische
Realität, Münster 1997.
Dvorak, Helge: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaften. Band 1: Politiker, Teilband 4:
M-Q, Heidelberg 2000, S. 293-295.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Maß, Sandra: Weiße Helden – schwarze Krieger. Zur Geschichte kolonialer Männlichkeit in
Deutschland 1918-1964, Köln/Weimar/Wien 2006.
Perras, Arne: Carl Peters and German Imperialism 1856-1918. A Political Biography, Oxford 2004.
Pesek, Michael: Koloniale Herrschaft in Deutsch-Ostafrika. Expeditionen, Militär und Verwaltung seit
1880, Frankfurt am Main 2005.
Peters, Michael: Der „Alldeutsche Verband“. In: Puschner, Uwe (Hrsg.): Handbuch zur „Völkischen
Bewegung“ 1871–1918. München 1999, S. 301–315.
Speitkamp, Winfried: Totengedenken als Berlin-Kritik. Der Kult um die Kolonialpioniere, In: van der
Heyden, Ulrich/Zeller, Joachim (Hrsg.): „…Macht und Anteil an der Weltherrschaft“. Berlin und der
deutsche Kolonialismus, Münster 2005, S. 163-170.
Wehler, Hans-Ulrich: Bismarck und der Imperialismus. Köln u. a. 1969.

Quellen
Frank, Walter (Hrsg.): Carl Peters. Gesammelte Schriften, München/Berlin 1943.
Peters, Carl: Die deutsche Emin-Pascha-Expedition. Hamburg 1907.
Peters, Carl: Lebenserinnerungen. Hamburg 1918.
Peters, Carl: Wie Deutsch-Ostafrika entstand! Persönlicher Bericht des Gründers, Leipzig 1940.
„Ein schwarzer Tag“, In: Vorwärts – Zentralorgan der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, 13.
Jg., Nr. 63, 14. März 1896.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 15919 (4)
0-1-7-1937.0000/ Blatt 421
IV 52054 Bd. 1
165

Straßen-/Platzname: Otto-Petersen-Straße
Datum der Benennung: 22. 11. 1979
Begründung der Benennung
Eine Namensgebung wurde bereits Ende 1953 durch Oberstadtdirektor Walther Hensel
vorgeschlagen, da Otto Petersens „hohe Verdienste um Düsseldorf“ im Januar 1954 mit
einer Ehrenbürgerschaft geehrt werden sollten; er starb überraschend im Dezember 1953.
Das Vorhaben der Straßenbenennung wurde weiterverfolgt, allerdings waren im dafür
vorgesehenen Gebiet rund um das Max-Planck-Forschungsinstitut zum damaligen Zeitpunkt
keine neuen Straßen in Planung, und von einer Umbenennung bereits existierender Straßen
wurde abgesehen.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Otto Friedrich Petersen (1874-1953), deutscher Eisenhüttenmann und Ingenieur.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Studium der Eisenhüttenkunde und der Beendigung des Militärdienstes arbeitete
Otto Petersen zunächst als Konstrukteur in den Vereinigten Staaten, bevor er 1901 zum
Stahl- und Betriebswerk Rendsburg wechselte, wo er bis zum Prokuristen aufstieg. 1907
wurde der Ingenieur stellvertretender Geschäftsführer des „Vereins Deutscher
Eisenhüttenleute (VDEh). Als Hauptgeschäftsführer und späteres Vorstandsmitglied der
Organisation engagierte sich Petersen in der Forschungsförderung und initiierte
beispielsweise 1917 die Gründung des „Kaiser-Wilhelm-Instituts für Eisenforschung“ (heute
Max-Planck-Institut) in Düsseldorf; zwischen 1920 und 1933 saß er für die „Deutsche
Volkspartei“ (DVP) im Düsseldorfer Stadtrat. Während des Zweiten Weltkriegs leitete der
Ingenieur das Düsseldorfer Büro des „Hauptringes Eisenerzeugung“ beim Reichsminister für
Rüstung und Kriegsproduktion, der die selbstverantwortliche industrielle Rüstungssteigerung
fördern sollte.
Nationalsozialismus
Otto Petersen hat als Geschäftsführer des traditionsreichen „Vereins Deutscher
Eisenhüttenleute“ (VDEh) die Geschicke der einflussreichen technisch-wissenschaftlichen
Ingenieursvereinigung über Jahrzehnte mitbestimmt und sich in besonderem Maße um die
Förderung und Weiterentwicklung der Stahltechnologie verdient gemacht. Obwohl sich der
VDEh im Dritten Reich unter der Leitung des Ingenieurs „zu einem Bestandteil des NSHerrschaftsapparates“ entwickelte (Maier 2010, S. 175) und er selbst bis in den Rang eines
„Wehrwirtschaftsführers“ aufstieg, kann über seine persönliche Haltung zum
Nationalsozialismus nur spekuliert werden.
Otto Petersen gehörte seit 1920 der nationalliberalen „Deutschen Volkspartei“ (DVP)
unter Gustav Stresemann an, war allerdings eher im rechtskonservativen Flügel beheimatet;
als Mitherausgeber einer Denkschrift hatte er bereits während des Ersten Weltkriegs
Überlegungen zur Eingliederung der französisch-lothringischen Eisenerzbecken in das
166

Deutsche Reich angestellt. Mit der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers und der Auflösung der
DVP trat Otto Petersen zum 1. Mai 1933 in die NSDAP ein und zählte damit zu jenen
Parteimitgliedern, die sich erst kurz vor dem Inkrafttreten der Aufnahmesperre für einen
Beitritt entschieden. Im Zuge der Gleichschaltung technisch-wissenschaftlicher Vereine
wurde der VDEh mit anderen Organisationen zur „Reichsgemeinschaft der technischwissenschaftlichen Arbeit“ (RTA) zusammengeschlossen; Petersen Befürchtungen einer
Zwangsausschaltung und Übernahme durch die „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF)
bewahrheiteten sich indes nicht.
Während andere Vereinigungen die ideologischen Vorgaben der NS-Führung ohne zu
Zögern umsetzten, wartete der VDEh die weiteren Entwicklungen ab und nahm
beispielsweise den sogenannten „Arierparagraphen“ zunächst nicht in die Satzung auf; noch
im Oktober 1935 verwies Otto Petersen auf eine Verfügung des RTA-Präsidenten Fritz Todt,
der eigenmächtige „Sonderaktionen in der Judenfrage“ bis zur Bekanntgabe gesetzlicher
Ausführungsbestimmungen untersagte. Darüber hinaus äußerte sich der Geschäftsführer in
Bezug auf die staatlichen Eingriffe des NS-Regimes in die Wirtschaftswerbung durchaus
kritisch. Nach Kriegsende gab er zudem an, bis 1937 Mitglied des international
ausgerichteten „Rotary Clubs“ gewesen zu sein.
Dennoch war Otto Petersen „bereits Anfang 1937 der große Profiteur der abschließenden
Neuordnung und weiteren Straffung des nationalsozialistischen technischwissenschaftlichen Behörden- und Institutionssystems geworden.“ (Bleidick, S. 91) Im
Zusammenhang mit dem sogenannten „Vierjahresplan“, der die Wirtschaft auf die
Aufrüstung ausrichten sollte, vermittelte der Ingenieur zwischen Staat und Eisen schaffender
Industrie. Nachdem der „Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik“ (NSBDT) als
übergeordnete Institution der berufsständischen Vereine etabliert worden war, stieg
Petersen innerhalb dieser Organisation zum „Reichsfachgruppenwalter“ für Hüttenwesen
und Bergbau auf; in dieser Funktion nahm er im Juni 1937 am „1. Reichsschulungskurs der
deutschen Technik auf der Gauschulungsburg Plassenburg“ teil, der „vor allem der massiven
Indoktrination der Spitzen der technisch-wissenschaftlichen Vereine diente.“ (Maier 2015, S.
88f.) 1938 wurde Otto Petersen zum „Wehrwirtschaftsführer“ ernannt und als Mitglied in
den Wehrwirtschaftsrat aufgenommen; 1944 erhielt er die „Goethemedaille für Kunst und
Wissenschaft“. Über seine Mitarbeit in Verwaltungsstellen der Kriegswirtschaft während des
Zweiten Weltkriegs – darunter der „Hauptring Eisenerzeugung“ beim Reichsminister für
Rüstung und Kriegsproduktion – ist nichts bekannt.
Nach Kriegsende wurde Otto Petersen von der britischen Militärregierung mit der Bildung
einer Verwaltungsorganisation der westdeutschen Eisenerzeuger und -verarbeiter
beauftragt, um die Wirtschaftstätigkeit „in den wichtigsten Bereichen anzukurbeln“. (Bührer,
S. 38f.) In seinem Entnazifizierungsverfahren führte der Ingenieur neben seiner
Parteiangehörigkeit auch Mitgliedschaften in der „Reichsschrifttumskammer“, im
„Volksbund für das Deutschtum im Ausland“ (VDA) und im „Reichskolonialbund“ an. Er
wurde als „Mitläufer“ (Kategorie IV) eingestuft und verlor sein passives Wahlrecht, behielt
allerdings seinen Vorsitz im VDEh.
167

Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet / Rolle im Dritten Reich nicht abschließend geklärt

Literatur
Bleidick, Dietmar: Emil Schrödter und Otto Petersen – zwei starke Geschäftsführer. In: Maier,
Helmut/Zilt, Andreas/Rasch, Manfred (Hrsg.): 150 Jahre Stahlinstitut VDEh 1860-2010. Essen 2010, S.
71-98.
Bührer, Werner: Ruhrstahl und Europa. Die Wirtschaftsvereinigung Eisen- und Stahlindustrie und die
Anfänge der europäischen Integration 1945–1952. München 1986.
Krebs, Stefan: Technikwissenschaft als soziale Praxis. Über Macht und Autonomie der Aachener
Eisenhüttenkunde 1870–1914. Stuttgart 2009.
Maier, Helmut: Der Verein Deutscher Eisenhüttenleute als technisch-wissenschaftlicher Verein im
Nationalsozialismus 1933-1945. In: Maier, Helmut/Zilt, Andreas/Rasch, Manfred (Hrsg.): 150 Jahre
Stahlinstitut VDEh 1860-2010. Essen 2010, S. 139-175.
Maier, Helmut: Chemiker im „Dritten Reich“. Die Deutsche Chemische Gesellschaft und der Verein
Deutscher Chemiker im NS-Herrschaftsapparat. Weinheim 2015.
Petzina, Dietmar/Euchner, Walter: Wirtschaftspolitik im britischen Besatzungsgebiet 1945–1949.
Düsseldorf 1984.

Quellen
Meyer, Wilhelm/Reichert, Jacob/Vögler, Albert/Petersen, Otto: Zur Einverleibung der französischlothringischen Eisenerzbecken in das deutsche Reichsgebiet. Abschrift einer an die Reichs- und
Oberste Heeresleitung gerichteten Denkschrift, Berlin 1917.
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1936.0000 / Blatt 108
Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland
NW 1002-MG / 36405
Stahlinstitut VDEh – Archiv
VDEh-A Aa 4
VDEh-A Aa 40 / Band IV
VDEh-a A 71

168

Straßen-/Platzname: Pfitznerstraße
Datum der Benennung: 22. 07. 1950
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Beruf, Amt oder Funktion:
Hans Erich Pfitzner (1869-1949), deutscher Komponist, Dirigent und Autor; Senator der
Reichskulturkammer (1936).
Kurzbiographie/Verdienste:
Der ausgebildete Komponist und Pianist wurde nach der Jahrhundertwende als
Musikdirektor nach Straßburg berufen und leitete neben der städtischen Oper auch das
dortige Konservatorium. Später unterrichtete er Meisterklassen an der Preußischen
Akademie der Künste und betätigte sich landesweit als Dirigent und Regisseur. Da er sich
selbst als Bewahrer der klassisch-romantischen Musiktradition des 19. Jahrhunderts
verstand, orientierte sich Pfitzner bei der Komposition seiner Werke unter anderem an
Robert Schumann und Franz Schubert. Mit seiner 1917 uraufgeführten Oper „Palestrina“, die
die Diskrepanz von Künstler und Welt thematisiert, feierte der Komponist große Erfolge;
diese wird bis heute als Höhepunkt seiner musikalischen Arbeit betrachtet.
Antisemitismus/Nationalsozialismus
Obwohl Hans Pfitzner als einer der bedeutendsten Vertreter der Spätromantik in die
Musikgeschichte eingegangen ist, gelten seine Werke bis heute als historisch belastet und
werden nur noch selten aufgeführt. Während einzelne Stimmen eine Neubewertung seiner
Kompositionen anregen und diese unabhängig von seiner politischen Weltanschauung
betrachten möchten, bleibt Pfitzners Musik für die große Masse der Kritiker untrennbar mit
seiner antisemitischen Geisteshaltung und seinem Verhalten im Dritten Reich verbunden.
Zu seiner Judenfeindlichkeit bekannte sich der Komponist bereits am Ende des 19.
Jahrhunderts, differenzierte jedoch zwischen Judentum und jüdischen Mitbürgern; letztere
waren nicht zu behelligen, sofern sie sich zur „Überlegenheit“ des Deutschtums bekannten
und „deutsch-national empfanden“. Dementsprechend ergriff Hans Pfitzner in der Zeit des
Nationalsozialismus wiederholt Partei für jüdische Freunde und Bekannte. Gleichwohl sah er
keine Veranlassung, die antisemitische Politik des NS-Regimes zu kritisieren, und
bezeichnete sich 1933 sogar als ihr ideologischer Vordenker: „Ich habe Zeit meines Lebens in
diese Kerbe gehauen, die heute als theoretische Voraussetzung der nationalsozialistischen
Weltanschauung gilt."
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten erwartete der sowohl in Kunst- als auch
in Gesellschaftsfragen reaktionär eingestellte Pfitzner eine entsprechende Würdigung seiner
Musik. Um sein Ansehen zu steigern, unterstützte er öffentlichkeitswirksam die Ziele der
NSDAP. So warb er 1934 für die Vereinigung
des Reichskanzler- und
Reichspräsidentenamtes, lobte anlässlich der Reichstagswahl 1936 „das [sic] unsterbliche
Verdienst unseres Führers Adolf Hitler“ und trat 1938 für den „Anschluss“ Österreichs ein.
169

Darüber hinaus bewies Pfitzner seine Loyalität zum Regime, indem er seine Kompositionen
gemäß der faschistischen Gesinnung inszenierte und diese auch im besetzten Ausland
aufführte. Mit Hans Frank, dem berüchtigten Generalgouverneur von Polen, verband ihn ein
freundschaftliches Verhältnis; ihm widmete der Komponist eines seiner Werke und
bekräftigte 1946 seine Verbundenheit mit dem verurteilten Kriegsverbrecher.
Durch seine Ernennung zum Senator der Reichskulturkammer im Jahr 1936 erlangte Hans
Pfitzner keinen größeren Einfluss, da das Amt primär repräsentativen Zwecken diente.
Darüber hinaus honorierten die Nationalsozialisten seinen Einsatz mit zahlreichen
Kulturpreisen und nahmen ihn 1944 in die „Sonderliste der drei wichtigsten Musiker des
Dritten Reiches“ auf; im gleichen Jahr erhielt er auf Geheiß Adolf Hitlers eine Dotation von
50.000 Reichsmark.
Im Zuge des nach Kriegsende eingeleiteten Entnazifizierungsverfahrens wurden die Werke
des Komponisten kurzzeitig mit einem Aufführungsverbot belegt und die Einnahmen aus
seinen Urheberrechten gesperrt. Trotz seiner Unterstützung für das NS-Regime und seines
daraus resultierenden Profits konnte Pfitzner - auch durch die Hilfe von Entlastungszeugen einen Freispruch erreichen und wurde von der Spruchkammer in München als „vom Gesetz
nicht betroffen“ eingestuft.
Seine im Jahr 1945 verfasste „Glosse zum II. Weltkrieg“ offenbart jedoch ein Weltbild, das
an den Zielen des Nationalsozialismus festhielt und diese ausdrücklich befürwortete: „Das
Weltjudentum ist ein Problem und zwar ein Rassenproblem, aber nicht nur ein solches, und es
wird noch einmal aufgegriffen werden, wobei man sich Hitlers erinnern wird und ihn anders
sehen, als jetzt […] Also nicht das ‚Warum‘ ist ihm vorzuwerfen, […] sondern nur das ‚wie‘ er
die Aufgabe angefasst hat […].“
Kategorie: A
Begründung: aggressiver Antisemitismus / herausragende Stellung im Dritten Reich

170

Literatur:
Busch, Sabine: Hans Pfitzner im Nationalsozialismus. Stuttgart/Weimar 2001.
Busch, Sabine: Hans Pfitzner und seine Stellung im „Dritten Reich“. Ein Außenseiter mit schlechtem
Ruf, in: Benz, Wolfgang u.a. (Hrsg.): Kunst im NS-Staat. Ideologie, Ästhetik, Protagonisten, Berlin 2015,
S. 381-393.
Jürgens, Birgit: "Deutsche Musik". Das Verhältnis von Ästhetik und Politik bei Hans Pfitzner,
Hildesheim 2009.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Prieberg, Fred K.: Musik im NS-Staat. Köln 2000.
Selig, Wolfram: Hans Pfitzner, in: Benz, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Band 2/2, Berlin 2009, S. 635.
Vaget, Hans Rudolf: "Der gute, alte Antisemitismus". Hans Pfitzner, Bruno Walter und der Holocaust,
in: Riethmüller, Albrecht (Hrsg.): Bruckner-Probleme. Internationales Kolloquium 7.-9. Oktober 1996
in Berlin, Berlin 1999, S. 215-228.

Quellen:
Adamy, Bernhard (Hrsg.): Hans Pfitzner. Briefe, Band 1: Textband, Tutzing 1991.
Adamy, Bernhard (Hrsg.): Hans Pfitzner. Briefe, Band 2: Kommentar, Tutzing 1991.
N.N.: Fanfare für Hans Pfitzner. In: Die Musik 26,3 (1933), S. 193-194.
Pfitzner, Hans: Glosse zum II. Weltkrieg, In: Adamy, Bernhard (Hrsg.): Sämtliche Schriften, Band 4,
Tutzing 1987, S. 327-343.

171

Straßen-/Platzname: Harry-Piel-Platz
Datum der Benennung: 21. 07. 2007
Begründung der Benennung
„Mit insgesamt 107 Filmen war Harry Piel zu seiner Zeit nicht von den Kinoleinwänden
Deutschlands und Europas wegzudenken. Er war bekannt für sensationsgeladene
Abenteuerfilme, bei denen er die Stunts oft ohne Double selber aufführte. […] Seiner
Heimatstadt blieb er stets verbunden.“
Name, Beruf, Funktion oder Amt
Heinrich „Harry“ Piel (1892-1963), deutscher Regisseur, Schauspieler und Filmproduzent.
Kurzbiographie / Verdienste
Der gebürtige Benrather absolvierte zunächst eine kaufmännische Lehre, bevor er in
Frankreich erste Erfahrungen in der Filmbranche sammelte und nach Berlin übersiedelte.
Unter seiner Regie entstanden spannungsgeladene Sensationsfilme, die mit eindrucksvollen
Spezialeffekten und Stuntszenen aufwarteten. Der Entschluss, als Hauptdarsteller Teil seiner
eigenen Abenteuergeschichten zu werden, machte den „Dynamit-Regisseur“ endgültig zum
Publikumsmagneten; Umfragen aus den 1920er Jahren kürten ihn gleich mehrfach zum
beliebtesten deutschen Schauspieler. Als „Harry Piel, der tollkühne Detektiv“ wurde er
darüber hinaus zum Helden seiner eigenen kleinformatigen Heftserie. Im Jahr 2006
widmeten das Filmmuseum Düsseldorf und die Stadtbücherei Benrath dem Schauspieler
eine Ausstellung sowie ein mehrtätiges Film-Festival; an seinem Geburtshaus in Benrath
erinnert eine Gedenktafel an Harry Piel.
Nationalsozialismus
Harry Piel gehörte zu den populärsten Darstellern und Filmproduzenten der Weimarer
Republik; als „Erfinder des deutschen Actionfilms“ (Geschichtswerkstatt, S. 207) bediente er
sich des Zusammenspiels aus innovativer Kameraführung und außergewöhnlicher Kulisse
und bot seinen Zuschauern eine geradezu avantgardistische Mischung aus Unterhaltung und
Nervenkitzel. Im Dritten Reich arrangierte sich der Schauspieler mit den politischen
Rahmenbedingungen, um einem Berufsverbot zu entgehen.
Bereits kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten trat Harry Piel in die NSDAP
ein und wurde „Förderndes Mitglied der SS“. Im Oktober 1933 erfolgte die Aufnahme in die
„Reichsfachschaft Film“, die eine Voraussetzung für alle Filmschaffende darstellte. Diese
zügige Anpassung ist wohl als Reaktion auf das Verbot und die Beschlagnahmung zweier
Produktionen zu werten, für deren Inhalte Harry Piel bereits in den Jahren zuvor angegriffen
worden war; insbesondere die negative Darstellung des Giftgaskriegs in seinem Spielfilm
„Der Geheimagent“ galt in nationalsozialistischen Kreisen als pazifistische Propaganda. Dass
sich der Filmproduzent von der Annäherung an das NS-Regime die Sicherung seiner
beruflichen
Existenz
erhoffte,
beweist
auch
ein
Schreiben
an
das
172

Reichspropagandaministerium, in dem er drei Tage nach Parteieintritt seine Beteiligung an
der „nationalen Neugestaltung des deutschen Filmes“ anbot.
Während die historische Forschung der 1950er und 60er Jahre eine „Förderne SSMitgliedschaft“ noch kollektiv mit einer Art Schutzgeld gleichsetzte, verweisen jüngere
Studien auf die Notwendigkeit der Einzelfallbetrachtung; dementsprechend kann die
Spendenfinanzierung der SS „weder als völlig harmlos noch als schwer belastend“ gewertet
werden. (Hein, S. 170) Obwohl Harry Piel nach Kriegsende zunächst behauptet hatte, über
eine reguläre Mitgliedschaft nicht im Bilde gewesen zu sein und nachweislich falsche
Angaben machte, ist in seinem Fall - nach bisherigen Erkenntnissen - von einer
„notgedrungenen“ SS-Zugehörigkeit auszugehen, die aus der Sorge um die berufliche
Zukunft resultierte.
Bis 1940 produzierte Harry Piel unverfängliche Abenteuerfilme mit nur „latent politischer
Funktion“ (Albrecht, S. 368), die von der Filmprüfstelle als „volksbildend“ und „künstlerisch
wertvoll“ eingestuft wurden. Obgleich er dank der Unabhängigkeit seiner eigenen
Produktionsfirma weitestgehend auf politische Inhalte verzichten konnte, war der
Schauspieler dennoch auf offiziellen Anlässen des Regimes zugegen und wurde auch privat
von der NS-Führung empfangen; Adolf Hitler ließ sich neue Piel-Filme regelmäßig noch vor
der eigentlichen Premiere vorführen. Im Gegensatz zu Veit Harlan oder Heinz Rühmann
gehörte er aber nicht zu den Spitzenverdienern der NS-Filmindustrie.
Durch die Verstaatlichung seiner „Ariel-Film“ im Jahr 1939 geriet Harry Piel schließlich in
die Abhängigkeit kontrollierter Filmgesellschaften, die ihn in seiner Arbeit einschränkten und
zunehmend ins berufliche Abseits drängten. Darüber hinaus musste er sich 1940 gegen
Angriffe aus dem Ausland zur Wehr setzen: eine ungarische Zeitung hatte ihn aufgrund einer
längeren Schaffenspause und seiner guten Beziehung zu Frankreich der Spionage bezichtigt.
Inwieweit diese Meldung bewusst lanciert wurde, um Piel zu schaden, bleibt unklar; dieser
konterte mit einer Stellungnahme im Nazi-Jargon: „Ich bedaure, dem Jud [sic] aus Budapest
und seinen finanziellen und geistigen Urhebern in Paris ihr schäbiges Hirnprodukt nur
symbolisch um die Ohren schlagen zu können.“
Während des Zweiten Weltkriegs widmete sich Harry Piel der Produktion seines Spielfilms
„Panik“, der angesichts der darin enthaltenden Filmszenen mit Luftangriffen auf einen Zoo
allerdings nicht mehr freigegeben wurde. Gleichzeitig landete er auf der Liste der
„fragwürdigen Regisseure“; Propagandaminister Joseph Goebbels, der eine ausgesprochene
Abneigung gegen den Schauspieler hegte, hatte seinen Einfluss geltend gemacht. Dennoch
wurde er 1944 in die sogenannte „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen, die
Kulturschaffende vor dem Kriegseinsatz bewahrte; im selben Jahr trat er aus der NSDAP aus.
Nach Kriegsende wurde Harry Piel aufgrund seiner Nähe zum NS-Regime und den
Falschangaben im Zusammenhang mit seiner SS-Zugehörigkeit zu einer Geldstrafe und sechs
Monaten Haft verurteilt. In seinem anschließenden Entnazifizierungsverfahren stufte ihn die
Spruchkammer in Hamburg als „Mitläufer“ ein und genehmigte eine schauspielerische
Tätigkeit, untersagte ihm „wegen der immerhin vorhandengewesenen Bindung an die NSFilmgrössen [sic]“ aber die Arbeit als Regisseur. Erst 1948 durfte Piel wieder als
Filmproduzent tätig werden, konnte aber - anders als beispielsweise Gustaf Gründgens - in
173

der jungen Bundesrepublik nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen und starb 1963
in München.
Kategorie: B
Begründung: Mitgliedschaft in verbrecherischer Organisation

Literatur
Albrecht, Gerd: Nationalsozialistische Filmpolitik. Eine soziologische Untersuchung über die Spielfilme
im Dritten Reich, Stuttgart 1969.
Bleckman, Matias: Harry Piel. Ein Kino-Mythos und seine Zeit, Düsseldorf 1992.
Drewniak, Boguslaw: Der Deutsche Film 1933-1945. Ein Gesamtüberblick, Düsseldorf 1987.
Geschichtswerkstatt Neuhausen e.V.: Hollywood in Neuhausen. Band 2, Die Stummfilmzeit aus der
Sicht eines Münchener Stadtteils, München 2002.
Hein, Bastian: Elite für Volk und Führer? Die Allgemeine SS und ihre Mitglieder 1925-1945, München
2012.
Hohwiller, Heinz: Filmstars in der deutschen Heftliteratur. Sensationsdarsteller und ihre Heftserien, In:
Magazin für Abenteuer-, Reise- und Unterhaltungsliteratur. Jg. 1990, Heft 66/67, S. 25-54.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Schwabach-Albrecht, Susanne: Harry Piel (1892-1963) - Filmstar aus Benrath. In: Heimatgemeinschaft
Groß-Benrath e.V. (Hrsg.): Benrath historisch. Aus der Geschichte Benraths in der ersten Hälfte des
20. Jahrhunderts, Düsseldorf 2014, S. 77-82.

Quellen
Piel, Harry: Menschen – Tiere – Sensationen. In: Düsseldorf kinematographisch. Düsseldorf 1982, S.
153-164.
Wulf, Joseph: Kultur im Dritten Reich. Band 4, Theater und Film im Dritten Reich, Eine
Dokumentation, Frankfurt am Main 1989.
Katasteramt Düsseldorf
Akte „Harry-Piel-Platz“
Staatsarchiv Hamburg
221-11_MISC 6850
174

Straßen-/Platzname: Max-Planck-Straße
Datum der Benennung: 20. 08. 1959
Begründung der Benennung
„Nach ihm ist die Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften benannt, deren
Präsident er 1930-1937 war. Bahnbrechend war Planck durch seine <Quanten-Theorie>.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Max Karl Ernst Ludwig Planck (1858-1947), deutscher Physiker.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach seiner Promotion und Habilitation arbeitete Max Planck zunächst als Dozent, bevor er
1892 den Lehrstuhl für Theoretische Physik in Berlin erhielt. Durch die Forschung auf dem
Gebiet der Thermodynamik gelang ihm 1899 die Entdeckung des Planckschen
Wirkungsquantums, auf das sich die Quantentheorie begründet; 1918 wurde ihm der
Nobelpreis für Physik verliehen. Nach seiner Emeritierung leitete Planck von 1930 bis 1937
die „Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft“, aus der später das Max-Planck-Institut hervorging, und
setzte sich nach Kriegsende für den Wiederaufbau der deutschen Wissenschaft ein.
Militarismus / Nationalsozialismus
Als Hauptvertreter der theoretischen Physik zählt Max Planck zu den herausragenden
Repräsentanten und Förderern der deutschen Wissenschaft. Während der Physiker in der
Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts zum „Ideal eines Gelehrten“ (Hoffmann, S. 113)
stilisiert wurde und ältere Studien zumeist dessen wissenschaftliche Verdienste
hervorgehoben haben, befasst sich die jüngere Forschung auch mit Plancks
gesellschaftspolitischem Wirken in Kaiserreich und Nationalsozialismus. Dabei zeichnet sie
das Bild eines zwiegespaltenen Wissenschaftlers, der die Umbrüche seiner Zeit mit
Anpassung und Distanz zu bewältigen versuchte.
Als patriotischer Staatsbürger und loyaler Anhänger der Monarchie ließ sich Max Planck
von der Kriegsbegeisterung des Jahres 1914 mitreißen und beschwor in einer Festrede den
Zusammenhalt des deutschen Volkes: „Wir wissen nicht, was der nächste Morgen bringen
wird; wir ahnen nur, daß [sic] unserem Volke in kurzer Frist etwas Großes, etwas Ungeheures
bevorsteht, daß [sic] es um Gut und Blut, um die Ehre und vielleicht um die Existenz des
Vaterlandes gehen wird.“ Darüber hinaus gehörte er zu den Unterzeichnern des PropagandaManifests „An die Kulturwelt“, in dem jegliche Kriegsschuld Deutschlands abgestritten und
der Einsatz militärischer Gewalt zum Schutz der deutschen Kultur legitimiert wurde. Im
gleichen Zeitraum unterschrieb er die ähnlich konnotierte „Erklärung der Hochschullehrer
des Deutschen Reiches“: „Unser Glaube ist, daß [sic] für die ganze Kultur Europas das Heil an
dem Siege hängt, den der deutsche <Militarismus> erkämpfen wird […].“ Später distanzierte
sich Planck vom Inhalt des Manifests, betonte jedoch ausdrücklich die Verbundenheit der
deutschen Gelehrten mit dem Militär. Darüber hinaus setzte er sich in seiner Funktion als
175

Sekretar der Akademie der Preußischen Wissenschaften für Mitglieder aus den EntenteLändern ein und verhinderte deren Ausschluss.
In der Weimarer Republik trat Max Planck in die nationalliberale Deutsche Volkspartei
(DVP) unter Gustav Stresemann ein, die die Wiedererrichtung der Monarchie anstrebte,
stand den demokratischen Grundprinzipien jedoch skeptisch gegenüber und lehnte die
Einführung des allgemeinen Wahlrechts ab.
Nach der Machtergreifung der
Nationalsozialisten im Jahr 1933 war Max Planck als Präsident der Kaiser-WilhelmGesellschaft zunächst darum bemüht, die Institution und ihre Mitarbeiter aus den
politischen Konflikten herauszuhalten. In einem Schreiben an Reichsinnenminister Wilhelm
Frick stimmte er zu, die Gesellschaft „systematisch in den Dienst des Reiches hinsichtlich der
rassenhygienischen Forschung zu stellen“. In der Hoffnung, durch gute Beziehungen zu den
neuen Machthabern mäßigend auf diese einwirken und die Vertreibung jüdischer
Wissenschaftler verhindern zu können, intervenierte Planck direkt bei Adolf Hitler, konnte
seine Forderungen jedoch nicht durchsetzen. Daraufhin versuchte der Physiker, die
Umsetzung
des
berüchtigten
„Gesetzes
zur
Wiederherstellung
des
Berufsbeamtentums“ hinauszuzögern und veranstaltete gegen den Willen des Regimes eine
Gedächtnisfeier für den im Exil verstorbenen Chemiker Fritz Haber.
Die Verschärfung der antisemitischen und rassistischen Gesellschaftspolitik bestärkte ab
Mitte der 1930er Jahre Plancks Distanz zur nationalsozialistischen Diktatur; diese „stille
Resistenz“ (Hachtmann, Anpassung S. 34) äußerte sich vor allem in seinen Vorträgen, in
denen ethische Fragestellungen in den Vordergrund rückten: „Wie die Naturgesetze ehern
und folgerichtig wirken, im Großen nicht anders als im Kleinen, so verlangt auch das
Zusammenleben der Menschen gleiches Recht für alle, für Hoch und Niedrig, Vornehm und
Gering. Wehe einem Gemeinwesen, wenn in ihm das Gefühl der Rechtssicherheit ins Wanken
kommt […].“
Auf Druck der Nationalsozialisten, die Plancks wachsende Antipathien zwar registrierten,
aber aufgrund seines internationalen Ansehens nicht ahnden konnten, gab dieser 1936 sein
Präsidentenamt in der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft auf. Nach der Gleichschaltung der
Akademie der Wissenschaften im Jahr 1938 zog sich der Physiker endgültig aus dem
Wissenschaftsbetrieb zurück und unternahm fortan zahlreiche Vortragsreisen. Inwieweit
Max Planck in die Widerstandspläne seines Sohnes eingeweiht war, bleibt unklar. Erwin
Planck wurde aufgrund seiner Beteiligung am Attentat des 20. Juli 1944 zum Tode verurteilt
und Anfang 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

176

Literatur
Albrecht, Helmuth: Max Planck. Mein Besuch bei Adolf Hitler, Anmerkungen zum Wert einer
historischen Quelle, In: Albrecht, Helmuth (Hrsg.): Naturwissenschaft und Technik in der Geschichte.
Stuttgart 1993, S. 41-63.
Hachtmann, Rüdiger: Wissenschaftsmanagement im „Dritten Reich“. Geschichte
Generalverwaltung der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft, Band 1 und 2, Göttingen 2007.

der

Hachtmann, Rüdiger: Anpassung und Nonkonformität. Zur politischen Position Max Plancks während
der NS-Zeit, In: Gibas, Monika/Stutz, Rüdiger/Ulbricht, Justus H. (Hrsg.): Couragierte Wissenschaft.
Jena 2007, S. 25-43.
Heilbron, John L.: Max Planck. Ein Leben für die Wissenschaft 1858-1947, Stuttgart 1988.
Hoffmann, Dieter: Max Planck. Die Entstehung der modernen Physik, München 2008.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am
Main 2007.
Kohl, Ulrike: Die Präsidenten der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus. Max Planck,
Carl Bosch und Albert Vögler zwischen Wissenschaft und Macht, Stuttgart 2002.
Pufendorf, Astrid von: Die Plancks. Eine Familie zwischen Patriotismus und Widerstand, Berlin 2006.
Rürup, Reinhard: Schicksale und Karrieren. Gedenkbuch für die von Nationalsozialisten aus der
Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft vertriebenen Forscherinnen und Forscher, Göttingen 2007.
Stern, Fritz: Max Planck. Größe des Menschen und Gewalt der Geschichte, In: Max-PlanckGesellschaft (Hrsg.): Max Planck. Vorträge und Ausstellungen zum 50. Todestag, München 1997, S.
34-51.

Quellen
Planck, Max: Die Physik im Kampf um die Weltanschauung. In: Roos, Hans/Hermann, Armin (Hrsg.):
Max Planck. Vorträge, Reden, Erinnerungen, Heidelberg 2001, S. 119-136.
Planck, Max: Mein Besuch bei Adolf Hitler. In: Physikalische Blätter. Band 3, 1947, S. 143.
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1941.0000 / Blatt 518
0-1-7-1937.0000 / Blatt 408

177

Straßen-/Platzname: Ernst-Poensgen-Allee
Datum der Benennung: 14. 12. 1951
Begründung der Benennung
Eine erste „Ernst-Poensgen-Allee“ wurde bereits im Jahr 1941 benannt, um die
„ausserordentliche [sic] Bedeutung, die der Name Poensgen in der Weltgeltung der
deutschen Eisenindustrie besitzt“, zu würdigen. 1950 wurde allerdings auf den
ursprünglichen Namen „Ronsdorfer Straße“ zurückgegriffen, um Verwechslungen mit
ähnlich klingenden Straßennamen (Gustav-Poensgen-Straße) zu vermeiden. Auf Anregung
des Oberbürgermeisters wurde ein Jahr später die „Stadtwaldstraße“ in „Ernst-PoensgenAllee“ umbenannt.
Name, Beruf, Amt oder Funktion
Carl Albert Ernst Poensgen (1871-1949), deutscher Industrieller.
Kurzbiographie / Verdienste
Das Mitglied der Düsseldorfer Industriellenfamilie Poensgen trat nach dem Abschluss seiner
Studien 1896 in das väterlichen Röhren- und Eisenwalzwerke (DREW) ein und wurde bereits
4 Jahre später leitender Direktor des Blechwalz- und Stahlwerks in Lierenfeld; 1904 gehörte
Ernst Poensgen zu den Mitbegründern des Düsseldorfer Stahlverbands. Im Ersten Weltkrieg
diente er zunächst als Batteriechef, bevor er sich als Mitglied der Militärverwaltung in
Belgien mit der Verwaltung der regionalen Stahlindustrie befasste. Nach Kriegsende
avancierte Poensgen zu einem der führenden Eisen- und Stahlindustriellen, war 1926 an der
Gründung der „Vereinigten Stahlwerke AG“ beteiligt und gehörte im Dritten Reich zu der
Gruppe der „Wehrwirtschaftsführer“. Nach 1945 engagierte er sich für den wirtschaftlichen
Wiederaufbau. Darüber hinaus unterstützte und förderte Ernst Poensgen das kulturelle und
sportliche Leben in der Stadt Düsseldorf; bis heute erinnert das von ihm in den 1930er
Jahren gestiftete Stadion („Ernst-Poensgen-Kampfbahn“) in Lierenfeld an den Industriellen.
Nationalsozialismus
Ernst
Poensgen
zählt
nicht
nur
zu
den
bedeutenden
Düsseldorfer
„Industriepionieren“ (Wessel, S. 73), sondern hat sich darüber hinaus als städtischer
Förderer und Mäzen besondere Verdienste erworben; er unterstützte das Schauspielhaus
der Theaterleiter Gustav Lindemann und Louise Dumont, gehörte zu den Organisatoren der
Ausstellung „GeSoLei“ und engagierte sich in zahlreichen Sportvereinen. Obwohl der
Industrielle eine persönliche Distanz zum NS-Regime wahrte, repräsentierte er bis in die
1940er Jahre dennoch eine feste Größe in der Wirtschaft des Dritten Reiches.
Bereits
vor
1933
war
Ernst
Poensgen
als
Mitglied
einflussreicher
Wirtschaftsvereinigungen wiederholt mit führenden Vertretern der NSDAP
zusammengetroffen, so zum Beispiel anlässlich der Rede Adolf Hitlers im Düsseldorfer
Industrie-Club 1932, betrachtete die nationalsozialistische Bewegung allerdings mit Skepsis.
Von 1919 bis 1928 der nationalliberalen „Deutschen Volkspartei“ (DVP) angehörend und
178

anschließend in die weiter rechts stehende „Deutschnationale Volkspartei“ (DNVP)
eingetreten, unterstützte der Stahlmanager die Politik von Reichskanzler Heinrich Brüning
und lehnte eine Finanzierung der NSDAP entschieden ab. Dementsprechend missbilligte er
als Präsident der Arbeitgeberorganisation „Arbeitnordwest“ die ohne sein Wissen durch den
Geschäftsführer zur Verfügung gestellte Summe von 100.000 Reichsmark und forderte die
sofortige Rückzahlung. Darüber hinaus stimmte er als Mitglied der Interessenvereinigung
„Ruhrlade“ der Bewilligung der sogenannten „Adolf-Hitler-Spende der deutschen
Wirtschaft“ nur widerwillig zu.
Nach der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten wurde Ernst Poensgen Vorsitzender
der „Wirtschaftsgruppe Eisenschaffende Industrie“, widersetzte sich jedoch den staatlichen
Eingriffen in die wirtschaftliche Selbstverwaltung und „wandte sich gegen den Ausbau der
Reichswirtschaftskammer zu einer zentralistischen Befehlsstelle.“ (Hatzfeld 2001, S. 319) So
lehnte er beispielsweise die Gründung der „Reichswerke Hermann Göring“ ab, die im Zuge
des sogenannten „Vierjahresplans“ den Ausbau der Rüstungswirtschaft forcieren sollten,
und kritisierte wiederholt das übersteigerte Ausmaß der deutschen Aufrüstung. Ferner
engagierte sich der Industrielle gegen die Zerschlagung der freien Gewerkschaften und
setzte sich weiterhin für eine Verständigung mit Vertretern der internationalen
Schwerindustrie ein. Einen großen Vorbehalt hegte Ernst Poensgen auch gegen die
antisemitische und rassistische Ideologie der Nationalsozialisten; dementsprechend schützte
er jüdische Mitbürger – darunter das Düsseldorfer Schauspielpaar Lindemann/Dumont und
die Verwandtschaft seiner verstorbenen ersten Ehefrau – vor der politischen Verfolgung.
Ungeachtet seiner Gegnerschaft zum NS-Regime war Ernst Poensgen als Leiter der
Industrieabteilung der Wirtschaftskammer Düsseldorf für den Einsatz von Zwangsarbeitern
verantwortlich; so bat er im Oktober 1942 um die verstärkte Zuweisung von ausländischen
Arbeitskräften in den Regierungsbezirk. 1937 zum „Wehrwirtschaftsführer“ ernannt, gehörte
der Industrielle darüber hinaus zu den Initiatoren der Reichsausstellung „Schaffendes
Volk“ sowie zu den Mitgliedern des „Rüstungsrats“ von Albert Speer und erhielt 1941 sowohl
den „Adlerschild des Deutschen Reiches“ als auch das Kriegsverdienstkreuz I. Klasse
Nachdem Ernst Poensgen im Jahr 1942 die Leitung der „Wirtschaftsgruppe
Eisenschaffende Industrie“ hatte abgeben müssen, trat er von weiteren Ämtern zurück und
siedelte erst nach Österreich und dann in die Schweiz über. Nach Kriegsende wurde er von
der britischen Militärregierung zunächst zur Fahndung ausgeschrieben, infolge seines
Entnazifizierungsverfahrens allerdings vollständig entlastet. Neben zahlreichen Kollegen und
Weggefährten würdigte insbesondere Gustav Lindemann die „mutige und
unerschrockene“ Haltung des Industriellen: „Er gefährdete sich selbst, indem er die
Rassengesetzgebung unverhohlen ablehnte; und indem er mich als seinen Freund
bezeichnete, wagte er etwas, was – wenn in solchen Fällen alle soviel [sic] gewagt hätten –
nicht ohne Einfluß [sic] auf die allgemeine Entwicklung geblieben wäre. Das Ethos, aus dem
Ernst Poensgen lebt, hat keinen Raum für den Nationalsozialismus.“

179

Kategorie: B
Begründung: exponierte Stellung im Dritten Reich / Zwangsarbeit / Mäzen / schützte
Gustav Lindemann

Literatur
Donges, Alexander: Die Vereinigte Sthalwerke AG im Nationalsozialismus. Konzernpolitik zwischen
Marktwirtschaft und Staatswirtschaft, Paderborn 2014.
Hatzfeld, Lutz: Ernst Poensgen - Biographie eines einfachen Lebens 1871 – 1949. Düsseldorf 2001.
Hatzfeld. Lutz: Ernst Poensgen (1871-1949). In: Rheinische Lebensbilder. Band 7, Köln 1977, S. 203225.
Eglau, Hans Otto: Fritz Thyssen. Hitlers Gönner und Geisel, Berlin 2003.
Riedel, Matthias: Eisen und Kohle für das Dritte Reich. Paul Pleigers Stellung in der NS-Wirtschaft,
Göttingen/Frankfurt am Main/Zürich 1973.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am
Main 2003.
Wessel, Horst A.: Die Unternehmer der Familie Poensgen in der Eifel und in Düsseldorf. In: Soénius,
Ulrich S. (Hrsg.): Bewegen – Verbinden – Gestalten. Unternehmer vom 17. bis zum 20. Jahrhundert,
Festschrift für Klara van Eyll zum 28. September 2003, Köln 2003, S. 71-86.
Mollin, Gerhard: Montankonzerne und „Drittes Reich“. Göttingen 1988.

Quellen
Rohland, Walter: Bewegte Zeiten. Erinnerungen eines Eisenhüttenmannes, Stuttgart 1978.
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-4-15919.0000 / (6)
0-1-4-18022.0000
IV 52054 / Band 1
Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland
NW 1002-I / 70908
BR 336, Nr. OE/130/100
Konzernarchiv ThyssenKrupp
VSt / 618

180

Straßen-/Platzname: Josef-Ponten-Straße
Datum der Benennung: 11. 06. 1963
Begründung der Benennung
„Neben rein erzählerischen Werken schrieb er Reiseberichte und kunsthistorische
Abhandlungen. Hervorzuheben sind besonders auch seine Novellen und Erzählungen.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Servatius Josef Ponten (1883-1940), deutscher Schriftsteller und Dichter.
Kurzbiographie/Verdienste
Als Student der Philologie, Architektur und Kunstgeschichte veröffentlichte Ponten 1907
seinen ersten Roman (“Jungfräulichkeit“) und erlebte den Ersten Weltkrieg als Kraftfahrer an
der Front; mit seinem im Jahr 1918 erschienenen Werk „Der Babylonische Turm“, das sich
am Stil von Thomas Manns „Buddenbrooks“ orientiert, feierte er schließlich seinen
literarischen Durchbruch. Ab 1920 arbeitete Ponten als freier Schriftsteller in München,
verfasste zunächst Reiseberichte sowie Heimat- und Landschaftsnovellen und gründete 1926
zusammen mit anderen Lyrikern den „Bund Rheinischer Dichter“, bevor er sich hauptsächlich
dem Leben der Auslandsdeutschen widmete. Zu seinen bekanntesten Werken zählt der
unvollendete Romanzyklus „Volk auf dem Wege“, der sich mit den historischen Umständen
deutscher Auswanderungen in der Geschichte befasst.
Nationalsozialismus
Josef Ponten zählte einst zu den populärsten deutschen Autoren der 1920er und 30er Jahre,
geriet jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg weitestgehend in Vergessenheit und ist
„hauptsächlich als Freund Thomas Manns in die Literaturgeschichte eingegangen“ (Beck, S.
421); eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit seiner Person und seinem Wirken
setzte erst in den 1990er Jahren ein. Die jüngere Forschung zeichnet das Bild eines
egomanischen Literaten, der „in seiner Haltung zum Nationalsozialismus […] als nicht
eindeutig festzulegende Gestalt“ (Parau, S. 13) charakterisiert wird.
In der Weimarer Republik gehörte Josef Ponten als Mitglied der Sektion Dichtkunst der
Preußischen Akademie der Künste zum nationalkonservativen und „volkstümlichen“ Flügel,
der sich zunehmend gegen eine vermeintliche literarische Überfremdung positionierte.
Dementsprechend setzte sich der Dichter wiederholt dafür ein, anstelle der
„preußischen“ Akademie eine gesamtdeutsche Institution einzurichten. Obwohl er sich zu
Beginn der 1920er Jahre von der „Ideologie des faschistischen Nationalismus“ distanziert
hatte, unterzeichnete Ponten nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933
sowohl eine Loyalitätserklärung der Preußischen Akademie als auch das „Gelöbnis treuester
Gefolgschaft“ für Adolf Hitler und wurde in die neu gegründete „Deutsche Akademie der
Dichtung“ übernommen; zeitgleich unterschrieb er eine Erklärung für den Austritt
Deutschlands aus dem Völkerbund.
181

Ungeachtet seiner pazifistischen und kosmopolitischen Einstellung, die sich „jedweder
aggressiven und chauvinistischen Politik kategorisch verweigerte“ (Lieser 1998, S. 103), ließ
sich der Dichter im Dritten Reich hofieren und argumentierte öffentlich im Sinne des NSRegimes. Auf einer offiziellen Feier zu seinem 50. Geburtstag betonte Josef Ponten seine
„Verbundenheit mit Grund, Boden, Herkunft und Volk“, äußerte sich abfällig über emigrierte
Schriftsteller als „weltberühmte Leute, die heute meist auf Reisen“ seien und bezeichnete
den im Konzentrationslager Oranienburg einsitzenden Literaten Armin Theophil Wegner als
„Gast und Vollpensionär des Staates an einem luftigen Ort“. Darüber hinaus hielt er
regelmäßig Vorträge und Lesungen auf NS-Veranstaltungen und wurde für die
Propagandaarbeit auch in den annektierten Gebieten eingesetzt. 1936 erhielt er den
„Rheinischen Literaturpreis“, ein Jahr später wurde er mit dem „Münchener
Dichterpreis“ ausgezeichnet. Nach seinem Tod kam der Schriftsteller 1941 in die engere
Auswahl für den „Volksdeutschen Schrifttumspreis“ der Stadt Stuttgart.
Obwohl sich Josef Pontens Werke durchaus mit der „Blut-und-Boden-Literatur“ des
Dritten Reiches in Einklang bringen ließen, führte seine völkerverbindende Einstellung zu
Konflikten mit dem Regime. 1938 bezichtigte ihn ein anonymer Leserbrief nicht nur der
Beleidigung Adolf Hitlers und der Verherrlichung Sowjetrusslands, sondern kritisierte auch
seine jüdische Verwandtschaft und die freundschaftliche Beziehung zu Thomas Mann.
Letztere war bereits 1924 aufgrund ideologischer Differenzen auseinandergegangen, wurde
jedoch von Ponten vehement verteidigt: „Es war eine schöne Freundschaft […]. Sie wird
einmal in die deutsche Literaturgeschichte eingehen. Wir alle, die wir uns am großen
deutschen Roman mühten und mühten, verdanken Mann viel.“ Die Anschuldigungen führten
letztendlich zum Verbot seines „Europäischen Reisebuchs“ und zur Durchsuchung seiner
Wohnung durch die Gestapo.
Ein politische Einordnung Josef Pontens erweist sich grundsätzlich als schwierig, da er
„weder zu den Befürwortern noch zu den ausdrücklichen Gegnern des Regimes“ gezählt
werden kann. (Beck, S. 493)

Kategorie: B
Begründung: Nähe zum Nationalsozialismus

182

Literatur
Beck, Philippe: Umstrittenes Grenzland. Selbst- und Fremdbilder bei Josef Ponten und Peter Schmitz,
1918–1940, Brüssel 2013.
Cepl-Kaufmann, Gertrude: Josef Ponten (1883-1940). In: Kortländer, Bernd (Hrsg.): Literatur von
nebenan 1900-1945. 60 Portraits von Autoren aus dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen,
Bielefeld 1995, S. 270-275.
Jens, Inge: Dichter zwischen rechts und links. Die Geschichte der Sektion für Dichtkunst an der
Preußischen Akademie der Künste, Leipzig 1994.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Lieser, Dietmar: Zur Ideologie des Naiven und des Erhabenen. Josef Pontens Moderne-Kritik im
„Offenen Brief an Thomas Mann“ (1924) und ihre faschistischen Implikationen, In: Breuer,
Dieter/Cepl-Kaufmann, Gertrude (Hrsg.): Moderne und Nationalsozialismus im Rheinland. Paderborn
1997, S. 105-125.
Lieser, Dietmar: Zwischen Distanz und Affinität. Anmerkungen zu Josef Pontens Weg in den
Faschsimus, In: Kortländer, Bernd (Hrsg.): Literaturpreise, Literaturpolitik und Literatur am Beispiel
der Region Rheinland/Westfalen. Stuttgart/Weimar 1998, S. 101-122.
Müller, Richard Matthias: Josef Ponten (1883–1940). Freund Thomas Manns, In: Thomas Mann
Jahrbuch. Band 17, Frankfurt am Main 2004, S. 147–161.
Parau, Cristina Rita: Über die Genese politisch-legitimierender Sprachcodes. Josef Pontens Liminalität
im Feld der nationalsozialistischen Sprachbildung, Würzburg 2012.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 18025 / 2
Bundesarchiv Berlin
BArch NS 15 / 27, Blatt 252
BArch R 9361-V / 31350
Ponten, Josef: Dichter und Volk. Ponten spricht. Seine Rede im Stadttheater. In: Echo der Gegenwart.
Elfte Aachener Zeitung, 86. Jg., 6. Februar 1934, Unterhaltungsbeilage.
Ponten, Josef: Der Rhein. Zwei Aufsätze. Gabe zur Feier der Tausend Jahre der Rheinlande,
Berlin/Leipzig 1925.

183

Straßen-/Platzname: Porschestraße
Datum der Benennung: 09. 10. 1958
Begründung der Benennung
Ferdinand Porsche „konstruierte zahlreiche Fahrzeugtypen, u.a. für die Daimler A.G., ferner
den 51 Rennwagen [sic] der Auto-Union, seit 1934 den bewährten Volkswagen.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Ferdinand Porsche (1875-1951), deutscher, österreichischer und tschechoslowakischer
Automobilkonstrukteur und Unternehmer.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach ersten Entwicklungen auf dem Gebiet der Automobilkonstruktion (Radnabenmotor,
„Lohner-Porsche“) wurde Ferdinand Porsche als Technischer Direktor bei der
Österreichischen Daimler-Motoren-Gesellschaft (Austro-Daimler) engagiert und produzierte
u.a. das weltweit erste Hybridfahrzeug. 1923 wechselte er als technisches Vorstandsmitglied
zu Daimler nach Deutschland, wo er Sportwagenmodelle der Marke Mercedes-Benz
entwickelte. 1931 gründete Porsche sein eigenes Konstruktionsbüro und entwarf Renn- und
Kleinwagenmodelle; im Dritten Reich wurde er mit der Entwicklung des „Kraft-durch-FreudeWagens“ (Vorläufer des VW-Käfer) beauftragt. Von 1938 bis 1945 übernahm der Techniker
die Leitung der Volkswagen GmbH.
Nationalsozialismus
Ferdinand Porsche gilt als herausragender Pionier der deutschen Automobilbranche, die mit
Hilfe seiner innovativen Konstruktionen zu einem Industriezweig von Weltrang aufgestiegen
ist. Um den Namensgeber der Marke Porsche ranken sich seit jeher Mythen und Legenden;
das nach Ende des Zweiten Weltkriegs gezeichnete Bild des unbescholtenen Erfindergeistes
ist allerdings von der Forschung mittlerweile widerlegt worden. Mit der wissenschaftlichen
Aufarbeitung der Geschichte der Volkswagen AG im Nationalsozialismus ab den 1990er
Jahren sind auch die Rolle Ferdinand Porsches und dessen Verstrickungen in die NSWirtschaft zunehmend in den Mittelpunkt der Diskussionen gerückt.
Zu Beginn der 1930er Jahre hatten die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise der
deutschen Automobilindustrie stark zugesetzt; die Porsche GmbH litt nicht nur unter der
prekären Auftragslage, sondern musste sich gleichzeitig auch gegenüber den führenden
Auto-Herstellern behaupten. Nach der Machtergreifung Adolf Hitlers, der anlässlich der
Automobilausstellung im Februar 1933 ein umfangreiches staatliches Konjunkturprogramm
angekündigt hatte, suchte Ferdinand Porsche gezielt die Nähe zum Regime, um in
Kooperation mit der Auto Union AG (später Audi) Subventionen für die Entwicklung eines
Grand-Prix-Wagens zu erhalten. Der Erfolg dieses Rennwagens ermöglichte die
wirtschaftliche Sanierung und steigerte den Bekanntheitsgrad des Technikers, der im Verlauf
des Dritten Reiches zu Hitlers „Lieblingskonstrukteur“ avancierte.
184

Im Zusammenhang mit dessen Plänen zur Massenmotorisierung wurde Ferdinand Porsche
ab 1934 mit der millionenschwer geförderten Entwicklung eines preisgünstigen Automobils
für die breite Bevölkerung beauftragt. Obwohl sich die Arbeit am fabrikationsreifen
Prototypen des sogenannten „Kraft-durch-Freude-Wagens“ erheblich verzögerte, nutzte der
Ingenieur „die Protektion des Reichskanzlers als politischen Schutzschild“ (Pyta, S. 173f.), um
sein Unternehmen und insbesondere sich selbst als unangreifbare Größe in der NSWirtschaft zu etablieren. Mit dem „Volkswagen-Vertrag“ von 1937 erhielt Porsche
schließlich das Entwicklungsmonopol und wurde mit der Planung des VW-Werks in
Fallersleben (heute Wolfsburg) betraut; zeitgleich ließ er auf dem Gelände seines
Konstruktionsbüros in Stuttgart-Zuffenhausen eigene Produktionsanlagen errichten.
Nachdem Ferdinand Porsche bereits 1934 auf Drängen Hitlers seine tschechoslowakische
Staatsbürgerschaft zugunsten der deutschen aufgegeben hatte, trat er in die NSDAP ein und
wurde zum „Wehrwirtschaftsführer“ ernannt.
Obwohl der Konstrukteur das antisemitische und rassistische Weltbild der
Nationalsozialisten nach bisherigen Erkenntnissen nicht teilte, nutzte er jede sich ihm
bietende Entfaltungsmöglichkeit, „ohne sich an den politischen Rahmenbedingungen zu
stoßen“ (Mommsen/Grieger, S. 91). Als die Produktion des Volkswagens bei Ausbruch des
Zweiten Weltkriegs eingestellt werden musste, organisierte er als Hauptgeschäftsführer und
Aufsichtsratsmitglied der Volkswagen GmbH den Ausbau des Unternehmens zum
Rüstungsbetrieb. Unter seiner Leitung wurden ab 1940 tausende Zwangsarbeiter eingesetzt,
darunter Kriegsgefangene und KZ-Insassen, die zwischenzeitlich mehr als 70% der
Stammbelegschaft ausmachten. Diese waren in eigens für VW eingerichteten Lagern (KZ
„Arbeitsdorf“, KZ-Außenlager Laagberg) untergebracht und teilweise von Ferdinand Porsche
persönlich angefordert worden. Bis 1945 kamen neben zahlreichen Zwangsarbeitern auch
mehr als 300 Kleinkinder der firmeneigenen „Ausländerkinder-Pflegestätte“ in Rühen ums
Leben.
Für seine Verdienste um die Kriegsindustrie wurde dem Techniker 1942 ehrenhalber der
Rang eines SS-Oberführers zugestanden; 1944 honorierte das NS-Regime dessen Initiative
zur Beschäftigung von Zwangsarbeitern in unterirdischen Fertigungsstätten mit dem
„Totenkopfring des Reichsführers SS“. Darüber hinaus versorgte Porsches Engagement im
Rüstungsapparat auch sein eigenes Unternehmen mit entsprechenden Aufträgen und
ermöglichte abermals den Einsatz hunderter Zwangsarbeiter.
Kurz vor Kriegsende ließ der Konstrukteur die Werkstätten von Stuttgart nach Österreich
verlegen, geriet Ende 1945 jedoch in französische Gefangenschaft und wurde erst zwei Jahre
später auf Kaution entlassen. Trotz seiner wirtschaftspolitischen Machtstellung im Dritten
Reich und des daraus resultierenden Profits konnte Ferdinand Porsche in seinem
Entnazifizierungsverfahren einen Freispruch erreichen; eine persönliche Auseinandersetzung
mit seiner Verantwortung als „Aktivposten des Terrorregimes“ (Viehöver, S. 243) ist nicht
überliefert.

185

Kategorie: A
Begründung: exponierte Stellung im Dritten Reich / Unterstützung des NS-Regimes

Literatur
Aust, Stefan/Ammann, Thomas: Die Porsche-Saga. Eine Familiengeschichte des Automobils, Köln
2016.
Grieger, Manfred: Arbeitsdorf – Stammlager. In: Benz, Wolfgang/ Distel, Barbara (Hrsg.): Der Ort des
Terrors.
Geschichte
der
nationalsozialistischen
Konzentrationslager,
Band
7:
Niederhagen/Wewelsburg, Lublin-Majdanek, Arbeitsdorf, Herzogenbusch (Vught), Bergen-Belsen,
Mittelbau-Dora, München 2008, S. 107-130.
Historische Kommunikation der Volkswagen AG (Hrsg.): Erinnerungsstätte an die Zwangsarbeit auf
dem Gelände des Volkswagenwerks. Wolfsburg 2014.
Jansen, Christian: Zwangsarbeit für das Volkswagenwerk. Häftlingsalltag auf dem Laagberg bei
Wolfsburg, In: Ausbeutung, Vernichtung, Öffentlichkeit. Neue Studien zur nationalsozialistischen
Lagerpolitik, München 2000, S. 81–107.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am
Main 2003.
König, Wolfgang: Volkswagen – Volksempfänger - Volksgemeinschaft. „Volksprodukte“ im Dritten
Reich: Vom Scheitern einer nationalsozialistischen Konsumgesellschaft, Paderborn 2004.
Mommsen, Hans/ Grieger, Manfred: Das Volkswagenwerk und seine Arbeiter im Dritten Reich.
Düsseldorf 1996.
Müller, Peter: Ferdinand Porsche. Der Vater des Volkswagens, Graz/Stuttgart 1998.
Osteroth, Reinhard: Ferdinand Porsche. Der Pionier und seine Welt, Reinbek 2004.
Pyta, Wolfram/Havemann, Nils/Braun, Jutta: Porsche. Vom Konstruktionsbüro zur Weltmarke,
München 2017.
Viehöver, Ulrich: Ferdinand Porsche. In: Abmayr, Hermann G. (Hrsg.): Stuttgarter NS-Täter. Vom
Mitläufer bis zum Massenmörder, Stuttgart 2009. S. 239-267.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054 / Band 7
0-1-7-1941.000 / Blatt 495
186

Straßen-/Platzname: Erwin-Rommel-Straße
Datum der Benennung: 22. 09. 1966
Begründung der Benennung
Erwin Rommel wurde mit einer Straße in der Nähe der Bundeswehr-Kaserne im damaligen
Erschließungsgebiet Mörsenbroich geehrt, in dem überwiegend Angehörige der Bundeswehr
wohnten. Als Begründung dienten Rommels militärischen Fähigkeiten: „Er genoß [sic] durch
seine bewegliche und ritterliche Kampfführung, auch bei Gegnern, hohes Ansehen.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Johannes Erwin Eugen Rommel (1891-1944), Generalfeldmarschall der Wehrmacht.
Kurzbiographie/Verdienste
Erwin Rommel schlug früh eine militärische Laufbahn ein und nahm unter anderem als
Kompanieführer des Württembergischen Gebirgsbataillons am Ersten Weltkrieg teil; für
seinen Einsatz erhielt er 1917 den höchsten Tapferkeitsorden „Pour le Mérite“. Bis 1933
lehrte der Berufsoffizier an der Dresdener Infanterieschule, wurde nach der
Machtübernahme zum Major befördert und in das militärische Begleitkommando von Adolf
Hitler berufen. Während des Zweiten Weltkriegs war Rommel als Kommandant des
Führerhauptquartiers und der 7. Panzerdivision an Feldzügen in Polen und Frankreich
beteiligt. Aufgrund seiner militärischen und taktischen Führungsqualitäten wurde er 1942
zum Oberbefehlshaber der deutschen Truppen in Nordafrika ernannt, was ihm den
Beinamen „Wüstenfuchs“ einbrachte. Nach dem Anschlag auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944
geriet Rommel unter den Verdacht des Widerstands und wurde von der NS-Führung zum
Suizid gedrängt.
Nationalsozialismus
Die Frage nach der politischen und ideologischen Verortung des Wehrmachtsangehörigen
Erwin Rommel wird seit den 1970er Jahren kontrovers diskutiert und spaltet auch die
jüngste Geschichtswissenschaft. Um Rommels Verhältnis zur Widerstandsgruppe des 20. Juli
und seine Rolle während des Afrikafeldzugs ranken sich seit jeher Mythen und Spekulationen,
die bis heute nachwirken und eine Einordnung seiner Person in den historischen Kontext
erschweren. Diese Problematik wird durch die zum Teil konträren Einschätzungen führender
Experten zusätzlich verkompliziert.
Das öffentliche Bild des – vermeintlichen - Widerstandskämpfers Rommel ist eng mit der
Legende von der „sauberen Wehrmacht“ verbunden, die in den 1950er Jahren eine
Beteiligung des deutschen Heeres an NS-Verbrechen leugnete und von der Forschung
mittlerweile widerlegt wurde. Der bereits zu Lebzeiten von der NS-Propaganda als
herausragender Kriegsheld instrumentalisierte Befehlshaber avancierte in der jungen
Bundesrepublik zur positiven Leitfigur einer desillusionierten deutschen Bevölkerung, die
sämtliche Wahrnehmungen in sich vereinte: „genialer Stratege, ritterlicher Held, heroischer
Widerstandskämpfer oder nationalsozialistischer Wehrmachtsgeneral“. (Riederer, S. 571)
187

Als direkter Zeuge der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg hatte Erwin Rommel die
Revisionspolitik Adolf Hitlers und die daraus resultierende Aufrüstung begrüßt. Sein
Selbstverständnis eines unpolitischen Militärs preußischer Tradition ließ ihn die
gesellschaftlichen Auswirkungen des Nationalsozialismus ausblenden; Belege für eine
Auseinandersetzung mit den menschenverachtenden Zielen des NS-Regimes existieren nicht.
Im Gegenzug sind zahlreiche Dokumente überliefert, in denen Rommel seine glühende
Bewunderung für Hitler und dessen Staatsführung zum Ausdruck bringt. Der rasante Aufstieg
des ehrgeizigen Berufssoldaten zum „Lieblingsgeneral“ wurde nicht zuletzt vom
„Führer“ persönlich gefördert, dem Rommels militärische Erfolge und bedingungslose
Loyalität imponierten.
Nach wie vor streitet sich die historische Forschung über die Rolle des
Generalfeldmarschalls als Befehlshaber des „Deutschen Afrikakorps“ (DAK), das von 1941 bis
1943 um die Vorherrschaft in Libyen, Ägypten und Tunesien kämpfte. Durch seine
unkonventionelle und mobile Kriegsführung avancierte der „Wüstenfuchs“ sowohl in der
Heimat als auch im gegnerischen Ausland zum populärsten deutschen Heerführer. Einige
Historiker schließen eine direkte Verbindung Erwin Rommels zu Kriegsverbrechen aus und
berufen sich auf den Umstand, dass dieser mehrere Anordnungen des NS-Regimes zur
Liquidierung Kriegsgefangener ignorierte beziehungsweise nicht umsetzte. Andere
wiederum zweifeln am Bild des aufrichtigen und fairen Generals und verweisen auf den
unklaren Forschungsstand; tatsächlich hat der „Kriegsschauplatz Nordafrika“ in der
Geschichtswissenschaft bisher wenig Beachtung gefunden.
Die Diskussion um Erwin Rommels Verhältnis zur Widerstandsgruppe des 20. Juli ist als
eine der kontroversesten in die deutsche Nachkriegsgeschichte eingegangen. Fest steht, dass
der Generalfeldmarschall an der aktiven Vorbereitung und Durchführung des Anschlags nicht
beteiligt war. Die gegenwärtige Forschung diskutiert eine mögliche Mitwisserschaft, die
Rommel entweder als passiver Widerstand oder als Willensschwäche ausgelegt wird.
Vertreter beider Thesen stützen sich jedoch größtenteils auf überlieferte Dokumente und
Aussagen von Zeitzeugen, deren Authentizität bislang nicht verifiziert werden konnte.
Darüber hinaus wird spekuliert, ob Erwin Rommel möglicherweise von Widersachern
innerhalb der Wehrmacht gezielt belastet worden sein könnte.
Eine zeitnahe wissenschaftliche Klärung des „Mythos Rommel“ ist angesichts der
problematischen Quellenlage und unterschiedlichen Deutungen der Fachhistoriker nicht zu
erwarten. Während Befürworter dem General „einen festen Platz im militärischen
Widerstand“ einräumen (Lieb, S. 343) und ihn sogar als „eine der wichtigsten Figuren des
gesamten Unternehmens“ definieren (Remy, S. 279), zeichnen Kritiker das Bild eines
„gewöhnlichen Kriegsverbrechers“ (Proske, S. 218) und „opportunistischen
Karrieristen“ (Mährle, S. 237). Differenziertere Einschätzungen berücksichtigen Erwin
Rommels preußische Denk- und Verhaltensmuster und unterstellen ihm politische Naivität:
„Dem ‚Führer‘, der der gedemütigten Nation ihre Selbstachtung wiedergab, ins Verderben
gefolgt zu sein und dabei geglaubt zu haben, nichts als die Pflicht zu tun.“ (Reuth 2012, S.
275)
188

Kategorie: B
Begründung: Rolle im Widerstand unklar

Literatur
Fraser, David: Generalfeldmarschall Erwin Rommel. In: Ueberschär, Gerd (Hrsg.): Hitlers militärische
Elite. 68 Lebensläufe, Darmstadt 2015, S. 455-464.
Günter Riederer: Hitlers Krieger im Wüstensand. Zur medialen Konstruktion des militärischen Mythos
Rommel, In: Crivellari, Fabio (Hrsg.): Die Medien der Geschichte. Historizität und Medialität in
interdisziplinärer Perspektive, Konstanz 2004, S. 569–588.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am
Main 2003.
Lieb, Peter: Erwin Rommel: Widerstandskämpfer oder Nationalsozialist?, In: Vierteljahrshefte für
Zeitgeschichte, Nr. 61 (2013), S. S. 303–343.
Lieb, Peter: Krieg in Nordafrika 1940-1943. Ditzingen 2018.
Mährle, Wolfgang: Rommel, Erwin Eugen Johannes, Generalfeldmarschall (1891–1944), In: Rückert ,
Maria Magdalena (Hrsg.): Württembergische Biographien unter Einbeziehung hohenzollerischer
Persönlichkeiten. Band 2, Stuttgart 2011, S. 233–237.
Proske, Wolfgang: Erwin Rommel. Ein Nachruf, In: Proske, Wolfgang (Hrsg.): Täter, Helfer,
Trittbrettfahrer. NS-Belastete von der Ostalb, Ulm/Münster 2010, S. 189-220.
Reuth, Ralf Georg: Erwin Rommel. Das Ende einer Legende, München 2012.
Reuth, Ralf Georg: Erwin Rommel. Die Propagandaschöpfung, In: Smelser, Ronald/ Syring, Enrico
(Hrsg.): Die Militärelite des Dritten Reiches. 27 biographische Skizzen, Berlin 1997, 460–475.
Remy, Maurice Philip: Mythos Rommel. München 2002.
Sternal, Daniel: Ein Mythos wankt. Neue Kontroverse um den Wüstenfuchs Erwin Rommel,
Gerstetten 2017.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 43552

189

Straßen-/Platzname: Roseggerstraße
Datum der Benennung: 1953
Begründung der Benennung:
Anlässlich des 110. Geburtstags von Peter Rosegger bat ein Düsseldorfer Bürger im Mai 1953
um die Straßenbenennung. Der Schriftsteller habe „sich um das Deutsche Schrifttum so
verdient gemacht“ und werde „besonders in den heutigen Tagen der Deutschen Jugend so
empfohlen“.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Peter Rosegger (1843-1918), österreichischer Schriftsteller, Dichter und Journalist.
Kurzbiographie/Verdienste
Der aus einer Bergbauernfamilie stammende Rosegger absolvierte zunächst eine
Schneiderlehre, bevor sein literarisches Talent entdeckt und gefördert wurde. Mit seiner
heimatbezogenen Lyrik und seinen Dorfgeschichten (z.B. „Die Schriften des
Waldschulmeisters“), die den Kontrast zwischen bäuerlicher Lebenswelt und urbaner
Großstadt thematisieren, wurde der Schriftsteller weit über die Steiermark hinaus bekannt.
Als Gründer der Monatszeitschrift „Heimgarten“ setzte er sich außerdem mit den
gesellschaftspolitischen Themen seiner Zeit auseinander und äußerte sich beispielsweise zu
Bildungsfragen, zum Umweltschutz und zu den Auswirkungen der Landflucht.
Antisemitismus /Militarismus
Wie viele seiner literarischen Zeitgenossen ist auch Peter Rosegger von den politischideologischen Strömungen des 20. Jahrhunderts fortwährend instrumentalisiert worden.
Während seine konservativ-nationalen Ansichten und Äußerungen insbesondere im Dritten
Reich eine völkisch-nationalistische Vereinnahmung ermöglichten, wurden diese nach 1945
allmählich ausgeblendet; nach wie vor existiert das verklärte Bild des einfachen
Heimatdichters, der aufgrund seiner antimodernistischen Denkmuster zum „Propheten
heutiger Zivilisationskritik“ (Hölzl 2013, S. 24) stilisiert wird. Eine kritische
Auseinandersetzung mit Roseggers Wirkungsgeschichte begann erst in den 1980er Jahren,
ist in den letzten zwei Jahrzehnten allerdings größtenteils zum Erliegen gekommen.
Die politische Entwicklung Peter Roseggers vom Liberalen zum Konservativen ist eng mit
den Umbrüchen seiner Zeit verbunden und wissenschaftlich gut dokumentiert. Ursprünglich
Anhänger der Friedensbewegung und Vertreter eines freiheitlichen Kosmopolitismus,
empfand der Schriftsteller den wachsenden Nationalitätenkonflikt innerhalb des
habsburgischen Vielvölkerstaats am Ende des 19. Jahrhunderts als Bedrohung und wechselte
in das Lager der österreichischen Deutschnationalen, die für den Schutz des deutschen
Volkstums eintraten. In dieser Umgebung übernahm der Schriftsteller die teils radikale
Weltanschauung der Bewegung und trat öffentlich für diese ein, kritisierte allerdings die
rassistische Hetze des führenden Politikers Georg von Schönerer.
190

Mit den gesellschaftspolitischen Umwälzungen der Jahrhundertwende änderte sich auch
Peter Roseggers pazifistische Einstellung. 1891 hatte dieser noch vor einem europäischen
Konflikt gewarnt: „Ich halte die Liebe zum eigenen Volke für eine große Tugend, allein der
Nationalismus in seiner heutigen, fast tierischen Gestalt führt zu nichts Gutem. Er führt zu
dem furchtbarsten Kriege, den die Welt je gesehen.“ Beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs
stimmte der Schriftsteller allerdings in die allgemeine Kriegsbegeisterung ein und warb für
die Zeichnung von Kriegsanleihen. Darüber hinaus betätigte er sich publizistisch und
glorifizierte in zahlreichen nationalistischen Gedichten und Texten die militärische Gewalt.
Zusammen mit dem Dichter Ottokar Kernstock veröffentlichte er 1916 den Gedichtband
„Steirischer Waffensegen“: „Und nun stand, vom wilden Pochen eines ungeheuren Feindes
geweckt, die deutsche Seele plötzlich auf, ging hin wie ein junger Gott und legte ihren Leib
jauchzend auf den Opfertisch des Vaterlandes.“ Die Euphorie des Literaten wich jedoch im
Verlauf des Konflikts der Resignation, sodass er sich auf seinen Pazifismus zurückbesann:
„Das Richtigste, was man sagen kann: daß [sic] dieser Krieg ein Unding ist, auch wenn wir
siegen.“
Als widersprüchlich muss auch Peter Roseggers Verhältnis zum Judentum gelten. Für den
Schriftsteller, der als Herausgeber einer Monatszeitschrift auch jüdische Mitarbeiter
beschäftigte, repräsentierte der „vernünftigen Antisemitismus“ eine „vermeintliche Lösung
der Sinnkrise der Gegenwart“ (Wagner, S. 260), die er mit der Industrialisierung und dem
wachsenden Materialismus verband; seine Ablehnung von Moderne und Fortschritt
verknüpfte sich mit dem Stereotyp des kapitalistischen Judentums. Dementsprechend
verteidigte er einen Antisemitismus wirtschaftlichen Ursprungs, kritisierte jedoch den
Fanatismus der antisemitischen Bewegung und wurde deshalb wiederholt angegriffen: „Ihr
habt uns Vorwürfe darüber gemacht, daß [sic] wir das Judentum protegieren. Wir wollen zu
eurem Troste öffentlich sagen, daß [sic] auch wir Antisemiten sind – nur auf unsere Weise,
die den Menschen schont, aber seine Laster verfolgt.“ Allerdings sind auch deutlich
abwertende Äußerungen überliefert: „Ich habe wahrlich zu den Juden keine Meinung, ihre
durchschnittliche Artung ist gerade der meinen empfindlich scharf entgegengesetzt und ihre
nationalen und oder Rassentugenden sind nicht die unseren.“ Darüber hinaus lehnte der
Schriftsteller eine Ehrenmitgliedschaft im „Verein zur Abwehr des Antisemitismus“ ab.
Es gilt als unbestritten, dass Peter Rosegger mit seinen politischen Äußerungen und
Texten selbst zu seiner Vereinnahmung im Dritten Reich beigetragen hat. Allerdings wurden
diese von den Nationalsozialisten bewusst aus dem Kontext gerissen, um eine Verbindung
des Schriftstellers zur NS-Ideologie herzustellen. Ferner darf nicht außer Acht gelassen
werden, dass die Instrumentalisierung Roseggers maßgeblich durch dessen Sohn Hans
Ludwig gefördert wurde; als Anhänger der nationalsozialistischen Weltanschauung stilisierte
dieser seinen Vater nach dessen Ableben zum rassistischen Vorbild. Dementsprechend
müssen Roseggers Eintreten für ein starkes Deutschtum und seine ambivalente Haltung dem
Judentum gegenüber im historischen Kontext seiner Zeit beurteilt werden.

191

Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

Literatur:
Bunte, Wolfgang: Peter Rosegger und das Judentum. Altes und Neues Testament, Antisemitismus,
Judentum und Zionismus, Hildesheim 1977.
Hölzl, Wolfgang: „Als des Deutschtums kühner Streiter…“. Schlaglichter auf die Wirkungsgeschichte
Peter Roseggers von 1918 bis in die Gegenwart, In: Steiermark Landesregierung (Hrsg.): Die Kunst ist
frei, also sei es auch die Kritik. Beiträge zum Symposium Peter Rosegger 2013, Graz 2015, S. 19-75.
Hölzl, Wolfgang: „Der Großdeutsche Bekenner“. Nationale und nationalsozialistische RoseggerRezeption, Frankfurt am Main 1991.
Pail, Gerhard: Peter Rosegger – Ein trivialer Ideologe? In: Bauer, Uwe (Hrsg.): Fremd gemacht? Der
Volksschriftsteller Peter Rosegger, Wien 1988, S. 61-87.
Philippoff, Eva: Peter Rosegger - Dichter der verlorenen Scholle. Eine Biographie, Graz 1993.
Schöpfer, Gerald: Peter Rosegger. Sein Leben in Wort und Bild, Prag 2018.
Schöpfer, Gerald: Peter Rosegger. Ein Dichter und Journalist mit vielen Facetten, In: Steiermark
Landesregierung (Hrsg.): Die Kunst ist frei, also sei es auch die Kritik. Beiträge zum Symposium Peter
Rosegger 2013, Graz 2015, S. 83-123.
Schober, Wolfgang: Roseggerforschung und Roseggerkult. In: Österreich in Geschichte und Literatur,
Band 25, 1981, S. 156-167.
Wagner, Karl: Die literarische Öffentlichkeit der Provinzliteratur. Der Volksschriftsteller Peter
Rosegger, Tübingen 1991.

Quellen:
Stadtarchiv Düsseldorf

0-1-7-1939.0000 / Blatt 16
0-1-7-1936.0000 / Blatt 38
Rosegger, Peter: Krieg dem Kriege! In: Heimgarten, 16. Jg., 1891.
Rosegger, Peter/Kernstock, Ottokar (Hrsg.): Steirischer Waffensegen. Graz 1916.
Rosegger, Peter: Heimgärtners Tagebuch. In: Heimgarten, 41. Jg., 1917.
Rosegger, Peter: Offenes Schreiben an junge Antisemiten in Wien. In: Heimgarten, 8. Jg., August 1884.
Rosegger, Peter: Bekenntnisse aus meinem Weltleben. Mein Antisemitismus, In: Heimgarten, 10. Jg.,
Oktober 1885.
192

Straßen-/Platzname: Schlieffenstraße
Datum der Benennung: 19. 05. 1938
Begründung der Benennung
Die Benennung wurde vom Leiter der Landes- und Stadtbibliothek – Hermann Reuter – für
jene Stadtgebiete vorgeschlagen, in denen Straßen nach „deutschen Heerführern und
grenzlanddeutschen Orten“ benannt werden sollten.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Alfred Graf von Schlieffen (1833-1913), preußischer Generalfeldmarschall.
Kurzbiographie / Verdienste
Der Sohn eines preußischen Generalmajors trat während seines Jura-Studiums in die
preußische Armee ein und wurde 1863 zum Generalstabsoffizier befördert. Als Hauptmann
und Major nahm Schlieffen sowohl am Preußisch-Österreichischen als auch am DeutschFranzösischen Krieg teil, bevor er Mitglied des Großen Generalstabs wurde und 1891 dessen
Leitung übernahm; 1903 erfolgte die Ernennung zum Generaloberst. Für den Fall eines
Zweifrontenkriegs entwickelte der Generalstabschef 1905 eine Strategie für eine schnelle
Niederwerfung Frankreichs, die als sogenannter „Schlieffen-Plan“ in die Geschichte einging.
Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst wurde Alfred von Schlieffen 1911 für seine
Verdienste zum Generalfeldmarschall ernannt.
Militarismus / Kolonialismus
Obwohl Alfred Graf von Schlieffen erst nach der deutschen Reichsgründung Mitglied des
Großen Generalstabs wurde und somit keine kriegerische Auseinandersetzung in leitender
Funktion miterlebt hat, zählt er zu den großen Militärstrategen der Kaiserzeit. Der von ihm
zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte Aufmarschplan gegen Frankreich und dessen
vermeintlicher Einsatz im Ersten Weltkrieg wurde „von der Nachwelt entweder als
Siegesrezept glorifiziert oder als Höhepunkt des preußisch-deutschen Militarismus
verdammt.“ (Groß 2012, S. 61)
Mit dem Abschluss des Militärbündnisses zwischen Frankreich und Russland im Jahr 1894
(Französisch-Russische Allianz) geriet das Deutsche Reich aufgrund seiner geographischen
Mittellage in Bedrängnis. Um das Heer auf einen Zweifrontenkrieg vorzubereiten, entwarf
Alfred von Schlieffen einen strategisch-operativen Plan für eine schnelle Westoffensive, den
er 1905 in einer Denkschrift festhielt: Frankreich sollte mittels eines Vorstoßes preußischer
Truppen durch die neutralen Benelux-Staaten in einer umfassenden Zangenbewegung
besiegt werden, bevor im Anschluss die Verlegung sämtlicher Einheiten an die Ostfront
vorgesehen war. Im Jahr 1914 diente diese Taktik als Grundlage für den deutschen Angriff
auf Frankreich und die Verletzung der belgischen Neutralität, führte allerdings zu einem
unbeabsichtigten Stellungskrieg im Westen. Während nach Ende des Ersten Weltkriegs
Schlieffens Nachfolger im Generalstab – der jüngere Helmuth von Moltke – für die deutsche
Niederlage verantwortlich gemacht wurde und man ihm insbesondere die
193

„Verwässerung“ der Strategie seines Vorgängers vorwarf, „manifestierte sich im SchlieffenPlan der Glaube des Militärs an die Machbarkeit des kurzes Krieges.“ (Förster, S. 62)
Eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesem Mythos setzte erstmals in den
1950er Jahren ein. Die Darstellung des Schlieffen-Plans als „Anfang des deutschen
Unglücks“ (Ritter, S. 102) wurde in der historischen Forschung konstitutiv; bis in die 1990er
Jahre galt dieser als Beleg für einen aggressiven deutschen Militarismus und somit als eine
der Hauptursachen des Ersten Weltkriegs. Im Zuge eines Historikerstreits kam es zu Beginn
des 21. Jahrhunderts zu einer Neubewertung, die eine differenziertere Betrachtung nach
sich zog. Fest steht, dass sich Helmuth von Moltke im Jahr 1914 an der operativstrategischen Doktrin seines Vorgängers orientierte und dessen Grundprinzipien übernahm,
die Aufmarschpläne allerdings in zentralen Punkten veränderte; jüngere Studien empfehlen
deshalb eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen beiden Strategien. Obwohl die in der
Vergangenheit propagierte Übereinstimmung des Schlieffen-Plans mit dem militärischen
Vorgehen im Ersten Weltkrieg teilweise widerlegt wurde, gilt die Denkschrift nach wie vor als
ein Konzept, das „zukünftige Kriegsplanungen prägen sollte.“ (Mombauer, S. 96)
Als Vorgesetzter des Generalleutnants Lothar von Trotha billigte Alfred von Schlieffen im
Jahr 1904 dessen brutales Vorgehen gegen die Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika
und unterstützte den berüchtigten „Vernichtungsbefehl“, der den ersten Völkermord des 20.
Jahrhunderts auslöste: „Daß [sic] er die ganze Nation vernichten oder aus dem Land treiben
will, darin kann man ihm beistimmen. […] Der entbrannte Rassenkampf ist nur durch die
Vernichtung oder vollständige Knechtung der einen Partei abzuschließen.“ Da sich beide
„Strategien“ als nicht durchführbar erwiesen, empfahl Schlieffen letztendlich die Aufhebung
des „Vernichtungsbefehls“, um eine Verlängerung des Kolonialkriegs zu vermeiden.

Kategorie: A
Begründung: aggressiver Militarismus / aggressiver Kolonialismus

194

Literatur
Förster, Stig: Der deutsche Generalstab und die Illusion des kurzen Krieges 1871–1914. Metakritik
eines Mythos, In: Militärgeschichtliche Mitteilungen, Nr. 54, 1995, S. 61–95.
Groß, Gerhard P.: There was a Schlieffenplan – Neue Quellen. In: Ehlert, Hans/Epgenhans,
Michael/Groß, Gerhard P. (Hrsg.): Der Schlieffen-Plan. Analysen und Dokumente, Paderborn 2006, S.
117-160.
Groß, Gerhard P.: Mythos und Wirklichkeit. Geschichte des operativen Denkens im deutschen Heer
von Moltke d. Ä. bis Heusinger, Paderborn 2012.
Mombauer, Annika: Der Moltkeplan. Modifikation des Schlieffenplans bei gleichen Zielen? In: Ehlert,
Hans/Epgenhans, Michael/Groß, Gerhard P. (Hrsg.): Der Schlieffen-Plan. Analysen und Dokumente,
Paderborn 2006, S. 79-99.
Pantenius, Wilhelm Hartmut: Alfred Graf von Schlieffen. Stratege zwischen Befreiungskriegen und
Stahlgewittern, Leipzig 2016.
Ritter, Gerhard: Der Schlieffenplan. Kritik eines Mythos, Mit erstmaliger Veröffentlichung der Texte
und 6 Kartenskizzen, München 1956.
Sobich, Frank Oliver: „Schwarze Bestien, rote Gefahr“. Rassismus und Antisozialismus im deutschen
Kaiserreich, Frankfurt am Main 2006.
Zuber, Terence: Der Mythos vom Schlieffenplan. In: Ehlert, Hans/Epgenhans, Michael/Groß, Gerhard
P. (Hrsg.): Der Schlieffen-Plan. Analysen und Dokumente, Paderborn 2006, S. 45-78.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-4-15919 (5)

195

Straßen-/Platzname: Wilhelm-Schmidtbonn-Straße
Datum der Benennung: 11. 06. 1963
Begründung der Benennung
„In seinem erzählerischen, dramatischen und lyrischen Schaffen finden sich neben der z.T.
autobiographischen Deutung seiner rheinischen Heimat phantastische und exotische Züge
aus der Welt der Märchen, Sagen und Legenden.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Wilhelm Schmidt(bonn) (1876-1952), deutscher Schriftsteller und Dramatiker.
Kurzbiographie / Verdienste
Der gebürtige Rheinländer arbeitete nach dem Besuch des Kölner Konservatoriums zunächst
als Buchhändler und widmete sich verschiedenen Studien, bevor er durch die Aufführung
seines Dramas „Mutter Landstraße“ im Jahr 1904 regionale Bekanntheit erlangte. In den
folgenden Jahren war Schmidtbonn zeitweilig als Dramaturg unter Louise Dumont und
Gustav Lindemann am Düsseldorfer Schauspielhaus beschäftigt und berichtete im Ersten
Weltkrieg von der Front in Serbien. 1926 wurde der Schriftsteller Mitglied im „Bund
Rheinischer Dichter“. In Schmidtbonns Erzählungen kommt seine Heimatverbundenheit zum
Ausdruck; die rheinische Natur bildet den zentralen Schauplatz seiner Geschichten. Zu
seinen bekanntesten Werken zählen der Roman „Der Dreieckige Marktplatz“ sowie das
Drama „Anna Brand“.
Militarismus / Nationalsozialismus / Antisemitismus
Obwohl Wilhelm Schmidtbonn „von etwa 1900 bis in die 1930er Jahre zu den viel gelesenen
und erfolgreichen Schriftstellern und Bühnenautoren Deutschlands“ gehörte (Heckes, S. 234),
ist er in der Literaturwissenschaft weitestgehend in Vergessenheit geraten. Während seine
Werke weder antisemitische noch rassistische Tendenzen aufweisen, ließ sich der Autor im
Dritten Reich vereinnahmen und trat öffentlich als Vertreter des NS-Kulturbetriebs in
Erscheinung.
Im Ersten Weltkrieg hatte Wilhelm Schmidtbonn als Kriegsberichterstatter in Frankreich
und Serbien gearbeitet; sein im Jahr 1914 publiziertes „Kriegsvorspiel für die Bühne“ enthält
durchaus nationalistische Passagen: „[…] neidisches England, du bist der Urfeind. Wir lassen
nicht von dir, bis du erwürgt hinfällst […].“
Aufgrund gesundheitlicher Beschwerden war der Schriftsteller bereits Ende der 1920er
Jahre in die Schweiz gezogen, verfolgte die politischen Vorgänge in Deutschland aber sehr
genau. Er begrüßte 1933 die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten, denen er
Sympathien entgegenbrachte: „Wir hörten alle Hitler-Reden und haben oft Tränen in den
Augen vor Heimweh. Auch wir glauben an den Nationalsozialismus […].“ Schmidtbonn wurde
in den „Reichsausschuss für Volksschauspiel“ berufen und in die neu gegründete „Deutsche
Akademie der Dichtung“ an der Preußischen Akademie der Künste aufgenommen; im selben
Jahr unterschrieb er eine Loyalitätserklärung an die NS-Führung und unterstützte den Aufruf
196

der Akademie zum Austritt Deutschlands aus dem Völkerbund. Darüber hinaus trat er in eine
Schweizer NSDAP-Ortsgruppe ein.
Obwohl Schmidtbonns Stücke im Dritten Reich nur vereinzelt auf Interesse stießen,
wertete das NS-Regime sein Schaffen als „positiv“ und zeichnete den Literaten entsprechend
aus; 1936 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Bonn verliehen, 1941 erhielt er
den „Rheinischen Literaturpreis“. In seiner Dankesrede begrüßte der Schriftsteller das „durch
den Führer geeinte Großdeutschland“ und bezeichnete Adolf Hitler als „Sinnbild des
deutschen Menschen: kühn, willensstark, gütig.“ Angesichts seiner schweren Erkrankung und
der daraus resultierenden finanziellen Notlage bat Schmidtbonn das NS-Regime wiederholt
um Unterstützung, sodass die Preußische Akademie der Künste ihm nicht nur einen
jährlichen Ehrensold gewährte, sondern ab 1934 auch eine monatliche „Werkhilfe“ zahlte
und anlässlich seines 60. Geburtstags eine Ehrengabe vom 3000 Reichsmark übermittelte.
Ungeachtet der Tatsache, dass Wilhelm Schmidtbonn noch 1928 seine Bereitschaft zum
Eintritt in den Ehrenausschuss für ein geplantes Heinrich-Heine-Denkmal erklärt hatte,
äußerte er sich in den 1930er Jahren antisemitisch. So beschwerte er sich 1933
beispielsweise über Emigranten in seinem Schweizer Domizil: „In das frühere kleine und
einsame Dorf […] sind schon seit zwei Jahren zahlreiche jüdische Millionäre eingebrochen, die
sich hier wahre Schlösser gebaut haben von deutschem Geld und den ganzen Ort verdorben,
verteuert und ekelhaft gemacht.“ Darüber hinaus bezeichnete der Schriftsteller 1934 das
Interesse des „Jüdischen Theaters“ in Berlin an einem seiner Stücke als „seelischen Schmerz“.
Nach Kriegsende wurde Wilhelm Schmidtbonn dank eines Entlastungszeugnisses des
Kölner Oberbürgermeisters (Hermann Pünder oder Ernst Schwering) vollständig
entnazifiziert und von der Spruchkammer als „unbelastet“ eingestuft.

Kategorie: A
Begründung: Antisemitismus / Unterstützung des NS-Regimes

197

Literatur
Brenner, Hildegard: Ende einer bürgerlichen Kunst-Institution. Die politische Formierung der
Preußischen Akademie der Künste ab 1933, Stuttgart 1972.
Cepl-Kaufmann, Gertrude: Wilhelm Schmidtbonn (1876-1952). In: Kortländer, Bernd (Hrsg.): Literatur
von nebenan. 60 Portraits von Autoren aus dem Gebiet des heutigen Nordrhein-Westfalen, Bielefeld
1995, S. 311-317.
Heckes, Pia: Von der Notwendigkeit, die Welt sozial zu erneuern. Wilhelm Schmidtbonn und der
‚Magier von Köln’ – die Albertuslegende, ein literarisches Vermächtnis, In: Bonner Geschichtsblätter .
Band 55/56, 2002, S. 234–256.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Volz, Ellen: Der Dichter Wilhelm Schmidtbonn lebte 14 Jahre in Bad Godesberg. In: Godesberger
Heimatblätter. Band 56, 2019, S. 97-

Quellen
Schmidtbonn, Wilhelm: 1914 - Ein Kriegsvorspiel für die Bühne. In: Das literarische Echo. Nr. 17, 1914,
S. 151-158.
Schmidtbonn, Wilhelm: Wirkung und Gewalt in der Heimat. Die Rede Wilhelm Schmidtbonns zur
Verleihung des Rheinischen Literaturpreises 1941, In: Kölnische Zeitung. 9. Dezember 1941.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 18025 / 2
Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland
NW 1049 / 18775
Bundesarchiv Berlin
BArch NS 15 / 253 / Blatt 131
Akademie der Künste
PrAdK 0875 / Blatt 19
PrAdK 0855
PrAdK 1104 / Blätter 194-196
PrAdK 1114
PrAdK 0809 / Blätter 70-71
PrAdK 0831
PrAdK 0856
Stadtarchiv Bonn
SN 147 / VI / 15
SN 147 / 1704
SN 147 / 1770-137
SN 147 / 1770-138
198

Straßen-/Platzname: Sedanstraße
Datum der Benennung: 26. 03. 1872
Begründung der Benennung: unbekannt
Im Jahr 1950 richtete sich das „Bildungswerk Europa“ an den Oberbürgermeister und warb
darum, „Straßenbezeichnungen, die alltäglich an die Zeit der europäischen Zersplitterung
erinnern“, zu ersetzen. Ein solcher Schritt stelle „einen Beitrag zur Überwindung
geschichtlicher Reminiszenzen“ dar, die einer europäischen Verständigung entgegenstünden.
Historischer Hintergrund
Die Schlacht von Sedan am 1. und 2. September 1870 markierte einen entscheidenden
Wendepunkt in der Geschichte des Deutsch-Französischen Krieges. Mit dem Sieg der
preußischen Armee endete die napoleonische Kaiserherrschaft; wenige Tage später wurde in
Frankreich die Dritte Republik ausgerufen. Zum Gedenken an diesen militärischen Erfolg
wurden nach der Gründung des Deutschen Reiches im Januar 1871 alljährlich der
sogenannte „Sedantag“ gefeiert und zahlreiche Denkmäler errichtet.
Militarismus
Die Schlacht von Sedan ist als Gründungsmoment des Deutschen Reiches in die
Erinnerungskultur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts eingegangen und „gehörte zum
selbstverständlichen Repertoire der [nationalen] Selbstvergewisserung“ (Kroener, S. 400).
Dabei verschmolzen die vermeintliche „Entscheidungsschlacht“ und die Reichsgründung zu
einem einheitlichen Mythos, der die ursprüngliche Geschichte des Deutsch-Französischen
Krieges weitestgehend überlagerte und die historische Wahrnehmung der Deutschen über
Generationen prägte.
Nur wenige Wochen nach Beginn der militärischen Auseinandersetzung hatten die
Heeresverbände der Norddeutschen Bundes unter der Führung Preußens einen Großteil der
französischen Armee zwischen der Festung von Sedan und der belgischen Grenze
einschließen und zur Kapitulation bewegen können. Die Nachricht von der Gefangennahme
Kaiser Napoleons III. löste spontane Siegesfeiern aus, drängten sich doch Analogien zur
berühmten „Schlacht bei Waterloo“ auf, in der alliierte preußische und britische Truppen im
Jahr 1815 die Kaiserherrschaft Napoleons I. beendet hatten. Mehr als ein halbes Jahrhundert
später blendete diese „Vision eines mit der Festsetzung des französischen Monarchen
besiegelten militärischen Erfolgs“ (Vogel, S. 203) allerdings die Tatsache aus, dass die
Niederlage des napoleonischen Heeres bei Sedan keinesfalls den Schlussakt des Konflikts
darstellte. Nach dem Sturz der Monarchie leisteten französische Truppen der Dritten
Republik weiterhin militärischen Widerstand, bevor Paris im Januar 1871 endgültig
kapitulierte und das Elsass sowas Teile Lothringens abtreten musste.
Im Bestreben, sowohl der siegreichen Schlacht von Sedan als auch der durch die
Reichsgründung gefundenen nationalen Einheit ein gemeinsames Andenken zu widmen,
199

wurden nach Kriegsende alljährliche „Sedanfeiern“ organisiert; mit der Einführung eines
Erinnerungstags
am
2.
September
etablierte
sich
das
Bild
der
„Entscheidungsschlacht“ schließlich im historischen Gedächtnis der Deutschen. Die von
Reichskanzler Otto von Bismarck über Monate mit den süddeutschen Staaten geführten
Verhandlungen über einen Beitritt zum Norddeutschen Bund („Novemberverträge“) traten
dabei in den Hintergrund.
Darüber hinaus gerieten auch die Vorgeschichte des Deutsch-Französischen Krieges und
dessen Wirklichkeit in Vergessenheit. Um eine preußische Vormachtstellung in Europa
realisieren und die deutsche Kleinstaaterei beenden zu können, hatte Otto von Bismarck den
Konflikt absichtlich initiiert und Paris mit der sogenannten „Emser Depesche“ zu einer
Kriegserklärung verleitet: der deutsche Sieg „fand seine moralische Rechtfertigung in dem
öffentlich wirksam vorgetragenen Vorwurf, Frankreich habe diesen Krieg provoziert, um die
nationale Einigung der Deutschen zu verhindern.“ (Kroener, S. 408) Ferner markierte die
Schlacht von Sedan angesichts des massenhaften Artillerieeinsatzes und der deutschen
Kriegsverbrechen einen „Wendepunkt in der Militärgeschichte“ (Lorenzen, S. 156); beim
Angriff auf das Dorf Bazeilles am Morgen des 1. September 1870 waren Dutzende Zivilisten
und Soldaten getötet worden, die sich bereits ergeben hatten.
Nach der Jahrhundertwende nahm das Interesse am „Sedankult“ stetig ab, entsprach
doch dessen monarchistische Prägung nicht mehr dem Selbstverständnis der
aufkommenden nationalistischen Bewegungen. „Gehalten hat sich demgegenüber bis in die
historische Forschung hinein die Chiffre vom <Sedantag> als Ausdruck für den im Kaiserreich
herrschenden ‚Zeitgeist‘ […].“ (Vogel, S. 217)

Kategorie: B
Begründung: historischer Hintergrund verlangt weiterführende Erläuterungen

200

Literatur
Faber, Peter: Bismarcks Reichsgründung. Diplomatie und Staatskunst 1862-1871, Gilching 2015.
Kroener, Bernhard R.: Schlachtenmythen als Bestandteil einer politisch instrumentalisierten
kollektiven Erinnerungskultur am Beispiel von Leuthen, Sedan und Stalingrad. In: Altrichter,
Helmut/Herbers, Klaus/Neuhaus, Helmut (Hrsg.): Mythen in der Geschichte. Freiburg im Breisgau
2004, S. 397-418.
Lorenzen, Jan N.: Die großen Schlachten. Menschen, Mythen, Schicksale, Frankfurt am Main 2006.
Schellack, Fritz: Nationalfeiertage in Deutschland von 1871 bis 1945. Frankfurt am Main 1990.
Schneider, Ute: Einheit ohne Einigkeit. Der Sedantag im Kaiserreich, In: Behrenbeck,
Sabine/Nützenadel, Alexander (Hrsg.): Inszenierungen des Nationalstaats. Politische Feiern in Italien
und Deutschland seit 1860/71, Köln 2000, S. 27-44.
Schneider, Ute: Nationalfeste ohne politisches Zeremoniell? Der Sedantag (2. September) und die
Erinnerung an die Befreiungskriege (18. Oktober) im Kaiserreich, In: Biefang, A./Epkenhans,
Michael/Tenfelde, K. (Hrsg.): Das politische Zeremoniell im deutschen Kaiserreich 1871-1918. Berlin
2008, S. 163-187.
Showalter, Dennis E.: Das Gesicht des modernen Krieges. Sedan, 1. und 2. September 1870, In: Förster,
Stig/Pöhlmann, Markus/ Walter, Dierk (Hrsg.): Die Schachten der Weltgeschichte. Von Salamis bis
Sinai, München 2002, S. 231f-247.
Vogel, Jakob: 2. September 1870. Der Tag von Sedan, In: Francois, Étienne/Puschner, Uwe (Hrsg.):
Erinnerungstage. Wendepunkte der Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart, München 2010, S.
201-218.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054/ Band 1

201

Straßen-/Platzname: Hans-Christoph-Seebohm-Straße
Datum der Benennung: 22.01.1980
Begründung der Benennung
Die Straßenbenennung wurde von der CDU-Ratsfraktion vorgeschlagen.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Hans-Christoph Seebohm (1903-1967), deutscher Politiker und Ingenieur; Bundesminister
für Verkehr (1949-1966) und Vizekanzler der BRD (1966).
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Studium der Bergbau- und Ingenieurswissenschaften und der anschließenden
Promotion war Hans-Christoph Seebohm ab 1933 in leitender Funktion in verschiedenen
Bergbauunternehmen tätig. Nach Kriegsende wurde er Mitglied der Deutschen Partei (DP);
bis 1948 gehörte der Ingenieur der niedersächsischen Landesregierung an. Als
Bundesminister für Verkehr unter Konrad Adenauer und Ludwig Erhard gehörte Seebohm zu
den Initiatoren der Europäischen Verkehrsministerkonferenz, etablierte die Bundesämter für
Kraft- und Luftfahrt und setzte sich für eine Neuregelung der Straßenverkehrs-ZulassungsOrdnung ein (Seebohm‘sche Gesetze). Darüber hinaus engagierte er sich für den
Vertriebenenverband der Sudetendeutschen. Nachdem Seebohm 1960 in die CDU
übergetreten war, wurde er
Vorsitzender des Landesverbands Hannover und
Bundesschatzmeister der Partei.
Nationalsozialismus / Rechtsextremismus
Hans-Christoph Seebohm hat sich in besonderem Maße um die Modernisierung der
deutschen Verkehrssysteme in der Nachkriegszeit verdient gemacht und zählte „aus der
Sicht von Experten zu den kompetentesten Fachministern der ersten beiden Jahrzehnte der
Bundesrepublik.“ (Lange, S. 236) Gleichzeitig galt das Regierungsmitglied innen- und
außenpolitisch als umstritten; Seebohms kontroverse und teils revisionistische Äußerungen
führten wiederholt zu öffentlichen Diskussionen um seine Person. Von der historischen
Forschung
bislang
vernachlässigt,
werden
das
Wirken
des
ehemaligen
Bundesverkehrsministers und seine Nähe zum NS-Regime seit 2017 vom Institut für
Zeitgeschichte umfassend aufgearbeitet.
Nachdem im Zuge des „Münchener Abkommens“ 1938 das Sudetengebiet an das
Deutsche Reich abgetreten worden war, erfolgte die Zerschlagung und Umstrukturierung der
regionalen Montanindustrie. Von diesen Maßnahmen profitierte die Industriellenfamilie
Seebohm, die als privater Investor Großaktionär der neu gegründeten „Egerländer Bergbau
AG“ wurde und somit „arisiertes“ Eigentum übernahm. Obwohl die Rolle Hans-Christoph
Seebohms in diesen Vorgängen nicht abschließend geklärt ist, legen überlieferte Dokumente
nahe, dass der spätere Bundesverkehrsminister „die Erhöhung seiner Anteile zu Lasten der
jüdischen Anteilseigner zumindest billigte, wenn nicht aktiv betrieb.“ (Packheiser, S. 99)
Darüber hinaus existieren auch über Seebohms leitende Tätigkeiten in verschiedenen
202

Unternehmen zwischen 1933 und 1945 nur spärliche Informationen. Fest steht, dass er 1934
sowohl in die „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF, Organisation für Arbeitnehmer und -geber) als
auch in den „Nationalsozialistischen Bund Deutscher Technik“ (NSBDT) eintrat und während
des Zweiten Weltkriegs als „unabkömmlich“ vom Militärdienst zurückgestellt wurde. In
seinem Entnazifizierungsverfahren räumte der sudetendeutsche Industrielle Finanzspenden
an das Hitler-Regime ein, stritt aber den Erwerb von jüdischem Besitz ab und behauptete,
aufgrund seiner „politischen Unzuverlässigkeit“ seit 1943 unter Beobachtung der Gestapo
gestanden zu haben. Die zuständigen Ausschüsse stuften ihn daraufhin als vom
Entnazifizierungsrecht nicht betroffen ein.
Nach Kriegsende schloss sich Hans-Christoph Seebohm der rechtskonservativen
„Deutschen Partei“ (DP) an, die nicht nur die Politik der Entnazifizierung ablehnte und die
Kriegsschuld der Deutschen leugnete, sondern auch den formalen Fortbestand des
Deutschen Reiches propagierte und ehemaligen Nationalsozialisten eine politische Heimat
bot. Als Mitglied des Parlamentarischen Rates unterstützte Seebohm Ende der 1940er Jahre
Bestrebungen zur Abschaffung der Todesstrafe, um die Vollstreckung alliierter Todesurteile
zu verhindern: „Vom weltanschaulichen Gesichtspunkt aus ist es insbesondere nach den
Erlebnissen der letzten Jahre, nicht nur der Zeit bis 1945, sondern auch der Zeit seit 1945,
eine unbedingte Notwendigkeit […].“ Obwohl er zu den „Vätern des Grundgesetzes“ zählte,
lehnte Seebohm dessen Inhalt in Teilen ab; die DP hatte sich mit ihren Forderungen nach
extrem förderalistischen Strukturen und der Verankerung des Eltern- und Heimatrechts in
der Verfassung nicht durchsetzen können. 1949 zog der Politiker in den deutschen
Bundestag ein und bekleidete bis 1966 durchgängig das Amt des Bundesverkehrsministers.
Ab 1950 setzte sich Hans-Christoph Seebohm als Vorstandsmitglied und später auch als
Sprecher der „Sudetendeutschen Landsmannschaft“ zusätzlich für die Interessen der nach
1945 vertriebenen Sudetendeutschen ein. In seinen skandalträchtigen Sonntagsreden stellte
der „revisionistische Hardliner“ (Margalit, S. 36) die Grenzen in Osteuropa infrage, erklärte
das Sudetenland zu deutschem Territorium und äußerte sich positiv über Symbole des
Nationalsozialismus: „Wir neigen uns in Ehrfurcht vor allen deutschen Menschen, die ihr
Leben für ihr Vaterland geopfert haben und vor jedem deutschen Symbol, unter dem sie sich
opferten.“ Seebohms radikale Äußerungen erregten auch im Ausland großes Aufsehen und
brachten die deutsche Regierung nicht selten in Bedrängnis; insbesondere die Alliierten
forderten wiederholt den Rücktritt des Bundesverkehrsministers. So erreichte Konrad
Adenauer im Mai 1950 beispielsweise die Beschwerde eines britischen Hochkommissars,
nachdem Seebohm die Beteiligung der britischen Besatzung an der Einführung des
Grundgesetzes öffentlich angeprangert hatte. Trotz dieser Provokationen hielten der erste
Bundekanzler und sein Nachfolger Ludwig Erhard an ihrem Minister fest, erleichterte dessen
Kabinettsmitgliedschaft doch die politische Integration des rechtsnationalen Lagers.
Nach dem Scheitern der Gespräche über eine engere Kooperation mit der CDU trat HansChristoph Seebohm zusammen mit anderen DP-Abgeordneten 1960 schließlich den
Christdemokraten bei.

203

Kategorie: A
Begründung: Nähe zum Rechtsextremismus / Profiteur im Dritten Reich

Literatur
Glienke, Stephan A.: Die NS-Vergangenheit späterer niedersächsischer Landtagsabgeordneter.
Abschlussbericht zu einem Projekt der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen im
Auftrag des Niedersächsischen Landtages, Hannover 2012.
Lange, Eberhard H. M.: Wegbereiter der Bundesrepublik. Die Abgeordneten des Parlamentarischen
Rates, Neunzehn historische Biografien, Brühl 1999.
Lausberg, Michael: Die extreme Rechte in Nordrhein-Westfalen 1946-1971. Aachen 2011.
Margalit, Gilad: Hans-Christoph Seebohm und sein Versuch zur Universalisierung des
Vertriebenenproblems in der Nachkriegszeit. In: Stickler, Matthias (Hrsg.): Jenseits von Aufrechnung
und Verdrängung. Neue Forschungen zu Flucht, Vertreibung und Vertriebenenintegration, Stuttgart
2014, S. 35-44.
Meyn, Hermann: Die Deutsche Partei. Entwicklung und Problematik einer national-konservativen
Rechtspartei nach 1945, Düsseldorf 1966.
Nathusius, Ingo: Am rechten Rande der Union. Der Weg der Deutschen Partei bis 1953, Mainz 1992.
Packheiser, Christian: Aufarbeitung der Geschichte des Bundesverkehrsministeriums (BMV) und des
Ministeriums für Verkehrswesen (MfV) der DDR hinsichtlich Kontinuitäten und Transformationen zur
Zeit des Nationalsozialismus. Vorstudie des Instituts für Zeitgeschichte, München/Berlin 2018.
Wixforth, Harald: Die Expansion der Dresdener Bank in Europa. München 2006.

204

Quellen
Seebohm, Hans-Christoph: 3 Vorträge. Das Recht auf Heimat, Die Kasseler Rede, Verkehrspolitische
Probleme in europäischer Sicht, 1952.
Küsters, Hanns Jürgen/Tessmer, Carsten: Dokumente zur Deutschlandpolitik. II. Reihe, Band 3, 1.
Januar bis 31. Dezember 1950, Unveröffentlichte Dokumente, München 1997.
Der Parlamentarische Rat 1948-1949. Akten und Protokolle. Band 14, Hauptausschuss, Teilband II,
München 2009.
Der Parlamentarische Rat 1948-1949. Akten und Protokolle. Band 9, Plenum, München 1996.
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-2121.0000
Bundesarchiv Berlin
BArch R 3101 / 31022
BArch R 3101 / 30512
Bundesarchiv Koblenz
B 136 / 6796
Landarchiv NRW – Abteilung Rheinland
NW 1097 / 20472

205

Straßen-/Platzname: Speckmannweg
Datum der Benennung: 16. 08. 1937
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Diedrich Wilhelm Gotthilf
Heimatschriftsteller.

Speckmann

(1872-1938),

deutscher

Pastor

und

Kurzbiographie / Verdienste
Nach einem Studium der Theologie übernahm Diedrich Speckmann zunächst eine Pfarrstelle
in Grasberg, bevor er sich 1910 in Fischerhude niederließ, um sich ganz der Schriftstellerei zu
widmen. In seinen Romanen und Erzählungen (z.B. „Heidenhof Lohe“, „Heidjers Heimkehr“)
steht die Heimatverbundenheit im Vordergrund; Bauerntum, dörfliches Leben und die
Lebenskonflikte der einfachen Leute spielen eine besondere Rolle. Im Ersten Weltkrieg
diente der fast fünfzigjährige Speckmann als Soldat und verfasste Kriegstagebücher, die 2005
veröffentlicht wurden.
Nationalsozialismus
Diedrich Speckmann gehört zu den zahlreichen deutschen Lokalschriftstellern, die sich im
Dritten Reich anpassten, politisch allerdings nicht sonderlich in Erscheinung traten.
Ungeachtet fehlender antisemitischer oder rassistischer Inhalte entsprachen seine
heimatbezogenen Romane und Erzählungen - mehrheitlich in der Zeit des Kaiserreichs und
der Weimarer Republik entstanden - durchaus der nationalsozialistischen „Blut-und-BodenLiteratur“ und ließen sich dementsprechend ideologisch vereinnahmen.
Im Ersten Weltkrieg diente Speckmann zunächst beim Landsturm und in einem InfanterieRegiment, bevor er aufgrund einer Verletzung in die belgische Etappe versetzt wurde. In
seinen Tagebüchern brachte er anfangs seine Hoffnungen auf einen deutschen Endsieg zum
Ausdruck, äußerte mit zunehmender Dauer der militärischen Auseinandersetzung allerdings
den Wunsch nach Frieden und beklagte das „Kriegselend“ der Zivilbevölkerung.
Der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten stand Diedrich Speckmann skeptisch
gegenüber; in einem seiner Briefe aus dem Mai 1933 heißt es: „Man traut sich in diesen
Zeiten nicht recht vom Hause fort. Ein Hakenkreuz an meinem Wägelchen anzubringen kann
ich mich nicht entschließen […].“ Dennoch trat der Literat im selben Jahr dem
„Reichsverband Deutscher Schriftsteller“ bei, der als Zwangsorganisation später in die
Reichsschrifttumskammer integriert wurde, und unterzeichnete das „Gelöbnis treuester
Gefolgschaft“ für Adolf Hitler. Neben seinen Romanen, die als „vorzügliche und preiswerte
Volks- und Heimatkunde-Literatur“ sogar für den Schulunterricht empfohlen wurden,
publizierte Speckmann auch in NS-Zeitschriften und Zeitungen, so zum Beispiel anlässlich des
70. Geburtstags seines völkischen Kollegen Gustav Frenssen. Obwohl er selbst nicht in die
NSDAP eintrat, war der Schriftsteller auf Parteiveranstaltungen seines Heimatortes zugegen
und wurde für sein kulturelles Engagement gewürdigt: „Der Ausrichtung
206

nationalsozialistischen Kulturschaffens ist D. Speckmann ein überzeugter, einflußreicher [sic]
Anwalt geworden, so daß [sic] gerade in Fischerhude Begriffe wie Volkstum und Heimat
sinnvoll mit echtem Leben erfüllt werden konnten.“ Darüber hinaus begrüßte der Autor die
vom NS-Regime angestrebte Stärkung des Bauernstandes sowie die Pflege der
Volksgemeinschaft.
Nach seinem Ableben im Jahr 1938 beantragte die Ehefrau Diedrich Speckmanns eine
Mitgliedschaft in der Reichsschrifttumskammer, um seine Werke weiterhin verkaufen zu
können. Der Roman „Ehler Wittkopp und sei Geheimnis“ aus dem Jahr 1935, in dem sich der
Protagonist einer „jungen Partei“ zuwendet, „die sämtliche alten Parteien überflüssig zu
machen“ verspricht, wurde nach Kriegsende in der sowjetischen Besatzungszone auf die
sogenannte „Liste der auszusondernden Literatur“ gesetzt.
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

207

Literatur
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Schulz, Kurd: Speckmann, Diedrich. In: Bremische Biographie 1912-1969. Bremen 1969, S. 490-491.
Fitschen, Ludwig: Diedrich Speckmann. In: Niedersächsische Lebensbilder. Band 3, Sonderdruck,
Hildesheim 1957, S. 308-318.

Quellen
Achimer Kreisblatt vom 13. Februar 1937.
Mielke, Leo (Hrsg.): Kriegstagebücher des Heidedichters Diedrich Speckmann 1915-1918.
Hermannsburg 2005.
Speckmann, Diedrich: Ehler Wittkopp und sein Geheimnis. Berlin 1935.
Speckmann, Diedrich: Der Dichter der Getreuen. Zu Gustav Frenssens 70. Geburtstag, In: Berliner
Lokal-Anzeiger, 19. Oktober 1933, Unterhaltungsbeilage.
Deutsche Verwaltung für Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone: Liste der
auszusondernden Literatur. Zweiter Nachtrag, Berlin 1948.
Bundesarchiv Berlin
BArch R 9361 V/33980
Heimatverbund Fischerhude-Quelkhorn – Archiv
Nachlass Speckmann / Karton 1 / Brief vom 19. Mai 1933
Nachlass Speckmann / Karton 1 / Schriftverkehr mit dem Paul-Franke-Verlag
Nachlass Speckmann / Karton 1 / verschiedene Zeitschriftenbeiträge und Zeitungsartikel

208

Straßen-/Platzname: Oswald-Spengler-Straße
Datum der Benennung: 16. 10. 1956
Begründung der Benennung
Der Vorschlag zur Straßenbenennung erfolgte auf Beschluss des Bauausschusses: „Die Straße
liegt in einem Bezirk, dessen Straßen nach deutschen Dichtern, Schriftstellern, Historikern
usw. benannt werden.“
„[Spenglers] Hauptwerke sind: Der Untergang des Abendlandes und Umrisse einer
Morphologie der Weltgeschichte.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Oswald Arnold Gottfried Spengler (1880-1936), deutscher Philosoph, Kulturhistoriker und
Schriftsteller.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Studium der Naturwissenschaften, Mathematik und Philosophie und der
anschließenden Promotion arbeitete Oswald Spengler zunächst als Gymnasiallehrer, bevor
er sich ganz der Schriftstellerei widmete. Als Anhänger der Kulturkritik Friedrich Nietzsches
befasste er sich in seinen philosophischen und politischen Schriften mit dem vermeintlichen
Verfall der europäischen Moderne und deutete zivilisatorische Errungenschaften
(Demokratie, Technik, etc.) als Symbole des bevorstehenden kulturellen Niedergangs. Mit
seinem umstrittenen Monumentalwerk „Der Untergang des Abendlandes“ erlangte Spengler
internationale Bekanntheit.
Faschismus / Antisemitismus
„An keinem Denker der Deutschen scheiden sich die Geister so sehr wie an Oswald Spengler,
dem Philosophen des Schicksals.“ (Falck, S. 9) Der in der Weimarer Republik ebenso verehrte
wie umstrittene und im Dritten Reich als ideologischer Spalter gemiedene Kulturhistoriker
polarisiert auch im 21. Jahrhundert; während sich die Kritiker an Spenglers
antidemokratischer und antiliberaler Geisteshaltung stoßen und diesen zu einem geistigen
Wegbereiter des Nationalsozialismus stilisieren, regen Befürworter eine historisch und
sozialpolitisch unabhängige Betrachtung seiner Theorien an, um deren kulturphilosophische
Bedeutung untersuchen zu können.
Oswald Spenglers Hauptwerk „Der Untergang des Abendlandes“ zählt zu den wohl
bekanntesten und meist diskutierten Schriften des 20. Jahrhunderts. Die darin propagierte
„Lebenszyklustheorie“ der Hochkulturen basiert auf biologischen Analogien und folgt
entsprechenden Gesetzmäßigkeiten: Jede der von Spengler definierten Kulturen durchläuft
in ihrer auf 1000 Jahre datierten Lebensdauer bestimmte Phasen (Aufstieg, Blütezeit, Zerfall),
bevor sie von einer neu entstehenden abgelöst wird und der Kreislauf ein weiteres Mal
beginnt. Diese Auffassung widerspricht dem Fortschrittsgedanken der linearen
Geschichtsschreibung, die von einer stetigen Weiterentwicklung der Menschheitsgeschichte
ausgeht; zeitgenössische Intellektuelle lehnten Spenglers Geschichtsmorphologie
209

dementsprechend als unwissenschaftlich ab. Indes stieß deren Veröffentlichung im Jahr
1918 in der deutschen Bevölkerung auf große Resonanz, lieferte die These vom Untergang
der abendländischen Kultur doch eine vermeintliche Erklärung für die Niederlage im Ersten
Weltkrieg.
Spenglers kulturpessimistisches Bild des zivilisatorischen Endstadiums ist eng mit den
historischen Umbrüchen seiner Zeit verbunden. Von den antimodernistischen Einstellungen
der Jahrhundertwende geprägt, bezeichnete der Kulturhistoriker die parlamentarische
Demokratie der Weimarer Republik als „selbstgeschaffenes Werkzeug“ und „politische
Waffe“ des Kapitalismus, der nur durch ein autoritäres Staatsverständnis bekämpft werden
könne. In der Auseinandersetzung zwischen rechts und links - „zwischen dem überlegenen
Dasein weniger und der niederen, massenhaften Handarbeit“ (Elite vs. Masse) – werde der
Sieg der Rechtsbewegung den Aufstieg eines cäsarischen Imperiums ermöglichen und
letztendlich den endgültigen Zerfall der abendländischen Kultur einleiten. In diesem
Zusammenhang favorisierte Spengler das Modell eines „preußischen Sozialismus“, in dem
bestimmte sozialen Schichten unter der Führung eines Kanzlers eine legitime Herrschaft
ausüben: „Der Sinn des Sozialismus ist, daß [sic] nicht der Gegensatz von reich und arm,
sondern der Rang, den Leistung und Fähigkeit geben, das Leben beherrscht.“ Dabei stellte er
die Gemeinschaft über die individuelle Entfaltung des Einzelnen: „Sich als Material für große
Führer erziehen, in stolzer Entsagung, zu unpersönlicher Aufopferung bereit, das ist auch eine
deutsche Tugend.“
Obwohl Oswald Spenglers weltanschauliche Grundpositionen durchaus mit denen der
Nationalsozialisten übereinstimmten, lehnte er den demagogischen Massenappell Adolf
Hitlers ab, da sich dieser „als Exponent der Linksbewegung“ (Thöndl, S. 442) und
Vorsitzender der NSDAP nicht vom Parteiensystem hatte lösen können. Darüber hinaus warf
der Kulturhistoriker den neuen Machthabern „doktrinäre Beschränktheit“ vor, verhöhnte
ihre innen- und außenpolitische Ziele als „Luftschlösser“ und kritisierte die völkische
Rassenideologie: „Rassereinheit ist ein groteskes Wort angesichts der Tatsache, daß [sic] seit
Jahrtausenden alle Stämme und Arten sich gemischt haben […]. Wer zuviel [sic] von Rasse
spricht, der hat keine mehr.“ Trotz seiner Missbilligung des rassebiologischen Antisemitismus
propagierte Spengler dennoch judenfeindliche Stereotype und beschrieb das Judentum als
einen nicht anpassungsfähigen Fremdkörper, der in der abendländischen Kultur
„zersetzend“ wirke.
Während die Nationalsozialisten nach anfänglichen Vereinnahmungsversuchen auf
Distanz gingen, sah Oswald Spengler seine Idealvorstellung einer Überwindung politischer
Ideologien im italienischen Faschismus verwirklicht. Aus Sicht des Kulturhistorikers hatte
Benito Mussolini als „Herr seines Landes“ sämtliche Merkmale eines linken Politikers
abgestreift: „Der vollendete Cäsarismus ist Diktatur, aber nicht die Diktatur einer Partei,
sondern die eines Mannes gegen alle Parteien, vor allem die eigene.“

210

Kategorie: B
Begründung: latenter Faschismus

Literatur
Buchholtz, Lutz-Udo: Oswald Spengler – Eine Schlüsselfigur im konservativen Denken. In: Deutsche
Zeitschrift für Philosophie. Band 37, 1989, S. 139-147.
Conte, Domenico: Oswald Spengler. Eine Einführung, Leipzig 2004.
Demandt, Alexander: Untergänge des Abendlandes. Studien zu Oswald Spengler, Köln/Weimar/Wien
2017.
Demandt, Alexander: Was bleibt von Spengler? In: Gangl, Manfred/Merlio, Gilbert/Ophälders,
Markus (Hrsg.): Spengler. Ein Denker der Zeitenwende. Frankfurt am Main 2009, S. 273-285.
Falck, Martin: Einführung - Der Unbequeme. In: Maaß, Sebastian (Hrsg.): Zyklen & Cäsaren.
Mosaiksteine einer Philosophie des Schicksals, Reden und Schriften Oswald Spenglers, Kiel 2013, S. 920.
Henkel, Markus: Oswald Spengler, der Nationalsozialismus und die Nachkriegszeit (1918–1970). In:
Historische Mitteilungen der Ranke-Gesellschaft, Band 20, 2007, S. 174–192.
Thöndl, Michael: Das Politikbild von Oswald Spengler (1880–1936) mit einer Ortsbestimmung seines
politischen Urteils über Hitler und Mussolini. In: Zeitschrift für Politik, Nr. 40, 1993, S. 418–443.
Werth, Christoph H.: Sozialismus und Nation. Die deutsche Ideologiediskussion zwischen 1918 und
1945, Opladen 1996.
Wyrwa, Ulrich: Spengler, Oswald. In: Benz, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus.
Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Band 2/2, Personen L-Z, Berlin 2009, S. 784-786.

Quellen
Spengler, Oswald: Der Untergang des Abendlandes. Umrisse einer Morphologie der Weltgeschichte,
Band 1 und 2, Wien/München 1918/1922.
Spengler, Oswald: Jahre der Entscheidung. Erster Teil, Deutschland und die weltgeschichtliche
Entwicklung, München 1933.
Spengler, Oswald: Preußentum und Sozialismus. München 1919.
Spengler, Oswald: Politische Pflichten der deutschen Jugend. In: Maaß, Sebastian (Hrsg.): Zyklen &
Cäsaren. Mosaiksteine einer Philosophie des Schicksals, Reden und Schriften Oswald Spenglers, Kiel
2013, S. 275-295.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054 / Band 7
0-1-7-1940.0000 / Blatt 367 und 367a
211

Straßen-/Platzname: Spichernplatz / Spichernstraße
Datum der Benennung: um 1898
Begründung der Benennung: unbekannt
Historischer Hintergrund
Bei der Schlacht von Spichern am 6. August 1870 handelte es sich um ein Gefecht des
Deutsch-Französischen Krieges unweit der deutsch-französischen Grenze bei Saarbrücken,
die mit der Erstürmung der Spicherer Höhen durch die preußischen Truppen endete. Nach
dem Ende des Krieges wurde die in Lothringen gelegene Gemeinde 1871 in das neu
gegründete Deutsche Reich eingegliedert.
Militarismus
Die Schlacht von Spichern galt in der historischen Wahrnehmung der Deutschen lange Zeit
als entscheidendes Moment des Deutsch-Französischen Krieges und hat die politische
Erinnerungskultur der Saargegend nachhaltig geprägt. Die Rolle Saarbrückens als
„Frontstadt“ sowie die Mobilisierung der Bevölkerung begründeten einen lokalen Mythos,
dem „eine hohe Dynamik und Nachhaltigkeit innewohnte.“ (Trinkaus 2011, S. 99) Rituelle
Inszenierungen und zahlreiche Denkmäler trugen zusätzlich zur Etablierung des
Spichernkults bei.
Nach dem Ausbruch des militärischen Konflikts zwischen Frankreich und den deutschen
Verbündeten waren französische Truppen Anfang August 1870 auf deutsches Territorium
vorgestoßen und hatten die Grenzstadt Saarbrücken kurzzeitig besetzt, sich angesichts des
herannahenden preußischen Heeres aber südlich auf die Spicherer Höhen zurückgezogen.
Entgegen den Anweisungen von Generalstabschef Helmuth von Moltke, der einen
geschlossenen Aufmarsch für eine erste große Entscheidungsschlacht an der Saar
favorisierte, ließ General Georg von Kameke seine Division am 6. August eigenmächtig
vorrücken und die feindlichen Stellungen stürmen, was zu hohen Verlusten auf beiden
Seiten führte. Der Sieg der preußischen Truppen wurde durch das zögerliche Verhalten der
französischen Führung begünstigt, erfolgte ungeplant und basierte letztendlich auf
militärischem „Draufgängertum“ (Haselhorst, S. 89).
Die Tatsache, dass die Einwohner Saarbrückens als Sanitäter und Hilfsposten unmittelbar
in das Kriegsgeschehen involviert wurden, förderte die lokale Festkultur; die Schlacht von
Spichern avancierte „zum Inbegriff und Symbol einer heilsgeschichtlich erklärten Befreiung
und Reichseinigung.“ (Wittenbrock, S. 94) Bis zum Ersten Weltkrieg gehörten jährliche
Gedenkfeiern zum festen Repertoire der regionalen Erinnerungskultur, darunter das
„Spicherer Turn- und Spielfest“, und die Umgebung des ehemaligen Schlachtfelds
entwickelte sich zum touristischen Wallfahrtsort.
Mit der Abtretung Elsass-Lothringens an Frankreich nach der deutschen Niederlage im
Jahr 1918 verschwand der Mythos zunehmend aus dem kollektiven Gedächtnis, wurde doch
dem Gedenken an die Ereignisse des Weltkriegs eine größere Priorität eingeräumt. Erst die
politische Aussöhnung beider Staaten nach 1945 rückte Spichern wieder in die öffentliche
212

Wahrnehmung und ermöglichte eine gemeinsame Erinnerungsarbeit; seit 2004 wird die
Schlacht wiederholt auf den Spicherer Höhen als historisches Schauspiel aufgeführt und gilt
mittlerweile als Teil der lokalen „Eventkultur“. (Wittenbrock, S. 101)
Kategorie: B
Begründung: historischer Hintergrund verlangt weiterführende Erläuterungen

Literatur
Hannig, Jürgen: Im Schatten von Spichern. Militarismus und Nationalismus im Saarrevier vor dem
Ersten Weltkrieg, In: van Dülmen, Richard/Klimmt, Reinhard (Hrsg.): Saarländische Geschichte. Eine
Anthologie, St. Ingbert 1995, S. 263-272.
Haselhorst, Olaf: Operationen der deutschen Heere im Krieg gegen Frankreich 1870/71. In: Ganschow,
Jan/Haselhorst, Olaf/Ohnezeit, Maik (Hrsg.): Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71. Vorgeschichte
– Verlauf – Folgen. Ares-Verlag, Graz 2009, S. 83-120.
Mehrkens, Heidi: Statuswechsel. Kriegserfahrung und nationale Wahrnehmung im DeutschFranzösischen Krieg 1870/71, Essen 2008.
Trinkaus, Fabian: Nationaler Mythos und lokale Heldenverehrung. Die Schlacht von Spichern und ihre
kulturpolitische Rezeption in Saarbrücken während des Kaiserreichs, Trier 2013.
Trinkaus, Fabian: Die Kulturpolitische Rezeption der Spichernschlacht in Saarbrücken während der
Kaiserreichszeit – Mentalitätsgeschichtlicher Hintergrund, Formen und Akteure. In: Zeitschrift für die
Geschichte der Saargegend. Band 59, 2011, S. 99-119.
Tümmler, Holger: Großer Atlas des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. Wolfenbüttel 2010.
Wittenbrock, Wolfgang: Die Schlacht bei Spichern in der Erinnerungskultur beiderseits der Grenze. In:
Zeitschrift für die Geschichte der Saargegend. Band 58, 2010, S. 89-101.
213

Straßen-/Platzname: Sodenstraße
Datum der Benennung: 16. 12. 1936
Begründung der Benennung
Im Zusammenhang mit der für die NS-Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ geplanten
Mustersiedlung in Düsseldorf-Stockum schlug der damalige Direktor der Landes- und
Stadtbibliothek 1936 vor, die Straßen dieses Geländes „nach verdienten Männern der
deutschen Kolonialgeschichte zu benennen.“ Ein halbes Jahr später wurden die
Mustersiedlung auf Betreiben des damaligen Gauleiters Florian in „SchlageterStadt“ benannt und ihre Straßen umgewidmet. Als Ausgleich schufen die Nationalsozialisten
kurze Zeit später ein neues Kolonialviertel in Urdenbach, in dem die ursprünglichen
Straßennamen wieder zum Tragen kamen.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Julius Freiherr von Soden (1846-1921), deutscher Jurist, Diplomat und Politiker; Gouverneur
von Kamerun (1885-1891) und Deutsch-Ostafrika (1891-1893), Außen- und Verkehrsminister
(1900-1906).
Kurzbiographie / Verdienste
Nach einem rechtswissenschaftlichen Studium diente Julius von Soden als Freiwilliger im
Deutsch-Französischen Krieg und schlug 1871 eine Konsulatslaufbahn ein; in den folgenden
Jahren war er als Generalkonsul unter anderem in Asien und Südamerika tätig. 1885 ging von
Soden als Gouverneur nach Kamerun und bekleidete vorrübergehend das Amt des
Oberkommissars in Togo; später wurde er Gouverneur der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Nach
seiner Rückkehr arbeitete der Jurist zunächst als Kabinettschef am Hof König Wilhelms II.
von Württemberg, bevor er 1900 mit dem Ministerium des Auswärtigen betraut wurde und
sich vor allem der Förderung des Verkehrswesens widmete. Darüber hinaus engagierte sich
Julius von Soden als Vorstandsmitglied der „Schiller-Gesellschaft“.
Kolonialismus
Obwohl Julius von Soden als Gouverneur fast ein Jahrzehnt an der Spitze der deutschen
Kolonien in Afrika stand und dementsprechend zu den erfahrensten und einflussreichsten
Kolonialpolitikern gezählt werden kann, ist seine Person von der historischen Forschung
bisher allenfalls fragmentarisch in den Blick genommen worden. Dieser Umstand ist zum
einen mit dem Fehlen von autobiographischen Quellen verbunden, resultiert aber vor allem
aus der gemäßigten Politik von Sodens, die sich von den teils brutalen Praktiken seiner
deutschen Kollegen (z.B. Carl Peters, Hermann von Wissmann) deutlich absetzte.
Im Zuge des Erwerbs afrikanischer „Schutzgebiete“ durch das Deutsche Reich wurde ab
Mitte der 1880er Jahre mit dem Aufbau regionaler Verwaltungsstrukturen begonnen. Von
Reichskanzler Otto von Bismarck weitestgehend ohne Instruktionen entsandt und mit einem
geringen Etat ausgestattet, widmete sich Julius von Soden als erster Gouverneur von
214

Kamerun „der friedlichen Erschließung des Hinterlandes, der Beseitigung von Missständen,
wozu damals auch Sklaverei und Kannibalismus zählten, und der wirtschaftlichen und
kulturellen Entwicklung des Landes.“ (Von Ow, S. 255) Zu diesem Zweck berücksichtigte er
bei der Einführung einer Gerichtsbarkeit nicht nur die Sitten und Gebräuche der indigenen
Bevölkerung, sondern unterstützte auch die Förderung der traditionellen Landwirtschaft und
den Ausbau des Schulwesens. Ungeachtet seines Engagements scheint der Kolonialpolitiker
dennoch Ressentiments gegen die Kameruner gehegt zu haben; so beschwerte sich der
Duala-Führer King Bell im Jahr 1888 bei der deutschen Regierung über dessen abfällige und
rassistische Bemerkungen. Obwohl im direkten Auftrag des Auswärtigen Amtes weiterhin
Expeditionen in das Binnenland vorgenommen wurden, beschränkte sich die deutsche
Herrschaft in der Amtszeit von Sodens auf das Küstengebiet und wurde erst unter seinen
Nachfolgern zunehmend mit Gewalt durchgesetzt.
Nachdem im Jahr 1891 das deutsche „Schutzgebiet“ in Ostafrika offiziell der Verwaltung
durch das Deutsche Reich unterstellt worden war, übernahm Julius von Soden die
Amtsgeschäfte des bisherigen Reichskommissars Hermann von Wissmann und war bemüht,
seine erprobte Kolonialpolitik zu etablieren. In diesem Zusammenhang stieß er allerdings auf
den Widerstand von Wissmanns „Schutztruppe“, die bereits Aufstände der ostafrikanischen
Bevölkerung niedergeschlagen hatte und den gemäßigten Kurs des neuen Zivilgouverneurs
missbilligte. Von Soden lehnte wiederum die „Wissmansche Kriegsführung“ entschieden ab
und „zweifelte an der Notwendigkeit wie den Erfolgsaussichten solcher militärischer
Unternehmungen.“ (Bührer, S. 162) Dementsprechend leitete er Reformen ein und
übernahm selbst das Kommando über die „Schutztruppe“, um deren Mitglieder sukzessive in
ihrer Exekutivmacht einzuschränken, duldete aber dennoch die Durchführung einiger
Militärexpeditionen. Darüber hinaus geriet der Gouverneur in der Heimat zunehmend in die
Kritik, begeisterte sich die deutsche Öffentlichkeit doch weniger für seine moderate Politik
als vielmehr für die radikalen Methoden der populären „Kolonialhelden“ Peters und
Wissmann. Von Sodens Weigerung, die gewaltsame Unterwerfung der afrikanischen Völker
und Stämme zu unterstützen, führte 1893 schließlich zu seinem Rücktritt. Trotzdem
unterhielt er weiterhin wirtschaftliche Beziehungen nach Afrika und gehörte 1897
beispielsweise zu den Mitbegründern und Anteilseignern der „Westafrikanischen
Pflanzungsgesellschaft Victoria“, die Großplantagen in Kamerun unterhielt.
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

215

Literatur
Bührer, Tanja: Die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Koloniale Sicherheitspolitik und
transkulturelle Kriegführung 1885 bis 1918, München 2011.
Edwin Henning: Württembergische Forschungsreisende der letzten anderthalb Jahrhunderte. 1953
Gründer, Horst: Geschichte der deutschen Kolonien. Paderborn 2012.
Lindner, Ulrike: Koloniale Begegnungen. Deutschland und Großbritannien als Imperialmächte in
Afrika 1880-1914, Frankfurt 2011.
Ow, Meinrad Freiherr von: Julius Freiherr von Soden. In: Uhland, Robert (Hrsg.): Lebensbilder aus
Schwaben und Franken. Band 16, Stuttgart 1986, S. 250-272.

Quellen
Reuß, J.: Freiherr von Soden, Julius, Gouverneur von Kamerun und Deutsch-Ostafrika, Staatsminister
des Auswärtigen, Kabinettschef. In: Weller, Karl/Ernst, Viktor/Leuze, Otto (Hrsg.): Württembergischer
Nekrolog für die Jahre 1920 und 1921. Stuttgart 1928, S. 165-172.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054 Bd. 1
IV 15919 (4)
0-1-7-1937.0000/ Blatt 421
Bundesarchiv Berlin
BArch R 1001 / 4297

216

Straßen-/Platzname: Solfstraße
Datum der Benennung: 16. 12. 1937
Begründung der Benennung
Im Zusammenhang mit der für die Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ geplanten
Mustersiedlung in Düsseldorf-Stockum schlug der damalige Direktor der Landes- und
Stadtbibliothek 1936 vor, die Straßen dieser Siedlung „nach verdienten Männern der
deutschen Kolonialgeschichte zu benennen.“ Ein halbes Jahr später wurde auf Betreiben des
damaligen Gauleiters Florian die Muster-Siedlung in „Schlageter-Stadt“ benannt und die in
ihr liegenden Straßen „Alten Kämpfern“ gewidmet; die „Solf-Straße“ erhielt die Bezeichnung
„Hans-Eric-Rickmers-Straße“. Als Ausgleich wurde kurze Zeit später ein neues Kolonialviertel
in Urdenbach geschaffen, in dem die ursprünglichen Straßennamen wieder zum Tragen
kamen.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Wilhelm Heinrich Solf (1862-1936), deutscher Politiker und Diplomat; Gouverneur von
Deutsch-Samoa (1900-1911), Staatssekretär des Reichskolonialamtes (1911-1918),
Staatssekretär des Auswärtigen Amtes und Außenminister (1918) und Botschafter in Japan
(1920-1928).
Kurzbiographie / Verdienste
Der studierte Indologe und Jurist war nach seiner Aufnahme in den diplomatischen Dienst
zunächst am Generalkonsulat in Kalkutta tätig und arbeitete unter anderem als Richter in
Daressalam. Als Gouverneur von Deutsch-Samoa förderte Wilhelm Solf die Selbstverwaltung
der indigenen Bevölkerung und den Ausbau des Schulsystems. Für seine Verdienste wurde er
1911 mit der Leitung des Reichskolonialamts betraut und strengte umfassende
Kolonialreformen an. Im Kabinett Max von Badens fungierte er bei Ende des Ersten
Weltkriegs kurzzeitig als Außenminister, bevor er sich ab 1920 als Botschafter in Tokio für
den deutsch-japanischen Kulturaustausch einsetzte. Im Dritten Reich bildete sich um das
Ehepaar Solf der sogenannte „Solf-Kreis“, eine intellektuelle Widerstandsgruppe.
Kolonialismus / Rassismus / Nationalsozialismus
In der Geschichte des deutschen Kolonialismus gilt Wilhelm Solf aufgrund seiner liberalen
und humanistischen Geisteshaltung als „Ausnahmeerscheinung“ (Brand, S. 55); im
Gegensatz zu der oftmals brutalen und rücksichtslosen Praxis zahlreicher Amtskollegen
zeichnete sich seine Kolonialpolitik durch einen respektvollen und weitestgehend
gewaltfreien Umgang mit der indigenen Bevölkerung aus.
Obwohl Solf von der Überlegenheit der Europäer durchaus überzeugt war und
dementsprechend an die Notwendigkeit einer kulturellen Missionierung glaubte, lehnte er
das vielfach praktizierte Herrenmenschentum strikt ab und verfolgte als Gouverneur von
Deutsch-Samoa stattdessen eine identitätserhaltende Entwicklung des Schutzgebietes:
„Kolonisieren ist Missionieren, und zwar Missionieren in dem hohen Sinne der Erziehung zur
217

Kultur. Aber nicht zur europäischen Kultur, sondern zu einer Kultur, die in dem Boden und in
der Heimat der Eingeborenen Wurzeln fassen kann […].“ In diesem Zusammenhang förderte
Wilhelm Solf nicht nur die regionale Selbstverwaltung und den Ausbau des Schulsystems,
sondern vermittelte auch zwischen lokalen Konfliktpartnern und bemühte sich um eine
Verständigung mit den ebenfalls auf Samoa agierenden Kolonialmächten. Sein besonderes
Augenmerk galt der „ökonomischen Erschließung und Nutzbarmachung des deutschen
Kolonialbesitzes“ (Kundrus, S. 18); um dessen wirtschaftliche Ausbeutung zu verhindern,
stärkte er die Rechte der einheimischen Landbesitzer und verfolgte eine restriktive
Einwanderungspolitik: „Der Eingeborene darf von den höher entwickelten Rassen nicht nur
als Mittel zum Zweck betrachtet werden […]. Die Arbeit der Weißen […] muss auch ihm
dienen.“ Auch als Staatssekretär des Reichskolonialamtes setzte sich Solf für den Schutz der
indigenen Bevölkerung ein und wurde für diese Praxis vor allem aus den völkischnationalistischen Kreisen scharf kritisiert, die eine radikale und rücksichtslose Ausbreitung
des deutschen Lebensraums forderten.
Ungeachtet seines „liberalen Kolonialismus“ war Wilhelm Solf dennoch von der
Notwendigkeit strikter biologischer „Grenzlinien zwischen beiden Rassen“ überzeugt. Zu
diesem Zweck ließ er im Jahr 1912 Mischehen zwischen Einheimischen und Europäern auf
Deutsch-Samoa verbieten und strebte diese Regelung auch für andere deutsche Kolonien an.
Im Zuge der sogenannten „Mischehendebatte“ verteidigte er sein Vorgehen im
Reichstag:“ Sie senden Ihre Söhne in die Kolonien, wünschen Sie, dass sie Ihnen schwarze
Schwiegertöchter ins Haus bringt? Wünschen Sie, dass sie Ihnen wollhaarige Enkel in die
Wiege legen? […] Missverstandene Humanität rächt sich ebenso wie würdeloses
Herabsteigen zur niederen Rasse.“ Der von Solf eingebrachte Gesetzesentwurf sah darüber
hinaus die Unterscheidung zwischen legitimen und illegitimen Nachkommen vor; sämtliche
nach der Einführung des Eheverbots geborenen Kinder sollten demnach keinen Anspruch
mehr auf deutsche Bürgerrechte oder Unterhalt erheben können. Letztendlich scheiterte
dieses Vorhaben an einer Resolution der Sozialdemokraten und anderen Parteien, die sich
für eine Legalisierung der Mischehe und den rechtlichen Schutz der Kinder aussprachen.
Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und dem Verlust der deutschen Kolonien änderte
sich Wilhelm Solfs Überzeugungen grundlegend: „er hielt das Zeitalter der klassischen
Kolonialpolitik für beendet“ (Kundrus, S. 19) und lehnte den Fanatismus der völkischen
Kolonialbefürworter ab. Nach der „Machtergreifung“ Adolf Hitlers unterstützte er verfolgte
jüdische Mitbürger und veranstaltete zusammen mit seiner Frau regelmäßige Treffen für
Regimegegner („Solf-Kreis“), die auch nach seinem Tod fortgeführt wurden.
Kategorie B
Begründung: latenter Rassismus / latenter Kolonialismus

218

Literatur
Brand, Oliver: Wilhelm Solf. In: Großfeld, Bernhard (Hrsg.): "Rechtsvergleicher - verkannt, vergessen,
verdrängt". Münster 2000, S. 55–74.
Kundrus, Birthe: Das Reichskolonialamt zwischen nationalem Geltungsbewusstsein und
Weltbürgertum. Die Staatssekretäre Friedrich von Lindequist und Wilhelm Solf, In: van der Heyden,
Ulrich/Zeller, Joachim (Hrsg.): „… Macht und Anteil an der Weltherrschaft.“ Berlin und der deutsche
Kolonialismus, Münster 2005, S. 14-21.
Schmidt, Jürgen: Arbeit und Nicht-Arbeit im "Paradies der Südsee". Samoa um 1890 bis 1914, In:
Arbeit – Bewegung – Geschichte, Nr. 2, 2016, S. 7–26.
Lindner, Ulrike: Koloniale Begegnungen. Deutschland und Großbritannien als Imperialmächte in
Afrika 1880 – 1914, München 2011.
Kundrus, Birthe: Moderne Imperialisten. Das Kaiserreich im Spiegel seiner Kolonien, Köln/Wien 2003.
Schwartz, Thomas: Die Mischehendebatte im Reichstag 1912. Hybridität in den Verhandlungen zwischen
deutscher Biopolitik, Anthropologie und Literatur, In: Dokilomunhak. Deutsche Sprach- und
Literaturwissenschaft, 2002, S. 323-350.

Vietsch, Eberhard von: Wilhelm Solf. Botschafter zwischen den Zeiten, Tübingen 1961.
Hempenstall, Peter J./Mochida, Paula Tanaka: The Lost Man. Wilhelm Solf in German History,
Wiesbaden 2005.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 15919 (4)
0-1-7-1937.0000/ Blatt 421
IV 52054 / Band 1
Solf, Wilhelm Heinrich: Kolonialpolitik. Mein politisches Vermächtnis, Berlin 1919.
Verhandlungen des Reichstags. Stenographische Berichte, Band 285, XIII. Legislaturperiode, I. Session,
53. Sitzung, 2. Mai 1912, S. 1648f.

219

Straßen-/Platzname: Graf-von-Stauffenberg-Straße
Datum der Benennung: 22. 01. 1980
Begründung der Benennung
Der Vorschlag zur Straßenbenennung kam aus der CDU-Ratsfraktion: „Claus Schenk Graf von
Stauffenberg arbeitete einen Putsch- und Attentatsplan gegen Hitler aus. Er legte selbst die
Bombe, der Putsch scheiterte, als Hitler das Attentat überlebte.“
Name, Titel, Beruf, oder Amt
Claus Philipp Maria Schenk Graf von Stauffenberg (1907-1944), Offizier der Wehrmacht und
Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus.
Kurzbiographie / Verdienste
Claus Schenk Graf von Stauffenberg begann 1926 seine militärische Karriere im 17.
Bayrischen Reiterregiment in Bamberg und besuchte sowohl die Infanterie- als auch die
Kavallerieschule, bevor er 1930 zum Leutnant der Reichswehr ernannt wurde. Nach der
Machtergreifung der Nationalsozialisten erfolgte die Beförderung zum Oberleutnant und
Rittmeister. Im Zweiten Weltkrieg nahm Stauffenberg als Generalstabsoffizier unter
anderem am Polenfeldzug und an der Westoffensive gegen Frankreich teil; 1940 wurde er in
die Organisationsabteilung des Oberkommandos der Wehrmacht berufen. Zu Beginn der
1940er Jahre schloss sich Stauffenberg dem militärischen Widerstand an und koordinierte als
einer der Hauptverantwortlichen die sogenannte „Operation Walküre“. Nach dem
gescheiterten Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde Claus von Stauffenberg noch
am selben Tag verhaftet und in den Morgenstunden des 21. Juli hingerichtet.
Nationalsozialismus
Claus Schenk Graf von Stauffenberg ist als die wohl bedeutendste Symbolfigur des
deutschen Widerstands in die Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts eingegangen und wird
bis heute als „Bewahrer der nationalen Ehre“ (Mommsen, S. 252) geehrt. Während seine
Beteiligung am Umsturzversuch des 20. Juli 1944 hinreichend dokumentiert ist, sind seine
Motive bis heute Gegenstand zahlreicher Spekulationen und werden sowohl im
gesellschaftspolitischen Diskurs als auch in der Forschung wiederholt in Frage gestellt. Dabei
resultieren die zum Teil konträren Einschätzungen führender Fachhistoriker nicht zuletzt aus
der posthumen ideologischen Instrumentalisierung des Wehrmachtsangehörigen. Nachdem
Stauffenberg bis in die 1950er Jahre als Verräter diffamiert worden war, setzte erst
allmählich die Einsicht ein, „dass es sich bei dem Attentat […] um eine politisch und
moralisch legitime Widerstandshandlung gegen ein verbrecherisches Regime gehandelt
hatte“ (Wette, S. 73).
Nach wie vor streitet sich die historische Forschung um die Beweggründe, die Claus
Schenk Graf von Stauffenberg an Adolf Hitler zweifeln ließen und ihn schließlich in den
Widerstand führten. Fest steht, dass er als junger patriotischer und nationalkonservativ
gesinnter Leutnant die „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten und ihre Revisionspolitik
220

begrüßt hatte, sich weder am Führerprinzip noch an der Abschaffung der Demokratie störte
und wohl auch die antisemitischen Ausschreitungen tolerierte. Über den Zeitpunkt und die
Motivlage der inneren Abkehr existieren dementsprechend unterschiedliche Aussagen und
Meinungen. Während einige Historiker bereits ab Mitte der 1930er Jahre eine Distanzierung
feststellen wollen, gehen andere von der Unterstützung Stauffenbergs für das NS-Regime bis
in den Zweiten Weltkrieg aus.
Im Mittelpunkt der Diskussion steht die Frage, ob der Offizier sich letztendlich aus
ethisch-moralischen oder staatspolitischen Gründen für den aktiven Widerstand entschied.
In diesem Zusammenhang muss zwangsläufig sein militärisches Selbstverständnis
berücksichtigt werden, sah er sich doch „bei allem ihm eigenen politischen Denken in erster
Linie als Soldat“ (Neitzel, S. 223), der auch in einem autoritären Staatsgefüge seine Pflicht zu
erfüllen hatte. Dementsprechend diente Stauffenberg trotz seiner wachsenden Zweifel lange
Zeit loyal in der Wehrmacht und teilte die Euphorie über die deutschen Siege in Polen und
Frankreich. Seine „Entwicklung zum Regimegegner war also ein mehrere Jahre dauernder
Prozess, in dem er verschiedene Grauzonen zwischen Zustimmung und Ablehnung
durchschritt.“ (Metzger, S. 73) Spätestens mit dem Überfall auf die Sowjetunion, den damit
einhergehenden Kriegsverbrechen und Verlusten der Wehrmacht setzte ein widerständiges
Denken ein, das ihn schließlich von der Notwendigkeit eines politischen Umsturzes
überzeugte. Über das entscheidende Motiv für das Attentat am 20. Juli 1944 herrscht bis
heute Uneinigkeit; während einige Historiker davon ausgehen, dass weniger die Verbrechen
gegen die Menschlichkeit als vielmehr die Sorgen um den Kriegsverlauf und den Bestand
Deutschlands im Vordergrund standen, sehen andere in den Vorbereitungen des
Staatsstreichs einen „Aufstand des Gewissens“ (Neitzel, S. 225).
Es gilt als unbestritten, dass Claus Schenk Graf von Stauffenberg in seiner Funktion als
Generalstabsoffizier der Wehrmacht das NS-Unrechtssystem über Jahre mitgetragen hat und
aus heutiger Sicht sicherlich nicht als überzeugter Demokrat gelten kann. Dennoch „traute er
sich, Verantwortung zu übernehmen, obwohl und weil [er] wusste, dass Diktaturen immer
schuldig machen.“ (Steinbach, S. 111) Sein entschlossener und selbstloser Einsatz für den
Widerstand sollte dementsprechend gewürdigt werden.

Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion / selbstreflektierendes Handeln / persönliche Entwicklung

221

Literatur
Cornelißen, Christoph: Der 20. Juli 1944 in der deutschen Erinnerungskultur. In: Haus der Geschichte
Baden-Württemberg (Hrsg.): Verräter? Vorbilder? Verbrecher? Kontroverse Deutungen zum 20. Juli
1944 seit 1945, Berlin 2016, S. 15-42.
Hoffmann, Peter: Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Die Biographie, München 1992.
Karlauf, Thomas: Stauffenberg. Porträt eines Attentäters, München 2019.
Metzger, Martina: Offiziersehre und Widerstand. Das Reiterregiment 17 und die Wurzeln des
Staatsstreichs vom 20. Juli 1944, Bayreuth 2016.
Mommsen, Hans: Zur Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert. Demokratie, Diktatur,
Widerstand, München 2010.
Neitzel, Sönke: Claus Schenk Graf von Stauffenberg und der 20. Juli 1944. In: Stickler, Matthias (Hrsg.):
Portraits zur Geschichte des deutschen Widerstands. Würzburg 2005, S. 209-226.
Schlie, Ulrich: Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Biographie, Freiburg im Breisgau 2018.
Steinbach, Peter: Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Wagnis – Tat – Erinnerung, Stuttgart 2015.
Ueberschär, Gerd R.: Die Auswirkungen der Schlacht von Stalingrad auf Graf Stauffenbergs Haltung.
In: Kaffanke, Jakobus/Krause, Thomas/Weber, Edwin E. (Hrsg.): Es lebe das „Geheime
Deutschland!“ Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Person – Motivation – Rezeption, Berlin 2011, S.
123-130.
Wette, Wolfram: „Wir müssen etwas tun, um das Reich zu retten.“ Stauffenbergs Motive zum
Widerstand, In: Kaffanke, Jakobus/Krause, Thomas/Weber, Edwin E. (Hrsg.): Es lebe das „Geheime
Deutschland!“ Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Person – Motivation – Rezeption, Berlin 2011, S.
73-91.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-2121.0000 / Blatt 887

222

Straßen-&/Platzname: Helmut-Stieff-Straße
Datum der Benennung: 14. 07. 1945
Begründung der Benennung
Hellmuth Stieff gehörte zu jenen Männern, „welche im Zusammenhang mit dem Attentat auf
Hitler am 20. Juli 1944 den Tod gefunden haben“.

Name, Titel, Beruf oder Amt
Hellmuth Stieff (1901-1944), Generalmajor der Wehrmacht und Widerstandskämpfer im
Nationalsozialismus.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach dem Notabitur trat Hellmuth Stieff 1918 als Freiwilliger in das deutsche Heer ein und
leistete nach dem Ersten Weltkrieg zunächst seinen Dienst beim Grenzschutz, bevor er 1922
zum Leutnant ernannt wurde und anschließend eine Offizierslaufbahn begann. 1938 wurde
er in die Operationsabteilung der Wehrmacht versetzt und nahm im Zweiten Weltkrieg
sowohl am Polenfeldzug als auch am Überfall auf die Sowjetunion teil. Nachdem Stieff 1942
die Leitung der Organisationsabteilung im Generalstab des Heeres übernommen hatte,
schloss er sich der Widerstandsgruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an. Infolge
des gescheiterten Attentats vom 20. Juli 1944 wurde er vor dem Volksgerichtshof zum Tode
verurteilt und in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Nationalsozialismus
Obwohl Hellmuth Stieff „zum engsten Kreis des militärischen Widerstandes gegen
Hitler“ gehörte (Mühleisen 1991, S. 339) und seine Beteiligung am Umsturzversuch des 20.
Juli 1944 hinreichend belegt ist, hat sich die historische Forschung bisher nur fragmentarisch
mit seiner Person befasst. Aufgrund seines unentschlossenen und zögerlichen Verhaltens im
Vorfeld des Attentats galt der Wehrmachtsangehörige in der Vergangenheit als umstritten;
seine Entwicklung zum Regimekritiker und Widerständler ist allerdings in privaten Briefen
dokumentiert.
Zu Beginn des Dritten Reiches hatte Hellmuth Stieff in Adolf Hitler den „Begründer einer
neuen unzweifelhaft epochalen Weltanschauung“ gesehen und der nationalsozialistischen
Bewegung große Sympathien entgegengebracht. Damit reihte er sich in die Riege der jungen
Militärangehörigen ein, deren Idealismus vom „Führer“ geschickt ausgenutzt wurde; „die
inszenierte Beschwörung der Einheit von Nationalsozialismus und Preußentum mußte [sic]
auf Stieff wie auf das Offizierskorps nachhaltig wirken.“ (Mühleisen 1994, S. 249) Auch den
von Hitler propagierten Antibolschewismus unterstützte er.
Obwohl die Ermordung des österreichischen Bundeskanzlers Engelbert Dollfuß im Juli
1934 erste Zweifel auslöste, hielt der Major zunächst am NS-System fest. Die Konfrontation
mit den Pogromen in Deutschland und Polen sowie die Auswirkungen des Polenfeldzugs
erschütterten Hellmuth Stieffs Weltbild und lösten schließlich seine innere Abkehr vom
Regime aus: „Diese Ausrottung ganzer Geschlechter mit Frauen und Kindern ist nur von
223

einem Untermenschentum möglich, das den Namen Deutsch nicht mehr verdient. Ich schäme
mich, ein Deutscher zu sein.“ Während des Überfalls auf die Sowjetunion, den der
Generalstabsoffizier entschieden abgelehnt hatte, erkannte er in der Kriegsführung Hitlers
einen „despotischen Vernichtungswillen“ und entschied sich nach der deutschen Niederlage
in Stalingrad für den aktiven Widerstand. Auf Vermittlung Henning von Tresckows stieß
Hellmuth Stieff 1943 zur Widerstandsgruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg.
Ungeachtet seines direkten Zugangs zu Adolf Hitler konnte sich der Leiter der
Organisationsabteilung im Generalstab des Heeres allerdings nicht zur eigenständigen
Durchführung eines Attentats entschließen, sodass er die für den 10. November 1943 und
den 7. Juli 1944 geplanten Sprengstoffanschläge nicht in die Tat umsetzte. „War [Stieff]
gefordert, so zögerte und schwankte er.“ (Mühleisen 1994, S. 254) Dennoch begleitete er
Claus Schenk Graf von Stauffenberg am 20. Juli 1944 nach Ostpreußen, warnte nach dem
Scheitern des Staatsstreichs weitere Mitverschwörer und gab deren Namen auch nach seiner
Verhaftung trotz Folter durch die Gestapo nicht preis. Darüber hinaus verfasste der
Generalmajor im Militärgefängnis eine kritische Denkschrift an Adolf Hitler, deren Verbleib
allerdings bis heute unklar ist. Nach seiner Verurteilung durch den Volksgerichtshof wurde
Hellmuth Stieff am 8. August 1944 in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion / selbstreflektierendes Handeln / persönliche Entwicklung

224

Literatur
Schwerin, Detlef Graf von: Die Jungen des 20. Juli 1944. Berlin 1991.
Heinemann, Winfried: Unternehmen „Walküre“. Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944, Berlin 2019.
Ramm, Arnim: Kritische Analyse der Kaltenbrunner-Berichte über die Attentäter vom 20. Juli 1944.
Ein Beitrag zur Geschichte des militärischen Widerstandes, Marburg 2003.
Ramm, Arnim: Der 20. Juli vor dem Volksgerichtshof. Berlin 2007.
Mühleisen, Horst: Hellmuth Stieff und der Deutsche Widerstand. In: Vierteljahrshefte für
Zeitgeschichte. Jg. 39, Nr. 3, 1991, S. 339-377.
Mühleisen, Horst: Hellmuth Stieff – Patriot und Zauderer. In: Klemperer, Klemens von/Syring,
Enrico/Zitelmann, Rainer (Hrsg.): „Für Deutschland“. Die Männer des 20. Juli, Frankfurt am Main
1994, S. 247-260.
Reuther, Thomas: Widerstand und Wehrmacht. Freiburg im Breisgau/Berlin/Wien 2013.

Quellen
Ausgewählte Briefe von Generalmajor Hellmuth Stieff. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte. 2. Jg.,
Nr. 3, 1954, S. 291-312.
Stieff, Hellmuth/Mühleisen, Horst (Hrsg.): Hellmuth Stieff. Briefe, Berlin 1991.
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1937.0000 / Blatt 516

225

Straßen-/Platzname: Richard-Strauss-Platz
Datum der Benennung: 13. 09. 1954
Begründung der Benennung
„Seine bekannteste Oper ist der „Rosenkavalier“.
Name, Beruf, Amt oder Funktion
Richard Georg Strauss (1864-1949), deutscher Komponist und Dirigent; Präsident der
Reichsmusikkammer (1933-1935).
Kurzbiographie/Verdienste
Der Sohn eines Münchener Hornisten komponierte bereits im Kindesalter seine ersten
Werke und übernahm nach Anstellungen als Hofkapellmeister und Generalmusikdirektor
1919 die Leitung der Wiener Staatsoper. Später erlangte Richard Strauss als freischaffender
Komponist und Dirigent internationale Bekanntheit. Seine Orchesterwerke, Opern und
Tondichtungen (z.B. „Also sprach Zarathustra“, „Alpensinfonie“, „Salome“) zählen heute zu
den populärsten Kompositionen der klassischen Musik. Darüber hinaus setzte er sich bereits
um die Jahrhundertwende für das deutsche Urheberrecht ein und unterstützte 1920 die
Gründung der Salzburger Festspiele.
Nationalsozialismus
Bis heute wird die Haltung des Komponisten im Dritten Reich kontrovers diskutiert; der
überwiegende Teil der bisher veröffentlichten historischen Untersuchungen betrachtet
Richard Strauss ausdrücklich nicht als überzeugten Nationalsozialisten, betont allerdings
dessen opportunistische Nähe zum NS-Regime.
Als Anhänger der Kulturpolitik des Kaiserreichs, die der künstlerischen Freiheit einen
großen Spielraum eingeräumt hatte, empfand Strauss die parlamentarischen Einflüsse der
Weimarer Republik als anmaßend und übergriffig; die Demokratie als Form der politischen
Herrschaft lehnte er ab. Dementsprechend begrüßte er die Machtergreifung des
Wagnerianers Adolf Hitler und hoffte auf eine umfassende Neuausrichtung des
Kulturbetriebs, in dem er selbst als einer der höchsten Repräsentanten der deutschen Musik
im wahrsten Sinne des Wortes „den Ton angeben“ konnte. Seine Aktivitäten der Jahre 1933
und 1934 müssen in diesem Zusammenhang als Anbiederung an die neuen Machthaber
gewertet werden. So beglückwünschte der Komponist Hitler persönlich zum Geburtstag,
schloss sich dem Protest der Stadt München gegen Thomas Mann an, dem man eine
Herabwürdigung Richard Wagners unterstellte, und unterstützte die Vereinigung des
Reichskanzler- und Reichspräsidentenamtes. Darüber hinaus war er bei öffentlichen
Anlässen und Veranstaltungen der Regierung zugegen.
Nach der Ernennung zum Präsidenten der Reichsmusikkammer im November 1933 nutzte
Richard Strauss seinen Einfluss, um den von ihm favorisierten Komponisten und sich selbst
einen festen Platz in den Programmheften des Dritten Reiches zu sichern. Im Sinne des
„Reichskulturkammergesetzes“ ließ er in einer amtlichen Mitteilung verkünden, dass
226

„Nichtarier grundsätzlich nicht als geeignete Träger und Verwalter deutschen Kulturguts
anzusehen“ seien und „deshalb die erforderliche Zuverlässigkeit und Eignung […] besonders
nachzuweisen“ hätten. Dennoch kollidierte seine Vorstellung einer musikalischen
Vormachtstellung Deutschlands alsbald mit der antisemitischen Politik des NS-Regimes; den
Ausschluss jüdischer Künstler aus der Reichskulturkammer missbilligte er und hielt an einer
Zusammenarbeit mit ihnen fest. In einem Brief an seinen Librettisten Stefan Zweig aus dem
Sommer 1935 offenbarte Strauss seine Ablehnung: „Für mich gibt es nur zwei Kategorien
Menschen; solche die Talent haben und solche die keins haben. […].Daß [sic] ich den
Präsidenten der Reichsmusikkammer mime? Um Gutes zu tun und größeres Unglück zu
verhüten.“
Das Schreiben wurde von der Gestapo abgefangen und führte zur Entlassung des
Komponisten, der sich aus Sorge um sein Lebenswerk und seine jüdische Schwiegertochter
nebst Enkeln um Schadensbegrenzung bemühte. Angesichts dessen internationalen
Renommees und der künstlerischen Relevanz seiner Werke verzichtete die NS-Führung auf
weitere Konsequenzen, erwartete von Richard Strauss jedoch einen gewissen Einsatz im
kulturellen Propagandasystem. In den Jahren bis 1944 bewies dieser seine Loyalität, indem
er als Komponist und Dirigent auf Großveranstaltungen in Erscheinung trat. So eröffnete er
beispielsweise eine Kundgebung von Joseph Goebbels auf den Düsseldorfer
Reichsmusiktagen 1938 und war auch ein Jahr später als Gast geladen, beschwerte sich im
Privaten jedoch über diese „Pinscherveranstaltung“ und das „Concertgestammel“. Im
Gegenzug für sein Engagement erhielt Strauss diverse Auszeichnungen und profitierte von
dieser Wertschätzung auch finanziell. Darüber hinaus nahmen die Nationalsozialisten den
Komponisten kurz vor Kriegsende in die „Sonderliste der drei wichtigsten Musiker des
Dritten Reiches“ auf.
Aufgrund seiner Präsidentschaft in der „Reichsmusikkammer“ wurde Richard Strauss nach
dem Entnazifizierungsgesetz automatisch als „Hauptschuldiger“ eingestuft. Seine
eidesstattliche Erklärung, in der er jegliche Sympathie für das NS-Regime zurückwies, wurde
durch entlastende Stellungnahmen aus dem In- und Ausland gestützt; das
Spruchkammerverfahren endete schließlich mit dem „unbelasteten“ Freispruch.

Kategorie: B
Begründung: herausragende Stellung im Dritten Reich

227

Literatur
Beyer, Marion/May, Jürgen/Werbeck, Walter (Hrsg.): Richard Strauss. Späte Aufzeichnungen, Mainz
2016.
Ender, Daniel: Richard Strauss. Meister der Inszenierung, Wien 2014.
Kater, Michael H.: Composers of the Nazi Era. Eight Portraits, New York 2000.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2007.
Riethmüller, Albrecht: Präsident der Reichsmusikkammer, in: Walter Werbeck (Hrsg.),
Strauss Handbuch, Stuttgart 2014, S. 48-53.

Richard

Splitt, Gerhard: Richard Strauss und die Reichsmusikkammer – im Zeichen der Begrenzung von Kunst?,
in: Albrecht Riethmüller/Michael Custodis (Hrsg.), Die Reichsmusikkammer. Kunst im Bann der NaziDiktatur, Köln u.a. 2015, S. 15-31.
Splitt, Gerhard: Die „Säuberung“ der Reichsmusikkammer. Vorgeschichte – Planung – Durchführung,
In: Weber, Horst (Hrsg.): Musik in der Emigration 1933-1945. Verfolgung, Vertreibung, Rückwirkung,
Stuttgart 1994, S. 10-55.
Splitt, Gerhard: Richard Strauss 1933-1935. Ästhetik und Musikpolitik zu Beginn der
nationalsozialistischen Herrschaft, Pfaffenweiler 1987.
Stenger, Inga: Reichsmusiktage für die <Volksgemeinschaft> - Die NS-Musikpolitik am Beispiel der
Reichsmusiktage 1938 und 1939 in Düsseldorf, in: Düsseldorfer Jahrbuch. Beiträge zur Geschichte des
Niederrheins, Band 87, Essen 2017, S. 211-239.
Werbeck, Walter: Strauss-Bilder, in: Walter Werbeck (Hrsg.), Richard Strauss Handbuch, Stuttgart
2014, S. 2-15.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf

0-1-7-1939-0000/ Blatt 163

228

Straßen-/Platzname: Wilhelm-Suter-Pfad
Datum der Benennung
Die Benennung erfolgte 1958 im Zuge der Aufstellung verschiedener
Wegemarkierungssteine im Aaper Wald. Diese besaß zunächst aber keine Gültigkeit, da ein
ordentliches Benennungsverfahren versäumt worden war. Erst 1965 wurden die Ämter
angewiesen, „die Bezeichnung gemäß Dienststellenleiterbesprechung in das
Straßenverzeichnis einzutragen“.
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Wilhelm Suter (1876-1954), Oberschullehrer und Wanderschriftsteller.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach seiner Ausbildung am Lehrerseminar in Moers und dem Militärdienst trat Wilhelm
Suter 1896 in den öffentlichen Schuldienst ein und arbeitete zunächst als Volks- und
Vorschullehrer in Haan und Düsseldorf. Nach seinem Einsatz im Ersten Weltkrieg erhielt der
Pädagoge 1924 eine Anstellung an der Hindenburgschule; zwei Jahre später erfolgte die
Beförderung zum Oberschullehrer. In seiner Freizeit erkundete Suter die Umgebung
Düsseldorfs und wurde durch seine Heimat- und Wanderbücher als „Wanderbaas“ bekannt.
Im Dritten Reich engagierte er sich in NS-Freizeitorganisationen.
Nationalsozialismus
Der als „Düsseldorfer Wanderbas“ bekanntgewordene Pädagoge Wilhelm Suter widmete
sich nach dem Ende des Ersten Weltkriegs der Erschließung seiner Heimat und brachte in
den 1920er und 30er Jahren mehrere Wanderbücher mit Reisezielen in und um Düsseldorf
heraus. Darüber hinaus veranstaltete er eigene Wanderführungen und engagierte sich in
zahlreichen Heimat- und Wandervereinen. Im Dritten Reich wurde der Oberschullehrer
aufgrund seiner Erfahrung als Fachberater in Kultur- und Freizeitorganisationen eingesetzt.
Nachdem Wilhelm Suter anlässlich der Reichstagswahl 1933 der NSDAP seine Stimme
gegeben hatte, trat er im April desselben Jahres in die Partei ein. Dass der Pädagoge
durchaus Sympathien für die nationalsozialistische Bewegung hegte, beweist ein Schreiben
an den damaligen Düsseldorfer Oberbürgermeister aus dem Jahr 1934, in dem er sich f+ür
entsprechende Ortsbezeichnungen ausspricht. So sollte ein von der örtlichen „HitlerJugend“ gepflanzter Baum in den Namen „Baldur-Eiche“ erhalten, um den gleichnamigen
germanischen Lichtgott zu ehren: „Ein schöneres Symbol für Adolf Hitlers Reich und die
kommende totale Jugend kann ich mir nicht denken.“ Darüber hinaus schlug Suter vor, einen
Aussichtspunkt in Gerresheim nach dem NSDAP-Ortsleiter Alwin Pesch zu benennen: „Der
Verdienst dieses Mannes um die Eroberung des schlimmsten Kommunisten-Nestes im
deutschen Vaterlande, die Gerresheimer Glashütte, sind so groß und beinahe unfaßbar [sic],
daß [sic] ihm eine solche Ehrung wohl zukommt.“
229

In der Folgezeit wurde Wilhelm Suter im Kreis Düsseldorf mit der Organisation von
Wanderausflügen der NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“ (KdF) betraut, die „die
Arbeiterschaft durch gesellschaftliche Aufwertung und ihre Beteiligung an den bislang dem
Bürgertum
vorbehaltenen
Urlaubsmöglichkeiten
für
den
Nationalsozialismus
einnehmen“ sollte. (Weiß, S. 294) Für seine Verdienste erhielt der Oberschullehrer 1934 den
Rang eines „Gauwanderwarts“ und wurde auf Initiative des zuständigen Gauwarts für
mehrere Monate vom Schuldienst beurlaub, um durch Schulungen und Vorträge „in allen
Betrieben und Zellen [des Gaus Düsseldorf] Wanderführer und Wandergruppen
heranzubilden.“ In diesem Zusammenhang betätigte sich Suter auch als Fachberater des
Gaukulturamts sowie im „Kampfbund für deutsche Kultur“, der die Verbreitung der NSWeltanschauung in bildungsbürgerlichen Kreisen anstrebte.
Obwohl Wilhelm Suter bereits 1935 in den Ruhestand getreten war, wurde er während
des Zweiten Weltkriegs nochmals als Lehrer eingesetzt; 1941 erhielt er von Adolf Hitler das
goldene „Treudienst-Ehrenzeichen“ für seine über 40jährige Arbeit im öffentlichen Dienst.
Ferner kümmerte er sich seit 1939 um die Bearbeitung der Feldpost in der Ortsgruppe
Flingern, wofür er 1943 mit dem Kriegsverdienstkreuz II: Klasse ausgezeichnet wurde. In
seinen Wanderbüchern passte sich der Pädagoge in Form und Sprache dem NS-Regime an;
so bewarb er beispielsweise das Düsseldorfer „Schlageter-Denkmal“, das an den NSMärtyrer Albert Leo Schlageter erinnerte.
Nach 1945 versicherte Wilhelm Suter, der NSDAP aus Zwang beigetreten zu sein, seine
ehrenamtlichen Tätigkeiten „niemals zu politischen Zwecken mißbraucht [sic]“ und „der
Juden-Politik der Partei bewußt [sic] entgegen gearbeitet“ zu haben; so seien der Ausschluss
eines jüdischen Mitglieds aus der literarischen Raabe-Gesellschaft und die Verwüstung der
Wohnung einer jüdischen Nachbarin durch hin verhindert worden. Obwohl der
Oberschullehrer in seinem Entnazifizierungsverfahren die Arbeit für die NS-Gemeinschaft
„Kraft durch Freude“ einräumte, gab er die genaue Bezeichnung seiner Ämter nicht an. Die
zuständige Spruchkammer wertete ihn lediglich als nominelles Parteimitglied und stufte ihn
als „minderbelastet“ (Kategorie IV) ein. Mit Rücksicht auf Suters „politische
Vergangenheit“ wurde seitens der städtischen Schulverwaltung 1946 „davon Abstand
genommen“, ihm anlässlich seines Geburtstags Glückwunsche zukommen zu lassen.
Kategorie: B
Bewertung: Unterstützung des NS-Regimes

230

Literatur
Flachowsky, Sören: Kampfbund für deutsche Kultur. In: Benz, Wolfgang (Hrsg.): Handbuch des
Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart, Band 5: Organisationen,
Institutionen, Bewegungen, Berlin 2012, S. 350-352.
Weiß, Hermann: Ideologie der Freizeit im Dritten Reich. Die NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude“, In:
Archiv für Sozialgeschichte, Nr. 33, 1993, S. 289-303.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054 / Band 5
0-1-5-25750.0000
0-1-4-18026
IV 15919 (3)
Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland
NW 1002-PENS / 105
BR 1050 / 1150
Wilhelm Suter. In: Düsseldorfer Heimatblätter. X. Jg., 1941, Heft 5.
Suter, Wilhelm: Spaziergänge und Ausflüge im Bereich der Rheinbahn. Düsseldorf 1934.
Suter, Wilhelm: Düsseldorfer Heimatwanderungen. Düsseldorf 1938.
Suter, Wilhelm: Die schönsten Wanderungen im Regierungsbezirk Düsseldorf. Ein Ratgeber für
Wanderer, Düsseldorf 1937.

231

Straßen-/Platzname: Ulanenstraße / An der Ulanenkaserne
Datum der Benennung: 02.05.1929 / 27.12.2008
Begründung der Benennung: unbekannt
Historischer Hintergrund
Das Westfälische Ulanen-Regiment Nr. 5 wurde 1815 gegründet und war ab 1822 in der
damaligen Garnisonsstadt Düsseldorf stationiert. Seine Lanzenreiter kämpften sowohl in den
Befreiungs- als auch in den deutschen Einigungskriegen und nahmen darüber hinaus am
Ersten Weltkrieg teil, nach dessen Ende das Kavallerieregiment aufgelöst wurde. Bis heute
erinnert das 1929 eingeweihte Ulanen-Denkmal am Joseph-Beuys-Ufer an die gefallenen
Regimentsangehörigen.
Militarismus
Das Westfälische Ulanen-Regiment Nr. 5 ist eng mit der Geschichte der Düsseldorfer
Garnison verbunden und gehörte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu den
wichtigsten regionalen Militäreinheiten. Angesichts der Bedrohung Preußens durch die
französische Vorherrschaft in Mitteleuropa wurde es 1815 auf Befehl König Friedrich
Wilhelms III. aufgestellt und im letzten Akt der Befreiungskriege erfolgreich gegen die
Truppen Napoleons eingesetzt. Nach dem Ende des Feldzugs war das Kavallerieregiment
zunächst in Schlesien und im Saarland stationiert, bevor es 1822 nach Düsseldorf verlegt
wurde.
In den Revolutionsjahren 1848 und 1849 kam es auch in den Städten der Rheinprovinz zu
Unruhen, sodass Teile des Regiments zur Wahrung der öffentlichen Ordnung abgestellt
wurden. Auf dem Höhepunkt der Düsseldorfer Unruhen wurden diese in der Nacht vom 9.
auf den 10. Mai 1849 gewaltsam niedergeschlagen: „Der Erfolg war vollkommen auf Seiten
der Truppen. Die Barrikadenhelden räumten ihre Stellungen, und die Ruhe war gegen
Morgen wieder hergestellt.“ Ungeachtet dieser Zusammenstöße genoss das Westfälische
Ulanen-Regiment Nr. 5 in späteren Jahren dennoch großes öffentliches Ansehen, bot dessen
zentral gelegene Kaserne doch einen idealen Schauplatz für Exerzier- und Reitübungen. „Die
Ulanen (Lanzenreiter) in ihren attraktiven Uniformen bildeten mit Sicherheit eine der
Truppen, mit der sich die Düsseldorfer Bürger identifizieren konnten.“ (Looz-Corswarem, S.
56)
Im Krieg gegen Österreich rückte das Regiment 1866 nach der Einnahme Dresdens als Teil
der Elbarmee in Böhmen ein und kämpfte in den Schlachten von Münchengrätz und
Königgrätz; auch im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 wurde die Einheit in
verschiedenen Gefechten eingesetzt. Darüber hinaus begleiteten einige Offiziere und
Mannschaften zu Beginn des 20. Jahrhunderts Strafexpeditionen in asiatische und
afrikanische Kolonialgebiete und beteiligten sich beispielsweise an der Niederschlagung des
sogenannten „Boxeraufstands“ in China; solche Einsätze glichen einem internationalen
militärischen „Schaulaufen“. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, in dem das Westfälische
Ulanen-Regiment - inzwischen mit modernen Waffen ausgestattet - an Kämpfen an Ost- und
232

Westfront teilgenommen hatte, wurde es im Jahr 1919 schließlich demobilisiert und
aufgelöst. Auf Initiative ehemaliger Regimentsmitglieder befasste sich die Stadtverwaltung in
den späten 1920er Jahren mit der Gestaltung eines Denkmals, die durchaus kontrovers
diskutiert wurde. Nachdem die bereits zugesagte Realisierung im Hofgarten verweigert
worden war, erfolgte die Errichtung der über 15 Meter hohen Reiterstatue gegenüber der
Tonhalle am Rheinufer; die kontroverse Inschrift („Wenn tausend einen Mann erschlagen,
Das ist nicht Ruhm, das ist nicht Ehr‘, Denn heißen wird’s in spätren Tagen, Gesiegt hat doch
das deutsche Heer.“) wurde 1987 durch eine neutrale Fassung ersetzt.
Kategorie: C
Begründung: Teil der militärischen Stadtgeschichte

Literatur
Looz-Corswarem, Clemens von: Das Ulanendenkmal. In: Engelbrecht, Jörg/Looz-Corswarem, Clemens
von: Krieg und Frieden in Düsseldorf. Sichtbare Zeichen der Vergangenheit, Düsseldorf 2004, S. 213218.
Looz-Corswarem, Clemens von: Düsseldorf als Garnisonsstadt. In: Engelbrecht, Jörg/Looz-Corswarem,
Clemens von: Krieg und Frieden in Düsseldorf. Sichtbare Zeichen der Vergangenheit, Düsseldorf
2004, S. 35-88.
Brandt, Susanne: Trauer und fortgesetzter Krieg. Totengedenken zwischen Trauer und
Kriegsverherrlichung in Düsseldorf nach dem Ersten Weltkrieg, In: Dülffer, Jost/Krumeich, Gerd
(Hrsg.): Der verlorene Frieden. Politik und Kriegskultur nach 1918, Essen 2002, S. 243-260.
Kuß, Susanne: Deutsches Militär auf kolonialen Kriegsschauplätzen. Eskalation von Gewalt zu Beginn
des 20. Jahrhunderts, Berlin 2010.
Libero, Loretana de: Rache und Triumph. Krieg, Gefühle und Gedenken in der Moderne. München
2014.

Quellen
Burgsdorff, Alhard von. von: Das Westfälische Ulanen-Regiment Nr. 5 und seine Kriegsformationen
im Weltkriege. Berlin 1930.
Boehn, Hans von: Geschichte des Westfälischen Ulanen-Regiments Nr. 5. Düsseldorf 1890.
Gedenkschrift zur Einweihung des Ehrenmals der Gefallenen des Westfälischen Ulanen-Regiments
No. 5 in Düsseldorf am 25. und 26. Mai 1929. Düsseldorf 1929.
233

Straßen-/Platzname: Virchowstraße
Datum der Benennung: 28. 11. 1953
Begründung der Benennung
„Rudolf Virchow war einer der größten deutschen Ärzte und Forscher überhaupt.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Rudolf Ludwig Carl Virchow (1821-1902), deutscher Pathologe, Anthropologe und Politiker.
Kurzbiographie / Verdienste
Der aus einfachen Verhältnissen stammende Mediziner arbeitete zunächst als Pathologe in
Berlin, bevor er aufgrund seiner Beteiligung an der „Märzrevolution“ im Jahr 1848 seines
Amtes enthoben wurde und den Lehrstuhl für Pathologie an der Universität Würzburg
übernahm. Nach seiner Rückkehr im Jahr 1856 leitete Virchow über vier Jahrzehnte das
Pathologische Institut an der Charité und begründete mit seinen Forschungen auf dem
Gebiet der Zellularpathologie eine neue Krankheitslehre. Darüber hinaus befasste er sich mit
anthropologischen und ethnologischen Fragen. Als liberaler Politiker und Gründungsmitglied
der Deutschen Fortschrittspartei setzte sich Virchow nicht nur für eine soziale
Gesundheitspolitik und städtische Reformen ein, sondern engagierte sich auch in der als
„Kulturkampf“ bekanntgewordenen Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche.
Rassismus / Antisemitismus
Rudolf Virchow zählt zu den großen Universalgelehrten der deutschen Geschichte; der
Begründer der Zellularpathologie erweiterte nicht nur das medizinische Wissen, sondern
setzte sich als liberaler Politiker auch für Sozialreformen und den wissenschaftlichen
Fortschritt ein. Sein Interesse an anthropologischen und ethnologischen Fragestellungen und
die daraus resultierenden Untersuchungen „wirken aus heutiger Perspektive zum Teil als
grotesker Irrtum, sind aber aus einer historisch-hermeneutischen Perspektive gerade für die
Entwicklung anthropologischer Methoden und Theorien ihrer Zeit wichtig und
produktiv.“ (Schönholz, S. 20)
Mit der Veröffentlichung von Charles Darwins Theorien zur Entstehung der Arten rückte
in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Abstammung des Menschen in den
Mittelpunkt der Forschung; die sogenannte „Rassenkunde“ etablierte die Vorstellung von
biologisch determinierten „Menschenrassen“. In diesem Zusammenhang befasste sich
Rudolf Virchow wie viele seiner Kollegen vor allem mit der Vermessung und Katalogisierung
menschlicher Schädelknochen, deren Form Aufschluss über Herkunft, äußere Einflüsse und
rassische Merkmale geben sollte. Als Vorsitzender der „Berliner Gesellschaft für
Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte“ (BGAEU) förderte der Mediziner nicht nur
Forschungsreisen und Museumsgründungen, sondern ließ auch eine umfassende physischanthropologische Sammlung zusammentragen (z.B. Schädel und Skelette), deren Provenienz
nach wie vor aufgearbeitet wird. Darüber hinaus beteiligte sich Virchow an sogenannten
234

„Völkerschauen“, auf denen außereuropäische Menschen- und Volksgruppen einem breiten
Publikum vorgeführt wurden, und nutzte diese als Forschungspraxis.
Obwohl Rudolf Virchow die von der Wissenschaft des späten 19. Jahrhunderts
postulierten rassischen Ordnungskriterien durchaus als Arbeitshypothese einsetzte und
Völker auf der Basis dieser Konzepte untersuchte, warnte er vor der zunehmenden
gesellschaftspolitischen
Vereinnahmung
des
Rassendiskurses
und
seiner
sozialdarwinistischen Auslegung; das von ihm vertretene „Paradigma einer liberalen
Anthropologie widersprach somit Auffassungen eines Kampfes zwischen höheren und
niederen Rassen, in dessen Gefolge die letzteren verdrängt würden.“ (Goschler, S. 334) In
diesem Zusammenhang engagierte sich Virchow auch gegen die antisemitische Bewegung
und kritisierte wiederholt die judenfeindliche Programmatik des Theologen Adolf Stoecker,
der als Begründer der Christlich-Sozialen Partei (CSP) den Ausschluss der jüdischen
Bevölkerung aus dem öffentlichen Leben forderte.
Um die Verbreitung der „Menschenrassen“ in deutschen Nationalstaat erfassen zu
können, ließ die „Deutsche Anthropologische Gesellschaft“ in den 1870er Jahren unter der
Leitung von Rudolf Virchow die Haut-, Haar- und Augenfarbe von über sechs Millionen
Schulkindern erfassen. Die über 70.000 Schüler jüdischer Herkunft wurden gesondert
registriert, da die Theorie einer vermeintlich „germanischen“ und einer „jüdischen Rasse“ als
Ausgangspunkt der Studie diente. Darüber hinaus unterschied man zwischen Merkmalen
eines „blonden“ und eines „brünetten Typus“. Nach der Auswertung dieser Datensammlung
stellte Virchow schließlich fest, dass der Großteil der Schüler keinem eindeutigen
Erscheinungsbild entsprach und entkräftete auf diese Weise den in völkischen Kreisen
vorherrschenden „reinrassigen“ Germanenmythos.
In der historischen Forschung wird der langfristige Einfluss dieser Studie auf die
Geschichte des Antisemitismus kontrovers diskutiert. Ungeachtet der Tatsache, dass sich
Virchow „von der Erhebung ein wissenschaftliches Argument gegen den aufkommenden
Rassismus erhoffte“ (Hess, S. 328), griffen Vertreter der nationalsozialistischen
„Rassenhygiene“ auf die Untersuchungspraktiken des Mediziners zurück, „während sie
gleichzeitig seine Schlossfolgerungen verwarfen“. (Goschler, S. 344) Aufgrund seines
Engagements für die jüdische Bevölkerung verkörperte Rudolf Virchow im Dritten Reich „das
ideale Feindbild für den Retter des deutschen Volkes“ (Schönholz, S. 278f.) und wurde von
der NS-Propaganda wiederholt diffamiert.
Kategorie: C
Begründung: historisch minderbelastet

235

Literatur
Andree, Christian: Virchow, Rudolf. In: Gerabek, Werner E./Haage, Bernhard D./Keil, Gundolf/
Wegner, Wolfgang (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. Berlin/ New York 2005, S. 1445–1447.
Goschler, Constantin: Rudolf Virchow. Mediziner – Anthropologe – Politiker, Köln/Weimar/Wien
2002.
Kümmel, Werner: Rudolf Virchow und der Antisemitismus. In: Medizinhistorisches Journal. Band 3,
1969, S. 165-179.
Lewerentz, Annette: Rudolf Virchow als Anthropologe und seine Bedeutung für die Berliner
Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. In: Saherwala, Geraldine (Hrsg.):
Zwischen Charité und Reichstag. Rudolf Virchow – Mediziner, Sammler, Politiker. Begleitbuch zur
Ausstellung „Virchows Zellen“ – Zeugnisse eines engagierten Gelehrtenlebens in Berlin“, Berlin 2002,
S. 123-136.
Schipperges, Heinrich: Rudolf Virchow. Hamburg 1994.
Schönholz, Christian: Rudolf Virchow und die Wissenschaften vom Menschen. Wissensgenerierung
und Anthropologie im 19. Jahrhundert, Würzburg 2013.
Zimmerman, Andrew: Anti-Semitism as Skill. Rudolf Virchow’s „Schulstatistik“ and the Racial
Composition of Germany, In: Central European History, Vol. 32, No. 4, 1999, S. 409-429.
Hess, Volker: Vermessen. In: Hennig, Jochen (Hrsg.): Weltwissen. 300 Jahre Wissenschaften in Berlin,
München 2010, S. 324-328.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 52054 / Band 7
0-1-7-1939.0000

0-1-4-15919 (6)

236

Straßen-/Platzname: Wagnerstraße
Datum der Benennung: 29.05.1888
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Beruf, Amt oder Funktion:
Wilhelm Richard Wagner (1813-1883), deutscher Komponist und Dramatiker.
Kurzbiographie/Verdienste:
Richard Wagner zählt zu den bedeutendsten und einflussreichsten Opernkomponisten des
19. Jahrhunderts und gilt insbesondere auf dem Gebiet des Musikdramas als Revolutionär;
Werke wie „Tristan und Isolde“ oder „Der fliegende Holländer“ werden als Höhepunkte der
musikalischen Romantik betrachtet. Mit dem Opernzyklus „Der Ring des Nibelungen“,
dessen Schaffensperiode mehrere Jahrzehnte umfasste, verwirklichte Wagner seine
Vorstellung vom Gesamtkunstwerk als eine Einheit aus Musik, Dichtung und Tanz. Die
Uraufführung fand 1876 in Bayreuth statt und begründete die gleichnamigen Festspiele.
Antisemitismus / Rassismus:
Während Richard Wagners Kompositionen einen festen Bestandteil deutscher Alltagskultur
repräsentieren, sind Diskussionen um seine Person lange Zeit vermieden oder tendenziös
geführt worden; nach wie vor bewegt sich der „Mythos Wagner“ auf dem schmalen Grat
zwischen kultischer Verehrung und gnadenloser Verachtung.
Die antisemitische Einstellung des Komponisten ist allerdings zweifelsfrei belegt und nicht
nur in Briefen und Tagebüchern hinreichend dokumentiert. Als entschiedener Gegner der
jüdischen Emanzipation veröffentlichte er erstmals 1850 seine berüchtigte Kampfschrift „Das
Judentum in der Musik“, in der er den Juden die künstlerische Unfähigkeit bescheinigte und
eine „instinktmäßige Abneigung“ ihnen gegenüber rechtfertigte. Neben der Kritik an der
vermeintlichen „Verjüdung der modernen Kunst“ bediente sich Richard Wagner vor allem
antisemitischen Stereotypen und gebrauchte rassistische Argumente, die sich im
darauffolgenden Jahrhundert auch die Nationalsozialisten aneigneten: „Der Jude […] fällt uns
im gemeinen Leben zunächst durch seine äußere Erscheinung auf, die […] etwas […]
unangenehm Fremdartiges hat: wir wünschen unwillkürlich, mit einem so aussehenden
Menschen Nichts [sic] gemein zu haben.“
Die Frage nach der ideologischen Wirkung Richard Wagners im 20. Jahrhundert ist
Gegenstand zahlreicher Untersuchungen und nicht abschließend zu beantworten. Während
die einen jegliche Mitschuld am Nationalsozialismus kategorisch abstreiten, erklären andere
den Komponisten zum geistigen Vordenker und Wegbereiter. Fest steht, dass Richard
Wagner von Adolf Hitler außerordentlich verehrt wurde und zum „Hauskomponisten des
Dritten Reiches“ avancierte. Dabei griff das NS-Regime vor allem die Inhalte der WagnerOpern auf, um eine politisch-kulturelle Verbindung zu demonstrieren: Führerkult,
Deutschtum und Blutideologie.
237

Obwohl keine Belege dafür existieren, dass sich Adolf Hitler näher mit Richard Wagners
antisemitischen Schriften beschäftigt hat, ist eine Anlehnung an dessen judenfeindliche
Geisteshaltung nur schwer von der Hand zu weisen. Allerdings muss in diesem
Zusammenhang auf die Problematik einer historischen Gleichsetzung hingewiesen werden:
Zwischen dem Ableben Richard Wagners und der Machtergreifung der Nationalsozialisten
erstreckte sich ein halbes Jahrhundert, dementsprechend ist die Annahme eines
Wagnerischen Bewusstseins oder gar einer Unterstützung für den Holocaust
wissenschaftlich nicht haltbar. Darüber hinaus darf nicht außer Acht gelassen werden, dass
die Familie Wagner ab den 1920er Jahren die Stilisierung ihres Oberhauptes zum
ideologischen Pionier des Nationalsozialismus begrüßte und sogar ganz bewusst vorantrieb,
um das Festspielhaus Bayreuth als kulturelle Machtzentrale zu etablieren.
Kategorie: B
Begründung: ausgeprägter Antisemitismus

Literatur:
Bermbach, Udo: Richard Wagner in Deutschland. Rezeption – Verfälschungen, Stuttgart 2011.
Drüner, Ulrich: Richard Wagner. Die Inszenierung eines Lebens, München 2016.
Fest, Joachim: Richard Wagner – Das Werk neben dem Werk. Zur ausstehenden Wirkungsgeschichte eines
Großideologen, in: Richard Wagner im Dritten Reich, hrsg. von Saul Friedländer und Jörn Rüsen, München
2000, S. 24-39.
Fischer, Jens Malte: Richard Wagners „Das Judentum in der Musik“. Eine kritische Dokumentation als
Beitrag zu Geschichte des Antisemitismus, Würzburg 2015.
Hamann, Brigitte: Winifred Wagner oder Hitlers Bayreuth, München 2002.
Hertel, Ludwig: Zum Wagnerkult im Nationalsozialismus. Berlin 2015.
Kiesewetter, Hubert: Von Richard Wagner zu Adolf Hitler. Varianten einer rassistischen Ideologie, Berlin
2015.
Klee, Ernst: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009.

238

Straßen-/Platzname: Weißenburgstraße
Datum der Benennung: um 1895
Begründung der Benennung: unbekannt
Historischer Hintergrund
In der Schlacht bei Weißenburg (franz. Wissembourg) am 4. August 1870 trafen nach dem
Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs erstmals beide Armeen aufeinander; das
Gefecht endete mit dem ersten Sieg der gesamtdeutschen Truppen auf französischem
Boden. 1871 wurde die Stadt Weißenburg als Teil des Elsass in das neu gegründete Deutsche
Reich eingegliedert.
Militarismus
Nach dem Ausbruch des Deutsch-Französischen Kriegs hatten französische Truppen Anfang
August 1870 kurzzeitig die Grenzstadt Saarbrücken eingenommen; der Plan einer
Großoffensive auf deutschem Boden wurde angesichts der unzureichenden Mobilisierung
allerdings verworfen. Während man auf französischer Seite nicht mit einem schnellen
Gegenangriff rechnete, bereitete sich die 3. Armee unter Kronprinz Friedrich Wilhelm von
Preußen auf die Überschreitung der elsässischen Grenze bei Weißenburg vor.
In den Morgenstunden des 4. August 1870 rückten die einzelnen deutschen Korps aus
südöstlicher Richtung sukzessive auf die Stadt vor und überraschten die zahlenmäßig
unterlegenen Franzosen, die sich unter Geschützfeuer hinter die Stadttore zurückzogen.
Nach der Einnahme von Weißenburg wandten sich die preußischen Truppen den
französischen Stellungen auf dem südlich gelegenen Geisberg zu und konnten die
verlustreichen Gefechte um das Schloss in den Nachmittagsstunden schließlich für sich
entscheiden; während die Deutschen etwa 1500 Tote zu beklagen hatten, waren auf
französischer Seite ca. 1000 Mann gefallen, verwundet oder gefangengenommen worden.
Kategorie: B
Begründung: historischer Hintergrund verlangt weiterführende Erläuterungen

239

Literatur
Haselhorst, Olaf: Operationen der deutschen Heere im Krieg gegen Frankreich 1870/71. In: Ganschow,
Jan/Haselhorst, Olaf/Ohnezeit, Maik (Hrsg.): Der Deutsch-Französische Krieg 1870/71. Vorgeschichte
– Verlauf – Folgen. Ares-Verlag, Graz 2009, S. 83-120.
Tümmler, Holger: Großer Atlas des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71. Wolfenbüttel 2010.
Tümmler, Holger: Das Gefecht von Weißenburg. Eine taktisch-kriegsgeschichtliche Studie,
Wolfenbüttel 2009.

Quellen
Bleibtreu, Carl: Weissenburg. Stuttgart 1903.

240

Straßen-/Platzname: Kaiser-Wilhelm-Ring
Datum der Benennung: vor 1929
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Wilhelm I. / Wilhelm Friedrich Ludwig von Preußen (1797-1888), deutscher Kaiser und König
von Preußen.
Kurzbiographie / Verdienste
Der zweite Sohn des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III. wurde schon früh militärisch
geschult und nahm ab 1814 an den sogenannten „Befreiungskriegen“ gegen Napoleon I. teil.
In der Folgezeit bekleidete der Hohenzoller verschiedene militärische Ränge; aufgrund seines
Eintretens für eine gewaltsame Niederschlagung der „Märzrevolution“ im Jahr 1848 erhielt
Wilhelm Friedrich den Beinamen „Kartätschenprinz“. Als König von Preußen berief er Otto
von Bismarck zum Ministerpräsidenten, führte in den „Einigungskriegen“ den Oberbefehl
über das deutsche Heer und wurde im Zuge der Reichsgründung 1871 schließlich zum ersten
deutschen Kaiser ausgerufen. Während der Regentschaft Wilhelms I. annektierte das
Deutsche Reich erste Kolonialgebiete.
Militarismus / Kolonialismus
Unter dem ersten Hohenzollernkaiser konnte das Königreich Preußen seine
Vormachtstellung in Mitteleuropa behaupten und im Zuge der Nationalstaatsgründung 1871
eine Führungsrolle im Deutschen Reich übernehmen. Dennoch „stand Wilhelms
geschichtsmächtige Wirkung [lange Zeit] im Schatten der Bismarckschen“ (Seier, S. 395); die
Frage nach der politischen Autonomie des Kaisers ist erst in jüngerer Vergangenheit in den
Blickpunkt der Forschung gerückt.
Anders als seine Ehefrau Augusta von Sachsen-Weimar-Eisenach, die liberale Werte
vertrat und diese auch dem gemeinsamen Sohn Friedrich Wilhelm (Kaiser Friedrich III.)
vermittelte, war Wilhelm I. eher dem machtstaatlichen Konservatismus zugeneigt.
Angesichts der reformerischen Strömungen des Vormärz sorgte sich der überzeugte
Monarchist und Militarist um die Autorität der königlichen Krone; die Einführung einer
freiheitlichen Verfassung und das Streben nach Volkssouveränität lehnte er entschieden ab.
Im Revolutionsjahr 1848 beugte sich der Prinz von Preußen schließlich dem Druck der
bürgerlich-demokratischen Bewegung und unterzeichnete jene Proklamation, die die
gesetzliche Bildung einer Volksvertretung zusagte, plädierte jedoch zwecks
Wiederherstellung der öffentlichen Ordnung für einen militärischen Eingriff. Obwohl
Wilhelm als Generalgouverneur der Rheinarmee in Berlin über keine Befehlsgewalt verfügte
und die blutigen Barrikadenkämpfe im März 1848 auf Anordnung seines Bruders König
Friedrich Wilhelm IV. ausgelöst worden waren, wurde ihm aufgrund seiner Unterstützung
die Verantwortung zugeschrieben. Von der Bevölkerung „als Kartätschenprinz“ (Kartätsche =
Artilleriegeschoss mit Schrotladung) diffamiert, flüchtete der Thronfolger für mehrere
241

Monate ins englische Exil, kommandierte aber im darauffolgenden Jahr die gewaltsame
Niederschlagung von Aufständen in Baden und in der Pfalz.
In den 1850er Jahren öffnete sich Wilhelm einem „gemäßigt-liberalen
Konstitutionalismus“ (Angelow, S. 252) und trat nach der Übernahme der
Regierungsgeschäfte für die Beibehaltung der Verfassung ein. Die von ihm angestrebte
Neuorganisation des Heeres stieß im Parlament allerdings auf breite Ablehnung (preußischer
Verfassungskonflikt); der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck sorgte schließlich
dafür, dass der König als militärischer Machthaber die letzte Entscheidungsbefugnis erhielt.
Obwohl der spätere Reichskanzler einen bestimmenden Einfluss ausübte und nach wie vor
die historische Wahrnehmung der „Einigungskriege“ dominiert, ist die vielfach kolportierte
Passivität Wilhelms I. inzwischen widerlegt worden. Beide strebten die Lösung der
„deutschen Frage“ an und waren in diesem Zusammenhang von der Notwendigkeit
kriegerischer Auseinandersetzungen überzeugt; dabei „trat Wilhelms Führungsanteil [zwar]
zurück, […] schrumpfte [aber] nie bis zur bloßen Formalität.“ (Seier, S. 399)
Nach der Reichsgründung zog sich der betagte Monarch zunehmend aus der Politik zurück
und avancierte in der Öffentlichkeit zur nationalen Integrationsfigur; die ersten
Kolonialerwerbungen des Deutschen Reiches erfolgten auf Initiative Bismarcks. „Es ehrt
Wilhelm, für den Deutschland und Preußen keine Beute, sondern Schutzbefohlene waren,
nicht wie sein Enkel mit herausfordernden Allmachtphantasien und Ausdehnungsstreben in
die Welt hinausgetreten zu sein. Hierin liegt das historische Verdienst des ersten deutschen
Kaisers […].“ (Schule-Wegener, S. 483)

Kategorie: C
Begründung: keiner Kategorie zuzuordnen

Literatur
Angelow, Jürgen: Wilhelm I. (1861–1888). In: Kroll, Frank-Lothar (Hrsg.): Preußens Herrscher. Von
den ersten Hohenzollern bis Wilhelm II., München 2006, S. 242–264.
Herre, Franz: Kaiser Wilhelm I. Der letzte Preuße, Köln 1980.
Richter, Günter: Kaiser Wilhelm I. In: Treue, Wilhelm (Hrsg.): Ploetz. Drei deutsche Kaiser, Wilhelm I. Friedrich III. - Wilhelm II., Ihr Leben und ihre Zeit 1858 – 1918, Freiburg im Breisgau 2003, S. 15-80.
Schulze-Wegener, Guntram: Wilhelm I. - Deutscher Kaiser, König von Preußen, Nationaler Mythos.
Hamburg 2015.
Seier, Helmut: Wilhelm I. Deutscher Kaiser 1871–1888. In: Schindling, Anton/Ziegler, Walter (Hrsg.):
Die Kaiser der Neuzeit 1519-1918. Heiliges Römisches Reich – Österreich – Deutschland, München
1990, S. 395–409.
242

Straßen-/Platzname: Wissmannstraße
Datum der Benennung: 13. 03. 1908
Begründung der Benennung: unbekannt
Name, Titel, Beruf oder Amt
Hermann Wilhelm Leopold Ludwig von Wissmann (1853-1905), deutscher Offizier,
Kolonialbeamter und Afrikaforscher; Reichskommissar (1888-1891) und Gouverneur (18951896) von Deutsch-Ostafrika.
Kurzbiographie / Verdienste
Nach seiner militärischen Ausbildung und der Beförderung zum Leutnant nahm Hermann
von Wissmann an einer Expedition in Zentralafrika teil und durchquerte als erster Europäer
den afrikanischen Kontinent von West nach Ost. Im Auftrag des belgischen Königs Leopold II.
führte er weitere Forschungsreisen durch, bevor er 1888 zum Reichskommissar der Kolonie
Deutsch-Ostafrika ernannt wurde und die erste deutsche Schutztruppe gründete. Für die
Niederschlagung des sogenannten „Araberaufstands“ wurde Wissmann mit höchsten Ehren
ausgezeichnet und in den erblichen Adelsstand erhoben. 1895 folgte eine kurze Amtszeit als
Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, die aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig endete.
Kolonialismus / Rassismus
Das öffentliche Bild Hermann von Wissmanns – obgleich bereits zu Lebzeiten nicht
unumstritten – ist in der Erinnerungskultur des 20. Jahrhunderts zunächst instrumentalisiert
und später ignoriert worden. Im Kaiserreich als unerschrockener Forscher und Kriegsheld
gefeiert und von den Nationalsozialisten zum Vorkämpfer eines deutschen Imperialismus
stilisiert, spielte Hermann von Wissmann in der historischen Wahrnehmung der
Bundesrepublik lange Zeit keine Rolle mehr. Erst mit dem Beginn der Aufarbeitung deutscher
Kolonialgeschichte in den 1990er Jahren rückten der Kolonialoffizier und sein Wirken in den
Fokus der wissenschaftlichen Debatten.
Über Wissmanns brutale Praxis als Befehlshaber der deutschen Schutztruppe
(„Wissmann-Truppe“) in Deutsch-Ostafrika herrscht in der Forschung weitestgehend
Konsens. Der Afrikaforscher war aufgrund seiner im Dienst der belgischen Krone
gesammelten Expeditionserfahrungen von Bismarck gezielt ausgewählt worden, um die
Widerstandsbewegungen an den Küsten („Araberaufstand“) zu bekämpfen. Bevor Wissmann
im Frühjahr 1889 Richtung Afrika aufbrach, erläuterte er seine Pläne im Reichstag, lehnte
Verhandlungen mit lokalen Widerstandsführern rigoros ab und legitimierte die Anwendung
von Gewalt. Dementsprechend nutzte seine aus Soldaten und Söldnern zusammengesetzte
Kolonialarmee eine „Strategie des Terrors“ (Prinz, S. 321), um die indigene Bevölkerung zu
unterwerfen. Bei der rücksichtslosen Eroberung der jeweiligen Gebiete wurden ganze Dörfer
geplündert und in Brand gesteckt; willkürliche Hinrichtungen sollten den Bewohnern die
Übermacht der deutschen Besatzer demonstrieren, und „nicht allzu gering [war] die Zahl
243

derer, die mit ihrem Körper […] den Galgen oder eine Palme geziert haben“. Bei den von
Wissmann angeordneten Massakern verloren tausende Menschen ihr Leben.
Darüber hinaus verband der Reichskommissar mit der militärischen Intervention auch
eine vermeintlich zivilisatorische. Die in der Kolonialbewegung verbreitete Vorstellung eines
„barbarischen“ und unkultivierten afrikanischen Kontinents, der sich allein durch eine
umfassende europäische Zwangsmissionierung weiterentwickeln könne, resultierte aus den
Rassentheorien des späten 19. Jahrhunderts. Hermann von Wissmann setzte sich mit diesen
Denkmustern eingehend auseinander und stimmte ihnen weitestgehend zu: "Keine Tätigkeit
ist geeigneter, den Europäer für die richtige Behandlung der Neger zu erziehen als die
militärische. ... Er wird bald erkennen, dass er in den Negern eine noch in den Kinderschuhen
steckende Rasse vor sich hat.“
Darüber hinaus initiierte der Kolonialoffizier in seiner kurzen Amtszeit als Gouverneur von
Deutsch-Ostafrika die Einführung einer sogenannten „Hüttensteuer“, um die hohen Kosten
für Militär und Verwaltung zu deckeln. Diese Maßnahme trug 1905 zum Ausbruch des
berüchtigten „Maji-Maji-Aufstands“ bei, dessen Folgen (Hungersnöte, Entvölkerung)
„höchstwahrscheinlich eine sechsstellige Zahl an Einheimischen“ (Becker/Beez, S. 12) das
Leben kosteten.

Kategorie: A
Begründung: aggressiver Kolonialismus

244

Literatur
Becker, Felicitas/Beez, Jigal: Ein nahezu vergessener Krieg. In: Becker, Felicitas/Beez, Jigal (Hrsg.): Der
Maji-Maji-Krieg in Deutsch-Ostafrika 1905-1907. Berlin 2005, S. 11-13.
Bührer, Tanja: Die Kaiserliche Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika. Koloniale Sicherheitspolitik und
transkulturelle Kriegführung 1885 bis 1918, München 2011.
Bührer, Tanja: Ein Forschungsreisender als Notbehelf: Hermann von Wissmann und der erste
Überseeeinsatz des Deutschen Reichs (1889-1891). In: Bührer, Tanja (Hrsg.): Globale Akteure an den
Randzonen von Souveränität und Legitimität. Leipzig 2013, S. 45-59.
Mikolaszek, Matthäus: Erinnerung an Hermann von Wissmann – 2018 in Düsseldorf, Bad Lauterbach
und Liezen (Österreich). In: Michels, Stefanie (Hrsg.): (Dis-)Locating Hermann von Wissmann.
Düsseldorf 2018, S. 35-43.
Morlang, Thomas: „Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen.“. Der umstrittene
„Kolonialheld“ Hermann von Wissmann, In: van der Heyden, Ulich/Zeller, Joachim (Hrsg.): „…Macht
und Anteil an der Weltherrschaft“. Berlin und der deutsche Kolonialismus, Münster 2005, S. 37-43.
Prinz, Claudia: Hermann von Wissmann als „Kolonialpionier“. In: Peripherie. Zeitschrift für Politik und
Ökonomie in der Dritten Welt, 118/119 (2010), H.2, 315-336.
Schilling, Britta: Hermann von Wissmann und die Verflechtung nationaler, internationaler und lokaler
Erinnerungsdiskurse. In: Michels, Stefanie (Hrsg.): (Dis-)Locating Hermann von Wissmann. Düsseldorf
2018, S. 4-15.
Speitkamp, Winfried: Totengedenken als Berlin-Kritik. Der Kult um die Kolonialpioniere, In: van der
Heyden, Ulich/Zeller, Joachim (Hrsg.): „…Macht und Anteil an der Weltherrschaft“. Berlin und der
deutsche Kolonialismus, Münster 2005, S. 163-170.
Zeller, Joachim: Kolonialdenkmäler und Geschichtsbewusstsein.
kolonialdeutschen Erinnerungskultur, Berlin 1999.

Eine

Untersuchung

der

Quellen
Becker, Alexander u. a.: Hermann von Wissmann. Deutschlands größter Afrikaner, Berlin 1907.
Maercker, Georg: Unsere Schutztruppe in Ost-Afrika. Berlin 1893.
Wissmann, Hermann von: Afrika. Schilderungen und Rathschläge für den Dienst in den deutschen
Schutzgebieten, Berlin 1895.

245

Straßen-/Platzname: Erwin-von-Witzleben-Straße
Datum der Benennung: 14. 07. 1945
Begründung der Benennung
Erwin von Witzleben gehörte zu jenen Männern, „welche im Zusammenhang mit dem
Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 den Tod gefunden haben.“
Name, Titel, Beruf oder Amt
Job Wilhelm Georg Erwin Erdmann von Witzleben (1881-1944), Generalfeldmarschall der
Wehrmacht und Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus.
Kurzbiographie / Verdienste
Als Angehöriger einer Offiziersfamilie besuchte Erwin von Witzleben zunächst eine
preußische Kadettenanstalt und trat als Leutnant in ein Grenadier-Regiment ein. Im Ersten
Weltkrieg bekleidete er verschiedene militärische Ränge; zuletzt diente er als
Generalstabsoffizier und wurde für seine Verdienste mit dem Eisernen Kreuz I. und II. Klasse
ausgezeichnet. Nach der Beförderung zum Oberstleutnant übernahm Witzleben 1931 das
Kommando über das 8. Preußische Infanterieregiment in Frankfurt an der Oder. Im Dritten
Reich wurde er Oberbefehlshaber der Heeresgruppe 2 und führte 1940 die im Westen
stationierte 1. Armee gegen Frankreich, engagierte sich jedoch gleichzeitig im Widerstand.
Nach seiner Entlassung aus dem aktiven Dienst schloss sich der Generalfeldmarschall der
Gruppe um Claus Schenk Graf von Stauffenberg an und war nach einem Staatsstreich als
Oberbefehlshaber der gesamten Wehrmacht vorgesehen. Infolge des gescheiterten
Attentats vom 20. Juli 1944 wurde Erwin von Witzleben vor dem Volksgerichtshof zum Tode
verurteilt und hingerichtet.
Nationalsozialismus
In der Geschichte des deutschen Widerstands zählt Erwin von Witzleben zu jenen
Wehrmachtsangehörigen, die „sehr früh den Nationalsozialismus als einen Irrweg und den
Soldateneid auf Hitler als eine Schande ansahen.“ (Müller 2015, S. 265) Sein christlich
geprägtes Weltbild und seine preußischen Wertvorstellungen ließen ihn bereits kurz nach
der „Machtergreifung“ am NS-System zweifeln; die innen- und außenpolitischen
Entwicklungen der 1930er Jahre überzeugten Witzleben schließlich von der Notwendigkeit
eines politischen Umsturzes.
Der Entschluss zum aktiven Widerstand resultierte aus den Ereignissen des Jahres 1934;
die Ermordung der Generäle Kurt von Schleicher und Ferdinand von Bredow im Zuge des
sogenannten „Röhm-Putsches“ sowie die Einführung des berüchtigten „ArierParagraphen“ bestärkten Erwin von Witzleben in seiner Ablehnung und führten zu einer
intensiven Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Politik. In diesem
Zusammenhang nutzte er seine Position als territorialer Befehlshaber zur
Informationsgewinnung und pflegte Kontakte zu nationalkonservativen Regimekritikern
246

inner- und außerhalb der Wehrmacht. Gleichzeitig begünstigten die Rüstungsmaßnahmen
sowie Witzlebens hohes Ansehen dessen Aufstieg zum Oberbefehlshaber.
Angesichts der Angriffspläne Hitlers auf die Tschechoslowakai war er 1938 zusammen mit
anderen Wehrmachtsangehörigen an der Vorbereitung eines Staatsstreichs beteiligt
(„Septemberverschwörung“), der letztendlich durch die im Zuge des Münchener
Abkommens beschlossene Abtretung des Sudetenlandes an das Deutsche Reich nicht
durchgeführt werden konnte. In der Folgezeit hielt Erwin von Witzleben den Kontakt zu
zivilen Widerstandskreisen und widmete sich dem Aufbau eines oppositionellen
militärischen Netzwerks, um mittels „konspirativer Kader“ (Müller 1988, S. 13) einen
weiteren Umsturzversuch zu wagen, wurde allerdings 1939 vom Einmarsch der Wehrmacht
in Polen überrascht. Als Oberbefehlshaber der im Westen stationierten 1. Armee versuchte
er vergeblich, den von Hitler geplanten Feldzug gegen Frankreich zu verhindern und
untersagte Ausschreitungen gegen die jüdische Bevölkerung im Saarland. Nach dem Ende
der Offensive stieg Witzleben in den Rang eines Generalfeldmarschalls auf und erhielt das
Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes; 1941 wurde er zum „Oberbefehlshaber West“ ernannt.
Bisher existieren keine Hinweise auf eine Verantwortung oder gar Beteiligung Witzlebens an
Kriegsverbrechen.
Im März 1942 erfolgte – offiziell aus gesundheitlichen Gründen – seine Verabschiedung in
den Ruhestand; ob und inwieweit Erwin von Witzlebens „Doppelrolle als Soldat im Krieg und
als Widerstandskämpfer gegen den Krieg“ (Witzleben, S. 222) enttarnt wurde, bleibt unklar.
Von den Verschwörern der „Operation Walküre“ als Oberbefehlshaber der gesamten
Wehrmacht vorgesehen, übermittelte er am 20. Juli 1944 aus dem Bendlerblock
Anweisungen an die obersten Kommandos des Heeres. Nach dem Scheitern des Umsturzes
wurde Erwin von Witzleben vor dem Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und in BerlinPlötzensee hingerichtet.

Kategorie: C
Begründung: Vorbildfunktion / selbstreflektierendes Handeln /persönliche Entwicklung

247

Literatur
Benz, Wolfgang/Pehle, Walter H. (Hrsg.): Lexikon des deutschen Widerstandes. Frankfurt am Main
2008.
Heinemann, Winfried: Unternehmen „Walküre“. Eine Militärgeschichte des 20. Juli 1944, Berlin 2019.
Klee, Ernst: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am
Main 2003.
Müller, Gene: Generalfeldmarschall Erwin von Witzleben. In: Ueberschär, Gerd R. (Hrsg.): Hitlers
militärische Elite. 68 Lebensläufe, Darmstadt 2015, S. 265-271.
Müller, Klaus-Jürgen: Witzleben – Stülpnagel – Speidel. Offiziere im Widerstand, Beiträge zum
Widerstand 1933-1945, Heft 7, Berlin 1988.
Pommerin, Reiner: Erwin von Witzleben – Der designierte Oberbefehlshaber. In: Klemperer, Klemens
von/Syring, Enrico/Zitelmann, Rainer (Hrsg.): „Für Deutschland“. Die Männer des 20. Juli, Frankfurt
am Main 1994, S. 328-343.
Ramm, Arnim: Der 20. Juli vor dem Volksgerichtshof. Berlin 2007.
Ramm, Arnim: Kritische Analyse der Kaltenbrunner-Berichte über die Attentäter vom 20. Juli 1944.
Ein Beitrag zur Geschichte des militärischen Widerstandes, Marburg 2003.
Witzleben, Georg von: „Wenn es gegen den Satan Hitler geht…“. Erwin von Witzleben im Widerstand,
Biographie, Hamburg 2013.

Quellen
Stadtarchiv Düsseldorf
0-1-7-1937.0000 / Blatt 516

248

Straßen-/Platzname: Woermannstraße
Datum der Benennung: 16. 12. 1937
Begründung der Benennung
Im Zusammenhang mit der für die NS-Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ geplanten
Mustersiedlung in Düsseldorf-Stockum schlug der damalige Direktor der Landes- und
Stadtbibliothek – Hermann Reuter – 1936 vor, die Straßen dieses Geländes „nach verdienten
Männern der deutschen Kolonialgeschichte zu benennen.“ Ein halbes Jahr später wurden die
Mustersiedlung auf Betreiben des damaligen Gauleiters Florian in „Schlageter-Stadt“ getauft
und ihre Straßen umgewidmet. Als Ausgleich schufen die Nationalsozialisten kurze Zeit
später ein neues Kolonialviertel in Urdenbach, in dem die ursprünglichen Straßennamen
wieder zum Tragen kamen.
Name, Titel, Beruf oder Amt
Adolph Woermann (1847-1911), deutscher Kaufmann und Großreeder.
Kurzbiographie / Verdienste
Der Sohn des Hamburger Kaufmanns Carl Woermann stieg 1874 in das familiäre
Handelsunternehmen ein und trat 1880 die Nachfolge seines Vaters an. Unter der Leitung
Adolph Woermanns wurden die internationalen Exportgeschäfte ausgebaut und
insbesondere die Zahl der afrikanischen Niederlassungen vergrößert; auf sein Betreiben
erwarb das Deutsche Reich 1884 Kamerun als deutsches Schutzgebiet. Ein Jahr später
gründete Woermann die „Afrikanische-Dampfschifffahrts-Aktiengesellschaft“ (WoermannLinie), die zusammen mit der „Deutsch-Ostafrika Linie AG“ (DOAL) maßgeblich an der
Gründung der deutschen Kolonien in Afrika beteiligt war.
Kolonialismus
Adolph Woermann zählt zu jenen Schlüsselfiguren der deutschen Kolonialwirtschaft, die den
Erwerb und die Aufbau von Schutzgebieten entscheidend geprägt und vorangetrieben haben.
Der politische Einfluss des Hamburger Unternehmers ermöglichte die Expansion seines
Handelshauses, das durch afrikanische Exportgeschäfte zu den herausragenden Profiteuren
der deutschen Kolonialpolitik gehörte; Woermann selbst stieg zum „größten Privatreeder
der Welt“ auf. (Bade, S. 187)
Die Firma C. Woermann hatte bereits in den 1850er und 60er Jahren erste
Handelsniederlassungen in Gabun und Kamerun eingerichtet, um Alkohol und Waffen aus
dem Deutschen Reich gegen wertvolle Rohstoffe (Palmöl, Kautschuk, Elfenbein) tauschen zu
können. Mit der Übernahme des Unternehmens durch Adolph Woermann im Jahr 1880
wurde dieser Handel ausgeweitet und die größtenteils aus Segelschiffen bestehende Flotte
durch Dampfschiffe ersetzt. Angesichts der Konkurrenz der etablierten Kolonialmächte
plädierte der Kaufmann für eine aktivere deutsche Kolonialpolitik: „Es liegt auf der Hand,
dass in Afrika zwei grosse [sic] ungehobene Schätze sind: Die Fruchtbarkeit des Bodens und
die Arbeitskraft vieler Millionen Neger.“ In seiner im Jahr 1883 an die Regierung gerichteten
249

Denkschrift unterstützte er den Erwerb Kameruns und stellte sowohl die ökonomischen
Vorteile als auch den Nutzen der Einheimischen heraus, die für ihn „als Sklaven stets das
gesuchteste Arbeitsmaterial für alle heißen Klimate“ repräsentierten. Um die
„Spitzenstellung“ (Gründer, S.89) seines Handelshauses in Südwestafrika zu sichern und das
regionale Transportmonopol zu erhalten, hatte Adolph Woermann im Vorfeld dubiose
Verträge mit lokalen Autoritäten abschließen lassen, die nach der Inbesitznahme von
Kamerun auf das Deutsche Reich übergingen. Darüber hinaus nahm er als Berater an der
Berliner Westafrika-Konferenz 1884/85 teil, auf der die Aufteilung des afrikanischen
Kontinents unter den Großmächten beschlossen wurde.
Mit der steigenden Anzahl der Schiffsverbindungen gründete Woermann 1885 die
„Afrikanische-Dampfschifffahrts-Aktiengesellschaft“ (Woermann-Linie), die neben Waren
und Passagieren auch versklavte Menschen transportierte und ihren Tätigkeitsbereich auf
die gesamte Westküste Afrikas ausweitete. Durch seine zahlreichen Aufsichtsratsposten in
Übersee-Unternehmen und Mitgliedschaften in einflussreichen Wirtschaftsgremien konnte
der Kaufmann ein „beachtliches Kolonialimperium“ (Möhle, S. 45) aufbauen; die Beteiligung
an der staatlich subventionierte „Deutsch-Ostafrika Linie AG“ (DOAL) erschloss den
Linienverkehr rund um den afrikanischen Kontinent.
Um Handelsrouten und Niederlassungen im Landesinneren zu eröffnen, setzte Adolph
Woermann bei der Kolonisierung Kameruns eine eigene Söldnertruppe ein, die jeglichen
Widerstand rücksichtslos niederschlug, ganze Dörfer plünderte und Einheimische für
Zwangsarbeiten in Gefangenschaft nahm. Ab Mitte der 1890er Jahre wurden diese
„Expeditionen“ ausgeweitet und mit der militärischen Unterstützung des Deutschen Reiches
durchgeführt. Darüber hinaus profitierte der Unternehmer auch am Genozid an den Herero
und Nama, die sich zwischen 1904 und 1908 gegen die deutsche Kolonialmacht zur Wehr
setzten. Aufgrund ihres Beförderungsrechts für Regierungs- und Militärgüter verschiffte die
Reederei den Großteil der angeforderten Soldaten und Waffen von Hamburg nach Namibia
und richtete in der Hafenstadt Swakopmund eigene Konzentrationslager für Zwangsarbeiter
ein; Adolph Woermann avancierte auf diese Weise zum „Großverdiener am Krieg“ (Möhle, S.
66).

Kategorie: A
Begründung: aggressiver Kolonialismus

250

Literatur
Bade, Klaus J.: Friedrich Fabri und der Imperialismus in der Bismarckzeit. Revolution – Depression –
Expansion, Freiburg im Breisgau 1975.
Gründer, Horst: Geschichte der deutschen Kolonien. Paderborn 2012.
Hausschild-Thiessen, Renate: Adolph Woermann. In: Kopitzsch, Franklin/Brietzke, Dirk (Hrsg.):
Hamburgische Biographie. Personenlexikon, Band 1, Hamburg 2010, S. 347-349.
Hücking, Renate/Launer, Ekkehard: Aus Menschen Neger machen. Wie sich das Handelshaus
Woermann an Afrika entwickelt hat, Hamburg 1986.
Kreienbaum, Jonas: „Ein trauriges Fiasko“. Koloniale Konzentrationslager im südlichen Afrika 19001908, Hamburg 2015.
Kum’a Ndumbe III., Alexandre: Das Deutsche Kaiserreich in Kamerun. Wie Deutschland in Kamerun
seine Kolonialmacht aufbauen konnte 1840 – 1910, Berlin 2007.
Möhle, Heiko: Mit Branntwein und Gewehr – Wie das Afrikahaus C. Woermann Kamerun eroberte, In:
Möhle, Heiko (Hrsg.): Branntwein, Bibeln und Bananen, Berlin 1999, S. 39-46.
Möhle, Heiko: »Pardon wird nicht gegeben« – Aufständische Afrikaner und hanseatische
Kriegsgewinnler, In: Möhle, Heiko (Hrsg.): Branntwein, Bibeln und Bananen, Berlin 1999, S. 63-70.
Nordmeyer, Wiebke: Die Geographische Gesellschaft in Hamburg 1873-1918. Geographie zwischen
Politik und Kommerz, Stuttgart 1998.
Washausen, Helmut: Hamburg und die Kolonialpolitik des Deutschen Reiches 1880 bis 1890.
Hamburg 1968.
Jürgen Zimmerer, Joachim Zeller (Hrsg.): Völkermord in Deutsch-Südwestafrika. Der Kolonialkrieg
(1904–1908) in Namibia und seine Folgen. Berlin 2003

Quellen
Woermann, Adolph: Kulturbestrebungen in West-Afrika. Vortrag, gehalten in der Geographischen
Gesellschaft zu Hamburg am 1. Mai 1879, In: Mittheilungen der Geographischen Gesellschaft in
Hamburg 1878-79, Hamburg 1880, S. 58-71.
Stadtarchiv Düsseldorf
IV 15919 (4)
0-1-7-1937.0000 / Blatt 421
IV 52054 / Band 1

251

Anhang B: Prüflisten

252

• Gesamtliste
• Schnellcheckliste
• Prüfliste

253

Gesamtliste Straßennamen Düsseldorf
Nach 1870 verstorbene Persönlichkeiten

Straße / Platz
Achenbachstraße
Adalbert-Probst-Straße
Adalbertstraße
Adam-Stegerwald-Straße
Adersstraße
Ahrensplatz
Albert-Schöndorff-Platz
Albertstraße
Albrecht-von-Hagen-Platz
Alfred-Döblin-Straße
Alice-Heye-Platz
Allmersstraße
Aloys-Odenthal-Platz
Am Adershof
Amalienweg
Anhalter Straße
Anna-von-Krane-Straße
Anton-Betz-Straße
Anton-Fahne-Weg
Arnold-Schönberg-Straße
Arthur-Kampf-Straße
Auerweg

Datum der Benennung
05. 07. 1910
19. 12. 1966
12. 06. 1909
19. 12. 1966
26. 03. 1893
21. 07. 2001
08. 10. 2005
förmlich festgestellt am
15. 05. 1895
14. 07. 1945
11. 06. 1963
um 1939
16. 10. 1936
22. 02. 2005
31. 01. 1921
22. 06. 1982
17. 08. 1909
21. 05. 1954
X
16. 12. 1934
22. 01. 1970
vor 1975
17. 07. 1961

Persönlichkeit
Andreas (1815-1910) und Oswald (1827-1905) Achenbach, Landschaftsmaler
Adalbert Probst (1900-1934), Aktivist und katholischer Jugendbundführer
Prinz Adalbert von Preußen (1884-1948)
Adam Stegerwald (1874-1945), Politiker
Oskar Aders (1831-1889), Landgerichtsdirektor
Ernst-Jürgen Ahrens (1932-1980), Pilot und Geschäftsführer der LTU
Albert Schöndorff (1870-1942), Unternehmer und Stadtverordneter
Albert Poensgen (1818-1880), Industrieller
Albrecht von Hagen (1904-1944), Oberleutnant und Widerstandskämpfer
Alfred Döblin (1878-1957), Mediziner und Schriftsteller
Alice Heye, geb. Trinkaus (1871-1930), Leiterin sozialer Einrichtungen
Hermann Allmers (1821-1902), Schriftsteller und Dichter
Aloys Odenthal (1912-2003), Architekt und Widerstandskämpfer
Oskar Aders (1831-1889), Landgerichtsdirektor
Amalie Schulze (1878-1955), engagierte sich in der Kinderbetreuung
Luise Wilhelmine von Preußen, geb. Herzogin von Anhalt-Bernburg (1799-1882)
Freiin Anna von Krane (1853-1937), Schriftstellerin
Anton Betz (1893-1984), Gründungsverleger der Rheinischen Post
Anton Fahne (1805-1883), Schriftsteller und Friedensrichter
Arnold Schönberg (1874-1951), Komponist
Arthur Kampf (1864-1950), Historienmaler
Carl Freiherr Auer von Welsbach (1858-1929), Chemiker
254

Augustastraße
August-Clemens-Straße
Bagelstraße
Balckestraße
Bardelebenstraße
Baumstraße
Bayerstraße
Bebelstraße
Behringweg
Bendemannstraße
Benderstraße
Benedikt-Kippes-Weg
Benedikt-Schmittmann-Straße
Benningsen-Platz
Benzstraße
Bergiusstraße
Bernburger Straße
Bertastraße
Berta-von-Suttner-Platz
Berta-von-Sutter-Straße
Berty-Albrecht-Park
Bessemerstraße
Bismarckstraße
Bismarckweg
Blanckertzstraße
Bloemstraße
Blumenthalstraße
Bodinusstraße
Böcklinstraße
Boschstraße

förmlich festgestellt am
22. 02. 1888
26. 01. 1984
28. 11. 1953
1929
04. 01. 1912
16. 01. 1931
30. 01. 1952
16. 06. 1954
17. 05. 1954
30. 11. 1956
12. 05. 1909
27. 08. 1980
15. 09. 1960
19. 09. 1991
16. 01. 1931
13. 11. 1958
17. 08. 1909
12. 07. 1909
13. 09. 1984
25. 10. 1977
24. 10. 2009
1929
10. 08. 1875
X
23. 04. 1956
16. 01. 1931
um 1901
30. 04. 1901
um 1901
13. 11. 1958

Augusta von Sachsen-Weimar (1811-1890), Gemahlin Kaiser Wilhelms I.
August Clemens (1862-1949), Pädagoge
August Bagel (1838-1916), Unternehmer und Geheimer Kommerzienrat
N. Balcke, 1874 Mitbegründer des Röhrenwerks Balcke & Co.
Moritz von Bardeleben (1814-1890), Oberpräsident der Rheinprovinz
Gerhard Baum (1797-1882), Bankkaufmann und Geheimer Kommerzienrat
Adolph von Baeyer (1835-1917), Chemiker
August Ferdinand Bebel (1840-1913), Politiker
Emil von Behring (1854-1917), Bakteriologe
Eduard Bendemann (1811-1889), Historienmaler
Otto Bender (1848-1904), Bürgermeister von Gerresheim
Benedikt Kippes (1895-1978), Dichter
Benedikt Schmittmann (1872-1939), Sozialwissenschaftler
Rudolf von Benningsen-Foerder (1926-1989), Jurist und Industriemanager
Carl Friedrich Benz (1844-1929), Ingenieur und Automobilpionier
Friedrich Bergius (1884-1948), Chemiker
Luise Wilhelmine von Preußen, geb. Herzogin von Anhalt-Bernburg (1799-1882)
Berta Wolters (1871-1953), Ehefrau von Richard Wolters (Initiator der Siedlung NeuEller)
Berta von Suttner (1843-1914), Schriftstellerin und Friedensforscherin
Berta von Suttner (1843-1914), Schriftstellerin und Friedensforscherin
Berty Albrecht (1893-1943), Widerstandskämpferin
Henry Bessemer (1813-1898), Ingenieur
Fürst Otto von Bismarck (1815-1898), erster deutscher Reichskanzler
Fürst Otto von Bismarck (1815-1898), erster deutscher Reichskanzler
Minna Blanckertz (1867-1955), Gründerin des Rheinischen Frauenclubs
Gustav Bloem (1821-1905), Unternehmer
Graf Leonhard von Blumenthal (1810-1900), preußischer Generalfeldmarschall
Heinrich Bodinus (1814-1884), Zoologe
Arnold Böcklin (1827-1901), Maler und Bildhauer
Carl Bosch (1874-1940), Chemiker
255

Boskampweg
Brahmsplatz
Brassertweg
Bredelaerstraße
Brehmplatz
Bremstraße
Briedestraße
Brorsstraße
Brucknerstraße
Brüderstraße
Bruhnstraße
Bruno-Schmitz-Straße
Bruno-Recht-Weg
Buddestraße
Bueckstraße
Büngerstraße
Büttgenbachstraße
Bunsenstraße
Camphausenstraße
Cantadorstraße

27. 01. 1972
07. 04. 1933
20. 03. 1936
um 1935
12. 04. 1910
04. 09. 1894
1929
07. 05. 1976
16. 07. 1936
05. 04. 1986
22. 11. 1954
19. 07. 1961
16. 10. 2004
12. 08. 1915
13. 07. 1938
1929
26. 01. 1984
12. 07. 1904
23. 10. 1888
26. 09. 1963

Capitostraße
Cardaunstraße
Carl-Friedrich-Goerdeler-Straße

1929
19. 01. 1956
1964

Carl-Jaspers-Straße
Carl-Maria-Splett-Straße
Carl-Mosterts-Platz
Carlo-Schmid-Straße
Carl-Severing-Straße
Carl-Sonnenschein-Straße
Carl-von-Ossietzky-Straße

14. 06. 1984
25. 10. 1977
05. 02. 1954
22. 01. 1980
19. 12. 1966
23. 03. 1949
19. 12. 1966

Paul Boskamp (1871-1963), Mediziner und Heimatschriftsteller
Johannes Brahms (1833-1897), Komponist
Hermann Brassert (1829-1892), Jurist und Berghauptmann
Theodor Ulrich, Eigentümer der Eisengießerei Bredelaer
Alfred Edmund Brehm (1829-1884), Zoologe
Alfred Edmund Brehm (1829-1884), Zoologe
Otto Briede (1864-1914), Gründer der Benrather Maschinenfabrik
Franz Josef Brors, Pädagoge und Verfasser der Ortsgeschichte Unterbach
Anton Bruckner (1824-1896), Komponist
Leonhard, Gustav und Max Herzfeld, Betreiber der Textilfabrik J. Herzfeld Söhne
Christian Bruhn (1868-1942), Mediziner
Bruno Schmitz (1858-1916), Architekt
Bruno Recht (1921-1998), Bürgermeister von Düsseldorf
Hermann von Budde (1851-1906), General und preußischer Minister
Henry Axel Bueck (1830-1916), Politiker und Industriefunktionär
Friedrich Bünger (1830-1919), Gründer der Fassfabrik Bünger GmbH
Franz Büttgenbach (1832-1900), Direktor des Heerdter Hochofens
Robert Wilhelm Bunsen (1811-1899), Chemiker
Wilhelm Camphausen (1818-1885), Maler
Lorenz Cantador (1810-1883), Kaufmann und Hauptakteur der Märzrevolution 1848 in
Düsseldorf
Paul Capito (1849-1927), Mitbegründer des Blechwalzwerks Capito & Klein AG
Joseph Cardaun (1893-1944), Diözesanpräses des Kolpingwerks in Köln
Carl Friedrich Goerdeler (1884-1945), Oberbürgermeister von Leipzig und
Widerstandskämpfer
Karl Jaspers (1883-1969), Philosoph
Carl Maria Splett (1898-1964), Bischof von Danzig
Carl Mosterts (1874-1926), Theologe
Carlo Schmid (1896-1979), Jurist, Politiker und Minister
Carl Severing (1875-1952), Politiker und Minister
Carl Sonnenschein (1876-1929), Geistlicher und Sozialpolitiker
Carl von Ossietzky (1889-1938), Publizist und Friedensnobelpreisträger
256

Cecilienallee
Charlottenstraße
Clara-Viebig-Straße
Clausiusweg
Clemensstraße
Curieweg
Curt-Beckmann-Straße
Daelenstraße
Daimlerstraße
Damaschkestraße
Dauzenbergstraße
Davidstraße
Dechant-König-Weg
Dechenweg
Degerstraße
Deikerstraße
Dieselstraße
Dietrich-Bonhoeffer-Platz
Dietrich-Bonhoeffer-Straße
Dörpfeldstraße
Dreherstraße
Eckenerstraße
Edisonplatz
Edith-Stein-Weg
Edmund-Bertrams-Straße
Eduard-Schloemann-Straße
Eduard-Schulte-Straße
Einsteinstraße
Eitelstraße

01. 03. 1906
förmlich festgestellt am
07. 02. 1871
19. 10. 1930
16. 01. 1934
31. 01. 1921
22. 11. 1962
27. 02. 1996
05. 02. 1941
16. 01. 1931
19. 10. 1930
1922
30. 06. 1951
25. 04. 1979
16. 01. 1934
01. 09. 1891
Februar 1932
10. 03. 1930
09. 07. 2005
15. 04. 2000
12. 05. 1909
1909
06. 11. 1961
28. 11. 1960
28. 09. 1965
28. 06. 1976
24. 02. 1984
18. 05. 1993
13. 11. 1958
17. 08. 1909

Cecilie Auguste Marie Herzogin von Mecklenburg-Schwerin (1886-1954)
Marie Charlotte Amélie Augustine Victoire Clémentine Léopoldine von Belgien
(1840-1927)
Clara Viebig (1880-1952), Schriftstellerin
Rudolf Julius Emanuel Clausius (1822-1888), Physiker
Adam Clemens (1864-1941), Landesrat der Provinzialverwaltung Düsseldorf
Marie (1867-1934) und Pierre (1859-1906) Curie, Physiker und Chemiker
Curt Beckmann (1901-1970), Bildhauer und Maler
Reiner Daelen (1813-1887), Ingenieur und Gründer des Neusser Eisenwerks in Heerdt
Gottlieb Daimler (1834-1900), Ingenieur und Automobilpionier
Adolf Wilhelm Ferdinand Damaschke (1865-1935), Ökonom und Politiker
Alois Dauzenberg (1831-1907), katholischer Pfarrer in Kaiserswerth
Anton David (1854-1925), Bürgermeister von Rath
Karl König (1894-1975), katholischer Pfarrer und Dechant des Dekanats DüsseldorfHeerdt
Heinrich von Dechen (1814-1889), Geologe
Ernst Deger (1809-1885), Historienmaler
Johann Christian Deiker (1822-1892), Maler
Rudolf Diesel (1858-1913), Ingenieur
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), Theologe und Widerstandskämpfer
Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), Theologe und Widerstandskämpfer
Friedrich Wilhelm Dörpfeld (1824-1893), Pädagoge und Schriftsteller
Ignaz Dreher (+ 1894), Unternehmer und Stadtverordneter von Gerresheim
Hugo Eckener (1868-1954), Luftschiffer
Thomas Alva Edison (1847-1931), Unternehmer und Erfinder
Edith Stein (1891-1942), Philosophin
Edmund Bertrams, Gemeindevorsteher von Kalkum
Eduard Schloemann (1840-1914), Ingenieur und Gründer der Schloemann AG
Eduard Schulte (1891-1966), Industriemanager
Albert Einstein (1879-1955), Physiker
Prinz Eitel Friedrich von Preußen (1883-1942)

257

Elfriede-Bial-Straße

02. 04. 2016

Elisabethstraße
Elly-Heuss-Knapp-Straße

20. 12. 1850
26. 09. 1985

Ellystraße
Elsa-Brandström-Straße
Emil-Barth-Straße
Emma-Horion-Weg

erscheint erstmals 1936
im Adressbuch
26. 09. 1985
11. 06. 1963
05. 07. 2003

Emmastraße

22. 10. 1895

Erich-Hoepner-Straße
Erich-Klausener-Straße

14. 07. 1945
19. 11. 1949

Erich-Müller-Straße
Erich-Ollenhauer-Straße
Erik-Nölting-Straße
Ernst-Abbe-Weg
Ernst-Derra-Straße
Ernst-Gnoß-Straße
Ernst-Lemmer-Straße
Ernst-Poensgen-Allee
Ernst-Reuter-Platz
Ernst-Schneider-Platz

1929
04. 11. 1965
13. 09. 1984
20. 11. 1999
09. 03. 2002
25. 01. 1994
22. 01. 1980
14. 12. 1951
13. 11. 1958
02. 12. 1977

Erwin-Rommel-Straße
Erwin-von-Witzleben-Straße
Esmarchstraße

22. 09. 1966
14. 07. 1945
05. 07. 1910

Elfriede Bial (1886-1944), Kranken- und Gemeindeschwester der jüdischen Gemeinde in
Düsseldorf
Elisabeth von Bayern (1801-1873)
Elly Heuss-Knapp (1881-1952), Pädagogin und Mitbegründerin des Deutschen
Müttergenesungswerks
Elly Haniel (1891-1963), Ehefrau des Industriellen Alfred Haniel
Elsa Brandström (1888-1948), Philanthropin
Emil Barth (1900-1958), Lyriker
Emma Horion (1889-1982), Pädagogin und Mitbegründerin des Deutschen
Müttergenesungswerks
Emma Burmann (1831-1902), vermachte Grundstücke der Stadt Düsseldorf.
Erich Hoepner (1886-1944), General und Widerstandskämpfer
Erich Klausener (1885-1934), Ministerialdirektor und Leiter der Katholischen Aktion in
Berlin
Erich Müller (1858-1925), Unternehmer und Kommerzienrat
Erich Ollenhauer (1901-1963), Politiker
Erik Nölting (1892-1953), Politiker
Ernst Abbe (1840-1905), Naturwissenschaftler
Ernst Derra (1901-1979), Mediziner
Ernst Gnoß (1900-1949), Politiker
Ernst Lemmer (1898-1970), Politiker und Gewerkschafter
Ernst Poensgen (1871-1949), Industrieller
Ernst Reuter (1889-1953), Bürgermeister von Berlin
Ernst Schneider (1900-1977), Unternehmer und Präsident der Industrie- und
Handelskammer Düsseldorf
Erwin Rommel (1891-1944), Generalfeldmarschall
Erwin von Witzleben (1881-1944), Generalfeldmarschall und Widerstandskämpfer
Friedrich August von Esmarch (1823-1908), Mediziner
258

Eugen-Richter-Straße
Eulerstraße
Eythstraße
Fahneburgstraße
Fechnerweg
Felix-Klein-Straße
Ferdinand-Braun-Platz
Ferdinand-Hiller-Weg
Feuerbachstraße
Finschstraße
Flemingweg
Flenderstraße
Flotowstraße
Fontanestraße
Franz-Hitze-Straße
Franziusstraße
Franz-Jürgens-Straße
Franz-Liszt-Straße
Franz-Lieder-Straße
Franz-Rennefeld-Weg
Franz-Vaahsen-Weg
Freiligrathplatz
Freiligrathstraße
Freytagstraße
Friedingstraße
Friedrich-Ebert-Straße
Friedrich-Engels-Straße
Friedrich-Lau-Straße
Friedrich-Springorum-Straße
Fringsstraße
Fritz-Brandt-Weg

22. 03. 1913
22. 05. 1925
21. 08. 1931
17. 08. 1909
16. 08. 1937
25. 01.1955
08. 12. 2012
27. 03. 1963
17. 08. 1909
14. 03. 1952
09. 10. 1958
1929
13. 09. 1954
25. 09. 1981
erscheint seit 1933 im
Adressbuch
Mai 1951
14. 07. 1945
22. 01. 1970
26. 01. 1984
22. 03. 1986
vor 1975
12. 11. 1948
23. 10. 1888
11. 08. 1903
12. 05. 1909
Mai 1945
13. 03. 1923
1945
31. 08. 1938
um 1900
27. 03. 1963

Eugen Richter (1838-1906), Politiker
Josef Euler (1804-1886), Vorsitzender des Notariatsvereins für die Rheinprovinz
Max von Eyth (1836-1906), Ingenieur und Schriftsteller
Anton Fahne (1805-1883), Schriftsteller und Friedensrichter
Gustav Theodor Fechner (1801-1887), Physiker, Psychologe und Philosoph
Felix Klein (1849-1925), Mathematiker
Ferdinand Braun (1850-1918), Physiker und Elektrotechniker
Ferdinand Hiller (1811-1885), Komponist
Anselm Feuerbach (1829-1880), Historienmaler
Hermann Otto Finsch (1839-1917), Zoologe, Ethnologe und Forschungsreisender
Sir Alexander Fleming (1881-1955), Bakteriologe
Hermann August Flender (1839-1882), Unternehmer
Friedrich von Flotow (1812-1883), Komponist
Theodor Fontane (1819-1898), Schriftsteller
Franz Hitze (1851-1921), Geistlicher und Politiker
Ludwig Franzius (1832-1903), Ingenieur
Franz Jürgens (1895-1945), Polizeibeamter und Widerstandskämpfer
Franz Liszt (1811-1886), Komponist
Franz Lieder (1886-1966), setzte sich für bezahlbare Eigenheime ein
Franz Rennefeld (1886-1968), Kurator des Stadtmuseums
Franz Vaahsen (1881-1944), Pfarrer in Wittlaer
Ferdinand Freiligrath (1810-1876), Dichter
Ferdinand Freiligrath (1810-1876), Dichter
Gustav Freytag (1816-1895), Schriftsteller
Heinrich Frieding (1805-1902), Unternehmer
Friedrich Ebert (1871-1925), Politiker
Friedrich Engels (1820-1895), Philosoph und Politiker
Friedrich Lau (1867-1947), Staatsarchivrat
Friedrich Springorum (1858-1938), Ingenieur und Unternehmer
Gerhard Frings (1849-1899), Stadtbaurat
Fritz Brandt (1880-1949), Jurist und Komponist
259

Fritz-Erler-Straße
Fritz-Köhler-Weg
Fritz-Milster-Weg
Fritz-Reuter-Straße
Fritz-Roeber-Straße
Fritz-Straßmann-Straße
Fritz-Vomfelde-Straße
Fritz-von-Wille-Straße
Fritz-Wüst-Straße
Füllenbachstraße
Fuhlrottweg
Ganghoferstraße
Gehrtsstraße
Geibelstraße

22. 05. 1969
28. 06. 1976
04. 10. 1997

Geißlerweg
Georg-Daniel-Teutsch-Straße
Georg-Glock-Straße
Georg-Schulhoff-Platz

14. 01. 1912
16. 08. 1937
29. 08. 1980
30. 10. 1991
30. 04. 1970
19. 05. 1938
11. 04. 1957
20. 03. 1936
16. 10. 1936
01. 03. 1906
erscheint erstmals 1901
im Adressbuch
19. 04. 1938
14. 06. 1984
20. 06. 1962
22. 11. 1990

Gerhard-Domagk-Straße
Gerhart-Hauptmann-Straße
Gerstäckerstraße
Geschwister-Aufricht-Straße
Goebenstraße
Gottfried-Hötzel-Straße
Gottfried-Keller-Straße
Graf-Recke-Straße
Graf-Recke-Weg
Graf-von-Stauffenberg-Straße

22. 01. 1970
19. 07. 1961
01. 04. 1937
30. 08. 2003
22. 02. 1888
25. 03. 1964
Mai 1945
um 1880
13. 12. 2003
22. 01. 1980

Fritz Erler (1913-1967), Politiker
Fritz Köhler (1887-1972), Landschaftsmaler
Friedrich Hans Milster (1913-1985), Ratsmitglied und Mitbegründer des Bürgervereins
Düsseldorf-Lörick e. V.
Fritz Reuter (1810-1874), Dichter
Fritz Roeber (1851-1924), Maler, Illustrator und Lithograf
Fritz Straßmann (1902-1980), Chemiker
Fritz Vomfelde (1900-1961), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Fritz von Wille (1860-1941), Maler
Fritz Wüst (1860-1937), Eisenhüttenkundler
Wilhelm Füllenbach (1887-1948), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Karl Fuhlrott (1803-1877), Pädagoge und Naturforscher
Ludwig Ganghofer (1844-1920), Schriftsteller und Dichter
Carl Gehrts (1853-1898), Historienmaler und Illustrator
Emanuel Geibel (1815-1884), Dichter
Heinrich Geißler (1815-1879), Glasbläser und Mechaniker
Georg Daniel Teutsch (1817-1893), Theologe
Georg Glock (1891-1959), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Georg Schulhoff (1898-1990), Unternehmer und Präsident der Handwerkskammer
Düsseldorf
Gerhard Domagk (1895-1964), Pathologe und Bakteriologe
Gerhart Hauptmann (1862-1946), Dichter und Dramatiker
Friedrich Gerstäcker (1816-1872), Schriftsteller
Johanne (1876-1963) und Erna 1882-1944) Aufricht, Diakonissen
August Karl von Goeben (1816-1880), General
Gottfried Hötzel (1880-1940), Pfarrer in Heerdt/Oberkassel
Gottfried Keller (1819-1890), Schriftsteller
Adalbert Graf von Recke-Volmerstein (1791-1878), Gründungsvater der Diakonie
Adalbert Graf von Recke-Volmerstein (1791-1878), Gründungsvater der Diakonie
Claus Graf Schenk von Stauffenberg (1907-1945), Oberst und Widerstandskämpfer

260

Grashofstraße
Grillparzerstraße
Gurlittstraße
Gustaf-Gründgens-Platz
Gustav-Kneist-Weg
Gustav-Mahler-Straße
Gustav-Poensgen-Straße
Haberstraße
Haeselerstraße
Halskestraße
Hannes-Esser-Platz
Hanns-Heuer-Platz
Hans-Beckers-Straße
Hans-Böckler-Straße
Hans-Christoph-Seebohm-Straße
Hans-Vilz-Weg
Harkortstraße
Harleßstraße
Harry-Piel-Platz
Hartwichstraße
Heggemannstraße
Heinrich-Biesenbach-Straße
Heinrich-Ehrhardt-Straße
Heinrich-Hertz-Straße
Heinrich-Holtschneider-Weg
Heinrich-Könn-Straße
Heinrich-Köppler-Straße
Heinrich-Lersch-Straße
Heinrich-Opladen-Straße

08. 11. 1926
26. 01. 1953
25. 02. 1965
29. 10. 1976
25. 10. 1995
22. 01. 1970
12. 07. 1904
13. 11. 1958
27. 03. 1940
11. 03. 1906
28. 08. 2010
26. 01. 2013
22. 01. 1980
14. 09. 1967
22. 01. 1980
30. 12. 1998
26. 09. 1893
22. 03. 1913
21. 07. 2007
29. 11. 1952
erscheint ab 1933 im
Adressbuch
30. 06. 1945
08. 11. 1926
13. 11. 1958
30. 12. 1998
26. 10. 1993
14. 06. 1984
11. 06. 1963
26. 01. 1984

Franz Grashof (1826-1893), Ingenieur und Mitbegründer des Vereins Deutscher
Ingenieure (VDI)
Franz Grillparzer (1791-1872), Schriftsteller und Dramatiker
Hildebrand Gurlitt (1895-1956), Kunsthistoriker und Sammler
Gustaf Gründgens (1899-1963), Schauspieler und Intendant
Gustav Kneist (1867-1963), Pädagoge
Gustav Mahler (1860-1911), Komponist und Dirigent
Gustav Poensgen (1824-1900), Industrieller
Fritz Haber (1868-1934). Chemiker
Gottlieb Graf von Haeseler (1836-1919), Feldmarschall
Johann Georg Halske (1814-1890), Elektrotechniker
Hannes Esser (1920-2007), Maler und Bildhauer
Hanns Heuer (1917-2009), Mitbegründer des Bürgervereins Heerdt
Hans Beckers (1892-1971), Matrose und Pazifist
Hans Böckler (1875-1951), Gewerkschaftsführer
Hans-Christoph Seebohm (1903-1967), Industrieller und Politiker
Hans Vilz (1902-1971), Tier- und Landschaftsmaler
Friedrich Wilhelm Harkort (1793-1880), Industrieller und Politiker
Woldemar Harleß (1828-1902), Geheimer Archivrat
Harry Piel (1892-1963), Regisseur und Schauspieler
Emil Ferdinand Hartwich (1843-1886), Amtsrichter
Kurt Heggemann (1856-1926), Unternehmer
Heinrich Biesenbach (1863-1926), Justizrat, Rechtsanwalt und Heimatschriftsteller
Heinrich Ehrhardt (1840-1928), Industrieller und Geheimer Baurat
Heinrich Rudolf Hertz (1857-1894), Physiker
Heinrich Holtschneider (1909-1997), Amtsbürgermeister Amt Angermund in Lintorf und
Bürgermeister von Wittlaer/Kalkum
Heinrich Könn (1905-1993), Kommunalpolitiker
Heinrich Köppler (1925-1980), Politiker
Heinrich Lersch (1889-1936), Kesselschmied und Schriftsteller
Heinrich Opladen (1897-1956), Oberstudienrat
261

Heinrich-von-Brentano-Platz
Heinrich-Walbröhl-Weg
Heinrich-Willinghöfer-Weg

25. 02. 1965
04. 08. 2007
26. 09. 1985

Heinz-Ingenstau-Straße
Heinz-Schmöle-Straße
Hellriegelstraße
Helmholtzstraße
Helmut-Hentrich-Platz
Helmut-Stieff-Straße
Helmutstraße
Henkelstraße
Henri-Dunant-Straße
Henriettenstraße

24. 04. 2004
13. 09. 1984
25. 06. 1959
um 1901
29. 11. 2003
14. 07. 1945
17. 08. 1909
19. 06. 1948
22. 11. 1954
Um 1901

Herbert-Eulenberg-Weg
Herchenbachstraße
Hermann-Dornscheidt-Straße
Hermann-Ehlers-Straße
Hermann-Harry-Schmitz-Straße
Hermann-Hesse-Straße
Hermann-Raddatz-Weg
Hermann-Reuter-Straße
Hermann-Schauten-Weg
Hermann-vom-Endt-Straße
Hermann-Weill-Straße
Herzogstraße
Hetjensstraße
Heyestraße
Heymstraße
Hilarius-Gilges-Platz
Hildebrandtstraße

27. 06. 1968
25. 01. 1955
29. 10. 1992
04. 11. 1965
um 1995
um 1965
04. 08. 2007
27. 12. 2008
30. 12. 1998
19. 07. 1961
14. 07. 1945
bebaut um 1850
13. 09. 1954
12. 05. 1909
14. 05. 1964
29. 11. 2003
um 1901

Heinrich von Brentano (1904-1964), Jurist und Politiker
Heinrich Walbröhl (1838-1908), Politiker und Ortsvorsteher der Gemeinde Wittlaer
Heinrich Willinghöfer (1890-1964), Vorsitzender des Düsseldorfer Siedlerbundes für
Kinderreiche
Heinz Ingenstau (1910-1971), Jurist und Stadtdirektor
Heinz Schmöle (1913-1982), Kaufmann und Manager
Hermann Hellriegel (1831-1895), Chemiker
Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz (1821-1894), Physiker und Physiologe
Helmut Hentrich (1905-2001), Architekt
Helmut Stieff (1901-1944), Oberstleutnant und Widerstandskämpfer
Helmuth Graf von Moltke (1800-1891), Generalfeldmarschall
Fritz Henkel (1848-1930), Industrieller und Kommerzienrat
Henri Dunant (1828-1910), Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger
Henriette Simons (1818-1895), Mitbegründerin der Michael-und Henriette-SimonsStiftung
Herbert Eulenberg (1876-1949), Schriftsteller
Wilhelm Herchenbach (1818-1889), Pädagoge und Jugendschriftsteller
Hermann Dornscheid (1920-1988), Stadtdirektor
Hermann Ehlers (1904-1954), Jurist und Politiker
Hermann Harry Schmitz (1880-1913), Schriftsteller
Hermann Hesse (1877-1962), Schriftsteller
Hermann Raddatz (1906-1962), Bildhauer und Maler
Hermann Reuter, SPD-Lokalpolitiker
Hermann Schauten (1905-1974), Landschaftsmaler
Hermann vom Endt (1861-1929), Architekt
Hermann Weill (1924-1945), Widerstandskämpfer
Herzog Friedrich Wilhelm Nikolaus von Mecklenburg-Schwerin (1827-1878)
Laurenz Heinrich Hetjens (1830-1906), Keramik-Sammler
Ferdinand Heye (1838-1889), Unternehmer und Kommerzienrat
Georg Heym (1887-1912), Dichter
Hilarius Gilges (1909-1933), Schauspieler
Theodor Hildebrandt (1804-1874), Historienmaler
262

Hildegard-Knef-Straße

16. 07. 2016

Hördtweg
Horionplatz

02. 08. 1940
16. 10. 1956

Howeweg

02. 08. 1940

Hubert-Hermes-Straße
Hülsestraße
Hülsmeyerplatz
Hülsmeyerstraße
Hünefeldstraße
Hürthstraße
Hüttmannstraße
Hugo-Viehoff-Straße
Humperdinckstraße
Ikenstraße
Ingeborg-Bachmann-Straße
Irmerstraße
Ivo-Beucker-Straße
Jagenbergstraße
Jakob-Kneip-Straße
James-von-Moltke-Platz
Joachimstraße
Joachim-Erwin-Platz
Johannes-Hesse-Straße
Johannes-Karsch-Weg
Johannes-Radke-Straße
Johannes-Rau-Platz
Johannsenstraße
Jordanstraße

erscheint erstmals 1978
im Adressbuch
um 1979
26. 06. 1981
27. 01. 1972
08. 07. 1930
19. 01. 1956
30. 01. 1952
06. 03. 1931
16. 05. 1937
12. 05. 1909
22. 01. 1980
01. 09. 1935
22. 11. 1979
nach 1929
20. 06. 1962
19. 07. 2003
vor 1909
30. 10. 2014
30. 11. 1979
vor 1975
19. 07. 1961
23. 06. 2007
28. 01. 1976
28. 03. 1893

Hildegard Knef (1925-2002), Schauspielerin, Synchronsprecherin, Chansonsängerin und
Autorin
Philipp Hördt (1891-1933), Pädagoge
Johannes Horion (1876-1933), Kommunalpolitiker und Landeshauptmann der
Rheinprovinz
Georg Howe (1859-1934), Oberstudiendirektor und Geheimrat
Hubert Hermes (1889-1964), Vorsitzender des Schützen- und Bürgervereins in Lörick
Ernst Hülse (1881-1949), Präsident der Landeszentralbank von NRW
Christian Hülsmeyer (1881-1957), Erfinder
Christian Hülsmeyer (1881-1957), Erfinder
Günther Freiherr von Hünefeld (1892-1929), Flugpionier
Theodor Hürth (1877-1944), Generalpräses des Kolpingwerks
Joseph Hüttmann (1872-1928), Pfarrer in Lohausen
Hugo Viehoff (1840-1910), Geheimer Regierungsrat
Engelbert Humperdinck (1854-1921), Komponist
Heinrich Iken (+1909), Stadtverordneter
Ingeborg Bachmann (1926-1973), Lyrikerin, Erzählerin und Hörspielautorin
Carl Irmer (1834-1900), Landschaftsmaler
Ivo Beucker (1909-1965), Bildhauer
Karl Jagenberg (1849-1938), Unternehmer
Jakob Kneip (1881-1958), Pädagoge und Schriftsteller
Helmuth James Graf von Moltke (1907-1945), Jurist und Widerstandskämpfer
Prinz Joachim von Preußen (1890-1920)
Joachim Erwin (1949-2008), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Johannes Hesse (1867-1941), Pädagoge und Armenpfleger
Johannes Karsch (1848-1913), Geistlicher
Johannes Radke (1853-1938), Architekt
Johannes Rau (1931-2006), Bundespräsident
Paul Johannsen (1907-1975), Gartenarchitekt
Rudolf Jordan (1810-1887), Maler
263

Josef-Gockeln-Straße
Josef-Kleesattel-Straße
Josef-Knab-Straße
Josef-Kürten-Platz
Josef-Maria-Olbrich-Straße
Josef-Neuberger-Straße
Josef-Ponten-Straße
Josef-Stick-Straße
Josef-Wilbert-Straße
Josef-Wilden-Straße
Josef-Willecke-Straße
Joseph-Beuys-Ufer
Joseph-Brodmann-Straße
Josephinenstraße
Joseph-Kardinal-Frings-Brücke
Jostenstraße
Jürgensplatz
Julius-Buths-Weg
Julius-Raschdorff-Straße
Julius-Rietz-Straße
Julo-Levin-Ufer
Junkersstraße
Kaiser-Friedrich-Ring
Kaiser-Friedrich-Straße
Kaiser-Wilhelm-Ring
Kallenbachstraße
Karl-Anton-Straße
Karl-Arnold-Platz

20. 06. 1962
19. 07. 1961
14. 07. 1945
29. 09. 2015
19. 07. 1961
22. 11. 1977
11. 06. 1963
26. 01. 1959
02. 06. 1989
26. 01. 1953
25. 01. 1991
29. 11. 1997
02. 06. 1961
erscheint erstmals 1870
im Adressbuch
20. 08. 2005
11. 03. 1939
23. 03. 1949
27. 03. 1963
19. 07. 1961
22. 01. 1970
05. 07. 2003
06. 10. 1947
vor 1909
vor 1929
vor 1909
erscheint seit 1933 im
Adressbuch
erscheint erstmals im
Adressbuch von 1870
als noch nicht bebaut
20. 06. 1962

Josef Gockeln (1900-1958), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Josef Kleesattel (1852-1926), Architekt
Josef Knab (1894-1945), Widerstandskämpfer
Josef Kürten (1928-2010), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Josef Maria Olbrich (1867-1908), Architekt
Josef Neuberger (1902-1977), Politiker und Minister
Josef Ponten (1883-1940), Schriftsteller
Josef Stick (1858-1927), Bürgermeister von Eller
Josef Wilbert (*1873), Politiker
Josef Wilden (1877-1953), Präsident der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer
Josef Willecke (+1889), Mitbegründer des Bürgervereins Düsseldorf-Lörick
Joseph Beuys (1921-1986), Aktionskünstler und Kunsttheoretiker
Joseph Brodmann (1893-1959), Pfarrer in Kalkum
Josephine Fürstin von Hohenzollern-Sigmaringen (1813-1900)
Joseph Frings (1887-1978), Erzbischof von Köln
Hermann Josten (+1893), Ehrenbürgermeister von Benrath
Franz Jürgens (1895-1945), Polizeibeamter und Widerstandskämpfer
Julius Buths (1851-1920), städtischer Musikdirektor
Julius Raschdorff (1823-1914), Architekt
Julius Rietz (1812-1877), Violoncellist, Dirigent und Komponist
Julo Levin (1901-1943), Maler
Hugo Junkers (1859-1935), Flugzeugkonstrukteur
Kaiser Friedrich III. (1831-1888)
Kaiser Friedrich III. (1831-1888)
Kaiser Wilhelm I. (1797-1888)
Norbert Kallenberg (1864-1928), Gemeindebaumeister in Benrath
Karl Anton Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen (1811-1885)
Karl Arnold (1901-1958), Oberbürgermeister von Düsseldorf
264

Karl-Frech-Straße
Karl-Friedrich-Klees-Straße
Karl-Geusen-Straße
Karl-Heinz-Bott-Weg
Karl-Hohmann-Straße
Karl-Houben-Straße
Karl-Kleppe-Straße
Karl-Müller-Straße
Karl-Panzner-Weg
Karl-Röttger-Platz
Karl-Rudolf-Straße
Karl-Schurz-Straße
Karlstraße
Karl-Wagner-Platz
Kay-und-Lore-Lorentz-Platz
Kennedydamm
Kettelerstraße
Kieselstraße
Kiesselbachstraße
Kinkelstraße
Kirchhoffweg
Klapheckstraße
Klaus-Bungert-Straße
Klausingstraße
Kleinstraße
Klingelhöferstraße
Köhlstraße
Körtingstraße

26. 09. 1985
27. 12. 2008
12. 06. 1931
26. 06. 2008
30. 03. 1975
28. 06. 1977
Mai 1945
um 1926
27. 03. 1963
04. 09. 1999
07. 04. 1933
13. 03. 1908
förmlich festgestellt am
21. 08. 1884
26. 10. 1996
14. 12. 1995
erscheint ab 1964 im
Adressbuch
um 1936
01. 03. 1906
01. 07. 1936
13. 03. 1908
16. 08. 1937
28. 11. 1953
2007
14. 07. 1945
Vor 1929
erscheint erstmals 1933
im Adressbuch
23. 03. 1949
21. 08. 1931

Karl Frech (1901-1967), Lokalpolitiker
Karl Friedrich Klees (+1998), Lokalpolitiker
Karl Geusen (1859-1926), Stadtbaurat
Karl-Heinz Bott (1915-2000), Studienrat
Karl Hohmann (1908-1974), Sportler
Karl Houben (1880-1959), Pfarrer in Lohausen
Karl Kleppe (1889-1945), Widerstandskämpfer
Karl Müller (1818-1893), Historienmaler
Karl Panzner (1866-1923), städtischer Musikdirektor
Karl Röttger (1877-1942), Pädagoge, Schriftsteller und Dichter
Karl Rudolf Poensgen (1863-1946), Industrieller und Kommerzienrat
Karl Schurz (1829-1906), Politiker und Journalist
Karl von Hohenzollern-Sigmaringen (1839-1914)
Karl „Charly“ Wagner (1933-1996), Gründungsmitglied der Bezirksvertretung 2
Karl Wilhelm (1920-1993) und Lore Lorentz (1920-1994), Kabarettisten
John Fitzgerald Kennedy (1917-1963), Präsident der Vereinigten Staaten
Wilhelm Freiherr von Ketteler (1811-1877), Erzbischof von Mainz
Karl Kiesel (1812-1903), Geheimer Regierungsrat
Clemens Kiesselbach (1858-1931), Ingenieur und Unternehmer
Gottfried Kinkel (1815-1882), Dichter und Kulturhistoriker
Gustav Robert Kirchhoff (1824-1887), Physiker
Richard Klapheck (1883-1939), Kunsthistoriker
Klaus Bungert (1926-2007), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Friedrich Karl Klausing (1920-1944), Wehrmachtsangehöriger und Widerstandskämpfer
Heinrich Klein (1849-1908), Kaufmann und Unternehmer
Gustav Klingelhöfer (+1918), Unternehmer
Hermann Köhl (1888-1939), Flugpionier
Ernst Körting (1842-1921), Ingenieur, Forscher, Konstrukteur, Kaufmann und
Unternehmer
265

Koetschaustraße
Kohlrauschweg
Konrad-Adenauer-Platz
Koppersstraße
Kreitenstraße
Kriegerstraße
Kriegestraße
Krönerweg
Kronprinzenstraße
Kruppstraße
Kühlwetterstraße
Künnestraße
Kurt-Baurichter-Straße
Kurt-Schumacher-Straße
Kurt-Tucholsky-Straße
Lambert-Backer-Straße
Lantzallee
Leo-Baeck-Straße
Leopoldstraße
Leo-Statz-Platz
Leo-Statz-Straße
Leostraße
Lessingplatz
Lessingstraße
Leutweinstraße
Liebigstraße
Liesegangstraße
Liliencronstraße
Lilienthalstraße

21. 05. 1954
01. 08. 1936
14. 09. 1967
24. 09. 1980
23. 03. 1949
01. 08. 1936
26. 01. 1953
Februar 1929
03. 07. 1854
22. 09. 1891
13. 03. 1908
12. 05. 1909
18. 11. 1993
04. 11. 1965
19. 12. 1966
31. 01. 1986
01. 07. 1936
14. 06. 1984
12. 07. 1870
29. 05. 1980
Mai 1945
Vor 1909
erscheint ab 1895 im
Adressbuch
förmlich festgestellt am
31. 05. 1887
16. 12. 1937
22. 02. 1888
02. 08. 1952
17. 08. 1909
23. 03. 1949

Karl Koetschau (1868-1949), Kunsthistoriker und Geheimer Hofrat
Friedrich Wilhelm Kohlrausch (1840-1910), Physiker
Konrad Adenauer (1876-1967), Bundeskanzler
Heinrich Koppers (1872-1941), Ingenieur und Kokerei-Techniker
Karl Robert Kreiten (1916-1943), Pianist
Richard Krieger (1867-1899), Ingenieur und Unternehmer
Walter Kriege (1891-1952), Jurist
Christian Kröner (1838-1911), Jagd-, Wild- und Landschaftsmaler
Kaiser Friedrich III. (1831-1888)
Friedrich Krupp (1787-1826), Industrieller
Friedrich von Kühlwetter (1809-1904), Regierungspräsident in Düsseldorf
Dietrich Künne (1823-1898), Unternehmer
Kurt Baurichter (1902-1974), Regierungspräsident in Düsseldorf
Kurt Schumacher (1895-1952), Politiker
Kurt Tucholsky (1890-1935), Schriftsteller
Lambert Backer (1879-1959), Mitbegründer des Arbeitervereins "Freiheit" in Düsseldorf
Theodor Lantz (1859-1908), Gutsbesitzer
Leo Baeck (1873-1956), Vorsitzender des Rabbiner-Verbandes in Deutschland und
Rabbiner in Oppel
Leopold Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen (1835-1905)
Leo Statz (1898-1943), Präsident der Karnevalsvereine in Düsseldorf
Leo Statz (1898-1943), Präsident der Karnevalsvereine in Düsseldorf
Papst Leo XIII. (1810-1903)
Karl Friedrich Lessing (1808-1880), Historien- und Landschaftsmaler
Karl Friedrich Lessing (1808-1880), Historien- und Landschaftsmaler
Theodor Leutwein (1849-1921), Kolonialoffizier
Justus Freiherr von Liebig (1803-1873), Chemiker
Helmuth Liesegang (1858-1945), Landschaftsmaler
Detlef Freiherr von Liliencron (1844-1909), Dichter
Otto Lilienthal (1848-1896), Flugpionier
266

Lindemannstraße
Lise-Meitner-Straße
Löbbeckestraße
Lönsstraße
Lore-Agnes-Weg
Lotte-Wicke-Weg
Louise-Dumont-Straße
Louis-Pasteur-Platz
Lubarschstraße
Luckemeyerstraße
Ludwig-Beck-Straße
Ludwig-Erhard-Allee
Ludwig-Hammers-Platz
Ludwig-Wolker-Straße
Ludwig-Zimmermann-Straße
Lüderitzstraße
Luegallee
Luegplatz
Lürmannstraße
Luise-Hensel-Straße
Luisenstraße
Luise-Rainer-Straße
Luppstraße
Marc-Chagall-Straße
Marconistraße
Maria-Juchacz-Straße
Marie-Curie-Straße
Marienstraße
Marlene-Dietrich-Straße

11. 08. 1903
29. 08. 1980
30. 11. 1954
16. 01. 1937
23. 03. 1976
08. 09. 1989
14. 03. 1952
24. 10. 2009
30. 11. 1956
27. 01. 1972
01. 10. 1957
13. 09. 1984
24. 03. 1959
29. 06. 1965
09. 10. 1958
16. 12. 1937
12. 07. 1909
12. 07. 1909
21. 08. 1931
17. 05. 1954
erscheint erstmals 1860
im Adressbuch
14. 01. 2017
19. 05. 1933
24. 10. 2009
13. 11. 1958
28. 05. 1982
05. 04. 2008
erscheint erstmals 1870
im Adressbuch
16. 07. 2016

Ernst Lindemann (1833-1900), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Lise Meitner (1878-1968), Physikerin
Theodor Löbbecke (1821-1901), Sammler
Hermann Löns (1866-1914), Dichter
Lore Agnes (1876-1953), Politikerin und Vorkämpferin der Frauenbewegung
Lotte Wicke (1914-1989), Politikern
Louise Dumont (1862-1932), Schauspielerin und Theaterleiterin
Louis Pasteur (1822-1895), Wissenschaftler
Otto Lubarsch (1860-1939), Pathologe
Carl Luckemeyer (1801-1875), Pionier der Personenschifffahrt auf dem Rhein
Ludwig Beck (1880-1944), Generaloberst und Widerstandskämpfer
Ludwig Erhard (1897-1977), Bundeskanzler
Ludwig Hammers (1822-1902), Oberbürgermeister in Düsseldorf
Ludwig Wolker (1887-1955), Leiter der deutschen katholischen Jugend
Ludwig Zimmermann (1854-1934), Direktor des Düsseldorfer Stadttheaters
Franz Adolf Eduard von Lüderitz (1834-1886), Kaufmann
Heinrich Lueg (1840-1917), Industrieller und Geheimer Kommerzienrat
Heinrich Lueg (1840-1917), Industrieller und Geheimer Kommerzienrat
Fritz Lürmann (1834-1919), Eisenhütteningenieur
Luise Hensel (1798-1876), Dichterin
Luise Wilhelmine von Preußen, geb. Herzogin von Anhalt-Bernburg
(1799-1882)
Luise Rainer (1910-2014), Schauspielerin
Rudolf Lupp, Kommerzienrat und Vorsitzender der Handelskammer Düsseldorf
Marc Chagall (1887-1985), Maler
Guillemo Marconi (1874-1937), Physiker
Maria Juchacz (1879-1956), Politikerin und Mitbegründerin der Arbeiterwohlfahrt
Marie Curie (1867-1934), Physikerin und Chemikerin
(angeblich) Marie Luise Alexandra Karoline von Hohenzollern-Sigmaringen (1845-1912)
Marlene Dietrich (1901-1992), Schauspielerin und Sängerin
267

Marthastraße

erscheint ab 1939 in
den Adressbüchern

Marxsteig
Masbergweg
Matthias-Erzberger-Straße
Maurice-Ravel-Park
Max-Born-Straße
Max-Brandts-Straße
Max-Clarenbach-Weg
Max-Halbe-Straße
Maximilian-Kolbe-Straße
Max-Planck-Straße
Maybachstraße
Meineckestraße
Meliesallee
Mendelweg

X
02. 08. 1940
19. 12. 1966
24. 10. 2009
29. 08. 1980
25. 02. 1928
1977
23. 04. 1956
23. 03. 1976
20. 08. 1959
12. 08. 1915
24. 03. 1955
Nach 1929
16. 01. 1934

Michaelplatz

22. 03. 1913

Mintropplatz
Mintropstraße
Möhlaustraße
Mörikestraße
Moltkestraße
Moorenplatz
Moorenstraße
Moritz-Sommer-Straße
Morsestraße
Mühligweg
Müller-Schlösser-Gasse

26. 09. 1893
26. 09. 1893
16. 01. 1931
22. 11. 1954
23. 10. 1888
13. 03. 1908
erscheint seit 1902 in
den Adressbüchern
24. 09. 1987
14. 02. 1905
Februar 1932
19. 12. 1966

Martha Ellermann (1889-1927), war in der Kinderfürsorge während des Ersten
Weltkrieges tätig
Wilhelm Marx (1851-1924), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Jakob Masberg (1849-1923), Pädagoge und Geheimrat
Matthias Erzberger (1875-1921), Politiker und Minister
Joseph-Maurice Ravel (1875-1937), Komponist
Max Born (1882-1970), Physiker
Max Brandts (1854-1905), Landesrat
Max Clarenbach (1880-1952), Maler
Max Halbe (1865-1945), Dramatiker und Schriftsteller
Maximilian Kolbe (1894-1941), katholischer Priester
Max Planck (1858-1947), Physiker
Albert von Maybach (1822-1904), preußischer Minister
Friedrich Meinecke (1862-1954), Historiker
Julius Melies (1867-1948), Bürgermeister
Gregor Johann Mendel (1822-1884), Entdecker der nach ihm benannten Mendelschen
Vererbungsgesetze
Michael Simons (1817-1895), Mitbegründer der Michael- und Henriette-SimonsStiftung
Theodor Mintrop (1814-1870), Kunstmaler
Theodor Mintrop (1814-1870), Kunstmaler
Adolf Möhlau (1844-1912), Kommerzienrat und Unternehmer
Eduard Mörike (1804-1875) evangelischer Pfarrer und Lyriker
Helmuth Graf von Moltke (1800-1891), Generalfeldmarschall
Albert Mooren (1828-1899), Mediziner
Albert Mooren (1828-1899), Mediziner
Moritz Sommer (1872-1945), Klempner und vom NS-Regime Verfolgter
Samuel Finley Morse (1791-1872), Maler und Entwickler des Morse-Alphabets
Hugo Mühlig (1854-1929), Landschaftsmaler
Hans Müller-Schlösser (1884-1956), Dramatiker
268

Münchhausenweg
Mulvanystraße
Mutter-Ey-Platz
Mutter-Ey-Straße
Nelly-Sachs-Straße
Nernstweg
Neßlerstraße
Neunzigstraße
Nikolaus-Groß-Platz
Nikolaus-Knopp-Platz
Nöggerathweg
Norbert-Schmidt-Straße
Oechelhäuserstraße
Oederallee
Oertelstraße
Ostendorfstraße
Ostwaldstraße
Oswald-Spengler-Straße
Otto-Beche-Straße
Otto-Braun-Straße
Otto-Hahn-Straße
Otto-Pankok-Straße
Otto-Petersen-Straße
Ottostraße
Otto-zur-Linde-Straße
Owensstraße
Pallenbergstraße
Pastor-Bröhl-Straße

März 1947
16. 10. 1937
19. 09. 2015
31. 01. 1966
25. 10. 1976
16. 01. 1934
08. 07. 1930
12. 02. 1957
19. 07. 2003
20. 11. 1931
16. 06. 1934
23. 01. 1961
16. 01. 1931
01. 11. 1934
26. 01. 1953
11. 08. 1903
13. 11. 1958
16. 10. 1956
31. 01. 1986
19. 12. 1966
29. 08. 1980
26. 01. 1984
22. 11. 1979
vor 1912
17. 05. 1953
um 1935, erscheint ab
1936 in den
Adressbüchern
förmlich festgestellt am
27. 11. 1887
09. 06. 2001

Börries Freiherr von Münchhausen (1874-1945), Balladendichter
William Thomas Mulvany (1806-1885), Industrieller
Johanna Ey (1864-1947), Unterstützerin der Künstlerszene
Johanna Ey (1864-1947), Unterstützerin der Künstlerszene
Nelly Sachs (1891-1970), Dichterin
Walther Nernst (1864-1941), Physiker
Viktor Neßler (1841-1890), Komponist
Josef Neunzig (1797-1877), Mediziner und 48er Revolutionär
Nikolaus Groß (1898-1945), christlicher Gewerkschafter und Widerstandskämpfer
Nikolaus Knopp (1866-1942), Bürgermeister von Heerdt-Oberkassel
Johann Jakob Nöggerath (1788-1877), Mineraloge und Bergwerkswissenschaftler
Norbert Schmidt (1887-1960), Ingenieur
Wilhelm von Oechelhäuser (1850-1923), Ingenieur
Georg Oeder (1846-1931), Landschaftsmaler
Bruno Oertel (1871-1938), Mediziner
Julius Ostendorf (1823-1877), Pädagoge
Wilhelm Ostwald (1853-1932), Chemiker und Philosoph
Oswald Spengler (1880-1936), Kultur- und Geschichtsphilosoph
Otto Beche (1876-1950), Unternehmer
Otto Braun (1872-1955), Politiker und Minister
Otto Hahn (1879-1968), Chemiker und Atomforscher
Otto Pankok (1893-1966), Graphiker
Otto Petersen (1874-1953), Ingenieur und Industrieller
Fürst Otto von Bismarck (1815-1898), erster Reichskanzler
Otto zur Linde (1873-1938), Lyriker, Essayist und Kulturhistoriker
Michael Joseph Owens (1859-1923), Erfinder
Josef Franz Pallenberg (1882-1946), Bildhauer
Johannes Bröhl (1906-1996), Pfarrer Lohausen

269

Pastor-Busch-Weg

28. 09. 1967

Pastor-Dörr-Ring
Pastor-Drauschke-Weg
Pastor-Finke-Weg
Pastor-Zentis-Weg
Pastor-Kramer-Weg
Paul-Bonatz-Straße
Paulinenplatz
Paulinenstraße
Paulistraße
Paul-Klee-Platz
Paul-Klee-Weg
Paul-Löbe-Straße
Paul-Pieper-Straße
Paul-Spiegel-Platz
Paul-Thomas-Straße
Paul-von-Hase-Straße
Pelmannstraße
Peter-Adolphs-Straße
Peter-Behrens-Straße
Peter-Bernard-Weg

X
28. 04. 1994
24. 11. 1994
26. 10. 1972
2007
19. 07. 1961
30. 08. 2008
1911
vor 1929
11. 01. 1986
27. 01. 1972
23. 03. 1976
26. 10. 1993
23. 06. 2007
1929
14. 07. 1945
27. 01. 1972
28. 02. 1962
19. 07. 1961
12. 10. 2013

Peter-Berten-Straße
Peter-Janssen-Straße
Peter-Krahe-Straße
Peter-Müller-Straße
Peter-Richarz-Straße
Peter-Royen-Weg
Peter-Roos-Straße
Petersenstraße
Petersstraße

14. 12. 1985
13. 03. 1908
nach 1929
22. 09. 2007
19. 12. 1966
18. 06. 2016
19. 12. 1966
30. 06. 1951
16. 12. 1937

Jakob Hubert Theodor Busch (1887-1959), erster Pfarrer der 1930 gegründeten
katholischen Kirchengemeinde Christus König.
Heinrich Dörr, langjähriger Pfarrer in Düsseldorf-Itter
Anton Drauschke (1884-1966), katholischer Pfarrer in Unterrath
Bernhard Finke (1912-1990), katholischer Pfarrer in Vennhausen
Gerhard Zentis (1878-1956), katholischer Pfarrer in Niederkassel
Günther Kramer (1910-1994), evangelischer Pastor in Unterrath
Paul Bonatz (1877-1956), Architekt
Pauline Heye (1842-1928), Ehefrau des Industriellen Ferdinand Heye
Pauline Heye (1842-1928), Ehefrau des Industriellen Ferdinand Heye
Karl Thomas Pauli (1831-1919), katholischer Pfarrer in Benrath
Paul Klee (1879-1940), Maler und Graphiker
Paul Klee (1879-1940), Maler und Graphiker
Paul Löbe (1875-1967), Politiker und Minister
Paul Pieper (1840-1913), evangelischer Pfarrer in Gerresheim
Paul Spiegel (1937-2006), Journalist und Unternehmer
Paul Thomas (1870-1930), Unternehmer
Paul von Hase (1885-1944), Generaloberst und Widerstandskämpfer
Carl Wilhelm Pelmann (1838-1916), Mediziner
Peter Adolphs (1884-1953), Stadtverordneter
Peter Behrens (1868-1940), Architekt und Designer
Peter Bernard (1934-2003), langjähriger Vorsitzender des Schützenvereins und
Kirchenvorstand der Pfarre Heilige Familie in Stockum
Peter Berten (1873-1960), Politiker und Ratsherr
Peter Janssen (1844-1908), Historienmaler
Peter Krahe (1853-1925), Bürgermeister von Uerdingen
Peter Müller (1916-2005), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Peter Richarz (1795-1884), Gemeindevorsteher in Eller
Peter Royen (1923-2013), Maler, Grafiker und Bildhauer
Peter Roos (1886-1962), Baumeister und Stadtverordneter
Walter Petersen (1862-1950), Maler
Carl Peters (1856-1918), Kolonialpolitiker
270

Peter-Steinhauer-Weg

10. 04. 2010

Pfarrer-Holl-Weg
Pfeifferstraße
Pfitznerstraße
Philipp-Reis-Straße
Philipp-Scheidemann-Straße
Plockstraße
Plüschowstraße
Porschestraße
Prinz-Georg-Straße
Professor-Dessauer-Weg
Professor-Neyes-Platz
Professor-Oehler-Straße

24. 11. 2009
12. 05. 1909
22. 07. 1950
27. 06. 1963
23. 03. 1976
18. 09. 1900
02. 12. 1932
09. 10. 1958
23. 10. 1888
28. 09. 1978
16. 02. 2002
17. 09. 1976

Professor-Schwippert-Straße
Rankestraße
Redlichstraße
Regerstraße
Reinhold-Schneider-Straße
René-Schickele-Straße
Rheinbabenstraße

27. 12. 2007
17. 05. 1954
22. 11. 1954
16. 05. 1937
11. 06. 1963
11. 06. 1963
05. 02. 1954

Ria-Thiele-Straße
Ricarda-Huch-Straße
Richard-Oskar-Mattern-Straße

22. 10. 2011
11. 06. 1963
01. 11. 2003

Richard-Strauss-Platz

13. 09. 1954

Peter Steinhauer (+2008), Mitglied in der St. Hubertus Kompanie in DüsseldorfNiederkassel 1912 e. V.
Joseph Holl (1830-1908), Pastor zu Harperscheid und Großenbaum/Angermund
Wilhelm Pfeiffer (1828-1900), Bankier und Geheimer Kommerzienrat
Hans Pfitzner (1869-1949), Komponist
Johann Philipp Reis (1834-1874), Physiker und Autodidakt
Philipp Scheidemann (1865-1939), Journalist und Politiker
Karl Plock (* 1851), Regierungsbaumeister
Günter Plüschow (1886-1931), Seeoffizier und Flieger
Ferdinand Porsche (1875-1951), Ingenieur, Unternehmer und Automobilpionier
Prinz Georg von Preußen (1826-1902)
Friedrich Dessauer (1881-1963), Biophysiker und
Joseph Neyes (1893-1988), Leiter des Düsseldorfer Bach-Vereins
Adalbert Oehler (1860-1943), Wirtschaftswissenschaftler und Oberbürgermeister von
Düsseldorf
Hans Schwippert (1899-1973), Architekt
Leopold von Ranke (1795-1886), Historiker
Otto Redlich (1864-1939), Geheimer Archivrat
Max Reger (1873-1916), Komponist
Reinhold Schneider (1903-1958), Schriftsteller und Historiker
René Schickele (1883-1940), Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker
Freiherr Georg Kreuzwendedich von Rheinbaben (1855-1921), Regierungspräsident in
Düsseldorf
Ria Thiele (1904-1996), Schauspielerin, Tänzerin und Choreographin
Ricarda Huch (1864-1947), Schriftstellerin und Historikerin
Richard Oskar Mattern (1856-1913), Gründervater der Deutschen Apotheker- und
Ärztebank
Richard Strauss (1864-1949), Komponist und Dirigent

Rilkestraße
Robert-Bernardis-Straße

28. 05. 1956
14. 07. 1945

Rainer Maria Rilke (1875-1926), Dichter
Robert Bernardis (1908-1944), Oberstleutnant und Widerstandskämpfer
271

Robert-Hansen-Straße
Robert-Kratz-Weg
Robert-Lehr-Ufer
Robert-Luther-Straße
Robert-Mayer-Weg
Robert-Stolz-Straße
Röntgenweg
Röpkestraße
Röttgerstraße
Rolf-Bongs-Straße
Romy-Schneider-Straße
Rose-Ausländer-Straße
Roseggerstraße
Rosenthalstraße
Rudolf-Breitscheid-Straße
Rudolf-Lupp-Platz
Scheffelstraße
Scheidtstraße

28. 06. 1976
27. 03. 1963
03. 06. 1957
13. 03. 1908
16. 01. 1934
25. 04. 1980
14. 03. 1952
01. 05. 2004
17. 05. 1954
17. 05. 1997
16. 07. 2016
02. 04. 2016
26. 01. 1953
22. 11. 1954
23. 03. 1976
07. 05. 2008
20. 07. 1921
12. 04. 1910

Scheurenstraße
Schiess-Straße

26. 09. 1893
31. 01. 1966

Schimmelpfennigstraße
Schlieffenstraße
Schloßmannstraße
Schnaasestraße

21. 05. 1976
19. 05. 1938
06. 10. 1947
17. 05. 1954

Schöndorffstraße
Schorlemer Straße

14. 03. 1952
12. 07. 1909

Schüßlerstraße
Schwabstraße

16. 06. 1935
12- 02. 1957

Robert Hansen (1877-1957), Gründer des Allgemeinen Bürgervereins Urdenbach
Robert Kratz (1852-1897), Komponist und Musikpädagoge
Robert Lehr (1883-1956) Jurist und Oberbürgermeister von Düsseldorf
Robert Luther (1822-1900), Astronom
Julius Robert Mayer (1814-1878), Mediziner und Physiker
Robert Stolz (1880-1975), Komponist
Wilhelm Konrad Röntgen (1845-1923), Physiker
Wilhelm Röpke (1899-1966), Ökonom und Philosoph
Karl Röttger (1877-1942), Dichter
Rolf Bongs (1907-1981), Lyriker und Schriftsteller
Romy Schneider (1938-1982), Schauspielerin
Rose Ausländer (1901-1988), Lyrikerin
Peter Rosegger (1843-1918), Volksschriftsteller
Philipp Rosenthal (1855-1937), Unternehmer
Rudolf Breitscheid (1874-1944), Politiker und Minister
Rudolf Lupp, Kommerzienrat und Vorsitzender der Handelskammer Düsseldorf
Josef Viktor von Scheffel (1826-1886), Schriftsteller
Gustav Adolf Scheidt (1827-1908), Gründer der Scheidt-Keim-Stiftung zur Erhaltung des
Zoologischen Gartens
Caspar Scheuren (1810-1887), Landschaftsmaler
Ernst Schiess (1840-1915), Unternehmer und Vorsitzender der Handelskammer
Düsseldorf
Jakob Schimmelpfennig (1899-1976), Unternehmer
Alfred Graf von Schlieffen (1833-1913), preußischer Generalfeldmarschall
Arthur Schloßmann (1867-1932), Mediziner und Geheimrat
Karl Schnaase (1798-1875), Oberprokurator am Landgericht Düsseldorf und
Kunsthistoriker
Albert Schöndorff (1870-1942), Unternehmer und Stadtverordneter
Klemens Freiherr von Schorlemer-Lieser (1856-1922), Oberpräsident der Rheinprovinz
und Minister
Wilhelm Heinrich Schüßler (1821-1898), Mediziner
Max Schwab (1873-1928), Unternehmer
272

Schwannstraße
Schweitzerstraße
Sebastian-Schäffer-Straße
Siegfried-Klein-Straße
Siemensstraße
Simon-Gatzweiler-Platz
Simrockstraße
Sodenstraße
Sohnstraße
Solfstraße
Sonderburgstraße
Sonnenstraße
Speckmannweg
Steinhauerstraße
Stephanstraße
Stresemannplatz
Stresemannstraße
Strümpellstraße
Sturmstraße
Sybelstraße
Telleringstraße
Theo-Champion-Straße
Theodor-Andresen-Straße
Theodor-Heuss-Brücke
Theodor-Litt-Straße
Theodor-Mommsen-Straße
Theodor-Storm-Straße
Thomas-Dehler-Straße
Thomas-Mann-Straße

21. 01. 1955
19. 01. 1956
19. 01. 1956
27. 09. 1962
erscheint ab 1902 im
Adressbuch
22. 01. 1986
01. 03. 1906
16. 12. 1936
11. 08. 1903
16. 12. 1937
17. 08. 1909
26. 09. 1893
16. 08. 1937
16. 01. 1936
nach 1929
23. 04. 1956
23. 04. 1956
28. 11. 1953
17. 08. 1909
11. 08. 1903
seit 1934 in den
Adressbüchern
22. 10. 2011
Mai 1945
19. 12. 1957
07. 03. 1966
25. 01. 1955
09. 10. 1958
22. 05. 1969
23. 04. 1956

Theo Schwann (1810-1882), Astronom und Physiologe
Franz Georg Schweitzer (1866-1924), Generalpräses des katholischen Kolpingwerks
Sebastian Schäffer (+ 1901), Generalpräses des katholischen Kolpingwerks
Siegfried Klein (1882-1942?), Rabbiner in Düsseldorf
Werner von Siemens (1816-1892), Ingenieur und Unternehmer
Simon Gatzweiler (1914-1985), Unternehmer
Karl Simrock (1802-1876), Sprachwissenschaftler
Julius Freiherr von Soden (1846-1921), Kolonialpolitiker
Karl Ferdinand (1805-1867) und Wilhelm (1830-1899) Sohn, Historienmaler
Wilhelm Heinrich Solf (1862-1936), Kolonialpolitiker
Auguste Viktoria Friederike Luise Feodora Jenny von Schleswig-Holstein-SonderburgAugustenburg (1858-1921)
Johann Sonnen (1848-1904), Pädagoge
Diedrich Speckmann (1872-1938), Schriftsteller
Michael Steinhauer, Bürgermeister von Benrath
Heinrich von Stephan (1831-1897), Entwickler des deutschen Postwesens
Gustav Stresemann (1878-1929), Politiker, Minister und Reichskanzler
Gustav Stresemann (1878-1929), Politiker, Minister und Reichskanzler
Adolph von Strümpell (1853-1925), Neurologe
Joseph Sturm (1828-1905), Beigeordneter in Eller
Heinrich von Sybel (1817-1895), Historiker
Hermann Tellering (1834-1904), Unternehmer
Theo Champion (1887-1952), Maler
Theodor Andresen (1907-1945), Widerstandskämpfer
Theodor Heuss (1884-1963), Bundespräsident
Theodor Litt (1880-1962), Pädagoge und Philosoph
Theodor Mommsen (1817-1903), Historiker
Theodor Storm (1817-1888), Dichter
Thomas Dehler (1897-1967), Politiker und Minister
Thomas Mann (1875-1955), Schriftsteller
273

Tilde-Klose-Weg
Toni-Kryn-Weg

21. 04. 1988,
neu gewidmet am
13. 03. 1993
26. 02. 2000

Toni-Turek-Platz
Toni-Turek-Straße
Trinkausstraße
Trojanstraße
Ulrike-Scheffler-Rother-Straße
Ursula-Trabalski-Straße
Vautierstraße
Veehstraße
Verweyenstraße
Virchowstraße
Vohwinkelallee
Von-Krüger-Straße

21. 10. 2006
15. 05. 2004
um 1961
01. 04. 1937
02. 04. 2016
26. 10. 1993
11. 08. 1903
29. 07. 1954
23. 03. 1965
28. 11. 1953
12. 07. 1909
09. 10. 1958

Wagnerstraße
Walter-Eucken-Straße
Walter-Kyllmann-Straße
Walther-Hensel-Straße
Walther-Rathenau-Straße
Weberstraße
Wendersstraße

29. 05. 1888
10. 07. 2004
19. 07. 1961
31. 08. 1988
Mai 1945
31. 10. 1876
12. 07. 1909

Wenkerstraße
Werner-Pfingst-Platz
Wiedenhofenstraße
Wildenbruchstraße
Wilhelm-Bötzkes-Straße
Wilhelm-Busch-Straße

11. 11. 1926
12. 09. 2009
02. 12. 2000
17. 08. 1909
24. 09. 1993
Mai 1945

Tilde Klose (1892-1942), Auslandskorrespondentin und im NS-Regime Verfolgte
Anton „Toni“ Kryn (1908-1999), Krippenmeister und langjähriger Vorsitzender des
Vereins der Krippenfreunde St. Margareta in Gerresheim
Anton „Toni“ Turek (1919-1984), Sportler
Anton „Toni“ Turek (1919-1984), Sportler
Max Trinkaus (1866-1929), Bankier und Kommerzienrat
Johann Trojan (1837-1915), Schriftsteller
Ulrike Scheffler-Rother (1949-2009), Lokalpolitikerin und Autorin
Ursula Trabalski (1921-1992), Kommunalpolitikerin
Benjamin Vautier (1829-1898), Maler
Paul Veeh (1865-1914), Ingenieur
Johannes Maria Verweyen (1883-1945), Philosoph
Rudolf Virchow (1821-1902), Mediziner, Anthropologe und Politiker
Friedrich Vohwinkel (+1900), Eigentümer von Haus Eller
Hermann von Krüger (1859-1940), Herr aus Schloss Eller und Mitglied im
Stadtparlament
Richard Wagner (1813-1883), Opernkomponist,
Walter Eucken (1891-1950), Ökonom
Walter Kyllmann (1837-1913), Architekt
Walther Hensel (1899-1986), Oberstadtdirektor
Walther Rathenau (1867-1922), Industrieller und Politiker
Johann Baptist Wilhelm Weber (1817-1873), Landschaftsmaler
Karl Stephan Wenders (1842-1914), ermöglichte den Bau der St. Joseph-Kirche und des
Augusta-Krankenhauses in Rath
Georg Wenker (1852-1911), Germanist und Bibliothekar
Werner Pfingst (1915-1978), amerikanischer Soldat und vom NS-Regime Verfolgter
Karl August Wiedenhofen (1888-1958), Jurist und Widerstandskämpfer
Ernst von Wildenbruch (1845-1909),Schriftsteller
Wilhelm Bötzkes (1883-1958), Industrieller
Wilhelm Busch (1832-1908), Dichter, Maler und Zeichner
274

Wilhelm-Heinrich-Weg
Wilhelm-Kaisen-Straße
Wilhelm-Kienzle-Straße
Wilhelm-Kreis-Straße
Wilhelm-Raabe-Straße
Wilhelm-Rüther-Straße
Wilhelm-Schmidtbonn-Straße
Wilhelm-Suter-Pfad
Wilhelm-Unger-Straße
Willi-Becker-Allee
Willstätterstraße
Willi-Terbuyken-Straße
Windscheidstraße
Wirmerstraße
Wissmannstraße
Witzelstraße
Woermannstraße
Wolfgang-Borchert-Straße
Wolfgang-Döring-Straße
Wrangelstraße
Zamenhofweg
Zeppelinstraße
Zimmerstraße

um 1950
14. 06. 1984
um 1965
19. 07. 1961
01. 02. 1936
13. 09. 1984
11. 06. 1963
um 1970
25. 01. 1968
13. 09. 1984
22. 10. 1987
16. 05. 2009
11. 08. 1903
22. 11. 1954
13. 03. 1908
01. 08. 1925
16. 12. 1937
14. 06. 1984
04. 11. 1965
27. 03. 1940
erscheint ab 1978 im
Adressbuch
17. 08. 1909
20. 04. 1875

Wilhelm Heinrich Grillo (1846-1915), Unternehmer
Wilhelm Kaisen (1887-1979), Politiker und Bürgermeister von Bremen
Wilhelm Kienzl (1857-1941), Komponist
Wilhelm Kreis (1873-1955), Architekt
Wilhelm Raabe (1831-1910), Erzähler
Wilhelm Rüther (1908-1968), Mediziner
Wilhelm Schmidtbonn (1876-1952), Dramatiker, Erzähler und Lyriker
Wilhelm Suter (1876-1954), Pädagoge
Wilhelm Unger (1877-1953), Förderer des Turnwesens in Düsseldorf.
Willi Becker (1918-1977), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Richard Willstätter (1872-1942), Chemiker
Willi Terbuyken (1935-2003), Lokalpolitiker
Bernhard Joseph Hubert Windscheid (1817-1892), Jurist
Josef Wirmer (1901-1944), Widerstandskämpfer
Hermann von Wissmann (1853-1905), Kolonialpolitiker
Oskar Witzel (1856-1925), Mediziner und Geheimrat
Adolf Woermann (1847-1911), Reeder und Großkaufmann
Wolfgang Borchert (1921-1947), Schriftsteller
Wolfgang Döring (1919-1963), Politiker
Friedrich Heinrich Ernst Graf von Wrangel (1784-1877), preußischer
Generalfeldmarschall
Lazarus Ludwig Zamenhof (1859-1917), Mediziner
Ferdinand Graf von Zeppelin (1838-1917), Konstrukteur
Wilhelm Zimmer (1853-1937), Maler

275

Straßen- und Platzbenennungen mit historischem Hintergrund
Straße/Platz

Datum der
Benennung

Am Denkmal
An der Golzheimer Heide

15. 09. 1983
30. 11. 1927

An der Ulanenkaserne

27. 12. 2008

Diedenhofener Straße

27. 08. 1927

Eifeler Straße

um 1890

Eintrachtstraße
Elsässer Straße

förmlich festgestellt am
03. 07. 1893
08. 11. 1926

Flottenstraße

vor 1905

Freiheitsstraße

20. 07. 1921

Füsilierstraße
Girardetbrücke
Gravelottestraße

30. 09. 1902
1976
01. 03. 1906

Kanonierstraße

22. 04. 1890

Hintergrund
verweist auf das hier befindliche Kriegerdenkmal
Die Golzheimer Heide war zeitweise Truppenübungsplatz der Düsseldorfer Garnison. Seit
1909 befand sich hier auch die Luftschiffhalle und ab 1927 der Verkehrsflughafen
Düsseldorf-Lohausen, heute Rhein-Ruhr-Flughafen.
Erinnert an das Westfälische Ulanen-Regiment Nr. 5, dessen Garnisonstadt Düsseldorf
von 1822 bis 1918 war.
Diedenhofen (französisch Thionville), Kreisstadt und französische Festung in Lothringen;
kapitulierte im Deutsch-Französischen Krieg am 25.11.1870 vor den deutschen Truppen
Hier befand sich eine Siedlung mit Fabrikarbeitern aus der Eifel, die bei der Firma
Poensgen beschäftigt waren.
Benannt zur Erinnerung an die durch die "Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches am
18.01.1871 hergestellte Eintracht unter den deutschen Stämmen."
Elsass (französisch Alsace), Landschaft zwischen Vogesen und Oberrhein mit
wechselvoller Geschichte; gehörte seit Ende des Deutsch-Französischen Krieges 1871 bis
zum Ende des 1. Weltkrieges 1919 mit einem Teil von Lothringen als "Reichsland ElsaßLothringen" zum Deutschen Reich.
Die Benennung steht wohl in Zusammenhang mit der Begeisterung der damaligen
Deutschen Flottenvereine für die neue Kriegsflotte im Kaiserreich.
Zur Erinnerung an die Umwandlung des Deutschen Reiches in einen Freistaat am
9.November 1918
Benannt nach dem Füsilier-Regiment Nr. 39, das 1866-1945 in Düsseldorf stationiert war.
Girardet Verlag, Herausgeber der Westdeutschen Zeitung/Düsseldorfer Nachrichten
Gravelotte; lothringisches Dorf westlich von Metz; im Deutsch-Französischen Krieg
siegten hier am 18.08.1870 die vereinigten Deutsche Heere über die französische Armee
unter General Bazaine.
Bis zum Ende des Ersten Weltkrieges lagen an der Roßstraße Feldartillerieeinheiten in
Garnison.

276

Kanzlerstraße

17. 08. 1909

Konkordiastraße

06. 10. 1874

Kronenstraße
Langfuhrstraße

förmlich festgestellt am
14. 01. 1878
13. 12. 1954

Prinzenallee
Reichsgasse
Reichsstraße
Roßstraße

12. 07. 1909
um 1892
28. 02. 1871
20. 04. 1875

Scheibenstraße

03. 07. 1854

Schießstandweg
Schwietzkestraße

um 1939
25. 04. 1991

Sedanstraße

26. 03. 1872

Sigmaringenstraße

16. 05. 1968

Vorher Bismarckstraße; nach der Eingemeindung von Rath erfolgte die Umbenennung
wohl der Einfachheit halber mit dem Amtstitel Bismarcks, dem Kanzler des Deutschen
Reiches.
Zur Erinnerung an die "Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches 1871" und die dadurch
bewirkte "Herstellung der Eintracht unter den deutschen Stämmen".
Benannt nach der deutschen Kaiserkrone, die König Wilhelm von Preußen 1871 bei
Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches annahm.
Langfuhr (polnisch Wrczescz), zu Danzig gehörender Villenvorort, ehemals
Garnisonsstadt des Husaren-Regiments des Kronprinzen Wilhelm von Preußen, seit 1945
unter polnischer Verwaltung, seit 1900 (?) polnisch.
Benannt nach den Prinzen des ehemaligen deutschen Kaiserhauses.
X
Zur Erinnerung an die „Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches am 18. 1. 1871“.
Verweist auf die hier seit 1898 liegenden Kasernen der Ulanen und der bespannten
Artillerie.
Am Nordhang des Napoleonsberges im Hofgarten befanden sich bis 1847 die
Schießstände der Garnison, deren Schießscheiben im Bereich dieser Straße gestanden
haben.
Führt zu den ehemaligen Garnison-Schießständen im Aaper Wald
Die Straße liegt auf dem ehemaligen Gelände der Metallwerke Schwietzke, 1870 von
Johann Gottlieb Schwietzke als Metallgießerei und -dreherei gegründet. Mitglieder der
Familie waren Düsseldorfer Stadtverordnete, Vorsitzende des Vereins der
Gießereifachleute und machten sich durch großzügige Stiftungen verdient.
Sedan, französische Stadt an der Maas. Die Kapitulation der französischen Hauptarmee
und die Gefangennahme Kaiser Napoleons III. wurden zum Wendepunkt des DeutschFranzösischen Krieges 1870/71. Der Sieg wurde im Kaiserreich bis 1918 alljährlich am 1.
September als "Sedanstag" gefeiert.
Sigmaringen, Stadt in Württemberg-Hohenzollern, an der Donau. Nachdem Fürst Karl
Anton von 1852 bis 1871 mit seiner Familie im Schloss Jägerhof residierte, pflegten die
bis 1849 souveränen Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen enge Beziehungen zu
Düsseldorf, vornehmlich zum St. Sebastianus Schützenverein von 1316, dessen
Protektoren sie bis zum Tode des Fürsten Friedrich 1965 stellten.
277

Spichernplatz

um 1898

Spichern (französisch Spicheren), Gemeinde in Lothringen, an der saarländischen Grenze.
Der Straßenname erinnert an die Teilnahme des damals hier als Garnison liegenden
Niederrheinischen Füsilierregiments Nr. 39 an der Schlacht bei Spichern am 8. August
1870 im deutsch-französischen Krieg.
Siehe Spichernplatz

Spichernstraße

um 1898

Ulanenstraße

02. 05. 1929

Walkürenstraße

12. 07. 1090

Weißenburgstraße

um 1895

Zur alten Exerzierhalle

27. 12. 2008

Erinnert an das Westfälische Ulanen-Regiment Nr. 5, dessen Garnisonstadt Düsseldorf
von 1822 bis 1918 war.
Walküren [altnordisch "diejenigen, die bestimmen, wer auf dem Kampfplatz fallen soll"],
in der germanischen Mythologie die Botinnen Wodans, die die Gefallenen mit ihrem Kuss
zu ewigem Leben erwecken; Neubearbeitung des Stoffes durch Richard Wagners Oper
"Die Walküre" (1851/52).
Weißenburg (französisch Wissenbourg), unterelsässische Stadt an der Lauter. Hier kamen
am 4.8.1870 die deutschen Truppen unter Kronprinz Friedrich zu ihrem ersten Sieg im
Deutsch-Französischen Krieg.
X

Zur alten Kaserne

26. 09. 2013

X

278

Prüfliste „Schnell-Check“
Straßen-/Platzname
Benningsen-Platz
Curt-Beckmann-Straße
Ernst-Derra-Straße
Fritz-Milster-Weg
Fritz-Köhler-Weg
Hannes-Esser-Platz
Hanns-Heuer-Platz
Hans-Vilz-Weg
Heinrich-Holtschneider-Weg
Heinrich-Könn-Straße
Heinrich-Köppler-Straße
Heinrich-Opladen-Straße
Heinrich-Willinghöfer-Weg
Heinrich-von-Brentano-Platz
Heinz-Ingenstau-Straße
Heinz-Schmöle-Straße
Hermann-Dornscheidt-Straße
Hubert-Hermes-Straße
Eckenerstraße
Hülsestraße
Ivo-Beucker-Straße

Persönlichkeit
Rudolf Benningsen-Foerder (1926-1989), Industriemanager
Curt Beckmann (1901-1970), Maler und Bildhauer
Ernst Derra (1901-1979), Mediziner und ab 1946 leitender Chirurg in Bonn
Friedrich Hans Milster (1913-1985), Ratsmitglied und Mitbegründer des Bürgervereins
Düsseldorf-Lörick e. V.
Fritz Köhler (1887-1972), Maler
Hannes Esser (1920-2007), Maler
Hanns Heuer (1917-2009), Mitbegründer des Bürgervereins Heerdt
Hans Vilz (1902-1971), Tier- und Landschaftsmaler
Heinrich Holtschneider (1909-1997), Amtsbürgermeister von Angermund und letzter
Bürgermeister von Wittlaer/Kalkum
Heinrich Könn (1905-1993), CDU-Kommunalpolitiker
Heinrich Köppler (1925-1980), CDU-Politiker
Heinrich Opladen (1897-1956), Oberstudienrat am Schlossgymnasium Benrath
Heinrich Willinghöfer (1890-1964), Vorsitzender des Düsseldorfer Siedlerbundes für
Kinderreiche
Heinrich von Brentano (1904-1964), Jurist und CDU-Politiker
Heinz Ingenstau (1910-1971), Jurist und Stadtdirektor
Heinz Schmöle (1913-1982), Vorstandsvorsitzender der Victoria-Versicherung
Hermann Dornscheidt (1920-1988), Beigeordneter und Stadtdirektor
Hubert Hermes (1889-1964), Vorsitzender des Schützen- und Bürgervereins Lörick
Hugo Eckener (1868-1964), Luftschiffer und Nachfolger von Ferdinand Graf von Zeppelin
Ernst Hülse (1881-1949), Präsident der Landeszentralbank NRW
Ivo Beucker (1909-1965), Bildhauer
279

Jakob-Kneip-Straße
Johannsenstraße
Josef-Wilden-Straße
Joseph-Kardinal-Frings-Brücke
Karl-Frech-Straße
Karl-Heinz-Bott-Weg
Karl-Hohmann-Straße
Kurt-Baurichter-Straße
Professor-Neyes-Platz
Meineckestraße
Norbert-Schmidt-Straße
Simon-Gatzweiler-Platz
Toni-Kryn-Weg
Wilhelm-Bötzkes-Straße
Wilhelm-Rüther-Straße
Wolfang-Döring-Straße
Bruno-Recht-Weg
Fritz-Vomfelde-Straße
Georg-Glock-Straße
Josef-Gockeln-Straße
Josef-Kürten-Platz
Klaus-Bungert-Straße
Meliesallee
Nikolaus-Knopp-Platz
Professor-Oehler-Straße
Robert-Lehr-Ufer

Jakob Kneip (1881-1958), Schriftsteller
Paul Johannsen (1907-1975), Gartenarchitekt
Josef Wilden (1877-1953), Präsident der Düsseldorfer Industrie- und Handelskammer
Joseph Frings (1887-1978), Erzbischof von Köln
Karl Frech (1901-1967), SPD-Kommunalpolitiker
Karl-Heinz Bott (1915-2000), Studiendirektor und stellvertretender Schulleiter des
Gymnasiums Gerresheim
Karl Hohmann (1908-1974), Fußballspieler
Kurt Baurichter (1902-1974), SPD-Politiker
Joseph Neyes (1893-1988), Leiter des Düsseldorfer Bach-Vereins
Friedrich Meinecke (1862-1954), Historiker
Norbert Schmidt (1887-1960), Ingenieur
Simon Gatzweiler (1914-1985), Mitinhaber der Privatbrauerei Gebrüder Gatzweiler
Anton Kryn (1908-1999), Krippenmeister und Vorsitzender des Vereins Krippenfreunde St.
Margareta in Gerresheim
Wilhelm Bötzkes (1883-1958), Bankier
Wilhelm Rüther (1908-1968), Mediziner und Chefarzt der Inneren Abteilung des
Krankenhauses Düsseldorf-Benrath
Wolfgang Döring (1919-1963), FDP-Politiker
Bruno Recht (1921-1998), Bürgermeister von Düsseldorf
Fritz Vomfelde (1900-1961), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Georg Glock (1891-1959), Bürgermeister von Düsseldorf
Josef Gockeln (1900-1958), Stadtverordneter
Josef Kürten (1928-2010), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Klaus Bungert (1926-2007), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Julius Melies (1867-1948), Bürgermeister von Benrath
Nikolaus Knopp (1866-1942), Bürgermeister von Heerdt-Kassel und Beigeordneter
Adlabert Oehler (1860-1943), Oberbürgermeister von Düsseldorf
Robert Lehr (1883-1956), Oberbürgermeister von Düsseldorf
280

Prüfliste – Straßennamen

Anmerkung: Die nachfolgenden Angaben beziehen sich ausschließlich auf jene Aspekte, die eine Verbindung der jeweiligen Persönlichkeit zu den festgelegten
Überprüfungskriterien (Kolonialismus, Antisemitismus, Rassismus, Nationalsozialismus, Militarismus, Chauvinismus) erkennen lassen; in den späteren
Gutachten wird eine differenziertere Betrachtung unter Berücksichtigung positiver Verdienste erfolgen.
Aufgrund der Menge der zu überprüfenden Straßennamen musste die erste Recherche größtenteils digital erfolgen; jedes Gutachten wird eine ausführliche
Quellen- und Literaturliste enthalten.

1. Kunst & Kultur
Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Arthur-Kampf-Straße
(vor 1975)

Hintergrund
Arthur Kampf (1864-1950)
- Maler
- gehörte zu den vom NS-Regime privilegierten Künstlern
- Aufnahme in die „Gottbegnadeten-Liste“ 1944

Kriterien für mögliche Prüfung
biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 266.
https://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Kampf

Gerhart-Hauptmann-Straße
(19. 07. 1961)

Gerhart Hauptmann (1862-1946)
- Dramatiker und Schriftsteller
- wurde vom NS-Regime protegiert
- Aufnahme in die „Gottbegnadeten-Liste“ 1944
Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 201f.

281

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Gurlittstraße
(25. 02. 1965)

Hintergrund
Hildebrand Gurlitt (1895-1956)
- Kunsthistoriker und Kunsthändler
- arbeitete als einer der Haupteinkäufer für das geplante
Hitlermuseum in Linz
- verkaufte die von den Nationalsozialisten beschlagnahmte
sogenannte „Entartete Kunst“

Kriterien für mögliche Prüfung
biographische Bezüge zur NS-Diktatur

https://de.wikipedia.org/wiki/Hildebrand_Gurlitt
Meike Hofmann und Nicola Kuhn: Hitlers Kunsthändler Hildebrand Gurlitt 1895 - 1956. Die Biographie,
München 2016.

Gustaf-Gründgens-Platz
(29. 10. 1976)

Gustaf Gründgens (1899-1963)
- Schauspieler und Regisseur
- leitete bis 1945 das Preußische Staatstheater
- wirkte in NS-Propagandafilmen mit
- Aufnahme in die „Gottbegnadeten-Liste“ 1944

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 183f.

Harry-Piel-Platz
(21. 07. 2007)

Harry Piel (1892-1963)
- Schauspieler und Regisseur
- „Förderndes Mitglied der SS“
- Aufnahme in die „Gottbegnadeten-Liste“ 1944
Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 414.
https://de.wikipedia.org/wiki/Harry_Piel

282

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Heinrich-Lersch-Straße
(11. 06. 1963)

Hintergrund
Heinrich Lersch (1889-1936)
- Schriftsteller
- Kriegsdichter während des Ersten Weltkrieges
- gehörte 1933 zu den 88 Schriftstellern, die das „Gelöbnis treuester
Gefolgschaft“ für Adolf Hitler unterzeichneten
- trat öffentlich für den Nationalsozialismus ein

Kriterien für mögliche Prüfung
biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Militarismus

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 329.
https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/heinrich-lersch/DE2086/lido/57c93fd5413092.72556768

Helmut-Hentrich-Platz
(29.11. 2003)

Helmut Hentrich (1905-2001)
- Architekt
- Aufnahme in die sogenannte „Gottbegnadeten-Liste“ 1944
- beschäftigte Zwangsarbeiter

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 212.
https://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Hentrich

Lönsstraße
(16. 01. 1937)

Hermann Löns (1866-1914)
- Heimatdichter
- Lektüre des Bauernromans „Der Wehrwolf“ wurde im Dritten Reich
empfohlen
- rassisch-völkische Äußerungen
-

Ernst Klee: Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2009, S.
339f.
https://www.ndr.de/kultur/geschichte/koepfe/Hermann-Loens-Der-umstritteneHeidedichter,loens152.html

283

Rassismus
Chauvinismus

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Josef-Ponten-Straße
(11.06. 1963)

Hintergrund
Josef Ponten (1883-1940)
- Schriftsteller
- gehörte 1933 zu den 88 Schriftstellern, die das „Gelöbnis treuester
Gefolgschaft“ für Adolf Hitler unterzeichneten

Kriterien für mögliche Prüfung
biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 419.
https://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Ponten

Max-Clarenbach-Weg
(1977)

Max Clarenbach (1880-1952)
- Maler
- 1939/40 Landesleiter in der Reichskammer der bildenden Künste
- Aufnahme in die „Gottbegnadeten-Liste“ 1944

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 87.
https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Clarenbach

Max-Halbe-Straße
(23. 04. 1956)

Max Halbe (1865-1945)
- völkischer Autor
- gehörte 1933 zu den 88 Schriftstellern, die das „Gelöbnis treuester
Gefolgschaft“ für Adolf Hitler unterzeichneten
Ernst Klee: Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2009, S.
192.
http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/rezension-sachbuch-entlarvung-der-laengst-entlarvten11320523.html

284

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Münchhausenweg
(März 1947)

Hintergrund
Börries Freiherr von Münchhausen
(1874-1945)
- Schriftsteller und Dichter
- gehörte 1933 zu den 88 Schriftstellern, die das „Gelöbnis treuester
Gefolgschaft“ für Adolf Hitler unterzeichneten
- Aufnahme in die „Gottbegnadeten-Liste“ 1944

Kriterien für mögliche Prüfung
biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Antisemitismus

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 382.

Paul-Bonatz-Straße
(19. 07. 1961)

Paul Bonatz (1877-1956)
- Architekt unter Albert Speer
- künstlerischer Berater von Fritz Todt

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 61f.
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Bonatz

Speckmannweg
(16. 08. 1937)

Diedrich Speckmann (1872-1938)
- Schriftsteller
- gehörte 1933 zu den 88 Schriftstellern, die das „Gelöbnis treuester
Gefolgschaft“ für Adolf Hitler unterzeichneten
Ernst Klee: Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2009, S.
519f
https://de.wikipedia.org/wiki/Diedrich_Speckmann

285

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Pfitznerstraße
(22. 07. 1950)

Hintergrund
Hans Pfitzner (1869-1949)
- Komponist
- Aufnahme in die „Gottbegnadeten-Liste“ 1944
- bekannte sich auch nach 1945 zu seiner antisemitischen Einstellung

Kriterien für mögliche Prüfung
biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Antisemitismus

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 413.
Sabine Busch: Hans Pfitzner und der Nationalsozialismus. Stuttgart/Weimer 2001.
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Pfitzner

Richard-Strauss-Platz
(13. 09. 1954)

Richard Strauss (1864-1949)
- Komponist und Dirigent
- 1933-1935 Präsident der Reichsmusikkammer
- Aufnahme in die „Gottbegnadeten-Liste“ 1944
- komponierte die Eröffnungsmusik für die Olympischen Spiele 1936

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 538f.
https://de.wikipedia.org/wiki/Richard_Strauss

Rolf-Bongs-Straße
(17. 05. 1997)

Rolf Bongs (1907-1981)
- Schriftsteller
- ab 1938 beim Volksbund für das Deutschtum im Ausland angestellt
- ab 1942 Soldat der Waffen-SS und SS-Kriegsberichterstatter
https://de.wikipedia.org/wiki/Rolf_Bongs

286

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Roseggerstraße
(26. 01. 1953)

Hintergrund
Peter Rosegger (1843-1918)
- Schriftsteller und Erzähler
- verfasste nationalistische und kriegsfreundliche Texte
- äußerte Verständnis für antisemitische Strömungen

Kriterien für mögliche Prüfung
Militarismus
Antisemitismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Peter_Rosegger

Wagnerstraße
(29. 05. 1888)

Richard Wagner (1813-1883)
- Komponist
- vertrat offensiv antisemitische Stereotype und entwickelte diese
aktiv weiter
- diente vor allem den Nationalsozialisten als antisemitisches Vorbild
und Ideal

Antisemitismus
Rassismus

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 574f.

Wilhelm-Kreis-Straße
(19. 07. 1961)

Wilhelm Kreis (1873-1955)
- Architekt
- 1938 Reichskultursenator der bildenden Künste
- 1943 Präsident der Reichskammer der bildenden Künste
- Aufnahme in die „Gottbegnadeten-Liste“ 1944
Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 305.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Kreis

287

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Wilhelm-Schmidtbonn-Straße
(11. 06. 1963)

Hintergrund
Wilhelm Schmidtbonn (1876-1952)
- Schriftsteller
- unterzeichnete 1933 eine Loyalitätserklärung der Preußischen
Akademie der Dichtung für die NS-Regierung
- erhielt 1941 und 1942 Literaturpreise der Städte Köln und Bonn

Kriterien für mögliche Prüfung
biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main
2009, S. 305.
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Schmidtbonn

Ganghoferstraße
(16. 10. 1936)

Ludwig Ganghofer (1844-1920)
- Schriftsteller
- propagandistische Kriegsberichte
- Mitglied der rechtsradikalen Deutschen Vaterlandspartei

Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Ganghofer

Freytagstraße
(11. 08. 1903)

Gustav Freytag (1816-1895)
- Schriftsteller
- verbreitete antijüdische und antipolnische Stereotype

Antisemitismus
Rassismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Literarischer_Antisemitismus#Gustav_Freytag

Jakob-Kneip-Straße
(20. 06. 1962)

Jakob Kneip (1881-1958)
- Schriftsteller
- angesehener Autor im Dritten Reich
https://de.wikipedia.org/wiki/Jakob_Kneip

288

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Joseph-Beuys-Ufer
(29. 11. 1997)

Joseph Beuys (1921-1986)
- Künstler
- Dienst in der Wehrmacht
- Nähe zu völkischem Gedankengut

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

https://www.sueddeutsche.de/kultur/kunst-und-nationalsozialismus-die-wirren-rechten-ideen-desjoseph-beuys-1.3973199

Hermann-Reuter-Straße
(27. 12. 2008)

Hermann Reuter (1880-1970)
- Leiter der Landes- und Stadtbibliothek 1928-1950
- Im Dritten Reich an Straßenbenennungen beteiligt

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Stadtarchiv Düsseldorf, Bestand IV 15918-15920

2. Politik, Verwaltung & Militär
Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Adam-Stegerwald-Straße
(19. 12. 1966)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Adam Stegerwald (1874-1945)
- Gewerkschaftsführer, Reichstagsabgeordneter und Ministerpräsident
- unterstützte den Kriegskurs der Regierung im Ersten Weltkrieg
- stimmte 1933 mit der Zentrumsfraktion dem Ermächtigungsgesetz zu
- kritisierte die ablehnende Haltung des Vatikans zum NS-Regime und
forderte eine Annäherung an die nationalsozialistischen Auffassungen
https://de.wikipedia.org/wiki/Adam_Stegerwald
Morsey, Rudolf (Hrsg.): Zeitgeschichte in Lebensbildern. Aus dem deutschen Katholizismus des 20.
Jahrhunderts, Mainz 1973, S. 206ff.

289

Militarismus
biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Bismarckstraße
(10. 08. 1875)
Bismarckweg
(?)
Kanzlerstraße
(17. 08. 1909)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Fürst Otto von Bismarck (1815-1898)
- erster Reichskanzler
- Umgang mit Minderheiten und Andersdenkenden (Sozialistengesetze,
etc.)
- Errichtung deutscher Kolonien in Afrika und Asien
- initiierte die deutschen Einigungskriege

Militarismus
Kolonialismus

http://www.bpb.de/apuz/202989/bismarck-und-der-kolonialismus?p=all
http://www.bpb.de/apuz/202981/bismarck-und-das-problem-eines-deutschen-sonderwegs
https://www.dhm.de/lemo/kapitel/kaiserreich/innenpolitik/sozialistengesetz.html

Erwin-Rommel-Straße
(22. 09. 1966)

Erwin Rommel (1891-1944)
- Generalfeldmarschall der Wehrmacht
- 1938/39 Kommando Führerhauptquartier
- 1941 Oberbefehlshaber des Deutschen Afrikacorps

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 506f.
Hermann Weiß (Hrsg.): Das Personenlexikon 1933-1945. Wien 2003, S. 384f.

Hans-Christoph-SeebohmStraße
(22. 01. 1980)

Hans-Christoph Seebohm (1903-1967)
- Politiker und Bundesverkehrsminister
- 1941 Mitbegründer der Egerländer Bergbau AG, die als
„Auffanggesellschaft“ für die Übernahme „arisierten“ Eigentums
fungierte
- äußerte sich nach 1945 in seiner Funktion als Politiker extremistisch
https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Christoph_Seebohm

290

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Kriegestraße
(26. 01. 1953)

Walter Kriege (1891-1952)
- Jurist
- 1940 Ministerialdirektor im Reichsjustizministerium
- Teilnehmer der Tagung der höchsten Juristen des Reiches im April 1941
(„Vernichtung lebensunwerten Lebens“)

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003, S.
341.

Leutweinstraße
(16. 12. 1937)

Theodor Leutwein (1849-1921)
- Kolonialoffizier
- Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika
- Unterwerfung der indigenen Bevölkerung
- 1896 Kampf gegen die Herero

Kolonialismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Theodor_Leutwein

Petersstraße
(16. 12. 1937)

Carl Peters (1856-1918)
- Kolonialpolitiker
- erwarb das Kerngebiet des späteren Deutsch-Ostafrika
- 1897 wegen des gegen ihn erhobenen Vorwurfs der unwürdigen
Behandlung der indigenen Bevölkerung entlassen und wegen
Amtsmissbrauchs verurteilt

Kolonialismus
Rassismus

Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2009, S.
410f.
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Peters

Sodenstraße
(16. 12. 1936)

Julius Freiherr von Soden (1846-1921)
- Gouverneur der Kolonien Kamerun und Deutsch-Ostafrika
http://deutschland-postkolonial.de/portfolio/soden/
https://de.wikipedia.org/wiki/Julius_von_Soden

291

Kolonialismus

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Solfstraße
(16. 12. 1937)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Wilhelm Heinrich Solf (1862-1936)
- Diplomat
- 1900-1911 Gouverneur von West-Samoa
- 1911-1918 Leiter des Reichskolonialamtes
- löste 1912 eine Debatte über „Mischehen“ aus und erließ ein
„Mischehe-Verbot“ für Samoa

Kolonialismus
Rassismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Solf

Wissmannstraße
(13. 03. 1908)

Hermann von Wissmann (1853-1905)
- deutscher Afrikaforscher
- 1888-1901 Reichskommissar von Deutsch-Ostafrika und Kommandant
der Deutschen Schutztruppe
- 1895-1896 Gouverneur von Deutsch-Ostafrika

Kolonialismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_Wissmann

Schlieffenstraße
(19. 05. 1938)

Alfred Graf von Schlieffen (1833-1913)
- Autor des sogenannten „Schlieffen-Plans“ (Zweifrontenkrieg)
 Vordenker des Überfalls auf das neutrale Belgien im Ersten
Weltkrieg
- setzte sich für ein gnadenloses Vorgehen gegen die aufständischen
Herero in Deutsch-Südwestafrika ein
https://de.wikipedia.org/wiki/Alfred_von_Schlieffen

292

Militarismus
Kolonialismus

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Blumenthalstraße
(um 1901)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Graf Leonhard von Blumenthal (1810-1900)
- seit 1870 Generalstabschef der Armee des preußischen Kronprinzen
- Generalfeldmarschall

Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Leonhard_von_Blumenthal

Buddestraße
(12. 08. 1915)

Hermann von Budde (1851-1906)
- preußischer General
- nahm als Zugführer am Deutsch-Französischen Krieg teil
- befasste sich mit der militärischen Rolle der Eisenbahnen

Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Hermann_von_Budde

Goebenstraße
(22. 02. 1888)

August Karl von Goeben (1816-1880)
- preußischer General
- kommandierender General bei der Schlacht von Spichern 1870
- nahm an den Schlachten von Colombey und Gravelotte und danach an
der Einschließung von Metz teil

Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/August_Karl_von_Goeben

Haeselerstraße
27. 03. 1940

Gottlieb Graf von Haeseler (1836-1919)
- preußischer Generalfeldmarschall
- nahm als Beobachter des XVI. Armeekorps am Ersten Weltkrieg teil
https://de.wikipedia.org/wiki/Gottlieb_von_Haeseler_(Generalfeldmarschall)

293

Militarismus

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Moltkestraße

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

(23. 10. 1888)

Helmuth Graf von Moltke (1800-1891)
- preußischer Generalfeldmarschall
- Chef des Generalstabs

Helmutstraße

https://de.wikipedia.org/wiki/Helmuth_Karl_Bernhard_von_Moltke

Militarismus

(17. 08. 1909)
Wrangelstraße
(27. 03. 1940)
Robert-Lehr-Ufer
(03. 06. 1957)

Friedrich Heinrich Ernst Graf von Wrangel (1784-1877)
- preußischer Generalfeldmarschall

Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_von_Wrangel

Robert Lehr (1883-1956)
- 1924-1933 Oberbürgermeister von Düsseldorf
- Mitglied der DNVP
- stützte das erste Kabinett Hitler

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

https://www.rheinische-geschichte.lvr.de/Persoenlichkeiten/robert-lehr/DE2086/lido/57c93e7849f8d0.12525166

Wolfgang-Döring-Straße
(04. 11. 1965)

Wolfgang Döring (1919-1963)
- FDP-Politiker
- Verstrickung in „Naumann-Affäre“

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

https://de.wikipedia.org/wiki/Wolfgang_D%C3%B6ring

Heinz-Ingenstau-Straße
(24. 04. 2004)

Heinz Ingenstau (1910-1971)
- Jurist und Stadtdirektor
- Engagement in verschiedenen NS-Organisationen
Bestand 0-1-5-81564.0000 und 3-1996-25-10.0000 (Stadtarchiv Düsseldorf)

294

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

3. Industrie & Wirtschaft
Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Bueckstraße
(13. 07. 1938)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Henry Axel Bueck (1830-1916)
- Industriefunktionär
- erster Geschäftsführer des 1871 in Düsseldorf gegründeten "Vereins
zur Wahrung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in
Rheinland und Westfalen" ("Langnamverein")
- Mitbegründer des „Westdeutschen Vereins für Kolonisation und
Export“ 1881
- wirkte 1882 am Entstehen des Deutschen Kolonialvereins mit

Kolonialismus

Broschüre „Kolonialbewegung und Vereine in Düsseldorf“, S. 4
https://de.wikipedia.org/wiki/Henry_Axel_Bueck

Ernst-Poensgen-Allee
(14. 12. 1951)

Ernst Poensgen (1871-1949)
- Unternehmer
- Unternehmen, für die Poensgen verantwortlich war, setzten während
des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeiter ein
- „Wehrwirtschaftsführer“
- Vorsitzender der Reichsausstellung „Schaffendes Volk“ 1937
- 1942 in den Rüstungsrat berufen

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Poensgen

Flenderstraße
(1929)

Hermann August Flender (1839-1882)
- Unternehmer
- zu den Bauten der Flender AG gehörten Brücken auf Java für das
niederländische Kolonialministerium und eine Landungsbrücke in
Swakopmund (Deutsch-Südwestafrika)
https://de.wikipedia.org/wiki/Flender_(Unternehmerfamilie)#Hermann_August_(1839-1882)

295

Kolonialismus

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Lüderitzstraße
(16. 12. 1937)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Franz Adolf Eduard von Lüderitz
(1834-1886)
- Großkaufmann im Afrikahandel
- erwarb die nach ihm benannte Lüderitzbucht mit der anschließenden
Küste, die als Reichsprotektorat (1884) den Kern von DeutschSüdwestafrika bildete

Kolonialismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_L%C3%BCderitz

Möhlaustraße
(16. 01. 1931)

Adolf Möhlau (1844-1912)
- Kommerzienrat und Vorsitzender der Handelskammer Düsseldorf
- Vorstandsmitglied der Deutschen Kolonial Gesellschaft

Kolonialismus

Ulrich Soénius: Koloniale Begeisterung im Rheinland während des Kaiserreichs. Köln 1992, S. 54, 86 u. 109.

Mulvanystraße
(16. 10. 1937)

William Thomas Mulvany (1806-1885)
- Unternehmer
- 1871 Vorsitzender des „Langnamvereins“
- 1881 Gründungsmitglied des „Westdeutschen Vereins für Kolonisation
und Export“

Kolonialismus

https://de.wikipedia.org/wiki/William_Thomas_Mulvany
Broschüre „Kolonialbewegung und Vereine in Düsseldorf“, S. 4

Otto-Petersen-Straße
(22. 11. 1979)

Otto Petersen (1874-1953)
- Eisenhüttenmann
- „Wehrwirtschaftsführer“
- Leiter der Hauptgeschäftsführung des Hauptringes Eisenerzeugung
beim Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Petersen

296

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Pfeifferstraße
(12. 05. 1909)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Wilhelm Pfeiffer (1828-1900)
- Kommerzienrat
- Mitbegründer des „Westdeutschen Vereins für Kolonisation und
Export“

Kolonialismus

Broschüre „Kolonialbewegung und Vereine in Düsseldorf“, S. 4
Ulrich Soénius: Koloniale Begeisterung im Rheinland während des Kaiserreichs. Köln 1992, S. 20.

Porschestraße
(09. 10. 1958)

Ferdinand Porsche (1875-1951)
- von Hitler mit dem Bau eines Massenfahrzeugs beauftragt
- 1942 Aufnahme als SS-Oberführer in die SS
- erhielt 1944 den Totenkopfring des Reichsführers SS

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

https://de.wikipedia.org/wiki/Ferdinand_Porsche
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 470.

Woermannstraße
(16. 12. 1937)

Adolf Woermann (1847-1911)
- deutscher Reeder u. Großkaufmann
- Mitglied des Kolonialrats
- maßgeblich an der Errichtung deutscher Kolonien in Afrika beteiligt

Kolonialismus

https://zwangsarbeitkolonial.wordpress.com/die-reederei-woermann-und-ihre-rolle-im-deutschen-

kolonialismus-nationalsozialismus-und-heute/

https://de.wikipedia.org/wiki/Adolph_Woermann

Eckenerstraße
(06. 11. 1961)

Hugo Eckener (1868-1954)
- Unternehmer und Luftschiffer
- „Wehrwirtschaftsführer“

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Eckener

297

4. Adel
Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Eitelstraße
(17. 08. 1909)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Prinz Eitel Friedrich von Preußen
(1883-1942)
- Sohn Kaiser Wilhelms II.
- Aktivitäten im „Stahlhelm“ (Bund der Frontsoldaten)
- 1931 Mitbegründer der „Harzburger Front“, einem antidemokratischen
Bündnis aus Nationalisten und Rechtsextremisten

Rechtsextremismus
Militarismus
biographische Bezüge zur NS-Diktatur

https://de.wikipedia.org/wiki/Eitel_Friedrich_von_Preußen

Kaiser-Wilhelm-Ring
(vor 1909)

Kaiser Wilhelm I. (1797-1888)
- während seiner Herrschaft annektierte das Deutsche Reich Togo,
Kamerun, „Deutsch-Südwestafrika“ (Namibia), „DeutschOstafrika“ (Tansania, Ruanda, Burundi), „Kaiser-Wilhelms-Land“ (NeuGuinea) und den Bismarckarchipel
- Oberbefehl im Deutsch-Französischen Krieg

Militarismus
Kolonialismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_I._(Deutsches_Reich)
Dossier „Straßennamen mit Bezügen zum Kolonialismus in Berlin“ von Christian Kopp und Joshua Kwesi
Aikins, Stand November 2008

Kaiser-Friedrich-Ring
(vor 1909)

Kaiser Friedrich III. (1831-1888)
- preußischer Feldherr im Deutsch-Französischen Krieg

Kaiser-Friedrich-Straße
(vor 1929)

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_III._(Deutsches_Reich)

Kronprinzenstraße
(03. 07. 1854)

298

Militarismus

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Karl-Anton-Straße
(erscheint erstmals im
Adressbuch von 1870 als
noch nicht bebaut)

Herzogstraße
(bebaut um 1850)

Prinz-Georg-Straße
(23. 10. 1888)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Karl Anton Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen
(1811-1885)
- Divisionskommandeur
- Militärgouverneur von Rheinland-Westfalen

Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Anton_(Hohenzollern)

Herzog Friedrich Wilhelm Nikolaus von Mecklenburg-Schwerin (1827-1879)
- Generalleutnant im Deutsch-Französischen Krieg

Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_zu_Mecklenburg

Prinz Georg von Preußen (1826-1902)
- General der Kavallerie
- Regimentschef des Ersten Pommerschen Ulanenregiments Nr. 4
https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_von_Preu%C3%9Fen

299

Militarismus

5. Wissenschaft & Bildung
Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Bergiusstraße
(13. 11. 1958)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Friedrich Bergius (1884-1948)
- Chemiker
- wurde vom NS-Regime mit Staatsgeldern gefördert (Autarkiepolitik)

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Bergius
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 41.

Boschstraße
(13. 11. 1958)

Carl Bosch (1874-1940)
- Chemiker
- schloss 1914 das sogenannte „Salpeterversprechen“ ab
- „Wehrwirtschaftsführer“

Militarismus
biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 66f.
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Bosch

Finschstraße
(14. 03. 1952)

Hermann Otto Finsch (1839-1917)
- Zoologe, Ethnologe und Forschungsreisender
- leitete u.a. 1884/85 die Expedition zum Erwerb des Kaiser-WilhelmLandes, später „Deutsche Kolonie“ in Neuguinea
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Finsch

300

Kolonialismus

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Gerhard-Domagk-Straße
(22. 01. 1970)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Gerhard Domagk (1895-1964)
- Bakteriologe und Pathologe
- Leiter des Forschungslabors für experimentelle Pathologie und
Bakteriologie der I.G. Farben experimentierte mit Sulfonamiden
 Sulfonamid-Experimente fanden auch im KZ Ravensbrück statt und
wurden durch Lieferungen der I. G. Farben ermöglicht
- 1944 im Wissenschaftlichen Beirat des Bevollmächtigten für das
Gesundheitswesen

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 116.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gerhard_Domagk

Haberstraße
(13. 11. 1958)

Fritz Haber (1868-1934)
- Chemiker
- ab 1914 wissenschaftlicher Berater im Kriegsministerium
- überwachte die Vorbereitungen für den Gasangriff bei Ypern
- verantwortlich für die gesamte chemische Kriegsführung

Militarismus

Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 214.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Haber

Hördtweg
(02. 08. 1940)

Philipp Hördt (1891-1933)
- Pädagoge
- entwarf Erziehungstheorien auf biologischer und rassekundlicher
Grundlage
- Wegbereiter der totalitären Erziehung
https://www.lexikon-drittes-reich.de/Philipp_Hördt
Otto Peters: Meine Lehrer im Dritten Reich. Versuch einer autobiografischen Konstruktion, Münster 2007, S.
60.

301

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Rassismus

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Max-Planck-Straße
(20. 08. 1959)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Max Planck (1858-1947)
- Physiker
- 1928-1937 Präsident der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
- versicherte 1933, dass die Gesellschaft gewillt sei, „sich systematisch in
den Dienst des Reiches hinsichtlich der rassenhygienischen Forschung
zu stellen“

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 463.
https://de.wikipedia.org/wiki/Max_Planck

Nernstweg
(16. 01. 1934)

Walter Nernst (1864-1941)
- Physiker
- beteiligte sich an der Forschung zur Kriegstechnik (Erster Weltkrieg)

Militarismus
biographische Bezüge zur NS-Diktatur

https://de.wikipedia.org/wiki/Walther_Nernst

Otto-Hahn-Straße
(29. 08. 1980)

Otto Hahn (1879-1968)
- Chemiker
- Mitglied eines Spezialtrupps für Giftgaseinsatz unter Fritz Haber
- ab 1939 für Heereswaffenamt am deutschen Kernforschungsprojekt
beteiligt
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 219.

302

Militarismus
biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Virchowstraße
(28. 11. 1953)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Rudolf Virchow (1821-1902)
- Anthropologe und Pathologe
- Vorsitzender der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie
und Urgeschichte
- an sogenannten Völkerschauen beteiligt

Rassismus
Kolonialismus

https://www.planetwissen.de/geschichte/nationalsozialismus/nationalsozialistische_rassenlehre/
pwierudolfvirchowmedizineranthropologeethnologe100.html

Wilhelm-Suter-Pfad
(um 1970)

Wilhelm Suter (1876-1954)
- Oberschullehrer
- Fachberater des Gaukulturamts und im Kampfbund für deutsche Kultur
- Kreiswanderwart der NS-Organisation „Kraft durch Freude“

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Bestand IV 37371 (Stadtarchiv)

Oertelstraße
(26. 01. 1953)

Bruno Oertel (1871-1938)
- Klinikdirektor an der Medizinischen Akademie 1910-1938
- ordentlicher Professor

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Bestand V 964 (Stadtarchiv)

Lubarschstraße
(30. 11. 1956)

Otto Lubarsch (1860-1933)
- Pathologe und Professor für Medizin
- Gegner der Weimarer Republik
- unterstützte angeblich die antisemitischen Ziele der
nationalsozialistischen Bewegung
https://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Lubarsch

303

Antisemitismus

6. Religion, Theologie & Philosophie
Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Oswald-Spengler-Straße
(16. 10. 1956)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Oswald Spengler (1880-1936)
- Philosoph und Psychiater
- förderte als gnadenloser Kritiker der Weimarer Republik die
Machtergreifung der Nationalsozialisten
Ernst Klee: Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2009. S. 520

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Antisemitismus
Faschismus

7. Widerstandskämpfer im Nationalsozialismus
Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Carl-Friedrich-GoerdelerStraße
(1964)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Carl Friedrich Goerdeler (1884-1945)
- 1930-1937 Oberbürgermeister in Leipzig
- verfasste 1941 zusammen mit Ludwig Beck die Denkschrift „Das Ziel“, in
der der Erwerb neuer Kolonien propagiert wurde
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 189.
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Kolonialismus_in_der_Zeit_des_Nationalsozialismus#1939-1945

304

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Kolonialismus

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Erich-Hoepner-Straße
(14. 07. 1945)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Erich Hoepner (1886-1944)
- Generaloberst der Wehrmacht
- kommandierender General beim Überfall auf Polen und die
Sowjetunion

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Militarismus

Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 262.
Geralf Gemser: Darf eine Schule diesen Namen tragen? Zur Vorbildwirkung des Wehrmachtsgenerals Erich
Hoepner, Marburg 2005.

Erwin-von-Witzleben-Straße
(14. 07. 1945)

Erwin von Witzleben (1881-1944)
- Generalfeldmarschall der Wehrmacht
- 1941 Oberbefehlshaber West

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Erwin_von_Witzleben
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 683.

Franz-Jürgens-Straße
(14. 07. 1945)
Jürgensplatz
(23. 03. 1949)
Graf-von-StauffenbergStraße
(22. 01. 1980)

Franz Jürgens (1895-1945)
- Oberstleutnant der Schutzpolizei

biographische Bezüge zur NS-Diktatur

Kurt Düwell: Franz Jürgens – Der lange Weg des Düsseldorfer Schutzpolizeikommandeurs zur
Dienstverweigerung, in: Dams, Dönicke, Köhler (Hrsg.), Dienst am Volk? Düsseldorfer Polizisten zwischen
Demokratie und Diktatur, Frankfurt 2007, S. 301-316.

Claus Graf Schenk von Stauffenberg (1907-1945)
- Offizier der deutschen Wehrmacht
- Mitglied der Organisationsabteilung des Oberkommandos des Heeres
Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 597.
https://de.wikipedia.org/wiki/Claus_Schenk_Graf_von_Stauffenberg

305

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Militarismus

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Ludwig-Beck-Straße
(01. 10. 1957)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Ludwig Beck (1880-1944)
- General der Wehrmacht
- Chef des Generalstabs des Heeres
- verfasste 1941 zusammen mit Carl Friedrich von Goerdeler die
Denkschrift „Das Ziel“, in der der Erwerb neuer Kolonien propagiert
wurde

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Militarismus
Kolonialismus

Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945, Frankfurt am Main 2003,
S. 34.
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutscher_Kolonialismus_in_der_Zeit_des_Nationalsozialismus

Helmut-Stieff-Straße
(14. 07. 1945)

Helmut Stieff (1901-1944)
- Generalstabsoffizier der Wehrmacht
- Chef der Organisationsabteilung im Generalstab des Heeres

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Hellmuth_Stieff

Klausingstraße
(14. 07. 1945)

Friedrich Karl Klausing (1920-1944)
- Offizier der Wehrmacht
- Teilnahme am Polen- und Frankreichfeldzug
- 1942/43 Teilnahme an den Kämpfen bei Stalingrad

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Karl_Klausing

Paul-von-Hase-Straße
(14. 07. 1945)

Paul von Hase (1885-1944)
- Oberstleutnant der Wehrmacht
- Führung der 46. und 56. Infanterie-Division im Zweiten Weltkrieg
- Stadtkommandant von Berlin
https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_von_Hase

306

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Militarismus

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Robert-Bernardis-Straße
(14. 07. 1945)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Robert Bernardis (1908-1944)
- Oberstleutnant im Generalstab der Wehrmacht
- Teilnahme am Überfall auf die Sowjetunion 1941

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Bernardis

Albrecht-von-Hagen-Platz
(1945)

Albrecht von Hagen (1904-1944)
- Oberleutnant der Reserve der Wehrmacht
- Teilnahme am Afrikafeldzug 1940-1943
https://de.wikipedia.org/wiki/Albrecht_von_Hagen

307

biographische Bezüge zur NS-Diktatur
Militarismus

8. Straßen- und Platzbenennungen mit historischen Bezügen
Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Sedanstraße
(26. 03. 1872)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Schlacht von Sedan (1870)
- Mythos der Entscheidungsschlacht
- verkürzte historische Wahrnehmung

Militarismus

Jan N. Lorenzen: Die großen Schlachten. Mythen, Menschen, Schicksale, Frankfurt am Main 2006, S. 144f.

Füsilierstraße
(30. 09. 1902)

Niederrheinisches Füsilier-Regiment Nr. 39
- Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg
- Teilnahme am Zweiten Weltkrieg

Militarismus
Bezüge zur NS-Diktatur

https://de.wikipedia.org/wiki/Niederrheinisches_F%C3%BCsilier-Regiment_Nr._39
http://genwiki.genealogy.net/FR_39

Spichernplatz
Spichernstraße
(um 1898)

Schlacht bei Spichern (1870)
- Teilnahme des Füsilier-Regiments Nr. 39
- politischer Mythos
- verkürzte historische Wahrnehmung

Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Spichern#Literatur
Fabian Trinkaus: Nationaler Mythos und lokale Heldenverehrung. Die Schlacht von Spichern und ihre
kulturpolitische Rezeption in Saarbrücken während des Kaiserreichs, Trier 2013.

Gravelottestraße
(01. 03. 1906)

Schlacht bei Gravelotte (1870)
- Deutsch-Französischer Krieg

Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_bei_Gravelotte

308

Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Diedenhofener Straße
(27. 08. 1927)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Diedenhofen (franz. Thionville)
- Belagerung der Stadt im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71
- Diedenhofen musste am 10. Mai 1871 aufgrund des Frankfurter
Friedens an das neue Deutsche Kaiserreich abgetreten werden und
wurde Bestandteil des Reichslandes Elsass-Lothringen

Militarismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Thionville

Schlacht bei Weißenburg (1870)
- Deutsch-Französischer Krieg

Militarismus

Militarismus

An der Ulanenkaserne

Westfälisches Ulanen-Regiment Nr. 5
- Teilnahme am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71
- Beteiligung von Offizieren und an Kämpfen in deutschen Kolonien in
Afrika
- Teilnahme am Ersten Weltkrieg

(27. 12. 2008)

https://de.wikipedia.org/wiki/Westf%C3%A4lisches_Ulanen-Regiment_Nr._5

Weißenburgstraße
(1895)
Ulanenstraße
(02. 05. 1929)

309

Kolonialismus

9. Persönlichkeiten, die vor 1870 verstorben sind
Straßen-/Platzname &
Datum der Benennung
Jahnstraße
(24. 02. 1894)

Hintergrund

Kriterien für mögliche Prüfung

Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852)´
- Pädagoge und Initiator der deutschen Turnbewegung
- sprach sich gegen eine Vermischung von Völkern und Kulturen aus
- gilt als Vordenker der nationalsozialistischen Politik

Rassismus
Antisemitismus

Becker, Frank/Schäfer, Ralf (Hrsg.): Sport und Nationalsozialismus. Göttingen 2016, S. 58f.

Nettelbeckstraße
(09. 07. 1909)

Joachim Christian Nettelbeck (1783-1824)
- Kaufmann
- war in seiner Funktion als Kapitän niederländischer Sklavenschiffe am
Menschenhandel beteiligt
- Koloniallobbyist

Kolonialismus

Dossier „Straßennamen mit Bezügen zum Kolonialismus in Berlin“ von Christian Kopp und Joshua Kwesi
Aikins, Stand November 2008
https://de.wikipedia.org/wiki/Joachim_Nettelbeck_(Seemann)

Grabbeplatz
(16. 10. 1936)

Christian Dietrich Grabbe (1801-1836)
- Dramatiker
- Äußerte sich antisemitisch
- Werke enthalten nationalistische und judenfeindliche Passagen

Antisemitismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Christian_Dietrich_Grabbe

Arndtstraße
(förmlich festgestellt am
01. 05. 1889)

Ernst Moritz Arndt (1769-1860)
- Schriftsteller und Publizist
- äußerte sich antisemitisch

Antisemitismus

https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Moritz_Arndt

310

Anhang C: Personen, die nicht begutachtet
wurden

311

1. Persönlichkeiten, die zunächst in die Prüfliste aufgenommen wurden, allerdings
nicht den konzeptionellen Vorgaben des Projekts (nach 1870 verstorben)
entsprechen:
Ernst Moritz Arndt (1769-1860)
Joachim Christian Nettelbeck (1738-1824)
Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852)
Christian Dietrich Grabbe (1801-1836)
Es empfiehlt sich eine gesonderte Begutachtung.
2. Persönlichkeiten aus Militär und Adel, die letztendlich von der Überprüfung
ausgeschlossen wurden, da eine Teilnahme an kriegerischen Auseinandersetzungen
des 19. Jahrhunderts keine Umbenennung rechtfertigt:
Graf Leonhard von Blumenthal (1810-1900)
Hermann von Budde (1851-1906)
August Karl von Goeben (1816-1880)
Gottlieb Graf von Haeseler (1836-1919)
Friedrich Heinrich Ernst Graf von Wrangel (1784-1877)
Karl Anton Fürst von Hohenzollern-Sigmaringen (1811-1885)
Herzog Friedrich Wilhelm Nikolaus von Mecklenburg-Schwerin (1827-1879)
Prinz Georg von Preußen (1826-1902)
3. Persönlichkeiten, die nach bisherigen Erkenntnissen und Recherchen als historisch
unbelastet oder minderbelastet gelten können:
Bruno Oertel (1871-1938)
Hermann August Flender (1839-1882)
Adam Stegerwald (1874-1945)
Hermann Reuter
Die „Hermann-Reuter-Straße“ wurde – anders als in der „Straßenbenennungsliste
nach 1997“ angegeben – nicht nach dem ehemaligen Leiter der Stadt- und
Landesbibliothek, sondern nach einem SPD-Lokalpolitiker benannt, der biographisch
unverdächtig ist.
4. Persönlichkeiten, die über eine Mitgliedschaft in lokalen Kolonialvereinen
verfügten oder sich dort engagiert haben:
William Thomas Mulvany (1806-1885)
Henry Axel Bueck (1830-1916)
Adolf Möhlau (1844-1912)
Wilhelm Peiffer (1828-1900)
312

Anhang D: Liste alternativer Straßennamen
(Vorschläge)

313

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Günter-Stüttgen-Straße
Umbenennung des bereits bestehenden Professor-Neyses-Platzes (Derendorf) in
„Hilde-und Joseph-Neyses-Platz“
Selma-Mayer-Straße
Otto-Piene-Straße
Hedwig-Jung-Danielewicz-Straße
Cilly-Helten-Straße
Oskar-Manes-Platz
Hulda-Pankok-Straße
Dagobert-David-Straße auf dem Gelände der ehemaligen JVA Düsseldorf-Derendorf
(„Ulmer Höh‘“)
Waldemar-Spier-Straße

314

Anhang E: Text für zukünftige
Straßenbenennungen (Vorschlag)

315

Präambel Straßenbenennungen

Der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf ehrt verdiente Persönlichkeiten auf verschiedene
Weise für Ihre Leistungen oder ihr Engagement. Zu den größten Ehrungen, die im Rahmen
der kommunalen Selbstverwaltung vergeben werden können, zählt die Benennung einer
Straße, eines Weges oder eines Platzes auf dem Stadtgebiet.
Die Landeshauptstadt Düsseldorf ehrt mit einer solchen Benennung ausschließlich
verstorbene Persönlichkeiten, die sich ehrenamtlich oder weit über ihren Berufsalltag
hinausgehend für die Bürgerinnen und Bürger eingesetzt und engagiert haben oder sich
durch sonstige herausragende Leistungen auszeichneten. Diese Leistungen können auf
sozialer, politischer, kultureller oder künstlerischer, sportlicher, wirtschaftlicher oder
publizistischer Ebene oder im lokalen Brauchtum und Ehrenamt erbracht worden sein.
Gewürdigt wird die gesamte Lebensleitung einer Persönlichkeit.
Verbunden mit dieser Ehrung ist neben der Würdigung der Person und ihrer Leistung vor
allem der Vorbildcharakter für die Bürgerinnen und Bürger: Die geehrte Person sollte dem
Leitgedanken der Landeshauptstadt von Weltoffenheit, Toleranz und Menschlichkeit nicht
entgegenstehen.

Jüngere

Generationen

müssen

in

der

geehrten

Person

einen

Vorbildcharakter für ein gesamtstädtisches Gemeinwesen erkennen können.
Straßenbenennungen werden zunächst der Fachverwaltung (Stadtarchiv und Mahn- und
Gedenkstätte) zur Überprüfung vorgelegt.

316

STADT AACHEN
stadt aachen

Auszug aus dem Geodatenbestand

Umbennung Arthur-Kampf-Straße
Anmerkung: Die Stadt Aachen übernimmt für die hier gezeigten Geodäten keine Gewähr für Vollständigkeit, Aktualität,
Genauigkeit und Richtigkeit.
Erstellt: 30.07.2021

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Stadt Aachen, © StädteRegion Aachen, © Land NRW, © OpenStreetMap Contributors

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Plan der Stadt Aachen und Umgebung von 1881 (Stübben Karte)